Akademie der Kunst und Philosophie | Academy of Arts and Philosophy
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Kurs Nr. 691 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History VI - Die geistigen Quellen Europas, insbesondere  Osteuropas I



"Als das Verhängnisvollste erwies sich für die ganze weitere Entwicklung in Osteuropa das geistige Erbe, das die Tataren in Russland hinterließen, und das bestand in erster Linie aus der Idee des einheitlichen zentralisierten Staates mit einem absolut autokratischen Herrschaftsprinzip - nach Art der asiatischen Imperien - und mit einem allmächtigen Herrscher an der Spitze, etwas so wie in der goldenen Horde."

Skythianos, der große Eingeweihte, der sich dieses Feld bis in die sibirischen Gegenden hinein ausersehen hat, von ihm waren inspiriert die Führer der europäischen Urkultur (Kelten, dessen letzter Rest in den Barden und Skalden lebte, griechischer Apollo- und Orpheusmythos)

El Greco, El Salvador, 1612

 

 
 
 
 
 

 

Aus dem Inhalt:
 

Zu den geistigen Quellen, der metahistorischen Wirklichkeit, die hinter den historischen Tatsachen liegt, kann man in der Regel nur gelangen durch das Werk Rudolf Steiners, wie es ja schon in der Philosophie der Geschichte I-V gezeigt wurde. Hier geht es nun vor allem um die Bedeutung mitteleuropäischer und osteuropäischer bzw. russischer Geschichte. Zu den geistigen Quellen Europas, insbesondere Osteuropas siehe auch Kap.14  "Die kurze Geschichte Russlands I" und Kap. 27. "Die kurze Geschichte Russlands II" in Kurs Nr. 691 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History VI sowie die Fortsetzung in Kap. 13. "Die kurze Geschichte Russlands III"  und Kap. 19 "Die kurze Geschichte Russlands IV" in Kurs Nr. 692 Philosophie der Geschichte / Philosophy of History VII. 
 

1. Der Orient im Lichte des Okzidents I; Quelle der Urweisheit; Gesamtheit der Bodhisattvas, Geist der Bodhisattvas, nach christlicher Anschauung als Heiliger Geist, der mehrmals Menschengestalt angenommen hat, Buddha als eine der Menschwerdungen eines Bodhisattva; das grundsätzlich vom Bodhisattva verschiedene Christus-Prinzip; Skythianos, einer der höchsten Eingeweihten der Erde, Bewahrer der uralten atlantischen Weisheit, europäisches Mysterienwesen; Zarathustra, Gautama Buddha, Skythianos, Manes; Mysterien des Rosenkreuzes 

Das Christus-Prinzip muss in das soziale Leben der Erde hineinkommen, Europa hat damit begonnen, nun folgen auch Osteuropa und Asien: "Der Christus ist nicht zur Erde heruntergekommen auf einem zeitlichen Wege, der Christus ist, indem er zeitlich erschienen ist, auch dem Räume nach, von außen in die irdische Welt gekommen. Der Zarathustra hat ihn gesehen, indem er den Blick nach der Sonne hinaus gerichtet hat, und hat ihn angesprochen als Ahura Mazdao. Immer mehr und mehr hat sich für das menschliche Schauen im Raum dieser Ahura Mazdao genähert, bis er heruntergestiegen und Mensch geworden ist. Da interessiert also auch das räumliche Herankommen, nicht nur die zeitliche Folge. Das räumliche Herankommen, dieses Herankommen des Christus aus der Unendlichkeit des Raumes auf unsere Erde zu, das hat einen Ewigkeitswert, nicht bloß einen zeitlichen Wert. Damit hängt es dann auch zusammen, dass der Christus nicht auf der Erde so zu wirken hat, wie es dem Zeitenverhältnis allein entspricht, dass der Christus nicht auf die Erde so etwas bringt, wie es dem Verhältnis von Vater und Kind, von Mutter und Kind entspricht, was in der Zeit sich abspielt, sondern er bringt etwas in die Welt, was im Nebeneinander sich abspielt. Nebeneinander leben Brüder. Vater und Mutter und Enkel leben nacheinander in der Zeit, und das zeitliche Verhältnis drückt ihr eigentliches Verhältnis aus. Der Christus bringt aber als der Geist des Raumes etwas Räumliches auch in die Erdenkultur hinein. Was er hineinbringt, ist die Nebeneinanderstellung der Menschen im Raum, und das Verhältnis, das nun von einer Seele zur anderen immer mehr und mehr hinüberziehen soll im Nebeneinanderleben, gleichgültig wie sich das zeitliche Verhältnis regelt. Unsere Erde ist der Planet in unserem kosmischen System, der die Mission hat, in die Welt die Liebe einzuführen. Es war in alten Zeiten die Aufgabe der Erde, die Liebe einzuführen mit Hilfe der Zeit. Indem sich durch die Abstammungsverhältnisse das Blut von Generation zu Generation, vom Vater auf Kind und Enkel herunter ergoß, war dasjenige, was durch die Zeit verwandt war, zugleich dasjenige, was sich Hebte. Der Familienzusammenhang, der Blutzusammenhang, das Herabströmen des Blutes durch die in der Zeit aufeinanderfolgenden Generationen, das war dasjenige, was die Liebe begründete in den älteren Zeiten. Und auch da, wo die Liebe einen mehr moralischen Charakter annahm, da begründete sie sich auf ein zeitliches Verhältnis. Man liebte die Ahnherren, diejenigen, die in der Zeit vorangegangen sind. Durch Christus kam die Liebe von Seele zu Seele, so dass dasjenige, was räumlich nebeneinander steht, in ein Verhältnis kommt, wie es die gleichzeitig nebeneinander stehenden Geschwister zunächst vorgebildet haben als die Bruderliebe, die die Menschen im Räume von Seele zu Seele einander entgegenbringen sollen. Hier beginnt das räumliche Nebeneinanderleben seine besondere Bedeutung zu gewinnen. Daher redet man in älteren Zeiten, wenn es sich um die großen Angelegenheiten der Menschheit handelt, von demjenigen, was nach der Regel der Siebenzahl zusammenhängt: Sieben Rishis, sieben Weise! Daher ist der Christus umgeben von zwölf Aposteln als den Vorbildern der im Räume nebeneinander lebenden Menschen. Und diese Liebe, die alles dasjenige, was im Räume nebeneinander ist, unabhängig von der Zeitenfolge umspannen wird, soll durch das Christus-Prinzip in das soziale Leben der Erde hineinkommen. Derjenige ist ein Nachfolger des Christus, der das, was um ihn herum ist, liebt in Brüderlichkeit. Sprechen wir daher in älteren Zeiten von den Kindern des Luzifer, so ist das Christus-Prinzip die Veranlassung, dass wir sagen: Christus ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern. - Und das Bruderschaftsverhältnis zu dem Christus, das Sich-hingezogen-Fühlen nicht wie zu einem Vater, sondern wie zu einem Bruder, den man als den ersten der Brüder, aber doch als einen Bruder liebt, das ist das Grundverhältnis zu Christus. Das sind wiederum natürlich nur Anführungen, welche belegen, nicht beweisen, aber belegen und verdeutlichen dasjenige, was das Verhältnis der Zahlen Sieben und Zwölf ausmacht. Je mehr also das Christus-Verhältnis in die Welt herunterleuchtet, desto mehr spricht man von Gruppierungen im Sinne der zwölf Stämme Israels, der zwölf Apostel und so weiter. Die Zwölfzahl gewinnt also von da aus ihre mystische, geheimnisvolle Bedeutung für die Erdenentwickelung. Damit ist sozusagen der äußere Aspekt, der äußere Anblick dieser großen Veränderung angedeutet, die sich durch das Christus-Prinzip in bezug auf die Erdenentwickelung abgespielt hat. Wir könnten nun lange reden über das Verhältnis der Zahl Sieben zu der Zahl Zwölf und würden mancherlei noch unverständlich lassen müssen in diesem tiefen Geheimnis unseres Weltendaseins. Wenn Sie sich das Gesagte wie eine Verdeutlichung der Zahl Sieben und der Zahl Zwölf als Leitfaden für Zeit- und Raumverhältnisse gesagt sein lassen, so können Sie tiefer hineindringen in die Geheimnisse des Universums. Für uns soll aber zunächst dieses Verhältnis der Zahlen Sieben und Zwölf dasjenige sein, welches zu allem anderen dazu uns noch darauf hinweist, wie tief einschneidend das Christus-Ereignis für die Welt war, wie man selbst sozusagen einen anderen Zahlenleitfaden suchen muss, wenn man sich da zurechtfinden will. Aber es ist auch ein inneres Verhältnis in bezug auf Raum und Zeit; dieses kann ich Ihnen nur ganz skizzenhaft andeuten. Und das will ich so machen, wie man es in der Regel in den Mysterien gemacht hat, um anzudeuten das Kosmische in dem Verhältnis von Zwölf und Sieben. Man hat gesagt: Wenn man den Weltenraum nicht betrachtet als etwas Abstraktes, sondern so, dass man die irdischen Verhältnisse wirklich auf diesen Weltenraum bezieht, so muss man diese Verhältnisse auf jenen Umkreis beziehen, indem man sich die zwölf Grundpunkte des Tierkreises denkt als Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische. Diese zwölf Grundpunkte des Tierkreises, sie waren zu gleicher Zeit das wirkliche, reale Weltensymbolum für die urältesten göttlich-geistigen Wesenheiten, in dem man sich in einer gewissen Weise die Wirklichkeit entsprechend gedacht hat. Schon als die Erde verkörpert war im alten Saturn, wirkten diejenigen Kräfte, die aus diesen zwölf Richtungen herkommen, auf diesen alten Saturn ein; sie wirkten wiederum ein während der alten Sonnenzeit, während der alten Mondenzeit und werden weiter wirken. Sie sind also gewissermaßen ein Dauerndes und sind über dasjenige weit erhaben, was innerhalb unseres Erdenwerdens entsteht und vergeht. Erhaben ist dasjenige, was symbolisiert wird durch die zwölf Zeichen des Tierkreises, über dasjenige, was übergeht im Laufe des Werdens unseres Planeten vom alten Saturn auf die Sonne, von der alten Sonne zum alten Mond und so weiter. Wahrend dasjenige, was da vorgeht, entsteht und vergeht, hat das vom Tierkreis Bedingte die Planetengeschehnisse überdauert, also überdauert die Verhältnisse auf dem alten Saturn, auf der alten Sonne, auf dem alten Mond. Es ist auch dasjenige, was durch die Grundpunkte des Tierkreises symbolisiert wird, erhaben über dasjenige, was sich auf unserer Erde abspielt als der Gegensatz von Gut und Böse. Erinnern Sie sich, dass ich in der ersten Stunde dieses Zyklus aufmerksam gemacht habe darauf, wie, wenn man in das astralische Gebiet eindringt, man es zu tun hat mit einer Welt der Verwandlung, wie das, was von einem Gesichtspunkt aus als ein Gutes wirken kann, von dem anderen als böse erscheinen kann. Diese Unterschiede zwischen Gut und Böse, sie haben ihre Bedeutung innerhalb des Werdens. Und für diese Bedeutung ist die Siebenzahl ein orientierender Leitfaden. Dasjenige, was an Göttern symbolisiert wird in den zwölf Raumpunkten, in den zwölf Dauerpunkten, das ist erhaben über Gut und Böse. Und daher haben wir im Umkreis innerhalb der zwölf Dauerpunkte das über Gutes und Böses Erhabene. Da draußen haben wir gleichsam die Symbole für jene göttlich- geistigen Wesenheiten zu suchen, die, wenn sie an sich betrachtet werden, ohne dass sie hereingreifen in unsere irdische Sphäre, erhaben sind über die Unterschiede von Gut und Böse. Nun aber beginnt sich einmal in der Zeit zu regen dasjenige, das zu unserer Erde wird. Das kann nur dadurch geschehen, dass gleichsam eine Zweiteilung innerhalb dieser Dauergöttlichkeiten eintritt und dasjenige, was vorgeht, in ein verschiedenes Verhältnis tritt zu diesen Dauergöttern, dass sich diese in zwei Sphären gliedern, in eine Sphäre des Guten und in eine Sphäre des Bösen. An sich ist weder das eine noch das andere gut oder böse, aber indem es wirkt auf die Erde in ihrem Werden, wirkt es einmal als gut, einmal als böse, so dass also alles dasjenige, was an dem einen teilnimmt, als die Sphäre des Guten, und was am anderen teilnimmt, als die Sphäre des Bösen bezeichnet werden darf. Nur liegt die Vorstellung zugrunde, dass dasjenige, was nur ein wenig teilnimmt an der Sphäre des Guten, auch gut genannt werden muss. Sobald dasjenige, was in der geistigen Welt, wie ich gesagt habe, Dauer hat, was mit der Zeit nichts zu tun hat, sobald das in die Zeit eingreift, gliedert es sich in ein Gutes und in ein Böses. Für das Gute bleiben von den zwölf Dauerpunkten übrig die fünf rein in der Sphäre des Guten befindlichen und die zwei an der Grenze; das sind sieben. Daher sprechen wir von demjenigen, was als Sieben übrig bleibt von den Zwölf. Wenn wir das Gute, das Vortreffliche, das Führende in der Zeit suchen wollen, müssen wir sprechen von sieben Weisen, von sieben Rishis; und dem entspricht dann auch die Wirklichkeit. Daher auch die Vorstellung, dass der lichten Welt, der oberen Welt sieben Zeichen des Tierkreises angehören; dass die unteren fünf, vom Skorpion angefangen, der finsteren Welt angehören. Das soll nur ein skizzenhafter Hinweis sein darauf, dass der Raum, wenn er sozusagen seine Sphäre der Ewigkeit verläßt und Schöpfungen in sich aufnimmt, die in der Zeit verlaufen, sich gliedert in ein Gutes und ein Böses und dass, indem man das Gute heraushebt, die Sieben heraushebt aus der Zwölf, die Sieben die gute Zahl für die Zeitverhältnisse ist. Wollen wir die Wahrheiten der Zeit suchen, so müssen wir die Siebenzahl als Leitfaden betrachten; denn was als Fünf zahl übrigbleibt, würde uns in den Irrtum führen. Da haben Sie die innere Bedeutung dieser Sache. Sagen Sie sich nicht in diesem Augenblick, dass dies schwer verständlich ist, sondern sagen Sie sich: Die Welt ist tief, und es muss auch Dinge geben, die schwierig zu verstehen sind. Der Christus aber ist in die Welt gekommen, um auch zu sitzen mit den Zöllnern und Sündern. Er ist gekommen, um auch aufzunehmen dasjenige, was sonst aus dem Weltgange ausgeschieden werden müsste. In ödipus musste dasselbe ausgeschieden werden, was in das Christusleben aufgenommen worden ist wie ein Ferment; das wurde Ihnen erhärtet durch die Judas-Sage. Wie das neue Brot einen kleinen Teil des alten als ein Ferment aufnehmen muss, um weiter zu gedeihen, so musste die neue Welt, um zu gedeihen, um recht gut zu werden, etwas aufnehmen als ein Ferment, das aus dem Bösen heraus ist. Daher konnte Judas, der überall ausgeschlossen war, der sich auch am Hof e des Pilatus unmöglich gemacht hatte, aufgenommen werden da, wo der Christus wirkte, der gekommen ist, die Welt wiederum so zu heilen, dass die Sieben in die Zwölf umgewandelt werden kann, dass dasjenige, was unter der Siebenzahl begriffen worden ist, nunmehr unter dem Symbolum der Zwölfzahl begriffen werden kann. Zunächst ist uns die Zwölfzahl repräsentiert durch die zwölf Brüder des Christus, durch die zwölf Apostel. Das alles, wie gesagt, sollte nur besprochen werden als ein Hinweis darauf, wie tief die Veränderung war, die damit für unser ganzes Erdenwerden eintrat. Diese Bedeutung des Christus-Prinzipes und seines Einschlages in das Erdenwerden kann man von vielen Gesichtspunkten aus erläutern und der, den wir damit berührt haben, ist einer davon. Nunmehr wollen wir das noch einmal so recht vor unsere Seele stellen, was uns aus alledem hervorging. dass mit dem Christus etwas ganz Besonderes eingeschlagen hat in die Erdenentwickelung, das ist etwas, was in der Geisteswissenschaft da, wo sie ihre wahren Pflegestätten hat, gefühlt und erkannt wird. Gefühlt und erkannt wird in den Stätten wahrer Geisteswissenschaft, dass es eines gibt, was zunächst geht durch alle Kulturen der nachatlantischen Zeit; was schon gegangen ist durch die uraltindische, die urpersische, die chaldäisch-ägyptische Kultur und so weiter, was gehen wird auch durch diejenigen Kulturen, die auf diese folgen bis zur nächsten großen Katastrophe und darüber hinaus. Wenn wir uns fragen: Wo können wir eine wahrere Gestalt dessen finden, was durch die ganze Menschheitsentwickelung durchgeht, als wir sie finden können durch die Sinnesanschauung oder den menschlichen Verstand? - so müssen wir bei der Geisteswissenschaft anfragen und sagen: Wie nennt man das, was in der spirituellen Welt zu entdecken ist, und was sich gewissermaßen wie eine fortlaufende Geistesströmung durch alle diese sieben Kulturen durchbewegt? - Man hat gerade in der orientalischen Weisheit ein Wort geprägt für dasjenige, was sich durch alle diese Kulturen durchzieht; es ist, wenn man es in Wirklichkeit betrachtet, nicht etwas Abstraktes, sondern etwas Konkretes, ein Wesen. Und will man dieses Wesen näher bezeichnen, von dem im Grunde genommen alle anderen Wesen, seien es die sieben heiligen Rishis oder selbst höhere Wesenheiten, die gar nicht heruntersteigen bis zur physischen Verkörperung, Sendboten sind, so können wir es bezeichnen mit einem Namen, den der Orient richtig geprägt hat. Alle Verkündigung, jegliche Weisheit in der Welt führt zunächst auf diese eine Quelle zurück, auf die Quelle der Urweisheit, welche ein Wesen besitzt, das durch alle Kulturen der nachatlantischen Zeit sich hindurchentwickelt, das in jeder Epoche in dieser oder jener Form erscheint, das aber immer ein Wesen ist, ein Grundträger der Weisheit, die in den verschiedensten Gestalten erschienen ist. Wenn ich Ihnen gestern beschrieben habe, wie - gleichsam einatmend - die heiligen Rishis diese Weisheit konkret erfasst haben, so war dasjenige, was da draußen wie die Seele des Lichtes ausgebreitet war und als Lichtweisheit eingeatmet wurde von den heiligen Rishis, der Ausfluss jener erhabenen Wesenheit, von der hier die Rede ist. Und für die anderen Zeitalter ist dasjenige, was wir gestern erwähnen konnten als ihre Weisheit - zum Beispiel in jener ganz anderen Anschauung, wie sie in der urpersischen  Kulturepoche zum Ausdruck kam -, wiederum herabgeströmt von dieser einen Wesenheit, die der große Lehrer aller Kulturen ist. Jene Wesenheit, die der Lehrer der heiligen Rishis, die der Lehrer des Zarathustra, der Lehrer des Hermes war, die man als den großen Lehrer bezeichnen kann und die in den verschiedensten Epochen in der verschiedensten Weise sich manifestierte, die natürlich für den äußeren Blick zunächst tief verborgen bleibt, bezeichnet man mit einem aus dem Orientalischen heraus geprägten Ausdrucke als Gesamtheit der Bodhisattvas. Die christliche Anschauung würde sie als Heiligen Geist bezeichnen. Wenn man vom Bodhisattva spricht, spricht man von einer über alle Kulturen hin sich ziehenden Wesenheit, die sich auf die eine oder andere Weise kundgeben und manifestieren kann für die Menschen. Das ist der Geist der Bodhisattvas. Zu den Bodhisattvas haben sie alle aufgeblickt, haben die heiligen Rishis, hat der Zarathustra, der Hermes, der Moses aufgeblickt, gleichgültig wie sie die betreffende Wesenheit empfunden und genannt haben. Man kann sie mit diesem einen Namen belegen, sie ist «der große Lehrer», und zu ihm blicken auf diejenigen, die die Lehren der nachatlantischen Zeit empfangen wollen und können. Dieser Bodhisattva-Geist unserer nachatlantischen Zeit hat mehrmals Menschengestalt angenommen, eine derselben interessiert uns aber vor allen Dingen. Ein Bodhisattva hat die weithin leuchtende Menschengestalt angenommen, gleichgültig wie er sich sonst manifestiert hat, in jener Wesenheit, die man als Gautama Buddha bezeichnet. Und es war ein Fortschritt des entsprechenden Bodhisattva, als er nicht mehr bloß zu bleiben brauchte in den oberen geistigen Regionen, sondern es so weit gebracht hatte durch seine Ausbildung innerhalb der geistigen Regionen, dass er die physische Leiblichkeit so weit bezwingen konnte, um in Buddha Mensch zu werden. So also haben wir in dem Buddha eine der Menschwerdungen eines Bodhisattva zu sehen, eine der Menschwerdungen der allumfassenden Weisheitsgestalten, wie sie dem Erdenwerden zugrunde liegen. In dem Buddha haben wir sozusagen die Verkörperung jenes großen Lehrers, der einfach die wesenhafte Weisheit selber genannt werden kann. So sehen wir den Buddha in der richtigen Weise an: Er ist die Erdenwerdung des Bodhisattva. Und es braucht dann nicht geglaubt zu werden, dass ein Bodhisattva nur in dem Buddha sich verkörpert hat, sondern es hat sich ganz oder teilweise ein solcher auch in anderen menschlichen Persönlichkeiten verkörpert. Aber solche Verkörperungen müssen wir nicht alle nach der Schablone auffassen, sondern wir müssen uns klar sein darüber, dass so, wie ein Bodhisattva lebte im Ätherleib des Gautama Buddha, ein solcher auch in Leibesgliedern anderer menschlicher Individuen lebte. Und weil die Wesenheit desjenigen Bodhisattva, welcher den Astralleib des Zarathustra geerbt hatte, einströmte in die Glieder anderer Individualitäten, zum Beispiel des Hermes, so kann man - aber nur wenn man die Sache so versteht-auch andere Individualitäten, die wiederum große Lehrer sind, eine Verkörperung eines Bodhisattva nennen. Man kann von einer immer und immer wiederkehrenden Verkörperung des Bodhisattva sprechen, muss aber wissen, dass der Bodhisattva hinter all den Menschen, in denen er sich verkörpert, gestanden hat als Teil derjenigen Wesenheit, die selber die personifizierte Allweisheit unserer Welt ist. So also blicken wir auf das Weisheitselement, das in älteren Zeiten aus den luziferischen Welten heraus der Menschheit sich mitteilte. Wenn wir auf dieses schauen, schauen wir auf die Bodhisattvas. Nun gibt es aber in bezug auf die nachatlantische Entwickelung eine Wesenheit, die grundverschieden ist von den Bodhisattvas, die etwas prinzipiell anderes ist als ein Bodhisattva, und die man nicht mit dem Bodhisattva verwechseln darf, deshalb, weil sie einmal in einer menschlichen Individualität verkörpert war, die auch zu gleicher Zeit die Einströmungen des Bodhisattva als Buddha hatte. Weil einmal ein Mensch lebte, in dem der Christus sich verkörperte und zu gleicher Zeit in diese Menschenindividualität die Strahlen des Bodhisattva hineingingen, darf man es bei dieser Verkörperung nicht als Hauptsache betrachten, dass der Bodhisattva sich bei jener Persönlichkeit verkörpert hat. Das ist Jesus von Nazareth. Da überwiegt gerade während der drei letzten Jahre das grundsätzlich vom Bodhisattva verschiedene Christus-Prinzip. Wodurch können wir den Unterschied nun angeben von Christus-Prinzip und Bodhisattva-Prinzip? Das ist außerordentlich wichtig, dass man weiß, wodurch der Christus, der einmal in einem menschlichen Leib verkörpert war, nur einmal, nicht vorher und nicht nachher als Christus in einem Menschenleib verkörpert sein kann. Er ist seit jener Zeit zu erreichen auf dem Wege in das Innere der menschlichen Seele; er war vorher zu erreichen, wenn der Blick hinausgerichtet wurde in die Welt, wie ihn Zarathustra hinausgerichtet hat. Wodurch unterscheidet sich der Christus, dieses Prinzip, dieses Wesen, dem wir eine solche Mittelpunktstellung zuschreiben müssen, von einem Bodhisattva? Der grundsätzliche Unterschied des Christus von dem Bodhisattva ist der, dass wir den Bodhisattva nennen müssen den großen Lehrer, die Verkörperung der Weisheit, die durch alle Kulturen durchgeht, die in der verschiedensten Weise sich verkörpert. Der Christus aber ist nicht bloß Lehrer, das ist das Wesentliche! Der Christus lehrt nicht bloß die Menschen, der Christus ist eine Wesenheit, die wir am besten verstehen, wenn wir sie aufsuchen da, wo wir in schwindelnder Geisteshöhe sie finden können als ein Objekt der Initiation, und wo wir sie vergleichen können mit anderen geistigen Wesenheiten. Wir können sie am besten in folgender Weise charakterisieren: Es gibt Regionen des Geisteslebens, wo man sozusagen, entledigt alles Erdenstaubes, diese hohe Wesenheit, den Bodhisattva, in seiner spirituellen Eigentümlichkeit finden kann, und wo man finden kann den Christus, entkleidet von alledem, was er geworden ist auf der Erde und in deren Nähe. Da findet man dann das Folgende: Man findet sozusagen die Grundlage der Menschheit, dasjenige, wovon alles Leben ausgeht: den spirituellen Urquell. Man findet nicht nur einen Bodhisattva, sondern eine Reihe von Bodhisattvas. Wie wir hingewiesen haben auf denjenigen Bodhisattva, der unseren aufeinanderfolgenden sieben Kulturen zugrunde liegt, so gibt es einen Bodhisattva, der den atlantischen Kulturen zugrunde liegt und so weiter. Sie finden in spirituellen Höhen eine Reihe von Bodhisattvas, die für ihre Zeiten die großen Lehrer, die Unterweiser sind nicht nur der Menschen, sondern die Unterweiser auch derjenigen Wesenheiten, die nicht heruntersteigen in die Region des physischen Lebens. Sie finden wir da alle sitzen, wenn wir vergleichsweise sprechen dürfen, als die großen Lehrer; sie sammeln sich dasjenige, was sie lehren sollen, und in ihrer Mitte finden wir eine Wesenheit, die nicht nur dadurch etwas ist, dass sie lehrt: und das ist der Christus. Er ist nicht nur dadurch etwas, dass er lehrt, sondern er ist in der Mitte der Bodhisattvas als eine Wesenheit, die auf die umgebenden Bodhisattvas dadurch wirkt, dass diese ihren Anblick haben; angeschaut wird sie von den Bodhisattvas, denen sie ihre eigene Herrlichkeit offenbart. Sind die anderen dasjenige, was sie sind, dadurch, dass sie große Lehrer sind, so ist der Christus dasjenige, was er der Welt ist, durch das, was er in sich selbst ist, durch sein Wesen. Ihn braucht man nur anzuschauen; und die Offenbarung seines eigenen Wesens, die ist etwas, was sich bloß zu spiegeln braucht in seiner Umgebung; dann entsteht daraus die Lehre. Er ist nicht bloß Lehrer, er ist Leben, ein Leben, das sich eingießt in die anderen Wesenheiten, die dann die Lehrer werden. So sind die Bodhisattvas diejenigen, die ihre Lehre davon herhaben, dass sie die Seligkeit genießen, die Anschauung des Christus zu haben in ihrer spirituellen Höhe. Und finden wir im Verlaufe unserer Erdenentwickelung Verkörperungen der Bodhisattvas, so nennen wir solche, weil in ihnen der Bodhisattva das Wesentliche ist, große Lehrer der Menschheit. Der Christus lehrt nicht bloß. Über den Christus lernt man, um ihn zu verstehen, um das zu erkennen, was in ihm ist. Der Christus ist mehr Objekt als Subjekt des Lernens. Er ist daher eine Wesenheit von ganz grundsätzlich anderer Bedeutung als die Bodhisattvas, die durch die Welt gehen. Das ist der Unterschied des Christus von den Bodhisattvas, dass er dasjenige ist, was er der Welt ist, dadurch, dass die Welt seinen Anblick genießt. Die Bodhisattvas sind dasjenige, was sie der Welt sind, dadurch, dass sie die großen Lehrer sind. Wollen wir daher zu der lebendigen Wesenheit, zu dem Lebensquell auf unserer Erde hinblicken, so müssen wir zu derjenigen Verkörperung hinblicken, wo nicht bloß ein Bodhisattva sich verkörpert hat, so dass dies das Wesentliche ist, sondern wo dasjenige sich verkörpert hat, was selber kein Schriftwerk zu hinterlassen brauchte, was nicht selber eine Lehre von sich hinterlassen hat, sondern um sich diejenigen gesammelt hat, die über es Botschaften und Lehren in die Welt verbreitet haben. Das ist wesentlich, dass von dem Christus selber nicht ein Schriftstück vorhanden ist, sondern dass die Lehrer um ihn herum sind und über ihn reden, so dass er das Objekt der Lehre ist, nicht nur das Subjekt. Das drückt sich aus in dem eigentümlichen Umstände, der hier eine Notwendigkeit bedeutet bei dem Christus-Ereignis, dass von ihm selber nichts erhalten ist, sondern dass die anderen seine Wesenheit aufgeschrieben haben. Es ist daher gar kein Wunder, wenn gesagt wird, dass wir alles, was wir als Lehren des Christus finden, auch in anderen Bekenntnissen finden können, weil Christus gar nicht bloß Lehrer ist, weil er eine Wesenheit ist, die als Wesenheit begriffen werden will, weil er nicht bloß durch seine Lehren in uns etwas hineinversenken will, sondern durch sein Leben. Daher können wir aber auch alle Lehren der Welt, die uns zugänglich sind, zusammenbringen, und wir werden noch nicht alles haben, was den Christus begreifen kann. Wenn die gegenwärtige Menschheit sich nicht direkt hinaufwenden kann zu den Bodhisattvas, um mit den geistigen Augen der Bodhisattvas den Christus anzuschauen, so muss die Menschheit eben noch bei diesen Bodhisattvas in die Schule gehen, um dasjenige zu lernen, was dann den Christus zuletzt begreiflich machen kann. Wollen wir also nicht nur des Christus teilhaftig werden, sondern wollen wir den Christus verstehen, dann müssen wir nicht nur bequem hinblicken darauf, was der Christus für uns getan hat, sondern dann müssen wir bei allen Lehrern des Westens und des Ostens in die Schule gehen, und es muss uns ein Heiliges sein, die Lehren des ganzen Blickkreises uns anzueignen; und das andere Heilige muss uns sein, diese Lehren so zu verwenden, dass wir durch die höchsten Lehren den Christus vollständig begreifen. Das aber, was die Menschen tun sollen, das wird in den Mysterien entsprechend vorbereitet. Eine jede Zeit hat ihre besondere Aufgabe; einer jeden Zeit obliegt es, die Wahrheit gerade in derjenigen Gestalt zu empfangen, die diese Wahrheit für die betreffende Menschheitsepoche annehmen muss. Dem alten Inder konnte man nicht eine solche Wahrheitsform geben, wie sie heute gegeben wird, ebensowenig dem alten Perser. Man musste ihm die Wahrheit in der Gestalt geben, in welcher sie für seine Empfindungsfähigkeiten geeignet war. Daher musste in der Zeit, die durch ihre sonstige Eigentümlichkeit geeignet war, den Christus auf der Erde zu empfangen - das ist im vierten Zeiträume, im griechischlateinischen - , die Wahrheit über den Christus und über die mit dem Christus zusammenhängende Welt auch in derjenigen Form an die Menschheit gebracht werden, wie es der damaligen Menschheit angemessen war. Zu glauben, dass in der Zeit, die unmittelbar auf die Christus-Offenbarung folgte, die ganze Wahrheit schon vorhanden war über den Christus, das heißt: überhaupt nichts wissen von dem Fortschritte des Menschengeschlechtes. Wer nur die Lehren der ersten Jahrhunderte nach dem Christus-Ereignis bewahren will, wer nur das, was da geschrieben und aufbewahrt ist, ansehen wollte als echte christliche Lehre, der weiß nichts von menschlichem Fortschritt, der weiß nicht, dass der höchste Lehrer der ersten christlichen Jahrhunderte den Menschen über den Christus nichts anderes hätte sagen können als dasjenige, was sie aufnehmen konnten. Weil aber die Menschen der ersten christlichen Jahrhunderte vor allem diejenigen waren, die sozusagen am tiefsten heruntergestiegen sind in die physische Welt, so konnten sie auch mit ihrem Verständnis verhältnismäßig sehr wenig aufnehmen an höheren Lehren über den Christus. Verhältnismäßig wenig konnte begriffen werden von der großen breiten Masse der Christen über die Christus-Wesenheit. Wir haben gesehen, dass im alten Indien ein hohes hellseherisches Anschauen vorhanden war durch die damalige Stellung des Ätherleibes zu den anderen Gliedern des Menschen, aber es war für dieses Anschauen noch nicht die Zeit gekommen, den Christus als etwas anderes zu sehen als einen in fernen Regionen jenseits der Sinnenwelt liegenden Geist, ihn als den Vishvakarman zu begreifen. In der Zeit der urpersischen Kultur war erst die Möglichkeit, den Christus zu ahnen hinter der physischen Sonne. Und so ging es weiter. Bei Moses war es möglich, den Christus zu schauen als Jehova in Blitz und Donner, das heißt schon ganz nahe der Erde. Und im Jesus von Nazareth sah man den Christus als Menschen verkörpert. Die Menschheit ist so fortgeschritten, dass im alten Indien noch die Weisheit aufgenommen worden ist durch den Ätherleib, in der urpersischen Periode durch den Empfindungsleib, in der chaldäisch-ägyptischen Periode durch die Empfindungsseele, in der griechisch-lateinischen Periode durch dasjenige, was wir Verstandesseele nennen. Und die Verstandesseele ist schon mit ihrem Verständnisse an die Sinneswelt gebunden. Ihr ging daher verloren der Blick über dasjenige, was über die Sinneswelt hinausgeht. Daher erblickte man in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten kaum mehr als dasjenige, was zwischen Geburt und Tod liegt und was sich unmittelbar nachher als das nächste Geistgebiet anreiht. Man wusste nichts von demjenigen, was durch viele Inkarnationen hindurchgeht. Das lag am menschlichen Verständnis. Man konnte nur das eine Stück des gesamten Lebens des Menschen begreiflich machen: sein Erdenleben und das sich anschließende Stück Geistesleben. Das finden Sie daher für die breiten Massen beschrieben. Das durfte aber nicht konserviert werden. Es musste vorgesorgt werden, dass der Blick der Menschen sich hinaus erweitern könne über dieses Stück des Verständnisses; es musste vorgesorgt werden, dass die umfassende Weisheit, die man damals hat haben können in der Hermeszeit, in der Moseszeit, in der Zeit des Zarathustra, in der Zeit der alten indischen Rishis, nach und nach wieder aufleben kann, dass wieder die Möglichkeit geboten werde, den Christus in immer breiterem Verständnisse zu begreifen. So war der Christus zwar in die Welt gekommen, aber die Mittel des Verständnisses waren gerade zu seiner Zeit die eingeschränktesten. Es musste vorgesorgt werden für die folgenden Zeiten; es mussten wiederum alle alten Weisheiten aufleben, damit diese Weisheiten nach und nach in den Dienst des Christus-Verständnisses gestellt werden konnten. Das konnte nur geschehen auf folgende Weise. Es musste eine Mysterien - Weisheit geschaffen werden. Es hatten sich große Weistümer mitgebracht die Menschen, die aus der alten Atlantis herübergezogen sind nach Europa und weiter. In der alten Atlantis waren die meisten Menschen instinktiv hellseherisch, sie konnten hineinsehen in die Gebiete des Geistigen. Diese Hellsichtigkeit konnte sich nicht fortentwickeln, sie musste sich zurückziehen zu einzelnen Persönlichkeiten des Westens. Sie wurde da geleitet von einem Wesen, das in tiefer Verborgenheit lebte einstweilen, zurückgezogen selbst hinter denen, die auch schon zurückgezogen und Schüler waren eines großen Eingeweihten, das sozusagen zurückgeblieben war, bewahrend dasjenige, was aus der alten Atlantis herübergebracht werden konnte, bewahrend es für spätere Zeiten. Diesen hohen Initiierten, diesen Bewahrer der uralten atlantischen Weisheit, die tief hineinging sogar in alles dasjenige, was die Geheimnisse des physischen Leibes sind, kann man Skythianos nennen, wie es im frühen Mittelalter üblich war. Und es blickt derjenige, der das europäische Mysterienwesen kennt, zu einem der höchsten Eingeweihten der Erde hinauf, wenn der Name Skythianos genannt wird. Dann lebte aber auch innerhalb dieser Welt lange Zeit dieselbe Wesenheit, die man, wenn man sie von ihrem spirituellen Aspekte betrachtet, als den Bodhisattva bezeichnen kann. Dieser Bodhisattva war dieselbe Wesenheit, die, nachdem sie im Westen ihre Aufgabe vollendet hatte, sechshundert Jahre ungefähr vor unserer Zeitrechnung in dem Gautama Buddha verkörpert worden ist. Also diejenige Wesenheit, die dann als Lehrer weiter nach dem Osten gezogen ist, war sozusagen schon auf einem vorgeschritteneren Posten. Er war ein zweiter großer Lehrer, ein zweiter großer Siegelbewahrer der Weisheit der Menschheit und wurde der Gautama Buddha. Dann aber war eine dritte Individualität, die zu Großem vorausbestimmt war. Und diese dritte Individualität kennen wir aus verschiedensten Vorträgen. Das ist derjenige, der der Lehrer des alten Persiens war, der große Zarathustra. Wir sprechen drei wichtige geistige Wesenheiten und Individualitäten an, wenn wir die Namen Zarathustra, Gautama Buddha und Skythianos aussprechen. Wir sprechen von Verkörperungen von Bodhisattvas, wenn wir die Namen Skythianos, Zarathustra und Buddha nennen. Dasjenige, was in ihnen lebte, war nicht der Christus. Nun musste der Menschheit Zeit gelassen werden, die Ankunft des Christus zu erleben, der sich vorher verkündigt hatte dem Moses auf dem Sinai, denn das ist dieselbe Wesenheit: Jahve und Christus, nur in anderer Form. Nun musste Zeit gelassen werden der Menschheit, den Christus zu empfangen. Das geschah in der Zeit, als das Verständnis für solche Dinge das denkbar geringste war. Aber vorgesorgt werden musste dafür, dass das Verständnis, dass die Weisheit immer größer und größer wieder wurde; und dafür hat auch der Christus auf der Erde vorgesorgt. Es wird nun eine vierte Individualität in der Geschichte genannt, hinter der sich für viele etwas verbirgt, das noch höher, noch gewaltiger ist als die drei genannten Wesenheiten, als Skythianos, als Buddha und als Zarathustra. Es ist Manes, der wie ein hoher Sendbote des Christus genannt wird von vielen, die mehr im Manichäismus sehen, als gewöhnlich gesehen wird. Manes, so sagen viele, versammelte nun wenige. Es wird hier von diesen Wesen so gesprochen, wie sie im Geiste älterer-Weltanschauungen aufgefasst worden sind, und wie es, in gewissem Sinne, vom geisteswissenschaftlichen Gesichtspunkte auch heute berechtigt ist. Jahrhunderte, nachdem Christus auf der Erde gelebt hatte, in einer der größten Versammlungen, die in der zur Erde gehörigen spirituellen Welt überhaupt stattgefunden haben, drei wichtige Persönlichkeiten des vierten Jahrhunderts der nachchristlichen Zeit um sich. In dieser bildhaften Schilderung soll eine wichtige spirituelle Kulturtatsache ausgedrückt werden. Manes versammelte diese Persönlichkeiten aus dem Grunde, um mit ihnen zu beraten, wie allmählich jene Weisheit, die gelebt hat durch die Zeitwende in der nachatlantischen Zeit, wiederum aufleben kann in die Zukunft hinein immer weiter und weiter, immer glorreicher und glorreicher. Welche Persönlichkeiten versammelte Manes in jener denkwürdigen Versammlung, die nur zu erreichen ist durch spirituelles Schauen? Die eine ist jene Persönlichkeit, in welcher in der damaligen Zeit Skythianos lebte, der wiederverkörperte Skythianos der Maneszeit. Die zweite Persönlichkeit ist ein physischer Abglanz des damals wiedererschienenen Buddha, und die dritte ist der damals wiederverkörperte Zarathustra. So haben wir ein Kollegium um Manes herum, Manes in der Mitte, um ihn herum Skythianos, Buddha und Zarathustra. Damals wurde in diesem Kollegium festgestellt der Plan, wie alle Weisheit der Bodhisattvas der nachatlantischen Zeit immer stärker und stärker hineinfließen kann in die Zukunft der Menschheit. Und was damals als der Plan zukünftiger Erdenkulturentwickelung beschlossen worden ist, das wurde bewahrt und dann herübergetragen in jene europäischen Mysterien, welche die Mysterien des Rosenkreuzes sind. In den Mysterien des Rosenkreuzes verkehrten immer die Individualitäten des Skythianos, des Buddha, des Zarathustra. Sie waren in den Schulen des Rosenkreuzes die Lehrer; Lehrer, die ihre Weisheit deshalb der Erde als Gaben schickten, weil durch diese Weisheit der Christus in seiner Wesenheit begriffen werden sollte. Daher ist es in aller Geistesschulung des Rosenkreuzes so, dass man hinaufblickt mit tiefster Verehrung zu jenen alten Eingeweihten, die die uralte Weisheit der Atlantis bewahrten: zu dem wiederverkörperten Skythianos, in ihm sah man den großen verehrten Bodhisattva des Westens; zu dem jeweilig verkörperten Abglanz des Buddha, den man ebenfalls verehrte als einen der Bodhisattvas, und endlich zu Zarathas, dem
wiederverkörperten Zarathustra. Zu ihnen blickte man hinauf als zu den großen Lehrern der europäischen Eingeweihten. Es dürfen solche Darstellungen nicht wie äußerlich geschichtliche genommen werden, trotzdem sie den geschichtlichen Verlauf als Tatbestand treffender charakterisieren als eine äußerliche Darstellung das könnte. Um nur eines zu erwähnen, muss gesagt werden, dass Sie kaum finden irgendein Landgebiet im Mittelalter, wo nicht eine bestimmte Legende überall verbreitet ist. Als in Europa niemand etwas wusste von dem Gautama Buddha, als die Tradition von dem Gautama Buddha vollständig verschollen war, erzählte man folgendes. Sie finden das in vielen Büchern des Mittelalters; es gehört zu den verbreitetsten Erzählungen des Mittelalters. Es war in Indien einstmals einem König ein Sohn geboren mit Namen Josaphat. Von diesem Josaphat wurde bei seiner Geburt Wichtiges geweissagt. Daher wurde er besonders behütet von seinem Vater; er sollte nur das Allerkostbarste kennenlernen, sollte in voller Seligkeit schwelgen, sollte nicht die Schmerzen und Leiden und das Unglück des Lebens kennenlernen. Bewahrt wurde Josaphat von alledem. Da aber findet es sich doch, dass Josaphat eines Tages hinausging aus dem Palaste, und er fand einen Kranken, einen Aussätzigen, er fand einen gealterten Menschen und einen Leichnam; das erzählte man von Josaphat! Da ging er tief erschüttert in den Königspalast zurück, und es fand sich ein Mann, der ergriffen war im tiefsten Herzen von den Geheimnissen des Christentums, Barlaam, der gewann den Josaphat für das Christentum. Und es wurde Josaphat, der dies erlebt hatte, ein Christ. So erzählte die Legende des Mittelalters. Und nun brauchen Sie nicht einmal die Akasha-Chronik zu Hilfe zu nehmen, sondern der gewöhnliche Philologe genügt da schon, um den Namen Josaphat zu untersuchen. Josaphat geht zurück auf ein altes Wort Joasaph; Joasaph geht wieder zurück auf Jodasaph; Jodasaph auf Yudasaf, was identisch ist mit Budasaf - beide letzten Formen sind arabisch-und Budasaf das ist derselbe Name wie Bodhisattva. So kennt die europäische Geheimlehre nicht nur den «Bodhisattva», sondern sie kennt, wenn sie den Namen Josaphat entziffern kann, auch den Begriff dieses Wortes. Diese legendenhafte Ausbildung der Geheimlehre im Westen weiß, dass es eine Zeit gegeben hat, wo dieselbe Wesenheit, die im Gautama Buddha gelebt hat, ein Christ geworden ist. Das kann man entweder wissen oder man kann es nicht wissen; wahr bleibt es doch! Gerade so wie Traditionen hinter der Zeit zurückbleiben können, wie die Menschen heute das glauben können, was man vor Jahrtausenden geglaubt hat und was sich in Traditionen fortpflanzen kann, so kann man auch glauben, dass es den höheren Welten entspricht, dass der Gautama Buddha dasselbe geblieben ist, was er sechshundert Jahre vor unserer Zeitrechnung war. Doch ist es nicht so. Er ist aufgestiegen, er hat sich entwickelt. Und in den wahren Lehren des Rosenkreuzes ist aufbewahrt dasjenige, was sich davon legendenhaft zum Ausdruck gebracht hat, wie ich Ihnen das eben erzählt habe. Man darf nur nicht mit diesen wahren Lehren des Rosenkreuzes verwechseln all das Törichte, das durch eine bedenkliche Literatur fließt. So finden wir innerhalb des Geisteslebens Europas denjenigen, der der Träger des Christus war, Zaratas oder Nazarathos, den Zarathustra, von Zeit zu Zeit wieder; so finden wir Skythianos wieder; so finden wir auch den dritten großen Schüler des Manes, auch Buddha wieder, wie er war, nachdem er die späteren Zeiten miterlebt hat. So blickte der europäische Kenner der Initiation immer hinein in der Zeiten Wende, zu den wahren Gestalten der großen Lehrer aufschauend. Von Zaratas, von Buddha, von Skythianos, von ihnen wusste er, dass durch sie einströmte in die Kultur der Zukunft diejenige Weisheit, die immerdar von den Bodhisattvas gekommen ist und die verwendet werden soll, um zu begreifen das würdigste Objekt alles Verstehens, den Christus, der ein von den Bodhisattvas grundverschiedenes Wesen ist, den man nur verstehen kann, wenn man alle Weisheit der Bodhisattvas zusammennimmt. Daher ist in den Geistesweisheiten der Europäer außer allem andern auch ein synthetischer Zusammenschluss aller Lehren enthalten, die der Welt gegeben worden sind durch die drei großen Schüler des Manes und den Manes selbst. Wenn man auch nicht verstanden hat den Manes, es wird eine Zeit kommen, wo die europäische Kultur sich so gestalten wird, dass man wieder einen Sinn verbinden wird mit den Namen Skythianos, Buddha und Zarathustra. Sie werden den Menschen das Lehrmaterial geben, um den Christus zu verstehen. Immer besser und besser werden die Menschen durch sie den Christus verstehen. Angefangen hat das Mittelalter allerdings mit einer sonderbaren Verehrung und Anbetung gegenüber dem Skythianos, gegenüber dem Buddha und gegenüber dem Zarathustra, als ihre Namen ein wenig durchgesickert waren; angefangen hat es damit, dass derjenige, der sich in gewissen christlichen Religionsgemeinschaften als ein echter Christ bekennen wollte, die Formel sprechen musste: «Ich verfluche Skythianos, ich verfluche Buddha, ich verfluche Zaratas!» Das war eine über viele Gebiete des christlichen Zeitalters verbreitete Formel, durch die man sich als rechter Christ bekannte. Was man aber damals glaubte verfluchen zu müssen, das wird das Kollegium der Lehrer sein, die der Menschheit den Christus am allerbesten verständlich machen werden, zu denen die Menschheit emporblicken wird als zu den großen Bodhisattvas, durch die der Christus wird begriffen werden. Heute kann kaum die Menschheit als das wenigste zweierlei entgegenbringen diesen großen Lehrern des Rosenkreuzes, zweierlei, was nur einen Anfang bedeuten kann von dem, was in der Zukunft groß und
mächtig als Verständnis des Christentums dastehen soll. Das soll gemacht werden durch die heutige Geisteswissenschaft; sie soll beginnen, die Lehren des Skythianos, des Zarathustra und des Gautama Buddha in die Welt zu bringen, nicht in ihrer alten, sondern in einer durchaus neuen, heute aus sich selbst erforschbaren Form. Wir beginnen damit, dass wir zunächst das Elementare, welches wir von ihnen lernen können, der Kultur einverleiben. Von dem Buddha hat das Christentum hinzuzulernen die Lehre von der Wiederverkörperung und dem Karma, wenn auch nicht in einer alten, heute nicht mehr zeitgemäßen Art. Warum fließen heute in das Christentum die Lehren von der Wiederverkörperung und dem Karma? Sie fließen ein, weil sie die Eingeweihten verstehenlernen können im Sinne unserer Zeit, wie sie Buddha, der große Lehrer der Wiederverkörperung in seiner Art verstanden hat. So wird man auch anfangen den Skythianos zu verstehen, der nicht nur die Wiederverkörperung   des Menschen zu lehren hat, sondern der das zu lehren hat, was von Ewigkeit zu Ewigkeit waltet. So wird immer mehr und mehr das Wesen der Welt, immer mehr und mehr das Wesen des Zentrums unserer Erdenwelt, das Wesen des Christus begriffen werden. So fließen immer mehr und mehr die Lehren der Initiierten in die Menschheit hinein. Heute kann der angehende Geistesforscher nur zweierlei als Elementaranfang zu demjenigen bringen, was die beiden Elemente sein müssen der zukünftigen Geistesentwickelung der Menschheit. Was sich ins Innere hineinsenkt als das Christus-Leben, wird das erste Element sein; was in umfassender Weise als die geistige Kosmologie Verständnis bringen wird für den Christus, das wird das zweite sein. Christus-Leben im Innern des Herzens, Weltverständnis, das zu Christus-Verständnis führt, das werden die beiden Elemente sein. Heute, wo wir am Anfang stehen, können wir beginnen damit, dass wir die richtige Gesinnung haben im Innern. Daher versammeln wir uns, um die richtige Gesinnung gegenüber der geistigen Welt und all dessen, was daraus geboren ist, gegenüber dem Menschen zu pflegen. Damit, dass wir die richtige Gesinnung pflegen, machen wir unsere Geisteskräfte allmählich geeignet, den Christus im Innern aufzunehmen, denn je höher und edler sich die Gesinnung ausprägt, desto edler wird sich Christus ausleben können. Und wir machen den Anfang damit, dass wir die elementaren Zusammenhänge unserer Erdenentwickelung lehren, dass wir erneut suchen dasjenige, was von Skythianos, Zarathustra und Buddha stammt, dass wir es nehmen so, wie sie es lehren können in unserer Zeit, so wie diese Lehrer selbst es wissen, nachdem sie sich entwickelt haben bis in unsere Zeit herein. Wir sind so weit, dass wir anfangen, die elementaren Lehren der Einweihung zu verbreiten." [1]
 

2. Der Orient im Lichte des Okzidents II; Weisheit im Osten, Zukunft der Christlichkeit hängt von der Ausbildung der westlichen Kräfte ab; zwei Kulturströme von Atlantis; untere und obere Götterwelt; alte indische Volksgemeinschaft; Weisheit der alten Ägypter; Zarathustrakultur; keltische Kultur, Vollkommenheit physisch, intellektuell, moralisch und ästhetisch; griechische Plastik, Gestalten des Zeus, der Aphrodite, der Pallas Athene, des Hermes, des Merkur; heilige Schale des Gral herübergebracht nach dem Westen

Man muss wissen wie die Weisheit gerade im Osten aufgeblüht ist, und warum wiederum die Zukunft der Christlichkeit gerade von der Ausbildung der westlichen Kräfte abhängt, was viele neo-nationalistische Russen nicht wahrhaben wollen, die meinen sie könnten alles aus sich selbst entwickeln. "Daher kam es, dass man durch alle Zeiten hindurch unterschied zwischen dem Aufstieg zu den oberen Göttern und dem Hinabstieg zu den unteren Göttern, und dass man das Hinabsteigen als etwas wesentlich Gefährlicheres ansah als das Hinaufsteigen zu den oberen Göttern, dass man deswegen bei diesem Wege in die geistige Welt ganz besonders hohe Anforderungen stellte an die Zöglinge der Mysterien, der Geheimwissenschaft. Dies musste einmal erwähnt werden aus dem Grunde, weil diese zwei Wege in die geistige Welt hinein in der Tat eine große Rolle spielen in der Menschheitsentwickelung, und weil man die Gegeneinanderstellung des Orients und des Okzidents nur dadurch gut verstehen und das Verhältnis der «Kinder des Luzifer» und der «Brüder Christi» auffassen kann, dass man sich diese zwei Wege vor Augen führt. In der Außenwelt, die dem Menschen für den äußeren Blick sehr häufig erscheinen kann wie ein buntes Gewirr der mannigfaltigsten Tatsachen, ist gar nichts, was nicht in einer weisen Art gelenkt wäre, nichts, wobei nicht geistige Wesenheiten, geistige Kräfte und geistige Tatsachen im Spiele wären; und man versteht alles, was da geschieht, nur, wenn man einsehen lernt, wie sich die geistigen Geschehnisse gruppiert haben unter der Lenkung jener Mächte, die charakterisiert worden sind von den verschiedensten Seiten her. Man muss, wenn man verstehen will, warum eine bestimmte Form von Weisheit gerade im Osten aufgeblüht ist, und warum wiederum die Zukunft der Christlichkeit gerade von der Ausbildung der westlichen Kräfte abhängt, auf den Ursprung, auf den geschichtlichen Hergang der beiden Welten den Blick richten. Aus verschiedenen Vorträgen, die Sie von mir gehört haben, wissen Sie, dass unser gesamtes jetziges Geistesleben herstammt aus jenem Gebiete, das wir die alte Atlantis nennen; dass sich entwickelt hat ein uraltes Geistesleben auf einem Gebiete im Westen zwischen dem heutigen Europa und Amerika und dass, was wir an asiatischer, afrikanischer, amerikanischer Kultur antreffen, letzten Endes Abkömmlinge sind der alten atlantischen Kultur. Dort haben wir den Vater- und Mutterboden alles unseres Kulturlebens zu suchen. Es waren vor jener gewaltigen Katastrophe, welche das Antlitz der Erde so verändert hat, dass die gegenwärtige Gestalt derselben zustande gekommen ist, innerhalb der alten Atlantis von den gegenwärtigen ganz verschiedene Menschenarten vorhanden, geleitet von hohen Eingeweihten, von Führern der Menschheit. Da entwickelte sich eine Kultur, welche im wesentlichen unter dem Einflüsse eines alten Hellsehens stand, so dass die Menschen jener Zeit die instinktartige Fähigkeit hatten, sowohl durch den äußeren Schleier der Sinneswelt zu der oberen Geistwelt hindurchzuschauen, wie auch durch ihr eigenes Seelenleben hindurch zu den unteren Göttern zu blicken. Das war damals natürlich. Wie es den heutigen Menschen natürlich ist, mit ihren Augen zu sehen, mit ihren Ohren zu hören und so weiter, so war es den damaligen Menschen natürlich, nicht nur draußen in der Welt zu sehen Farben, zu hören Töne und so weiter, sondern hinter den Farben und Tönen und so weiter geistige Wesenheiten zu sehen. Ebenso war es ihnen natürlich, nicht nur die Stimme des Gewissens zu vernehmen, sondern zum Beispiel dasjenige, was die Griechen Erinnyen genannt haben. Das haben sie als geistige Wesenheiten wahrgenommen. So also waren die alten Atlantier instinktartig bekannt mit einer geistigen Welt. Es ist der Sinn der Menschheitsentwickelung, dass die Menschen allmählich sozusagen herausstiegen aus diesem alten instinktartigen, aber geistschauenden Bewußtsein und vorrückten zu demjenigen, was unserer heutigen Zeit eigen ist. Durch diese Stufe des Lebens auf dem physischen Plane mussten die Menschen hindurchgehen. Nun wäre es nicht möglich gewesen, die ganze Entwickelung der Menschheit von der geistigen Welt aus etwa einfach so zu leiten, dass man einen Strom von Menschheit herübergeschickt hätte von der alten Atlantis über die Gegenden Europas, Afrikas, nach Asien hinein, und dass sich alles sozusagen gradlinig entwickelt hätte. - Die Entwickelung besteht niemals bloß darin, dass sich etwas aus einem Keim heraus gestaltet und dann in gerader Linie fortschreitet, sondern überall, wo es Entwickelung gibt, da muss noch etwas anderes eintreten. Sie können sich zunächst an einem sehr gewöhnlichen Beispiele klar machen, dass die Entwickelung niemals das Fortschreiten in gerader Linie ist, so dass etwa immer eine Sache die andere hervortreibt, sondern dass noch etwas anderes zur Entwickelung gehört. Betrachten Sie die Pflanze! Sie werfen das Samenkorn in die Erde und Sie sehen, wie aus diesem Samenkorn hervorsprießen die Organe der Pflanze, die Blätter, wie später die Kelchblätter hervorkommen, Staubgefäße, Stempel und so weiter entstehen. Nun ist ja im heutigen normalen Pflanzenleben notwendig, wenn die Entwickelung vorwärtsschreiten soll, etwas andres, etwas, was sozusagen nicht in der geraden Linie des Fortschreitens liegt. Zur Fruchtbildung ist notwendig die Befruchtung. Es müssen die Befruchtungssubstanzen von einer Pflanze auf die andere hinüberfließen, damit die Blüte sich zur Frucht entwickele, und es würde aus der Blüte heraus die Frucht sich nicht in gerader Linie entwickeln können, sondern es muss ein Strom von Einflüssen von außen hinzukommen, damit durch diesen Einfluss, der von der Seite herkommt, die Entwickelung vorwärts schreitet. Das, was Sie an der Pflanze sehen können, das ist ein Bild für das gesamte Weltleben, und das gibt Ihnen auch einen Hinweis darauf, wie es im geistigen Leben ist. Es ist durchaus falsch zu glauben, dass man im geistigen Leben zum Ziele kommt, wenn man annimmt, dass irgendwo eine Kulturströmung hervortrete und dass sie immer Neues und Neues nur aus sich hervortreibe. Das kann eine Weile so fortgehen, aber es würde nicht genügen, es würde ebensowenig das hervorbringen, was geschehen soll, wie die Blüte ohne Befruchtung die Frucht hervorbringen könnte. Es muss immer an einem bestimmten Punkte der Entwickelung ein seitlicher Einfluss kommen, in der Menschheitsentwickelung gleichsam eine geistige Befruchtung. Wenn sich eine Kulturströmung eine Weile gradlinig
fortgepflanzt hat, dann muss von der Seite her irgendein Einfluss kommen. So wie sich getrennt voneinander entwickelt im Pflanzenleben das weibliche und das männliche Element, so musste auch in der fortschreitenden Entwickelung der Menschen seit der Atlantis nicht ein einfacher Strom sich bilden, der von dem Westen nach dem Osten hinging, sondern es mussten im wesentlichen zwei Hauptströmungen von der alten Atlantis nach dem Osten hinüberziehen, die eine Weile getrennt voneinander sich entwickeln und dann nach einer bestimmten Zeit zusammentreffen, sich gegenseitig befruchten mussten, damit das Richtige eintreten konnte. Und diese zwei Strömungen der Menschheitsentwickelung können wir verfolgen, wenn wir in der richtigen Weise die Urkunden der Geistesschau prüfen. Da haben wir einen Strom der Menschheitsentwickelung, der dadurch zustande kommt, dass sich gewisse Völker herüberschieben von dem alten atlantischen Lande mehr in einem nördlichen Gebiete, so dass sie die Gegenden berühren, die heute England, Nordfrankreich umfassen, dann nach dem heutigen Skandinavien, Russland bis nach Asien hinein, bis nach Indien hinunterziehen. Da bewegt sich ein Strom von Völkern der verschiedensten Art, der ein bestimmtes geistiges Leben trägt. Ein anderer Strom der Menschheitsentwickelung geht einen anderen Weg; er geht mehr südlich, geht so, dass wir heute seinen Weg etwa suchen müssten herein vom Atlantischen Ozean durch Südspanien, durch Afrika bis hinüber nach Ägypten, dann nach Arabien. Zwei Ströme, große Völkerwanderungen gleichsam ergießen sich aus der alten Atlantis nach Osten hinüber. Jeder dieser Kulturströme macht zunächst seinen eigenen Weg durch, bis sie sich gegenseitig befruchten in einem späteren Zeitpunkt. Worin nun besteht der Unterschied dieser beiden Kulturströmungen? Darinnen, dass der Strom, der sich mehr im Norden bewegte, solche Menschen in sich schloss, welche mehr geeignet waren, ihre äußeren Sinne und die äußere Anschauung zu gebrauchen, welche mehr geneigt waren, den Blick auf den Teppich oder Schleier der Umwelt zu richten. Es hatten diese Menschen, die da mehr im Norden zogen, solche Eingeweihte, die ihnen den Weg zeigten zu jenen geistigen Welten, die man nannte die oberen Götter, jene Götter, welche man findet, wenn man den Schleier der äußeren Sinneswelt durchdringt. Solcher Art sind diejenigen Wesenheiten, welche als germanisch-nordische Götter verehrt werden. Odin, Thor und so weiter sind Namen für solche göttlichgeistige Wesenheiten, die man findet, wenn man den äußeren Schleier der Sinneswelt durchdringt. Eine andere Organisation hatten die Menschen des anderen Völkerstromes. Diese Menschen, die in einem südlichen Gebiete herüberzogen von der alten Atlantis nach Asien hinein, die hatten mehr die Anlage, einzutauchen in ihr Seelenleben, in ihr Inneres. Man möchte sagen - nehmen Sie das Wort nicht mit abfälligem Beigeschmack - die nordischen Völker hatten mehr das Talent, hinauszuschauen in die Welt, die südlichen Völker aber hatten mehr das Talent, hineinzubrüten in ihr eigenes Seelenleben und durch den Schleier ihres eigenen Seelenlebens die geistige Welt zu suchen. Daher wird es Sie nicht verwundern, dass die Nachkömmlinge der südlichen Völker Götter hatten, die sozusagen zu den unterirdischen gehörten, die mehr das Seelenleben beherrschen. Sie brauchen sich nur das Beispiel des ägyptischen Osiris vor Augen zu stellen. Osiris ist jene Gottheit, welche der Mensch findet, wenn er durch die Pforte des Todes durchgegangen ist. Er ist der Gott, der in der äußeren Sinneswelt nicht leben kann. In alten Zeiten nur hat er da gelebt; und als die neuen Zeiten heranrückten, da wurde er gleich überwunden von den Mächten der Sinneswelt, von dem bösen Seth; und seither lebt er in derjenigen Welt, die der Mensch betritt nach dem Tode, also in einer Welt, die man nur finden kann, wenn man sich versenkt in dasjenige, was am Mensdien das Unsterbliche, das Dauernde ist, das von Inkarnation zu Inkarnation geht; in das, was menschliches Innenleben ist. Daher fühlten die Menschen auch vorzugsweise dieses Innenleben mit Osiris verbunden. Das war der Unterschied in den Charakteranlagen der nördlichen und der südlichen Völker. Nur eine Volksgemeinschaft gab es, die in einer gewissen Weise in der ersten Epoche der nachatlantischen Zeit nach der großen atlantischen Katastrophe beide Anlagen in sich vereinigte. Dieses Volk war besonders dazu ausersehen, beide Wege, die in die geistige Welt hineinführen, zu gehen und auf beiden Wegen ein Fruchtbares, ein Richtiges für die damalige Zeit zu finden. Während die nordischen Völker nämlich in die Welt des äußeren Sinnesteppichs blickten und die südlichen hineinbrüteten in das eigene Innere ihres Seelenlebens, war eine Volksgemeinschaft da, die sowohl die Fähigkeit hatte, durchzudringen durch die äußere Sinnenwelt und hinaufzusteigen in die geistigen Welten dahinter, wie auch hinein sich zu leben in das eigene Innere, in die tiefsten Untergründe der mystischen Versenkung, und durch den Schleier des eigenen Seelenlebens die geistigen Welten zu finden. Das war eine Fähigkeit, die allerdings in der alten atlantischen Zeit, wenigstens in deren ersten Epochen, bei allen Menschen vorhanden war. Diese Fähigkeit aber, nach außen und nach innen zu finden, ist mit einem anderen Erlebnis verbunden, mit einem Erlebnis, das ganz eigenartig dasteht im Menschenleben. Wer nur die Fähigkeit hat, durch den äußeren Schleier der Sinnenwelt zu dringen und da die geistige Welt, die oberen Götter, zu finden, und dann hört, dass irgendwo anders auf der Erde es andere Gottheiten gibt, der versteht die letzteren nicht recht. Wer aber die beiden Fähigkeiten miteinander verbindet, wer durch den Schleier der äußeren Sinnenwelt ebenso dringen kann wie durch den Schleier des eigenen Seelenlebens, der macht zuletzt eine eminent wichtige Entdeckung, nämlich diese, dass dasjenige, was wir finden, wenn wir durch den Schleier des Seelenlebens dringen, seinem Wesen nach dasselbe ist wie dasjenige, was wir finden, wenn wir durch den Schleier der äußeren Sinnenwelt dringen. Denn es offenbart sich uns eine einheitliche Geisteswelt, das eine Mal von außen, das andere Mal von innen. Lernt man die geistige Welt auf beiden Wegen kennen, dann erkennt man die Einheit derselben. Wer auf dem Wege innerer Versenkung zu den geistigen Welten vordringt, der findet sie hinter dem Schleier des Seelenlebens; und wenn er auch noch die Fähigkeit hat, durch die Entwickelung der übersinnlichen Kräfte auch durch den Schleier der äußeren Sinneswelt zu dringen, dann weiß er, dass dasjenige, was er im Inneren gefunden hat, dasselbe ist wie dasjenige, was er nach außen gehend erschaut hat. In dieser Lage, jenes große Erlebnis zu haben von der Einheit des Geisteslebens, war die alte indische Volksgemeinschaft. Wenn der übersinnliche Blick des alten Inders sich nach außen gerichtet hat, dann erblickte er da die die Welterscheinungen zusammenhaltenden und gestaltenden äußeren geistigen Wesenheiten. Wenn er sich in sein Inneres versenkte, dann fand er durch diese mystische Versenkung in sich selber sein Brahman; und er wußte, dass dieses, was er hinter dem Schleier des Seelenlebens fand, dasselbe ist, das mit dem großen gewaltigen Flügelschlag, der durch den Kosmos ging, auch die äußere Welt geschaffen und geordnet hat. Das ist das Mächtige und Gewaltige, was aus diesen alten Zeiten auf uns wirkt, dass hier etwas aufbewahrt ist, was als uralte Kultur vorhanden war in der alten atlantischen Zeit und was sich als Rest herein erhalten hat in die nachatlantische Zeit. Die Entwickelung aber schreitet nicht dadurch vorwärts, dass das Alte sich umgestaltet oder erhalten bleibt, sondern dass neue Entwickelungsströme entstehen, die sich dann gegenseitig befruchten. Wenn wir den nördlichen Entwickelungsstrom verfolgen, der von der alten Atlantis durch Europa bis nach Asien hinübergegangen ist, finden wir im alten indischen Volke den vorgeschobensten Posten, der nach seiner Vereinigung mit anderen Elementen die altindische Kultur gebildet hat. Wenn wir aber etwas weiter nach Norden, wenn wir zum Gebiete der Perser gehen, dann finden wir die urpersische Kultur, diejenige, die uns in späterer geschichtlicher Zeit als Zarathustrakultur entgegentritt. Diese Zarathustrakultur zeigt uns bereits, wenn wir sie mit den Mitteln des übersinnlichen Schauens prüfen, jene Eigentümlichkeit, dass die Menschen mehr nach der Außenwelt schauten und den Schleier der Außenwelt zu durchdringen suchten, um so zur oberen geistigen Welt vorzuschreiten. Aus dieser Eigentümlichkeit des persischen Volkscharakters werden Sie es begreifen, dass der Zarathustra, der Führer dieser urpersischen Kultur, zunächst weniger Wert legte auf die innere mystische Versenkung, dass er sogar in einem gewissen Gegensatze stand zu dieser; dass er aber mehr den Blick lenkte in die äußere Sinneswelt; zunächst zur Sinnessonne hinauf, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass hinter der Sinnessonne etwas steht wie eine geistige Sonnenwesenheit, dass hinter ihr steht Ahura Mazdao. Da haben Sie bereits vollständig ausgeprägt den Weg, den die Eingeweihten der nördlichen Völker machten. Und gerade in der altpersischen Kultur unter der Führung des ältesten Zarathustra bildete sich die höchste Form dieser Anschauung der geistigen Welt nach außen hin. Unvollkommener wurde diese Form des äußeren Anschauens um so mehr, je weiter die Völker sozusagen zurückgeblieben waren hinter den alten Persern (Es sind hier nicht die geschichtlichen Perser gemeint, sondern uralte vorgeschichtliche Völkerschaften in dem Gebiet, das später das persische wurde.), die bis nach Vorderasien vorgedrungen waren. Es waren hinter den Urpersern andere Völkerschaften in Asien und Europa zurückgeblieben. Alle diese Völkerschaften hatten aber die Eigentümlichkeit, dass ihr Blick mehr nach außen gerichtet war. Alle Eingeweihten dieser Völkerschaften wählten den Weg, ihre Angehörigen auf die geistige Welt, die hinter dem Schleier der Sinnenwelt liegt, zu weisen. Innerhalb Europas haben wir noch, wenn wir mit den Mitteln der geistigen Forschung prüfen, in jener wunderbaren Kultur, die sozusagen auf dem Grunde aller anderen europäischen Kulturen lag, in der keltischen Kultur, die Überbleibsel alles dessen, was durch das Zusammenwirken von Volksgemüt und  Eingeweihtenforschung entstanden ist; dasjenige, was zum großen Teil heute verloren ist und nur noch für den, der die Wege kennt, um zu suchen durch Geistesschau, aus der äußeren Sinneswelt noch einigermaßen zu enträtseln ist. Alles das, was wir altkeltisches Element nennen können - wo es uns auch immer herausleuchtet als der Grundboden der anderen europäischen Kulturen -, alles das sind Nachklänge noch älterer Kulturen Europas, die in einer gewissen Weise zurückgeblieben waren hinter der großen, erhabenen Zarathustrakultur, die aber im Grunde genommen denselben Weg gingen je nach dem Charakter der Völker. Die Völker waren in gewisser Weise so verteilt worden, dass sie je nach der äußeren Ausbreitung in verschiedener Weise den Weg zum Geistigen gehen konnten. Je nach den verschiedenen Orten, auf denen diese Völker wohnten, gingen sie diesen Weg in einer mehr oder weniger vollkommenen Art. Nun müssen Sie sich klarmachen, dass der Verkehr, den der Mensch pflegt mit der Außenwelt, sei sie die geistige, sei sie die sinnliche Außenwelt, für ihn selber eine Wirkung hat; dass die Erlebnisse nicht etwas sind, was sozusagen wie ein Weltspiegel da ist, nur damit der Mensch etwas erfährt, sondern, was in solcher Art geschieht, ist dazu da, dass der Mensch in einer ganz bestimmten Weise in seiner Entwickelung vorwärtskommt. Was ist denn eigentlich der Mensch einer gewissen Zeit? Er ist dasjenige, wozu ihn die Weltenkräfte, die in seiner Umgebung leben, organisieren. Wir sind ein Ergebnis dessen, was die Weltenkräfte aus uns geformt haben. Je nachdem diese Weltenkräfte in uns eindringen, werden wir gebildet. Derjenige, welcher gesunde Luft einatmet, bildet nicht nur seine Organe in der entsprechenden Weise aus, sondern auch derjenige, welcher diese oder jene Art des geistigen Lebens aufnimmt, bildet seinen geistigen Organismus, und, weil der körperliche Organismus nur die Wirkung des geistigen ist, auch den körperlichen in entsprechender Weise aus. Der Mensch entwickelt sich fortwährend. Daher werden Sie es begreiflich finden, dass bei all den Völkerschaften dieser nordischen Strömung, weil vorzugsweise in sie die Kräfte der Außenwelt einströmten, vorzugsweise auch die äußeren körperlichen Eigenschaften zur Entfaltung kamen, alles das, was den Menschen von außen bilden kann. Es wurde durch die äußeren Kräfte das entwickelt, was man am Menschen auch äußerlich sehen und wirksam empfinden konnte. Sie finden daher nicht nur die kriegerischen Eigenschaften bei diesen Völkern ausgebildet, sondern auch ein immer vollkommener und vollkommener werdendes Instrument, um die Außenwelt zu durchdringen; das Gehirn selbst wird immer vollkommener unter der Einwirkung der äußeren Kräfte. Daher sind in den Menschen dieses Völkerstromes die Keime zum Begreifen der äußeren Welt vorhanden. Nur aus diesem Völkerstrom konnte das hervorgehen im Geistesleben, was endlich zur Beherrschung der äußeren Naturkräfte und Naturmächte führte. Man möchte sagen, diese Völkermassen legten den Hauptwert darauf, das äußere Instrument des Menschen, dasjenige, was man von ihm nach außen hin sehen kann, immer vollkommener zu machen, nicht nur physisch, sondern auch intellektuell, moralisch und ästhetisch. Immer mehr und mehr wurde vom Geiste hineingegossen in die äußere Körperlichkeit. Die physische Körperlichkeit wurde vollkommener und vollkommener gemacht, so dass die einzelne Seele, wenn sie von einer Inkarnation zur anderen lebte, bei der nächstfolgenden Verkörperung in der Regel eine bessere Körperlichkeit, vor allen Dingen nicht nur im physischen Sinne, sondern auch im moralischen Sinne finden konnte. Dasjenige also, was den Menschen nach außen hin vergeistigt, was seinen physischen Leib vergeistigt, das konnte unter solchen Einflüssen insbesondere zur Entwickelung kommen. Fragen wir uns jetzt, was insbesondere bei denjenigen Völkern, welche den anderen Weg einschlugen, zur Entwickelung kommen musste, so werden Sie sich sagen: Bei ihnen musste die Verfeinerung des Seelenlebens zur Entfaltung kommen. Versuchen Sie daher aufzusuchen den Begriff des Gewissens in alten Zeiten bei jenen Völkermassen, die ich Ihnen eben charakterisiert habe, die sozusagen die äußere Leiblichkeit vergeistigten. Sie finden bei ihnen den Begriff des Gewissens nicht. Er taucht auf bei den Völkern, welche den südlichen Weg gegangen sind. Bei ihnen tauchen die feineren Erlebnisse der Seele auf; da wird das innere Seelenleben mit Begriffen und Ideen bereichert, so dass es sich endlich zu jenem Reichtume entwickeln konnte, der heute noch so angestaunt wird, zu der alten, geheimnisvollen hermetischen Wissenschaft der alten Ägypter. Die von allen Kennern dieser Dinge so sehr verehrte Weisheit der Ägypter konnte sich nur entwickeln, weil innerhalb dieses Völkerstromes das innere Seelenleben zur Entwickelung kam. All die Künste, die Weisheit, welche von innen heraus den Menschen einentwickelt werden mussten, all die kamen bei dieser Strömung der Menschheitsentwickelung zum Vorschein. So sehen wir, dass innerhalb dieses Menschenstromes ein geringerer Wert darauf gelegt wird, die äußere Körperlichkeit zu vergeistigen, dagegen ein um so höherer Wert darauf, die inneren Kräfte der Seele zu vergeistigen, immer feiner und feiner auszubilden. Sehen Sie sich einmal die griechische Plastik an! Wenn sie darstellen wollte den durchgeistigten, veredelten physischen Leib, dann stellte sie den Angehörigen von Völkermassen der nördlichen Strömung dar. All die Gestalten des Zeus, der Aphrodite, der Pallas Athene sind in ihrer äußeren Konfiguration der Rassentypus der nördlichen Völkermassen. Da, wo hingewiesen werden sollte auf die innere Entwickelung des Seelenlebens, hatte man das Bedürfnis zu zeigen, dass die Kräfte, die sich entwickeln, unsichtbar in der Seele sich entwickeln; da stellte man eine solche Figur hin wie den Hermes, den Merkur. Er ist anders gestaltet wie die anderen Götter; er ist so gestaltet wie die afrikanischen Völker gestaltet sind. Ganz andere Ohren, anderen Haarcharakter, geschlitzte Augen statt der nordischen Augen. Dafür wußte man, dass in diesem Menschheitstypus der Träger gegeben ist der Wissenschaftlichkeit, der Weisheit, alles dessen, was auf die Seele des Menschen wirkt. Das verband man mit dem Begriff des Boten zu der unteren Götterwelt, mit Hermes oder Merkur. Man kann den Unterschied der beiden Völkerströmungen in der Weise charakterisieren, dass man sagt: die nördliche Völkerströmung arbeitet darauf hin, einen äußeren Menschen hinzustellen, der in seiner äußeren Leiblichkeit den Geist wie im Abbilde darlebt; der anderen Völkerströmung kam es darauf an, die unsichtbar sich zeigende Seele, dasjenige also, was nur, wenn man den Blick nach innen wendet, empfindbar wird, auszugestalten. So schuf die nördliche Völkerströmung das Ebenbild der Gottheit im Menschen, wie es äußerlich erscheint; es schuf die südliche Völkerströmung das seelische Ebenbild der Gottheit, das unsichtbar im Inneren wirkende und webende Seelenebenbild der Gottheit. Getrennt zunächst, wie die männliche und weibliche Befruchtungssubstanz der Pflanze, entwickeln sich diese beiden Völkerströmungen; der eine Völkerstrom, so weit er gehen konnte zur Verinnerlichung, der andere, so weit er gehen konnte zum Ausdruck des Geistigen im Äußeren. Und dann, als der richtige Zeitpunkt gekommen war, mussten sich diese beiden Völkerströmungen gegenseitig befruchten. Wir mögen den einen oder den anderen Völkerstrom in Betracht ziehen, wir werden überall auch in dem, was uns äußerlich, geschichtlich entgegentritt, dasjenige bestätigt finden, was eben gesagt worden ist. So blieben die Götter der südlichen Völkerschaften mehr oder weniger unsichtbare Götter, denen man sich im eigenen Innern verband, Götter, vor denen man in gewisser Beziehung Furcht und Schrecken haben konnte, vor denen man in anderer Beziehung aber wiederum so dastehen konnte, dass man mit einer gewissen menschlichen Zuversicht zu ihnen emporblickte. Es ist ja angedeutet worden, dass man diese Götter der Innenwelt sieht, wie man selbst ist. Ist man selbst moralisch gestaltet, bringt man moralische Seelenqualitäten der inneren Götterwelt entgegen, dann zeigen sich diese Götter in einem wahren Bilde; es fließt ihr Wesen in den Menschen ein; er fühlt sich von ihnen innerlich erleuchtet, innerlich verklärt. Ist man selbst unmoralisch, ist man mit schlechten, unwahren, häßlichen Vorstellungen begabt, dann verzerrt sich das Bild dieser Götterwelt, dann erscheint sie in furchtbaren, dämonischen Gestalten, so wie das schönste Gesicht verzerrt und karikaturenhaft aussehen kann, wenn man es in einem Spiegel betrachtet, der wie eine Gartenkugel ist. Es konnten, wenn sie den im Innern erschauten Göttern gegenübertraten, die Menschen die Empfindung haben: Oh, das sind unsere guten Freunde, unsere intimsten geistigen Genossen, das sind diejenigen, zu denen wir aufblicken, und die uns die Kräfte hineingießen in das intimste Innere unseres Seelenlebens; das ist etwas, was im Innersten zu uns gehört. - Und erleuchtet und gestärkt und verklärt konnte sich der Mensch fühlen durch diese göttlichen Wesenheiten. Er konnte aber auch, wenn er durch seine eigenen Qualitäten hindurch in Zerrbildern sie erschaute, mit Schaudern und Schrecken auf sie blicken; sie konnten ihn quälen, verfolgen, in die wüstesten Ausschreitungen des Lebens hineinjagen, weil sie sich eben im Zerrbild seiner niederen Leidenschaften zeigten. Daraus können Sie ermessen, wie man darauf gesehen hat, dass kein Mensch, in unvorbereitetem Zustande gerade diesen Göttern gegenübertrat, sondern man stellte da, wo man dem Menschen den Zugang zur geistigen Welt eröffnete, im strengsten Sinne die Anforderung einer erst vor sich gehenden seelisch-moralischen Vervollkommnung, einer außerordentlich guten Vorbereitung; und man wurde nicht müde, zu warnen davor, in dem Zustande einer schwachen Seele den Göttern gegenüberzutreten. Wenn wir nun diese geistige Welt, die wir auf diesem Wege zunächst bei den Völkern des südlichen Völkerstromes gefunden sehen, überblicken, wenn wir sie ihrem ganzen Charakter, sozusagen nach ihren Herrschern charakterisieren wollen, dann nennen wir sie, weil sie diejenige göttlich-geistige Welt ist, welche den Menschen innerlich erleuchtet mit jenem Lichte, das äußerlich nicht sichtbar werden kann,  mit jenem Lichte, das er sich durch eigene Vervollkommnung erkämpfen muss, die Welt des Luzifer, die Welt des Lichtträgers. Dieser südliche Völkerstrom fand die Welt des Luzifer auf diesem Wege. Der andere Völkerstrom, der führte dazu, den äußeren Menschen, den Menschen, der da lebt zwischen Geburt und Tod in sinnlicher Verkörperung, dahin zu bringen, ein möglichst treues Abbild der Gottheit zu sein in bezug auf die äußere Gestalt. Was konnte auf diesem Gebiete das Ideal nur sein der Volksentwickelung? Dieses Ideal konnte nur sein, eben ein Höchstes in dieser Art zu schaffen, konnte nur sein, alles dasjenige zu tun, was wenigstens einmal auf der Erde einen so vollkommenen, einen so durchgeistigten äußeren Leib hervorbrachte, dass er imstande war niclit nur ein Ebenbild der Gottheit zu werden, sondern dass er aufnehmen konnte diese Gottheit selber. Mit anderen Worten: Es musste das Ideal in diesem anderen Völkerstrom dieses sein, eine Menschenindividualität zu veranlassen, sich so weit zu vervollkommnen, zu vergeistigen, zu veredeln in bezug auf alles das, was der Mensch zwischen Geburt und Tod hat, dass dieser äußere Leib ein edles Gefäß sei zur Aufnahme des höchsten Geistigen. Und demjenigen, der in der vollkommensten Art hingewiesen hat auf die geistige Welt, die hinter dem Schleier des Sinnenteppichs steht, Zarathustra (Mit «Zarathustra» ist hier natürlich nicht die bekannte geschichtliche Gestalt, sondern ein alter vorgeschichtlicher Vorfahr gemeint. Es wird dabei der Gedanke zugrunde gelegt, dass sich die Nachfahren einer großen Individualität durch lange Zeiten deren Namen beilegten. So war es nämlich Sitte in alten Zeiten.), dem ging auch zunächst der große Gedanke auf: Es muss eine äußerliche Körperlichkeit geschaffen werden durch eine solche moralische, intellektuelle und spirituelle Kraft, dass diese Körperlichkeit so vergeistigt ist, wie sie nur vergeistigt sein kann. Weil dem Zarathustra dieser Gedanke zuerst aufgegangen ist, deshalb sorgte er dafür, sich so zu vervollkommnen von Inkarnation zu Inkarnation, dass mit jeder Inkarnation er in einem edleren, moralischeren, ästhetischeren, intellektuelleren Leibe wohnte. So sehen wir die Individualität, die als Zarathustra zuerst auftritt im alten Persien, an sich so arbeiten, dass sie in immer edleren physischen Leiblichkeiten erscheint, bis sie so weit ist, dass sie diese Veredlung der physischen Leiblichkeit so weit gebracht hat, dass in dem Leibe das edle Gefäß gegeben war, das nicht nur war ein Abbild der göttlich-geistigen Welt, sondern in das sich hineinsenkte die Gottheit, die man sonst nur hinter dem Schleier der äußeren Sinnenwelt gesehen hat. Dasjenige, worauf der alte Zarathustra gewiesen hat als die Welt der Sonnengeister, die hinter der physischen Sonne stehen, worauf er hingewiesen hat als auf den verborgenen Geist des Guten, den Ahura Mazdao, das sollte eine Stätte finden, indem es sich immer mehr und mehr näherte der Erde, in der es als in einer vollkommenen, vergeistigten Leiblichkeit wohnen konnte. So erschien der Zarathustra in einer seiner Verkörperungen im Leibe des Jesus von Nazareth; und der Leib des Jesus von Nazareth war so weit durchgeistigt, so weit veredelt, dass er in seine äußere Leiblichkeit hinein diejenige Geistigkeit nehmen konnte, die man sonst hinter dem Schleier der Sinnenwelt fand. Diese Geistigkeit konnte sich in diesen Leib hineinergießen (Man wird hieraus ersehen, wie es eine törichte Entstellung ist, wenn gesagt wird, der Sprecher des obigen Vortrags habe jemals den Christus mit dem Zarathustra identifiziert. Er hat dies ebensowenig getan, wie er ihn mit Buddha für eins erklärt hat.). Den Menschenleib, den man gerade in der nördlichen Völkerströmung immer gepflegt hat durch die Richtung des Blickes hinaus in die geistige Welt, hatte man dazu präpariert, selber zum Träger zu werden derjenigen Geistigkeit, die sich hinter der äußeren Sinneswelt verbirgt. So hatte man das große, gewaltige Ereignis vorbereitet, die geistige Welt, die hinter dem Schleier der Sinneswelt verborgen ist, die man nirgends sehen kann mit dem gewöhnlichen Auge, die man nur sehen kann mit dem geistigen Auge, diese Geistigkeit in einem Leibe, in dem Leibe des Jesus von Nazareth durch drei Jahre auf der Erde zu haben. So bildete sich durch drei Jahre jene Geistigkeit als das Christus-Prinzip aus in dem zubereiteten Leib des Jesus von Nazareth. So war in der nördlichen Völkerströmung nicht nur allein geschaut worden, was hinter der äußeren Sinneswelt stand, sondern es war vorbereitet worden die Möglichkeit, dieses Geistige auch hereinströmen zu lassen in die Erdenwelt, auf dass das, was man vorher nur hinter der Sonne sah, auch wandeln konnte durch drei Jahre innerhalb unserer Erdenmenschheit. So war der Luzifer sozusagen eingezogen in der südlichen Völkerströmung in die Menschheit, so war der Christus eingezogen in der nördlichen Völkerströmung, beide in Gemäßheit des Charakters dieser Völkerströmungen. Und wir leben in der Zeit, in welcher sich diese beiden Völkerströmungen miteinander verbinden müssen, wie die männlichen und weiblichen Befruchtungssubstanzen sich gegenseitig durchdringen müssen. Wir leben in der Zeit, wo der Christus, der von außen hereingezogen ist als eine objektive Wesenheit in den veredelten Körper des Jesus von Nazareth, verstanden werden muss dadurch, dass die Seele in sich selbst sich immer mehr und mehr versenkt und sich vereinigt mit der Welt des Geistigen, die im Innern gefunden werden kann, mit der Welt, die aus Luzifers Reich stammt. So wird die Befruchtung dieser beiden Völkerströmungen nach und nach geschehen. Sie hat bereits begonnen; sie hat begonnen in demjenigen Augenblicke, der uns dadurch angedeutet wird, dass uns gesagt wird, wie das Opferblut des Christus, das vom Kreuze floss, aufgesammelt wurde in der heiligen Schale des Gral; wie diese heilige Schale des Gral herübergebracht wurde nach dem Westen, vom Osten her, wo man sich vorbereitet hatte zu verstehen die Christus-Tat dadurch, dass man in einer ganz bestimmten Weise das Licht des Luzifer gepflegt hat. Und so wird immer mehr und mehr fortschreitend die Vereinigung dieser beiden Strömungen, die in der Menschheit selbst gegeben sind, vor sich gehen. Was auch die Menschen der Gegenwart machen wollen, es wird sich in der Zukunft zum Heile der Menschheit erfüllen, dass innerhalb der Kultur, in der zusammenfließen die eine und die andere Strömung, das große, die Welt- und Menschheitsentwickelung lenkende Christus- Wesen verstanden werden wird durch das Licht, das die Seele von innen empfängt aus dem Reiche des Luzifer. Christus wird die Substanz, Luzifer wird die Form geben. Und aus dem, was die beiden miteinander werden, werden die Einschläge kommen, die sich in die Menschheits-Geistesentwickelung hineinsenken und alles das herbeiführen werden, was zum Heil und zum Segen der Menschheit die Zukunft bringen wird." [2]

3. Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien, Bedeutung des Christus-Ereignisses innerhalb unserer Erdengeschichte, verschiedene Aspekte der Darstellung des Christus-Ereignisses; Eingeweihte des Denkens, Eingeweihte des Fühlens und Eingeweihte des Wollens, in dem Christus Jesus fließen zusammen alle geistigen Strömungen und werden neu geboren, Buddhas Lehre von Mitleid und Liebe, Buddha-Legende, der künftige Maitreya-Buddha; Skythianos, der große Eingeweihte, der sich dieses Feld bis in die sibirischen Gegenden hinein ausersehen hat, von ihm waren inspiriert die Führer der europäischen Urkultur (Kelten, dessen letzter Rest in den Barden und Skalden lebte, griechischer Apollo- und Orpheusmythos); die Mission Abrahams und des althebräischen Volkes, die salomonische und die nathanische Linie des Hauses David


Das Christentum, und alles, was damit zusammenhängt, hat einen tiefen Einschnitt gemacht in die Gesamtentwickelung der Menschheit und es ist bekannt, "dass man sozusagen das, was heute um uns herum geschieht, was die menschliche Seele heute durcherleben kann, nicht gut verstehen kann, ohne die ganze Bedeutung des Christus-Ereignisses innerhalb unserer Erdengeschichte ins Auge zu fassen. Für jede einzelne Menschenseele ist es von unendlicher Wichtigkeit, gerade die Bedeutung dieses Ereignisses kennenzulernen. Nun wissen Sie ja, dass dieses Christus-Ereignis für die Menschen geschildert wird in vier Urkunden, in den sogenannten vier Evangelien. Diese vier Urkunden, Sie kennen sie alle und haben sie in der verschiedensten Weise gewiß verfolgt. Diesen vier Urkunden, dem Evangelium nach Matthäus, dem Evangelium nach Markus, dem Evangelium nach Lukas und dem Evangelium nach Johannes ist es in der verschiedensten Weise ergangen im Laufe der Menschheitsentwickelung seit der Begründung des Christentums. Große Umwandlungen hat erfahren das Urteil und die Stellung des Menschen zu diesen vier Urkunden. Wenn wir uns zunächst fragen, wie dem heutigen Menschen, selbst dem heutigen Theologen, diese vier Urkunden erscheinen, so liegt die Antwort ziemlich nahe. Man sagt sich: Da haben wir zunächst einmal die drei Urkunden der Matthäus-, Markus- und Lukas-Evangelien. Sie stimmen wenigstens - so ist das heutige allgemeine Urteil - in einigem überein. Aber ganz verschieden von diesen drei Urkunden ist die vierte, das Johannes-Evangelium. - Dieses Johannes-Evangelium wirkt zunächst auf den Menschen so, dass er sich sagt: Wenn man die drei ersten Evangelien nimmt als historische Urkunden, als Schilderungen des Lebens des Christus Jesus, so widerspricht die vierte Urkunde so wesentlich den drei ersten, dass man diese vierte nicht als eine Schilderung nehmen könnte, die den historischen Tatsachen entspricht. - So besteht die Meinung, als ob diese vierte Urkunde nur wäre eine Schrift, herausentsprungen aus dem Bekenntnis eines treu der Sendung des Christus Jesus ergebenen Mannes, eine Art Hymnus, entquollen dem Herzen, um in begeisterter Art auszudrücken, was der Schilderer zu sagen hatte. Die drei andern Evangelien nennt man auch die kanonischen, weil man versucht, eine Art historischen Bildes zu geben und weil man glaubt, dass diese in einer gewissen Weise wiedergeben die historischen Tatsachen. Wenn man sich aber an Widersprüche, die der äußere, an die physischen Verhältnisse gebundene Verstand sucht, halten will, so bieten wahrhaftig die drei ersten Evangelien auch solche Widersprüche dar. Denn sollten es keine Widersprüche sein, dass im Evangelium des Matthäus erzählt wird von einer Geburt des Jesus in Bethlehem, erzählt wird von einer Flucht nach Ägypten, von dem Erscheinen der Magier aus dem Morgenlande, dass dagegen erzählt wird im Evangelium des Lukas von einer Reise nach Bethlehem, aber vollständig verschwiegen wird, was im Matthäus-Evangelium erzählt wird von den Magiern, dass da verschwiegen wird die Flucht nach Ägypten und so weiter? Auf die Einzelheiten der drei Wirkensjahre des Christus Jesus wollen wir dabei gar nicht eingehen. Widerspruch auf Widerspruch könnten wir da finden. Nun könnte man die Frage aufwerfen: Wie liegt denn eigentlich die Entwicklung des Urteils über die Evangelien im Laufe der christlichen Zeiten? War das immer so, dass die Menschen die Evangelien angesehen haben und darinnen vor allen Dingen die Widersprüche gesehen haben? - Wir müssen uns klar sein darüber, wie diese Entwickelung des Urteils über die Evangelien vor sich gegangen ist. dass die Menschen die Evangelien so zur Hand haben wie heute, das ist ja noch nicht lange her. Verbreitet innerhalb der allgemeinen Menschheit sind die Evangelien erst kurze Zeit. Vor der Erfindung der Buchdruckerkunst waren die Evangelien im Grunde nur in den Händen weniger Menschen und wahrhaftig nicht der unverständigsten, sondern derjenigen Menschen, die sich in der allergelehrtesten Weise damit befaßt haben, die eine Angelegenheit ihres Lebens daraus gemacht haben. Und es ist nicht so, dass da etwa immer mehr und mehr, je weiter wir in der Zeit rückwärtsgehen, die Leute gesagt hätten: Da sind Widersprüche - , sondern das gerade Gegenteil ist wahr. Je weiter wir zurückgehen, desto mehr zeigt sich, dass diese Widersprüche nicht empfunden werden, dass man die vier Evangelien nebeneinander gehabt und nicht die Widersprüche gesehen hat. Die ganze Stimmung, die die Leute gehabt haben gegenüber den Evangelien, war in den ersten christlichen Jahrhunderten ganz anders. Wollten wir diese Stimmung charakterisieren, dann müssten wir sagen, dass die Menschen der ersten christlichen Jahrhunderte erfüllt waren von einer ungeheuren Ehrfurcht gegenüber dem, was geschildert wird in den Evangelien. Durchdrungen war diese ganze Stimmung von einem Hinaufschauen zu der großen Gestalt des Christus Jesus. Wie hat man nun die Evangelien empfunden? Wie hat man so etwas empfunden, dass im Evangelium des Matthäus etwas anderes erzählt wird als etwa im Evangelium des Lukas ? So ähnlich hat man empfunden, wie wenn heute - ich habe den Vergleich schon gebraucht in den verschiedenen Vorträgen, die da und dort gehalten worden sind - , wie wenn jemand einen Baum von einer Seite photographiert. Eine solche Photographie gibt eine Ansicht des Baumes. Wenn man damit unter die Leute ginge und wollte nach ihr eine Vorstellung des Baumes erzeugen, so wäre diese Vorstellung höchst einseitig. Und man könnte schon mehr hoffen, eine richtige Vorstellung von dem Baum zu erwecken, wenn man ihn von vier Seiten photographierte. Dann würde man vier Bilder des einen Baumes zeigen. Diese würden sehr wenig miteinander übereinstimmen, sie würden sehr verschieden sein. Dennoch würde kein Mensch die Empfindung haben, dass es nicht sein könnte, dass diese vier Photographien die Bilder eines einzigen Baumes wären. Es würde ein jeder sagen: Dadurch kann ich mir erst einigermaßen ein vollständiges Bild des Baumes machen, dass ich ihn von vier Seiten geschildert habe. - So ungefähr haben die Leute in den ersten christlichen Jahrhunderten empfunden gegenüber den Evangelien. Sie haben gesagt: Das ganze große Ereignis ist eben geschildert von vier Seiten aus, und wir bekommen ein vollständiges Bild von ihm, wenn wir wirklich diese vier Schilderungen zusammennehmen
und uns dadurch sozusagen eine Gesamtansicht machen. Nur müssen wir uns dann klar sein darüber, wie eigentlich diese vier Seitenschilderungen sich zueinander verhalten. Es ist in der Tat das große Ereignis von vier verschiedenen Gesichtspunkten aus geschildert. Will man verstehen, was der einzelne Standpunkt schildert, so muss man sich folgendes einmal klarmachen. Wir haben vor uns eine gewaltige Individualität, den Christus Jesus, eine Individualität, von der wir wissen aus den Schilderungen, die wir hier schon gegeben haben, dass sie aus der geistigen Welt heruntergestiegen ist und erschienen ist in Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung. Was da als eine Individualität auf die Erde gekommen ist, nimmt sich nun so aus wie ein großes, umfassendes Ideal für jeden einzelnen Menschen. Der einzelne Mensch strebt sozusagen hinauf, indem er in unendlicher Ferne über sich ahnt jene Vollkommenheit in einer Individualität, die in dem Christus Jesus ausgedrückt ist, und strebt diesem Ideal nach. Nun sieht der Mensch zunächst dasjenige, was er als sein Streben ansehen kann, in intellektueller, in moralischer Beziehung und so weiter. Aber er sieht noch mehr, wenn er eintritt in das, was wir die geisteswissenschaftliche Bewegung nennen. Da sieht er die Entwicklung in die geistige Welt hinein. Er weiß, dass der Mensch hinauswachsen kann über sein gewöhnliches Selbst, dass er zum Schauen in die geistige Welt hineinwachsen kann, dass er seine geistigen Sinne entwickeln kann, um hinaufzuleben in die geistige Welt. Das erkennt der Mensch. In der Abhandlung «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» haben Sie eine Seite dieses Hinauflebens, des Eintretens in die geistigen Welten ein wenig geschildert, da haben Sie namentlich das geschildert, was man nennt «Spaltung der Persönlichkeit». Wenn der Mensch sich geistig entwickelt, so dass er nach und nach hineinwächst in die geistigen Welten, selbst zum Seher wird, so tritt in der Tat etwas Ähnliches ein wie eine Art Spaltung der Persönlichkeit. In der Persönlichkeit sind zunächst drei Kräfte ausgedrückt: Denken, Fühlen und Wollen. Diese drei Kräfte sind beim gewöhnlichen Menschen sozusagen vereinigt; sie wirken zusammen, das Denken, Fühlen und Wollen. Sie gehen hinaus auf die Wiese, sehen eine Blume, das heißt, Sie haben eine Vorstellung der Blume; Sie haben gedacht. Die Blume gefällt Ihnen; Sie nennen sie schön, das heißt, Sie haben gefühlt. Mit dem Denken hat sich ein Gefühl verbunden. Sie pflücken die Blume ab und bringen sie nach Hause, das heißt, Sie haben sie begehrt. Und so verfließt eigentlich das gesamte äußere Leben des Menschen. Er stellt vor, denkt, fühlt und will, und die dreie gehen ineinander. Die Vorstellung ruft hervor das Gefühl, dieses das Wollen oder Verabscheuen und dergleichen. Wenn der Mensch sich nun hinaufentwickelt in die höheren Welten, sich zur Hellsichtigkeit, zur Teilnahme an den geistigen Welten entwickelt, dann findet eine Spaltung dieser drei Kräfte statt. Bei demjenigen, der auf einer gewissen Stufe des hellsichtigen Bewußtseins angelangt ist, ruft nicht jeder Gedanke ein Gefühl hervor, sondern der Gedanke tritt isoliert auf, und das Gefühl kann isoliert auftreten und das Wollen kann isoliert auftreten. Und der Mensch muss gerade deshalb, weil er sozusagen dann in drei Wesen geteilt ist - während Denken, Fühlen und Wollen sonst nur Kräfte sind in seiner Seele -, der Mensch muss um so stärker werden in seiner Individualität. Er muss nicht nur drei Kräfte dann ausgleichen, sondern Herr werden über drei Wesen, über ein wollendes Wesen, über ein fühlendes Wesen, über ein denkendes Wesen. Anführer muss er sein einer Schar dieser  drei Wesenheiten. Ordnung muss er machen; er muss sie beherrschen, sonst tritt das ein, was von Übel wäre: dass das Wollen ihn nach der einen Seite zerrt und das Denken nach der andern, und er ist dann wirklich gespalten und findet sich nicht mehr zurecht. Daher muss der Mensch in sich erstarken, kräftig werden, so dass er Herrscher sein kann in den Wesenheiten, die aus seinen Seelenkräften geworden sind. Wenn der Mensch sich also hinaufentwickelt in die höheren Welten, so spaltet er sich sozusagen in drei verschiedene Wesenheiten. Wenn die Wesenheiten uns von oben entgegenkommen aus den geistigen Welten und man sieht sie in ihrer eigentlichen Wesenheit, die man nur erkennen kann durch geistiges Anschauen, dann treten sie von vornherein scharf abgetrennt auf als denkende Wesen, wollende Wesen und fühlende Wesen. Das sind sie, wozu der Mensch sie hinaufentwickelt. Insbesondere war das der Fall bei derjenigen großen Individualität, die als der Christus zu uns gekommen ist. Daher haben sich diejenigen, die den Christus zuerst geschildert haben, gesagt: Den Christus kann man nicht schildern, indem man nur einen einzigen Gesichtspunkt auswählt; man muss ihn schildern so, wie man zunächst ein denkendes, weisheiterfülltes Wesen sieht, dann, wie man ein wollendes Wesen sieht, und dann, wie man ein fühlendes Wesen sieht. Man muss ihn schildern vom Standpunkt der Weisheit, vom Standpunkt des Wollens, vom Standpunkt des Fühlens aus. So muss man schildern, haben die Leute gesagt. Und dazu waren sie ganz besonders vorbereitet durch die ganze Erziehung, welche in alten Zeiten üblich war. Wenn ein Mensch überhaupt hat entwickelt werden sollen in die höheren Welten hinauf- heute ist für die ersten Stufen der Erlangung höherer Erkenntnisse etwas anderes notwendig; in alten Zeiten wurde etwas anders zu Werke gegangen -, wenn jemand reif war, hinaufgeführt zu werden, sozusagen zum Bürger der geistigen Welten  gemacht zu werden, so hat man gesagt: Nun ja, der ist reif, hinaufgeführt zu werden in die höheren Welten. Sehen wir ihn aber genauer an: Sollen wir besonders in ihm entwickeln die Weisheit oder die Denkkräfte oder das Wollen? Man hat in alten Geheimschulen nicht alle Kräfte gleichmäßig entwickelt, sondern hat sich, je nach dem Karma des Betreffenden, bei dem einen darauf verlegt, das Denken in die Hellsichtigkeit hinaufzuentwickeln, beim andern das Fühlen zum Hellfühlen, beim dritten das Wollen zu magischer Kraft. Daher hat man in alten Geheimschulen drei Klassen gehabt von entwickelten Fähigkeiten, solche Schüler, bei denen entwickelt war besonders die Fähigkeit, durchleuchtet zu sehen weisheitsvoll die geistige Welt - das waren diejenigen Menschen in den Mysterien, die man gefragt hat, wenn man hat wissen wollen, wie die Tatsachen in den höheren Welten sind und gesetzmäßig zusammenhängen. Wenn wir heute mit einem trivialen Ausdruck sprechen wollen, so können wir sagen, das waren die Fachleute des Erkennens innerhalb der Mysterien. Dann gab es eine andere Klasse von Eingeweihten. Bei denen war besonders das Fühlen ausgebildet. Damit dieses Fühlen besonders ausgebildet werden konnte, sah man ab von der Ausbildung des Erkennens und des Wollens bei ihnen und bildete das Fühlen für sich aus. Wenn das Fühlen besonders ausgebildet wird in einem Menschen, dann wird er dadurch zu demjenigen, was heute fast gar nicht mehr bekannt ist: er wird zum Heiler, zum Arzt. Denn der Arzt hatte in alten Zeiten viel mehr eine von den Gefühlssphären ausgehende geistige Wirkung ausgeübt und die empfängliche Seele geheilt auf dem Wege des entwickelteren Fühlens als heute. Dieses war die zweite Klasse der Eingeweihten. Sie hatten das Fühlen ausgebildet bis zur höchsten Opferwilligkeit, bis zur Hingabe aller Kräfte, die sie in sich hatten. Man teilte sich eben in der Arbeit. Wollte man wissen, was irgend jemandem fehlte, dann ging man zu denen, die die Weisheit ausgebildet hatten. Die stellten fest, was fehlt und was zu tun ist. Dann kamen diejenigen, die nicht sagen konnten, was dem Kranken fehlte, weil bei ihnen die Fähigkeit des Denkens nicht ausgebildet war; aber sie kamen und opferten ihre Kräfte, weil sie die Fühlenskräfte ausgebildet hatten. Das waren zugleich die Menschen, welche auch sonstige Funktionen hatten, welche bei Unglücksfällen oder bei ähnlichen Vorkommnissen etwa ihre Opferwilligkeit zeigten. Die dritte Kategorie der Eingeweihten waren die Magier. Das waren diejenigen, welche die Willenssphäre ausgebildet hatten. Sie hatten die äußeren Maßnahmen zu treffen. Die Magier hatten die Willenskräfte ausgebildet und konnten das ausführen, worum es sich handelte. So dass es dreierlei Eingeweihte gab: Eingeweihte des Denkens, Eingeweihte des Fühlens und Eingeweihte des Wollens. Und eine vierte Klasse oder Kategorie, das waren diejenigen, bei denen in gewisser Weise versucht wurde, von jedem der drei übrigen etwas auszubilden, etwas von dem Denken, etwas von dem Fühlen und etwas von dem Wollen. Daher sind sie auf keinem Gebiete so weit gekommen wie die andern; aber bei ihnen stellte sich heraus, wie bei einer gewissen Einweihung in die drei Sphären die Dinge zusammenhängen. So dass man mächtige Eingeweihte der Weisheit hatte, mächtige Eingeweihte des Opferdienstes, mächtige Eingeweihte des Magiertums und eine vierte Kategorie, welche sozusagen von jeder der drei ersten etwas hatte. Als nun der Christus Jesus sozusagen beschrieben werden sollte von allen Seiten aus, da fanden sich gerade - genauer kann das ein anderes Mal ausgeführt werden, heute kann es nur in großen Zügen geschehen - vier Leute, welche nun die bei ihm natürlich vereinigten Fähigkeiten von ihren vier Standpunkten aus schilderten. So war einer besonders eingeweiht in die Geheimnisse des Denkens. Der schilderte nun in dem Christus Jesus diejenigen Eigenschaften, die insbesondere ein solcher verstehen konnte, ein Eingeweihter der Weisheit. Er ließ die andern Seiten weg. Ein anderer war ein Eingeweihter des Fühlens. Er schilderte den Christus Jesus von der Seite des Fühlens, sozusagen als Arzt, als Heiler. Ein dritter war ein Eingeweihter des Magiertums. Er schilderte die Kräfte, die der Christus entfalten konnte zum Organisieren der gesamten Menschheit. Und ein vierter war ein Eingeweihter eben der vierten Klasse, bei dem die Kräfte untereinander wirkten, harmonisch wirkten. Der schilderte vorzugsweise die menschliche Arbeit des Christus Jesus. Er sah nicht die ganze Gewalt der Weisheit, des Opferdienstes, nicht die mächtige magische Stärke der Willenskraft des Christus Jesus; aber er sah, wie in Christus Jesus sich harmonisch zusammengesellten die drei Kräfte des Denkens, Fühlens und Wollens. Er schilderte den Menschen Christus Jesus. So haben wir von vier Eingeweihten den Christus Jesus geschildert. Derjenige, der den Christus Jesus schilderte als ein Eingeweihter der Weisheit, das war der Schreiber des Johannes-Evangeliums; derjenige, der ihn schilderte als ein Eingeweihter des Fühlens, das war der Schreiber des Lukas-Evangeliums; derjenige, der ihn schilderte hinsichtlich der magischen Stärke, das war der Schreiber des Markus-Evangeliums; und derjenige, der die harmonische Zusammengestaltung der niederen drei menschlichen Glieder schilderte, das war der Schreiber des Matthäus-Evangeliums. So hat jeder geschildert dasjenige an Christus Jesus, worin gerade er eingeweiht war. So werden wir begreifen, dass wir ein vollständiges Bild gewinnen können des Christus Jesus dadurch, dass in den vier Evangelien geschildert ist das, was den vier Persönlichkeiten, die den vier Evangelien zugrunde liegen, besonders nahe lag. Wer die nötige Ehrfurcht hat vor einer solch großen Individualität, wie der Christus war, der wird sagen: Gerade dadurch kann ich ein umfassendes Bild gewinnen, dass die Schreiber der Evangelien, ein jeder, das Beste gegeben haben, was sie zu geben vermochten. Daher ist es aber auch notwendig, dass Sie dasjenige, was in der Geisteswissenschaft gesagt wird in Anlehnung an die vier Evangelien, an das vierte etwa oder das dritte oder das zweite oder das erste, dass Sie das nicht immer so nehmen, als ob Sie bei jedem solchen Kapitel die gesamte Wahrheit hätten über den Christus Jesus. Es könnte leicht die Meinung entstanden sein bei den verschiedenen Vorträgen, die gehalten worden sind da und dort: Jetzt ist der Christus Jesus geschildert, und es sei höchstens noch interessant, ihn mit Anknüpfung an ein anderes Evangelium zu schildern. So ist es nicht. Man bekommt ja das Bild nur von einer Seite, wenn man den Christus Jesus nach einem Evangelium schildert. Es muss abgewartet werden, bis im Laufe unserer spirituellen Bewegung der Christus Jesus in Anknüpfung an alle vier Evangelien geschildert worden ist. Dann erst haben Sie, was an gesamten Geheimnissen über ihn zu sagen ist.  Nun wird es uns jetzt obliegen, von einer gewissen einseitigen Schilderung auszugehen, um wiederum einmal etwas sozusagen zusammenzutragen zu einem Bilde von dem Christus Jesus, allerdings so, dass Sie wirklich das einhalten müssen, was eben gesagt worden ist. Sie dürfen nicht weggehen heute vom Vortrage und sagen: Nun ja, jetzt haben wir die Wahrheit in diesen Dingen - , sondern Sie müssen sich sagen: Es ist jetzt von einem Gesichtspunkte aus geschildert worden und das andere muss hinzugefügt werden und muss beleuchtet werden mit demjenigen, was von andern Gesichtspunkten aus gesagt wird. In dem Christus Jesus haben wir tatsächlich ein Zusammenströmen aller früheren geistigen Strömungen der Menschheit und zu gleicher Zeit eine Neugeburt derselben. In dem Christus Jesus fließen zusammen alle geistigen Strömungen und werden neu geboren, in einem erhöhten Maße neu geboren. Nun könnten wir viele solche Strömungen der vorchristlichen Zeit erwähnen, die uns bei denjenigen Betrachtungen, die anknüpfen an die vier Evangelien, aus der Geisteswissenschaft entgegentreten, Strömungen, die wir zusammenfließen sehen im Christus-Ereignis; aber wir wollen zunächst nur auf drei Strömungen aufmerksam machen. Da haben wir zunächst eine gewaltige Strömung, die seit uralten Zeiten in Asien tätig war. Das ist diejenige, die wir als den Zarathustrismus bezeichnen können. Eine zweite geistige Strömung ist diejenige, die in Indien geblüht hat und einen gewissen Hochpunkt erreicht hat in dem Erscheinen des Gautama Buddha, sechshundert Jahre vor unserer Zeitrechnung. Eine dritte geistige Strömung ist diejenige, die sich zum Ausdruck brachte im althebräischen Volk. So dass wir in Christus Jesus zusammenfließen haben die althebräische Geistesströmung, dann das, was in dem Gautama Buddha sich auslebte, und dasjenige, was an den Namen Zarathustra sich knüpfte. Wir könnten noch viele solche geistige Strömungen erwähnen, aber die Sache würde dadurch zu unübersichtlich werden. Nun kommt in einer gewissen Weise in den vier Evangelien alles das zum Vorschein - wenn wir sie wirklich richtig verstehen -, was da eigentlich geschehen ist in Palästina im Beginne unserer Zeitrechnung. Es ist nicht die Aufgabe der Geisteswissenschaft, aus den Evangelien zu schöpfen, was sie zu sagen hat. Gar nichts von demjenigen, was von mir gesagt wird, ist etwa auf Grundlage der Evangelien geschöpft. Die einzige Urkunde für den Geistesforscher ist das, was man die Akasha-Chronik nennt, ist das, was man hellsichtig beobachten kann. Wären durch irgendeine Katastrophe alle Evangelien
verlorengegangen, so könnte trotzdem alles gesagt werden, was in der Geisteswissenschaft über den Christus gesagt wird. Das fußt auf geistiger Forschung. Erst hinterher wird das, was diese geistige Forschung ergibt, mit dem verglichen, was in den Evangelien steht. Und das gerade gibt jene objektive Ehrfurcht vor den Evangelien, wenn man sieht dasjenige, was aus den Evangelien wiederum einem entgegentritt. Diesen Standpunkt dürfen Sie niemals außer acht lassen. Denn geschöpft wird gar nichts aus den Evangelien; deshalb ist auch das nicht aus den Evangelien geschöpft, was ich jetzt erzähle. Aber wir können es nachher vergleichen mit dem, was in den Evangelien steht, und wir werden es in Übereinstimmung finden. Die eine der Geistes Strömungen, welche dann in das Christentum eingeflossen ist, ist diejenige, welche ihren Höhepunkt erreicht hat in der Persönlichkeit, die als Gautama Buddha etwa sechshundert Jahre vor unserer Zeitrechnung in Indien inkarniert war. Was ist das für eine Individualität? Wir verstehen diese Individualität, wenn wir uns das Folgende vorhalten: Alles, was sich in der Menschheitsentwickelung nach und nach ergeben hat, ist eben ein Produkt, das sich entwickelt, sich nach und nach einlebt. Sie würden fehl gehen, wenn Sie glaubten, dass die Fähigkeiten des heutigen Menschen immer dagewesen wären. Heute gibt es zum Beispiel so etwas, was man die Stimme des Gewissens nennt. Das hat es nicht immer gegeben. Wir können geradezu mit Händen greifen, wann das Gewissen im Laufe der Menschheitsentwickelung entstanden ist. Wenn Sie auf Äschylos zurückgehen, so finden Sie bei ihm nichts von einer Schilderung des Gewissens. Erst bei Euripides findet sich eine Schilderung des Gewissens. Das griechische Bewußtsein hat sich also zwischen diesen beiden erst ausgebildet den Begriff des Gewissens. Was der Mensch heute eine innere Stimme nennt, hat sich erst entwickelt. Vorher gab es innerhalb der Menschheit, wir können sagen, eine Art von hellseherischem Bewußtsein. Wenn da der Mensch irgend etwas getan hat, was er nicht hätte tun sollen, dann erschien ihm ein Bild wie ein Rachegeist, und der verfolgte ihn. Das war, was die Griechen die Furien nannten. Er sah wirklich die Früchte und die rächenden Geister seiner bösen Taten um sich herum. Diese Erscheinung, die außerhalb des Menschen war, hat sich hineingezogen in die menschliche Seele als Stimme des Gewissens. Und so sind auch die andern Fähigkeiten der Menschen nach und nach erst entstanden, und es ist nur eine Kurzsichtigkeit der Menschen, die nicht weiter sehen als ihre Nase reicht - sozusagen, was die äußere Wissenschaft reichlich tut -, wenn man glaubt, dass die Menschen immer waren, wie sie heute sind. So haben die Menschen nicht gehabt, was wir nennen könnten die Lehre vom Mitleid und der Liebe. Da müssen wir uns vorstellen ganz anders die Vermittlung in alten Zeiten in bezug auf Mitleid und Liebe als heute. Heute kann der Mensch sozusagen in sich gehen. Er kann, wenn dieses oder jenes geschieht draußen, in sich aufkeimen lassen das Gefühl von Mitleid und Liebe, und er weiß, dass das gut ist. Er kann die Grundsätze von Liebe und Mitleid in sich selber finden. Das war vor Zeiten nicht der Fall, sondern vor Zeiten wurde rein durch Suggestion von den dazu Beauftragten den Menschen eingeflößt, wie sie sich verhalten sollten. Die Menschen selber mussten geleitet werden. Es waren einzelne Leiter und Führer der Menschheit, die hinwiesen, wie sich die Menschen zu verhalten haben. Eingegeben wurde es von den Führern der Menschheit, was als Taten der Liebe und des Mitleids zu geschehen hatte. Und diejenigen, welche so die Führer waren auf dem Gebiet der Liebe und des Mitleids, standen wiederum unter höheren Führern und alle zusammen- unter einem Führer, den man den Bodhisattva von Liebe und Mitleid nennt. Der hatte die Mission, herunterzutragen die Lehre vom Mitleid und der Liebe. Aber dieser Bodhisattva, welcher der Führer war in bezug auf Mitleid und Liebe, war nicht so wie ein gewöhnlicher inkarnierter Mensch, sondern so, dass nicht seine ganze Wesenheit in dem physischen Menschen aufging. Er hatte sozusagen eine Verbindungsbrücke hinauf zur geistigen Welt. Der Bodhisattva von Mitleid und Liebe lebte nur zum Teil im physischen Menschen, zum übrigen Teil reichte seine geistige Wesenheit hinauf in die geistigen Welten. Da trug er herunter die Impulse, die er einzuflößen hatte. Wollten wir das spirituell schildern, so müssten wir sagen: Da sah der Hellseher das Bild des Menschen, in dem der Bodhisattva zum Teil verkörpert war, und hinter diesem eine mächtige geistig-astralische Gestalt, welche hinaufragte in die geistigen Welten und die nur zum Teil im physischen Leibe war. - So war dieser Bodhisattva. Dieser Bodhisattva war derselbe, der dann wiedergeboren wurde als der Königssohn Gautama Buddha in Indien, und zwar war das sozusagen für diesen Bodhisattva das Aufsteigen zu einer höheren Würde. Er hatte früher sozusagen sich selber leiten lassen von oben, hatte die Impulse empfangen von der geistigen Welt und sie weitergegeben. In dieser Inkarnation aber, sechshundert Jahre
vor unserer Zeitrechnung, wurde er zur Buddhawürde erhoben im neunundzwanzigsten Jahre seines Lebens, das heißt, in dieser Inkarnation erlebte er das, dass seine ganze Individualität in den physischen Leib hineinging. Während er früher als Bodhisattva mit einem Teile draußen bleiben musste, um die Brücke schlagen zu können, so war das der Fortschritt zur Buddhawürde, dass er ganz im Leibe inkarniert war. Dadurch konnte er nicht nur durch Inspiration die Lehre von dem Mitleid und der Liebe empfangen, sondern in sich selber schauen und als die eigene Stimme des Herzens diese Lehre empfangen. Das war die Erleuchtung des Buddha im neunundzwanzigsten Jahre seines Lebens unter dem Bodhibaum. Da war es, dass ihm aufging die Lehre von dem Mitleid und der Liebe unabhängig von den Zusammenhängen mit der geistigen Welt, als ein menschliches Seeleneigentum, dass er denken konnte die Lehre von dem Mitleid und der Liebe, die er ausgesprochen hat in dem achtfachen Pfad. Und die Predigt darauf ist die große Lehre von dem Mitleid und der Liebe zum ersten Mal aus einer menschlichen Brust heraus. So muss es mit jeder menschlichen Fähigkeit geschehen. Einmal in der Menschheitsentwickelung muss bei einer Individualität eine Fähigkeit zuerst zum Ausdruck kommen; dann erst kann sie anfangen, bei den Menschen überhaupt nach und nach sich als eine eigene Fähigkeit zu entwickeln. Die Lehre von dem Mitleid und der Liebe konnte erst dadurch als etwas empfunden werden, was der Mensch aus sich selber herausholt, nachdem es einmal von einer Individualität gebracht worden ist. Das nennt man in der orientalischen Philosophie «das Rad drehen», das Rad von Dharma, von Mitleid und von Liebe. Das ist geschehen durch dieses Hineinsenken der vollen Individualität des Bodhisattva in den Königs söhn Gautama Buddha. Von da an gibt es Menschen, die aus sich selber heraus finden können die Lehre vom Mitleid und der Liebe. Und es wird sich das so entwickeln, dass immer mehr und mehr Menschen in sich selber finden werden die Lehre vom Mitleid und der Liebe, und dreitausend Jahre nach unserer Zeitrechnung ungefähr wird eine genügende Anzahl von Menschen leben auf der Erde, die dasjenige, was Buddha gefunden hat, in ihren eigenen Herzen entwickeln. Dann wird die Mission des Buddha in dieser Beziehung auf der Erde erfüllt sein. Denn dazumal, als der Bodhisattva heruntergestiegen ist, um ein Buddha zu werden, da übernahm die Würde des Bodhisattva ein anderer. Bis dahin war das, was wir heute den Buddha nennen, ein Bodhisattva. Der nächste Rang nach dem Bodhisattva ist der des Buddha. Vom Bodhisattva wird das aufsteigende Wesen zum Buddha. Die orientalische Philosophie drückte das so aus, dass sie sagte: Als der Bodhisattva herunterstieg auf die Erde, gab er die Krone des Bodhisattva an seinen Nachfolger ab. Dieser Nachfolger lebt heute noch als Bodhisattva. Er wird erst zur Buddhawürde emporsteigen dreitausend Jahre nach unserer jetzigen Gegenwart. Das ist derjenige, den die orientalische Philosophie den Maitreya-Buddha nennt. Dieser ist heute Bodhisattva und wird in dreitausend Jahren Maitreya-Buddha sein. Er hat eine andere Mission als der Gautama Buddha, die zusammenhängt mit Dingen, die die Menschen heute noch nicht aus sich heraus finden können. Das ist eine Linie der Entwickelung. So dass wir sagen können: Es ist tatsächlich aufgerückt jener Bodhisattva, der in sich enthält die Lehre von Mitleid und Liebe, zur Buddhawürde, und damit hat er seiner Mission einen gewaltigen Ruck gegeben. Dadurch, dass er dazumal, sechshundert Jahre vor unserer Zeitrechnung, mit seiner ganzen Wesenheit in einem menschlichen Leibe war, hat er sich das Anrecht dazu erworben, nicht mehr in einem physischen Leib inkarniert zu werden auf der Erde. Tatsächlich war die Inkarnation von dazumal die letzte Inkarnation dieses Bodhisattva. Er brauchte nicht mehr im physischen Leib inkarniert zu werden, sondern brauchte nur noch herunterzusteigen bis zum Ätherleib. Alle folgenden Verkörperungen des Buddha sind also nicht solche, dass man ihn äußerlich auf dem physischen Plan sehen kann, sondern solche, dass man ihn nur sehen kann durch diejenigen Kräfte, die den Menschen fähig machen, den Ätherleib zu sehen. In der ganzen folgenden Zeit also verkörpert sich der Buddha nur in einem Ätherleib. Dasjenige, was der Buddha der Menschheit zu bringen hatte, ließ er nun einfließen sechshundert Jahre nach seiner Gegenwart auf der Erde in dasjenige, was durch das Christentum angebahnt worden ist. Er brachte sozusagen als Opfer dem sich begründenden Christentum dar, was er zu bringen hatte, er ließ es einfließen wie einen geistigen Nebenstrom in den großen Gesamtstrom. Das ist diejenige Strömung, die im Buddha ihren Höhepunkt erreicht. Das ist die eine Strömung. Eine andere kam in der folgenden Weise zustande. Wir machen uns ein Bild von ihr, wenn wir eingehen ein wenig auf die Entwickelung der Menschheit selber. Sie wissen ja alle, dass nach der großen atlantischen Katastrophe die Menschen nicht solche Fähigkeiten hatten wie heute, sondern dass sie nach der großen atlantischen Katastrophe noch Reste hatten von einem alten dämmerhaften Hellsehen. Das logische Denken entwickelte sich erst nach und nach. Diejenige Kultur, die wir als die altindische bezeichnen, war durchaus eine aus ätherischem Hellsehen hervorgehende Kultur. Auch die Zarathustrakultur war noch eine solche, in der man mit altem dämmerhaftem Hellsehen arbeitete, und auch die chaldäisch-ägyptischen Kulturen waren noch nicht Kulturen, wo so gedacht wurde wie heute. Da war alles noch Inspiration; es war alles noch nicht logisch durchdrungen, sondern alles mehr oder weniger inspirierte Imagination, was da in der chaldäischen Astrologie und in der Hermesweisheit zutage trat. Die menschliche logische Denkfähigkeit war in diesen Kulturen noch nicht entwickelt. Es war vielmehr vorbehalten einer ganz andern Strömung, gerade das, was man logische Kultur nennen könnte, denkerische Kultur nennen könnte, zu entwickeln. Die erste nachatlantische Kultur war noch durchaus aus ätherischem Hellsehen hervorgehend. Auch die Zarathustrakultur war noch eine solche, wenn auch nicht mehr so ausgeprägt. Ebenso beruhte die ägyptisch-chaldäische Kultur noch auf Inspiration. Das Denken jener Zeit war noch nicht von Logik durchdrungen; es war durchwirkt von Imaginationen, die in der Astrologie der Chaldäer, in der Hermesweisheit von Ägypten in großartigen Bildern zum Ausdruck kommen. Die nachatlantischen Kulturen sind aus zwei Strömungen hervorgegangen. Abgesehen von dem, der nach Westen ging und das heutige Amerika bevölkerte, ergossen sich zwei Ströme auswandernder Menschen unter Leitung ihrer Führer nach Osten, der eine in nördlicher, der andere in südlicher Richtung. Der nördliche, von welchem gewisse Teile in Europa zurückblieben, drang weiter bis nach Asien hinein. Während sich da neue Kulturen vorbereiteten und abspielten, lebte die europäische Bevölkerung wie abwartend durch die Jahrhunderte hindurch. Es waren ihre Kräfte gleichsam zurückgehalten für das, was kommen sollte. Sie waren in ihren wesentlichen Kulturelementen beeinflusst von jenem großen Eingeweihten, der sich dieses Feld bis in die sibirischen Gegenden hinein ausersehen hat, und den man den Eingeweihten Skythianos nennt. Von ihm waren inspiriert die Führer der europäischen  Urkultur, welche nicht auf dem fußte, was als Denken in die Menschheit kam, sondern auf einer Aufnahmefähigkeit für ein Element, das in der Mitte stand zwischen dem, was man nennen könnte rezitativ-rhythmische Sprache und eine Art von Gesang, begleitet von einer eigentümlichen Musik, die heute nicht mehr vorkommt, sondern auf einem Zusammenspiel von pfeifenartigen Instrumenten beruhte. Es war ein eigenartiges Element, dessen letzter Rest in den Barden und Skalden lebte. Alles, was der griechische Apollo- und Orpheusmythos erzählt, hat sich von daher herausgebildet. Daneben wurden in Europa die praktischen Fähigkeiten herausgebildet durch Besiedelung, Bebauung und so weiter. Die andern Völkermassen sind unter der Führung des großen Sonnen eingeweihten nach Asien hinübergezogen. Der vorgeschobenste Posten hat unter der Führung der Rishis die erste nachatlantische Kultur gebildet. Weiter in Vorderasien entwickelte sich die älteste Zarathustrakultur; doch ist hier nicht die Rede von dem geschichtlichen Zarathustra. Was er hervorgerufen hat, ist in gewisser Weise entgegengesetzt dem alten Indertum. Das letztere war ganz auf ätherischem Hellsehen aufgebaut; der Zarathustra wandte seinen Blick zur Sonne. Er schaute den Geist der Sonne, die «große Aura», Ahuta Mazda. Es war Zarathustra der erste, der die Eigentümlichkeiten der nördlichen Kultur hier zum Ausdruck gebracht hat. Alles folgende baut sich darauf auf. Der andere Zug, der herübergekommen war, der südliche, bildete die Grundlage für die chaldäisch-ägyptische Kultur, die durch ein Zusammenwachsen des einen mit dem andern entstanden ist. Man kann das schematisch darstellen: Das Indertum bedeutet die Entwickelung des menschlichen Ätherleibes; im Persertum entwickelte sich der Empfindungsleib; die ägyptisch-chaldäische Kultur gab die Empfindungsseele; sie ist im wesentlichen eine innere Kultur, macht einen innerlichen Weg durch. Und wie sich Empfindungsleib und Empfindungsseele zusammenschließen, so ist dies bei der ganzen Menschheit der Fall. Das zeigt sich gerade in der ägyptisch-chaldäischen Kultur. Ein Gleiches wird der Fall sein bei der Bewußtseinsseele und dem Geistselbst. Das kann nur geschehen durch den stattgefundenen Übergang der fortschreitenden Kultur in jene Gegend, in welcher die Geistigkeit noch zurückgehalten worden war: das kann nur in Europa geschehen. Dort war die Entwickelung zur Verstandesund Bewußtseinsseele hin noch zurückgehalten worden und hat sich erst nach dem Christus-Ereignis entwickelt. Dort wird auch in der Zukunft die Verschmelzung mit den Geistselbst-Eigenschaften stattfinden können. Das kann nur geschehen durch eine spirituelle Strömung wie die geisteswissenschaftliche. Das wird der sechste Zeitraum unserer Kultur bringen. Während die beiden geschilderten Strömungen noch unter dem Einfluss des alten dämmerhaften Hellsehens standen, war der dritten  Strömung, die mit den andern zusammengeflossen ist und das Christus- Ereignis vorbereitete, eine vierte Kulturströmung gefolgt, die man eine logisch-denkerische nennen könnte. Damit wir uns da ganz genau verstehen, müssen Sie ins Auge fassen, dass alles Hellsehen zustande kommt dadurch, dass in einer gewissen Weise der Ätherleib selbständig arbeitet, namentlich der Ätherleib des Gehirns. Wo streng zusammengeschlossen sind der Ätherleib des Gehirns und das physische Werkzeug des logischen Denkens, da kann nicht zustande kommen Hellsichtigkeit. Nur wenn der Ätherleib etwas zurückbehält, um selbständig zu sein, da kann Hellsehen zustande kommen. Wenn der Ätherleib des Gehirns ganz verknüpft ist mit dem physischen Gehirn, da arbeitet er sich das Gehirn in der feinsten Weise aus; aber er engagiert sich auch in der Ausarbeitung des physischen Gehirns und es bleibt nichts zurück, um außerdem noch Hellsichtigkeit zu entwickeln. Es war aber notwendig, dass gerade jene Fähigkeit in die Menschheit ihren Einzug hielt, welche gebunden ist an das Gehirndenken, an das zusammenfassende Denken der Welterscheinungen durch das Gehirn. Dazu musste in der Menschheit etwas eintreten, was man so charakterisieren kann, dass man sagt, es musste ausgewählt werden aus der
Menschheit gerade - nun, nehmen wir eine Individualität, bei der sozusagen am wenigsten vorhanden war dasjenige, was man altes Hellsehen nannte, bei der dagegen im höchsten Maße ausgebildet, ausziseliert, ausgemeißelt war das physische Werkzeug des Gehirns. Diese Individualität war imstande, die Erscheinungen der äußeren physischen Welt nach Maß, Zahl, Ordnung und Harmonie zu überschauen, die Einheit zu suchen in den äußerlich ausgebreiteten Erscheinungen. Während also all die Angehörigen der früheren Kulturen sozusagen durch die Eingebungen von innen heraus etwas gewußt haben aus der geistigen Welt, musste diese Individualität den Blick hinausrichten in den Umkreis der Erscheinungen, musste sie kombinieren, logisch abwägen und sich sagen: Da draußen sind die Erscheinungen, alles ordnet sich zu einer Harmonie, wenn man alles überschaut in einem großen Einheitsbilde. - Dasjenige, was da als Einheit erscheint, das erschien als Einheit in der Außenwelt, als der Gott hinter den Erscheinungen des physischen Planes. Das war ein Unterschied gegenüber den andern Gottesanschauungen. Die andern Gottanschauer sagten sich: Es geht uns die Gottes Vorstellung auf von innen. Diese Individualität aber richtet den Blick überallhin, ordnete die Erscheinungen zusammen, sah sich an die verschiedenen Reiche der Natur, brachte sie unter eine Einheit, kurz, es war der große Ordner der Welterscheinungen nach Maß und Zahl, der da auserwählt wurde aus der gesamten Menschheit. Diese Individualität, die da auserlesen wurde aus der gesamten Menschheit, um zuerst unter allen zu überschauen die äußere physische Welt und die Einheit darin zu finden, das war Abraham. Abraham oder Abram war derjenige, der sozusagen von den geistig-göttlichen Mächten ausersehen war, diese besondere Mission zu empfangen, der Menschheit zu überliefern die an Maß und Zahl der äußeren Erscheinungen gebundenen Kräfte. Er ging aus der chaldäischen Kultur hervor. Die chaldäische Kultur selber hatte aus dem Hellsehen heraus ihre Astrologie erkannt. Abraham, der Urvater der Arithmetik, ging hervor, um alles das durch Kombination zu finden, dadurch zu finden, dass das physische Gehirn hier einmal eine ganz besondere Ausziselierung erfahren hat. Dadurch war ihm eine ganz besondere Mission übertragen. Nun müssen wir bedenken: Wie die Mission verlaufen sollte, das sollte ja nicht bei ihm allein bleiben, sondern Gemeingut der Menschheit werden. Aber das Denken war an das physische Gehirn gebunden, wie konnte es da Gemeingut werden? Nur dadurch konnte es Gemeingut werden, dass es sich wirklich übertrug durch physische Vererbung. Das heißt, es musste geradezu von dieser Individualität ein Volk ausgehen, in dem sich vererbte diese besondere Eigentümlichkeit, solange sie als Mission in die Menschheit einziehen sollte. Ein Volk musste ausgehen von ihr. Es musste also ein Volk begründet werden, nicht bloß eine Kultur, wo etwas gelehrt worden war: Was man hellsichtig empfangen hat, kann man lehren. Was jetzt die Menschheit empfangen sollte, das musste durch physische Vererbung auf die Nachkommen übertragen werden, damit es sich einleben konnte in allen Einzelheiten. Was sollte sich einleben? Es sollte sich das einleben, durch menschliche Kombination zu finden jene Ordnung, die zuerst in die Menschheit hineingetragen worden ist durch Abraham. Wenn man hinaufschaut in die Ordnung der Sterne, so kann man durch Kombination die Ordnung finden. Die Gedanken der Götter haben die Weisen der chaldäischen Astrologie nachgedacht. Nun handelte es sich darum, diesen besonderen Übergang zum Kombinieren, zum logischen Erfassen der Erscheinungen, in der Außenwelt zu rinden. Es musste also vererbt werden eine Eigenschaft in dem physischen Menschenleibe, die aus der Arbeit des Denkens heraus selbst das ergab, was als Ordnung in dem Weltenraum herum ausgebreitet ist. Das wird sehr schön ausgedrückt, indem derjenige, der dem Abraham diese Mission überträgt, sagt: Deine Nachkommen sollen angeordnet sein nach der Ordnung, nach der Zahl der Sterne - was unsinnigerweise die Bibel übersetzt: «Deine Nachkommen sollen sein wie der Sand am Meer.» Es heißt nämlich, es soll in der Nachkommenschaft des Abraham eine Anordnung sein, es soll die Nachkommenschaft so gegliedert sein, dass in ihr ein Nachbild ist der Sterne am Himmel. Das ist auch ausgedrückt in den zwölf Söhnen des Jakob. Sie sind ein Abbild der zwölf Sternbilder. Da kommen die Maße herein, welche am Himmel vorgebildet sind. In der Generationsreihe soll das Abbild sein der Zahl am Himmel. Wie die Zahl in den Himmel eingeschrieben ist, so soll der Generationsreihe eingeschrieben sein die Ordnung der Zahl. Das ist die tiefe Weisheit, die in diesen Worten liegt, die törichterweise übersetzt ist: «Deine Nachkommen sollen sein wie der Sand am Meer.» So sehen wir also, welchen Sinn diese ganze Mission des Abraham hat. Aber auch sonst drückt sich wunderbar symbolisch aus gleich dieser ganzen Mission dasjenige, was ein Abbild sein soll der Geheimnisse der Welt. Zunächst fragen wir uns das Folgende: Da soll ja geradezu sozusagen hingeopfert werden das, was altes dämmerhaftes Hellsehen ist. Es soll alles das, was von den frühesten Zeiten her begründet war in der Menschheit, hingeopfert werden. Das soll die innerste Gesinnung sein in dieser ganzen Mission, dass alles empfangen wird als eine Gabe von außen. Was entstehen soll, das soll durch die physische Nachkommenschaft entstehen. Durch sie soll diese Mission in die Welt eintreten. Abraham muss dies selbst als eine Gabe von Gott empfangen. Das geschieht dadurch, dass er zuerst aufgefordert wird, seinen Sohn Isaak zu opfern, und dann davon abgehalten wird. Was empfängt er da eigentlich aus der Hand Gottes? Da empfängt er seine ganze Mission. Denn hätte er den Isaak wirklich geopfert, so hätte er seine ganze Mission hingeopfert. Er bekommt sein Volk zurück, indem er den Isaak zurückbekommt. Er bekommt dasjenige, was er eigentlich geben soll der Welt, das empfängt er als Gabe der göttlichen Weltenordnung in Isaak. So ist das Ganze, was auf Abraham folgt, ein Geschenk des Gottes selber. Das letzte, was noch vorhanden war an Hellsehergabe - Sie werden später einmal verstehen, wie sich die einzelnen Hellsehergaben wiederum ausdrücken; jede einzelne kann man beziehen auf eines der Sternbilder - , die letzte der Hellsehergaben, die freiwillig hingeopfert worden ist, ist an das Sternbild des Widders geknüpft. Daher sehen wir den Widder bei der Opferung des Isaak. Das ist ein symbolischer Ausdruck der Hinopferung der letzten Hellsehergabe für das Eintauschen dafür der Gabe, nach Zahl und Maß die äußeren Welterscheinungen beurteilen zu können. Das ist diese Sendung des Abraham. Und wie setzt sich diese Sendung fort? Hingeopfert wird die letzte Hellsehergabe, ausgestoßen muss das werden aus dieser Mission, und wenn es sich noch als Erbschaft zeigt, da wird es sozusagen nicht geduldet innerhalb der gerade fortlaufenden Linie. Bei Joseph zeigt sich ein Rückfall. Der hat seine Träume, der hat die alte Hellsehergabe. Die Brüder stoßen ihn aus. Da zeigt sich, wie diese ganze Mission straff gezogen war: Joseph wird ausgestoßen. Er wandert nach Ägypten, um dort gerade jene Verbindung anzuknüpfen, die jetzt notwendig war, die Verbindung mit dem andern Flügel unserer ganzen Kulturentwickelung, mit der ägyptischen Kultur. Joseph hatte in sich vereinigt dasjenige, was allgemeiner Charakter war innerhalb dieser Mission und zugleich Reste des alten Hellsehens. Er hat in Ägypten eine vollständige Umwälzung hervorgerufen dadurch, dass er korrigiert hat die niedergehende ägyptische Kultur im Sinne seiner Hellsehergabe. Er hat seine Gabe in den Dienst äußerer Einrichtungen gestellt. Das ist dasjenige, was der Kulturmission des Joseph in Ägypten zugrunde liegt. Und jetzt sehen wir ein eigentümliches Schauspiel. Jetzt sehen wir, wie diejenigen, welche die Missionare waren für das äußere Denken nach Maß und Zahl, nicht mehr auf dem früheren Wege sind, wie sie durch Joseph gerade den äußeren Zusammenhang  suchen, indem sie das, was sie nicht hervorbringen konnten aus sich selber, im Widerstrahl suchten in Ägypten. Da ziehen sie hin, da nehmen sie das auf - die Nachkommen des Abraham nehmen in Ägypten auf, was sie brauchen. Daher kann es ihnen kommen. Da ziehen sie dann hin. Was nun zur Weiterorganisation notwendig ist dieser Mission, das wird, weil es nicht von innen hervorgebracht werden kann, durch die ägyptische Einweihung von außen gegeben. Moses bringt das von außen her entgegen und verbindet die ägyptische Kultur mit dieser besonderen Mission des Abraham. Und nun sehen wir, wie das sich fortpflanzt von Generation zu Generation, was menschliches Erfassen der Außenwelt ist, was Erkennen der Außenwelt nach Maß, Gewicht und Zahl ist. Ein neues Element ist eingetreten. Das verpflanzt sich durch die Blutsverwandtschaft und kann sich nur so fortpflanzen, denn es ist gebunden an das, was sich vererben muss. Das ist die zweite der Strömungen. Die dritte der Strömungen ist diejenige, die sich anschließt an Zarathustra, ist das, was zum Ausdruck gekommen ist im uralten Persertum und sich weiterverbreitet hat nach Vorderasien, was wir in den verschiedenen Vorträgen schon kennengelernt haben. Diese drei Strömungen sind es, die da zusammenfließen in dem Christus Jesus. Mit allen drei Strömungen musste die Individualität, die der Christus Jesus ist, zu tun haben. Sie müssen sich in ihm vereinigen. Wie geschieht das? Das geschieht auf folgende komplizierte Weise. Da haben wir uns zunächst einmal zu vergegenwärtigen, dass das eine, was einfließen soll in die allgemeine Weltenströmung, sechshundert Jahre vor unserer Zeitrechnung in Indien sich abgespielt hat. Zu gleicher Zeit ungefähr hat sich auch etwas innerhalb der babylonisch-chaldäischen Kultur abgespielt dadurch, dass Zarathustra wieder erschienen ist unter dem Namen Zarathos oder Nazarathos im alten Chaldäa. Dort hat er als großer Lehrer gerade in der Zeit gelebt und gewirkt, als einige der auserlesenen Lehrer und Führer des althebräischen Volkes in die babylonische Gefangenschaft geführt worden sind, denn da herein fällt auch die Zeit, wo die Juden in die Gefangenschaft geführt worden sind. Da sehen Sie, wie dazumal die erste Berührung stattfand des hebräischen Volkes mit Zarathos und wie das hebräische Volk durch seine Glieder stand unter dem persönlichen Einfluß des wiedergeborenen Zarathustra oder Zoroaster. Da spielten sich die Ereignisse so ab, wie dies in der Bibel geschildert wird. Da geschah folgendes. Im Beginn unserer Zeitrechnung gab es zwei Elternpaare, die beide Joseph und Maria hießen. Das eine Elternpaar wohnte in Nazareth, das andere in Bethlehem. Der Mann des einen Elternpaares stammte ab von der salomonischen Linie des Hauses David - das war der Mann des bethlehemitischen Paares. Das andere Elternpaar in Nazareth stammte ab aus der nathanischen Linie des Hauses David. Salomo und Nathan sind die beiden Söhne Davids. - Beide Elternpaare haben einen Sohn bekommen. Dem nazarenischen Elternpaar wird eben der nazarenische Jesusknabe geboren, den das Lukas- Evangelium schildert, und dem bethlehemitischen Elternpaar wird der bethlehemitische Jesusknabe geboren, den das Matthäus-Evangelium schildert. So dass wir zwei Jesusknaben haben im Beginne unserer Zeitrechnung.  Verfolgen wir den bethlehemitischen Jesusknaben! Wie ist er eigentlich sozusagen als physisches Kind zustande gekommen? Als physisches Kind sehen wir in der physischen Abstammungslinie, die der Schreiber des Matthäus-Evangeliums sehr schön hinaufführt bis zu Abraham, es abstammen aus dieser Linie. Wir müßten den Zug verfolgen von Ur in Chaldäa herüber nach dem Lande Kanaan, dann herüber nach Ägypten und wiederum zurück nach Kanaan. Das würde ungefähr geben den Zug des israelitischen Volkes von Chaldäa herüber nach Palästina, hinüber nach Ägypten und wiederum zurück. Das waren die Vorfahren des bethlehemitischen Jesusknaben. Und indem er das Blut dieser Vorfahren in sich trug, hat er sozusagen diesen Zug durchgemacht. Jene Individualität, welche sich nun verkörpern wollte in diesem bethlehemitischen Jesusknaben, die machte, wenn auch verkürzt, rasch denselben Weg durch. Das war jene Individualität, die als Zarathustra gewirkt hat im alten Chaldäa. So kam in dem Moment, wo der bethlehemitische Jesusknabe geboren war, eine geistige Individualität, die genau die Züge des Abraham zuerst nachmachte geistig von Chaldäa nach Kanaan. Hier wurde sie hineingeboren in den bethlehemitischen Jesusknaben. Dann musste sie kurz den Zug nachmachen nach Ägypten und wiederum zurück später, bis sie sich in Nazareth niederließ. Da haben Sie die Individualität, die sozusagen geistig den ganzen Zug des Volkes Israel durchmachte. Sie können diesen Zug durchgehen, den Sie geschildert haben in der Bibel, und Sie werden finden, dass es stimmt. Die Bibel schildert besser als alle äußeren Urkunden. Was in der Akasha-Chronik zu finden ist für den hellseherischen Blick, das wird durch die Bibel gedeckt: der Zug, den das israelitische Volk durchgemacht hat von Chaldäa nach Kanaan hinüber nach Ägypten und zurück. Und wunderbar sind überall die Parallelen. Wer führt die Juden nach Ägypten? Die Träume eines Joseph führen sie hinüber. Wer führt den bethlehemitischen Jesusknaben nach Ägypten? Die Träume auch eines Joseph, seines Vaters. Bis zu diesen Einzelheiten gehen diese Parallelen. Es ist wiederum eine besondere Hellsehergabe, die geblieben ist, die die Verbindung herstellt. In diesen bethlehemitischen Jesusknaben wird also hineingeboren, nachdem er empfangen hat das Element, das durch Abraham in die Menschheit gekommen ist durch Vererbung, die Individualität des Zarathustra. Und diejenigen, die in den chaldäischen Geheimschulen verbunden waren mit Zarathustra, die verfolgen jetzt den Weg. In der geistigen Welt geht vor ihnen her ihr Stern: Zoroaster selber, der hingeht, um geboren zu werden in Bethlehem. Sie können sie verfolgen, die drei Magier, sie treten auf in der Bibel. Sie kennen ihn, der da lebt im bethlehemitischen Jesusknaben. Das ist der eine der Jesusknaben, der bethlehemitische. In dem andern Jesusknaben, der nur durch eine Reise eben auch in Bethlehem geboren worden ist, da lebt allerdings nun etwas ganz anderes, da lebt etwas, das sich schon dadurch ankündigt, dass dieser Jesusknabe in allen seinen Eigenschaften anders war als der bethlehemitische Jesusknabe. Der bethlehemitische Jesusknabe zeigt sich von Anfang an als ein außerordentlich über alles Menschenmaß hinausgehend begabter Mensch, denn er hatte eine gewaltige Individualität in sich. Er war begabt für alles dasjenige, was die Menschheit sich an Kulturmitteln bisher erobert hatte. Er zeigte sich für alles, was man aus der Umgebung lernen konnte, außerordentlich begabt. Der nazarenische Jesusknabe war gar nicht begabt für die äußeren Dinge der Kultur. Er hatte nur eine tief, tief gemütvolle Innerlichkeit. Gerade die Eigenschaft des Seelisch-Gemütvollen war in ihm ausgebildet. Er war aber dagegen nicht begabt, um das zu lernen, was äußerlich an Kulturmittein vorhanden war. Dafür hatte er keine Neigung. Er hatte etwas, wovon sich die Menschen gar keine Ahnung machen können, in bezug auf Unterscheidung von Gut und Böse. Aber es war ihm fremd, was auf der Erde an Kultur entstanden war. Das war aus dem Grunde ihm fremd, weil in ihm etwas geboren worden war, das die ganze  Menschheitsentwickelung nicht mitgemacht hatte. Wir verstehen das, wenn wir uns folgendes überlegen. In der alten lemurischen Zeit hat stattgefunden innerhalb der Menschheit dasjenige, was wir den luziferischen Einfluss nennen. Da haben sich die luziferischen Mächte eingeschlichen in den Astralleib des Menschen. Dadurch ist die Menschheit geworden, was sie geworden ist. Nun mussten dazumal die leitenden Mächte vom Ätherleib des Menschen ein Stück zurückbehalten, damit dieses nicht infiziert wurde von alldem, was der astralische Leib ihm geben konnte, der unter dem luziferischen Einfluss stand. Es wurde ein Teil des Ätherleibes dem Einfluss des Astralleibes entzogen dadurch, dass der Mensch einen Einfluss nur behielt auf seinen Ätherleib, insofern er ein wollendes und fühlendes Wesen ist, nicht aber in bezug auf alles Denkerische. Das wurde sozusagen zurückbehalten und aus der geistig-göttlichen Welt von oben herunter geleitet. Daher haben die Menschen vom Anfang ihres Erdenwerdens sozusagen ihre individuellen Begierden und persönlichen Gefühle, und sie konnten nicht ihre persönlichen Gedanken haben, auch nicht den Ausdruck der persönlichen Gedanken, die Sprache. Das Denken war ein solches, das durch eine durchgehende Geistigkeit bei allen gleich geleitet worden ist. Dadurch denken alle gleich. Aber auch die Sprache wurde von den Volksgöttern wenigstens geleitet, so dass nicht jeder Mensch seine eigene Sprache hat. Dasjenige also, was sich im Sprachgeist ausdrückt, wurde in bezug auf den Ätherleib entrückt der Willkür der einzelnen Persönlichkeit, das wurde zurückgehalten. Was damals in der lemurischen Zeit zurückbehalten worden ist, die Paradiesesmythe erzählt es: Der Mensch hat genossen vom Baum der Erkenntnis, aber nicht vom Baum des Lebens; hat eine eigene Willkür gekriegt in bezug auf das Wollen; aber was damals den Menschen nicht gegeben worden ist, das wurde jetzt durch geheimnisvolle Vorgänge übertragen an diesen Jesusknaben, an den nazarenischen Jesusknaben, dessen Ätherleib das war. Da war dasjenige, was der Menschheit im Anbeginn entzogen worden war, und das hinderte den nazarenischen Jesusknaben, Interesse an dem zu haben, was sich die Menschheit erarbeitet hatte an Kultur. Er hatte etwas viel Ursprünglicheres, was erinnerte an die Zeit, wo die Menschheit noch nicht in die Sünde der Willkür des einzelnen verfallen war. Das drückt der Schreiber des Lukas-Evangeliums aus dadurch, dass er den Stammbaum bis zu Adam hinaufführt. So dass also in dem nazarenischen Jesusknaben etwas erscheint, was in Adam gesunken war, was dem luziferischen Einfluss entzogen war. Was die Menschheit vor diesem luziferischen Einfluss war, das war in diesem nazarenischen Jesusknaben. Diese beiden Jesusknaben lebten nebeneinander. Als sie beide zwölf Jahre alt waren, geschah folgendes. Da entschloss sich der Zarathustra in dem bethlehemitischen Jesusknaben, hinüberzugehen mit seiner Individualität in den nazarenischen Jesusknaben. Das wird angedeutet in der Bibel in dem Ereignis, das man nennt das Verlorengehen des zwölfjährigen Jesus, wo da die Eltern erstaunt sind, ihn wiederum zu finden. Er war ganz anders, als er vorher war, der nazarenische Jesusknabe. Jetzt auf einmal hat er Interesse an der äußeren Kultur, weil Zarathustras Individualität in ihm war. Das war in jenem Zeitmoment geschehen, der in der Bibel geschildert ist bei dem Verlorengehen des zwölfjährigen Jesus. Es war noch etwas anderes geschehen. Bei der Geburt des nazarenischen Jesusknaben senkte sich in den astralischen Leib herunter dasjenige, was wir nennen können die spätere Verkörperung des Buddha. Der Buddha in seinem Ätherleib bei seiner Wiederverkörperung war verbunden nun von der Geburt an mit diesem nazarenischen Jesusknaben, so dass wir in der Aura des nazarenischen Jesusknaben im astralischen Leibe den Buddha haben. Das wird im Lukas-Evangelium tiefsinnig angedeutet. Es wird erzählt in der indischen Legende, dass es gab einen merkwürdigen Weisen zur Zeit, als der Königssohn Gautama Buddha geboren wurde, der der Buddha werden sollte. Da lebte Asita. Der hatte erfahren, durch seine hellseherischen Fähigkeiten, dass jetzt der Bodhisattva geboren worden sei. Er sah sich den Knaben an im Königsschlosse und war voller Enthusiasmus. Er fing an zu weinen. Warum weinest du? - fragt ihn der König. O König, es steht nichts bevor von Unglück etwa, im Gegenteil: derjenige, der da geboren worden ist, der ist der Bodhisattva und wird der Buddha werden. Ich weine, weil ich als alter Mann nicht mehr erleben kann, diesen Buddha zu schauen. - Dann stirbt Asita. Der Bodhisattva wird zum Buddha. Der Buddha steigt herab und vereinigt sich mit der Aura des nazarenischen Jesusknaben, um sein Scherflein beizutragen zu dem großen Ereignis in Palästina. Zur selben Zeit wird durch eine karmische Verknüpfung wiedergeboren der alte Asita. Er wird der alte Simeon. Und dieser sieht jetzt den Buddha, der dieses aus einem Bodhisattva geworden war. Was er damals in Indien, sechshundert Jahre vor unserer Zeitrechnung, nicht hat sehen können, das Buddha werden, jetzt sah er es, als in der Aura des nazarenischen Jesusknaben, den er auf seinen Armen hält, der Buddha schwebte, und jetzt sagte er das schöne Wort: «Nun lassest du, Herr, deinen Diener in Frieden fahren, denn ich habe meinen Meister gesehen», den Buddha in der Aura des Jesusknaben. So sehen wir, wie die drei Strömungen zusammenfließen: durch das Blut herunter die Strömung des Abraham, durch die Individualität des bethlehemitischen Jesusknaben die Zarathustra-Strömung, und die dritte Strömung dadurch, dass der Buddha in seinen Ätherleib oder Nirmanakaya herniederschwebt und gesehen wird von den Hirten. So sehen wir diese drei Strömungen zusammenfließen. Und wie diese weiterleben innerhalb des Christentums, wie derjenige, der dann lebt in dem mit der Individualität des Zarathustra begabten nazarenischen Jesusknaben, diese Strömungen weiterführt, kann nur ein anderes Mal dargestellt werden. Gesagt soll noch werden, dass, nachdem die Zarathustra-Individualität herübergegangen ist in die Persönlichkeit, in den Körper des nazarenischen Jesusknaben, dass da allmählich der bethlehemitische Jesusknabe dahinsiechte und bald starb. Das Wichtige ist, dass Sie verstehen, wie diese Führung der Zarathustra-Individualität in den Jesusknaben sich vollzogen hat. Sie wissen, dass die Entwickelung des Menschen so vor sich geht, dass von der Geburt bis zum siebenten Lebensjahr die Entwickelung des physischen Leibes vor sich geht, vom siebenten bis vierzehnten Jahre die Entwicklung des Ätherleibes stattfindet, die besondere Entfaltung, und dass dann der Astralleib geboren wird. Ein besonderes Ich, eine Egoität, wie sie ja in der lemurischen Zeit geboren wurde im Menschen, war gar nicht im nazarenischen Jesusknaben. Hätte er sich fortentwickelt, ohne dass der Zarathustra hinübergegangen wäre, so hätte kein Ich geboren werden können. Er hatte, was als heilige drei Glieder, wie sie waren vor dem Sündenfall, zusammengefügt worden war: physischer Leib, Ätherleib und Astralleib, und bekam erst da die Begabung mit dem Ich durch den Zarathustra. Das alles gliederte sich in wunderbarer Weise zusammen. In den Evangelien haben wir die Tatsachen widergespiegelt, die in der Akasha-Chronik zu finden sind." [3]
 

4. Der Zusammenhang des Menschen mit der elementaren Welt, die Welt als Ergebnis von Gleichgewichtswirkungen; die Einheitsseele hat etwas gleichsam dumpf Brütendes, wenn sie nicht von dem Mysterium von Golgatha und Skythianos durchstrahlt wird; finnisches Volk, Kalewala, Wie Wainämöinen der Empfindungsseele, so entspricht in Kalewala Ilmarinen der Verstandes- oder Gemütsseele, die Bewußtseinsseele wurde empfunden wie das, was den Menschen erst zu einem Eroberer auf dem physischen Plan macht, man sah in Lemminkäinen ein Wesen, das mit den Gewalten des physischen Planes zusammenhängt, ein elementares, heroisches Wesen in dem Inspirator der Bewußtseinsseele; slawisches Volk und Einheitsseele, Hereindringen der griechisch-byzantinischen Kultur in das Slawentum; der Name Russe stammt von den Finnen, Russen eigentlich normannisch-germanisch, außerhalb des Bolschewismus mit Angelosbewußtsein; für Russen besteht die größte Gefahr beim Aufsteigen in die höhrere Welten in einer ungeläuterten und egoistischen Seelenhaftigkeit

Die Einheitsseele hat etwas gleichsam dumpf Brütendes, wenn sie nicht von dem Mysterium von Golgatha durchstrahlt wird; das kann man beobachten bei Muslimen und atheistischen Bolschewisten, die zwar militärische Eroberungen feiern, christliche Feiertager aber nicht ehren. Dm finnisches Volk war schon früh durch Kalewala die Dreigliedrigkeit der Seele m Gegensatz zur Einheitsseele bekannt. Wie Wainämöinen der Empfindungsseele, so entspricht in Kalewala Ilmarinen der Verstandes- oder Gemütsseele, die Bewußtseinsseele wurde empfunden wie das, was den Menschen erst zu einem Eroberer auf dem physischen Plan macht, man sah in Lemminkäinen ein Wesen, das mit den Gewalten des physischen Planes zusammenhängt, ein elementares, heroisches Wesen in dem Inspirator der Bewußtseinsseele. Der große finnische Komponist Sibelius hat eine «Lemminkäinen» Suite komponiert, vier Stücke aus Kalevala, Symphonische Dichtungen für Orchester. [4]

Wir wissen, dass des Menschen Seelenwesen gegliedert uns erscheint in die Empfindungsseele, die Verstandes- oder Gemütsseele und die Bewußtseinsseele. Wir wissen, dass in diesen drei Seelengliedern arbeitet das Ich des Menschen. "Nun geht in der menschlichen Natur wirklich viel vor sich, das nicht so, wie es vor sich geht, ins Bewußtsein hereindringt. Gerade die geisteswissenschaftliche Erkenntnis kann allmählich dazu führen, dass vieles, was in den Tiefen der menschlichen Seele Hegt, beleuchtet wird von dem Lichte des Bewußtseins. Aber wenn so die Menschenseele hinlebt, so beleuchtet sie gleichsam nur einen kleinen Teil des gesamten Seelenhorizontes, und unter diesem Horizont liegt vieles, was tiefe, tiefe Bedeutung für die Seele hat, aber nicht für das gewöhnliche Leben bewußt wird, was gewissermaßen viel bedeutsamer ist für die menschliche Seelengestaltung als das, was bewußt ist. Vor allen Dingen wollen wir jetzt unseren Blick werfen auf etwas, was gewöhnlich nicht zum Bewußtsein kommt. Für den heutigen Menschen ist es sogar recht heilsam, dass das nicht zum Bewußtsein kommt. Wir werden aber später sehen, dass das nicht immer für alle Menschen so war. Wenn nur ein wenig sich das gewöhnliche Alltagsbewußtsein des Menschen vertiefen würde und würde heraufholen können, was, ich möchte sagen, nur um einen Grad unbewußter ist als das gewöhnliche Bewußtsein, dann würde die Menschenseele sehr bald dahinterkommen, dass sie die Dreiheit ist, von der gesprochen worden ist, dass sie wirklich nicht so ohne weiteres eine Einheit ist, sondern eine Dreiheit. Ich habe angedeutet in der Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten?», dass, wenn der Mensch anfängt vorzurücken gegen die geistigen Welten zu, er gleichsam auseinanderfällt in eine Dreiheit. Und sobald man nur, wie gesagt, ein wenig hereinblickt in den gleichsam zugedeckten Teil des Bewußtseins, so merkt man sehr bald, dass diese Dreiheit von Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewußtseinsseele da ist. Unter der Schwelle des Bewußtseins - und zwar gar nicht besonders tief für den gegenwärtigen Menschen - ist wirklich eine Art von Seelenreich, das durchsetzt wird nicht von einer Einheit, sondern von einer Art Dreiheit, von dem Hereinstrahlen dieser Dreiheit, so dass in dem Augenblick, wo der Mensch zurückdrängt das, was er im Grunde genommen erst so völlig seit der zweiten Hälfte der vierten nachatlantischen Periode erlangt hat und so ganz klar erst nach dem Beginn des fünften nachatlantischen Zeitraums, sobald also der Mensch das zurückdrängt, kann er genau zwischen drei Welten oder Gebieten in seiner Seele unterscheiden. Das eine Gebiet ist ein solches, das mehr inspiriert wird, in welches traumhafte, träumerische Inspirationen hineinkommen. Das zweite Gebiet ist das, durch welches der Mensch gleichsam sich selbst durchseelt, auferbaut in den physischen Teilen. Und das dritte Gebiet ist das, wo er das Bewußtsein von der Welt erhält. Das erste Gebiet also ist das, in welches die Inspirationen hereindringen, traumhafte Inspirationen, welche die Seele ausfüllen, was an die Empfindungsseele gebunden ist. Ein zweites Gebiet, wo die Seele gleichsam durch ihre eigenen inneren Gestaltungen und Bildungen ihren Leib auferbaut, ist gebunden an die Verstandes- oder Gemütsseele. Das ist der innere Werkmeister, der Baumeister, wir könnten auch sagen der Schmied des physischen Leibes. Und das dritte, die Vermittlung des äußeren Erkennens, das in Zusammenhang tritt mit der Welt, die an die Sinne gebunden ist, überhaupt mit der physischen Welt zusammenhängt, ist an die Bewußtseinsseele gebunden. Wir können also sagen: zusammenhängend mit physischen Gewalten. Gleichsam eine Seelentrinität waltet auf dem Grunde der Seele des Menschen, und dieser Trinität steht gegenüber das Walten und Wirken desjenigen, was zur Einheit strebt. ... So, wie einmal unsere Seele jetzt ist, kann diese Einheitsseele aus einem gewissen dumpfen Leben nicht herauskommen, wenn sie nicht gleichsam überhellt, überleuchtet wird. Und in unserer Zeit geht das Überleuchten immer aus in irgendwelcher Form von dem Mysterium von Golgatha, so dass ich das, was in irgendwelcher Weise hereinstrahlt in die Einheitsseele, symbolisch Ihnen hinzeichne: irgendeine Form, in der das Mysterium von Golgatha hereinstrahlt in die Einheitsseele. Nun haben wir wirklich schon im Laufe der Jahre vieles, vieles aufgewendet, um nach und nach uns eine Vorstellung davon zu verschaffen, wie unendlich weit all das ist, was mit dem Mysterium von Golgatha zusammenhängt. Sie können sich daher denken, dass, wenn so das Mysterium von Golgatha in irgendeiner Form in die Menschenseele hereinstrahlt, das immer nur eine gewisse Stufe, ein gewisser Grad des Mysteriums von Golgatha ist. Aber wir stellen uns vor, dass, weil die Einheitsseele etwas gleichsam dumpf Brütendes ist, aber das für unsere Zeit besonders Wertvolle enthält, so muss dieses Einheitliche in irgendeiner Form von dem Mysterium von Golgatha durchstrahlt werden. Nun ragt in jede Seele dasjenige hinein, was von den verschiedenen Inspirations- und Initiationszentren der Welt ausgeht, und das gehört auch zu den unterbewußten Einflüssen in der Menschenseele. Sehen Sie, die Wirkung des Mysteriums von Golgatha ist eine umfassende, eine universelle, aber der Mensch, die Menschenseele kann dieses Mysterium von Golgatha nur in einer bestimmten Weise aufnehmen. Das Initiationszentrum, welches ganz besonders in das Innere der Seele hereinwirkt, damit das Innere der Seele richtig vorbereitet wird, sich von dem Mysterium von Golgatha ganz besonders durchstrahlen zu lassen, habe ich früher öfter so besprochen, dass ich gesagt habe: Es steht immer vor diesem Initiationszentrum der Eingeweihte Skythianos. - Nehmen wir also an, die Seele wäre vorbereitet worden in der Einheitsseele für das, was vom Mysterium von Golgatha kommt, bereit, es aufzunehmen durch das, was in jeder Seele unbewußt, von Skythianos her, hineinwirkt. Da haben wir gleichsam die Seele des Menschen gespalten in zwei Reiche: in das eine Reich, das eine Dreigliedrigkeit ist, und in ein anderes Reich, welches eine Einheit ist: in ein mehr seelisches Reich und in ein mehr naturhaftes, temperamentmäßig brütendes Reich, möchte ich sagen, in ein Reich, das mehr aufnimmt in seine Naturgrundlage die Kräfte des Mysteriums von Golgatha auf der einen Seite und auf der andern Seite die Einflüsse des Skythianos. Nun kann diese Einheit mit der Dreiheit nicht ohne weiteres sich verbinden, das ginge nicht, und deshalb ist es auch so, dass diese Dreiheit bei den gegenwärtigen Menschen unter der Schwelle des Bewußtseins bleibt. Es wird diese Dreiheit gleichsam übertäubt; es muss das Bewußtsein davon ausgelöscht werden. Wenn die Seele wirklich herunterkommen könnte zu der Dreiheit, würde sie sich sogleich als Dreiheit, nicht als eins, fühlen. Sie würde sagen: Da ist etwas in mir, das inspiriert mich, etwas, das baut mich auf, das schmiedet mich zusammen, und etwas, das steht mit der Außenwelt im Zusammenhang. - Aber diese Dreiheit muss gleichsam durch etwas ausgelöscht, überschattet werden, was seelisch den Menschen dahin bringt, dass er sagt: Ich unterscheide nicht die Drei. - Es muss also etwas hereinstrahlen in die Drei, das macht, dass die Seele die Drei nicht in sich empfindet, diese Drei auslöscht, gleichsam wie Nebelgebilde zueinander sein läßt. Sehen Sie, dann kann die Verbindung bestehen zwischen dem, was in der Seele als Einheit leben soll, und dem, was als Dreiheit in der Seele ist, wenn eine Kommunikation, eine Art Austausch da ist, gleichsam eine Art Seelenstamm, der zur ausgelöschten Dreiheit hinführt und der ausgeht von dem, was Einheit ist, aber von zwei Seiten her durchstrahlt wird, gleichsam durchleuchtet wird dazu, dass es nicht nur eine dumpfe, gleichmäßige charakter- und temperamentgemäße Natureinheit ist, sondern dass es einheitlich durchleuchtet wird von dem, was der Mensch sein soll: von dem Bewußtsein der Menschenseele in ihrem Zusammenhang mit dem göttlich-geistigen Sein. Eigentlich habe ich da etwas aufgezeichnet, was auf dem Grunde jeder Menschenseele ruht. Keine einzige Menschenseele kann in unserer Zeit ohne das sein, dass alle diese Dinge in ihr vorhanden sind. Aber nun stellen Sie sich das Folgende vor. Ich habe wiederholt gerade hier betont, um zu zeigen, was unser Bau sein soll, dass dasjenige, was in der Menschenseele lebt, äußerlich auch zur Darstellung kommt, sich auslebt sozusagen in der äußeren Evolution der Erde. Wenn es ein solches Gebiet in der Menschenseele gibt, das wirklich eine Art von Dreiheit darstellt, das bei den heutigen Menschen gleichsam schon überzogen ist von dem gewöhnlichen Bewußtsein, so müssen wir einmal ein Evolutionsstadium finden, wo uns das äußerlich entgegentritt, dass die Seele wirklich sich als eine Dreiheit empfindet, gleichsam auseinandergelegt in drei Seelenglieder. Mit andern Worten, es muss ein Volk einmal dagewesen sein, das diese drei Seelenglieder auseinandergelegt empfand und so empfand, dass im Grunde genommen die Einheit viel geringer empfunden wurde in der Seele als die Dreiheit, da die Dreiheit noch in Verbindung gedacht wurde mit dem Kosmos. Dieses Volk war da in Europa und hat ein bedeutendes Kulturdenkmal hinterlassen, von dem ich schon einmal gesprochen habe. Dieses Volk, das einmal, und zwar an der Stelle in Europa, wo es sein musste, diese Dreiheit empfand in der Seele, ist das finnische Volk. Und der Ausdruck dieser Kulturstufe ist niedergelegt in Kalewala. In dem, was in Kalewala dargestellt ist, ist das deutliche Bewußtsein von der Dreiheit der Seele vorhanden, so dass von den alten Sehern, deren Sehertum Kalewala zugrunde liegt, empfunden wurde: Da ist etwas Inspirierendes in der Welt, mit dem steht ein Glied meiner Seele in Verbindung, meine Empfindungsseele. Sie tendiert dahin, deren Kräfte gehen dahin, sie bekommt von da die Impulse. - Gleichsam ein Menschlich-Göttliches oder Menschlich-Heroisches empfand dieses Volk oder empfanden diese alten Seher als das Inspirierende der Empfindungsseele. Und sie nannten das Wäinämöinen. Das ist nichts anderes als das im Kosmos Inspirierende der Empfindungsseele. Alle die Schicksale, die in Kalewala als die Schicksale von Wäinämöinen geschildert werden, drücken aus, dass dieses Bewußtsein einmal vorhanden war bei einem Volke, welches eine große Ausbreitung in dem Nordosten des europäischen Gebietes hatte, und das die drei Seelenglieder getrennt empfand und die Empfindungsseele inspiriert von Wainämöinen. Ebenso hat dieses Volk, haben diese alten Seher empfunden, dass die Verstandes- oder Gemütsseele gleichsam ein Glied extra in der Seele ist, das seine Impulse empfängt zum Schmieden, haben empfunden das, was schmiedet in der menschlichen Seele, was sie aufbaut, von einer andern elementarischen, heroischen Wesenheit empfängt, von Ilmarinen. Wie also Wainämöinen entspricht der Empfindungsseele, so entspricht in Kalewala Ilmarinen der Verstandes- oder Gemütsseele. Wenn Sie den Vortrag über Kalewala nachlesen, so können Sie das alles darin finden. Und ebenso empfand dieses Volk - das muss festgehalten werden -, dass dazumal die Bewußtseinsseele empfunden wurde wie das, was den Menschen erst zu einem Eroberer auf dem physischen Plan macht, empfanden diese alten Seher in Lemminkäinen ein Wesen, das mit den Gewalten des physischen Planes zusammenhängt, ein elementares, heroisches Wesen in dem Inspirator der Bewußtseinsseele. So stammen diese drei, man möchte sagen, Heldenfiguren, wenn man in Analogie mit andern Epen spricht, von dem alten finnischen Volk her, inspirierend die Dreigliedrigkeit der Seele. Das Wunderbare ist der Zusammenhang zwischen Ilmarinen und demjenigen, was da geschmiedet wird. Ich deutete es schon an. Es wird geschmiedet aus den Naturelementen heraus der Mensch selber. Dieses Wesen, das aus allen Naturatomen zusammengeschmiedet wird, pulverisiert und zusammengeschmiedet wird, ist in einem großartigen Tableau in dem Schmieden des Sampo in Kalewala dargestellt. Und dass dieses Bilden des Menschen aus diesen drei Seelengliedern heraus einmal geschehen ist, dann gleichsam wie in ein Pralaya gehen muss und dann wiederum hervorkommt, ist auch dargestellt in Kalewala: wie der Sampo verlorengeht und wiedergefunden wird, gleichsam wie wiedergefunden wird das, über das sich zunächst Bewußtseinsdunkelheit verbreitet. Und nun stellen wir uns vor, dass gegen den Süden zu, gegen den Südosten, können wir sagen, ein anderes Volk gegenübersteht, das diejenigen Seeleneigenschaften zunächst in alter Zeit ausgebildet hat, von denen ich gesprochen habe, das Einheitsmäßige in der Seele, das, was das Einheitsmäßige zum Ausdruck bringt in den Charakter-, den Gemütseigenschaften, in den Temperamentseigenschaften. Dieses Volk ist ein slawisches Volk, während das Volk, das ihm gegenübersteht, das finnische Volk ist. Dieses slawische Volk bekommt seine Einflüsse von Skythianos, der auch eine Zeitlang in alten Zeiten gelebt hat vom alten Skythenvolk umgeben. Es ist durchaus nicht notwendig, dass um ein Initiationszentrum herum auch ein hochentwickeltes Volk lebe, sondern es muss im Verlaufe der Entwickelung das geschehen, was notwendig ist. Und das Hereindringen einer bestimmten Form des Mysteriums von Golgatha ist das Hereindringen der griechisch-byzantinischen Kultur in das Slawentum. Was ich Ihnen hier als ein Zentrum der griechisch-byzantinischen Kultur aufgezeichnet habe, das können Sie ruhig, wenn Sie wollen, als Konstantinopel auffassen auf der Karte von Europa, denn das ist im Grunde genommen Konstantinopel. So haben wir also jetzt Seelen, die sich mit einem slawischen Grundtyp imprägniert finden. Es sind Seelen, die auf der einen Seite verbunden sind mit dem, was zu einem Einheitswesen durch das Mysterium von Golgatha führen kann, was in Einheitsseelen zum Christentum vorbereiten kann, die auf der andern Seite das Mysterium von Golgatha in einer ganz bestimmten Form empfangen, etwas wie die Inspiration, die Influenzierung durch das Mysterium von Golgatha, wie sie von der byzantinisch-griechischen Kultur ausgegangen ist. Nun muss aber noch etwas anderes, von einem gewissen Punkte her gleichsam, kommen. Was im finnischen Volke da war als die Scheidung, die Trennung in die drei Glieder, deren Bodensatz so großartig in Kalewala enthalten ist, das muss ausgelöscht werden. Das kann nur ausgelöscht werden, wenn ein Einfluss von außen kommt, kann nur ausgelöscht werden dadurch, dass gleichsam ein Volk oder ein Volksteil da vordrängt, der von vornherein dazu veranlagt ist, nicht die Dreiheit, sondern die Einheit in der Seele zu empfinden, nicht die Einheit, die man bekommt von dem Mysterium von Golgatha aus, sondern die Einheit, die man gleichsam von Natur aus hat. Wenn man das finnische Volk betrachtet, so findet man es besonders veranlagt, das Bewußtsein der Dreiheit auszubilden. Und man kann nicht bedeutsamer diese Dreiheit in ihrem Verhältnis zum Kosmos ausdrücken, als das in Kalewala geschehen ist. Aber dann musste das im Norden übertüncht, übernebelt werden von dem, was gleichsam auslöscht das Bewußtsein von dieser Dreiheit. Es drängte da ein Stamm herunter, der in einer naturhaften Weise das in seiner Seele trug, was damals als das Einheitsstreben da war, was in einer ganz andern Weise, auf einer ganz andern Stufe im Goetheschen «Faust», aber auch überhaupt in Faust zum Ausdruck gekommen ist, etwas, das nicht weiß von der Dreigliedrigkeit, das nach der Einheit des Ich strebt. Hier noch auf einer primitiven Stufe wirkt das auslöschend auf die drei Seelenglieder. Nun ist aber das finnische Volk ein solches gewesen, welches noch naturhaft empfand, sonst hätte es nicht die drei Seelengüeder empfunden. Das, was dahinflutet, auslöschend die Dreiheit, dieses Hinflutende, Hineindrängende empfand man als ein r r r, und weil man es empfand als etwas, was, man möchte sagen, in okkulter Sprache am besten ausgedrückt ist in den Buchstaben, in dem Laute uuo, so dass man sagen möchte: Es kommt heran, man muss eigentlich Scheu davor haben, so haucht es hin in dem rruuo und setzt sich fest, was immer durch das Tau, t, empfunden wird, wenn das in die menschliche Seele hineindringt. Geradeso wie das Hineindringen in die menschliche Seele beim alten Jehova durch das s, durch das hebräische «Shin», ausgedrückt ist, so wird überhaupt dieses Eindringen in die Seele, das Durchdringende durch den s-Laut ausgedrückt. All das hängt zusammen mit dem, was in die Seele eindringt und festhält in der Seele, all das drängt zum i hin, dessen Bedeutung ja bekannt ist, im finnischen Volk das, was mit dem rruu zusammenhängt. Daher empfand es dieses rutsi, ruotsi, und daher nannte es die Völker, die herunterdrängen da, die Rutsi, Ruotsi. Und diesen Namen haben allmählich die Slawen aufgenommen, und weil sie sich verbunden haben mit dem von oben nach unten Dringenden, was die Finnen so nannten, nannten sie sich selbst Rutsi, was später zu dem Namen Russen wurde. Sie sehen also, das alles musste sein, was in der Geschichte äußerlich erzählt wird, dass diese hier unten sitzenden Völker gerufen haben die Warägerstämme, die eigentlich normannisch-germanische Stämme waren, die sich verbinden mussten mit den slawischen Stämmen. Dem liegt etwas zugrunde, was sein musste, durch die Einrichtung der Menschenseele notwendig sein musste. Und so kam denn das zustande, was dann später im Osten von Europa als das Element des Russischen in das europäische Volkstum eintrat. In dem Element des Russischen lebt also all das wirklich drinnen, von dem ich gesprochen habe. Es lebt vor allen Dingen darinnen jenes normannisch-germanische Element, lebt sogar in dem Namen drinnen, von dem der Name Russe gekommen ist, denn der ist auf dem Wege gekommen, den ich angedeutet habe. In tiefsinniger Weise wird in Kalewala ausgedrückt, dass die Größe des finnischen Volkes darauf beruht, dass es eigentlich vorbereitet in der Dreiheit die Einheit, vorbereitet durch Auslöschung der Dreiheit das Entgegennehmen derjenigen Einheit, die nun nicht mehr nur menschliche Einheit ist, sondern die göttliche Einheit ist, in welcher lebt der göttliche Held des Mysteriums von Golgatha. Damit eine Gruppe von Menschen aufnehmen kann dasjenige, was an sie herankommt, muss sie erst vorbereitet werden. Wir bekommen auf diese Weise einen Eindruck davon, was alles innerlich geschehen muss, damit das in der Entwickelung sich vollziehen kann, was einem äußerlich entgegentritt. Ich sagte, in Kalewala wird in großartiger Weise ausgedrückt, dass das finnische Volk diese Vorbereitung zu liefern hatte, dadurch, dass am Schlüsse in eigentümlicher Weise das Mysterium von Golgatha in Kalewala eingeführt wird. Christus tritt am Schlüsse von Kalewala auf, aber indem er seinen Impuls in das finnische Leben wirft, geht Wäinämöinen aus dem Lande fort, was ausdrückt, dass das ursprünglich Große, das Bedeutungsvolle, das durch das finnische Element in Europa hereingekommen ist, ein Vorbereitungsstadium für das Christentum ist und das Christentum wie eine Kunde, wie eine Botschaft von außen empfängt. Wie wir beim einzelnen Menschen sehen, dass er in außerordentlich komplizierter Weise gleichsam zubereitet werden muss, damit dann seine Seele das finde von den verschiedensten Seiten her, was sie braucht, um in einer bestimmten Inkarnation zu leben, so ist es auch mit den Völkern. Ein Volk ist nicht etwas ganz so Einheitliches, Homogenes, sondern ein Volk ist etwas, worin viel zusammenfließt. Das Volk, das da im Osten drüben lebt, in ihm ist all das zusammengeflossen. Und all dasjenige, könnte man sagen, was innerlich spirituell ist, ist äußerlich - wenn auch äußerlich in leichter Weise nur - angedeutet. Ich habe gesagt, bei diesem Volk muss ein Seelenstamm sein, der von unten nach oben respektive auch von oben nach unten führt, wenn es ein verbindender Seelenstamm ist. Das war vorhanden in einer mächtigen Straße, welche vom Schwarzen Meer zum Finnischen Meerbusen ging, und auf der ein Austausch stattfand zwischen dem griechisch-byzantinischen Kulturelement und dem Naturelement der Rutsi. Der Mensch muss im Laufe seiner verschiedenen Inkarnationen verschiedenes durchmachen. Eine Inkarnation muss sich immer auf die andere aufbauen. Das kann der Mensch nur dadurch, dass gleichsam in die Substanz, in das Material, aus dem die einzelnen Völker und ihre Angehörigen gebildet werden, wirklich die Kräfte zusammenfließen, durch welche später die Menschenevolution sich vollziehen kann. Es muss eine Menschenseele einmal in ihren Inkarnationen solch eine Leiblichkeit finden, die zusammengeflossen ist aus den Kräften, die ich hier dargestellt habe. Und was man so einfach sagt, ein Mensch wird als Russe geboren, das hat seine tiefe, seine kolossal tiefe Bedeutung. Ein Mensch wird als Russe geboren, heißt: er ist auf dem Wege durch die verschiedenen Inkarnationen dabei angelangt, innerhalb seiner Erdenlaufbahn das zu erleben, was man nur dadurch erleben kann, dass man in einer Körperlichkeit durchläuft ein Leben zwischen Geburt und Tod, die auf solche Weise zusammengetragen ist. Würde man nicht in einem solchen Körper das durchleben, so würde einem etwas fehlen in dem, was man von Inkarnation zu Inkarnation sich erwirbt. Törichte Menschen - ich sage das, ohne dass damit irgendeine Empfindungsnuance verbunden ist, sondern ich sage das als Terminus technicus - haben immer wieder und wiederum von dem Sprichwort gesprochen: Die Welt begreift man in ihrer Wahrheit am besten, wenn sie einem in ihrer Einfachheit erscheint. - Das ist nicht wahr, das ist nur bequem. Tiefe Geister haben es immer ausgesprochen, zum letzten Mal am eindringlichsten wohl Ralph Waldo Emerson, dass man zur Wahrheit der Tatsachen erst eindringt, wenn man sie in ihrer ganzen Kompliziertheit erkennt. Es ist nicht so einfach, das, was in der Welt lebt und was mit der ganzen Weltenevolution zusammenhängt. Und so wie es auf der östlichen Hälfte der europäischen Halbinsel ist, dass die Seelen zubereitet werden, um etwas Besonderes zu erleben, so ist es für alle andern Fälle der Erdenoberfläche, so sind die einzelnen Volkscharaktere in einer komplizierten Weise zubereitet. Nun erinnern Sie sich vor allen Dingen an eines, das wir genügend im Verlaufe unserer geisteswissenschaftlichen Betrachtungen kennengelernt haben. Der Mensch ist gewissermaßen, wenn er durch die Pforte des Todes gegangen ist, dadurch, dass er zurückblickt auf sein letztes Erdenleben, abhängig von dem, was er in seinem letzten Erdenleben erlebt hat. Wir wissen, dass jahrelang hineinspielen in das Leben nach dem Tode die Zusammenhänge mit dem früheren Erdenleben. Das muss aber so sein. Der Mensch muss durch eine physische Inkarnation hindurchgehen, damit er in dieser Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt bestimmte Erinnerungen an diese vorhergehende Inkarnation hat, bestimmte Impulse aus dieser vorhergehenden Inkarnation hereinreichen. Dadurch, dass er ein ganz bestimmtes Menschenwesen mit einem bestimmten Organismus war, der durch die Erdenverhältnisse bestimmten  Einflüssen unterworfen war, wirken auch noch gewissermaßen die Eindrücke nach dem Tode, die erinnerungsmäßig zurückgehen. Diese werden dadurch influenziert, beeinflußt, sie bekommen eine gewisse Schattierung. Das ist die Schattierung, welche eine Seele dadurch empfängt, dass sie durch eine bestimmte Nationalität hindurchgegangen ist, die sie aus einer gewissen Nationalität heraus bekommt. Das wird immer mehr und mehr abgestreift, je mehr das Nationale in das Internationale übergeht. Aber heute ist das noch in hohem Maße vorhanden, sonst hätten die heutigen Ereignisse nicht eintreten können. Die Menschen blicken in gewissem Maße noch zurück auf dasjenige, was sie durch ihren Organismus - insofern dieser national bestimmt ist - im vorhergehenden Leben zwischen Geburt und Tod erlebt haben. Nun werden die Seelen, die auf die heute beschriebene Weise durch Leiber hindurchgehen, die gerade auf diese bestimmte Art zubereitet worden sind, in einer ganz bestimmten Art präpariert auf das Leben, welches sie antreten, nachdem sie durch die Todespforte gegangen sind. Die Individualität wird natürlich nicht beeinflußt, nur das, was gleichsam wie die Kleider, die Hüllen der eigentlichen Individualität ist. Aber diese Kleider oder Hüllen, mit denen die Nationalität zusammenhängt, geben da noch etwas, was die Seele auch nach dem Tode hat, von dem sie weiß, das hat zu deinem Durchgange durch das Erdenleben gehört. Wenn nun die Seele durch einen Leib durchgegangen ist, der so zubereitet worden ist - exoterisch würde man sagen, die durch einen russischen Leib in einer Inkarnation durchgegangen ist -, so hat sie selbstverständlich die Nuancierung des äußeren Hüllenhaften, das nach dem Tode zu einer Vorstellung wird, die man von sich hat, wie man sonst Vorstellungen von sich hat. In das hat sie aufgenommen alles das, was hier auf diese Weise ausgedrückt ist, und wenn man aussprechen will, was die Seele innerlich dadurch durchmacht, dass sie einen so zusammengesetzten Leib hat, so kann man folgendes sagen. Nicht wahr, wir wissen aus den bisherigen Betrachtungen, dass sich das Bewußtsein in einer gewissen Weise verändert nach dem Tode, es erlangt einen höheren Grad, wird deutlicher, intensiver nach dem Tode, als es in einem physischen Leib ist. Das durchgemacht zu haben, was vorher gemeint ist, bereitet die Seele vor, in besonders intime Beziehung nach dem Tode zu denjenigen Wesen zu kommen, die wie besondere Schutzgeister über den eigentlichen menschlichen Individualitäten leben und in die nächst höhere Hierarchie gehören, in die Hierarchie der Angeloi. In dem Leben nach dem Tode, das bei einer Seele auf eine russische Inkarnation folgt, ist sie gleichsam veranlagt, sich zu identifizieren im Bewußtsein mit ihrem Angelos, die geistige Welt gleichsam anzusehen, um einen groben Ausdruck zu gebrauchen, mit den Augen des Angelos. Der Mensch strebt zum höheren Selbst hinauf. Dieses höhere Selbst lebt sich in der verschiedensten Weise aus. Lesen Sie den letzten Münchner Zyklus über «Die Geheimnisse der Schwelle». Da haben Sie auseinandergesetzt, wie das Bewußtsein etwas anderes wird, gleichsam sich die Seele mit dem Angelos durchdringt. Sie muss sich damit durchdringen und bereitet sich zu dem Durchdringen mit dem Angelos dadurch vor, indem sie sich hineinlebt durch die Pforte des Todes in die geistige Welt nach dem Leben in einem russischen Leibe, der so zubereitet worden ist, wie wir es beschrieben haben. So dass wir sagen können: Derjenige, der durch einen russischen Leib gegangen ist, fühlt eigentlich alles nuanciert nach dem Tode dadurch, dass er besonders durchsetzt ist in seinem ganzen Wesen von einem Angelos, von dem alle Menschen beschützenden Genius der nächst höheren Hierarchie. Aber bei den Völkern der westlichen Kultur ist es so, dass man weniger stark sich imprägniert, weniger stark sich durchdringt nach dem Tode mit dem Wesen des Angelos. Geht man durch eine westliche Inkarnation, so erfährt man nach dem Tode eher das Folgende: Ich empfinde noch so, wie ich sonst auch empfunden habe, ich schaue die Welt noch an, wie ich sie sonst angeschaut habe. - Man empfindet es wie eine besondere Kunst, mit seinem Angelos zusammenzuwachsen. Für den Angehörigen des russischen Volkes ist es etwas Naturgemäßes, immer mit seinem Angelos zusammen zu sein. Die Seele geht auf dem Wege durch die Inkarnationen durch alle möglichen Nationalitäten hindurch und muss auch durch diese Inkarnation gehen, wo sie den Impuls erhält, mehr in dem Angelos aufzugehen, mit dem Angelos zusammenzuwachsen, mit seinem Geistesauge zu schauen in die geistige Welt. Natürlich bezieht sich das mehr als auf andere Zeiten zwischen dem Tode und der neuen Geburt auf die Zeit unmittelbar nach dem Tode,  die nächsten Jahre oder einundeinhalb bis zwei Jahrzehnte, denn in der Hauptzeit vor und nach der «Mitternacht», von der ich schon gesprochen habe, streift die Seele solche Dinge ab. Es bezieht sich das also auf die Zeit, in welcher der Mensch noch influenziert ist von dem, was er im physischen Leibe erlebt hat, wo das noch nachwirkt. Und nun wenden wir, nachdem wir dies auseinandergesetzt haben, einmal unseren Blick hin auf die geistige Welt, gleichsam auf das Innere der Welt, in der wir drinnen leben, indem wir zu unserer Betrachtung hinzunehmen, dass es nur dem beschränkten Menschensinne entspricht, wenn er glaubt, er ist nur von physischen Menschen umgeben. Er ist immer auch von den Verstorbenen umgeben, von denjenigen, die in der geistigen Welt leben. So haben wir in unserer Umgebung gestorbene Seelen, die durch physische, russische Leiber gegangen sind, die eine große Neigung haben, mehr als Angelos, möchte ich sagen, in ihrer jetzigen Seelenverfassung zu leben denn als Mensch. Nach einer solchen Inkarnation tritt noch das besonders Eigentümliche auf, dass der Ätherkib ganz besonders schnell sich in der umliegenden Ätherwelt auflöst, während bei den westlichen Völkern der Ätherleib mehr kompakt ist, sich mehr zusammenhält, schwerer sich auflöst in der umgebenden Ätherwelt. Nun leben wir aber bereits in einem Zeitpunkt, namentlich seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, wie ich schon oft angedeutet habe, wo in der geistigen Welt die Herrschaft durch Michael angetreten ist, nachdem vorher Gabriel regierte. Wir leben jetzt in einer Zeit, wo diese Verhältnisse ganz besonders stark in der geistigen Welt hervortreten, ganz besonders das Geschilderte wirkt in der geistigen Welt. Denn es obliegt unserer Zeit, das große Ereignis vorzubereiten, das ich schon in dem ersten Mysteriendrama «Die Pforte der Einweihung» angedeutet habe, das Erscheinen des Christus in einer geistigen Gestalt vor dem Menschen. Dieses Ereignis der Erscheinung des Christus, so wie es die Theodora angedeutet hat, kann nur herbeigeführt werden, wenn sich die Herrschaft des Michael immer mehr und mehr ausbreitet. Noch ist das ein Prozess in der geistigen Welt. Gleichsam kämpft auf dem Plane, der angrenzt an unsere Welt, Michael für das Herannahen des Christus. Er braucht seine Scharen, seine Kämpfer dazu. Nun werden wichtige Kämpfer ihm geliefert, wichtige Scharen aus denjenigen Seelen, die in der jetzigen Inkarnation durch einen russischen Leib gegangen sind. So dass wir geradezu in der geistigen Welt auf eine Art von Eroberungszug des Michael für das Herannahen des Christus blicken können. Dazu rekrutiert er sich eine Schar, eine Reihe von wichtigen Kämpfern aus den Seelen, die durch russische Leiber gegangen sind, weil sie in sich veranlagt sind, sich zu identifizieren mit ihrem Angelos. Dadurch werden sie ganz besonders geeignet, die Kräfte herbeizuführen, um in Reinheit das Bild zu geben, durch das der Christus erscheinen soll. Damit er nicht erscheint in falscher Gestalten subjektiver Menschheitsimagination, damit er erscheint im richtigen Bilde, muss Michael den Kampf kämpfen, den ich angedeutet habe. Er kann ihn ganz besonders durch diejenigen Seelen kämpfen, die naturhaft in sich dieses Angelosbewußtsein tragen. Dadurch sind sie besonders präpariert. Auch dadurch, dass ihr Ätherleib sich besonders leicht auflöst, haben sie nichts in ihrem Ätherleib, was den Christus in falscher Gestalt, in falschen Imaginationen erscheinen ließe. Damit all das, was in der Welt geschehen soll, richtig geschehen könne, müssen verschiedene Glieder in der Weltenordnung zusammenwirken. Es muss nun, damit das geschehen könne, was ich dargestellt habe - nehmen Sie das ganz objektiv - eine Eigentümlichkeit bekämpft werden, die mehr im Westen ist, besonders bei den Seelen, die durch eine französische Inkarnation durchgegangen sind. Diese Seelen bekommen von ihrer Nationalität das Eigentümliche, stark ihren Ätherleib festzuhalten, eine ganz bestimmte Imaginationsgestalt im Ätherleib lange festzuhalten. Das kann nicht durch die westlichen Seelen allein bekämpft werden, sondern es muss dabei diesen westlichen Seelen, man möchte sagen, geholfen werden, es muss gearbeitet werden an der Zerstreuung dieser Ätherleiber in dem allgemeinen Weltenäther, damit nicht ein falsches Bild von der Christus-Erscheinung hervorgerufen werde. Es müssen also die Scharen zusammenwirken, die unter Michael kämpfen, müssen diejenigen Seelen bekämpfen, die durch französische
Leiber hindurchgegangen sind. Das ist dasjenige, was hellseherisches Bewußtsein gerade in dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und bis in unsere Zeit hinein als die Grundlage unserer jetzigen Evolution schauen konnte. Immer mehr und mehr entwickelte sich in der geistigen Welt, in der astralischen Welt, ein Kampf, geistig, zwischen Russland und Frankreich - selbstverständlich in demjenigen, was geistig zugrunde liegt - , und dieser Kampf wurde immer stärker und stärker. Kampf in der geistigen Welt bedeutet eigentlich Zusammenwirken in der physischen Welt, aber es ist das schon ein Bild des Kampfes, des Gegeneinanderwirkens, und derjenige, der in die geistige Welt hineinschaut, hatte seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis in unsere Zeit hinein immer mehr und mehr ein Intensivwerden eines geistigen Kampfes zwischen Westen und Osten vor sich, über Mitteleuropa hindurch, den Kampf im Himmel, man könnte ihn schon so nennen, der darin besteht, dass immer mehr und mehr unter der Herrschaft des Michael Scharen im Osten gesammelt worden sind, um all das, was verhindern könnte im Westen - in dem immer mehr und mehr in den Materialismus hineinwachsenden Westen - die Erscheinung des Christus, zu bekämpfen. Ja, meine lieben Freunde, wo eine hohe Kultur ist, eine so ganz ausgeprägte, zum Gipfel gekommene Kultur ist wie in Frankreich, hat die Seele bestimmte Imaginationen angenommen. Diese Imaginationen bleiben nach dem Tode, sie hindern aber, dass etwas ganz Neues kommen kann, was durch den Christus kommen muss. Daher muss vor allem in der geistigen Welt das bekämpft werden, was aus einer Vollreifen Kultur in die Seelen übergeht. Michael kann sich nicht seine Scharen aus einer Vollreifen Kultur wählen, die eignen sich zu einer bestimmten Imagination; die Imaginationen müssen erst ausgelöscht werden. Daher das grandiose Bild hinter der Szene der geistigen Welt: des Kampfes des Ostens gegen den Westen, der Schar des Michael gegen die selbständig gewordenen Seelen des Westens. Und sehen Sie, der äußere physische Ausdruck für einen geistigen Kampf ist ein physisches Bündnis. Was sich auf dem physischen Plane verbündet, drückt damit aus, dass es sich auf dem geistigen Plane in einem Kampf befindet. Man wird zu Verbündeten auf dem physischen Plan, wenn man auf dem geistigen Plan notwendig hat, sich zu bekämpfen. Daraus sehen Sie wiederum einmal, wie ernst wir das Wort von der Maja und der Wahrheit nehmen müssen. Oft und oft spricht man es aus, das Wort von der Maja und der Wahrheit, aber es bleibt Theorie, denn wer in die geistige Welt hereinschaut und dort schaut, was der physischen Welt zugrunde liegt, den überkommt schon das Gefühl ungeheuerlichster Erschütterung, wenn er im Ernste von der Maja zur Wahrheit vordringt und hinter dem, was in der Maja lebt, die Wahrheit findet. Die Wahrheit muss oftmals mit ganz andern Worten ausgedrückt werden als auf dem physischen Plan. Was auf dem physischen Plan Bündnis heißt, heißt auf dem geistigen Plan oftmals Krieg. Natürlich darf man nun keine falschen Konstruktionen machen, indem man das, was man auf dem physischen Plan findet, in seinem Gegenteil im Geiste sucht, denn es ist nicht für alle Sachen so. Man muss die Dinge in ihrer Wirklichkeit im Geistigen suchen. Es ist in manchen Fällen durchaus so, dass das, was auf dem physischen Plane geschieht, direkt ein Abbild sein kann von dem, was in der geistigen Welt geschieht. In andern Fällen ist ein so kolossaler Gegensatz vorhanden wie hier zwischen dem Osten und dem Westen, wo man auf dem physischen Plan in der Maja ein Bündnis hat und in der geistigen Welt einen an Bedeutung unendlich überragenden Kampf. Denn durch diesen Kampf soll allmählich herbeigeführt werden, dass ein richtiges Bild aus der Ätherwelt heraustritt, ein Bild von dem Wesen, das in unserer Zeit im Laufe des 20. Jahrhunderts herankommen soll an die Menschheit, in dem Christus. Mit solchen Betrachtungen wollen wir bei der nächsten Gelegenheit fortfahren. Aber ich bitte Sie, solche Dinge wie die heutigen im vollen Ernste zu nehmen, denn ich versichere Sie, wenn man sie zum ersten Male findet, wirken sie genugsam erschütternd." 

Nach den Worten Rudolf Steiners in einem Vortrag für Russen besteht deren größte Gefahr beim Aufsteigen in die höhrere Welten in einer ungeläuterten und egoistischen Seelenhaftigkeit, die die Kehrseite ihrer außergewöhnlichen seelischen Begabung ist, eine Seelenhaftigkeit, die den Russen wie eine dichte Wolke von den objektiven und selbstlosen Erleben des reinen Geistes völlig ablenken kann: "Es werden nicht jene Hindernisse bei Euch auftreten, die so vielfach in West- und Mitteleuropa auftreten. Zur Skepsis seid Ihr weniger geboren; Skepsis kann nur durch Einimpfung von Westen zu Euch kommen. Ihr werdet durch ein bestimmtes Gefühl die Wahrheit von der Unwahrheit und Unredlichkeit unterscheiden lernen auf dem Gebiet des Okkultismus, wo Scharlatanerie und Wahrheit so dicht beisammenstehen. Nicht der Skeptizismus, der Zynismus werden Eure Gefahr bilden. Eure Gefahr wird bilden, dass das seelisch Machtvolle Eurer Persönlichkeiten Wolken um Euch verbreiten kann, astralische Wolken, durch die Ihr dann nicht durchkönnt bis zum objektiv Geistigen. Euer Feuer, Eure Wärme, sie können sich wie eine wolkige Aura um Euch herum breiten, nicht durchlassen das Geistige, weil Ihr meint, für den Geist begeistert zu sein, aber durch die Begeisterung verhindert den Geist, die Wege zu Euch zu finden. So versucht, das ins Auge zu fassen, dass Ihr in dem großen Vorteil seid - das jetzt in dem idealen spirituellen Sinn gemeint -, ein spezielles Interesse haben zu dürfen, weil Ihr prädestiniert seid, das heißt Eure Volksseele, in das spezielle Interesse des russischen Volkstums die Theosophie, die man in Mitteleuropa noch ganz wie nur eine über allem Menschlichen erhabene göttliche Macht nehmen musste, empfangen zu dürfen, wie kein anderes Volk sie empfangen kann, wie etwas, was Ihr als Euer Eigenstes hegen und pflegen dürft. Denn durch Eure Prädestination seid Ihr dazu ausgestattet, Seele dem Geist einzuhauchen. Das ist oftmals in unseren Reihen gesagt worden, aber an Euch liegt es, die Gelegenheit sobald als möglich herbeizuführen, sie nicht zu versäumen, nicht bloß Gefühl und Wille zu entwickeln, sondern vor allen Dingen Energie und Ausdauer zu entwickeln, weniger - wenn auch ein Wort in bezug auf das Praktische geredet werden soll - reden über die Art, wie Theosophie im Westen sein muss und wie sie in Russland sein muss und so weiter und was für das eine und andere gut ist, sondern zunächst aufnehmen Theosophie, aufnehmen, mit der Seele, mit dem Herzen vereinigen. Das Übrige wird sich schon ergeben; es wird sich sicher ergeben. Das ist so etwas von dem, meine lieben Freunde, was ich habe zu Euch sprechen wollen, sprechen wollen deshalb, weil überall, wo ich unmittelbar zum Menschen sprechen soll, vor Augen stehen muss eben das Verantwortlichkeitsgefühl, das wir Menschen der Gegenwart gegenüber der Theosophie haben. Im Westen sollen die Menschen das Gefühl haben, dass sie sich an der Menschheit versündigen, wenn sie etwas von Theosophie haben können und es nicht wollen, es abweisen - Sünde gegen die Menschheit! Es ist manchmal recht schwer zu fassen, denn man muss ein fast transzendentales Pflichtgefühl haben, meine lieben Freunde, wenn man solche Verpflichtung, solch ein Verantwortlichkeitsgefühl gegenüber der Menschheit haben soll. Euch sagt Eure Volksseele, dass sie, diese Volksseele selber, Euch verpflichtet. Für Euch hat schon die Volksseele diese Verpflichtung gegenüber der Menschheit übernommen. Ihr braucht sie nur zu finden, diese Volksseele. Ihr braucht sie nur durch Eure Gedanken, Empfindungen und Willensimpulse sprechen zu lassen, und Ihr werdet, wenn Ihr die Verantwortlichkeit gegenüber der Volksseele fühlt, zugleich erfüllen die Pflicht gegenüber der Menschheit. Deshalb seid Ihr auch äußerlich örtlich hineingestellt zwischen den europäischen Westen, der Theosophie haben muss, für den sie aber in dem Grade wie für Euch nicht eine persönliche Angelegenheit werden kann, und den asiatischen Osten, der Okkultismus und spirituelle Kultur seit Urzeiten hat. Ihr seid hineingestellt. Ihr würdet vielleicht niemals dazukommen, Eure Aufgabe gegenüber der spirituellen Kultur der Menschheit zu erfüllen in dieser geographisch schwierigen Lage, möchte ich sagen, wenn Ihr nur an die Verpflichtung gegenüber der Menschheit denken müßtet. Denn die Versuchungen werden ungeheuer groß sein, wenn auf der einen Seite nicht nur der europäische Westen wirkt, der viele der Kinder Eurer Volksseele im Grunde genommen sich selber hat untreu werden lassen. Gegenüber einem großen Teil dessen, was von Russen geschrieben und uns nach Westen gebracht wird, haben wir das Gefühl, dass es nichts zu tun hat mit der russischen Volksseele, sondern ein Spiegelbild aller möglichen westlichen Dinge ist. Die zweite Versuchung wird die von Osten sein, wenn die Macht spiritueller Kultur kommt. Da wird es die Pflicht sein, zu wissen, dass bei aller Größe dieser spirituellen Kultur des Ostens der Mensch der Gegenwart sich zu sagen hat: Nicht die Vergangenheit haben wir in die Zukunft hineinzutragen, sondern die neuen Impulse. Nicht aufzunehmen wird sein einfach irgendein spiritueller Impuls des Ostens, sondern zu pflegen das, was der Westen aus den spirituellen Quellen selber hervorbringen kann. - Dann wird die Zeit kommen, in der Europa anfangen wird, wenn Ihr Eure Pflichten auch erfüllt gegenüber Eurer Volksseele, ein wenig zu verstehen, was eigentlich der Christus- Impuls in der geistigen Entwickelung der Menschheit ist." [5]
 

5. Die Entstehung des Gewissens; Äschylos, das alte Griechentum spricht von Erinnyen, das spätere Römertum von Furien, Euripides; In Asien wird die Erscheinung des Christus vorbereitet, in Europa das Christus-Verständnis, in Europa finden wir die Menschen am besten vorbereitet zu einem Verständnis für den Bringer des Ich-Bewußtseins; Empedokles, der große Philosoph, war auch ein Eingeweihter in die tiefen Geheimnisse der Zeit, ist einer der größten Staatsmänner aller Zeiten gewesen, der zugleich Opferpriester in Agrigent war; in der Menschheitsentwickelung entsteht bei den europäischen Völkern zuerst das Gewissen, von dort strahlt es aus und teilt sich dann den anderen Menschen der Erde mit


Während der ägyptischen Kultur entwickelt sich in Europa das Ich, in Ägypten und Chaldäa ein reiches Wissen über die geistige Welt, doch fast gar kein Ich-Bewußtsein; in der griechisch-lateinischen Kultur hält sich beides die Waage; in der Menschheitsentwickelung entsteht bei den europäischen Völkern zuerst das Gewissen, von dort strahlt es aus und teilt sich dann den anderen Menschen der Erde mit. Aus der Durchdringung der Empfindungsseele mit dem Ich-Gefühl bildet sich als Seelenkraft das Gewissen. Im Osten taucht in geistig-seelischer Form die Liebe auf, im Westen dringt aus den Tiefen der Seele das Gewissen hervor. "Das menschliche Gewissen ist etwas, was uns ja im Tiefsten der Seele berühren muss. Und wo uns seit Jahrhunderten Philosophen oder sonstige Denker über die Welt entgegentreten, da ist es in der Regel auch die Frage nach dem, was man das menschliche Gewissen nennt, die sie interessierte. Man könnte nun gerade einer solchen Erscheinung wie dem Gewissen gegenüber sich leicht einer Illusion hingeben: der Illusion, die hier schon öfter eben als Illusion bezeichnet worden ist, und die darin bestehen würde, dass man glaubte, alles was in der menschlichen Seele heute gegenwärtig ist, das sei schon immer dagewesen. Wir haben aber gesehen, dass die verschiedensten Seelenfähigkeiten und Seelenvorgänge, welche sich im Menschen im Laufe der Jahrtausende entwickelt haben, in der Urzeit ganz andere waren, als sie gegenwärtig sind. Und auch mancherlei von dem, was wir heute als das Teuerste, als das Bedeutsamste besitzen in unserem Seelenleben, haben unsere Seelen nicht gehabt, als sie vor vielen Jahrtausenden in anderen Verkörperungen auf der Erde wandelten. Das Durchgehen durch verschiedene Verkörperungen hat ja einen Sinn. Wir haben das oft betont. Es hat den Sinn, dass die Seele, indem sie sich von Verkörperung zu Verkörperung entwickelt, immer neue Fähigkeiten und Kräfte sich aneignen kann, dass die Seele wirklich eine Geschichte durchmacht, dass ihr Erdendasein eine Lehrzeit ist, dass sie etwas anderes gewesen ist in der Zeit, als unsere Verkörperungen begonnen haben, und etwas anderes ist jetzt, und etwas anderes sein wird in einer fernen Zukunft. Auch das menschliche Gewissen, dieses teure Gut der Menschenseele, welches wie eine Gottesstimme ruft gegenüber dem Guten und gegenüber dem Bösen in jedem individuellen Menschen, auch diese teure Gabe des menschlichen Innern ist nicht immer dagewesen.  Auch dieses Gewissen ist etwas, was sich entwickelt hat. Und es ist sogar verhältnismäßig noch nicht lange her, seit sich dieses menschliche Gewissen ankündigte und sich seitdem immer weiter und weiter entwickelt hat. Und wenn es auch ein teures Gut ist, so ist es dennoch nicht dazu berufen, immer in derselben Weise durch alle folgenden Inkarnationen hindurch in der menschlichen Seele zu leben, so wie jetzt. Es wird sich weiter entwickeln, es wird andere Gestalten annehmen, wird sich erweisen als etwas, was sich der Mensch anzueignen hat, was ihm Früchte tragen wird, und was in späteren Zeiten, wenn er diese Früchte haben wird, etwas sein wird, auf das er zurückblickt und sagt: Es gab eine Epoche, da wurde es mir möglich, auf dem Durchgange von Inkarnation zu Inkarnation meinem Seelendasein das einzuverleiben, was das Gewissen ist, und jetzt habe ich die Früchte von dem, was ich einst meiner Seele einverleibt habe. - Wie wir heute zurückschauen auf eine Zeit, wo unsere Seelen in anderen Verkörperungen waren und das noch nicht hatten, was wir heute Gewissen nennen, so werden in späteren Zeiten unsere Seelen einstmals zurückblicken auf unsere gegenwärtigen Inkarnationen und werden sagen: Heil jener Vergangenheit! Dank jenen Gaben, die uns in der Vergangenheit geworden sind als menschliches Gewissen! Hätten wir damals nicht das menschliche Gewissen entwickeln können in unsern Seelen, so würde uns jetzt das fehlen, was wir brauchen zu dem jetzigen Leben! Daraus schon sehen wir, dass das Gewissen zu den seelischen Gütern der Gegenwart gehört, und dass es etwas wie Verständnis unserer Gegenwart ist, wie Verständnis des Seelenlebens unserer Gegenwart, wenn wir etwas verstehen von der Natur und dem Wesen des menschlichen Gewissens. dass es entstanden ist, darauf wurde ja in manchem Zusammenhange schon aufmerksam gemacht. Darauf wird auch am nächsten Donnerstag hingedeutet werden, dass man sozusagen mit Fingern hinweisen kann auf den Zeitpunkt, wo das Gewissen für die menschliche Seele erst entdeckt worden ist. Wenn wir einige Jahrhunderte zurückgehen in das alte Griechenland, so finden wir kaum ein halbes Jahrtausend vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung den großen Dichter Äschylos. Wenn wir bei ihm, bei diesem gewaltigen Genius der griechischen Urdramatik uns umsehen, wenn wir seine Gestalten auf uns wirken lassen, so finden wir in seiner Dramatik das, was wir heute mit dem Ausdruck Gewissen bezeichnen, noch nicht mit einem ähnlichen Ausdruck bezeichnet. Ein halbes Jahrtausend vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung gibt es für den größten Dramatiker noch keinen Ausdruck für das, was wir heute als das menschliche Gewissen bezeichnen. Wenn er ausdrücken will den menschlichen Seelenvorgang, der dem entsprechen würde, was wir heute Gewissen nennen, dann muss er es in der Weise tun, dass jemand, der zum Beispiel das Unrecht des Muttermordes begangen hat, durch die Gewalt dieses Ereignisses ins  Geistige hineinschaut und Gestalten sieht im Geistigen, die das alte Griechentum die Erinnyen, das spätere Römertum die Furien genannt hat. Das heißt, wer ein Unrecht wie den Muttermord getan hat, der vernimmt bei Äschylos nicht das, was wir heute die vorwerfende Stimme des Gewissens im eigenen Innern nennen, sondern ihn drängt etwas, geistig zu schauen die Gestalten, die wie die Rächer seiner Tat ihn umgeben. Das ist einer der besonderen Beweise, die Sie finden können in der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit für das, was in umfassender Weise eben charakterisiert worden ist. Das menschliche Seelenvermögen war in alten Zeiten ganz anders. Wir haben immer betont, dass die menschliche Seele sich erst nach und nach entwickelt hat zu ihrer jetzigen Fähigkeit, die physisch-sinnliche Welt durch die Sinne so wahrzunehmen, wie sie es heute kann, und den Verstand so zu gebrauchen, wie sie ihn heute gebraucht. Wir haben betont, dass die Seele in alten Zeiten als normales Vermögen ein gewisses Hellsehen hatte. Dieses Hellsehen trat zur Zeit des Äschylos nur noch in besonderen Fällen ein. Hellsichtig wird die Seele zum Beispiel, um das zu schauen, was sie in der physischen Welt durch ihr Unrecht angerichtet hat. Hellsichtig wird die Seele des Orest, nachdem er den Muttermord begangen hat. Da sieht sie, welche Geister sie durch ihre Tat wachgerufen hat in der geistigen Welt. Die dringen an sie heran. Nicht im Innern der Seele sitzt so etwas wie das Gewissen, sondern hellsichtiges Bewußtsein tritt auf, um die Unordnung zu sehen, die wachgerufen ist dadurch, dass in der physischen Welt ein Unrecht begangen worden ist. Das würden wir in alten Zeiten überall finden: Wer ein Unrecht getan hat, hört noch nicht die warnende Stimme des Gewissens, denn die Seele ist in alten Zeiten im Zustande des Hellsehens und sieht da, was entstanden ist in der Außenwelt durch das Unrecht. Was geschieht denn, wenn ein Unrecht begangen worden ist? Da wird durch uns selber in der geistigen Welt etwas geschaffen. Es ist nur materialistisches Vorurteil, dass ein Unrecht vorübergehen kann, ohne dass dabei in der geistigen Welt etwas geschaffen wird. Das Unrecht erzeugt ganz bestimmte Vorgänge in der geistigen Welt, Wirkungen, die von uns ausstrahlen, unsichtbar für die äußere Sinnenbeobachtung, aber vorhanden für geistiges Schauen. Und solche geistigen Vorgänge, die von jemandem ausstrahlen, der ein Unrecht getan hat, bedeuten Nahrung für gewisse Wesenheiten, die in der geistigen Welt tatsächlich vorhanden sind. Solche Wesenheiten können an den Menschen nicht immer heran. Wenn er keine solche Ausstrahlungen hat, wie sie von einem unrechten Tun kommen, dann können sie nicht an ihn heran. Es geht mit ihnen gerade so wie mit einer Stube: Wenn die Stube ganz rein ist, können keine Fliegen darinnen sein. Es sind auch keine drinnen. Aber wenn die Stube alles mögliche Schmutzige hat, Speisereste und so weiter, da sind die Fliegen gleich da. In dem Augenblick, wo der Mensch ausstrahlt durch seine schlechten Taten gewisse geistige Ausstrahlungen, da sind um ihn herum Wesenheiten, die sich davon nähren. Diese Wesenheiten läßt der große griechische Tragiker Aschylos um Orest herum sein. Was wir heute als innere Stimme vernehmen, das ist dem griechischen Tragiker Aschylos noch so bewußt, dass er es in äußeren Gestalten auftreten laßt, weil er weiß, dass in besonderen Fällen immer noch das eintrat, was in älteren Zeiten ein Gemeingut aller Seelen war: ein gewisses hellsichtiges Bewußtsein. Von allem früheren bleibt etwas für spätere Zeiten zurück und tritt dann als Atavismus auf, aber nur in abnormen Fällen. Daher ist es nicht etwas, was zu tadeln wäre, wenn bei Shakespeare zum Beispiel noch etwas ähnliches auftritt, gleichsam ein objektiviertes Gewissen. Dann aber brauchen wir nur wenige Zeit weiterzugehen in der griechischen Kunst, von Aschylos zu Euripides, und Euripides, der spätere Tragiker, zeigt uns, dass er den Begriff des Gewissens bereits hat. So sehen wir im alten Griechenland, wie in dem halben Jahrtausend vor der christlichen Zeitrechnung der Begriff des Gewissens nach und nach erst auftritt. Suchen Sie sich im Alten Testament ein Wort für das, was wir heute Gewissen nennen: Sie werden es nicht finden. Gewissen ist etwas, was als Fähigkeit erst in die Menschenseele eingezogen ist. Und wenn wir nicht kurze Spannen Zeiten betrachten, sondern große Zeiträume, dann können wir sehen, dass das Gewissen etwas ist, was in die Menschenseele seinen Einzug gehalten hat auch ungefähr in derselben Zeit, als der Christus-Impuls in der Seele Platz gegriffen hat. Man möchte sagen, fast wie ein Schatten folgt das Gewissen dem Christus-Impuls, wie er eintritt in die weltgeschichtliche Entwickelung. Um das nun zu verstehen, müssen wir heute nun mancherlei in uns lebendig machen, was wir im Laufe der Jahre uns angeeignet haben, und was wir fruchtbar machen müssen zum Begreifen dessen, was das menschliche Gewissen eigentlich ist. Wenn wir begreifen wollen in einem tieferen Grunde, was das Gewissen ist, so müssen wir gerade jenen Zeitpunkt ins Auge fassen, in welchem die menschliche Entwickelung sich dem Christus-Impuls nähert, diesen Christus-Impuls aufgenommen hat und dann in unsere Zeit hinein weitergeschritten ist. Wir wissen, dass wir es dabei zu tun haben mit drei Kulturepochen unserer  Menschheitsentwickelung, die wir bezeichnen als die ägyptisch-chaldäische Kultur, die griechisch-lateinische Kultur und als unsere gegenwärtige Kultur. Die zwei vorhergehenden Kulturen, die uralt-indische und die urpersische, können wir jetzt unberücksichtigt lassen, denn da waren unsere Seelen noch weit entfernt, dasjenige auch nur zu ahnen, was wir heute mit dem Begriff des Gewissens bezeichnen. In der ägyptischchaldäischen Kultur sehen wir allmählich, wie sich vorbereitet alles, was dann zu der höchsten Höhe emporgestiegen ist, die es erreichen konnte, um in der griechisch-lateinischen Kultur den bedeutsamen Impuls zu erlangen, der als der Christus-Impuls aufgenommen worden ist. Und wir sehen dann in unserer eigenen Zeit die Epoche, wo dieser Impuls verarbeitet wird. Und immer größer und bedeutungsvoller wird dieses Verarbeiten in dem kommenden Zeitalter werden. Wenn wir uns nun noch etwas genauer erinnern an diese Entwikkelung, die sich vollzieht von der ägyptisch-chaldäischen Zeit durch die griechisch-lateinische Epoche bis in unsere Zeit hinein, so tritt uns da vor die Seele, dass in jeder dieser Epochen insbesondere ein Glied der menschlichen Seele entwickelt wird. Von den drei Gliedern der menschlichen Seele ist während der ägyptisch-chaldäischen Zeit entwickelt worden dasjenige, was wir die Empfindungsseele nennen, das heißt, wir mussten in ägyptisch-chaldäischen  Leibern einstmals verkörpert sein, damit wir in die Lage kamen, in regelrechter Weise jene Fähigkeiten in uns aufzunehmen, die zu der besonderen Ausbildung der Empfindungsseele taugen. Dann haben wir als Seelen jene Eigenschaft mitgenommen in die nächsten Verkörperungen während der griechisch-lateinischen Epoche, um jetzt auszubilden die Verstandes- oder Gemütsseele. Und mit den Früchten, die wir aus der griechisch-lateinischen Epoche gewonnen haben, leben wir in unseren jetzigen Verkörperungen, um nun allmählich das zu immer höherer Entwickelung kommen zu lassen, was wir die Kräfte der Bewußtseinsseele nennen. So wird unsere Seele als Mensch gerade während diesen drei Zeitaltern ausgebildet. Und wenn unsere Zeit vorüber sein wird, dann wird unsere Seele aufsteigen zu der Entwickelung der Fähigkeit des Geistselbst. Das wird in der sechsten Kulturepoche sein. Da sehen wir, welchen tiefen Sinn es hat, dass wir aufeinanderfolgende Verkörperungen durchmachen. Es hat den Sinn, dass wir uns dadurch nach und nach aneignen diejenigen Fähigkeiten, welche wir als die der menschlichen Seele kennen, und im weiteren Umfange auch diejenigen, welche dann über das bloße Seelenleben hinausgehen. Also während der ägyptisch-chaldäischen Kultur haben unsere Seelen sich angeeignet die Kräfte der Empfindungsseele und haben diese Kräfte zur Entfaltung gebracht, während der griechisch-lateinischen Zeit die Kräfte der Verstandesseele oder Gemütsseele. Bis zur Verstandesseele musste der Mensch normalerweise heraufdringen, dann konnte der Christus-Impuls auf ihn ausgeübt werden. Nun aber war in einer ganz verschiedenen Weise diese Ausbildung an den verschiedenen Punkten der Erde geschehen. Wenn wir nämlieh mit einer gewissen Bequemlichkeit der Seele glauben wollten, dass sich in der Entwicklung der Menschheit alles möglichst einfach vollzieht, so werden wir niemals zum Begreifen der Menschheitsentwickelung kommen können. Vieles muss man kennenlernen, um die großen Gedanken der leitenden Weltwesen einigermaßen nachdenken zu können! Und es ist der größte Hochmut, wenn der Mensch den Satz ausspricht, dass die Wahrheit einfach sei; denn da will er die Wahrheit nach seiner Bequemlichkeit drechseln. Es ist nur eine Frucht der Bequemlichkeit, wenn gesagt wird, die Wahrheit müsse einfach sein. Aber die Wahrheit ist eine komplizierte, weil der Geist der leitenden Weltwesen von uns nur begriffen werden kann, wenn wir die höchsten Anstrengungen machen, um uns in die Gedanken der leitenden Weltengeister - auch bis in die subtilsten Gedanken hinein - zu vertiefen. So dürfen wir auch nicht glauben, dass wir schon alles erschöpft hätten, wenn wir sagen: Unsere Seelen haben sich durch die ägyptisch-chaldäische Kultur, durch die  griechischlateinische Kultur und durch unsere jetzige Kulturepoche hinaufentwickelt. Versetzen wir uns für einen Augenblick in die Zeit, da es noch kein griechisch-lateinisches Wesen gab, sondern nur erst die ägyptisch-chaldäische Kultur. In dieser Zeit lebten in den Gegenden Griechenlands und in den Ländern des römischen Reiches auch Menschen; sie lebten sozusagen vor der griechisch-lateinischen Zeit in den Ländern der späteren griechisch-lateinischen Kultur. Und auch in unseren Gegenden, auf dem Boden, den wir heute betreten, lebten Menschen in der Zeit, als die ägyptisch-chaldäische Kultur sich in Asien und Afrika abspielte. Während in Asien und Afrika zur Zeit der ägyptisch-chaldäischen Kultur gewisse Seelen im eminentesten Sinne das durchmachten, was sie vorbereiten sollte zum Empfang des Christus-Impulses, lebten in den Gegenden der späteren griechisch-lateinischen Kultur andere Seelen, die sich vorbereiteten, etwas ganz anderes hinzuzubringen zur Gesamtemwickelung der Menschheit. Ebenso lebten in unseren Gegenden Menschen, die sich zu etwas anderem vorbereiteten. Nicht nur, dass in den aufeinanderfolgenden Zeiten unsere Seelen  verschiedene Fähigkeiten aufnehmen, sondern in denselben Zeiten leben die Seelen auch nebeneinander. Dadurch wird in der verschiedensten Weise auf die Seelen gewirkt, und dadurch entsteht eine weitere Komplikation in der Entwickelung. Es wird damit der Menschheitsentwickelung mehr gebracht, als wenn alles in gerader Linie fortliefe. In der Tat mussten Vorbereitungen gemacht werden sowohl auf griechisch-lateinischem Boden als auch in unseren Gegenden, damit von den verschiedensten Seiten her in die Kulturentwikkelung das Rechte mit hineingebracht wurde. Eine ganz andere Aufgabe hatten die asiatischen und afrikanischen Völker, eine ganz andere die südeuropäischen Völker, und wiederum eine ganz andere Aufgabe hatten die Völker des mittleren und des nördlichen Europa. Sie hatten alle ganz verschiedenes hinzuzubringen zu der Gesamt-Menschheitsentwickelung, und sie konnten verschiedenes hinzubringen, weil ihre Anlagen und ihre ganze Ausbildung eine wesentlich andere war als die der andern. Wenn wir nämlich unseren Blick richten auf die ägyptisch-chaldäischen Völker, auf die Seelen, welche gerade in der ägyptisch-chaldäischen Kultur ihren Höhepunkt erreichten, so müssen wir sagen: diese Völker entwickelten damals gewisse Fähigkeiten der Empfindungsseele, welche man eben ganz besonders entwickeln kann, wenn man jene wunderbaren Lehren aufnimmt, die damals aus den ägyptischen Heiligtümern flössen, oder die wunderbare Astrologie, die aus den chaldäischen Heiligtümern kommen konnte. Was aus den verschiedenen Kulturstätten fließt, ist dazu da, die Seelen vorwärtszubringen. Denn im Grunde ist die wahre Bedeutung dessen, was aus den verschiedenen Kulturstätten fließt, nicht dasjenige, was diese Kulturströmungen als Inhalt haben, sondern was sie zur Entwickelung der menschlichen Seele beitragen. Der Inhalt vergeht! Und nur die, welche im tieferen Sinne gar nicht bei Trost sind, können glauben, dass in einigen Jahrhunderten unsere heutige Wissenschaft nicht ebenso hinuntergesunken sein wird in den Schoß der Vergessenheit, wie gewisse Dinge der ägyptisch-chaldäischen Kultur in die Vergessenheit heruntergesunken sind. Wer glauben würde, dass in der kopernikanischen Weltanschauung ewige Errungenschaften gegeben sind, der irrt sich ganz gewaltig; sie wird später ebenso etwas Überwundenes sein wie die Errungenschaften der ägyptischen Kultur heute. Ihrem Inhalte nach gehen diese Dinge vorbei wie auch manches andere in der Menschheitsentwickelung. Wir treten zum Beispiel hin vor jenes wunderbare Bild, welches Ihnen allen wenigstens in Abbildungen bekannt sein wird, das «Abendmahl» von Leonardo da Vinci. Wenn wir es heute in Mailand sehen wollen, sehen wir es nur noch in ganz schwachen Umrissen, und wir wissen, es wird nicht lange dauern, dann wird nichts mehr zu sehen sein von dem, wohinein Leonardo da Vinci seine beste Kraft gelegt hat. Ebensowenig wird später einmal noch etwas zu sehen sein von den herrlichen Werken Raffaels, welche heute die Seele so tief ergreifen, wenn Sie sie auf sich wirken lassen. Alle diese Werke werden in Staub zerfallen, und eine Erinnerung daran wird auf dem physischen Plan nicht mehr da sein. Der Inhalt dieser Werke wie der Inhalt der Kulturen geht in den Tod hinunter. Aber wenn wir zum Beispiel vor diesen Bildern stehen, dann sollen wir daran denken, dass sie Raffaels Seele entflossen sind, und dass Raffaels Seele eine andere geworden ist, nachdem sie diese Bilder aus sich hervorgezaubert hatte, als sie vorher war. Und die Millionen und Millionen von Menschen, die sich daran erheben, nehmen den Inhalt der Bilder in ihre Seelen auf und werden dadurch etwas anderes. Und wenn die ganze Erde einmal in Staub zermalmt sein wird - was sie ganz gewiß sein wird - ,dann wird von den äußeren Einrichtungen der Kulturen nichts mehr vorhanden sein, aber was die Seelen aufgenommen haben, das wird in die Ewigkeit mit hinübergehen. Für die Menschenseelen ist das da, was die Kulturen bieten, was aus Ägyptens und Chaldäas Heiligtümern geflossen ist an für die damalige Zeit hehrem Weisheitsinhalt. Vorwärts kommen sollten die Menschenseelen um ein entsprechendes Stück. Und um was sie vorwärts gekommen sind, um das waren sie reifer, wieder neue Güter entgegenzunehmen; jene Güter, die dann in der griechisch-lateinischen Kultur wieder die Seelen um ein Stück vorwärts brachten. Hätten unsere Seelen nicht das aufgenommen, was sie in der griechisch-lateinischen Zeit aufnehmen konnten, so könnten sie sich jetzt nicht in die Bewußtseinsseele hineinleben. Das ist der Fortgang in der Zeit. Wenn wir uns an manches erinnern, was auch in den öffentlichen Vorträgen gesagt worden ist, so wissen wir, dass in den drei Seelengliedern dasjenige wirkt, was wir das Ich nennen. Aus dem Chaos der seelischen Erlebnisse, die uns in der Empfindungsseele, Verstandesseele und Bewußtseinsseele entgegentreten, entwickelt das Ich sich nach und nach heraus, kristallisiert sich aus all dem heraus, aber nicht in gleicher Weise an den verschiedenen Punkten der Erde. Während zum Beispiel in Asien und Afrika, als die  ägyptisch-chaldäische Kultur vor sich ging, die Menschen sich so entwickelten, dass sie dort noch lange auf ihre Seele haben wirken lassen die Offenbarungen der chaldäischen und ägyptischen Heiligtümer, hatten die Völker Europas, die davon entfernt waren, sich so entwickelt, dass sie gewissermaßen schon etwas vorausgenommen hatten. In den europäischen Gegenden hatten die Menschen in der Empfindungsseele schon in gewisser Weise das Ich entwickelt, ein starkes Gefühl, eine starke Empfindung für das Ich. Hier sind wir an einem ganz unendlich wichtigen Punkt. Nach Asien und Afrika hinüber sind die Menschen gezogen, die mit ihrem Ich warteten zu der Zeit, wo in der Empfindungsseele schon vorher das entwickelt war, was durch die ägyptischen und chaldäischen Heiligtümer entwickelt werden konnte. Da waren in der Gegend der ägyptisch-chaldäischen Kultur Seelen inkarniert, welche mehr oder weniger ohne ein deutliches Gefühl von der Ichheit zu haben, hohe Lehren, eine hohe Kultur aufnahmen. In eine sich ihres Ich noch nicht bewußte Empfindungsseele wird im alten Chaldäa die hohe Kultur, die dazumal bestanden hat, hinein versenkt. Hier im Norden wird nicht eine so hohe Kultur in die Seele versenkt. Da bleibt die Seele mehr oder weniger unkultiviert, aber sie entwickelt dafür in dieser Unkultur, in dieser nicht von irgendwelchen Offenbarungen der Heiligtümer durchglühten Empfindungsseele ein Ich- Bewußtsein. Wir können sagen: Bei den ägyptisch-chaldäischen Völkern verspätet sich das Ich-Bewußtsein, es läßt zuerst die Empfindungsseele eine gewisse Kultur aufnehmen, bis die späteren Seelenglieder entwickelt sein werden. In Europa wartet das Ich nicht, sondern es entwickelt sich schon in der Empfindungsseele. Es wartet aber dafür mit der Aufnahme gewisser Kulturgüter, bis die späteren Seelenglieder entwickelt sein werden. So haben wir in Asien und Afrika solche Seelen verkörpert, die sich ihres Ich noch fast gar nicht bewußt sind, dagegen etwas wie Eingebungen hoher Offenbarungen haben in der Empfindungsseele. In Europa haben wir Seelen, die keine besonders hohe Kultur haben, die aber ihr individuelles Ich betonen, die in sich als Menschen hineinschauen und sich als Menschen fühlen. Zwischen beiden Extremen stehen die griechisch-lateinischen Völker drinnen, welche besonders die Aufgabe hatten, die Fähigkeiten der Verstandesseele zu entwickeln. Bei ihnen war es so, dass sie das Ich in der Verstandesseele entwickelten und auch gleichzeitig gewisse Kulturen in der Verstandesseele aufnehmen konnten. So dass also die ägyptisch-chaldäische Kultur mit dem Ich wartete bis in eine spätere Zeit, während die europäische Kultur dieses Ich frühzeitig entwickelte. In der griechisch-lateinischen Kultur hielt sich das in gewissem Sinne die Waage, da wurde gleichzeitig mit dem Ich eine gewisse Kultur entwickelt. Damit deuten wir auf ein großes Geheimnis unserer menschlichen Entwickelung, ohne dessen Kenntnis wir niemals verstehen, warum gerade der Christus-Impuls jenen ungehinderten Einfluß und Eingang in Europa gefunden hat. Warum das? Hätte der Christus in Europa erscheinen können, sich in Europa verkörpern können im Fleische? Nein, das hatte er nicht können. Er erschien in der griechisch-lateinischen Zeit, in welcher die Verstandesseele ausgebildet worden ist. Die war dazu geeignet, gerade den Christus sozusagen entgegenzunehmen. Aber nie hätte der Christus in Europa erscheinen dürfen, weil dort das starke Ich-Gefühl geblieben war. Dieses starke individuelle Ich-Gefühl war nicht geeignet, einen einzigen Menschen zu erzeugen, der vor allen übrigen den Vorzug hatte, dass er allein das Höchste aufnehmen konnte. Ein verfrühtes Ich-Gefühl, ein zu großes Gefühl für die Gleichheit der Menschen hatte sich in den europäischen Ländern entwickelt. Da wäre es unmöglich gewesen, dass eine Persönlichkeit über die anderen so hinausgeragt hätte, wie jene Persönlichkeit über ihre Zeitgenossen hinausragte, die in Palästina das Gefäß bilden sollte für den Christus. So intensiv wie in Europa durfte auf einer frühen Stufe das Ich-Gefühl nicht erscheinen, wenn der Christus einen Körper finden sollte, um sich zu verkörpern. Er musste also gerade dort erscheinen, wo an der Grenze der ägyptisch-chaldäischen und der griechisch-lateinischen Kultur es möglich war, einen solchen Körper auszubilden, der noch nicht in sich das verfrühte Ich-Gefühl trug, der aber dennoch das tiefste Verständnis hatte für ein Begreifen der geistigen Welt, das aufgenommen war in der ägyptischen und chaldaischen Kultur. Wenn aber Europa nicht die Fähigkeit hatte, den Leib zu liefern für den Christus, so hatte es doch dadurch, dass es zu früh in der Morgenröte des neueren Daseins das Ich ausgebildet hatte, vor allen anderen Errungenschaften das volle Verständnis dafür, nachdem der Christus einmal da war, um den Menschen das volle Bewußtsein vom Ich zu bringen, dieses Ich-Bewußtsein zu begreifen, aus dem Grunde, weil die europäischen Volker das Ich-Gefühl zu früh aufgenommen hatten und mit ihm gleichsam zusammengewachsen waren. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir den ganzen Aufgang der neueren Kultur verstehen wollen. In Asien und Afrika finden wir Menschen, die viel wissen über die Geheimnisse der Welt, die viel können in der Herstellung gewisser Symbole. Kurz, sie haben ihre Empfindungsseele so kultiviert, dass sie ein reiches Seelenleben haben, aber ihr Ich-Gefühl ist schwach. In Europa finden wir Menschen, die weniger Kultur haben durch das, was man durch Offenbarungen von außen sich aneignen kann, dafür finden wir aber dort den Typus des Menschen, der sich in sich sucht, der in sich die feste Stütze findet. So war in Asien vorbereitet der Boden für die Erscheinung des Christus, dort konnte es einen Leib geben, in den der Christus einziehen konnte; und in Europa finden wir die Menschen am besten vorbereitet zu einem Verständnis für den Bringer des Ich-Bewußtseins. Den europäischen Völkern brachte er das, wonach man gelechzt hatte. Daher entwickelt sich gerade in Europa jene wunderbare Mystik, die den Christus in die eigene Seele, in das Ich aufnehmen wollte: die christliche Mystik. So wird an den verschiedenen Punkten der Erde die Menschheit vorbereitet durch die weise Lenkung der Welt, dass ein jedes Entwikkelungsmoment zu seinem Recht kommt. Das ist eine der großen Errungenschaften der geisteswissenschaftlichen Weltanschauung, dass man immer mehr das Gefühl erhält, wie weise alles in der Menschheitsentwickelung und in der ganzen Welt eigentlich vor sich gegangen ist, wie durch Jahrtausende auf europäischem Boden die Seelen vorbereitet sind, dass sie so früh wie möglich einen festen Punkt im eigenen Innern hatten, und dass sie, um diesen festen Punkt zu entwickeln, sogar zurückgehalten wurden in den Kräften, die in Asien so hoch ausgebildet waren. Daher nimmt der Kulturstrom von Asien herüber seinen Weg, das starke Gefühl der Ich-Persönlichkeit geht in Europa auf. Ja, wir können geradezu wieder mit Fingern hinweisen darauf, wie das Adriatische Meer fast eine festbestimmte Grenze bildet zwischen einem sogar noch etwas schwächeren Ich-Gefühl in Griechenland einerseits, wo sich der Mensch noch nicht so fühlte als einzelne individuelle Persönlichkeit, sondern mehr als Athener, als Spartaner, Thebaner, angehörig seiner Polis, und zwischen den römischen Kulturgegenden andererseits, wo das starke Ich-Gefühl ganz wesentlich ausgebildet ist im Bewußtsein des römischen Bürgers, der als Persönlichkeit fest steht auf seinem Boden. Da sehen wir in Griechenland noch das im Menschen, was man bezeichnen könnte: Das Ich ist doch noch etwas zurücktretend, es wird doch noch mehr von der Außenwelt entgegengenommen, mehr auf eine Art, wo das Ich nicht dabei zu sein braucht. Und überschreiten wir das Adriatische Meer, so kommen wir nach Rom und sehen fest auf seinen Beinen stehen, mit dem schon gefühlten Ich, den römischen Bürger. Das alles hängt mit tieferen, mit bedeutsamen Untergründen zusammen. Diese Dinge gehen in der Welt nicht vor sich, ohne dass für die Dinge, welche sich auf dem physischen Plan abspielen, die entsprechenden Ereignisse in der geistigen Welt sich vollziehen. Wir sehen, dass in der griechischen Kultur noch ein starker Einschlag von zurückgehaltenem Ich sich findet. Viel wird dort noch unpersönlich aufgenommen. Der Grieche fühlt sich nicht als einzelner Bürger, sondern als Glied des athenischen, spartanischen oder thebanischen Organismus. Das muss abgestreift werden. Es muss die Sehnsucht des Menschen, von außen entgegenzunehmen, verschwinden, und der Mensch muss seinen Einzug halten in das Innere der Seele, wenn er immer mehr ein abendländischer Mensch wird. Was die großen Massen bilden soll, das muss vorgelebt werden von den großen Führern, den großen Individualitäten der Menschheit. Da sehen wir, wenn wir etwas vor unsere Seele treten lassen, worauf wir wiederholt hingewiesen haben, dass der Grieche noch ein starkes Bewußtsein hatte, dass dasjenige, was ihm von außen gegeben wird, ohne das Innere seiner Persönlichkeit stark zu entwickeln, ein besonders Wertvolles ist. Noch einmal erinnere ich an den Ausspruch eines hochgebildeten Griechen, der uns tief hineinblicken läßt in das Sehnen des griechischen Volkes: Lieber ein Bettler sein in der Oberwelt als ein König im Reiche der Schatten! - Noch nicht ist begriffen der große Wert des Unsichtbaren, des übersinnlichen Lebens. Es wird aus der Umgebung herausgeholt, was ohne das Ich herausgeholt werden kann. Und es ist nun tief ergreifend, gerade an diesem Punkt zu sehen, wie an der Wende der Zeiten eine große führende Persönlichkeit wie ein Markstein dasteht, um abzulegen die Gesinnungen des Früheren und aufzunehmen die Gesinnungen des Neueren, um gleichsam weithin schallend für die Geistwelt zu sagen: Jetzt soll eine Zeit kommen, wo nicht mehr bloß aufgenommen werden soll, was ohne das Ich einfließt in die menschliche Persönlichkeit, sondern wo das aufgenommen werden soll, was durch das Ich in die menschliche Persönlichkeit kommt! Diese Tat hat sich vollzogen in einem der großen Weisen jenes griechischen Altertums, das sich zum Teil abgespielt hat auf der Insel Sizilien, in Empedokles. In mancher Legende, die heute nur so hinerzählt wird, ruht etwas außerordentlich Tiefes. Von Empedokles, dem großen Weisen, der nicht nur ein großer Philosoph war, sondern ein Eingeweihter in die tiefen Geheimnisse der Zeit, der einer der größten Staatsmänner aller Zeiten gewesen ist und zugleich Opferpriester in Agrigent war, von ihm erzählt die Legende, berichtet aber auch die okkulte Wahrheit, dass er, nachdem er seine Aufgabe in Sizilien erfüllt hatte, seinen Leib in den Ätna versenkte, um zu vereinigen seine äußeren Hüllen mit dem Boden Siziliens, um damit gleichsam zu dokumentieren: Jetzt soll kommen der feste Glaube an das Ich, wenn das Äußere auch hinschwindet! - Das Opfer der äußeren Hülle des Empedokles wurde vollbracht damals, als er seine Hüllen hingab dem Ätna. Dahinter liegt eine tiefe okkulte Wahrheit. Für den, der nach Sizilien kommt, wird heute noch unter spirituellen Ereignissen dieses stehen: dass er in der Luft Siziliens, wenn er sie geistig atmet, heute noch die Nachwirkung der Tat des Empedokles findet. Empedokles' Seele hat sich weiter inkarniert; sein Leib hat eine besondere Bedeutung dadurch erhalten, dass er den Elementen bewußt übergeben worden ist, so dass man ihn heute findet in der geistigen Atmosphäre Siziliens.  Empedokles Leib bildet einen Bestandteil der geistigen Atmosphäre Siziliens. Es war mir ein wichtiger Augenblick - und wir dürfen ja in unserem Zweige auch über solche Dinge miteinander reden - , als ich vor einigen Wochen unseren Palermoer Freunden über ihren Empedokles in der unmittelbaren Nähe jenes Ereignisses dasselbe sagen konnte, was ich Ihnen jetzt sagte: Wer mit Bewußtsein geistig betritt eure Stätte hier in Sizilien, der atmet heute noch geistig dasjenige, was in die Luft Siziliens gekommen ist durch den Opfertod des Empedokles! So sehen wir, wie das, was wir äußerlich, räumlich mit dem Adriatischen Meer andeuten konnten - die Grenze zwischen Ost und West - , angedeutet wird durch einen großen Führer der Menschheit, der, indem er weiter wirken sollte im Westen, dasjenige bewußt abstreift, wodurch man wachsen konnte drüben im Osten, und retten will für die weitere Entwickelung das Bestehen dessen, was erhaben ist über alle Elemente des äußeren physischen Planes. Es ist etwas Gewaltiges, in diese Unterschiede hineinzuschauen, denn sie zeigen, wie auf getrennten Gebieten auch Getrenntes vorbereitet worden ist, damit in der Mannigfaltigkeit auch das Größte erreicht werden konnte. Durch die Zusammenwirkung des Mannigfaltigsten muss das Ziel der Gesamtentwickelung für die Menschheit erreicht werden. Daraus können wir sehen, dass der Christus, nachdem er im Osten erschienen war, hinüberzog nach dem Westen und dort aufgenommen wurde von denen, die vorbereitet waren mit einem starken Ich-Bewußtsein, um verstehen zu können den Bringer des starken Ich-Bewußtseins. Das war das Geheimnis vom Eintritt des Christus in den Okzident, dass er vorbereitete Seelen fand, und dass ihn diese Seelen aufnahmen. So sehen wir im Osten die Menschheit vorbereiten alles, was möglich macht, dass ein Körper oder eine Leiblichkeit entstehen kann, bestehend aus physischem Leib, Ätherleib und astralischem Leib, in welche der Christus einziehen kann, der durch das Ich-Bewußtsein und mit dem Ich-Bewußtsein den Impuls der Liebe auf die Erde bringt. Die Liebe ist das, was in ihrer seelischsten, geistigsten Form mit dem Christus der Erde gebracht wird. Die Liebe, wie wenn sie entstehen würde sozusagen in ihrer seelisch-geistigen Form im Osten, so betrachten wir sie zuerst; und wie wenn sie sich verbreiten würde nach dem Westen und hier verstanden würde, so betrachten wir die Entwickelung weiter. Wodurch konnte gerade im Westen das Ich-Bewußtsein so wirken, dass es sich verwandt fühlte mit dem Christus? Was war mit den Seelen geschehen, die frühzeitig das Ich-Bewußtsein aufgenommen hatten? Die ägyptisch-chaldäischen Völker warteten mit der Entwickelung des Ich bis zur Bewußtseinsseele, die griechisch-lateinischen Völker entwickelten das Ich schon in der Verstandes- oder Gemütsseele, die Kultur des europäischen Nordens hat das Ich-Gefühl schon vorzeitig in der Empfindungsseele entwickelt. Da war es früh in der menschlichen Seele darinnen. Es hatte also zusammengewirkt die Empfindungsseele mit dem Ich-Bewußtsein hier in einer ganz anderen Weise als irgendwo in der Welt. In Nordeuropa haben sich zuerst in der Menschheitsentwickelung die Empfindungsseele und das Ich-Bewußtsein durchdrungen. Was war dadurch geschehen, dass sich bei den europäischen Völkern in der Empfindungsseele schon das Ich- Bewußtsein festgesetzt hatte, bevor Christus in die Menschheitsentwickelung eingetreten war, und bevor sie aufgenommen hatten, was sich in Asien entwickelt hatte? Dadurch war mit der Empfindungsseele eine Kraft der menschlichen Seele entwickelt worden, die sich nur dadurch hatte entwickeln können, dass die Empfindungsseele, die noch ganz jungfräulich war und unbeeinflusst von anderen Kulturen, sich durchdrungen hatte mit dem Ich-Gefühl. Und diese Seelenkraft ist das Gewissen geworden:  die Durchdringung von Ich-Gefühl mit Empfindungsseele. Dahe das merkwürdig Unschuldige des Gewissens! Wie redet das Gewissen? Es spricht in dem einfachsten, naivsten Menschen wie in der kompliziertesten Seele. Es sagt unmittelbar: Das ist recht! Das ist unrecht! - Ohne eine Theorie, ohne irgendeine Lehre. Mit der Gewalt eines Triebes, eines Instinktes wirkt das, was uns sagt: Das ist recht! Das ist unrecht! - Nirgends sonst finden Sie das, was sich so im Westen entwickelte, in der Art, wie wir es heute auseinandergesetzt haben. Deshalb wirft es seine ersten Strahlen wie eine Morgenröte voraus nach Griechenland und von dort nach Rom, und dort tritt es uns sogar schon sehr stark entgegen. Da finden wir bei den römischen Schriftstellern zuerst das Wort Gewissen: conscientia. Während wir es bei den Griechen nur sporadisch finden, in ersten Andeutungen bei Euripides, finden wir es bei den Römern schon sehr stark hervorgehoben, schon als allgemein gebräuchliches Wort. Das ist der Einfluß jener Kultur Strömung, die dadurch entstanden ist, dass Empfindungsseele und Ich-Gefühl sich durchdrungen haben, dass das Ich-Gefühl, das den Menschen hinaufträgt vom Niederen zum Höheren, schon in der Empfindungsseele wie eine Gottesstimme spricht, wie sonst nur Triebe, Begierden und Leidenschaften in der Empfindungsseele sprechen, und dort so spricht mit dem Drang, das Richtige zu tun, um hinaufzudringen zu dem höheren Ich. So sehen wir in der Menschheitsentwickelung bei den europäischen Völkern zuerst das Gewissen entstehen. Von dort strahlt es aus und teilt sich dann den anderen Menschen der Erde mit. So ist durch eine weise Weltenlenkung vorbereitet worden, dass die Menschheit auf einem Punkte so präpariert wurde, dass das Gewissen als ein Beitrag zur Gesamtentwickelung der Menschheit gebracht werden konnte. Damit haben wir im Grunde schon alles gegeben, was uns auch das Gewissen erklärt. Wir haben jenes Undefinierbare des Gewissens gegeben, das Herausdringen des Gewissens aus den Tiefen der Seele. Das Gewissen redet so, wie ein Trieb redet, und es ist doch kein Trieb. Diejenigen Philosophen, die es als Trieb schildern, hauen weit daneben. Es spricht mit derselben Großartigkeit, mit der die Bewußtseinsseele selber spricht, wenn sie auftritt; aber es spricht zugleich mit den elementaren, mit den ursprünglicheren Kräften. So sehen wir, wie auf der Erde drüben im Osten die Liebe auftaucht, hier im Westen das Gewissen. Das sind zwei Dinge, die zusammengehören: wie im Osten der Christus erscheint, wie im Westen das Gewissen erwacht, um den Christus als Gewissen entgegenzunehmen. In diesem gleichzeitigen Entstehen der Tatsache des Christus-Ereignisses und des Verständnisses des Christus-Ereignisses, und in der Vorbereitung dieser zwei Dinge an verschiedenen Punkten der Erde sehen wir walten eine unendliche Weisheit, die in der Entwickelung vorhanden ist. Damit haben wir auf die Vergangenheit des Gewissens hingedeutet. Wenn wir uns jetzt erinnern an das, was wir oft betont haben, dass wir jetzt, nachdem das Kali Yuga abgelaufen ist, in einem Übergänge sind, wo sich neue Kräfte zu entwickeln haben, dann werden wir es begreiflich finden, dass wir heute auch entgegengehen wichtigen Fragen in bezug auf die Entwickelung unseres Gewissens. Wir haben das letzte Mal betont, stark und scharf betont, dass wir entgegengehen einem neuen Christus-Ereignis, indem die Seele fähig werden wird, den Christus in einem gewissen ätherischen Hellsehen wahrzunehmen und das Ereignis von Damaskus in sich wiederzuerleben." [6]
 

6. Die Mission einzelner Volksseelen I; der führender Geist des exoterischen Christentums wurde der führende Geist des Griechentums; Erzengel der keltischen Völker wurde der inspirierende Geist des esoterischen Christentums; keltischer Volksgeist; germanisch-nordische Mythologie; Zentrum für die Ausstrahlung der Geistigkeit Europas lag über Mittel-Deutschland, Externsteine, Detmold und Paderborn; dieses Inspirationszentrum in uralter Vergangenheit, auch Asgard genannt, hat später seine Hauptwirksamkeit abgegeben an das Zentrum des heiligen Gral; Wanen, Asen, Wotan oder Odin, Thor; «Nebelheim» oder «Niflheim»,  «Muspelheim»; Ginnungagap, «Riesenheim»; Mission Europas, Freiheit; Ahuras oder Asuras, dunkle Asuras und Licht-Asuras in Persien; Loki hat drei Sprößlinge, die Midgardschlange, der Fenriswolf, die Hel; Baidur-, Hödur- und Loki-Mythos; Götterdämmerung


Der führender Geist des exoterischen Christentums wurde der führende Geist des Griechentums; daher zerfällt das Griechentum so rasch in der Zeit, in welcher sich das Christentum entwickelt, weil es sozusagen seinen führenden Zeitgeist abgegeben hat, damit er Führer des exoterischen Christentums werden konnte; der Erzengel der keltischen Völker wurde der inspirierende Geist des esoterischen Christentums; Keltischer Volksgeist; germanisch-nordischen Mythologie; Zentrum für die Ausstrahlung der Geistigkeit Europas lag über Mittel-Deutschland, Externsteine, Detmold und Paderborn; dieses Inspirationszentrum in uralter Vergangenheit, auch Asgard genannt, hat später seine Hauptwirksamkeit abgegeben an das Zentrum des heiligen Gral; In der vergleichenden Religionswissenschaft, vergleichenden Mythologie wird der allergrößte Unfug getrieben: "Die objektive Sprache der Tatsachen führt oft zu ganz anderen Erkenntnissen als die Sympathien und Antipathien, die da oder dort walten. Deshalb müssen wir die einzelnen Volksgeister wohl begreifen. Wahrend die Führer der einzelnen Völker drüben in Asien und Afrika längst aufgestiegen waren zu dem Range von Zeitgeistern oder Geistern der Persönlichkeit und zum Teil sogar schon die Anwartschaft bekommen hatten, sich umzuwandeln von Zeitgeistern in die nächsthöhere Stufe, zu Geistern der Form - wie zum Beispiel jener Zeitgeist, der im alten Indien gewirkt hat, in gewisser Beziehung schon zum Range der Geister der Form emporgestiegen war -, waren die einzelnen Völker Europas noch lange geführt von ihren einzelnen Erzengeln. Erst in der vierten nachatlantischen Periode hob sich aus den verschiedenen Völkern Europas, die von ihren Erzengeln geleitet worden sind, der Erzengel des Griechentums heraus zu einer führenden Stellung, indem er der tonangebende Zeitgeist der griechischen, der vierten leitenden Epoche in der nachatlantischen Zeit wurde, so dass wir also den Erzengel des Griechentums emporsteigen sehen zu dem Range eines Arche, eines Geistes der Persönlichkeit. Dasjenige, wozu sich dieser Erzengel des Griechentums vorbereitet hatte, das tritt, als er Zeitgeist geworden war, für die Welt in Asien, Afrika und Europa hervor, deren Mittelpunkt eben das griechische Volk geworden war. Während sein Erzengel zum Arche sich entwickelt hatte, war der wirkende Zeitgeist des ägyptischen und auch der des persischen Volkes hinaufgestiegen zu einer Art von Geist der Form. Das, wozu wir jetzt kommen, ist etwas außerordentlich Interessantes im Verlaufe der nachatlantischen Entwickelung. Durch all die Entwickelung, welche der Erzengel des Griechentums früher durchgemacht hatte, konnte er in verhältnismäßig schneller Art dasjenige durchmachen, was ihn zu einer ganz besonderen führenden Stellung als Zeitgeist befähigte. Daher geschah aber etwas höchst Bedeutungsvolles in der vierten nachatlantischen Kulturperiode. Wir wissen, dass damals das Ereignis eintrat, welches wir als das Aufnehmen des Christusimpulses von seiten der Menschheit bezeichnen. Der Christusimpuls wurde aufgenommen, das Mysterium von Golgatha fand statt. Der Impuls, der da gegeben worden ist, sollte im Laufe der nächsten Jahrhunderte und Jahrtausende nach und nach seine Verbreitung auf der Erde finden. Dazu bedurfte es nicht nur der Tatsache, dass dieses Ereignis stattfand, dazu bedurfte es gewisser lenkender und führender Wesenheiten aus der Reihe der Hierarchien heraus. Und da trat nun das höchst Merkwürdige und Interessante ein, dass der Zeitgeist des Griechentums in einem bestimmten Zeitmomente, der ungefähr zusammenfällt mit dem Auf-die-Erde-Kommen des  Christusimpulses, für diese unsere jetzige Periode auf den ihm dazumal möglich gewordenen Aufstieg in die Region der Geister der Form verzichtete und der führende Zeitgeist wurde, der dann über die Zeiten hinaus wirkt. Er wird der stellvertretende, führende Geist des exoterischen Christentums, so dass sich also hinstellt vor den Christusimpuls der Arche, der führende Geist des Griechentums. Daher zerfällt das Griechentum so rasch in der Zeit, in welcher sich das Christentum entwickelt, weil es sozusagen seinen führenden Zeitgeist abgegeben hat, damit er Führer des exoterischen Christentums werden konnte. Es wurde der Zeitgeist des alten Griechentums der Missionar, der Inspirator oder vielmehr Intuitor des sich ausbreitenden exoterischen Christentums. Da haben wir also das Schauspiel einer solchen Resignation, von der wir gesprochen haben, in einem konkreten Falle vor uns. Der Zeitgeist des Griechentums konnte, weil er seine Mission in der vierten nachatlantischen Kulturperiode so außerordentlich gut erfüllt hatte, aufsteigen in ein höheres Gebiet, verzichtete aber und wurde dadurch der führende Geist des sich ausbreitenden exoterischen Christentums, als welcher er über die verschiedenen Völker hinweg wirkte. Solch eine Verzichtleistung findet noch einmal statt, und diese zweite Verzichtleistung ist wiederum von einem ganz besonderen Interesse, gerade für diejenigen, die sich Schüler der Geist-Erkenntnis nennen. Wir haben im wesentlichen, während sich drüben in Asien, bis herein in das Ägypter- und Griechentum, die einzelnen Erzengel zu Zeitgeistern entwickeln, in Europa einzelne Völker und Volksstämme, die von ihren verschiedenen Erzengeln geleitet werden. Da haben wir in Europa, während sonst die entsprechenden Erzengel, die einst von Westen nach Osten geschickt worden sind, aufgestiegen waren in die Reihe der Zeitgeister, noch immer einen Erzengel, der in den germanischen und vor allem in den keltischen Völkern wirkte, in den Völkern, welche noch zur Zeit, in der das Christentum seinen Anfang nahm, in einem großen Teile von Westeuropa, bis hinein in das heutige Ungarn, durch Süddeutschland und durch die Alpen hindurch, verbreitet waren. Diese Völker hatten als ihren Erzengel den keltischen Volksgeist. Auch weit herauf gegen den Nordosten Europas waren die Völker des keltischen Geistes verbreitet. Sie wurden von einem bedeutenden Erzengel gelenkt, der, bald nachdem der christliche Impuls der Menschheit gegeben worden war, darauf verzichtet hatte, ein Arche, ein Geist der Persönlichkeit zu werden, und der sich entschloss, auf der Stufe eines Erzengels stehen zu bleiben und sich in Zukunft den verschiedensten Zeitgeistern, die da zum Beispiel innerhalb Europas entstehen würden, unterzuordnen. Daher auch schwanden die keltischen Völker als  zusammengeschlossene Völkerschaft dahin, eben weil ihr Erzengel eine besondere Resignation geübt und eine besondere Mission übernommen hatte. Das ist ein charakteristisches Beispiel dafür, wie, sagen wir, das Zurückbleiben in einem solchen Falle dazu beiträgt, besondere Missionen einzuleiten. Was wurde nun aus diesem Erzengel der keltischen Völker, als er darauf verzichtet hatte, ein Geist der Persönlichkeit zu werden? Da wurde er der inspirierende Geist des esoterischen Christentums, und von seinen Inspirationen gelten insbesondere diejenigen Lehren und Impulse aus, die dem esoterischen Christentum, dem wahrhaften esoterischen Christentum zugrunde liegen. Im Westen Europas war die geheimnisvolle Stätte zu finden für diejenigen, die in diese Geheimnisse eingeweiht wurden, wo die Inspiration stattfand durch diesen leitenden Geist, der ursprünglich eine bedeutsame Schulung als Erzengel des Keltentums absolviert hatte, der auf den Aufstieg verzichtet und eine andere Mission übernommen hatte, die Mission: Inspirator des esoterischen Christentums zu sein, das fortwirken sollte durch die Geheimnisse des heiligen Gral, fortwirken sollte durch das Rosenkreuzertum. Da haben Sie das Beispiel einer Verzichtleistung, eines Zurückbleibens einer solchen Wesenheit der Hierarchien, und da haben Sie zugleich ein Beispiel, an dem Sie unmittelbar, im Konkreten erkennen können, was solch ein Zurückbleiben für eine Bedeutung hat. Trotzdem dieser Erzengel zu dem Range eines Arche hätte aufsteigen können, blieb er bei dem Range eines Erzengels und leitete dafür die bedeutsame Strömung des esoterischen Christentums, welche durch die verschiedensten Zeitgeister hindurch fortwirken soll. Die Zeitgeister mögen so oder so wirken, dieses esoterische Christentum wird ein Quell sein für alles, was sich unter dem Einflüsse der verschiedenen Zeitgeister wieder wandeln, metamorphosieren kann. Da haben wir also wieder ein Beispiel, wie eine solche Resignation stattfindet, während wir sonst das große Schauspiel erleben, dass die Volksgeister zu Zeitgeistern, gerade in unserer Epoche, aufsteigen. Nun haben wir - im europäischen Gebiet - die verschiedenen germanischen Völker. Diese verschiedenen germanischen Völker Europas, die ursprünglich von einem Erzengelwesen geleitet worden sind, waren dazu berufen, nach und nach unter die Leitung der verschiedensten Erzengel zu kommen, in der verschiedensten Weise Völker-Individualitäten zu bilden. Es ist natürlich außerordentlich schwierig - schwierig nur aus dem Grunde, weil es in gewisser Beziehung leicht Leidenschaft und Eifersucht erwecken kann -, wenn über diese Dinge unbefangen gesprochen werden soll. Daher kann auf ganz bestimmte Mysterien dieser Entwickelung nur leise hingedeutet werden. Aus der Summe jener Erzengel ging hervor der Arche, der führende Zeitgeist unserer fünften Kulturepoche der nachatlantischen Zeit. Er ging hervor, nachdem lange, lange Zeit einer der Erzengel der germanischen Völker eine gewisse Schulung durchgemacht hatte. Derjenige Zeitgeist, welcher der Volksgeist der griechisch-lateinischen Epoche war, wurde der Zeitgeist, der, wie Sie wissen, in der späteren Zeit damit beschäftigt war, das exoterische Christentum auszubreiten. Die spätere römische Geschichte wurde auch geleitet von einer Art von Zeitgeist, der aus dem Erzengel des Römertums aufgestiegen war und sich in seiner Wirksamkeit mit dem christlichen Zeitgeist zu gemeinsamem Wirken verband. Diese beiden waren die Erzieher jenes Erzengels, welcher die germanischen Völker führte, der zu deren führenden Erzengeln gehörte, der sich dann zum Zeitgeiste der fünften nachatlantischen Kulturperiode emporhob. Es war vieles notwendig, vor allen Dingen aber, dass eine starke Individualisierung und Vermischung der verschiedenen Völkerelemente in Europa eintrat. Das war nur dadurch möglich, dass, während drüben in Asien und Afrika die Erzengel längst zu Zeitgeistern aufgerückt waren, in Europa die Führerschaft noch bei den Erzengeln selber lag, dass die einzelnen Völkerschaften von ihren Volksseelen geleitet wurden, unbekümmert um die Zeitgeister, ganz hingegeben den Impulsen der Volksgeister selber. Als der christliche Impuls über die Menschheit dahinging, da war in Europa ein Durcheinanderwirken von einzelnen von freiem Sinn erfüllten Volksgeistern, von denen ein jeder seine eigenen Wege ging, und die es im Grunde genommen dadurch schwer machten, dass ein die einzelnen Volksgeister führender Zeitgeist der fünften Kulturepoche entstehen konnte. Es vermischten sich, sagen wir, um jenes Volk möglich zu machen, welches das französische Gebiet bewohnt, romanische, keltische und fränkische Volkselemente. Durch diese Vermischung nahm natürlich die ganze Führung eine bestimmte Gestalt an. Sie ging sozusagen von den einzelnen, leitenden Erzengeln, welche andere Aufgaben erhalten hatten, auf andere über. - Beim leitenden Erzengel der Kelten haben wir gesagt, was er für eine Mission erhalten hatte. Ebenso könnten wir von den anderen Volkstümern die Mission der Erzengel angeben. - Daher kamen unter die Völker, die durch Mischung entstanden, wieder andere Erzengel, die ihre Herrschaft antraten, als sich die verschiedenen Elemente vermischten. So war in der Tat durch lange Zeit hindurch - noch im Mittelalter - im mittleren und nördlichen Europa im Grunde genommen das führende Element bei den Erzengeln, die nur nach und nach beeinflusst wurden von dem gemeinsamen Zeitgeiste, der einherging vor dem Christusimpulse. Es wurden die einzelnen Volksgeister in Europa vielfach die Diener des Christus-Zeitgeistes. Die Erzengel Europas stellten sich in den Dienst dieses gemeinsamen Christus-Zeitgeistes, während die einzelnen Völker kaum in der Lage waren, irgendeinen der Erzengel zu dem Range eines Zeitgeistes emporsteigen zu lassen. Erst im sechzehnten bis siebzehnten Jahrhundert - vom zwölften Jahrhundert etwa angefangen - bereitete sich das vor, dass der führende Zeitgeist der fünften nachatlantischen Periode herausgebildet wurde, unter dessen Einfluss wir heute noch stehen. Er gehört ebenso zu den großen, führenden Zeitgeistern wie die, welche die großen, führenden Zeitgeister waren während der ägyptisch-chaldäisch-babylonischen, urpersischen und indischen Epoche. Aber er wirkte in einer ganz eigentümlichen Weise, dieser Zeitgeist unserer fünften nachatlantischen Kulturepoche. Er musste nämlich eine Art Kompromiss eingehen mit einem der alten Zeitgeister, die gewirkt haben vor dem christlichen Impulse, und zwar mit dem ägyptischen Zeitgeiste, der, wie wir gehört haben, in gewisser Beziehung aufgestiegen ist zu dem Range eines Geistes der Form. So kommt es, dass eigentlich unsere fünfte nachatlantische Kulturperiode, in der wir stehen, von einem Zeitgeiste beherrscht ist, der in gewisser Weise sehr, sehr dem Einflüsse und den Impulsen des Zeitgeistes der alten ägyptischen Kultur unterliegt und der ein sozusagen in seinen allerersten Anfängen begriffener Geist der Form ist. Das gab die vielen Zersplitterungen und Zerklüftungen unseres Zeitalters. Unser Zeitgeist in der fünften nachatlantischen Kulturperiode strebt dahin, sich in gewisser Beziehung zu spirituellen Höhen zu erheben und die vierte nachatlantische Kulturzeit hinaufzubringen auf eine höhere Stufe. Aber es liegt darin dasjenige, was materialistische Neigung, materialistischer Hang ist, und je nachdem die verschiedenen Erzengelwesen, die verschiedenen Volksseelen eine mehr oder weniger große Hinneigung zu diesem materialistischen Hang haben, kommt unter der Führung dieses Zeitgeistes der fünften nachatlantischen Kulturperiode ein mehr oder weniger materialistisches Volk heraus, das  sozusagen dem Zeitgeiste mehr eine Nuance nach dem Materialistischen hin gibt. Ein idealistisches Volk dagegen ist ein solches, welches dem Zeitgeiste mehr eine Nuance nach dem Idealismus hin gibt. Nun bildete sich vom zwölften bis sechzehnten Jahrhundert tatsächlich immer mehr etwas heraus, was in gewisser Beziehung neben dem christlichen Zeitgeiste wirkte - der der fortwirkende griechische Zeitgeist ist -, so dass in der Tat, in merkwürdiger Weise, in unsere Kultur einströmt dasjenige, was wir den christlichen Zeitgeist nennen, verbunden mit einem eigentlichen Zeitgeist der fünften nachatlantischen Kulturperiode, und da wirkt wieder hinein das alte Ägyptertum, dessen Zeitgeist sich bis zu einem gewissen Rang der Geister der Form erhoben hat. Nun aber ist es gerade dadurch, dass ein solches Trifolium in unserer ganzen Zeitkultur wirkt, möglich geworden, dass in der fünften Zeitepoche die verschiedensten Nuancen von Kultur- und Volksseelen- Strömungen herauskamen. Es wurde möglich, dass der Zeitgeist die verschiedensten Farben und Nuancen in seinem Wirken aufwies. Die Erzengel, die ihre Befehle von dem Zeitgeist erhielten, wirkten in der verschiedensten Weise. Diejenigen, die im Norden wohnen, wird etwas interessieren, worauf wir in den nächsten Betrachtungen genauer werden einzugehen haben, sie wird insbesondere interessieren müssen die Frage: Wie wirkte jener Erzengel, der einstmals mit den nordischen Völkern, den skandinavischen Völkern heraufgeschickt worden ist in dieses Gebiet, und von dem aus die verschiedenen Erzengelwesen Europas - namentlich West-, Mittel- und Nordeuropas - die Inspirationen bekamen? In der außenstehenden Welt kann es nur als Narretei gelten, wenn geradezu hingewiesen wird auf jenen Punkt des europäischen Kontinentes, von dem einst die größten Impulse nach allen Seiten ausgestrahlt sind, auf jenen Punkt, der der Sitz erhabener Geister war, bevor der keltische Volksgeist als keltisches Erzengelwesen in der Hochburg des Grals ein neues Zentrum errichtet hatte. Von jenem Punkte, der in alten Zeiten Zentrum war für die Ausstrahlung der Geistigkeit Europas, ist auch ausgestrahlt dasjenige, was zunächst der nordische Volks-Erzengel als seine Mission erhalten hat. Für die Außenwelt muss es, wie gesagt, als Narretei erscheinen, wenn wir als den Punkt, von dem ausstrahlt, was nach den verschiedensten germanischen Volksstämmen hinwirkt, dasjenige Gebiet bezeichnen, das heute über Mittel-Deutschland liegt, aber eigentlich über der Erde gelegen ist. Wenn Sie etwa eine Kreislinie zögen, so dass in diese Kreislinie hineinfallen würden die Städte Detmold und Paderborn, so kommen Sie in die Gegend, von der ausströmte die Mission der erhabensten Geister, welche nach Nord- und West- Europa ihre Mission ausdehnten. Weil dort das große Inspirationszentrum war, deshalb ging später die Sage, dass Asgard eigentlich an diesem Punkte der Erdoberfläche gelegen habe. Es lag aber da das große Inspirationszentrum in uralter Vergangenheit, das Zentrum, welches dann später seine Hauptwirksamkeit abgegeben hat an das Zentrum des heiligen Gral. Die Volker Skandinaviens mit ihren ersten Erzengeln, haben damals ganz verschiedene Anlagen mitbekommen, Anlagen, die sich heute eigentlich nur noch in der eigenartigen Konfiguration der nordischen Mythologie aussprechen. Derjenige, der im okkulten Sinne die nordisehe Mythologie mit anderen Mythologien vergleicht, die über die Erde geherrscht haben, der mag wissen, dass diese nordische Mythologie die ursprüngliche Anlage des Erzengels darstellt, der hier herauf nach Norden geschickt worden ist, die ursprüngliche Anlage, die bei ihrer Gestaltung stehen geblieben ist, wie wir sie sozusagen bei einem Kinde sehen müssten, wenn bestimmte Talente, latentes Genie und so weiter auf der Kindheitstufe stehen blieben. Bei dem Erzengel, der nach Skandinavien geschickt wurde, haben wir diejenigen Anlagen, die dann in der eigentümlichen Konfiguration der nordischen Mythologie herauskommen. Daher rührt die große Bedeutung der nordischen Mythologie für das Verständnis des eigentlichen, inneren Wesens der skandinavischen Volksseele. Daher kommt auch die große Bedeutung, welche dieses Verständnis der Mythologie hat für die weitere Fortentwikkelung dieses Erzengels, der allerdings die Anlage in sich hat, in einer gewissen Weise, aufzusteigen zu dem Range eines Arche. Aber dazu ist mancherlei notwendig. Dazu ist notwendig, dass in ganz bestimmter Weise sich jene Anlagen entwickeln, die heute in gewisser Beziehung zurückgetreten sind hinter dem dämmernden, schattenhaften Einfluss des Zeitgeistes, der sich vor die Impulse des Christentums hingestellt hat. So sonderbar ähnlich manche Dinge der germanischnordischen Mythologie den Darstellungen der griechischen Mythologie sind, so muss doch gesagt werden, dass es keine andere Mythologie der Erde gibt, welche in ihrem eigentümlichen Aufbau, in ihrer eigenartigen Durchführung ein bedeutsameres oder klareres Bild der Weltenevolution gibt, als diese nordische Mythologie, so dass dieses Bild als eine Vorstufe des geisteswissenschaftlichen Bildes der Weltenentwickelung gelten kann. Die germanische Mythologie ist in der Art, wie sie ausgebildet worden ist aus der Anlage des Erzengels heraus, in ihren Bildern am bedeutsamsten ähnlich dem, was nach und nach als das geisteswissenschaftliche Weltbild für die Menschheit erwachsen soll. Es wird sich darum handeln, wie jene Anlagen werden können, die einstmals ein Erzengel mitgebracht hat in die Welt, wie sie werden können, nachdem dieser Erzengel die Erziehung des Christus-Zeitgeistes genossen hat. Diese Anlagen werden zu einem wichtigen Gliede im führenden Zeitgeist werden können, wenn in der richtigen Weise im späteren Alter der Volksentwickelung verstanden wird, dasjenige auszubilden, was diese Volksentwickelung als Anlage in einem früheren Zeitalter enthält. Damit haben wir nur hingedeutet auf ein wichtiges Problem, auf eine wichtige Evolution eines europäischen Erzengels; wir haben sozusagen darauf hingedeutet, inwiefern er eine Anlage zu einem Zeitgeiste hat. An diesem Punkte wollen wir einen Augenblick stehen bleiben und dann unsere Betrachtung so fortsetzen, dass wir versuchen, aus der Konfiguration der Volksseele heraus in eine esoterische Betrachtung der Mythologie einzutreten. Damit wird, als ein besonderes Kapitel, die Schilderung der ganzen interessanten Eigenart gerade der germanischen und namentlich auch der nordischen Mythologie vor unsere Seele geführt werden." [7]

Wanen, Asen, Wotan oder Odin, Hönir, Wili und We, Thor; «Nebelheim» oder «Niflheim»,  «Muspelheim»; Ginnungagap, «Riesenheim»: "Sie hatten eine Erinnerung an ein früheres Weben und Leben, als die Anschauung noch so war, dass man gleichsam alles wie in einem Nebelmeer sah, und sie schauten, wie dann aus diesem Nebelmeer für sie das herauskam, was wir als die göttlich-geistigen Gestalten, die unmittelbar über dem Menschen stehen, kennen gelernt haben. Die alten Götter aber, die gewirkt haben, bevor in das menschliche Seelenleben die Götter eingriffen, die man jetzt sah, mit denen man sich verbunden fühlte, diese göttlichen Wesenheiten, die in ferner, ferner Vergangenheit, in der Zeit der alten Atlantis, wirksam waren, nannte man die Wanen. Herausgetreten aus der alten atlantischen Zeit sind dann die Menschen und sahen auf das Weben der Engel und Erzengel; die nannte man die Äsen. Das waren diejenigen Wesen, die sich als Engel und Erzengel kümmerten um das Ich der Menschen, das jetzt auf der untersten Stufe erwachte. Vorgesetzt waren sie jenen Völkern. Das, was die anderen Völker des Ostens verschlafen haben, nämlich zu sehen, wie die Seele sich hinaufarbeitet durch die verschiedenen Kräfte, die von den normalen und abnormen Engel- und Erzengelwesen verliehen werden, das mußten die Völker Europas von unten auf beginnend durchmachen; sie mußten ganz dabei sein, damit sich diese Seelenkräfte nach und nach entwickelten. So waren also die Göttergestalten, welche sich sozusagen vor die Seele des germanisch-nordischen Menschen stellten, die Göttergestalten, die unmittelbar an seiner Seele arbeiteten und dasjenige, was er selbst als das Sichherausringen des Menschlich-Seelischen aus dem Kosmischen beobachtete, unmittelbare Anschauungen; das war etwas, was er unmittelbar erlebte. Er schaute nicht zurück in der Erinnerung auf die Art und Weise, wie die Seelen sich in die Leiber hineingebildet haben, er sieht vielmehr als gegenwärtig, was da geschieht. Es ist seine eigene Entwickelung, und er ist mit seinem Ich dabei. Er hat Verständnis dafür bis ins achte, neunte, zehnte Jahrhundert nach Christus. Er hat sich ein Verständnis dafür bewahrt, wie die Seelenkräfte nach und nach sich bilden, sich hineinkristallisieren in den Leib. Zuerst schaut er auf die Erzengelwesen, welche in seiner Seele arbeiteten, indem sie ihm das gaben, was seine Seelenkräfte werden sollten, und da findet er als den hervorragendsten dieser Erzengel Wotan oder Odin und sieht ihn an seiner Seele arbeiten, sieht, wie er in seine Seele hineinarbeitet. Was sieht er da? Wie nimmt er Wotan oder Odin wahr? Als was erkennt er ihn, und als was lernt er ihn lieben und, vor allen Dingen, als was verstehen? Er lernt ihn erkennen als einen derjenigen Erzengel, die dazu gekommen sind, einmal Verzicht zu leisten auf den Aufstieg zu höheren Stufen. Er lernt Odin als einen der abnormen Erzengel kennen, als einen der großen Verzichter der Vorzeit, die das Erzengeltum übernommen hatten, als sie die wichtige Mission auf sich nahmen, in die Seele des Menschen hineinzuarbeiten. Den Odin in seiner Tätigkeit erlebt der germanisch-nordische Mensch noch in der Zeit, in der er an das Werk herangeht, der Seele die Sprache einzuimpfen. In wunderbarer Weise hat sich erhalten, wie Odin selbst an seinen Völkern arbeitet, um ihnen die Sprache möglich zu machen. Das wird geschildert als eine Götter-Einweihung. Wie Odin dazu kam, sich die Macht zu verschaffen, den Seelen der germanisch-nordischen Völker die Sprache zu verleihen, das wird dadurch geschildert, daß Odin, bevor er diese Fähigkeit erlangt hatte, dasjenige durchmacht, was uns als die Einweihung durch den Göttertrank dargestellt wird, den Göttertrank, der einstmals in urferner Vergangenheit bei den Riesen war. Dieser Trank enthielt nicht bloß eine abstrakte Weisheit, sondern stellt uns die unmittelbar im Laut sich auslebende Weisheit dar. Über die im Laute sich auslebende Weisheit erringt Odin bei seiner Einweihung die Macht; er lernt sie handhaben, als er eine lange Einweihung, eine Einweihung von neun Tagen durchmacht, aus der er dann durch Mimir, den alten Träger der Weisheit, erlöst wird. So wird Odin der Herr der Sprachgewalt. Daher führt die spätere Sage die Sprache der Dichter, die Sprache der Skalden auf Odin zurück. Auf Odin wird auch zurückgeführt die Runenkunde, die in alten Zeiten mit der Sprache viel näher verwandt gedacht wurde als das spätere Schrifttum. Wie also die Seele auf dem Umwege durch den Ätherleib und hineinlebend in den physischen Leib durch den entsprechenden Erzengel die Sprache erwirbt, das drückt sich aus in den wunderbaren Geschichten, die über Odin erzählt werden. Ähnliche Erzengelwesen haben wir in den Genossen des Odin vor uns, in Hönir, welcher die Kraft des Vorstellens verleiht und in Lodur, welcher dasjenige verleiht, was der Rasse noch am nächsten liegt, also Hautfarbe und Blutcharakter. In diesen zwei Wesen haben wir also Erzengelwesen zu sehen, die sozusagen mehr nach der normalen Seite hin liegen. Die abnormen haben wir dann in den Wesen zu erkennen, die als Wili und We auftreten. Das sind Wesenheiten, die mehr noch im Innern, im Intimen der Seele wirken, wie ich es im vergangenen Vortrage klargelegt habe. Aber innig verwandt fühlt sich gerade mit einem abnormen Erzengel ein solches Ich, das selbst auf einer abnormen Entwickelungsstufe steht, wo es schon bei der Heranbildung der untergeordneten Seelenkräfte dabei ist. Ein solches Ich fühlt sich verwandt mit einem abnorm entwickelten Erzengelwesen. Daher wird auch Odin nicht als abnormer Erzengel empfunden, vielmehr als solcher, der in seinem Zurückbleiben verwandt ist mit dem Zurückbleiben der westindischen Seelen, die in mehr bewußter Weise das in ihrem Ich erleben, was beim Durchgang durch jene Gebiete zurückgeblieben ist, wogegen die östlichen Seelen an gewissen Stadien des Seelenlebens vorübergingen, bis sie sich entschlossen, zu erwachen. Daher lebt vor allen Dingen in der Seele der germanisch-nordischen Menschen alles dasjenige, was mit diesen in den elementaren Tiefen des Seelenlebens wühlenden und arbeitenden Erzengelkräften des Odin verbunden ist. Wenn wir gesagt haben, dass die Engel es sind, welche dasjenige, was die Erzengel bewirken, in die einzelnen Menschen heruntertragen, so hat ein Ich, das auf einer so frühen Elementarstufe des Seelenlebens erwacht, vor allen Dingen ein Interesse daran, dass in jenes Ich gleichsam die Angelegenheiten der Erzengel hineingetragen werden. Daher hat der germanisch-nordische Mensch ein Interesse an einer solchen Engelgestalt, welche von besonderer Macht ist, aber zu gleicher Zeit innig verwandt ist mit dem einzelnen Menschen und seiner Individualität. Das ist Thor. Thor wird nur dadurch erkannt, dass man weiß, dass in ihm gesehen werden muß eine Wesenheit, die zwar sehr vorgerückt sein könnte, wenn sie normal sich weiter entwickelt hätte, die aber verhältnismäßig früh verzichtet hat und auf der Stufe der Engel zurückgeblieben ist, damit sie in der Zeit, da das Ich in der Seelenentwikkelung  erwachte, Führer in der Seelenwelt der germanisch-nordischen Gebiete sein konnte. Dass dasjenige, was aus der geistigen Welt in jedes einzelne Ich hineingetragen werden sollte, auch hineingetragen werden konnte, das ist es, was in Thor als verwandt mit dem einzelnen menschlichen Ich so unmittelbar empfunden wird. Wenn wir dies ins Auge fassen, dann werden wir das, was an Einzelheiten überliefert ist, auch besser verstehen. Bei uns handelt es sich ja darum, diese Götterindividualitäten in entsprechender Weise verstehen zu können. Nun aber hat der germanisch-nordische Mensch empfunden, miterlebt dieses Einprägen der Seele in die Leiblichkeit. Er war dabei, als das Ich sich in die Leiblichkeit hineingliederte und von jedem einzelnen Menschen Besitz ergriff. Nun wissen wir, daß das Ich im Blute des physischen Leibes pulsiert, und es entspricht jedem Inneren ein Äußeres, jedem Mikrokosmischen ein Makrokosmisches. Der Arbeit des Sprachen- und Runenweisheit gebenden Odin, der auf einem weiten Umweg durch das Atmen wirkte, entspricht draußen im Makrokosmos die Windesbewegung. Dem regelmäßigen Eindringen der Luft durch unsere Atmungsorgane, welche die Umformung der Luft zu dem Wort, der Sprache bewirken, dem entsprechen draußen im Makrokosmos die Bewegungen, die Strömungen im Winde. Ebenso wahr, wie wir das Walten des Odin in der Umgestaltung der Luft zu den Worten in uns selber empfinden, ebenso wahr müssen wir ihn draußen im Winde walten und wirken sehen. Das aber hat derjenige, der noch die alten germanisch-nordischen Fähigkeiten besaß, zu denen besonders ein gewisser Grad von Hellsichtigkeit gehörte, wirklich gesehen. Der hat überall Odin im Welten wind walten gesehen, hat ihn gesehen, wie er durch seinen Atem die Sprache formte. Das sah der nordische Mensch als eine Einheit. So wie das, was in uns lebt und die Sprache organisiert - das heißt so, wie bei der nordischen Organisation die Sprache war -, hindurchdringt in das Ich und die Pulsation des Blutes bewirkt, so entspricht dem, was sich da als Sprache hineinorganisiert, draußen im Makrokosmos der Blitz und der Donner. Die Sprache ist eher da, als das Ich geboren ist. Daher wird das Ich überall als der Sohn derjenigen Wesenheit empfunden, welche die Sprache gibt. An der Einprägung in das einzelne Ich ist insbesondere Thor beteiligt, und was dem Vorgange im Makrokosmos entspricht, ist im Mikrokosmos die Pulsation des Blutes. Was also draußen im Makrokosmos der Pulsation des Blutes im Menschen entspricht, das ist dasjenige, was als Blitz und Donner durch die wehenden Winde und webenden Wolken geht. Das aber sieht wiederum der germanisch-nordische Mensch in seinem Hellsehen als eine Einheit, und er sieht das Wehen des Windes, das Zucken des Blitzes draußen in innigem Zusammenhang mit dem Weben der von ihm eingeatmeten Luft. Er sieht, wie sie ins Blut übergeht und da das Ich pulsieren macht. Das wird heute als ein materieller Vorgang angesehen, war aber noch ein astralischer Vorgang bei den germanisch-nordischen Menschen. Der sah die innige Verwandtschaft des Feuers, des Blitzes mit dem, was durch das Blut geht. Er fühlte den Pulsschlag in seinem Blute und wußte: Das ist der Schlag des Ich; wußte: Das, was da schlägt, spüre ich und spüre ich nach einiger Zeit wieder. Aber den äußeren, materiellen Vorgang beachtete er nicht. Das alles war in hellseherische Empfindung gekleidet. Er empfand das, was den Pulsschlag bewirkt und ihn immer wieder an dieselbe Stelle zurückgehen lässt, als Thors Tat. Als das Immer-wieder- Zurückkehren des Hammers des Thor in die Hand des Thor fühlte er in seinem Ich die Thor-Kraft, die Kraft eines der mächtigsten Engel, die überhaupt jemals verehrt worden sind, weil er eine mächtige Wesenheit war, die angesehen wurde als stehengeblieben auf der Stufe des Engeltums. Wie die geistige Kraft den physischen Leib zusammenhält, das drückt sich in der germanisch-nordischen Mythologie dadurch aus, dass das Ich dasjenige ist, was bei dem Gesponnenwerden des seelisch-leiblichen Wesens dieses zusammenhält. Von innen heraus sieht der germanischnordische Mensch das Weben des leiblich-seelischen Menschen, und er hat in späterer Zeit noch Verständnis dafür, wie aus dem Astralischen sich sein Inneres hineingliedert, wie sozusagen das Innere dem Äußeren antwortet. Er hatte noch Verständnis dafür, wenn ihm von Eingeweihten gesagt wurde, wie die Welt zum Menschen sich formt. Da hatte er Verständnis dafür, zurückzugehen zu den früheren Stadien, zu dem, was ihm erzählt worden ist von den Geschehnissen, die das Verhältnis der Engel und Erzengel darstellen, zu den früheren Stadien, wo der Mensch aus dem Makrokosmos in physisch-geistiger Art herausgeboren worden ist. Er vermochte zu sehen, wie aus dem Makrokosmos der einzelne Mensch herausgebaut wird, wie er im Makrokosmos ruht. Er suchte sich im Makrokosmos diejenigen Vorgänge auf, die sich mikrokosmisch so abspielen, dass von dem menschlichen Norden aus, aus dem kühlen Geistgebiet, die menschlichen Gedanken gewoben werden, und dass von dort aus die menschliche Leiblichkeit mit den zwölf Gehirnnerven des Kopfes versorgt wird. Diesen Vorgang, der mikrokosmisch zu den zwölf Gehirnnerven geworden ist, sieht er. Er sieht den webenden Geist in dem, was er «Nebelheim» oder «Niflheim» nennt; er sieht die zwölf Ströme, die sich zusammenziehen und materiell werden in den zwölf Gehirnnerven des Menschen; er sieht, wie entgegengewirkt dem, was von oben herunterkommt, dasjenige, was aus dem Herzen, aus dem menschlichen Süden kommt; er sucht es im Makrokosmos draußen und versteht es, wenn es ihm als «Muspelheim» genannt wird. So hat er noch in christlichen Jahrhunderten ein Verständnis für das Begreifen des Mikrokosmos aus dem ganzen Makrokosmos heraus, und man kann für ihn noch weiter zurückgehen, indem man den Menschen nach und nach aus dem Makrokosmos, als Extrakt der ganzen Welt, entstehen lässt. Er ist imstande, zurückzublicken in diese Zeit, und kann  verstehen, dass diese Vorgänge eine Vergangenheit haben, welche er selber noch sieht als ein Hineinarbeiten der Engel und Erzengel in seine Seele. Er kann einsehen, dass diese Vorgänge eine Vergangenheit haben, und was er sich da als Vorstellungen erwirbt, das ist das, was uns entgegentritt, was erkannt wird als die altgermanisch-nordische Genesis, als die Entstehung der Menschheit aus dem gesamten Makrokosmos heraus. Da, wo angefangen wird bei dem germanisch-nordischen Chaos, bei dem Ginnungagap, mit dem stehen wir ungefähr da, wo die Erde sich wieder von neuem bildet, nachdem sie die drei früheren Zustände, Saturn-, Sonnen- und Mondzustand, durchgemacht hat, wo die Erde sich also aus dem Pralaya wieder heraushebt, wo die Reiche der Natur sich noch nicht differenziert haben, wo die Menschen noch ganz geistige Wesen sind. Da versteht der nordische Mensch dann, wie sich herausbilden die späteren Zustände. Und nun ist es interessant zu sehen, wie in der nordisch-germanischen Mythologie in Bildern imaginativer Form die Vorgänge geschildert werden, die sich in jenen Zeiten abgespielt haben, und für die wir in den geisteswissenschaftlichen Lehren nur reifere Ausdrücke, Begriffe statt der früheren Bilder gebrauchen. Es werden geschildert die Vorgänge, die stattfanden, als noch Sonne und Mond verbunden waren. Es wird uns das Hinausgehen des Mondes geschildert und wie dann die Entwickelung übergeht in dasjenige, was später zum «Riesenheim» wird. Es wird uns geschildert alles das, was während der atlantischen Zeit gewesen ist, als Fortsetzung von dem, was früher geschehen war und was eigene Angelegenheiten des germanisch-nordischen Volkes darstellte." [8]

Mission Europas, Freiheit, Loki-Figur; Ahuras oder Asuras, dunkle Asuras und Licht-Asuras in Persien: "Wenn Sie dies ins Auge fassen, so begreifen Sie, dass der europäische Boden dazu bestimmt war, in der verschiedensten Weise dieses Ich auch zu der Welt, die als sinnenfällige Welt vor den Menschensinn trat, in Beziehung zu setzen, und dass das Ich, der eigentliche Wesenskern des Menschen, die verschiedensten Verhältnisse zur Außenwelt eingehen kann. Früher, bevor der Mensch sein Ich schaute, bevor er es wahrnahm, waren dem Menschen diese Verhältnisse durch die höheren Wesen angewiesen, und er selbst konnte dazu nichts tun. Es war ein instinktives Verhältnis, in das er zur Außenwelt gesetzt war. Das ist das Wesentliche in der Entwickelung des Ich, dass es immer mehr und mehr selbst in die Hand nimmt, die Verhältnisse des Ich zur Außenwelt zu gestalten. Im wesentlichen war es die Aufgabe der europäischen Nationen, dieses Verhältnis des Ich zur ganzen Welt in irgendeiner Weise zu gestalten, und die führende Volksseele hatte und hat die Aufgabe, den europäischen Menschen anzuweisen, sein Ich in Beziehung zur Außenwelt und zu den anderen Menschen und zu der Welt der göttlich-geistigen Wesenheiten zu setzen, so dass man im Grunde genommen erst innerhalb der europäischen Kultur anfing, von dem Verhältnisse des Ich-Menschen zum gesamten Universum zu sprechen. Daher der ganz andere Grundton, wenn innerhalb der altindischen Kultur kosmologisch gesprochen wird und wenn innerhalb der europäisch- mythologischen Kultur kosmologisch gesprochen wird. ... Hier in Europa wird überall mitten hineingestellt in das Menschenleben gerade dieses menschliche Ich, wie es veranlagt ist von Anfang an, und wie es sich nach und nach in der Evolution ausgestaltet. Daher hat man gerade hier in Europa ein ganz besonderes Interesse daran, alles das wirklich im Verhältnis zum Ich zu betrachten, sich alles hellseherisch klarzumachen im Verhältnis zum Ich, was an dieser Entwicklung des Ich im Erdendasein einen Anteil hatte. Nun wissen Sie alle, dass an der Entwickelung des Erdenmenschen, der dazu berufen war, nach und nach zu seinem Ich zu kommen, zwei Kräfte von verschiedenen Seiten her Anteil genommen haben. Seit der lemurischen Zeit prägten sich ein dem Innern des Menschen, in seinen Astralleib, diejenigen Kräfte, die wir die luziferischen Kräfte nennen. Von diesen Kräften wissen Sie, dass sie vor allen Dingen ihren Angriffspunkt innerhalb des Menschen dadurch gesucht haben, dass sie sich einschlichen in die menschlichen Begierden, Triebe und Leidenschaften. Dadurch hat sich der Mensch zweierlei errungen: Erstens hat er die Fähigkeit errungen, ein selbständiges, freies Wesen zu werden, in Enthusiasmus zu erglühen für das, was er denkt, fühlt und will, während er sonst für seine eigenen Angelegenheiten von göttlich-geistigen Mächten geführt worden ist. Aber auf der anderen Seite musste der Mensch gerade durch die luziferischen Mächte in Kauf nehmen, durch Triebe, Begierden und Leidenschaften in das Böse zu verfallen. Luzifer sitzt also in unserem Erdendasein so, dass er seinen Angriffspunkt im menschlichen Innern hat, da, wo das menschliche Astrale spielt. Da ist auch das Ich, wo sich das Astralische eingegliedert hat, von der luziferischen Macht durchsetzt worden. Sprechen wir also von Luzifer, so sprechen wir von dem, was den Menschen tiefer hinuntergesenkt hat in das materielle, sinnliche Dasein, als er ohne diesen Einfluss gekommen wäre. So ist ein Bestes im Menschen: die Freiheit, und ein Verfängliches für die Menschennatur: die Möglichkeit des Bösen, den luziferischen Mächten zu verdanken. Nun wissen wir aber ferner, dass dadurch, dass diese luziferischen Mächte eingegriffen haben in das ganze Gefüge der Menschennatur, später andere Mächte in die Menschennatur hereinkommen konnten, die nicht gekommen wären, wenn Luzifer sich nicht in des Menschen Organisation hineingesetzt hätte. Der Mensch würde die Welt anders sehen, wenn er nicht unterworfen worden wäre dem Einfluss von Luzifer und anderen Wesen, die in dessen Gefolgschaft waren, wenn er nicht noch eine andere Macht an sich hätte herankommen lassen müssen, nachdem er der luzif erischen Macht den Zugang möglich gemacht hatte. Ahriman kam von außen heran und schlich sich ein in den großen Umkreis der den Menschen umgebenden Sinnenwelt, so dass also der ahrimanische Einfluss eine Folge des luziferischen Einflusses ist. Der Mensch wird gleichsam von innen ergriffen von Luzifer, und infolge davon wird er ergriffen durch das, was von außen auf ihn wirkt, von Ahriman. ... Nun werden Sie es höchst merkwürdig finden, dass in den Anschauungen der verschiedenen Völker, da wo sich diese Anschauungen mythologisch ausleben, nicht immer in gleicher Weise ein deutliches Bewußtsein vorhanden ist von Luzifer auf der einen Seite und Ahriman auf der anderen Seite. Ein deutliches Bewußtsein davon ist zum Beispiel überall da nicht vorhanden, wo über das Alte Testament herauf, aus der ganzen semitischen Tradition heraus, sich eine religiöse Anschauung bildete. Da hat man nur ein gewisses Bewußtsein von dem luziferischen Einfluss. Das können Sie schon aus der Erzählung des Alten Testamentes von der Schlange entnehmen, die nichts anderes ist als ein Bild für Luzifer. Daraus können Sie entnehmen, dass ein deutliches  Bewußtsein vorhanden ist davon, dass Luzifer teilgenommen hat an der Entwickelung. Dieses Bewußtsein ist in allen Traditionen, die verwandt sind mit der Bibel, deutlich vorhanden. Aber das Bewußtsein des ahrimanischen Einflusses ist da nicht in gleicher Weise vorhanden. Nur da ist es vorhanden, wo man geisteswissenschaftlich unterrichtete. Deshalb haben diejenigen, welche die Evangelien geschrieben haben, dies auch berücksichtigt. Sie finden daher, weil zur Zeit der Evangelienschreiber das Wort «Dämon» aus dem Griechischen hergenommen ist, dass im Markus-Evangelium da, wo nicht von der Versuchung des Jesus die Rede ist, von einem «Dämon» gesprochen wird. Da aber, wo von Ahriman die Rede ist, ist das Wort «Satan» gebraucht. Aber wer beachtet den wichtigen Unterschied dieser Bezeichnungen im Markus- und im Matthäus-Evangelium? Im Exoterischen beachtet man solche Feinheiten gar nicht. Bei den äußeren Traditionen ist dieser Unterschied nicht vorhanden. Bemerkenswert tritt dieser Unterschied hervor in dem Gegensatz zwischen Indertum und Persertum. Da kommt er in einer gewissen Zeit in ganz auffälliger Weise zum Ausdruck. Das Persertum kennt weniger den luziferischen Einfluss; man sah da mehr den ahrimanischen. Da ist insbesondere der Kampf gegen die Mächte, die uns ein äußeres, falsches Weltbild geben und die uns in Dunkelheit und Finsternis hineinbringen, also dasjenige, was das Verhältnis des Menschen zur Außenwelt angeht. Vorzugsweise als ein Gegner des Guten und Lichtvollen wird Ahriman genannt. Woher kommt das? Weil in der zweiten nachatlantischen Kulturperiode das menschliche Anschauungsvermögen sich entwickelte mit Bezug auf die Anschauung der Außenwelt. Bedenken Sie, daß Zoroaster darauf ausgeht, den Sonnengeist, den Geist des Lichtes erkenntlich zu machen. Er also muss zuerst darauf hinweisen, daß in diese Welt hineingemischt ist neben dem Geiste des Lichtes der Geist der Finsternis, der unsere Erkenntnis der äußeren Welt trübt. Der Perser richtet sein Hauptaugenmerk darauf, Ahriman zu besiegen und sich mit den Geistern zu verbinden, welche auf diesem Gebiete die großen Mächte, die Lichtvollen sind. Er ist darauf organisiert, sich auf dem Felde, das nach außen liegt, zu betätigen. Daher hat er seine Ahuras oder Asuras. Dagegen ist es für den Angehörigen der persischen Religion eine gefährliche Sache, in die Welt hineinzusteigen, die der Mensch durch das Untertauchen in das eigene Innere erreichen kann; da, wo die luziferischen Mächte verborgen sind, da lässt er sich auch nicht auf die guten Mächte ein. Da hat er eine Gefahr gesehen. Er wendet den Blick nach außen und stellt sich den dunklen Asuras gegenüber die Licht-Asuras vor. Gerade umgekehrt machen es in dieser Zeit die Inder. Die sind in einer Periode, wo sie versuchen, durch Versenkung in das eigene Innere sich zu erheben, um in die höheren Gebiete zu kommen. Sie sehen darin das Heil, sich mit den Kräften zu verbinden, die gefunden werden auf dem Gebiete des inneren Schauens. Daher betrachten sie es als gefährlich, in die äußere Welt hineinzuschauen, wo sie mit Ahriman zu kämpfen hätten. Die äußere Welt fürchten sie, die betrachten sie als gefährlich. Während die Devas dasjenige waren, was der Perser meidet, werden sie für den Inder dasjenige, was er sucht, dasjenige, auf dessen Feld er sich zu betätigen sucht. Der Perser aber geht von diesem Felde hinweg und meidet das Gebiet, wo vor allen Dingen der Kampf gegen Luzifer ausgefochten wird. Sie können an die verschiedensten Mythologien und Weltanschauungen herangehen, und Sie werden nirgends eine so klare und tiefgehende Anschauung davon finden, daß zweierlei Einflüsse an den Menschen herantreten, wie in der germanisch-nordischen Mythologie. Da der germanisch-nordische Mensch hellseherisch noch schauen konnte, so sah er diese zwei Mächte wirklich und stellte sich zwischen beide hinein. Er sagte sich: Der Mensch, wie er sich entwickelt hat, hat herankommen sehen gewisse Mächte, die in sein Inneres, in seinen Astralleib hereinfahren. Die wirkten aus der Welt, aber auf den Astralleib ein, und er fühlte, weil er berufen war, das Ich, die Selbständigkeit des Menschen auszubilden, nicht bloß die Möglichkeit des Bösen, er fühlte vor allen Dingen in diesen Mächten, die an den Astralleib herankamen, um ihn zur Freiheit und Selbständigkeit zu bringen, das Freiheitliche; man möchte sagen, das empörerische Element fühlte er in diesen Kräften sich offenbaren. Das luziferische Element wurde in derjenigen Macht gefühlt, die sogar noch in den germanisch-nordischen Gebieten an der Herstellung der Rassen beteiligt war, insofern sie dem Menschen äußere Gestalt und Farbe gab und ihn zum selbständigen, in der Welt wirkenden Wesen machte. Zunächst fühlte in seiner hellseherischen Anschauung der germanisch-nordische Mensch den Luzifer als das, was den Menschen zu einem freien Menschen macht, der sich nicht bloß an irgendwelche äußeren Mächte hingeben will, sondern der in sich selber den festen Wesenskern hat und aus sich heraus handeln will. Diesen luziferischen Einfluss empfand der germanisch-nordische Mensch als einen wohltätigen Einfluss. Nun aber wird er gewahr, dass auch noch anderes von diesem Einfluss herkommt. Luzifer verbirgt sich hinter der Loki-Figur, die eine merkwürdig schillernde Gestalt hat. Weil man die Wirklichkeit sah, so sah man, dass man auf Loki zurückführen kann die Gedanken der Freiheit und Selbständigkeit des Menschen. Man wußte aber auch durch das alte Hellsehen, dass dasjenige, was den Menschen immer wieder in seinen Begierden und Handlungen dazu bringt, in seiner ganzen Wesenheit niedriger zu stehen, als wenn er nur an Odin und an die Äsen hingegeben wäre, dass das auf den Einfluss des Loki zurückzuführen war. Und nun fühle man vor allen Dingen das Schauerlich-Großartige dieser germanisch-nordischen Mythologie."

Wie wirkt der luziferische Einfluss und wie drückt die germanisch-nordische Mythologie es aus? Loki hat drei Sprößlinge, die Midgardschlange, der Fenriswolf, die Hel; Baidur-, Hödur- und Loki-Mythos; Götterdämmerung: "Er schließt sich in den astralischen Leib ein, wirkt aber dadurch auf alle drei Glieder des Menschen, sowohl auf den Astralleib als auch auf den Äther- und den physischen Leib. Nur Andeutungen kann man heute außerhalb unserer Gesellschaft über diesen Luzifer-Einfluss machen. Was Sie immer mehr verstehen werden, ist, dass der Luzifer-Einfluss sich dreifach geltend macht: im Astralleibe, im ätherischen und im physischen Leibe des Menschen. Im Ätherleibe wird hervorgerufen das, was im Menschen als Trieb zur Unwahrhaftigkeit, zur Lüge wird. Lüge und Unwahrhaftigkeit sind etwas, was über das Innere des Menschen hinausgeht. Im Astralleibe, dem reinen Innern des Menschen, wird das Selbst durchdrungen von dem luziferischen Einfluss, und dieser erscheint dann als Selbstsucht im Menschen. Der Ätherleib wird von innen heraus mit dem Triebe, unwahrhaftig zu sein, durchsetzt und dadurch zur Möglichkeit der Lüge bestimmt. Im physischen Leib wird hervorgerufen Krankheit und Tod. Für diejenigen, die an meinem letzten Kursus teilgenommen haben, wird das leicht verständlich sein. Aber hier will ich doch noch einmal darauf hinweisen, dass alles, was im menschlichen physischen Leibe als Krankheit und Tod auftritt, karmisch mit dem verknüpft ist, was wir luziferischen Einfluss nennen. Wenn wir alles das noch einmal kurz zusammenfassen, so bewirkt Luzifer im Astralleibe: Selbstsucht, im Ätherleibe: Lüge und Unwahrhaftigkeit, im physischen Leibe: Krankheit und Tod. Natürlich werden sich alle materialistisch denkenden Menschen der Gegenwart ungeheuer verwundern, dass in der  Geisteswissenschaft Krankheit und Tod auf einen luziferischen Einfluss zurückgeführt werden. Auch das hängt nämlich mit Karma zusammen. An den Menschen träte niemals Krankheit und Tod heran, wenn nicht der luziferische Einfluss stattgefunden hätte. Das ist eben die karmische Auswirkung des luziferischen Einflusses, dass der Mensch tiefer hinuntersteigt  in das Physische, und das wird auf der anderen Seite ausgeglichen durch Krankheit und Tod. ... Was müsste nun die germanisch-nordische Mythologie gesagt haben, wenn sie dem Loki, dem Luzifer, zugeschrieben hatte, dass dieses dreifache Wirken von ihm herkommen kann? Sie musste sagen: Loki hat drei Sprößlinge. Der erste ist der, welcher Selbstsucht bewirkt. Das ist die Midgardschlange, dasjenige, womit der Einfluss des luziferischen Geistes auf den Astralleib ausgedrückt ist. Das zweite ist das, was in das menschliche Erkennen sich hineinmischt als das Unrichtige. Beim Menschen auf dem physischen Plane sind es die Dinge, die in seinem Geiste leben und mit der Außenwelt nicht übereinstimmen. Da ist es das, was nicht wahr ist. Bei den nordischen Menschen, die noch mehr auf dem Astralplane lebten, lebte sich das, was bei uns abstrakte Lüge ist, gleich als astralische Wesenheit aus und lebte als solche auf dem astralischen Plan. Der Ausdruck für alles, was Verfinsterung, nicht richtiges Sehen ist, ist irgendein tierisches Wesen, hier im Norden hauptsächlich der Fenriswolf. Das ist das zweite, der Einfluss auf den Ätherleib von selten des Loki, der bewirkt, dass der Mensch von innen heraus den Trieb hat, sich zu täuschen, unwahrhaft über die Dinge zu denken, das heißt, es erscheinen ihm die Dinge in der Außenwelt nicht in der richtigen Weise. Das bezeichnet also im Grunde genommen die alte germanisch-nordische Mythologie irgendwie mit einer Wolfsgestalt. Das ist die astrale Figur für die Lüge und alles das, was Unwahrhaftigkeit aus innerem Triebe ist. Aber hier, wo der Mensch in Beziehung zur äußeren Welt tritt, begegnet sich schon Luzifer mit Ahriman, so dass aller Irrtum, der sich in die Erkenntnis einschleicht - auch in die hellseherische Erkenntnis - alle Illusion und alle Maja, die Folge des Hanges zur Unwahrhaftigkeit ist, der da hineinspielt. In dem Fenriswolf haben wir also die Gestaltung zu sehen, welche der Mensch um sich herum hat dadurch, dass er die Dinge nicht in der wahren Gestalt sieht. Da, wo sich den alten nordischen Menschen irgend etwas von äußerem Licht, von der Wahrheit, verdunkelt, da spricht er von einem Wolfe. Das geht durch das ganze nordische Bewußtsein, und Sie werden finden, dass das Bild bis auf die äußeren Tatsachen überall in diesem Sinne gebraucht wird. ... Nun kommen wir zum Einfluss von Loki auf den physischen Leib. In dem bewirkt er Krankheit und Tod. Der dritte Sprössling ist also das, was Krankheit und Tod bewirkt. Das ist die Hel. So haben Sie in der Tat in wunderbarer Weise in den Gestalten Hei, Fenriswolf und Midgardschlange den Einfluss des Loki oder Luzifer dargestellt, in der Form, wie ihn das alte Hellsehen, das wir in gewisser Beziehung als  traumhaftes Hellsehen bezeichnen können, wahrgenommen hat. Wenn wir die ganze Geschichte von Loki durchgingen, überall würden wir finden, dass diese Dinge bis in die Einzelheiten hinein die Sache vollständig beleuchten. ... Es war der Mensch veranlagt für Baldurs Einfluss, und im Sinne dieses Einflusses wäre der Mensch geworden, wenn er nicht den Loki-Einfluss aufgenommen hätte. Der aber hat bewirkt, dass Hödurs Natur den Sieg über die Baidurnatur davongetragen hat. Das wird ausgedrückt dadurch, dass Loki die Mistel herbeischafft, mit der der blinde Hödur den sehenden Baidur tötet. Loki ist also die tötende Macht, wie Luzifer, der den Menschen zu Ahriman getrieben hat. Indem der Mensch hingegeben ist an den blinden Hödur, verlöscht das alte hellsichtige Anschauen. Das ist die Tötung des Baidur. Das empfindet der nordische Mensch, dass nach und nach wirklich verloren gegangen ist das Baldurhafte, das Hineinschauen in die geistige Welt. Es hat der nordische Mensch das Hinschwinden des Hellsehens so empfunden, dass ihm Loki in Baidur die Hellsichtigkeit getötet hat, und was ihm geblieben, ist die Ohnmacht gegenüber dieser Hellsichtigkeit. So ist ein größtes welthistorisches Ereignis, das allmähliche Hinschwinden der alten ungetrübten Erkenntnis, ausgedrückt in dem Baidur-, Hödur- und Loki-Mythos. Auf der einen Seite haben wir also den Loki mit seiner Sippe, den drei Wesenheiten, und auf der anderen Seite den tragischen Akt von der Tötung des Baidur. ... Diese Zukunftsvision, wie sie die Eingeweihten geschaut haben, malten sie ihm aus, wo in der Tat dasjenige, was von Luzifer kommt, in gewisser Weise in Kampf getreten sein wird mit dem, was von den Göttern kommt, und sich auch ausleben wird. Diese Zukunftsvision malten die Eingeweihten den Menschen in dem Bilde von der Götterdämmerung aus. Die Götterdämmerung, Ragnarok, ist also das Bild, das die Eingeweihten dem germanisch-nordischen Menschen als Zukunftsbild vor Augen stellten. Und wieder werden wir finden, dass alle Vorgänge, die da als Zukunftsvorgänge dargestellt werden, bis in die Einzelheiten hinein nicht besser, nicht terminologisch richtiger und nicht treffender dargestellt werden könnten, als sie dargestellt worden sind in dem wunderbaren Bilde der Götterdämmerung." [9]
 

7. Die Mission einzelner Volksseelen II; Volksgeist der Kelten; alte Kulturen wie die Indische mit den Veden und der Vedanta-Philosophie; Mission des griechischen und römischen Volkes; die chinesische Kultur hat etwas Ungeschichtliches behalten, etwas aus der Atlantis Stammendes; Völker Westasiens und die vorgeschobenen slawischen Völker Osteuropas; den fortgeschrittensten Christus-Begriff hat der russische Philosoph Solowjow; Widar; Christus war in allen Zeiten wirksam; Zukunfts-Christus; die Christus-Wesenheit darf nicht gedrückt und beengt werden aus den konfessionellen oder orientalischen Traditionen heraus, ebensowenig eine Färbung erhalten durch die Dogmen des orientalischen Dogmatismus

Volksgeist der Kelten; alte Kulturen wie die Indische mit den Veden und der Vedanta-Philosophie; Mission des griechischen und römischen Volkes: "Der Volksgeist der Kelten, von dem wir aus den vorangegangenen Darstellungen wissen, dass er später ganz andere Aufgaben bekommen hat, hatte die Aufgabe, das noch junge Ich der europäischen Bevölkerung heranzuziehen. Dazu aber musste noch eine Erziehung, ein Unterricht der Kelten selbst vorhanden sein, der unmittelbar aus der höheren Welt vermittelt war. Daher ist es durchaus richtig, dass die Kelten durch ihre Eingeweihten, die Druiden-Priester, einen Unterricht aus höheren Welten erhielten, den sie aus eigener Kraft nicht hatten empfangen können, und den sie an die übrigen Völker dann weiterzugeben hatten. Die gesamte europäische Kultur ist eine Gabe der europäischen Mysterien. Die fortschreitenden Volksseelen sind immer die Lenker der Gesamtkultur der Menschheit in ihrem Fortschritt. Aber in der Zeit, in welcher diese Volksgeister Europas die Menschen dazu anleiten sollten, aus sich selber heraus zu arbeiten, aus sich selber heraus wirksam zu sein, war es notwendig, dass sich die Mysterien mehr zurückzogen. Daher trat mit dem Zurückziehen des keltischen Elementes auch eine Art Zurückziehung der Mysterien in viel geheimere Untergründe ein. Ein viel direkterer, unmittelbarer Verkehr der Geistwesen mit dem Volke durch die Mysterien war zur Zeit der alten Kelten vorhanden, weil das Ich noch gebunden war an die Gruppenhaftigkeit, und doch sollte das keltische Element der Verleiher des Ich für die übrige Bevölkerung sein. Wir können also sagen: In der Zeit, die vor der eigentlichen germanisch-nordischen Entwickelung liegt, konnte nur durch die alten keltischen Mysterien der europäischen Kultur die Mysterien-Erziehung gegeben werden. Diese Mysterien- Erziehung hat gerade so viel an die Oberfläche kommen lassen, als notwendig war, um eine Grundlage für die gesamte Kultur Europas zu geben. Aus dieser alten Kultur haben sich nun durch Vermischung mit den verschiedensten Rassensplittern, Volksbestandteilen und Rassengemeinschaften die verschiedensten Volksseelen und Volksgeister befruchten können und haben immer das Ich in andere Lagen gebracht, um es zu erziehen, das Ich, das sich herauswühlte aus dem Untergrunde dessen, was unter dem Ich des Menschen liegt. ... Das ist das Wesentliche der alten indischen Kultur, dass mit fertig ausgebildeten Seelenkräften, mit Seelenkräften, die im höchsten Grade verfeinert waren, der Inder wiederum hineingeht in den Ätherleib, zurückgeht bis zum Ätherleib und in demselben jene wunderbar feinen Kräfte ausbildet, deren späteren Reflex wir in den Veden und in noch verfeinerterem Zustande in der Vedanta-Philosophie sehen. Das war alles nur möglich dadurch, dass sich die indische Volksseele bis zu einem hohen Grade entwickelt hatte, bevor das Ich angeschaut, wahrgenommen worden ist, und schon wieder zu einer Zeit, als der Mensch mit den Kräften des Ätherleibes selber sehen konnte. Die persische Volksseele war nicht so weit gekommen. Die war nur so weit gekommen, in dem Empfindungsleibe oder Astralleibe wahrzunehmen. Noch anders war es in der babylonisch-chaldäisch- ägyptischen Kultur. Da war es so, dass der Teil, den wir als die Empfindungsseele bezeichnen, wahrnehmen konnte. Wir müssen also diese ägyptisch-chaldäische Kultur als eine solche bezeichnen, welche in der Empfindungsseele arbeitet. Beim griechisch-lateinischen Volksgeiste war das so, dass er geleitet worden ist bis zur Verstandes- oder Gemütsseele; in dieser Verstandes- oder Gemütsseele arbeitete er. An der Verstandes- oder Gemütsseele konnte er selbst nur dadurch arbeiten, dass diese Verstandes- oder Gemütsseele wiederum im Ätherleibe eine Art Ausprägung ihres Wesens hatte. Aber es ist dies gleichsam eine weniger reale, weniger anschauliche und der Wirklichkeit eingeprägte Form des Weltbildes, wie es jetzt im Griechentum herauskam. Während ein unmittelbares Arbeiten im Ätherleibe bei der alten indischen Kultur da war, ist jetzt ein verwischtes, ein abgeschattetes, ein matteres Abbild der Wirklichkeit vorhanden, wie ich es charakterisiert habe dadurch, dass ich sagte: Es ist wie eine Erinnerung an das, was diese Völker einst erlebt hatten, wie eine Erinnerung, die zurückstrahlt auf ihren Ätherleib. Bei den anderen Völkern, die jetzt auf das griechische Volk folgten, haben wir es zu tun mit dem vorzugsweisen Gebrauche des physischen Leibes zur stufenweisen Ausbildung der Bewußtseinsseele. Daher war die griechische Kultur eine solche, die wir nur begreifen können, wenn wir sie aus dem Innern heraus zu begreifen vermögen; wenn wir uns klar sind, dass bei ihr als äußere Erfahrung wichtig ist, was aus dem Innern des Griechen heraussprudelt. Dagegen haben die Völker, die mehr nach Westen und Norden gelegen sind, die Aufgabe, unter Leitung ihrer Volksseelen den Blick in die Welt hinauszurichten und das in der Welt zu sehen, was auf dem physischen Plane zu sehen ist, auszubilden das, was auf dem physischen Plane eine Rolle spielen soll. Die germanisch-nordischen Völker hatten noch die besondere Aufgabe, dass sie das alles so ausbilden sollten, wie sie es ausbilden konnten, da sie noch die Gnade, die welthistorische Gnade genossen, im alten Hellsehen hineinzusehen in die geistige Welt und hineinzutragen die uralten Erfahrungen, die sie wie lebendig empfanden, in das, was auf dem physischen Plane eingerichtet werden sollte. Ein Volk gab es, das in seiner späteren Zeit diese Gnade nicht mehr hatte, ein Volk, das keine solche Vorentwicklung zunächst durchgemacht hatte, das daher gleichsam wie mit einem Sprung vor die Geburt des menschlichen Ich auf dem physischen Plane gestellt wurde und daher nur unter Anleitung seiner Volksseele, seines Erzengels für alles das sorgen konnte, was dieses menschliche Ich auf dem physischen Plane förderte, was zur Wohlfahrt dieses menschlichen Ich auf dem physischen Plane notwendig war. Dies war das römische Volk. Alles, was das römische Volk unter Anleitung seines Volksgeistes für die gesamte Mission Europas zu leisten hatte, war dazu bestimmt, dem Ich des Menschen als solchem Geltung zu verschaffen. Daher konnte das römische Volk dasjenige ausbilden, was das Ich zwischen die anderen Iche hineinstellt. Es konnte die ganze Summe der Privatrechte begründen. Daher wurde es der Schöpfer der Jurisprudenz, die rein auf das Ich gebaut ist. Wie das Ich dem Ich gegenübersteht, das war die große Frage in der Mission des römischen Volkes. Die anderen Völker, die aus der Kultur des römischen Volkes herausgewachsen sind, hatten schon mehr von dem, was sozusagen aus der Empfindungsseele, aus der Verstandes- oder Gemütsseele und aus der Bewußtseinsseele selbst heraus dieses Ich in irgendeiner Weise befruchtet, dieses Ich in die Welt hineintreibt. Dazu waren notwendig alle von der äußeren Geschichte aufgezählten Rassenvermischungen, die auf der italischen und pyrenäischen Halbinsel, im heutigen Frankreich und im heutigen Großbritannien zustande gekommen sind, um das Ich nach den verschiedenen Nuancen, nach der Empfindungsseele, nach der Verstandes- oder Gemütsseele und nach der Bewußtseinsseele auszubilden auf dem physischen Plan. Das war die große Mission der Völker, die sich nach und nach im Westen Europas in der verschiedensten Weise ausgebildet haben. Alle einzelnen Kulturnuancen und Missionen im Westen Europas finden zuletzt ihre Erklärung darin, dass in der Richtung nach der italischen und pyrenäischen Halbinsel hin dasjenige auszubilden war, was durch die Impulse der Empfindungsseele in das Ich hinein ausgebildet werden konnte. Studieren Sie die einzelnen Volkscharaktere nach ihren Licht- und Schattenseiten, da werden Sie finden, dass Sie bei den Völkern der italischen und pyrenäischen Halbinsel die eigentümliche Mischung des Ich mit der Empfindungsseele haben. Bei den Völkern aber, die auf Frankreichs Boden bis in die neueste Zeit herauf gelebt haben, werden Sie ihre Eigenart begreiflich finden, wenn Sie das Werden und die Vermischungen der Verstandes- oder Gemütsseele mit dem Ich betrachten. Die großen, welthistorischen Erfolge aber, als deren Repräsentant wir Großbritannien betrachten können, sind darauf zurückzuführen, dass der Impuls der Bewußtseinsseele in das menschliche Ich hineingedrängt worden ist. Mit dem, was als welthistorische Mission aus den britischen Ländern hervorging, ist auch zusammenhängend das, was aus der Begründung der äußeren, staatsrechtlichen Form hervorging. Die Verbindung der Bewußtseinsseele mit dem Ich war noch nicht innerlich vorhanden. Wenn Sie aber durchschauen, wie diese Verbindung der Bewußtseinsseele mit dem nach außen getriebenen Ich zustande kam, so werden Sie finden, dass die großen welthistorischen Eroberungen der Bevölkerung jener Insel von diesem Impulse herrühren. Sie finden aber auch, dass das, was da geschieht an Begründungen der parlamentarischen Regierungsformen, sofort verständlich wird, wenn man weiß, daß damit ein Impuls der Bewußtseinsseele auf den Plan der Weltgeschichte hingestellt werden sollte. Es waren also viele Nuancen notwendig, denn durch viele Stufen des Ich waren die einzelnen Völker zu führen. Wir würden wahre Geschichtsbilder finden, wenn wir Zeit genug hätten, diese Dinge weiter zu verfolgen, die uns zeigen, wie die Grundkräfte sich verzweigen und sich in der verschiedensten Weise auswirken. So wirkte die Seelenkonstitution bei den westlichen Völkern, die für sich selbst nicht die unmittelbare, elementare Erinnerung hatten an die hellseherisch erlebten Dinge der geistigen Welt von früher. Ganz anders musste in der späteren Zeit im germanisch-nordischen Gebiet sich ausbilden dasjenige, was unmittelbar aus einer nach und nach erfolgten Entwickelung des schon in die Empfindungsseele hineingegossenen, ursprünglichen Hellsehens hervorging. Daher jener Zug der Innerlichkeit, der ja nur die Nachwirkung innerlicher, in der Vorzeit erfolgter hellseherischer Erfahrung ist. Die südlich-germanischen Völker hatten zunächst ihre Aufgabe auf dem Gebiet der Bewußtseinsseele. Die griechisch- lateinische Zeit hatte auszubilden die Verstandes- oder Gemütsseele. Sie hatte aber nicht bloß den Impuls zu geben mit der Verstandes- oder Gemütsseele, sie hatte hineinzuwirken mit einer wunderbaren, mit hellseherischer Erfahrung ausgestatteten vorzeitlichen Entwickelung. Das alles ergoss sich in die Bewußtseinsseelen der mitteleuropäisch- nordisch-germanischen Völker. Das wirkte bei diesen als Seelenanlage nach, und die südlicheren Teile der germanischen Menschheit hatten zunächst auszubilden das, was dazu gehört, um die Bewußtseinsseele innerlich vorzubereiten, innerlich mit dem auf den physischen Plan umgesetzten Bewußtseinsinhalt des alten Hellsehens zu erfüllen."

Die chinesische Kultur hat etwas Ungeschichtliches behalten, etwas aus der Atlantis Stammendes; Entstehung des Golfstroms und anderer Meeresströmungen: "Nun müssen wir uns fragen, da alle Entwickelung einen Fortgang zu nehmen hat: Wie schreitet diese Evolution vorwärts? Wir können da Merkwürdiges sehen, wenn wir in ältere Zeiten zurückschauen. Wir haben gesagt: Im alten Indertum fand die erste Kultur im Ätherleibe statt, nachdem die entsprechende Ausbildung der geistigen Kräfte da war. Es gibt aber auch noch Kulturen, die sich die alte, atlantische Kultur bewahrt und sie hineingetragen haben in die Menschen der nachatlantischen Zeit. Während der Inder von dieser Seite aus an seinen Ätherleib herankommt und aus diesem heraus, mit den Kräften desselben, seine gewaltig große Kultur und sein großartiges Geistesleben schafft, haben wir von der anderen Seite eine Kultur, welche im Atlantiertum wurzelt und hineinarbeitet in die nachatlantische Zeit eine Kultur, welche gleichsam zu ihrer Begründung und Ausbildung die andere Seite des Ätherleib-Bewußtseins herausarbeitet. Das ist die chinesische Kultur. Die Einzelheiten der chinesischen Kultur werden Sie begreifen, wenn Sie diesen Zusammenhang ins Auge fassen und sich erinnern, dass die atlantische Kultur ein unmittelbares Verhältnis hatte zu dem, was wir in unseren früheren Darstellungen den «Großen Geist» nannten, so dass also diese Kultur ein unmittelbares Verhältnis hatte zu den höchsten Stufen der Weltentwickelung. Aber diese Kultur wirkt noch hinein in moderne Menschenkörper, und zwar von einer ganz anderen Seite. Daher wird auch begreiflich erscheinen, dass gerade in diesen beiden Kulturen einmal zusammenstoßen werden die zwei großen Gegensätze der nachatlantischen Zeit: das Indertum, das in gewissen Grenzen entwickelungsfähig ist, und das Chinesentum, das sich abschließt und starr bleibt, das wiederholt, was in der alten atlantischen Zeit da war. Man bekommt förmlich den Eindruck von einer  okkult-wissenschaftlich-poetischen Art, wenn man das Chinesenreich in seiner Entwickelung beobachtet, wenn man an die chinesische Mauer denkt, die nach allen Seiten hin dasjenige abschließen sollte, was aus den uralten Zeiten stammte und in der nachatlantischen Zeit sich entwickelt hatte. Ich sage jetzt, es beschleicht einen etwas wie eine poetisch-okkulte Empfindung, wenn man die chinesische Mauer vergleicht mit dem, was es einmal in früheren Zeiten gegeben hat. Ich kann diese Dinge nur andeuten. Sie werden finden, wenn Sie dies mit den heute schon vorhandenen wissenschaftlichen Ergebnissen vergleichen, wie außerordentlich aufschlussgebend diese Dinge sind. Betrachten wir hellseherisch den alten Kontinent der atlantischen Welt, den wir zu suchen haben da, wo jetzt der Atlantische Ozean ist, zwischen Afrika und Europa einerseits und Amerika anderseits. Dieser Kontinent war umschlossen von einer Art von warmem Strom, von einem Strom, bezüglich dessen das hellseherische Bewußtsein ergibt, dass er, so sonderbar es klingen mag, von Süden heraufging, durch die Baffins-Bai gegen das nördliche Grönland verlaufend und es umfassend, dann herüberfloss nach Osten, sich allmählich abkühlte, dann in der Zeit, in welcher Sibirien und Russland noch lange nicht zur Erdoberfläche gehoben waren, in der Gegend des Ural hinunterfloß, sich umkehrte, die östlichen Karpathen berührte, in die Gegend hineinfloss, wo die heutige Sahara ist, und endlich beim Meerbusen von Biskaya dem Atlantischen Ozean zuging, so dass er ein ganz geschlossenes Stromgebiet hatte. Sie werden begreifen, dass dieser Strom nur noch in den allerletzten Resten vorhanden sein kann. Dieser Strom ist der Golfstrom, der einst den atlantischen Kontinent umflossen hat. - Und jetzt werden Sie auch begreifen, dass bei den Griechen das Seelenleben Erinnerung ist. Es tauchte in ihnen auf das Bild des Okeanos, der eine Erinnerung ist an jene atlantische Zeit. Ihr Weltbild ist nicht so unrichtig, weil es aus der alten atlantischen Zeit geschöpft ist. - Den Strom, der über Spitzbergen als warmer Strom herunterkam und nach und nach sich abkühlte usw., dieses geschlossene Stromgebiet haben sich die Chinesen förmlich wiedererschaffen in ihrer von der Mauer umschlossenen, aus der atlantischen Zeit herübergeretteten Kultur. Das Geschichtliche war in der atlantischen Kultur noch nicht vorhanden. Daher hat auch die chinesische Kultur etwas Ungeschichtliches behalten. Daher haben wir da etwas Vorindisches, etwas aus der Atlantis Stammendes."

Völker Westasiens und die vorgeschobenen slawischen Völker Osteuropas: "Wenden wir uns jetzt zu der Schilderung im Weitergange des germanisch-nordischen Volksgeistes zu dem, was auf ihn folgt. Was wird das nächste sein, wenn ein Volksgeist sein Volk so leitet, dass das Geistselbst sich besonders entwickeln kann? Erinnern wir uns daran, dass der Ätherleib in der indischen Kultur, der Empfindungsleib in der persischen Kultur, die Empfindungsseele in der ägyptisch-chaldäischen Kultur, die Verstandes- oder Gemütsseele in der griechischlateinischen Kultur, die Bewußtseinsseele in unserer, noch nicht abgeschlossenen Kultur zur Entwickelung kommt. Nun folgt aber das Ergreifen des Geistselbst durch die Bewußtseinsseele, so dass hineinleuchtet das Geistselbst in die Bewußtseinsseele, was als Aufgabe der sechsten Kulturstufe nach und nach vorbereitet werden muss. Diese Kultur, die im eminentesten Sinne eine empfängliche Kultur sein muss, denn sie muss hingebungsvoll das Hereindringen des Geistselbst in die Bewußtseinsseele abwarten, wird vorbereitet durch die Völker Westasiens und die vorgeschobenen slawischen Völker Osteuropas. Die letzteren sind aus gutem Grunde mit ihren Volksseelen vorgeschoben, aus dem Grunde, weil alles, was in Zukunft kommen wird, in einer gewissen Weise seine Vorbereitung vorher erfahren muss, sich schon hineinschieben muss, um die Elemente für das Spätere abzugeben. Im höchsten Grade interessant ist es, diese vorgeschobenen Posten einer für die späteren Epochen sich vorbereitenden Volksseele zu studieren. Daher das Eigenartige der für uns zunächst östlich wohnenden slawischen Völker. Ihre ganze Kultur mutet den Westeuropäer an als sich im Vorbereitungsstadium befindend, und in sonderbarer Weise schieben sie vor, durch die Medien ihrer vorgeschobenen Posten, dasjenige, was dem Geiste nach etwas ganz anderes ist, als irgendeine Mythologie. Es würde verkennen heißen dasjenige, was von Osten herüber vorgeschoben wird als zu erwartende Kultur, es würde diese Kultur verkennen heißen, wenn man sie vergleichen wollte mit dem, was die westeuropäischen Völker in sich haben, die einen geradlinig fortlaufenden Impuls, der noch im alten Hellsehen seine Wurzel und Quelle hat, besitzen. Das Eigenartige, wodurch sich die Seele dieser osteuropäischen Völker darlebt, das drückt sich in dem ganzen Verhältnis aus, das diese Völker immer offenbarten, wenn ihre Beziehungen zu den höheren Welten in Betracht kamen. Diese Beziehung ist, wenn wir sie mit dem vergleichen, was sich in unseren Mythologien, in Westeuropa, zeigt, mit den sonderbaren, bis ins Individuelle ausgearbeiteten Götterfiguren, etwas ganz anderes. Sie tritt uns so entgegen, dass wir das, was sie uns gibt als unmittelbaren Ausfluss des Volkswesens vergleichen können mit unsern verschiedenen Planen oder Welten, durch die wir uns vorbereiten zum Begreifen einer geistigen, höheren Kultur. Da finden wir zum Beispiel im Osten folgende Vorstellung: Empfangen hat der Westen aufeinanderfolgende, nebeneinanderliegende Welten. Wir haben da zunächst ein deutliches Bewußtsein von einer Welt des kosmischen Vaters. Alles dasjenige, was in Luft und Feuer, was überhaupt in den Elementen, die in und über der Erde sich finden, schöpferisch tätig ist, das tritt uns wie in einem großen, umfassenden Gesamtbegriffe, der zugleich Gesamtempfindung ist, entgegen als der Begriff des Himmelsvaters. So wie wir uns etwa die Welt des Devachan unsere Erde befruchtend denken, so tritt uns diese Himmelswelt, diese väterliche Welt, von Osten her entgegen, und sie befruchtet dasjenige, was als Mütterliches empfunden wird, den Geist der Erde. Wir haben keinen anderen Ausdruck und kein anderes Mittel, als den gesamten Geist der Erde unter dem Bilde des Befruchtetwerdens des mütterlichen Erdenwesens uns zu denken. Da stehen sich dann zwei Welten gegenüber, nicht einzelne, individuelle Götterfiguren. Und als eine dritte Welt steht jenen zwei Welten dasjenige gegenüber, was man als das Segenskind der beiden empfindet. Das ist nicht ein individuelles Wesen, nicht eine Empfindung der Seele, sondern etwas, was das Erzeugnis des Himmelsvaters und der Erdenmutter ist. So wird, aus der geistigen Welt heraus, das Verhältnis von Devachan zur Erde empfunden. Was da entsteht als der Segner, als der Frühling und als das, was da sprießt und sproßt im materiellen Leibe, das wird durchaus als Geistiges empfunden, und was da sprosst und sprießt in der Seele, das wird empfunden als die Welt, die zugleich empfunden wird als Segenskind vom Himmelsvater und der irdischen Mutter. So universell diese Vorstellungen auch sind, wir finden sie bei den vorgeschobenen slawischen Völkern, die nach Westen vorgedrungen sind."

Den fortgeschrittensten Christus-Begriff hat der russische Philosoph Solowjow: "Er hat einen solchen Christus-Begriff, dass er nur von Schülern der Geist-Erkenntnis verstanden werden kann, weil er ihn immer weiter hinaufentwickelt und in unendlicher Perspektive zeigt, so dass von ihm gezeigt wird, dass das, was heute die Menschen davon erkennen, nur der Anfang ist, weil der Christus-Impuls erst wenig der Menschheit offenbaren konnte von dem, was er in sich enthält. Aber wenn wir in bezug auf den Christus-Begriff hinschauen, wie er zum Beispiel bei Hegel gefasst ist, so werden wir finden, dass man sagen kann: Hegel fasst ihn so, wie die feinste, die sublimierteste Bewußtseinsseele ihn fassen kann. Ganz anders aber tritt uns der Christus-Begriff bei Solowjow entgegen. Da wird die Zweigliedrigkeit im Christus-Begriffe klar, und es wird alles dasjenige abgelehnt, was in den verschiedensten theologischen Streitigkeiten zum Ausdruck gekommen ist und was im Grunde genommen auf tiefen Mißverständnissen beruht, weil gewöhnliche Begriffe nicht ausreichen, um den Christus-Begriff in seiner zweifachen Wesenheit verständlich zu machen, nicht ausreichen, um zu verstehen, dass das Menschliche und das Geistige darin genau unterschieden werden müssen. Gerade darauf beruht der Christus- Begriff, dass genau gefasst wird, was geschah, als in den Menschen Jesus von Nazareth, der ausgebildet hatte alle erforderlichen Eigenschaften, der Christus hineinkam. Da hat man dann zwei Naturen darinnen, die zunächst erfasst werden müssen, obwohl sie sich auf einer höheren Stufe wieder in eine Einheit zusammenfassen. So lange hat man den Christus nicht in seiner vollen Gestalt erfasst, als man diese Zweigliedrigkeit nicht erfasst hat. Dies kann aber nur dasjenige philosophische Erfassen, das vorausahnt, dass der Mensch selber in eine Kultur hineinkommen wird, wo seine Bewußtseinsseele in dem Zustand sein wird, dass das Geistselbst ihm zukommen kann, so dass der Mensch sich in dieser sechsten Kulturperiode als eine Zweiheit fühlen wird, bei der die höhere Natur die niedere in Zaum und Zügel halten wird. Diese Zweigliedrigkeit trägt Solowjow in seinen Christus-Begriff hinein und macht ausdrücklich geltend, dass der Christus-Begriff nur dann einen Sinn haben kann, wenn man eine göttliche und eine menschliche Natur annimmt, die nur dadurch, dass sie real zusammenwirken, dass sie nicht eine abstrakte, sondern eine organische Einheit sind, begriffen werden können. Solowjow erkennt bereits, dass in diesem Wesen zwei Willenszentren vorgestellt werden müssen. Wenn Sie die Solowjowschen Theorien von der wahren Bedeutung der Christus- Wesenheit nehmen, wie sie durch das Vorhandensein des nicht bloß gedachten, sondern spirituell wirklichen indischen Einflusses entstanden, dann haben Sie da den Christus so, dass in ihm ausgebildet ist in den drei Leibern das Moment des Fühlens, das Moment des Denkens und das Moment des Wollens. Sie haben da ein menschliches Fühlen, Denken und Wollen, in das sich hineinsenkt das göttliche Fühlen, Denken und Wollen. Das wird die europäische Menschheit erst ganz verarbeiten, wenn sie zur sechsten Kulturstufe hinaufgestiegen sein wird. Prophetisch ist das in wunderbarer Weise zum Ausdruck gekommen in dem, was bei Solowjow als Christus-Begriff wie die Morgenröte einer späteren Kultur voranleuchtet. Daher geht diese Philosophie des östlichen Europa mit solchen Riesenschritten über das Hegeltum und den Kantianismus hinaus, und man fühlt, wenn man in die Atmosphäre dieser Philosophie kommt, plötzlich etwas wie einen Keim einer späteren Entfaltung. Das geht deshalb so weit, weil dieser Christus-Begriff als ein prophetisches Voranleuchten, als die Morgenröte der sechsten nachatlantischen Kultur empfunden wird. Dadurch wird das ganze Christus-Wesen und die ganze Bedeutung des Christus-Wesens für die Philosophie in den Mittelpunkt gerückt, und es wird dadurch zu etwas ganz anderem als dem, was die westeuropäischen Begriffe davon zu geben vermögen. ... Wenn man auf der einen Seite sagen muss, dass Hegel auf philosophischem Gebiete eine reifste Frucht darstellt, etwas, was als reifste philosophische Frucht aus der Bewußtseinsseele herausgeboren ist, so ist auf der anderen Seite diese Philosophie Solowjows der Keim in der Bewußtseinsseele für die Philosophie des Geistselbst, das in der sechsten Kulturperiode eingegliedert wird. Es gibt vielleicht keinen größeren Gegensatz, als den im eminentesten Sinne christlichen Staatsbegriff, der als hohes Ideal dem Solowjow wie ein Traum der Zukunft vorschwebt, diesen christlichen Staats- und Volksbegriff, der alles, was da ist, nimmt, um es darzu bringen dem herabströmenden Geistselbst, um es der Zukunft entgegenzuhalten, um es von den Gewalten der Zukunft durch Christen zu lassen - es gibt also keinen größeren Gegensatz, als diesen Begriff der im Solowjowschen Sinne gehaltenen christlichen Gemeinschaft, wobei der Christus-Begriff ein ganz zukünftiger ist, und den Begriff des Gottesstaates des heiligen Augustinus, der den Christus-Begriff zwar aufnimmt, aber den Staat so konstruiert, dass er der römische Staat ist, der den Christus aufnimmt in die Vorstellung vom Staate, die ihm der römische Staat gegeben hat. Das, worauf es ankommt, ist dasjenige, was das Wissen abgibt für das in die Zukunft hineinwachsende Christentum. Im Solowjowschen Staate ist der Christus das Blut, das alles soziale Zusammenleben durchrinnt. Und das Wesentliche ist, dass der Staat gedacht wird mit aller Konkretheit der Persönlichkeit, so dass er zwar als geistiges Wesen wirken, aber auch mit allen Charaktereigentümlichkeiten der Persönlichkeit seine Mission erfüllen wird. So sehr durchdrungen von dem Christus-Begriff, der uns vorleuchtet in der Geisteswissenschaft auf höheren Höhen, und dabei so sehr im Keime geblieben ist keine andere Philosophie. Alles, was wir im Osten finden, vom Volksgemüt angefangen bis hinauf zur Philosophie, das erscheint uns als etwas, das erst den Keim einer zukünftigen Entwickelung in sich trägt, und das deshalb auch die besondere Erziehung jenes Zeitgeistes sich hat angedeihen lassen müssen, den wir schon kennen, nachdem wir gesagt haben, dass der Zeitgeist des alten griechischen Volkes, als Impuls dem Christentum gegeben, mit der Mission versehen worden ist, der wirkende Zeitgeist für das spätere Europa zu werden. Demjenigen Volksgemüt, das die Keime für den sechsten Kulturzeitraum auszubilden haben wird, hat dieser Zeitgeist nicht allein Erzieher, sondern Pfleger sein müssen von der ersten Stufe des Daseins an. So können wir förmlich sagen - wobei Vater- und Mutterbegriff ihren getrennten Sinn verlieren -, dass das, was russisches Volksgemüt ist und sich allmählich zur Volksseele entwickeln soll, nicht nur erzogen, sondern ernährt, gesäugt worden ist von demjenigen, wovon wir gesehen haben, dass es aus dem alten griechischen Zeitgeist heraus gebildet worden ist und dann einen anderen Rang nach außen angenommen hat. So verteilen sich die Missionen zwischen West-, Mittel- und Nord- Europa und dem Osten Europas."

Die Nachteile alter Hellseherkraft; Widar, der sich schweigend verhalten hat während der ganzen Zeit, der wird den Fenriswolf überwinden: "Mit furchtbarer Gewalt würden sich rächen solche Überbleibsel alten Hellsehens, die mit allerlei chaotischen Bildern die Anschauungen der Menschen verwirren könnten. Einem solchen Hellsehen könnte nicht mit demjenigen begegnet werden, was selber aus alter Hellseherkraft entstand, sondern nur mit dem, was während des Kali Yuga als gesunde Kraft zu einem neuen Hellsehen herangebildet worden ist. Nicht dasjenige, was an Kraft der alte Erzengel Odin gegeben hat, nicht die alten hellseherischen Kräfte können retten; da muss etwas weit anderes kommen. Dieses andere aber kennt die germanischnordische Mythologie. Von dem weiß sie, dass es vorhanden ist. Sie weiß, dass die Äthergestalt lebt, in der sich inkarnieren soll dasjenige, was wir wiedersehen sollen als ätherische Christusgestalt. Und dieser erst wird es gelingen, auszutreiben, was an ungeklärter hellseherischer Kraft die Menschheit verwirren wird, wenn Odin nicht vernichtet den Fenriswolf, der nichts anderes repräsentiert als die zurückgebliebene Hellseherkraft. Widar, der sich schweigend verhalten hat während der ganzen Zeit, der wird den Fenriswolf überwinden. Das sagt uns auch die Götterdämmerung. Wer Widar in seiner Bedeutung erkennt und ihn in seiner Seele fühlt, der wird finden, dass im zwanzigsten Jahrhundert den Menschen wieder die Fähigkeit gegeben werden kann, den Christus zu schauen. Der Widar wird wieder vor ihm stehen, der uns allen gemeinschaftlich ist in Nord- und Mittel-Europa. Er wurde geheim gehalten in den Mysterien und Geheimschulen als ein Gott, der erst in Zukunft seine Mission erhalten wird. Selbst von seinem Bilde wird nur unbestimmt gesprochen. Das mag hervorgehen daraus, dass ein Bild in der Nähe von Köln gefunden worden ist, von dem man nicht weiß, wen es darstellt, das aber nichts anderes bedeutet als ein Bildnis von Widar. Durch das Kali Yuga hindurch wurden die Kräfte erworben, die die neuen Menschen befähigen sollen, die neue Christus-Offenbarung zu schauen. Diejenigen, welche berufen sind, aus den Zeichen der Zeit heraus zu deuten das, was da kommen muss, wissen, dass die neue Geistesforschung wieder aufrichten wird die Kraft Widars, der alles dasjenige aus den Gemütern der Menschen vertreiben wird, was als Überbleibsel chaotischer alter Hellseherkräfte verwirrend wirken könnte, und der das neu sich heranentwickelnde Hellsehen in der menschlichen Brust, in der menschlichen Seele wachrufen wird. So sehen wir, indem uns aus der Götterdämmerung herausglänzt die wundersame Gestalt des Widar, dass uns sozusagen eine Hoffnung für die Zukunft aus der germanisch-nordischen Mythologie entgegenleuchtet. Indem wir uns verwandt fühlen gerade mit der Gestalt des Widar, den wir nun in seiner tieferen Wesenheit erfassen wollen, hoffen wir, dass dasjenige, was der Grundnerv und die lebendige Essenz alles geisteswissenschaftlichen Wesens sein muss, sich aus jenen Kräften, welche der Erzengel der germanisch-nordischen Welt zu der modernen Zeitentwickelung hinzubringen kann, wird ergeben können. Ein Teil erst von einem größeren Ganzen ist für den fünften nachatlantischen Kulturzeitraum an Menschheits- und Geistesentwickelung geleistet worden, ein anderer Teil muss noch geleistet werden. Am meisten werden zu dieser Leistung beizutragen haben diejenigen aus der Summe der nordisch-germanischen Völker heraus, die in sich fühlen, dass sie elementare, frische Völkerkraft in sich haben. Aber es wird das gewissermaßen in die Seelen der Menschen gelegt werden. Sie werden sich selbst entschließen müssen, zu arbeiten. Im zwanzigsten Jahrhundert kann man irren, weil es in gewisser Weise in die Freiheit der Menschen gestellt sein muss, was erreicht werden soll, weil es nicht unter Zwang gesetzt sein darf. Daher handelt es sich darum, ein richtiges Verständnis dessen zu haben, was kommen soll. So sehen Sie, dass, wenn aus unserer heutigen Geisteswissenschaft herausspricht die Erkenntnis des Christus-Wesens, und wenn wir anknüpfen an die wahre Erkenntnis dieses Christus-Wesens, das wir aus europäischen Volkssubstanzen selber heraussuchen, wenn wir daran knüpfen unsere Zukunftshoffnungen, so beruht das wirklich nicht auf irgendeiner Vorliebe oder irgendeiner Temperamentsanlage."

Christus war in allen Zeiten wirksam; Zukunfts-Christus; die Christus-Wesenheit darf nicht gedrückt und beengt werden aus den konfessionellen oder orientalischen Traditionen heraus, ebensowenig eine Färbung erhalten durch die Dogmen des orientalischen Dogmatismus: "Nachdem das Christentum die Kinderkrankheiten durchgemacht hat, wird es sich weiter entwickeln. Es ist auch in fremde Länder gegangen und wollte die Menschen zu dem bekehren, was man in den einzelnen christlichen Dogmen eines Zeitalters gehabt hat. Vor unserer Seele steht aber ein Christentum, von dem wir wissen, dass Christus in allen Zeiten wirksam war, und dass wir Christus finden werden an allen Orten, wohin wir kommen, dass das Christus-Prinzip das allergeisteswissenschaftlichste Prinzip ist. Und wenn der Buddhismus nur als Buddhisten gelten lässt diejenigen, welche auf Buddha schwören, dann wird das Christentum dasjenige sein, das auf keinen Propheten schwört, weil es nicht unter dem Eindruck eines völkischen Religionsstifters steht, sondern den Menschheitsgott anerkennt. Derjenige, der das Christentum kennt, weiß, dass es sich dabei um ein Mysterium handelt, das auf Golgatha auf dem physischen Plane zur Anschauung gekommen ist. Die Anschauung dieses Mysteriums ist es, die uns in der Richtung führt, die ich geschildert habe. Man kann auch wissen, dass das geistige Leben zur Zeit des Mysteriums von Golgatha ein solches war, dass dieses Mysterium gerade so in jener Zeit erlebt werden musste, wie es erlebt worden ist von der Menschheit. Wir lassen uns keine Dogmen aufdrängen, auch nicht die Dogmen der christlichen Vergangenheit, und wenn uns aufgedrängt werden sollte ein Dogma von der einen oder anderen Seite, dann würden wir es im Sinne des wahrhaft verstandenen Christus- Prinzipes zurückweisen. Mögen noch so viele Menschen kommen und den geschichtlichen Christus in ein konfessionelles Bekenntnis zwängen, oder mögen sie falsch nennen das, was wir als Zukunfts-Christus schauen, wir lassen uns nicht beirren dadurch, wenn uns von ihnen gesagt wird: So oder so muss der Christus sein, - auch wenn es von denen gesagt wird, die verstehen sollten, wer der Christus ist. Ebensowenig darf die Christus-Wesenheit gedrückt und beengt werden aus den orientalischen Traditionen heraus, ebensowenig eine Färbung erhalten durch die Dogmen des orientalischen Dogmatismus." [10]
 

8 Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge I; Mohammed begründete eine Lehre, die sich dem Christentum entgegenstellte; die Trinität macht es möglich, dass in der Entwickelung des Christentums der Impuls der Freiheit liegt; gegen diesen Impuls hat sich der Mohammedanismus aufgelehnt; Eine Wiedererneuerung uralter Kulturen mit Ausschluss des Christentums in verschiedenen Zivilisationszentren des Orientes, es breitete sich zugleich mit den kriegerischen Strömungen des Arabismus aus von Osten nach Westen

Mohammeds antichristliche Lehre gegen die Freiheit; Gegen diesen Impuls hat sich der Mohammedanismus aufgelehnt, es sollte kein Freiheitgott, ein die Menschen zur Freiheit führender Gott sein sondern wie in vorchristlichen Zeiten: "Sehen Sie, in unserer modernen Zivilisation ist sehr viel von dem drin, was eigentlich heute nicht ganz zum Christentum, zur christlichen Entwickelung stimmt: die neuere Naturwissenschaft mit alldem, was von ihr aus schon bis in die Volksschule hineingetragen wird, so dass die Menschen, die auch nichts von Naturwissenschaft wissen, ein im Sinne der Naturwissenschaft gehaltenes Denken haben. Diese Impulse sind eigentlich nicht christlich. Woher stammen sie? Nun, Sie alle wissen, dass sich etwa ein halbes Jahrtausend nach der Begründung des Christentums der Arabismus, inspiriert durch Mohammed, ausgebreitet hat. Zunächst verfolgt man diesen Arabismus so, dass Mohammed eine Lehre begründete, die sich in einem gewissen Sinne dem Christentum entgegenstellte. Inwiefern dem Christentum entgegenstellte? Sehen Sie, es gehört schon einmal zum Christentum, dass in dem Kern des Christentums leben die drei Formen des Göttlichen: der Vater, der Sohn und der Geist. Das führt zurück auf die alten Mysterien, die den Menschen hinaufgeführt haben durch vier Vorstufen, dann durch die drei oberen Stufen. Wenn der Mensch die fünfte Stufe erreicht hat, erscheint er als der Repräsentant des Geistes, in der sechsten als der Repräsentant des Christus, in der siebenten, der höchsten, als der Repräsentant des Vaters. Das will ich nur erwähnen. Diese Trinität macht es möglich, dass in der Entwickelung des Christentums der Impuls der Freiheit liegt. Da schaut man hinauf zum Vatergott. Was hat man da? Wenn man hinaufschaut zum Vatergott, so ist der Vatergott jene Geistigkeit, die in all den Kräften des Weltenalls lebt, die für das Erdensein vom Monde ausgehen. Nun gehen innerhalb des Erdenseins vom Monde alle diejenigen Kräfte aus, die es mit den Impulsen der physischen Keimung, also beim Menschen der physischen Menschwerdung zu tun haben. Natürlich muss man sich immer klar sein darüber, dass diese physische Menschwerdung ihre geistige Seite hat. Wir steigen herunter vom vorirdischen Dasein, das ein  Geistigseelisches ist, in das irdische Dasein, wir vereinigen uns mit dem physischen Leib. Aber alles, was da geschieht, was den Menschen von der Geburt aus ins Erdenleben hineinstellt, ist Vatergott-Schöpfung, ist für die Erde Schöpfung durch Mondenkräfte. Dadurch ist der Mensch, indem er durch ein Erdenleben hindurch den Mondenkräften unterworfen ist, schon vorher bestimmt, wenn er in die Erdentwickelung hereintritt, ganz bestimmten Impulsen unterworfen zu sein. Daher ist auch zum Beispiel eine Mondreligion, eine ausgesprochene Vaterreligion - wie es die hebräisch-jüdische des Altertums war - , durchaus darauf aus, nur dasjenige im Menschen gelten zu lassen, was in ihm veranlagt ist durch die Vatergott-Kräfte, durch die Mondkräfte. Als nun aber das Christentum begründet wurde, waren in der Umgebung des Christus durchaus noch alte Mysterienwahrheiten vorhanden, die zum Beispiel zurückgewiesen haben auf ganz bestimmte Einrichtungen, die in der ältesten Zeit der nachatlantischen Kulturentwickelung bestanden haben, Einrichtungen, die heute dem Menschen ganz grotesk erscheinen, die aber in der Menschennatur begründet waren. Sehen Sie, wenn der Mensch in der ersten nachatlantischen Kulturperiode, die wir die urindische genannt haben, so dreißig Jahre alt geworden war, trat mit ihm eine ganz radikale Umwandlung, eine Metamorphose im Erdenleben ein. Eine so radikale Umwandlung, dass, in heutiger, moderner Form ausgesprochen, folgendes passieren konnte: Der Mensch, der das dreißigste Lebensjahr überschritten hatte, begegnete einem anderen, den er sehr gut kannte, mit dem er vielleicht befreundet war, und der noch nicht das dreißigste Lebensjahr überschritten hatte. Der redet ihn an, will ihn begrüßen. Der das dreißigste Jahr überschritten hat, versteht gar nicht, was er will: Er hat alles auf der Erde Erfahrene mit dem dreißigsten Lebensjahr vergessen! Und dasjenige, was in ihm weiter im Leben als Impuls wirkt, das wurde ihm durch die Mysterien verliehen. So war es in den ältesten Zeiten der Entwickelung nach der atlantischen Katastrophe. Um das, was er vorher erlebt hatte, zu erfahren, musste er sich erst erkundigen: das musste er erst aus der kleinen Gemeinde, die da war, erfahren. Mit dreißig Jahren wurde die Seele so umgewandelt, dass der Mensch ein ganz neuer Mensch war. Er fing ein neues Dasein an, so wie er als Kind mit der Geburt angefangen hatte. Damals war ihm ganz klar: Bis zum dreißigsten Lebensjahr wirken die Jugendkräfte; dann mussten die Mysterien, die reale Impulse in sich schlössen, dafür sorgen, dass der Mensch weiter in seiner Seele Menschendasein hatte. Das taten die Mysterien, weil sie Besitzer des Sohnesgeheimnisses waren. Der Christus lebte nun schon in einer Zeit, in der die Sohnesgeheimnisse, wie ich sie hier nur andeuten kann, vollständig zerstoben waren, nur in kleinen Kreisen noch gewußt wurden. Der Christus konnte sich aber offenbaren durch sein Erlebnis im dreißigsten Lebensjahr dahin, dass er nun als der letzte den Sohnesimpuls, und zwar vom Weltenall unmittelbar empfangen hatte, wie man ihn empfangen muss, um nach dem dreißigsten Jahr ebenso von den Sonnenkräften abhängig zu sein wie vorher von den Mondenkräften. Christus hat begreiflich gemacht den Menschen: die Sohneswesenheit in ihm ist jene Sonnenwesenheit, die einstmals in den Mysterien erwartet worden war, aber als etwas, was nicht auf der Erde war. Damit ist die Menschheit hingewiesen worden, so wie man in den alten Mysterien in die Geheimnisse der Sonnenkraft hineingeschaut hat, so jetzt auf den Christus, um zu sagen, dass nun das Sonnengeheimnis in den Menschen eingetreten ist. Das ist ja dann in den ersten christlichen Jahrhunderten vollständig ausgerottet worden. Sternenweisheit, kosmische Weisheit ist ausgerottet worden, jjnd eine materialistische Auffassung des Mysteriums von Golgatha hat sich allmählich gebildet, die den Christus nur kennt als etwas, was allerdings in Jesus gelebt hat, im übrigen aber von dem ganzen Zusammenhang nichts wissen will. Nun konnten diejenigen, die das wußten, in den ersten christlichen Jahrhunderten sagen: Neben dem Vatergott besteht der Sohnes-oder der Christus-Gott. Der Vatergott ist der Regierer dessen, was in den Menschen fatalistisch veranlagt ist, weil es mit ihm geboren ist und in ihm wirkt wie Naturkräfte. So ist auch die hebräische Religion konstituiert. Das Christentum setzt die Sohneskraft daneben, die während des menschlichen Lebenslaufes einzieht als ein Schöpfer in seine Seele, die ihn frei macht und ihn vor sich selbst wiedergeboren werden lässt, dass er etwas im Erdenleben werden könne, was noch nicht vorherbestimmt ist mit der Geburt durch die Mondenkräfte. Das war der Hauptimpuls des Christentums in den ersten Jahrhunderten. Gegen diesen Impuls hat sich der Mohammedanismus aufgelehnt mit seinem Satze, der weithin wirkt: Da ist kein Gott außer Gott, den da Mohammed zu verkünden hat. - Es ist ein Zurückgehen auf Vorchristliches, nur in der Erneuerung, wie es eintreten musste, weil es eintrat ein halbes Jahrtausend nach der Begründung des Christentums. Damit war der Naturgott, der Vatergott zu dem alleinigen gemacht, nicht ein Freiheitgott, ein die Menschen zur Freiheit führender Gott. Das begünstigt innerhalb des Arabismus, wo sich der Mohammedanismus ausbreitet, eine Wiedererneuerung alter Kulturen. Eine Wiedererneuerung uralter Kulturen mit Ausschluss des Christentums findet in der Tat in grandioser Weise statt in verschiedenen Zivilisationszentren des Orientes. Es breitete sich zugleich mit den kriegerischen Strömungen des Arabismus aus von Osten nach Westen, in Afrika, ich möchte sagen, das Christentum umfangend, ein Zug von Wiedererneuerung alter Kultur im Arabismus. Eine glänzende Stätte für diesen Arabismus war in Asien drüben am Hofe des Harun al Raschid, so in dem Zeitalter, in dem in Europa Karl der Große herrschte. Aber während Karl der Große kaum darüber hinauskam, schreiben und lesen zu können, die primitivsten Anfänge der Kultur zu entfalten, lebte eine höchst großartige Kultur am Hofe Harun al Raschids. Harun war vielleicht kein ganz guter, aber ein umfassender Geist, ein eindringlicher, genialer Geist, im besten Sinne des Wortes ein universeller Geist. Er versammelte am Hofe alle diejenigen Weisen, welche Träger waren desjenigen, was dazumal gewußt werden konnte: Dichter, Philosophen, Mediziner, Theologen, Architekten, alles das lebte, hergeführt von seinem großen Geiste, am Hofe Harun al Raschids. ... Nun breitete sich der Arabismus durch Jahrhunderte aus. Wir wissen ja von den Kriegen, die Europa geführt hat, um den Arabismus in seine Schranken zurückzuweisen. Damit war es nicht abgetan: Die Seelen, die gewirkt haben im Arabismus, gehen durch die Pforte des Todes, entwickeln sich durch die geistige Welt weiter und bleiben in einer gewissen Art bei ihrem Wirken. So ist es bei den zwei Individualitäten des Harun al Raschid und seines weisen Ratgebers, der an seinem Hofe gelebt hat. Folgen wir zunächst Harun al Raschid. Er geht durch die Pforte des Todes, entwickelt sich durch die geistige Welt weiter. Die äußere Form des Arabismus wird zurückgedrängt; das Christentum pflanzt seinen exoterischen Charakter, den es allmählich angenommen hat, Mittelund Westeuropa ein. Aber so wenig es möglich ist, in der alten Form des Mohammedanismus, des Arabismus in Europa weiterzuwirken, so sehr wird es möglich, dass die Seelen derjenigen, die am Hofe des Harun al Raschid in dieser glänzenden Zivilisation einmal gelebt und den Impuls empfangen haben, darin weiterzuwirken, eben weiterwirken. So sehen wir, dass Harun al Raschid selber wiederverkörpert wird in der vielgenannten Persönlichkeit des Baco von Verulam, jenes englischen führenden Geistes, von dem die ganze moderne wissenschaftliche Denkweise und damit vieles von dem, was jetzt in den Menschen lebt, beeinflußt ist. Harun al Raschid konnte nicht von London, von England aus eine im strengen Sinne des Arabismus geformte Kultur und Zivilisation verbreiten, diese Seele musste sich der Form bedienen, die im westlichen Abendlande möglich war. Aber der ganze Grundzug, der Grundduktus desjenigen, was Baco von Verulam über die europäische Denkweise ergossen hat, das ist der alte Arabismus in der neuen Form. Und so lebt gerade in dem, was naturwissenschaftliche Denkweise heute ist, der Arabismus, weil Baco von Verulam der wiederverkörperte Harun al Raschid war." [11]

9. Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge II; Michael-Herrschaft und Gabriel-Herrschaft; Religiosität im Orient unter mohammedanischer Färbung, von Mohammed, von dem Zeitalter der ersten Kalifen an war von Asien über Nordafrika bis nach Europa hineingetragen der Arabismus, dort breitete er sich aus durch Kriege, Kriegszüge der Frankenkönige gegen die Mauren, gegen den Arabismus; im Westen Europas verschwindet der Mohammedanismus; echtes Christentum in der Schule von Chartres, Bernardus Sylvestris, Bernardus von Chartres, Johannes Salisbury, Alanus ab Insulis im Gegensatz zu den Nominalisten, die wollten eigentlich alle Michael-Herrschaft von der Erde wegverbannen; christlicher Aristotelismus und der Weg Europas, der modernen Zivilisation heraus aus dem Niedergang 

DieGabriel-Herrschaft bringt ein starkes nationalistisches Element auf der Erde, die Michael- Herrschaft bezeichnet immer das Überhandnehmen eines kosmopolitischen Prinzips, die Ausbreitung eines höchsten Geistesstandes
auf der Erde. Die letzte Michael-Herrschaft hat griechisches Geistesleben durch die Alexanderzüge nach Asien gebracht; die Stadt Alexandria im Norden von Afrika blüht auf, dieses Aufblühen in einem gewissen Sinne ist die Krönung jenes damaligen Michael-Zeitalters. Religiosität im Orient unter mohammedanischer Färbung, von Mohammed, von dem Zeitalter der ersten Kalifen an war von Asien über Nordafrika bis nach Europa hineingetragen der Arabismus, dort breitete er sich aus durch Kriege, Kriegszüge der Frankenkönige gegen die Mauren, gegen den Arabismus. Im Westen Europas verschwindet der Mohammedanismus; durch die großen Taten Alexanders wurde der Aristotelismus hinübergetragen nach Asien als Naturwissenschaft durch alles das, was in gewaltiger Weise aus dem Griechentum sich herausentwickelt hatte, dann vom Arabismus okkupiert worden war, breitete sich «in dünnem Aufguss», der Aristotelismus innerhalb der heraufstrebenden christlichen Kultur Europas aus. echtes Christentum in der Schule von Chartres, Bernardus Sylvestris, Bernardus von Chartres, Johannes Salisbury, Alanus ab Insulis im Gegensatz zu den Nominalisten, die wollten eigentlich alle Michael-Herrschaft von der Erde wegverbannen; christlicher Aristotelismus und der Weg Europas und der modernen Zivilisation heraus aus dem Niedergang. [11]

"Dann beginnt von dem Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts an die Herrschaft des Michael. Sie ist eine ganz andere als die Herrschaft des Gabriel. Während man die Erzengelherrschaft in den vorangehenden drei Jahrhunderten in den geistigen Impulsen des Physischen hat suchen müssen, hat man in alledem, was seither als Michael- Herrschaft sich ausbreitet, gerade denjenigen Erzengel zu sehen, der vorzugsweise mit den geistigen, mit den Vernunfteigenschaften der Menschheit zu tun hat, mit allem also, was die vernünftige, die geistige Entwickelung der Menschheit, was die geistige Kultur betrifft. Und es ist für die Betrachtung des irdischen Menschheitszusammenhanges von außerordentlich großer Bedeutung, dass die Herrschaft des Gabriel, die, ich möchte sagen, im Geistigen das am meisten Physische ergreift, immer abgelöst wird von der Herrschaft des Michael, der es eigentlich zu tun hat mit alle dem, was in der Kultur das sogenannte Geistige ist. Wenn wir also nach der Erzengel-Schutzgottheit für die physische Fortpflanzung ausschauen wollen, dann schauen wir hinauf zum Erzengel Gabriel; wenn wir zu demjenigen Geiste emporschauen wollen, der es in dem Zeitalter der Zivilisation mit der Entwickelung der Wissenschaften, mit der Entfaltung der Künste und so weiter zu tun hat, dann schauen wir hinauf zu dem Erzengelwesen, das nach christlichem Gebrauch mit dem Namen Michael bezeichnet wird. - Es folgen für diejenigen Kulturen, die in den Zeitaltern immer die maßgebenden sind, immer aufeinander sieben Erzengelherrschaften; so dass der Michael- Herrschaft also sechs andere Erzengelherrschaften vorangegangen sind. Und wenn wir von Gabriel in den Erzengelherrschaften weiter zurückgehen, so kommen wir dann zu einem Zeitalter zurück, in welchem wieder Michael auf der Erde seinen Einfluss verwirklicht hat. So dass immer eine jede solche Erzengelherrschaft die Wiederholung von früheren, gleichartigen Erzengelherrschaften ist, und die Entwickelung der Erzengel selbst geschieht zugleich durch diesen Fortschritt. Immer kommt nach einer gewissen Zeit, nach etwa zwei Jahrtausenden, derselbe Erzengel innerhalb der maßgebenden Zivilisation zur Herrschaft. Aber diese Herrschaften, die jeweils so etwa dreihundert Jahre und etwas darüber dauern, unterscheiden sich wesentlich voneinander; nicht immer so stark wie die Michael-Herrschaft von der Gabriel-Herrschaft, aber sie unterscheiden sich doch wesentlich voneinander. Und da können wir sagen: Immer dann, wenn Gabriel herrscht, bereitet sich für die Folgezeit dasjenige Zeitalter vor, das die Völker voneinander trennt, sie differenziert, das Zeitalter, in welchem die Völker mehr nationalistisch werden. Sie können fragen: Wie kommt es, dass in der gegenwärtigen Zeit, wo doch das Zeitalter des Michael eingetreten ist, ein so starkes nationalistisches Element auf der Erde auftritt? Ja, geistig hat sich das lange vorher vorbereitet; dann wirkt es fort, schwingt ab, und es sind noch lange die Nachwehen vorhanden, die oftmals schlimmer sind als das unmittelbare Zeitalter. Denn nur nach und nach schiebt sich die Michael-Impulsivität in das hinein, was zum großen Teil jetzt von der Gabriel-Herrschaft zurückgelassen ist. Immer aber dann, wenn das Michael-Zeitalter anfängt, beginnt für die Menschheit auf der Erde eine Sehnsucht, alle völkischen Unterschiede zu überwinden und über die verschiedenen Völker, die zu dieser Zeit die Erde bevölkern, dasjenige auszubreiten, was als die höchste Kultur, als der höchste Geistesinhalt in einem bestimmten Zeitalter entstanden ist. Die Michael- Herrschaft bezeichnet immer das Überhandnehmen eines kosmopolitischen Prinzips, bezeichnet immer die Ausbreitung eines höchsten Geistesstandes
auf der Erde unter denjenigen Völkern - gleichgültig, welche Sprache sie haben -, die für diesen Geistesstand zugänglich sind. Daher ist von den sieben Erzengeln, die ihre Impulse in die Menschheitsentwickelung hineinsenden, Michael immer derjenige, der der Menschheit den Impuls des Kosmopolitismus gibt - und zu gleicher Zeit den Impuls, das Wertvollste, das in einem Zeitalter da ist, unter den Menschen zur Ausbreitung zu bringen. Wenn wir nun in der Entwickelung der Menschheit zurückgehen und uns fragen: Welches ist das nächste, hinter dem unsrigen zurückliegende Michael-Zeitalter? - so kommen wir in jenes Zeitalter, das seinen Abschluss mit denjenigen kosmopolitischen Taten gefunden hat, die
auf Grundlage des damals wertvollsten, griechischen Geisteslebens durch die Alexanderzüge nach Asien geschehen sind. Wir sehen da, wie aus der Grundlage der alten Zivilisationsentwickelung sich der Drang herausbildet, dasjenige, was in Griechenland - in dem kleinen Griechenland - an Geisteskultur erreicht worden ist, hinüberzutragen zu den orientalischen Völkern, hinüberzutragen nach Ägypten, es auszubreiten in kosmopolitischer Weise unter all den Völkern, welche dafür zugänglich gewesen sind. Das ungeheuer Bedeutungsvolle geschieht, dass aus diesem Michael-Zeitalter heraus die kosmopolitische Ausbreitung desjenigen sich entfaltet, was durch das Griechentum der Menschheit errungen worden ist. Und als die Stadt Alexandria im Norden von Afrika aufblüht, da ist dieses Aufblühen in einem gewissen Sinne die Krönung jenes damaligen Michael-Zeitalters. Das war das vorangehende Michael-Zeitalter. Dann kommen die
anderen sechs Erzengel zur Herrschaft. Und im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, am Ende der siebziger Jahre, beginnt wiederum ein neues Michael-Zeitalter. Aber noch niemals in der ganzen Erdenentwickelung war ein so großer Unterschied zwischen zwei aufeinanderfolgenden Michael-Zeitaltern wie zwischen dem der Alexanderzeit und demjenigen, in dem wir jetzt seit dem Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts drinnen leben. Es fällt ja zwischen diese beiden Michael-Zeitalter dasjenige Ereignis, das der Erdenentwickelung den eigentlichen Sinn gibt: das Mysterium von Golgatha! Nun müssen wir bedenken, was Michael eigentlich im Ganzen des geistigen Kosmos zu verwalten hat: Er hat dasjenige zu verwalten, was zwar spirituell ist, was aber dann gipfelt in dem intellektuellen Begreifen des Menschen. Michael ist nicht etwa derjenige Geist, welcher die Intellektualität pflegt; aber alles, was er gibt als Spiritualität, das will
in Form von Ideen, in Form von Gedanken - aber in Form von Ideen und Gedanken, die das Geistige ergreifen - der Menschheit einleuchten. Michael will, dass der Mensch ein freies Wesen ist, das in seinen Begriffen und Ideen auch einsieht, was ihm als Offenbarung von den geistigen Welten aus wird. Schauen wir uns einmal dieses Michael-Zeitalter an, wie es in der Alexanderzeit war. Ich habe ja oftmals gesagt: in unserem Zeitalter sind die Menschen sehr, sehr gescheit, das heißt, sie haben Begriffe, Ideen, Vorstellungen, sie sind intellektualistisch, sie haben eine selbsterworbene Intellektualität. Aber gescheit waren die Leute in der Alexanderzeit auch. Nur, wenn man sie damals gefragt hätte: Woher habt ihr eure Begriffe, eure Ideen? - so hätten sie nicht gesagt: Die haben wir aus uns heraus errungen. - Sondern sie empfingen die geistigen Offenbarungen - und mit diesen zusammen die Ideen. So dass man nicht die Ideen als etwas ansah, was man selbst ausgestaltet, sondern als etwas, was mit der Spiritualität den Menschen geoffenbart wird. Und diese - im Gegensatz zur heutigen irdischen - himmlische Intellektualität hatte damals Michael in der Alexanderzeit zu verwalten. Er war unter
den Erzengeln, insofern diese die Sonne bevölkern, der hervorragendste. Er war derjenige Geist, welcher von der Sonne aus nicht nur die physisch-ätherischen Sonnenstrahlen sandte, sondern welcher in den physisch-ätherischen Sonnenstrahlen die inspirierende Intellektualität auf die Erde sandte. Denn damals wussten die Menschen: Was sie an Intelligenzkraft auf der Erde entfalten, das ist Himmelsgabe, das ist Sonnengabe, das wird heruntergeschickt von der Sonne. Und der unmittelbar ausführende Geist, der die Intellektualität auf spirituelle Art auf die Erde heruntersendet, das ist Michael! - Das war auch vorhanden in den alten Sonnenmysterien als eine wunderbare Eingeweihtenlehre: dass auf der Sonne Michael wohne, dass er dort die kosmische Intelligenz verwalte und dass diese kosmische Intelligenz, indem sie die Menschen inspiriert, eine Gabe des Michael ist. Nun aber kam dasjenige Zeitalter, in welchem immer mehr und mehr die Gabe des Menschen vorbereitet werden sollte, den Intellekt aus der eigenen Kraft der Seele heraus zu entwickeln; nicht nur die Intelligenz des Kosmos geoffenbart zu bekommen, sondern selber aus eigener Kraft intelligent zu werden. Das wurde dann vorbereitet durch den Aristotelismus, durch jene eigentümliche, in der Dämmerung des Griechentums auftretende philosophische Weltanschauung, die dann den Impuls gegeben hat zu den Alexanderzügen nach Asien und Afrika. In dem Aristotelismus lag, ich mochte sagen, die Loslösung, die Herausschälung der irdischen Intelligenz von der kosmischen Intelligenz. In dem, was man dann später die Logik des Aristoteles nannte, liegt die  Herausschälung jenes Gedankengerippes, das dann menschliche Intelligenz in a|len folgenden Jahrhunderten wurde. Und nun müssen Sie bedenken, dass sozusagen als eine letzte Tat, die von den Michael-Impulsen herrührte, dasteht diese Begründung irdisch-menschlicher Intelligenz und die Beeindruckung der damals für das Kosmopolitische veranlagten Völker mit griechischer Kultur durch die Alexanderzüge. Das ist eine einheitliche Tat. Dann trat an die Stelle des Zeitalters des Michael dasjenige des Oriphiel. Herrschend wurde der Erzengel Oriphiel. Das Mysterium von Golgatha trat ein. Diejenigen Menschenseelen, welche bewußt unter der Herrschaft des Michael in der Alexanderzeit mitgewirkt haben an den Taten, von denen ich eben gesprochen habe, sie waren im Beginne des christlichen Zeitalters innerhalb der Sonne geschart um das Erzengelwesen des Michael, der jetzt für die Erde zunächst seine Herrschaft an Oriphiel abgegeben hatte, der aber im Bereiche der Sonne mit denjenigen, die ihm als Menschenseelen dienen sollten, mitmachte den Weggang des Christus von der Sonne. Und das ist auch eines der Ereignisse, die wir ins Auge fassen müssen: dass ja in denjenigen Menschenseelen, die mitverbunden sind mit der anthroposophischen Bewegung, jener Anblick vorhanden ist: Wir sind mit Michael auf der Sonne vereinigt, der Christus, der bis dahin von der Sonne aus seine Impulse nach der Erde geschickt hat, er geht fort von der Sonne, um sich mit der Erdenentwickelung zu verbinden! - Ja, denken Sie nur an dieses bedeutungsvolle, überirdisch-kosmische Ereignis, an diesen besonderen Anblick, den jene Menschenseelen hatten, die damals als Angeloi-Diener um Michael geschart waren, nachdem er seine Herrschaft auf der Erde beendet hatte, und die gewissermaßen innerhalb der Sonnenregion mitmachten, wie der Christus die Sonne verließ, um sein Schicksal mit dem Schicksal der Erdenmenschheit zu verbinden. «Er geht fort!» das war das große Erlebnis. Die Menschenseelen bekommen ja wahrhaftig ihre Direktionen nicht bloß auf der Erde, sie bekommen sie auch im Leben zwischen Tod und neuer Geburt. So war es vor allem für die, welche das Alexanderzeitalter mitgemacht hatten. Ein großer, gewaltiger Impuls ging aus von dem kosmisch-weltgeschichtlichen Moment, wo diese Seelen sahen, wie der Christus von der Sonne fortging. Und für sie war Klarheit über die Tatsache: Jetzt geht die kosmische Intelligenz nach und nach vom Kosmos auf die Erde über. Und Michael und die, welche um ihn waren, sahen gewissermaßen, wie nach und nach alles, was an Intelligenz früher aus dem Kosmos floß, hinuntersank auf die Erde. Und Michael und die Seinen - entweder indem sie oben in der geistigen Welt waren oder für ein kurzes Erdenleben unten verkörpert waren -, sie sahen, wie im Erdenbereich selber im 8. nachchristlichen Jahrhundert die Strahlungen des intelligenten Lebens ankamen, sie wußten: da unten wird weiter die Intelligenz sich entfalten! Und auf der Erde konnte man bemerken, wie die ersten Denker auftraten. Die anderen, die vorher als große Wesenheiten auftraten, waren inspirierte Gedankenbesitzer. Eigendenker traten erst von diesem 8. nachchristlichen Jahrhundert an auf. Und innerhalb des Erzengelchores in der Sonnenregion ertönte von Michaels Wesenheit aus das gewaltige Wort: «Was die Kraft meines Reiches war, was von hier aus durch mich verwaltet worden ist, es ist nicht mehr hier; es muss dort unten auf der Erde weiterströmen und -wellen und -wogen!»
Das war, vom 8. Jahrhunderte angefangen, der Anblick der Erde von der Sonne aus. Das war auch das große Geheimnis, dass die Kräfte, die vorzugsweise die Kräfte des Michael sind, vom Himmel auf die Erde herniedergestiegen sind. Das war auch das große Geheimnis, welches in Schulen von der Art, wie ich gestern eine besprochen habe, zum Beispiel in der hohen Schule von Chartres, einigen Eingeweihten mitgeteilt worden ist. Man möchte sagen: Vorher musste man, wenn man wissen wollte, was Intelligenz ist, durch die Mysterien hinaufblicken zur Sonne. Jetzt war die Intelligenz auf der Erde noch nicht so sichtbar, aber es wurde allmählich bekannt, dass Menschen, die Eigendenken haben, Eigenintelligenz haben, sich auf der Erde entwickeln. Einer derjenigen, die innerhalb der europäischen Zivilisation, ich möchte sagen, erste Funken des Eigendenkens in ihrer Seele aufsprießen hatten, war ja der von mir öfter besprochene Scotus Erigena. Aber ihm gingen schon einige andere voran, die Eigendenken hatten, nicht mehr bloß inspiriertes, von oben geoffenbartes Denken. Und immer mehr und mehr griff dieses Eigendenken um sich. Aber es gab in der Erdenentwickelung eine Möglichkeit, dieses Eigendenken in einen besonderen Dienst zu stellen. Denn denken Sie: dieses Eigendenken war ja die Summe der von Michaels Region vom Himmel auf die Erde heruntergestiegenen Impulse. Michael war zunächst dazu berufen, auf der Erde diese Erdenintelligenz weiter sich entwickeln zu lassen. Er war noch nicht dabei; er sollte erst wieder mit dem Jahre 1879 dazukommen. Es entwickelte sich unten dieses Erdendenken zunächst so, dass Michael noch nicht die Herrschaft über dasselbe übernehmen konnte. Er konnte die Menschen, die Eigendenker waren, noch nicht imputieren, denn seine Herrschaft, seine Zeit war noch nicht gekommen. Dieses, was wie ein tiefes Geheimnis in der Menschheitsentwickelung der Erde waltete, wußte man in einzelnen wenigen orientalischen Mysterien. Und so konnten in diesen einzelnen wenigen orientalischen Mysterien von grundspirituell veranlagten und ausgebildeten Menschen einzelne Schüler eingeweiht werden in dieses große Geheimnis. Und durch eine Fügung von der Art, wie sie nur schwer verständlich sind für den gewöhnlichen Erdenverstand, kam es eben, dass von diesem
Geheimnis, das einigen orientalischen Mysterien gut bekannt war, jener Herrscherhof berührt wurde, von dem ich am Goetheanum und an anderen Orten gesprochen habe. Gerade im 8. und im Beginne des 9. Jahrhunderts waltete in Asien dieser Herrscherhof unter der Herrschaft des Harun al Raschid. Harun al Raschid war hervorgegangen aus der Kultur des Arabismus, aus der mohammedanisch angewehten Kultur. Zu seinen eingeweihten oder wenigstens bis zu einem gewissen Grade wissenden Ratgebern war dasjenige Geheimnis gedrungen, von dem ich eben gesprochen habe. Gerade weil von diesem Geheimnis berührt war der Bagdader Hof unter der Herrschaft des Harun al Raschid, deshalb war dieser Hof ein so glänzender. Alles, was an Weistümern, an Kunst, was an tiefer Religiosität im Oriente vorhanden war, konzentrierte sich - allerdings unter mohammedanischer Färbung - an dem Hofe des Harun al Raschid. Während in Europa am Hofe Karls des Großen, der ein Zeitgenosse des Harun al Raschid war, Menschen sich damit beschäftigten, die ersten Elemente einer Grammatik zusammenzustellen, und alles noch halb barbarisch war, war in Bagdad die Residenz, die glänzende Pflanzstätte des orientalischen, des vorderasiatischen Geisteslebens. Harun al Raschid vereinigte um sich diejenigen, die da wußten um die großen Traditionen der Mysterien im Oriente. Und namentlich einen Ratgeber hatte er um sich, der in früheren Zeiten Eingeweihter war, auf dessen geistige Impulsivität aber die früheren Inkarnationen noch wirkten und der der Organisator alles dessen wurde, was an Geometrie, an Chemie und Physik, an Musik, an Architektur und an anderen Künsten, namentlich aber an glänzender Dichtkunst, am Hofe des Harun al Raschid gepflegt worden ist. In der weithin glänzenden Versammlung von Weisen an diesem Hofe war eine mehr oder weniger bewußte Empfindung davon vorhanden: die Intelligenz der Erde, die vom Himmel auf die Erde heruntergestiegen war, muss gestellt werden in den Dienst mohammedanischer Geistesart! Nun bedenken Sie, von dem Zeitalter des Mohammed, von dem Zeitalter der ersten Kalifen an war ja von Asien über Nordafrika bis nach Europa hineingetragen der Arabismus. Dort breitete er sich aus durch Kriege. Da kamen aber auch mit denjenigen, die auf kriegerische Art
Arabismus bis nach Spanien herein ausbreiteten - Frankreich wurde davon berührt, geistig der ganze Westen von Europa -, mit denen kamen auch bedeutende Persönlichkeiten. Und Ihnen allen sind ja bekannt jene Kriegszüge der Frankenkönige gegen die Mauren, gegen den Arabismus. Aber das ist das Äußere, was in der Geschichte verläuft, viel bedeutungsvoller ist das, wie im Inneren der Menschheitsentwickelung immer die spirituellen Strömungen verlaufen.
Dann ging sowohl Harun al Raschid wie auch sein bedeutender Ratgeber durch die Pforte des Todes. Aber nachdem sie durch den Tod gegangen und im Dasein zwischen Tod und neuer Geburt waren, verfolgten sie auf eigentümliche Art ihr Ziel, arabische Denkweise mit Hilfe des sich in Europa ausbreitenden intelligenten Prinzips in die europäische Welt hineinzutragen. Daher sehen wir, nachdem Harun al Raschid durch die Pforte des Todes gegangen war, wie von Asien herüber, von Bagdad über Afrika, durch Spanien, über den Westen Europas bis nach England hinüber Harun al Raschids Seele, während sie durch geistige Welten, durch Sternenwelten ging, unverwandt den Blick richtete von Bagdad herüber durch Vorderasien, durch Griechenland über Rom nach Spanien, Frankreich, ja bis hinauf nach England. Das war ein Leben zwischen Tod und neuer Geburt, das fortdauernd auf den Süden und Westen Europas die Aufmerksamkeit richtete. Und dann erschien Harun al Raschid in einer nächsten Inkarnation wieder - und er wurde der Lord Bacon, Baco von Verulam. Bacon selber ist Harun al Raschid, der in der Zwischenzeit in der Weise zwischen Tod und neuer Geburt
gewirkt hat, wie ich es soeben auseinandergesetzt habe. Aber der andere, der sein weiser Ratgeber war, wählte den anderen Weg von Bagdad über das Schwarze Meer durch Russland nach Mitteleuropa herein. Nach zwei verschiedenen Richtungen gingen die beiden Individualitäten: Harun al Raschid bis zu seinem nächsten Erdenziel als Lord Bacon, als Baco von Verulam; der weise Ratgeber wendete während seines Durchganges im Leben zwischen Tod und neuer Geburt den Blick nicht ab von dem, was immer mehr und mehr vom Osten beeinflusst und beeindruckt werden kann, und er erschien wieder als der große Pädagoge und der Verfasser der «Pansophia», als Arnos Comenius. Und aus dem Zusammenwirken dieser einstmals am Hofe von Bagdad wirkenden Individualitäten ist dann in Europa das entstanden, was sich - mehr oder weniger abseits vom Christentum - entwickelt hat als veralteter Arabismus, aber unter dem Einflüsse der, ich möchte sagen, dem Michael von der Sonne entfallenen Intelligenz. Was äußerlich-physisch in Kriegen geschah, das wurde ja durch die Frankenkönige und durch die anderen Europäer zurückgewiesen. Wir sehen, wie die zuerst mit einer so großen Stoßkraft auftretenden Araberzüge und ihre Ausbreitung der mohammedanischen Kultur sich im Westen brechen, wie sie nicht weiterdringen können; wir sehen für den Westen Europas den Mohammedanismus verschwinden. Aber indem er das, was er an äußeren Formen hatte und an äußerer Kultur begründete, abstreifte, wurde er, der neuere Arabismus, gerade die moderne Naturwissenschaft, wurde das, was in einem pädagogischen Sinne Arnos Comenius für die Welt begründete. Und so war es, dass sich in das 17. Jahrhundert herein die Erdenintelligenz, gewissermaßen okkupiert vom Arabismus, ausbreitete. Damit haben wir auf etwas hingewiesen, was demjenigen zugrunde liegt, in das wir heute die anthroposophische Saat hineinzusäen haben. Man muss das wirklich recht in seiner spirituellen Innerlichkeit betrachten. Während aber dieses von Asien herüber als die spirituelle Fortsetzung des glänzenden Hofes von Bagdad sich ergab, entwickelte sich, breitete sich aus in Europa das Christentum. Aber es kam so, dass in Europa, ich möchte sagen, unter den größten Schwierigkeiten der Aristotelismus sich ausbreitete. Während durch die großen Taten Alexanders der Aristotelismus hinübergetragen wurde nach Asien als Naturwissenschaft durch alles das, was in gewaltiger Weise aus dem Griechentum sich herausentwickelt hatte, dann vom Arabismus okkupiert worden war, breitete sich, ich möchte sagen, zunächst «in dünnem Aufguss», der Aristotelismus innerhalb der heraufstrebenden christlichen Kultur Europas aus. Und da verband er sich mit dem Piatonismus, der durchaus
auf alten griechischen Mysterien fußte; verband sich so, wie ich das im ersten Vortrage angedeutet habe. Aber wir sehen zunächst, wie der Aristotelismus ganz sachte sich in Europa ausbreitete, während der Piatonismus überall zu Schulen kommt. Und eine der bedeutendsten war eben jene Schule von Chartres im 12. Jahrhundert, in der jene großen Geister wirkten, die ich gestern aufgezeigt habe: Bernardus Sylvestris, Bernardus von Chartres, Johannes Salisbury, aber namentlich Alanus ab Insulis. In dieser Schule von Chartres wurde noch anders geredet als in dem, was sich ausbreitete als Nachklang des Arabismus. In der Schule von Chartres war echtes Christentum, aber echtes Christentum im Glänze alter Mysterien, wie man eben diese Mysterienweisheit noch haben konnte. Dann geschah das Bedeutsame: Die dem Arabismus ganz ferne stehenden, aber mit ihrem Piatonismus tief in die christlichen Geheimnisse eingetauchten großen Lehrer von Chartres gingen durch die Pforte des Todes. Und da war jene kurze Zeit, im Beginne des 13. Jahrhunderts, wo gleichsam ein großes himmlisches Konzil stattfand. Als die besten der Lehrer, voran Alanus ab Insulis, gestorben waren, das heißt drüben in der geistigen Welt waren, da versammelten sie sich zu bedeutsamer kosmischer Tat mit denjenigen, die noch oben in der geistigen Welt waren und demnächst heruntersteigen sollten auf die Erde und dort in einer neuen Weise den Aristotelismus vertreten sollten. Und unter diesen, die da heruntersteigen sollten, waren eben solche, die gerade mit innerster Seele, mit starker intensiver Seelenkraft teilgenommen haben an dem Wirken der Michael-Impulse in der Alexanderzeit. Und wir dürfen uns vorstellen, weil das der Wahrheit entspricht, dass an dieser Wende des 12. und 13. Jahrhunderts zusammenkamen Seelen, die aus christlichen Einweihungsstätten, wie eine solche die Schule von Chartres war, eben heraufgekommen waren in die geistige Welt, und solche Seelen, die zum Heruntersteigen bereit waren und die sich in den geistigen Regionen jetzt nicht den Piatonismus, sondern den Aristotelismus, die innere Intelligenzwirkung, die noch aus der alten Michael-Zeit stammte, bewahrt hatten. Da waren sie, auch diejenigen, welche sich sagten: Wir waren ja um Michael, als wir mit ihm gesehen haben, wie die Intelligenz vom Himmel auf die Erde herunterströmte, wir waren mit ihm vereint auch bei jener großen kosmopolitischen Tat, die noch unter der alten Verwaltung der Intelligenz durch Michael, wo die Intelligenz kosmisch verwaltet wurde, vollzogen wurde. - Und da geschah es eben, dass die Lehrer von Chartres den Aristotelikern zunächst die Verwaltung der geistigen Erdenangelegenheiten übertrugen. Denjenigen also, die jetzt heruntersteigen sollten und gerade dazu geeignet waren, die Verwaltung des intelligenten Lebens, der Eigenintelligenz auf der Erde zu übernehmen, denen übertrugen die Platoniker, die eigentlich nur noch unter solchem Einfluss stehen konnten, dass die Intelligenz «vom Himmel aus» verwaltet wird, denen übertrugen diese Lehrer von Chartres die Verwaltung des geistigen Lebens auf der Erde. Namentlich in den Dominikaner-Orden hinein kamen diese Geister, in deren Seelen ein Nachklang des Michael-Impulses aus der vorangegangenen Michael-Zeit war. Und es entstand die ja namentlich aus dem Dominikaner-Orden hervorgehende Scholastik, jene Scholastik, die dann bitter, aber auch großartig damit rang: Wie verhält es sich mit dem intelligenten Denken? Das war ja die große Frage, die dann im 13. Jahrhundert tief unten in den Seelen der Begründer der Scholastik saß - die brennende Frage: Was geschieht mit der Michael-Herrschaft? Da gab es Menschen, die man später die Nominalisten nannte, sie sagten: Begriffe und Ideen sind bloße Namen, sind nichts Reales. Sie waren ahrimanisch beeinflusst; denn die Nominalisten wollten eigentlich alle Michael-Herrschaft von der Erde wegverbannen. Indem man behauptete, Ideen wären nur Namen, wären nichts Reales, wollte man eigentlich die Michael-Herrschaft nicht auf der Erde zur Wirkung kommen lassen. Und die ahrimanischen Geister sagten dazumal für die, welche ein Ohr dafür hatten: Michael ist die kosmische Intelligenz entfallen, sie ist hier auf der Erde; wir wollen den Michael nicht wieder zur Herrschaft über die Intelligenz kommen lassen! - Aber darin bestand eben jenes bedeutsame himmlische Konzil, dass Platoniker und Aristoteliker zusammen einen Plan entwarf en, wie gerade die Michael-Impulse weiter verarbeitet werden sollten. Den Nominalisten traten die dominikanischen Realisten gegenüber, die sagten: Ideen, Gedanken sind Reales, das in den Dingen drinnen lebt, nicht bloße Namen. Man wird, wenn man dafür Verständnis hat, manchmal an solche Dinge in einer recht merkwürdigen, bewundernswerten Art erinnert. In meinen letzten Wiener Jahren wurde ich unter anderem mit einem Ordenspriester bekannt, Vincenz Knauer, der die philosophische Schrift geschrieben hat, die ich öfter auch den Anthroposophen angeraten habe zu lesen: «Hauptprobleme der Philosophie.» Er war noch im 19. Jahrhundert in diesen Streit zwischen Nominalisten und Realisten hineingestellt: er suchte den Menschen klarzumachen, wie es ein Unding ist, von Nominalismus zu sprechen, und er hatte dazu ein sehr gutes Beispiel gewählt - es steht auch in seinen Büchern -, aber ich erinnere mich mit einer tiefen Befriedigung daran, wie ich einmal mit ihm zusammen in Wien in der Inneren Währinger-Straße ging, wir sprachen über Nominalismus und Realismus, und wie er da mit seinem ganzen bedächtigen Enthusiasmus, der etwas sehr Merkwürdiges hatte - ich möchte sagen: so etwas von ehrlicher Philosophie, während die anderen Philosophen mehr oder weniger unehrlich geworden waren -, wie er da sagte: Ich mache meinen Schülern immer klar, dass dasjenige, was als Ideen in den Dingen lebt, eine Realität hat, und wende dazu ihren Blick auf ein Lamm und einen Wolf. Die Nominalisten würden in bezug auf diese beiden, Lamm und Wolf, sagen: Muskel, Knochen, Materie ist das Lamm; Muskel, Knochen, Materie ist der Wolf. Was als
Form, als Idee des Lammes im Lammfleisch verwirklicht ist: es ist nur ein Name. «Lamm» ist ein Name, ist nicht als Idee ein Reales. Ebenso verhält es sich mit dem Wolf: er ist wieder als Idee nichts Reales, sondern nur ein Name. Aber man kann die Nominalisten leicht widerlegen, sagte der gute Knauer, denn man braucht ihnen nur klarzumachen: Gebt einem Wolfe, dem ihr alle andere Nahrung entzieht, eine Zeitlang bloß Lammfleisch zu fressen: wenn die «Idee» Lamm keine Realität hat, ein Nichts ist, nur ein Name, und wenn die Materie im Lamme das Ganze wäre, dann müßte der Wolf nach und nach ein Lamm werden. Er wird es aber nicht! Im Gegenteil, er ist noch weiter die Realität Wolf. Bei dem, was wir als Lamm vor uns haben, hat die Idee Lamm gleichsam die Materie angezogen und in die Form gebracht; und ebenso ist es beim Wolf: die Idee Wolf hat die Materie, die im Wolfe ist, angezogen und in die Form gebracht. Aber dieser Streit war es im Grunde genommen, um was die Nominalisten und die Realisten kämpften: es handelte sich um die Realität dessen, was durch die Intelligenz zu erfassen ist. So mussten die Dominikaner zur rechten Zeit vorarbeiten für die nächste Herrschaft des Michael. Und während die Platoniker, zum Beispiel die Lehrer von Chartres, nach dem Beschlüsse dieses im Beginne des 13. Jahrhunderts stattgefundenen himmlischen Konzils in der geistigen Welt blieben, keine maßgebenden Inkarnationen hatten, sollten damals die Aristoteliker für die Erdenangelegenheiten des Intelligenten arbeiten. Und von der Scholastik - die ja nur in der modernen Zeit von Rom entstellt und karikiert, ahrimanisiert worden ist - ging nun alles moderne intelligente Streben aus, insofern es nicht von dem Arabismus okkupiert worden ist. So sehen wir in dieser Zeit in Mittel- und Westeuropa die beiden Strömungen laufen: auf der einen Seite die Strömung, mit der verbunden sind Bacon und Arnos Comenius, und auf der anderen Seite haben wir die scholastische Strömung, das heißt das Sich-Hineinstellen in die geistige Zivilisationsentwickelung dessen, was christlicher Aristotelismus war und ist und was vorzubereiten hatte das neue Zeitalter des Michael. Wenn die Scholastiker während der Herrschaft der früheren Erzengel haben hinaufschauen wollen nach den geistigen Regionen, so haben sie sich gesagt: Da ist Michael, dessen Herrschaft erwartet werden muss. Vorbereitet werden muss das, was er, nachdem es ihm im Himmel nach der Fügung der kosmischen Entwickelung entfallen war, zur rechten Zeit auf der Erde wieder übernehmen muss! - So entwickelte
sich eine Strömung, die dann nur durch den katholischen Ultramontanismus auf einen falschen Nebenweg geführt worden ist, die aber für sich geblieben ist und dasjenige fortsetzte, was im 13. Jahrhundert begründet worden ist. Es bildete sich also eine Strömung heraus, die unmittelbar in der Verwaltung der irdischen Intelligenz auf der Grundlage des Aristotelismus arbeitete. In ihr lebte dann auch dasjenige, wovon ich gestern gesagt habe, dass einer, der etwas länger bei Alanus ab Insulis in der geistigen Welt geblieben war, als jüngerer Dominikaner herabgekommen ist und einem älteren Dominikaner, der schon vor ihm heruntergestiegen war auf die Erde, eine Botschaft brachte von Alanus ab Insulis. Da lebte im europäischen Geistesleben jener intensive Wille, die Gedanken stark zu erfassen. Und über dem irdischen Leben ging aus alledem dann auch dasjenige hervor, was dann im Beginne des 19. Jahrhunderts zu einer großen, umfassenden Veranstaltung in der geistigen Welt führte, wo sich das, was später auf der Erde Anthroposophie werden sollte, in mächtigen Imaginationen abspielte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, schon ein wenig am Ende des 18., waren alle die, welche Platoniker waren unter der Führung der Lehrer von Chartres, die ja jetzt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt waren, und auch die, welche den Aristotelismus in Europa begründet haben und mittlerweile auch
längst durch die Pforte des Todes gegangen waren, in himmlischen Regionen vereinigt, um einen überirdischen Kultus zu vollziehen, in welchem in mächtigen realen Imaginationen das hineingestellt wurde, was im neuen Christentum im 20. Jahrhundert auf spirituelle Art wieder begründet werden soll, nachdem das neue Michael-Zeitalter im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts begonnen hat. Davon sickerte so manches durch. Oben in der geistigen Welt spielte sich ab in mächtigen kosmischen Imaginationen die Vorbereitung für jene intelligente, aber durchaus spirituelle Erschaffung, die dann als Anthroposophie erscheinen sollte. Was da durchsickerte: auf Goethe machte es einen bestimmten Eindruck. Ich möchte sagen, es kam in Miniaturbildern bei ihm durch. Die großen, gewaltigen Bilder, die sich da oben abspielten, kannte Goethe nicht; er verarbeitete diese Miniaturbildchen in seinem «Märchen von der grünen Schlange und der schönen
Lilie». Eine wunderbare Erscheinung! Wir haben die ganzen Strömungen, die ich geschildert habe, so sich fortsetzend, dass sie zu jenen mächtigen Imaginationen führen, die oben in der geistigen Welt unter der Führung des Alanus ab Insulis und der anderen sich abspielen; wir haben das Mächtige, dass da Dinge durchsickern und Goethe an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts begeistern zu seinem spirituellen Märchen «Von der grünen Schlange und der schönen Lilie». Es war sozusagen ein erstes Herauskommen desjenigen, was zunächst in mächtigen Imaginationen im Beginne des 19., sogar schon am Ende des 18. Jahrhunderts sich in der geistigen Welt abspielte. Sie werden es daher nicht wunderbar finden, dass im Hinblick auf diesen übersinnlichen Kultus, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattfand, mein erstes Mysteriendrama, «Die Pforte der Einweihung», das ja in einer gewissen Weise in dramatischer Form wiedergeben wollte, was sich da im Beginne des 19. Jahrhunderts abspielte, äußerlich in der Struktur etwas ähnlich wurde dem, was Goethe in seinem Märchen «Von der grünen Schlange und der schönen Lilie» dargestellt hat. Denn die Anthroposophie
sollte von der Art, wie sie imaginativ in den ersten Zeiten in überirdischen Regionen gelebt hat, heruntersteigen in die irdische Region. Denn damals geschah in den überirdischen Regionen etwas. Eine große Anzahl von Seelen, die in den verschiedensten Zeiten vom Christentum berührt worden waren, vereinigten sich mit solchen Seelen, die weniger vom Christentum berührt waren, die in der Zeit gelebt haben, als das Mysterium von Golgatha auf der Erde stattfand, und
vorher. Es vereinigten sich diese beiden Gruppen von Seelen, um in überirdischen Regionen die Anthroposophie vorzubereiten. Da waren die geschilderten Individualitäten, die um Alanus ab Insulis herum waren, und die, welche innerhalb der Dominikanerströmung den Aristotelismus in Europa begründet haben, auch vereinigt mit dem großen Lehrer Dantes, mit Brunetto Latini. ... Denn das ist die Abmachung jenes himmlischen Konzils im Beginne des 13. Jahrhunderts, dass sie miteinander erscheinen, die Aristoteliker und die Platoniker, und dass dahin gearbeitet werde, dass immer blühender und blühender die anthroposophische Bewegung im 20. Jahrhundert werde, damit am Ende dieses Jahrhunderts im Verein von Piatonikern und Aristotelikern die Anthroposophie eine gewisse Kulmination in der Erdenzivilisation erlangen kann. Kann so gearbeitet werden, wie es von Michael vorbestimmt, prädestiniert ist, dann kommt Europa, dann kommt die moderne Zivilisation heraus aus dem Niedergang. Aber auf keine andere Weise sonst!" [12]
 

10. Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge III; Michael-Schule und ahrimanische Gegenschule; Biotech-Wissenschaft mit ihrer nominalistisch-wissenschaftlichen «Schriftstellerei»; früher gab es die Bilder: Oben die scholastischen Dominikaner mit ihren Büchern dastehend, unten die heidnisch-muslimische Weisheit, dargestellt durch Averroes, Avicenna und so weiter, die zu ihren Füßen zertreten werden, heute wird man dieses Bild im Geiste haben müssen; wie die alte Schlange von Michael zertreten werden musste, so muss die zur Schlange gewordene Intelligenz von Michael erobert werden, spiritualisiert werden

Dieses Verlassensein der Menschheit von der Michael-Herrschaft und diese von unten mit dämonischen geistigen Dünsten aufsteigenden Impulse, welche die Intelligenz erobern wollen, finden wir heute zum Beispiel in der Biotech-Wissenschaft mit ihrer nominalistisch-wissenschaftlichen «Schriftstellerei». Dämmerung durch den Saturn beherrschenden Oriphiel, der zur Zeit des Mysteriums von Golgatha der führende Erzengel war und der wieder der führende Erzengel sein wird, nachdem die Michael-Zeit abgelaufen sein wird. Es wird heute vielleicht nicht jener äußeren Malerei bedürfen, die in der Dominikanerzeit oftmals das Bild fixiert hat: Oben die scholastischen Dominikaner mit ihren Büchern dastehend, unten die heidnisch-muslimische Weisheit, dargestellt durch Averroes, Avicenna und so weiter, die zu ihren Füßen zertreten werden;  man sieht diese Bilder überall da, wo die Bekämpfung des Islam bzw. Heidentums durch die christliche Scholastik im Bilde veranschaulicht werden sollte;  -, aber im Geiste wird man heute dieses Bild haben müssen. Wie die alte Schlange von Michael zertreten werden musste, so muss die zur Schlange gewordene Intelligenz von Michael erobert werden, spiritualisiert werden. [13]
 

"Während Michael oben seine Scharen schulte, wurde eine Art unterirdischer, unmittelbar unter der Oberfläche der Erde liegender ahrimanischer Schule gegründet. Daher kann man davon sprechen, dass im Überirdischen die Michael-Schule ist; unmittelbar in der Region, auf der wir stehen - denn auch im Unterirdischen ist Geistiges tätig und wirksam -, wurde die ahrimanische Gegenschule begründet. Und wenn von Michael jetzt gerade in dieser Zeit keine Impulse  herunterströmten, um die Intelligenz himmlisch zu inspirieren, wenn die Intelligenz auf der Erde sich zunächst selbst überlassen war, so bemühten sich um so mehr die ahrimanischen Scharen, von unten herauf Impulse in die intelligente Menschheitsentwickelung hineinzusenden. Es ist ein gewaltiges Bild, das einem da vor Augen stehen kann. Man stelle sich vor: die Erdoberfläche, oben Michael, seine Scharen belehrend, ihnen mit großen gewaltigen Welten Worten das enthüllend, was die alte Initiatenweisheit war; dem gegenüberstehend die ahrimanische Schule in den Untergründen der Erde. Auf der Erde sich entwickelnd die vom Himmel herabgefallene Intelligenz; Michael zunächst gegenüber dem Irdischen in himmlischer Einsamkeit Schule haltend - keine Strömungen gehen von oben nach unten -, die ahrimanischen Mächte um so mehr ihre Impulse nach oben sendend. Es hat immerhin auf der Erde verkörperte Seelen gegeben, die in den angedeuteten Jahrhunderten das Unheimliche dieser Lage gespürt haben. Wer die Geistesgeschichte, namentlich Europas, aus dieser Zeit kennt, der findet überall die merkwürdige Tatsache, dass da und dort manchmal ganz einfache Menschen leben, welche das Unheimliche dieser Lage verspüren: dieses Verlassensein der Menschheit von der Michael-Herrschaft und diese von unten mit dämonischen geistigen Dünsten aufsteigenden Impulse, welche die Intelligenz erobern wollen. Es ist merkwürdig, wie eng mit dem Menschen verbunden, wenn alles daraus Entsprießende gut werden soll, die Offenbarungen des Weisheitslebens sein müssen. Das ist eben das Wahrheitsgeheimnis, das hier berührt werden muss. Denn derjenige, der die Michael-Weisheit zu verkündigen hat, der fühlt in einer gewissen Beziehung, dass er an seiner rechten Stelle steht, wenn er ringt, den Ausdruck, die Wortformulierung zu finden für das, was Michaels Weisheit ist. Er fühlt sich sogar noch an der rechten Stelle stehend, wenn er, von seinen Händen ausgehend, diese Michael-Weisheit niederschreibt; denn da fließt das, was vom Spirituellen her mit dem Menschen verbunden ist, sozusagen in die Form des Geschriebenen hinein, in das, was er tut. Aber trotzdem es ertragen werden muss, trotzdem es in unsere Zeit gehört, ist ein unheimliches Gefühl damit verbunden, wenn man das, was Michael-Weisheit ist, was man gerne noch aufschreibt und als zu Lesendes meinetwillen den Leuten mitteilt, wenn man das auf mechanische Art vervielfältigt sieht in gedruckten Büchern. Dieses unheimliche Gefühl gegenüber dem gedruckten Buche ist durchaus bei demjenigen vorhanden, der mit dem, was er zu verkündigen hat, im Geistesleben drinnen steht. Ich bin im Anschlüsse an den gestrigen Vortrag von jemandem gefragt worden, ob denn nicht - worauf etwas schon Swedenborg hingedeutet hat - der Buchstabe der letzte Ausfluss des geistigen Lebens ist. Das ist er! Er ist es so lange, als er im kontinuierlichen Fortgange durch einen Menschen aus dem Geistigen fließt. Er wird ahrimanische geistige Macht, wenn er durch das Mechanische fixiert wird, gewissermaßen von der anderen Seite der Welt aus fixiert wird, wenn er als gedruckter Buchstabe vor die Augen der Menschen tritt. Denn das ist ja das Eigentümliche, dass es jene ahrimanische Schule ist, die als Gegenschule der Michael-Schule begründet worden ist und im 15., 16., 17., 18. Jahrhundert gewirkt hat, die in Europa die Buchdruckerkunst heraufgebracht hat, mit allem Gefolge der Buchdrucker kunst. Aus der Buchdruckerkunst können die dämonischen Gewalten aufsprießen, die gerade dazu geeignet sind, Michaels Herrschaft zu bekämpfen. Man muss das, was real ist im Leben, in seiner wirklichen Bedeutung durchschauen, wenn man Anthroposoph ist. Man muss in der Druckkunst zwar eine geistige Macht sehen, aber eben die geistige Macht, die von Ahriman dem Michael entgegengestellt worden ist. Daher diese fortdauernde Mahnung Michaels an diejenigen, die er nun in seiner Schule dazumal unterrichtete, die fortdauernde Mahnung: Wenn ihr wieder auf die Erde herunterkommt, um das auszuführen, was hier veranlagt ist, dann sammelt die Menschen um euch, verkündigt das Wichtigste von Mund zu Ohr und seht nicht das Wichtigste darin, dass nur durch das gedruckte Buch in der Welt «literarisch» gewirkt werde. - Daher ist die intimere Art, von Mensch zu Mensch zu wirken, diejenige, die vorzugsweise in der Richtung des Wirkens Michaels ist. Und wenn wir uns, statt bloß durch Bücher zu wirken, vereinigen und die wichtigsten Impulse menschlich-persönlich aufnehmen und - weil es so sein muss, weil sonst wieder Ahriman eine ungeheure Herrschaft bekommen würde, wenn wir uns seiner Kunst nicht auch bemächtigten - das andere dann nur benützen, um gewissermaßen «Gedächtnishilfen» zu haben, um das zu haben, was mit dem ahrimanischen Zeitgeist rechnet: pflegen wir dies in solcher Weise, dass wir nicht etwa das gedruckte Buch ausmerzen, aber ihm das richtige Verhältnis geben zu dem, was unmittelbar menschlich wirkt, dann inaugurieren wir das, was zunächst imponderabel als Michael-Strömung durch die Anthroposophische Gesellschaft fließen soll. Denn nicht richtig wäre es, von so etwas ausgehend, wie ich es jetzt dargestellt habe, nun etwa zu sagen: Also schaffen wir die anthroposophischen Bücher ab! Dadurch würden wir gerade die Druckkunst an die stärksten Feinde der Michael-Weisheit ausliefern; da würden wir die Fortsetzung unserer anthroposophischen Arbeit, die ja gerade bis zum Ende des Jahrhunderts hin gedeihen soll, unmöglich machen. Aber wir müssen durch heilige Gesinnung gegenüber dem, was da in der Michael-Weisheit lebt, die Druckkunst adeln! Denn was will Ahriman gegenüber dem Michael durch die Druckkunst? Er will - Sie sehen es heute überall aufsprießen - die Eroberung der Intelligenz, jene Eroberung der Intelligenz, welche überall dort besonders eingreifen will, wo die Verhältnisse dazu günstig sind. Worinnen besteht denn das hauptsächlichste Wirken der ahrimanischen Geister in ihrer Bekämpfung des kommenden Michael-Zeitalters? Das Wirksame besteht darin, dass diese ahrimanischen Geister in Zeiten, wo die Bewußtseine der Menschen heruntergedämpft sind, gewissermaßen die Menschen von sich «besessen» machen, dass sie eingreifen in die menschlichen Bewußtseine. So sind ja viele Menschen, die 1914 herabgedämmerte Bewußtseine hatten, hineinverflochten gewesen in die Entstehung des furchtbaren Weltkrieges. Und in ihren gedämpften Bewußtseinen haben den Weltkrieg die Scharen des Ahriman gemacht - durch die Menschen. Und man wird die Ursachen dieses Krieges nicht auf äußerliche dokumentarische Weise aus den Archiven je enthüllen; sondern man muss hineinschauen in die Geschichte und muss sehen: da war eine maßgebende Persönlichkeit, dort war wieder eine, dort wieder eine andere, die ihr Bewußtsein heruntergedämpft hatten. Das war die Gelegenheit, dass Ahriman die Menschen von sich besessen machte. Und wenn man wissen will, wie leicht es geschehen kann, dass in unserem Zeitalter die Menschen von Ahriman besessen werden können, dann braucht man nur an so etwas zu denken, wie es sich zutrug, als die Europäer nach Amerika kamen mit den gedruckten Werken, die sie mitgebracht hatten, zu der Zeit, als es im Osten von Nordamerika noch Indianer gab. Als die Indianer bei den Europäern diese merkwürdigen Schriftzeichen sahen, da haben sie sie angesehen als kleine Dämonen. Sie hatten den richtigen Blick dafür; sie fürchteten sich außerordentlich vor all diesen kleinen Dämonen a, b und so weiter, wie sie in den gedruckten Buchstaben ausschauen. Denn in diesen, in der verschiedensten Weise reproduzierten Buchstaben liegt für die heutigen Menschen etwas Faszinierendes; und nur die gute Michael-Gesinnung, die das Menschliche in der Weisheitsverkündigung schauen kann, die kann über dieses Faszinierende hinausführen. Aber es kann auf diesem Wege Arges geschehen. Ich möchte Ihnen da das Folgende sagen. Es gibt ja gewisse Geheimnisse der Weltenanschauung, die nur zu durchschauen sind, wenn man ein ziemlich hohes Alter erreicht hat. Die einzelnen Lebensalter lassen den Menschen, wenn man im Besitze der Initiationswissenschaft ist, hinschauen auf die einzelnen Geheimnisse des Daseins. So kann man zwischen dem einundzwanzigsten und zweiundvierzigsten Lebensjahre hineinschauen in die Sonnenverhältnisse - vorher nicht. So kann man zwischen dem zweiundvierzigsten und neunundvierzigsten Jahre in die Marsgeheimnisse hineinschauen; so zwischen dem neunundvierzigsten und sechsundfünfzigsten Jahre in die Jupitergeheimnisse. Will man aber die Weltengeheimnisse im Zusammenhange schauen, dann muss man das dreiundsechzigste Lebensjahr überschritten haben. Daher würde ich gewisse Dinge, die ich jetzt unverhohlen ausspreche, vorher nicht haben sagen können, bevor ich eben in dieser Lage war. Denn will man das durchschauen, was sich gerade auf die Michael-Geheimnisse bezieht, was ja von der geistigen Region der Sonne aus wirkt, dann muss man von der Erde aus in die Weltengeheimnisse hinaufschauen durch die Saturnweisheit. Dann muss man jene Dämmerung in der geistigen Welt verspüren können, in ihr leben können, die von dem den Saturn beherrschenden Oriphiel herrührt, der zur Zeit des Mysteriums von Golgatha der führende Erzengel war und der wieder der führende Erzengel sein wird, nachdem die Michael-Zeit abgelaufen sein wird. Dann enthüllen sich aber für die heutige Zeit erschütternde Wahrheiten, ganz erschütternde Wahrheiten! Denn dadurch, dass durch diese ahrimanische Gegenschule zur Schule des Michael die Druckkunst sich auf der Erde verbreitet hat, ist ja auf der Erde aufgetreten die «Schriftstellerei» im weiteren Umfange. Wer war denn früher Schriftsteller, als man noch nicht druckte? Solche waren es, die eigentlich nur im engsten Kreise ihre Schriften verbreiten konnten, in Kreisen, die übrigens dazu vorbereitet waren. Denn in wie viele Hände kam denn ein Buch, bevor die Druckkunst verbreitet war? Wie es damit eigentlich ist, das kann man so recht ermessen, wenn man folgendes bedenkt: Eine Art Surrogat der Druckkunst, bis zu einer hohen Vollkommenheit gediehen, war ja schon in der alten chinesischen Kultur vorhanden. Da gab es schon eine Art Druckkunst, auch zu einer Zeit begründet, in der eine Michael- Herrschaft oben war und unten eine ahrimanische Gegenherrschaft. Aber es ist zu nichts Besonderem gekommen; Ahriman war dazumal noch nicht mächtig. Er konnte noch nicht besondere Versuche machen, um dem Michael wirklich die Herrschaft über die Intelligenz abzukämpfen. Es wurde dieser Versuch ja erneuert zur Alexanderzeit, aber da gelang er wieder nicht. Nun hat aber der Ahrimanismus in der Druckkunst der neueren Zeit seine große Bedeutung gehabt. Das Schriftstellertum ist sozusagen populär geworden. Und eins ist möglich geworden, eines, das ebenso wunderbar, glänzend und blendend ist, wie es auf der anderen Seite zwar aufgenommen werden muss im vollen Gleichmaß der Seelenkräfte, aber doch in seiner richtigen Bedeutung gewürdigt werden muss. Erste Versuche sind da, die aus der Region des Michael heraus bezeichnet
werden können als: es ist Ahriman als Schriftsteller aufgetreten! In Michael-Kreisen bildet es heute ein bedeutsames Ereignis. Ahriman als Schriftsteller! Nicht nur, dass Menschen von ihm besessen worden sind, wie ich es angedeutet habe für den Kriegsausbruch, sondern Ahriman ist, indem er sich durch Menschenseelen auf der Erde kundgab, selber als Schriftsteller aufgetreten. dass er ein glänzender Schriftsteller ist, braucht nicht weiter zu verwundern; denn Ahriman ist ein großer, ein umfassender, ein gewaltiger Geist. Er ist nur eben derjenige Geist, der nicht zur Fortentwickelung der Menschheit a\if der Erde im Sinne der guten Götter geeignet ist, sondern zu ihrer Bekämpfung. Auf seinem Gebiete ist er eine nicht nur durchaus brauchbare, sondern wohltätige Macht; denn diejenigen Wesenheiten, die auf einem Niveau des Weltgeschehens wohltätig sind, die sind auf einem anderen außerordentlich schädlich. Deshalb braucht nicht vorausgesetzt zu werden, wenn man die Werke Ahrimans charakterisieren will, dass diese Werke besonders abzukanzeln wären. Man kann sie sogar, wenn man sich dessen bewußt ist, was da vorliegt, bewundern. Aber man muss eben den ahrimanischen Charakter erkennen! Michael lehrt dies heute erkennen, wenn man auf ihn hinhören will. Denn die Michael-Schulung hat nachgewirkt, und man kann heute noch an sie herankommen. Dann lehrt sie, wie Ahriman als Schriftsteller zunächst einmal die Versuche gemacht hat, erste Versuche tief erschütternden, tragischen Charakters, die natürlich aufgetreten sind durch einen Menschen: «Der Antichrist» von Nietzsche, «Ecce homo», die Selbstbiographie Nietzsches, und alles das, was Notizen sind im «Willen zur Macht» - die glänzendsten Kapitel modernen Schriftstellertums, mit ihrem oftmals so teuflischen Inhalt! Ahriman hat sie geschrieben, seine Herrschaft über das ausübend, was in Buchstaben auf Erden durch die Druckkunst seiner Herrschaft unterworfen werden kann. Es hat Ahriman bereits so begonnen, als Schriftsteller aufzutreten, und er wird seine Arbeit fortsetzen. Und notwendig ist es in der Zukunft auf der Erde, Wachsamkeit haben zu können, damit man nicht alles, was einem in der Schrif tstellerei entgegentritt, als gleichartig hinnimmt. Menschenwerke werden herauskommen, aber wissen müssen einzelne Menschen, dass einer sich schult, um einer der glänzendsten Schriftsteller in der nächsten Zukunft zu werden: Ahriman! Menschenhände werden die Werke schreiben, aber Ahriman wird der Schriftsteller sein. Wie einstmals die alten Evangelisten inspiriert waren und die Werke ihrer übersinnlichen Wesenheiten, die sie begeisterten, niedergeschrieben haben, so werden Ahrimans Werke von Menschen geschrieben werden. Und zweierlei wird es in der ferneren Entwickelungsgeschichte der Menschheit geben. ... Es wird nicht jener äußeren Malerei bedürfen, die in der Dominikanerzeit oftmals das Bild fixiert hat: Oben die scholastischen Dominikaner mit ihren Büchern dastehend, unten die heidnische Weisheit, dargestellt durch Averroes, Avicenna und so weiter, die zu ihren Füßen zertreten werden - man sieht diese Bilder überall da, wo die Bekämpfung des Heidentums durch die christliche Scholastik im Bilde veranschaulicht werden sollte -, aber im Geiste wird man dieses Bild haben müssen: Ergebenheit gegenüber dem in die Welt hereinziehenden, auf der Erde die Intelligenz ergreifenden Michael, und Wachsamkeit - so dass man sich über sie erheben kann - gegenüber der glänzenden, blendenden, durch das ganze 20. Jahrhundert hindurch wirkenden Arbeit von Ahriman als Schriftsteller. Er wird an den sonderbarsten Stellen seine Werke schreiben, sie werden aber da sein, diese Werke, und seine Schüler bildet er sich heraus. Es erscheint gar manches schon in unserer Zeit, was zunächst die unterbewußten Seelen heranbildet, damit sie schnell sich wieder verkörpern und Werkzeuge werden können für Ahriman als Schriftsteller. Auf allen Gebieten wird er schreiben: Schreiben wird er in der Philosophie, schreiben wird er in der Poesie, schreiben wird er auf dem Gebiete der Dramatik und der Epik; schreiben wird er auf dem Gebiete der Medizin, der Jurisprudenz, der Soziologie! Auf allen Gebieten wird Ahriman schreiben! Das wird die Situation sein, welcher die Menschheit wird entgegenzuleben haben mit dem Ende des Jahrhunderts. Und diejenigen, die heute noch jünger sind, werden manches sehen von dem, wie Ahriman als Schriftsteller auftritt. Auf allen Gebieten wird Wachsamkeit gebraucht werden und heiliger Enthusiasmus für die Michael-Weisheit. ... Wie die alte Schlange von Michael zertreten werden musste, so muss die zur Schlange gewordene Intelligenz von Michael erobert werden, spiritualisiert werden. Und überall, wo sie als Widerpart auftritt - nicht spiritualisiert, sondern ins Geistige ahrimanisiert - , da muss sie in der richtigen Weise erkannt werden durch die an der Michael-Gesinnung heranerzogene Wachsamkeit des anthroposophischen Geistes." [14]
 

11. Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge IV; von der Michael-Herrschaft wollten weder Harun al Raschid noch sein weiser Ratgeber etwas hören, sie wollten vor allen Dingen, dass jene Impulse weltbeherrschend würden, die im Mohammedanismus stark Wurzel gefasst hatten; zwei Strömungen: eine, die im Arabismus verläuft, und eine, die den Aristotelismus und das Alexandertum ins Christentum durch die Impulse der Michael-Herrschaft herüberführt; Artussche Tafelrunde und die wilde europäische Bevölkerung; Mysterien von Hybernia; die Artusströmung und die Gralsströmung; Erzengel und ihr Wirken; christianisierter Aristotelismus

Von der Michael-Herrschaft wollten weder Harun al Raschid noch sein weiser Ratgeber etwas hören. Sie wollten vor allen Dingen, dass jene Impulse weltbeherrschend würden, die im Mohammedanismus stark Wurzel gefasst hatten; zwei Strömungen: eine, die im Arabismus verläuft, und eine, die den Aristotelismus und das Alexandertum ins Christentum durch die Impulse der Michael-Herrschaft herüberführt. Der Mohammedanismus ging im Westen später als äußere Erscheinung zugrunde, konnte sich nur im islamisierten Türkentum und Tatarentum erhalten und Osteuropa und Russland tyrannisieren; Lord Bacon und sein Furor in der Bekämpfung des Aristotelismus; Arabismus in der abstrakten materialistischen Wissenschaft. [15]

"So also sahen in diesem Jahrhundert, in dem die Begegnung mit Harun al Raschid stattfand, Alexander und Aristoteles hin auf die alte Michael-Herrschaft, unter der sie gewirkt hatten, sie sahen hin auf das Mysterium von Golgatha, das sie vereint mit der Michael-Gemeinschaft, aber nicht von der Erde aus, sondern von der Sonnensphäre aus erlebt hatten, denn da war die Michael-Herrschaft zu Ende. Michael und die Seinen, zu denen eben auch Alexander und Aristoteles gehörten, erlebten ja das Mysterium von Golgatha nicht vom Erdengesichtspunkt aus. Sie sahen den Christus nicht ankommen auf Erden; sie sahen ihn Abschied nehmen von der Sonne. Aber all dasjenige, was sie erlebten, gestaltete sich bei ihnen zu jenem Impuls: Unter allen Umständen muss dahin gearbeitet werden, dass die neue Michael-Herrschaft, der Alexander und Aristoteles mit allen Fasern ihrer Seele haben treu bleiben wollen, dass die neue Michael-Herrschaft ein nicht nur tief begründetes, sondern auch ein intensives Christentum bringen sollte. 1879 sollte sie beginnen, drei bis vier Jahrhunderte dauern. Wir leben nun in dem Zeitalter dieser Michael-Herrschaft, und Anthroposophen sollten vor allen Dingen verstehen, was es heißt, in dem Zeitalter dieser Michael-Herrschaft zu leben. Davon wollte weder Harun al Raschid - eher noch sein weiser Ratgeber, aber eigentlich auch der nicht - etwas hören. Sie wollten vor allen Dingen, dass jene Impulse weltbeherrschend würden, die im Mohammedanismus stark Wurzel gefasst hatten. Intensiv standen sich gegenüber unter anderen, die teilnahmen an diesem Geisteskampf im 9. nachchristlichen Jahrhundert, stark standen sich gegenüber auf der einen Seite Harun al Raschid und sein Ratgeber, auf der anderen Seite Aristoteles und Alexander, das heißt, die Individualitäten, die in beiden gelebt haben. Was sich da abspielte als Geisteskampf, das wirkte nach in der europäischen Zivilisation, wirkt bis heute nach. Denn was da oben geschieht, das wirkt auf das Irdische ein. Und gerade aus jenem Widerstand, den Harun al Raschid und sein weiser Ratgeber dazumal gegenüber Aristoteles und Alexander geleistet haben, verstärkte sich in einer gewissen Weise der Impuls, so dass gerade von jener Begegnung ausging das Wirken zweier Strömungen: einer, die im Arabismus verläuft, und einer, die den Aristotelismus und das Alexandertum ins Christentum durch die Impulse der Michael-Herrschaft herüberführt. Beide, sowohl Harun al Raschid wie sein weiser Ratgeber, setzten den Weg, nachdem sie diese Begegnung durchgemacht hatten, nach dem Westen fort, immerfort beobachtend, was im Erdenleben geschieht. Der eine nahm vom übersinnlichen Sein aus intensiv teil an alledem, was im Norden von Afrika, im Süden von Europa, in Spanien, Frankreich sich abspielte. Ungefähr in derselben Zeit war der andere durchgegangen durch alles das, was im östlichen Geistesleben, am Schwarzen Meer, weiter herüber durch die Gegenden Europas bis Holland und auch nach England herüber sich abspielte. Und zur gleichen Zeit kamen diese beiden dann an in der europäischen Kultur, wurden wiedergeboren. Bei solchem Wiedergeborenwerden brauchte nicht eine äußere Ähnlichkeit zu sein. Man geht in der Regel ganz falsch, wenn man glaubt, dass derjenige, der eine gewisse Geistigkeit hat, mit derselben Geistigkeit wiedergeboren werde. Man muss tiefer gehen, tiefer hineinschauen in die Grundimpulse der menschlichen Seele, wenn man von Wiedergeburten und von wiederholten Erdenleben in der rechten Weise sprechen will. So zum Beispiel hat man einen Papst, den berühmten GregorVII, der aus dem mitteleuropäischen Mönch Hildebrand hervorgegangen ist, diesen starken, im intensivsten Katholizismus wirkenden Papst, der das Papsttum im Mittelalter besonders groß gemacht hat. Er erschien in Wiedergeburt im 19. Jahrhundert als Ernst Haeckel, der Kämpfer gegen das Papsttum. Haeckel ist der wiedergeborene Abt Hildebrand, Gregor VII. Ich will daran nur zeigen, dass nicht die äußere Ähnlichkeit der Geistesverfassung, sondern die innerlichen seelischen Impulse dasjenige sind, was der Mensch hinüberträgt von einem Erdenleben ins andere. So wurden auch die beiden, Harun al Raschid und sein weiser Ratgeber, dazu veranlagt, zunächst, als noch die Araberkämpfe hinüberschlugen über Afrika nach Spanien, schützend, protegierend teilzunehmen an diesen Araberzügen. Der Mohammedanismus ging ja dann als äußere Erscheinung zugrunde, aber seine innere Seelenhaftigkeit trugen diese beiden Geister durch das geistige Leben bei ihrem Durchgehen zwischen dem Tod und einer neuen Geburt von der Vergangenheit in die Zukunft hinein. Harun al Raschid wurde wiedergeboren, und er wurde in seinem wiedergeborenen Leben Baco von Verulam. Er erscheint als Baco von Verulam. Sein weiser Ratgeber wird wiedergeboren, er erscheint fast gleichzeitig als Arnos Comenws, der Pädagoge. Sehen Sie sich an, was auf der einen Seite durch Baco von Verulam herauskommt, der ja nur äußerlich ein Christ gewesen ist, der durchaus das Abstrakte des Arabismus in die europäische Wissenschaft hereinbringt, und sehen Sie sich dasjenige an, was in die Pädagogik an äußerer materieller Anschaulichkeit des Unterrichts und der ganzen Behandlung des Unterrichtsstoffes Arnos Comenius hineingebracht hat. Es ist ein Element, das direkt nichts mit dem Christentum zu tun hat. Wenn auch Arnos Comenius unter den Mährischen Brüdern und so weiter wirkt, das, was er direkt bewirkt hat, das wird auf der einen Seite dadurch beleuchtet, dass er in einem vorigen Leben so zu der ganzen Entwickelung der Menschheit gestanden hat wie die am Hof Harun al Raschids blühende Geisteskultur. Und auf der anderen Seite nehmen Sie jede Zeile Bacons, Lord Bacons, nehmen Sie alles das, was in der sogenannten Anschaulichkeit des Arnos Comenius wirkt: Sie haben darinnen ein Rätsel, Sie finden sich nicht zurecht. Man nehme nur diesen Lord Bacon. Es herrscht in ihm ein wahrer Furor in der Bekämpfung des Aristotelismus. In allem ist ein wahrer Furor, von dem man sieht, es geht bis tief in die Seele hinein. Der Geistesforscher, der die Dinge geistig durchschaut und durchleuchtet, der schaut hin auf Baco von Verulam, auf Arnos Comenius, verfolgt zurück das Leben aber auch in die übersinnliche Welt hinein, wo der Mensch zwischen dem Tod und einer neuen Geburt lebt. Man hat die Schriften des Baco von Verulam vor sich, man hat die Schriften von Arnos Comenius vor sich, man findet im Ton, man findet in allem ein Sich-Auflehnen gegen den Aristotelismus. Wie ist das zu erklären? Man muss nun bedenken: Als Bacon herabkam in sein Erdenleben, als Arnos Comenius herabkam in sein Erdenleben, da war ja die Zeit schon wiederum vorüber, wo auch Alexander und auch Aristoteles wieder inkarniert waren in der mittelalterlichen Zivilisation, wo sie ihrerseits schon dasjenige ausgeführt hatten, was für den Aristotelismus zu tun war, wo schon ein anderer Aristotelismus da war als der, den Bacon respektive Harun al Raschid, denn das sind dieselben Persönlichkeiten, ihrerseits gepflegt haben. Und jetzt stellen Sie sich die ganze Situation vor. Nehmen Sie jenes Interview, wenn ich mich so ausdrücken darf, das 869 stattgefunden hat, bedenken Sie, wie unter diesem Einfluss in Harun al Raschid sich Seelenimpulse ausgebildet haben, die jetzt dasjenige antreffen, was sich auf Erden schon zum Teil verwirklicht hat, weil Alexander und Aristoteles schon wieder da gewesen waren, und weil das, was sie verwirklichen wollten, nicht im Anschluss an das verwirklicht worden ist, was sie als Erdenmenschen in der vorchristlichen Zeit waren. Wenn Sie das bedenken, dann begreifen Sie durchaus jene Seelenimpulse, die sich bildeten bei jener Begegnung. Und aus dem Umstand, dass jetzt Bacon und Arnos Comenius sehen konnten, was aus dem Aristotelismus und aus dem Alexandrinismus geworden war, können Sie begreifen, dass jener gewisse Ton in ihren Schriften herrscht, namentlich bei Bacon, aber auch bei Arnos Comenius. Sehen Sie, meine lieben Freunde, wirkliche Geschichtsbetrachtung führt von der Erde zum Himmel hinauf. Man muss die Ereignisse mitnehmen, die sich nur im Übersinnlichen offenbaren können. Wollen Sie Baco von Verulam verstehen, wollen Sie Arnos Comenius verstehen, so müssen Sie sie zurückverfolgen bis zu demjenigen zunächst, was sie früher auf Erden waren, müssen also den durch Scholastik verbreiteten Aristotelismus zurückverfolgen bis zu jenem Interview, das um das Jahr 869, zur Zeit des ökumenischen Konzils stattgefunden hat, zurückverfolgen bis dahin, wo Harun al Raschid und sein weiser Ratgeber den Aristotelismus und Alexandrinismus pflegten, der eben dazumal gepflegt werden konnte. In diesem Hereinwirken der übersinnlichen Welt in die sinnlichphysische wird erst verständlich, was im Erdenleben sich zuträgt. Das ist es, was ich anführen möchte, um Sie darauf hinzuweisen, wie in der Tat die Verfolgung der wiederholten Erdenleben erst das, was in solchen Persönlichkeiten auf der Erde sich auslebt, verständlich machen kann. Die Zeit ist zu weit vorgeschritten, um schon heute weiteres auf diesem Gebiet auszuführen, und ich werde nur noch in wenigen Worten andeuten, was die Betrachtungen runden und abschließen soll. Wenn wir in der Art, wie es eben geschehen ist, den Fortgang der Zivilisation der Menschheit betrachten, so finden wir, dass in die christliche Entwickelung sich gerade durch solche Individualitäten, wie die des Harun al Raschid und desjenigen, der später dann Arnos Comenius geworden ist, etwas hereingeschoben hat, was nicht aufgehen will im Christentum, was stark hinneigt zum Arabismus. So haben wir ja in unserer Gegenwart auf der einen Seite, ich möchte sagen, den geradlinigen Fortgang des Christianismus, auf der anderen Seite hereinragend, insbesondere aber in der abstrakten Wissenschaft, den Arabismus. Was ich Ihnen besonders ans Herz legen möchte, ist dieses: Wenn wir diese beiden Strömungen verfolgen, so finden wir uns gedrängt, wenn wir spirituelle Betrachtungen anstellen, den Blick hinaufzulenken zu allerlei, was auch im Übersinnlichen geschehen ist, wie zum Beispiel zu so etwas wie die Begegnung Aristoteles-Alexanders, Harun al Raschids und seines weisen Ratgebers. In solcher Art hat sich vieles zugetragen, was dann Impuls geworden ist auf der einen Seite zur Ausbreitung des wahren Christentums, auf der anderen Seite wiederum zum Ausbilden von Hemmnissen, von Widerständen für dieses wahre Christentum. Aber dadurch, dass in der spirituellen Welt die Michael-Entwickelung jenen Verlauf genommen hat, den ich Ihnen angedeutet habe, stellt sich herein eine starke Aussicht und Perspektive für die Zukunft, dass gerade unter dem Zeichen der Michael-Impulse das Christentum seine wahre Gestalt bekommen wird. Denn unter dem Zeichen der Michael-Impulse sind auch im Übersinnlichen die Auseinandersetzungen mit anderen Strömungen gepflogen worden." [16]

Das Christentum ist nicht erst seit Christus da, wie schon Augustinus sagt,  sondern es gab auch vor Christus Christen, nur nannte man sie noch nicht so; Ritter der Artus Tafelrunde, ausgehend von diesem westlichen Punkte des heutigen England, sehen wir sie das, was sie von der Sonne bekommen, hintragen über die ganze europäische Menschheit, läutern, reinigen die Astralitäten der damals sehr wilden europäischen, wenigstens in Mitteleuropa und in Nordeuropa sehr wilden europäischen Bevölkerung. Mysterien von Hybernia; ursprünglich von den Mysterien von Hybernia angeregte Artusströmung und die Gralsströmung; unter der Flagge des Christus als Sonnenhelden verbreiteten die Artusritter ihre Kultur. Die andere Strömung, die innerlich im Herzen wurzelt, die dann später zur Gralsströmung wurde, sie ist mehr im Süden von Osten her zu sehen, sie tragt den eigentlichen, den wahren, den wirklichen Christus. Erzengel und ihr Wirken. Es gehört Oriphiel, der gefolgt ist auf die Alexander-Zeit, dem Saturn an, Anael, der Venus . Es gehört derjenige Erzengel, der im 4., 5. Jahrhundert die europäische Zivilisation beherrscht hat, Zachariel, der Jupitersphäre an. Dann kam Raphael aus der Merkursphäre in derjenigen Zeit, in der insbesondere eine Art Medizinkultur-Denkweise im Untergrunde desjenigen blühte, was als europäische Zivilisation sich abspielte. Dann kam Samael so über das 12. Jahrhundert hin. Samael gehört dem Mars an. Dann kam Gabriel, der der Mondensphäre angehört. Und nun trat wiederum seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Michael ein, der der Sonnensphäre angehört;  die Individualitäten von Alexander und Aristoteles waren es selber, die dann im Dominikaner-Orden sich unmittelbar nachher verkörperten. [17]

"Nun, schon äußerlich, exoterisch ergibt sich ja, dass selbst solche, ganz tief in der positiven christlichen Entwickelung drinnen stehende Menschen, wie der heilige Augustinus, Aussprüche wie diese getan haben: Das Christentum ist nicht erst seit Christus da, sondern es gab auch vor Christus Christen, nur nannte man sie noch nicht so. So sagt der heilige Augustinus. Derjenige, der nun tiefer eindringt in die geistigen Geheimnisse der Menschheit, der die geistigen Geheimnisse der Menschheit studieren kann mit der Initiationswissenschaft, der muss aber eine solche Anschauung, wie sie bei Augustinus zutage tritt, im allertiefsten Sinne bekräftigen. Es ist so. Nur entsteht dann das tiefe Bedürfnis, erkennen zu lernen, wie das, was durch das Mysterium von Golgatha der historische Christus-Impuls auf der Erde geworden ist, vorher gelebt hat. Nun kann ich heute, ich möchte sagen, einleitend auf diese vorherige Gestalt des Christentums dadurch hinweisen, dass ich von Eindrücken ausgehe, die in der Nähe des Ortes unseres Sommerkurses in Torquay zu erhalten waren, an der Stätte, wo die Geistesströmung des Königs Artus ausgegangen war, in Tintagel. Es war uns ja möglich, die Eindrücke, die heute noch an jener Stelle, wo einstmals das Schloß der Artusschen Tafelrunde war, die Eindrücke, welche heute noch dort, namentlich von der dieses Schloß umgebenden großartigen Natur gewonnen werden können, anzuschauen. Da ergibt sich ja, dass an jener Stätte, wo nur noch Trümmer der alten Artusburg vorhanden sind, man da schaut, gleichsam im Gedanken erschaut, wie durch die Jahrhunderte, seitdem die Artusströmung von dort ausgegangen ist, Stein um Stein abgebröckelt ist, so dass jetzt kaum mehr viel zu erkennen ist von den alten Burgen, die da von König Artus und den Seinen bewohnt worden sind. Aber wenn man mit dem geistigen Auge hinausschaut von jenem Platze aus, wo die Burg gestanden hat, hinausblickt auf das Meer, das sich farbenschillernd und anbrandend so darbietet, wenn man da hinausschaut - hier ein Bergkogel auf der einen Seite, hier das Meer - , dann bekommt man den Eindruck, dass der Mensch dort in der Lage ist, das elementarische Wesen der Natur und des Kosmos in einem ganz besonders tiefen Sinne in sich aufzunehmen. Und schaut man dann mit dem okkulten Blicke zurück, vergegenwärtigt man sich denjenigen Zeitpunkt, der ja wenige Jahrtausende zurückliegt, in dem die Artusströmung zunächst begonnen hat, dann sieht man: die Menschen, die dort lebten auf der Artusburg - wie es mit allen diesen okkulten Stätten der Fall ist - , hatten sich diesen Punkt ausersehen, weil ihnen nötig war für die Impulse, die sie brauchten, für die Aufgabe, die sie sich gestellt hatten, für alles, was sie in der Welt tun sollten, dasjenige, was sich da vor ihnen in der Natur abspielte. Nun ist es ja - ich kann heute nicht sagen, ob es immer so ist, aber in denjenigen Augenblicken, wo ich das sah, stellte sich die Sache so dar -, ein hinreißend schönes Spiel der aus der Tiefe auftreibenden Meereswogen, deren wunderbares Kräuseln ohnedies ja schon eines der großartigsten Naturspiele ist, es ist das von den Felswänden abstoßende und wiederum zurückbrandende Treiben der Meereswogen, das von unten die elementarischen Geister aufsprießen und sich ausleben lässt, von oben herunter der Sonnenschein, der in den Luftwellen in der mannigfaltigsten Weise sich spiegelt, es ist dies, ich möchte sagen, ein Moment, in dem man dasjenige entwickeln kann, was ich nennen möchte: in heidnischer Art fromm werden. Dies Zusammenspiel von Elementarischem von oben, von Elementarischem von unten zeigt die ganze Sonnenkraft, breitet diese Sonnenkraft vor den Menschen so aus, dass der Mensch sie empfangen kann. Und derjenige, der aufnehmen kann das, was da die lichtgeborenen Elementarwesen von oben, die schweregeborenen Elementarwesen von unten in ihrem Zusammenspiel treiben, wer das in sich aufnehmen kann, der nimmt eben die Sonnenkraft auf, den Sonnenimpuls. Es ist etwas anderes, als in christlicher Art fromm werden. In heidnischer Art fromm werden, das heißt: hingegeben sein an die Götter der Natur, die überall im Wesen und Weben der Natur spielen und kraften und wirken und weben. Und dieses ganze Naturwirken und -weben, das haben offenbar diejenigen aufgenommen, die mit und um den König Artus waren. Und das Bedeutsame ist das, was jene Menschen aufnehmen konnten, die in den ersten Jahrhunderten nach dem Mysterium von Golgatha um den König Artus waren. Nun möchte ich Ihnen heute, meine lieben Freunde, entwickeln, wie dieses besondere Geistesleben an solchen Stellen war, wie die der Artusschen Tafelrunde. Ich muss da ausgehen von einer Erscheinung, die Sie alle kennen. Wenn der Mensch stirbt, lässt er zunächst seinen physischen Leib hinter sich, und er trägt noch einige Tage seinen Ätherleib an sich. Nach einigen Tagen legt er den Ätherleib ab, lebt im astralischen Leib und im Ich weiter. Was sich da mit dem Menschen, der durch des Todes Pforte gegangen ist, abspielt, das stellt sich dem schauenden Blicke so dar, dass man den Menschen sich ätherisch auflösen sieht nach dem Tode. Er wird immer größer und größer, aber auch immer undeutlicher und undeutlicher. Er webt sich in den Kosmos hinein. Eine merkwürdige, polarisch entgegengesetzte Erscheinung spielte sich weltgeschichtlich ab in Anknüpfung an das Mysterium von Golgatha. Was geschah denn dazumal, als das Mysterium von Golgatha geschah? Der Christus war bis dahin Sonnenwesen, gehörte der Sonne an. Bevor nun das Mysterium von Golgatha sich abspielte, standen die Ritter von Artus' Tafelrunde oben auf ihren Felsenbergen, schauten hinaus in das Spiel der sonnengeborenen Geister und der erdgeborenen Geister und empfanden: dasjenige, was in dieser Kraft spielte, durchdrang ihr Herz, durchdrang aber vor allen Dingen ihren ätherischen Leib. Damit nahmen sie auf den Christus-Impuls, der dazumal von der Sonne wegströmte und in allem lebte, was von der Sonnenströmung bewirkt wird. Also vor dem Mysterium von Golgatha, ausgehend von Artus Tafelrunde, nahmen die Ritter der Artusschen Tafelrunde den Sonnengeist, das heißt, den vorchristlichen Christus in ihr eigenes Wesen auf. Dann sandten sie ihre Sendlinge hinaus nach ganz Europa, um die Wildheit der astralischen Leiber der europäischen Bevölkerung zu bekämpfen, zu läutern, zu zivilisieren, denn das war ihre Aufgabe. Und wir sehen gerade solche Menschen, wie die Ritter der Artusschen Tafelrunde, ausgehend von diesem westlichen Punkte des heutigen England, wir sehen sie das, was sie von der Sonne bekommen, hintragen über die ganze europäische dazumalige Menschheit, läutern, reinigen die Astralitäten der damals sehr wilden europäischen, wenigstens in Mitteleuropa und in Nordeuropa sehr wilden europäischen Bevölkerung. Dann aber kam das Mysterium von Golgatha. Was geschah in Asien? In Asien drüben geschah es nun weltgeschichtlich, dass jenes hohe Sonnenwesen, das man nachher als den Christus bezeichnete, die Sonne verließ. Das war eine Art Sterben für den Christus. Christus ging fort von der Sonne, wie wir Menschen im Sterben fortgehen von der Erde. Also Christus ging fort von der Sonne, wie ein Mensch, der stirbt, fortgeht von der Erde. Und wie bei einem Menschen, der stirbt, indem er von der Erde fortgeht, für den okkulten Beschauer der ätherische Leib schaubar ist, den er nach drei Tagen ablegt und er den physischen Leib zurücklässt, so ließ Christus in der Sonne zurück dasjenige, was Sie in meiner «Theosophie» beschrieben finden am Menschen als den Geistesmenschen, als das siebente Glied der menschlichen Wesenheit. Christus «starb von der Sonne», er starb kosmisch von der Sonne zur Erde herab, er kam zur Erde herunter. Von dem Momente von Golgatha ab war auf der Erde zu schauen dasjenige, was sein Lebensgeist war. Wir lassen den Lebensäther, den Ätherleib, den Lebensleib zurück nach dem Tode; nach diesem kosmischen Tode ließ der Christus den Geistesmenschen auf der Sonne zurück, und im Umkreise der Erde den Lebensgeist. So dass vom Mysterium von Golgatha ab die Erde von dem Lebensgeiste Christi wie von einem Geistigen umweht war. Aber nun sind physische Ortszusammenhänge für das geistige Leben ganz anders als für das physische Leben. Dieser Lebensgeist, der war vor allen Dingen schaubar von den irischen Mysterien, von den Mysterien von Hybernia aus und wurde schaubar vor allen Dingen für die  Ritter der Tafelrunde des Königs Artus. So dass von dieser Stätte aus bis zum Mysterium von Golgatha der Christus-Impuls der Sonne in Wirklichkeit ging: da wurden sie von der Sonne her empfangen, die Impulse. Nachher wurde ja auch die Kraft der Artusritter geringer. Aber sie standen lebendig drinnen in dem Lebensgeiste, der mit kosmischer Konfiguration die Erde umwehte, in dem sie fortwährend lebten und in dem fortwährend drinnen spielte dieses Spiel von Licht und Luft, von den Elementarwesen von oben und von den Elementarwesen von unten. Denken Sie sich: wenn man so hinschaut auf das Riff, wo oben die Artusburg ist, dann erschaut man, von oben herunter spielend die Sonne in Licht und Luft, von unten heraufspielend die Elementarwesen der Erde: oben Elementarwesen, unten Elementarwesen, Sonne und Erde in lebhafter Wechselwirkung. Aber in den Jahrhunderten nach dem Mysterium von Golgatha spielte sich das alles ab im Lebensgeiste Christi. So dass wie in einem geistigen Schein, aber innerhalb von Naturtatsachen, in diesem Spiel von Meer und Felsen und Luft und Licht von jener Stätte aus zugleich die geistige Tatsache des Mysteriums von Golgatha drinnen spielte. Verstehen Sie mich recht, meine lieben Freunde. Damals sah man hinaus in das Meer, und wenn man jene Exerzitien, die die Zwölfe um den König Artus machten, die sich anlehnten an die Mysterien des Tierkreises, des Zodiakus, hinter sich hatte, so sah man - im 1., 2., 3., 4., 5. nachchristlichen Jahrhundert - nicht bloß das Spiel der Natur,  sondern es war so, wie wenn man anfangen könnte zu lesen, geradeso wie wenn man ein Buch vor sich hat, das man entweder anglotzen oder das man lesen kann: da glänzte ein Flämmchen auf, kräuselte sich eine Welle, spiegelte sich die Sonne an irgendeinem Felsriff, da ward das Meer an das Felsriff hinaufgeschlagen - das alles ist konfiguriert, das alles ist ein Fließendes, Strömendes, ein sich Kreisendes, ein Weisendes, eine Wahrheit, die man entziffern kann. Entzifferte man es, so las man die geistige Tatsache des Mysteriums von Golgatha, weil alles das durchspielt wurde vom Lebensgeiste Christi. Drüben in Asien hatte sich das Mysterium von Golgatha abgespielt, hatte die Seelen, die Herzen der Menschen ergriffen, hatte sich tief hineingelebt in die Seelen, in die Herzen der Menschen. Man muss nur einmal auf diejenigen hinschauen, die die ersten Christen waren, welche Umwandelung diese in ihren Seelen erlebt haben, man wird schon finden: In derselben Zeit, in der hier im Westen sich das abspielte, was ich eben beschrieben habe, drang dort der wirkliche Christus, der Christus, der heruntergestiegen war, der seinen Geistesmenschen oben auf der Sonne gelassen hatte, seinen Lebensgeist in der Atmosphäre der Erde hatte, der drang, indem er sein Ich heruntertrug - noch mit dem Geistselbst heruntertrug auf die Erde - vom Osten nach Westen durch Griechenland, Nordafrika, Italien, Spanien herüber nach Europa durch die Herzen der Menschen in derselben Zeit, in der er hier durch die Natur drang. So dass wir sehen: Hier von Westen nach Osten wirkend, innerhalb der Natur lesbar für denjenigen, der lesen kann, die Historie des Mysteriums von Golgatha gewissermaßen als die Naturwissenschaft der Höhergraduierten aus des Artus Tafelrunde; von Osten nach Westen eine Strömung - jetzt nicht in Wind und Wellen, nicht in Luft und Wasser, nicht über Berge und Sonnenstrahlen hin, sondern eine Strömung durch das Blut der Menschen, durch die Herzen der Menschen, das Blut der Menschen ergreifend - , von Palästina durch Griechenland bis nach Italien und Spanien hinein. So dass wir sagen können: Auf der einen Seite geht es durch die Natur, auf der anderen Seite geht es durch das Blut, durch die Herzen der Menschen. Diese zwei Strömungen gehen einander entgegen: die eine, die noch in der Natur spielt, die bei der ganzen heidnischen Strömung noch heute ist, die trägt den vorchristlichen, den heidnischen Christus, den Christus, der als Sonnenwesen von solchen Menschen wie den Rittern der Tafelrunde, aber auch den vielen anderen, vor dem Mysterium von Golgatha verbreitet worden ist. Diese Strömung trägt den vorchristlichen Christus auch noch in der Zeit des Mysteriums von Golgatha durch die Welt. Und ein großer Teil derjenigen ist ja ausgegangen von der Strömung, die man zusammenfasst unter dem Titel der Strömung aus des Artus Tafelrunde. Man kann heute noch auf diese Dinge kommen: da ist heidnisches Christentum, Christentum, das nicht anknüpft an das historische Ereignis von Golgatha. Unten entgegenkommend ist das Christentum, das anknüpft an das Mysterium von Golgatha, das durch das Blut der Menschen, das durch die Herzen, die Seelen der Menschen geht. Zwei Strömungen, die einander entgegengehen: Die vorchristliche Christus-Strömung, ich möchte sagen, wie ätherisiert - die christliche Christus-Strömung. Die eine ist später eben bekanntgeworden als die Artusströmung; die andere ist bekanntgeworden als die Gralsströmung. Beide begegneten einander später. Und zwar begegneten sie einander innerhalb Europas und vor allen Dingen in der geistigen Welt. Wie können wir diese Bewegung nennen? Der Christus, der herabgestiegen war durch das Mysterium von Golgatha, ist in die Herzen der Menschen eingezogen. In den Herzen der Menschen selber zog er von Osten nach Westen, von Palästina durch Griechenland, über Italien nach Spanien. Das Grals-Christentum, durch das Blut, durch die Herzen der Menschen breitete es sich aus. Der Christus unternahm seinen Zug von Osten nach Westen. Entgegen kam das Geist-Ätherbild des Christus von Westen, bewirkt durch das Mysterium von Golgatha, aber in sich noch tragend Christus mit dem Sonnenmysterium. Ein Großartiges, Wunderbares spielt sich hinter den Kulissen der Weltgeschichte ab. Von Westen herüber das heidnische Christentum, das Artus-Christentum, auch unter anderem Namen und in anderer Form auftretend; von Osten herüber der Christus in den Herzen der Menschen. Die Begegnung: Christus, der wirkliche, auf die Erde gekommene Christus, begegnet seinem Bilde, das ihm entgegengetragen wird, von Westen nach Osten strömend. 869 ist die Begegnung. Bis zu diesem Jahre haben wir deutlich voneinander unterschieden eine Strömung, die im Norden und über Mitteleuropa hingeht, die durchaus, ob man ihn nun Baidur oder irgendwie nannte, den Christus als Sonnenhelden in sich trug. Und unter der Flagge des Christus als Sonnenhelden verbreiteten die Artusritter ihre Kultur. Die andere Strömung, die innerlich im Herzen wurzelt, die dann später zur Gralsströmung wurde, sie ist mehr im Süden von Osten her zu sehen, sie tragt den eigentlichen, den wahren, den wirklichen Christus. Die von Westen kommende trägt gewissermaßen ein kosmisches Bild ihm entgegen. Die Begegnung des Christus mit sich selbst, des Christus als Bruder des Menschen und des Christus als Sonnenhelden, der nur noch im Bilde vorhanden ist, diese Begegnung, dieses Zusammenfließen des Christus mit seinem eigenen Bilde findet statt im 9. Jahrhundert. Damit habe ich Ihnen geschildert, wie innerlich der Zeitenlauf war in den ersten Jahrhunderten nach dem Mysterium von Golgatha, in jenen ersten Jahrhunderten, in denen ja auch, wie ich schon angeführt habe, die Seelen da waren, die nun wieder erschienen sind und die aus ihren früheren Erdenleben den Drang mitgebracht haben, sich ehrlich nach der anthroposophischen Bewegung hin zu bewegen. Wenn wir hinschauen auf diese bedeutungsvolle Artusströmung von Westen nach Osten, so erscheint sie als diejenige, welche den Sonnenimpuls in die Erdenzivilisation hineinträgt. Damit wellt und webt innerhalb dieser Artusströmung dasjenige, was man in christlicher Terminologie die Michael-Strömung nennen kann, jene Michael-Strömung im spirituellen Leben der Menschheit, in die wir als moderne Menschen wiederum einziehen seit dem Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Nachdem jene Macht, welche man mit dem christlichen Namen Gabriel bezeichnen kann, drei bis vier Jahrhunderte geherrscht hat als die dirigierende Macht in der europäischen Zivilisation, wurde sie abgelöst - Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts - durch die Michael-Herrschaft, die wiederum drei bis vier Jahrhunderte dauern wird, im Geistesleben der Menschen fortleben und weben und wellen wird und in der wir eben jetzt drinnen stehen. Wir haben also in unserer Gegenwart immerhin Veranlassung - weil wir selber wiederum in der Michael-Strömung drinnen leben -, wir haben Veranlassung, auf solche Michael-Strömungen hinzuweisen. Wir finden diese Michael-Strömung, wenn wir in der Zeit, die dem Mysterium von Golgatha hart voranging, hinschauen auf die vom englischen Westen ausgehende, ursprünglich von den Mysterien von Hybernia angeregte Artusströmung. Wir sehen in einer älteren Form diese Michael-Strömung, wenn wir hinblicken auf dasjenige, was Jahrhunderte vor der Entstehung des Mysteriums von Golgatha von Nordgriechenland, von Mazedonien aus, durch jene internationale, jene kosmopolitische Strömung geschehen ist, die an den Namen Alexanders des Großen geknüpft ist und unter dem Einfluss jener Weltanschauung gestanden hat, die unter dem Namen der aristotelischen bekannt ist. Was in der vorchristlichen Zeit sich durch Aristoteles und Alexander abgespielt hat, stand damals so in der Michael-Herrschaft drinnen, wie wir jetzt wiederum in der Michael-Herrschaft drinnen stehen, und dazumal war auf Erden ebenso wie jetzt in dem geistigen Leben der Michael-Impuls. Immer, wenn ein Michael-Impuls in der Erdenmenschheit ist, dann ist die Zeit, wo dasjenige, was in einem Kulturzentrum, in einem spirituellen Zentrum begründet worden ist, über viele Völker der Erde, in allen Gegenden, in denen es möglich ist, ausgebreitet wird. Das geschah in der vorchristlichen Zeit durch die Alexanderzüge. Da wurde das, was innerhalb der griechischen Kultur gewonnen worden ist, verbreitet über diejenige Menschheit, in der es verbreitet werden konnte. Und wenn man Aristoteles und Alexander gefragt hätte: Woher habt ihr dasjenige, was in euren Herzen sitzt als der Impuls zur Ausbreitung des geistigen Lebens eurer Zeit? - sie würden zwar mit einem anderen Namen, aber im Wesen doch geantwortet haben: Von dem Impuls des Michael, desjenigen, der als Diener Christi von der Sonne aus wirkt. Denn von den verschiedenen Archangeloi, welche abwechselnd die Kultur beherrschen, gehört Michael, der im Alexander-Zeitalter und wiederum in unserem Zeitalter herrscht, der Sonne an. Es gehört derjenige, der dann gefolgt ist auf die Alexander-Zeit, Oriphiel, dem Saturn an. Es gehört derjenige, der dann auf Oriphiel gefolgt ist, Anael, der Venus an. Es gehört derjenige Erzengel, der im 4., 5. Jahrhundert die europäische Zivilisation beherrscht hat, Zachariel, der Jupitersphäre an. Dann kam Raphael aus der Merkursphäre in derjenigen Zeit, in der insbesondere eine Art Medizinkultur-Denkweise im Untergrunde desjenigen blühte, was als europäische Zivilisation sich abspielte. Dann kam Samael so über das 12. Jahrhundert hin. Samael gehört dem Mars an. Dann kam Gabriel, der der Mondensphäre angehört. Und nun trat wiederum seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Michael ein, der der Sonnensphäre angehört. So gehen im Rhythmus fort die Herrschaften über das Geistesleben der Erde durch diese sieben Wesen aus der Hierarchie der Archangeloi. Wenn wir also zurückblicken - wo war die letzte Michael-Herrschaft? Sie war in der Alexanderzeit. Sie war da als dasjenige, was sich abgespielt hatte durch Jahrhunderte als griechische Zivilisation, hinübergetragen wurde nach Asien, hinübergetragen wurde nach Afrika, sich konzentrierte in der geistig mächtigen Stadt Alexandria mit ihren bedeutsamen Geisteshelden. Das ist ein eigentümlicher Anblick für das okkulte Schauen. Geht man diese paar Jahrhunderte vor das Mysterium von Golgatha zurück: man sieht von Mazedonien nach Osten hinüber - also wiederum von Westen nach Osten, aber weiter nach Osten gelegen - die Strömung, die man dann ebenso schaut von den englisch-irischen Seelen, wiederum von Westen nach Osten hinüber. Während der Alexanderherrschaft herrscht Michael auf Erden. Während der Artusherrschaft wird unter der Herrschaft des Michael, der jetzt von der Sonne herunter wirkt, von der Sonne herunter dasjenige getragen, was ich Ihnen dargestellt habe. ... Die Frage steht vor uns: Was ist mit Alexander, was ist mit Aristoteles selber geschehen? Sie waren tief verbunden mit der Michael-Herrschaft, aber nicht zu der Zeit auf Erden, als das Mysterium von Golgatha sich abspielte. Nun müssen wir uns lebhaft die beiden Gegenbilder vorstellen. Auf der Erde sind die Menschen, die Zeitgenossen sind des Mysteriums von Golgatha. Christus wird Mensch, geht durch das Mysterium von Golgatha, lebt von da an in der Erdensphäre fort. Wie ist es auf der Sonne? Da sind die Seelen, die dazumal zu Michael gehörten, in der Sphäre des Michael lebten. Sie sind diejenigen, die von der Sonne aus schauen, wie Christus die Sonne verläßt. Auf der Erde sind diejenigen, die des Christus Ankunft schauen; auf der Sonne sind diejenigen, die des Christus Weggang schauen: sie sehen ihn heruntersteigen zur Erde. Das ist der Gegensatz. Und das erleben vorzugsweise diejenigen, die im Erdenleben teilgenomen haben an jener Michael-Herrschaft, die zur Alexanderzeit war. Sie erleben sozusagen das umgekehrte Christus-Ereignis: den Fortgang des Christus von der Sonne. Sie leben weiter - unmaßgebliche Inkarnationen will ich jetzt nicht erwähnen -, sie leben weiter und sie erleben das in der geistigen Welt für die Erdenwelt bedeutsame Zeitalter des 9. nachchristlichen Jahrhunderts, ungefähr das Jahr 869. Denn da findet ja erstens das statt, was ich Ihnen eben angedeutet habe, die Begegnung des Christus mit seinem Ebenbilde, mit seinem Lebensgeist, mit demjenigen, was noch vorhanden war von dem vorchristlichen heidnischen Christus. Aber es findet auch die Begegnung statt zwischen jenen Individualitäten, welche in Alexander dem Großen und Aristoteles lebten, mit jener Individualität, die in Harun ai Raschid, und jener, die in seinem Ratgeber lebte: Der mohammedanisierte Aristotelismus von Asien in geistiger Entfaltung in Harun al Raschid und dem Ratgeber nach dem Tode mit Alexander und Aristoteles nach dem Tode. Aber das eine war der Aristotelismus und Alexandrinismus, der den Mohammedanismus aufgenommen hat, das andere war der wirkliche Aristotelismus, waren nicht jene nachträglichen Lehren, die schon durch Menschen gegangen waren. Aristoteles und Alexander hatten das Mysterium von Golgatha von der Sonne aus gesehen. Da fand die große Auseinandersetzung, gewissermaßen jenes himmlische Konzil statt zwischen dem mohammedanisierten Aristotelismus und dem christianisierten Aristotelismus, aber dem in der geistigen Welt christianisierten Aristotelismus. So kann man sagen: Hier in der Welt, die unmittelbar als geistige  Welt an unsere physische Erdenwelt angrenzt, begegneten sich Alexander und Aristoteles und Harun al Raschid und sein Ratgeber, sich auseinandersetzend über den weiteren Fortgang der Christianisierung Europas, hinweisend auf dasjenige, was kommen musste am Ende des 19. Jahrhunderts, im 20. Jahrhundert, wo die Michael-Herrschaft wiederum auf Erden sein kann. Und das alles entstand, spielte sich ab wie bestrahlt von jenem Ereignisse der Begegnung des Christus mit seinem Gegenbilde. Das alles stand unter diesem Eindrucke. Das geistige Leben der Menschen wurde in der spirituellen Welt, die unmittelbar an die physische Erdenwelt angrenzt, in intensiver Weise projektiert, könnte man sagen, fadengezeichnet. Und unten auf der Erde selber versammelten sich in Konstantinopel zum achten allgemeinen ökumenischen Konzil die Väter der Kirche und fassten das Dogma, dass der Mensch nicht aus Leib, Seele und Geist, sondern nur aus Leib und Seele bestehe, und die Seele einige geistige Eigenschaften habe. Die Trichotomie - so nannte man das, dass der Mensch aus Leib, Seele und Geist besteht -, die Trichotomie wurde abgeschafft. Wer ferner an sie glaubte in Europa, der wurde ein Häretiker. Die christlichen Väter in Europa vermieden unter allen Umständen, jemals von der Trichotomie, von Leib, Seele und Geist zu sprechen, sondern redeten nur von Leib und Seele. was so als Maßgebliches im Jahre 869 in übersinnlichen Welten geschah, wie ich es Ihnen beschrieben habe, das warf seine Schatten hinunter in die Welt. Das finstere Zeitalter des Kali Yuga nahm einen besonderen Impuls seiner Finsternis auf, während sich darüber dasjenige  abspielte, was ich Ihnen eben beschrieben habe. Das war der wirkliche Verlauf der Ereignisse: in der physischen Welt das Konzil von Konstantinopel, in dem der Geist abgeschafft wird; in der unmittelbar an die physische Welt angrenzenden Welt ein himmlisches Konzil, das sich, so abspielte, indem der Christus selber seinem Gegenbilde begegnete. ... Und etwas sehr Bedeutendes fand statt. Diejenigen Menschen, die vorzugsweise um Michael sich scharten, die also im Alexander-Zeitalter vorzugsweise inkarniert waren, sie lebten jetzt in der geistigen Welt. Sie schauten schon auf so etwas herunter, wie es die christliche Entwickelung war durch die Lehrer von Chartres. Sie warteten aber, bis die Lehrer von Chartres, die letzten, die noch kosmisches Christentum lehrten, hinaufkamen in die geistige Welt. Und es war ein gewisser Zeitpunkt, ein Zeitpunkt am Ende des 12. Jahrhunderts, am Beginne des 13. Jahrhunderts, da begegneten sich gewissermaßen in der überirdischen Sphäre, die unmittelbar an die irdische angrenzte, die mehr platonisch gearteten Lehrer von Chartres mit jenen, die das himmlische Konzil von 869 durchmachten. Und da fand, wenn ich mich trivial-irdisch ausdrücken darf für diese erhabene Sache, da fand eine Art Besprechung statt zwischen denen, die als die Lehrer von Chartres eben hinaufkamen in die geistige Welt und nunmehr in der geistigen Welt weiter die Entwickelung erleben sollten, und jenen anderen, die unmittelbar heruntersteigen sollten, unter welchen die unmittelbaren Individualitäten von Alexander und Aristoteles selber waren, die dann im Dominikaner-Orden sich unmittelbar nachher verkörperten. Und es fand statt auf Erden in dem, was heute so verkannt wird, was wert wäre, dass man es tiefer in seiner Bedeutung erkennen würde, es fand statt in dem, was als Scholastik auf der Erde auftrat, die Vorbereitung für alles Spätere, was dann im späteren Michael-Zeitalter stattfinden sollte. Und um sich recht in das Christentum einzuleben, um ganz im Christentum drinnen zu stehen, verkörperten sich diejenigen, die der Michael-Sphäre angehörten, die im alten Alexander-Zeitalter lebten, nicht mitgemacht hatten die ersten christlichen Jahrhunderte oder nur in unmaßgeblichen Inkarnationen, verkörperten sich, um eben ins Christentum sich einzuleben, im Dominikaner-Orden oder in anderen christlichen Orden, aber hauptsächlich im Dominikaner-Orden. Dann gingen sie durch die Pforte des Todes hinauf in die geistige Welt und wirkten in der geistigen Welt weiter. Da fand nun im 15. Jahrhundert - bis ins 16. Jahrhundert hinein dauerte es, die Zeitverhältnisse sind ganz andere für die geistige Welt - jene gewaltige Unterweisung im Übersinnlichen statt, die von Michael selber für die Seinigen ausgegangen ist. Da wurde sozusagen eine übersinnliche, eine spirituelle Schule begründet, eine Schule, in der Michael selber der Lehrer war, eine Schule, an der die entsprechenden Menschen teilnahmen, die dazumal inspiriert waren namentlich durch das frühere Michael-Zeitalter, inspiriert dann durch das Hineinleben in das Christentum auf die Art, wie ich es dargestellt habe. All dasjenige, was zu Michael gehörte an entkörperten Menschenseelen, nahm teil an jener großen Schule, die übersinnlich stattfand im 14., 15., 16. Jahrhunderte. Alle diejenigen Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi, Archangeloi, Archai, die zur Michael-Strömung gehörten, nahmen teil. Zahlreiche Elementarwesen nahmen teil. Es fand dort ein bedeutsamer Rückblick auf alles alte Mysterienwesen statt. Eine genaue Erkenntnis wurde für die Seelen über das alte Mysterienwesen verbreitet. Zurückgeschaut wurde in die Sonnenmysterien, in die Mysterien der anderen Planeten. Aber auch der Ausblick für die Zukunft wurde eröffnet, für das, was im neuen Michael- Zeitalter beginnen sollte, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts anfängt, das jetzt herrschend ist. All das ging dazumal durch die Seelen. Es waren wieder dieselben Seelen, die in unserem Michael-Zeitalter sich zur anthroposophischen Bewegung hingedrängt fühlten. Mittlerweile fand auf Erden, ich möchte sagen, der letzte Anprall statt. Harun al Raschid verkörperte sich wieder, begründete in seiner Wiederverkörperung den Impuls des Materialismus, erschien als Baco von Verulam. Die Universalität Bacos von Verulam ist von Harun al Raschid, aber auch das, was an Intellektuellem, an Materialismus in Bacon lebt, ist von Harun al Raschid. Bacon erschien als der wiederverkörperte
Harun al Raschid. Sein Ratgeber, der den anderen Weg gemacht hat, erschien in dem gleichen Zeitalter als Arnos Comenius. Und so sehen wir, während das Christentum in der Beleuchtung des Aristotelismus im Übersinnlichen im 14., 15., 16., 17. Jahrhundert und so weiter die hauptsächlichste Entwickelung durchmachte, auf Erden den Materialismus geistig begründet: begründet in der Wissenschaft durch Bacon, den wiederverkörperten Harun al Raschid, begründet im Erziehungswesen unter Arnos Comenius, dem wiederverkörperten Ratgeber des Harun al Raschid. Beide wirkten zusammen. Und Arnos Comenius und Bacon bewirkten beide, als sie nun durch die Pforte des Todes gingen, Merkwürdiges in der geistigen Welt. Als Baco von Verulam durch die Pforte des Todes ging, zeigte sich, wie von seinem ätherischen Leibe durch die besondere Denkungsart, die er in der Bacon-Inkarnation angenommen hatte, eine ganze Welt von Idolen, dämonischen Idolen ausging, welche die geistige Welt erfüllten, von der ich eben gesprochen habe, in der die Nachwirkungen jenes seelischen Konzils sich abspielten unter den Individualitäten, welche von Michael belehrt wurden. In dieser Welt breiteten sich Idole aus. Es ist schon so, wie in meinem ersten Mysterium dargestellt ist, dass das, was auf Erden geschieht, mächtige Wirkungen in die geistige Welt hinein hat. Bacons irdische Geistesart hatte in die geistige Welt hinein die tumultuarische Wirkung, dass eine ganze Welt von Idolen sich ausbreitete. Und aus dem, was Arnos Comenius auf Erden doch eigentlich als eine Art materialistische Pädagogik begründet hatte, bildete sich sozusagen die Grundlage, die Welt, die Sphäre, die Weltatmosphäre für dasjenige, was die Idole des Bacon waren. Ich möchte sagen: Bacon lieferte die Idole, und was zu den Idolen als andere Reiche gehörte, das lieferte ihnen Arnos Comenius durch dasjenige, was auf Erden stattgefunden hatte. Denn wie wir als Menschen das Mineralreich, das Pflanzenreich um uns haben, so hatten nun diese Idole des Bacon die anderen Reiche, die sie brauchten, um sich. Und der Bekämpfung von alledem, der Bekämpfung dieser dämonischen Idole, hatten sich jetzt jene Individualitäten zu widmen, die einstmals unter der Führung von Alexander und Aristoteles auf der Erde waren. Das spielte sich ab bis zu dem Momente hin, wo die Französische Revolution auf Erden stattfand. Diejenigen Idole, die nicht bekämpft werden konnten, diejenigen Dämonen, idolischen Dämonen, die sozusagen entkommen waren im Kampfe, die stiegen dann zur Erde herunter und inspirierten das, was der Materialismus des 19. Jahrhunderts war, mit allem, was nachfolgte. Das sind die Inspiratoren des Materialismus des 19. Jahrhunderts!"  [18]
 

12. Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums; Buddha-Einfluss durch Schopenhauer, Buddhismus und Christentum; in dieser Weltanschauung des Mahomet ist der Christus-Impuls unberücksichtigt gebieben wie in der heutigen Wissenschaft, weshalb ja auch von "Sarazenen der Wissenschaft" die Rede ist; so wie dieser Begriff der Vererbung heute noch in den verschiedenen Wissenschaften figuriert und sogar in das populäre Leben eintritt, so ist er einfach nicht zu brauchen, ganz zu schweigen von der Manipulation der Gene und mRNA


Von den esoterischen Lehren, die Johannes der Täufer seinen weiter fortgeschrittenen Schülern erteilte, zu denen auch der spätere Apostel Andreas gehörte, verstand Mahomet (ältere Form des Namens Mohammed um 570-632) und seine Religion des Halbmondes natürlich nichts; in dieser Weltanschauung des Mahomet ist der Christus-Impuls unberücksichtigt gebieben wie in der heutigen Wissenschaft, weshalb ja auch von "Sarazenen der Wissenschaft " die Rede ist:: "Und wer solche Dinge nicht äußerlich nimmt, wird nicht darüber lachen - denn es ist nicht zu lachen darüber, sondern es ist tatsächlich mit der Symbolik der betreffenden Religion und Weltanschauung zusammenhängend -, dass das Wiederauftauchen der alten Jahve-Mond-Religion zu sehen ist in der Religion des Halbmondes, die in der Zeit nach dem Christus-Ereignis wieder auftritt und die Impulse, die vorangingen, hineinwirft in die nachchristliche Zeit. So haben wir die Wiederholung eines früheren Zeitraumes in einem späteren in übergreifender Folge in dem letzten Drittel der griechisch-lateinischen Zeit, die wir ja ... bis ins 12., bis 13. Jahrhundert hinein rechnen. Das heißt, wir haben - nachdem ein Zeitraum von sechs Jahrhunderten ausgesondert ist - vom 6. Jahrhundert angefangen, in die nächste Zeit hereinragend und alle Entwickelungsfaktoren mächtig beeinflussend, in der Religion, welche die Araber von Afrika bis nach Spanien hinübergetragen haben, diejenige Religion, die unter Nichtberücksichtigung des eigentlichen Christus-Impulses eine Art von Wiederaufrichtung der Jahve-Mond-Religion in einer andern Form darstellt. Es ist nun nicht möglich, alle Eigentümlichkeiten dessen auseinanderzusetzen, was da hinübergetragen worden ist. Aber bedeutsam ist es schon, wenn wir uns nur in die Seele schreiben, dass in dieser Weltanschauung des Mahomet zunächst unberücksichtigt geblieben ist der Christus-Impuls, dass diese Mahomet-Religion wirklich eine Art Wiederaufleben war dessen, was man im Einheitsgotte des Mosaismus finden konnte. Nur war dieser Einheitsgott hineingetragen in etwas, was sozusagen von der andern Seite her genommen war, zum Beispiel von der ägyptischchaldäischen Weltanschauung, die eine genaue Kunde gebracht hat von dem Zusammenhange der Vorgänge am Sternenhimmel mit den Weltgeschehnissen. Daher sehen wir, dass alle diejenigen Gedanken und Begriffe, die wir sowohl bei den Ägyptern wie auch bei den Chaldäern, Babyloniern und Assyrern finden, wieder auftreten in der Mahomet-Religion, aber jetzt bei ihr merkwürdig durchleuchtet und durchwellt von dem, was wir nennen können die Einheitsgottheit des Jahve oder Jehova. Es ist wie ein Zusammenschluss, wenn man wissenschaftlich sprechen wollte, wie eine Synthese alles dessen, was die ägyptisch-chaldäischen Priesterweisen gelehrt haben, was in Chaldäa gelehrt worden ist, mit dem, was die althebräische Jahve-Religion lehrte, was uns da im Arabertum entgegentritt."

Durch Schopenhauer ist der Buddha-Einfluss, dessen Symbol der Merkur ist, nach Europa gekommen; mittlerweile ist der Buddhismus mit dem Christentum zusammengeflossen: "Wer diese Tatsachen im rechten Lichte zu sehen vermag, der wird sich nun sagen: Wir haben also aufzunehmen diejenigen Elemente aus der Buddha-Strömung, die bisher nicht innerhalb unserer abendländischen Kultur enthalten waren. Da sehen wir auch schon, wie gewisse Elemente der Buddha-Strömung auch durch die abendländische Geistesentwickelung einströmen, wie zum Beispiel die Ideen von Reinkarnation und Karma. Diese fließen ein. ... In den verborgenen Welten ist mittlerweile der Buddhismus mit dem Christentum zusammengeflossen. ... Und ich kann Ihnen die Versicherung geben, wenn Sie alles nehmen an geschichtlichen Erkenntnissen, was Sie nur auffinden können, und die ... Entwickelung Europas wirklich verfolgen, so können Sie sehen, dass wir jetzt an dem Punkt eines Zusammenfließens des Christentums mit dem Buddhismus stehen"

Absurditäten und falsche Propheten der muslimischen Araber, weshalb sie ja auch von den Spaniern aus Europa herausgeworfen wurden, weil sie ja nicht nur kein Verständnis des Christentums hatten, sondern dies auch aktiv bekämpften; Sabbatai Zewi, 1626-1676, trat 1666 als Messias auf, ging dann aber zum Islam über.: "Das wäre heute ebenso gescheit, als wenn die christlichen Europäer die Araber, die nach Spanien gekommen waren, über das Wesen des Christus gefragt hätten. Das wußten damals die Menschen in Europa, dass die Christus-Idee ihnen nicht von den Arabern kommen kann, dass die ihnen nichts zu sagen hatten über den Christus. Und wenn sie ihnen etwas sagten, dann waren es solche Ideen, die nicht der wirklichen Christus-Idee entsprachen. Und die verschiedenen Propheten, die als falsche Messiasse aufgetreten sind, die sind im Grunde genommen, ohne Verständnis für den Christus-Impuls zu haben, aus dem Arabertum heraus aufgetaucht, bis auf Sabbatai Zewi. Es muss uns also klar sein, dass diese Nebenströmung des Arabertums zu befruchten hatte durch ganz andere Elemente - und keineswegs durch einen Aufschluss über das Zentralgeheimnis des Christus. In genau derselben Weise müssen wir uns stellen zu jener Strömung, die uns heute als Nebenwelle zufließen muss, als eine alte erneuerte Welle, die Verständnis bringen wird für Reinkarnation und Karma, aber unmöglich ein Verständnis für den Christus-Impuls bringen kann. Denn das wäre ebenso absurd, als wenn die Araber den Europäern die richtige Christus-Idee hätten beibringen wollen. Die Araber aber vermochten viele Ideen von falschen Messiassen den Europäern beizubringen, eben bis auf Sabbatai Zewi. Solche Dinge werden sich wieder erneuern. Denn die Entwickelung der Menschheit kann nur vorwärtsgehen, wenn die Menschen die Stärke haben, diese Dinge zu durchschauen. Und wir müssen die Verhältnisse immer klarer und eindringlicher bewußt durchschauen." 

Absurditäten in bezug auf die Wissenschaft wurde von den Arabern übernommen; z.B. so wie dieser Begriff der Vererbung heute noch in den verschiedenen Wissenschaften figuriert und sogar in das populäre Leben eintritt, so ist er einfach nicht zu brauchen, ganz zu schweigen von der Manipulation der Gene und mRNA: "Mit unbrauchbar gewordenen Begriffen arbeiten unsere Forscher. Sie können die Literatur der Gegenwart auf den Gebieten der verschiedensten Wissenschaften durchgehen, da werden Sie sehen, dass es manchmal für den Kenner dieser Sachen geradezu jammervoll ist, wie Tatsachen auf Tatsachen hervorsprießen im wissenschaftlichen Leben und wie die Begriffe überall nicht ausreichen, um diese Tatsachen zu verstehen. So haben wir einen Begriff - diese Dinge können heute hier nur angedeutet werden -, der heute noch eine große Rolle spielt im weitesten Umfange unserer Wissenschaft: der Begriff der Vererbung. So wie dieser Begriff der Vererbung heute noch in den verschiedenen Wissenschaften figuriert und sogar in das populäre Leben eintritt, so ist er einfach nicht zu brauchen. Die Tatsachen werden die Menschen lehren, dass sie zu ihrem Verständnis andere Begriffe erfordern als zum Beispiel den ganz unbrauchbaren Begriff von Vererbung, den man heute im weitesten Umfange der Wissenschaften hat. In bezug auf Vererbung beim Menschen und auch bei verwandten Wesen wird es sich zeigen, dass gewisse Tatsachen, die heute durchaus schon bekannt sind, erst verstanden werden können, wenn ganz andere Begriffe vorhanden sind. Spricht man heute beim Menschen von Vererbung in  aufeinanderfolgenden Generationen, so hat man den Glauben, als ob man alles, was an Fähigkeiten beim Menschen auftritt, verfolgen könnte in der Vererbungslinie bei den unmittelbaren Vorfahren. Aber erst der Begriff von Reinkarnation und Karma wird es möglich machen, dass klare Begriffe darüber an Stelle der jetzigen verworrenen treten können. So wird es sich zeigen, dass ein großer Teil dessen, was heute in der Menschennatur ist - ich kann das hier nur andeuten -, überhaupt nichts zu tun hat mit dem, was man den gegenseitigen Einfluss der Geschlechter nennt; während eine verworrene Wissenschaft heute noch lehrt, dass alles, was am Menschen ist, seinen Anfang nimmt von der Empfängnis durch das Zusammentreten des Männlichen und des Weiblichen. Denn es ist gar nicht wahr, dass alles, was im Menschen auftritt, irgend etwas zu tun hat mit dem, was sozusagen unmittelbar physisch zusammentritt in der Verbindung der Geschlechter. Sie werden über diese Sache genauer nachdenken müssen; ich will es ja nur als eine Anregung geben. ... Daher geht man völlig fehl, wenn man heute die Entwickelung des Menschenkeimes einfach so darstellt, dass alles auf Vererbung zurückgeführt wird, während Dinge direkt aus dem Makrokosmos herein aufgenommen werden. Da haben Sie etwas, wo gegenwärtig die Tatsachen weit hinausgehen über das, was die Wissenschaft an Begriffen hat. ... auf dem Boden der wirklichen Spiritualität darf überhaupt kein Glaube maßgebend sein. Unfruchtbar und totgeboren wird alles sein, was auf einem blinden Glauben beruht. Leicht wäre es, auf einen blinden Glauben zu bauen. Darauf verzichtet der, welcher in den Reihen des abendländischen Geisteslebens steht. Dafür aber baut er auf das, was geprüft werden kann an der Vernunft, an dem Verstand, an der menschlichen Intellektualität."  [19]
 
 

13. Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls; das klare, sichere Denken ist zurückgegangen insbesondere in der Wissenschaft; Zeitalter des blindesten Autoritätsglaubens; verwahrlostes Denken der staatsabgestempelten Mediziner; brutalste Machtsprüche der materialistischen Gelehrsamkeit, um ihren äußeren Materialismus privilegiert und patentiert zu bekommen; kein Vertrauen zur offiziellen Medizin; Soweit ist es in Medizin und Wissenschaft schon gekommen, nichts anderes zu sagen als das, was im Sinne der materialistischen Weltenordnung patentiert ist, selbst die Suchmaschinen und sozialen Netzwerke machen mit; Raffael; Die Hume-Kantsche Lehre als Nominalismus und Philosophie der protestantischen Kreise in Europa im Gegensatz zur Philosophie des Thomas von Aquino


Es bedarf klarer Einsichten in das, was sich auf der abschüssigen Bahn in der Menschheitsentwickelung bewegt; Das klare, sichere Denken, das ist zurückgegangen insbesondere in der Wissenschaft, wir leben geradezu in dem Zeitalter des verwahrlosten Denkens; Zeitalter des blindesten Autoritätsglaubens; verwahrlostes Denken der staatsabgestempelten Mediziner; brutalste Machtsprüche der materialistischen Gelehrsamkeit, um ihren äußeren Materialismus privilegiert und patentiert zu bekommen; kein Vertrauen zur offiziellen Medizin: "Das klare, sichere Denken, das ist zurückgegangen insbesondere in der Wissenschaft. Wo Wissenschaft getrieben wird, ist insbesondere das klare, und namentlich das sichere, das inhalterfüllte Denken zurückgegangen. Und da der Autoritätsglaube, trotzdem es die Menschen nicht glauben, in keiner Zeit so stark ist wie in unserer Zeit, so hat sich mitgeteilt jene Trostlosigkeit in bezug auf die Denksicherheit auch den weitesten Kreisen, dem ganzen populären Denken. Wir leben geradezu in dem Zeitalter des verwahrlosten Denkens, und zu gleicher Zeit in dem Zeitalter des blindesten Autoritätsglaubens. Wie steht doch der Mensch heute durchaus unter dem Eindruck: er müsse glauben, er müsse die Autoritäten anerkennen, die von den äußeren Mächten sanktioniert sind. Man will wissen, ob man zu diesem oder jenem berechtigt ist. Man denkt heute zumeist gar nicht darüber nach, dass das eine individuelle Angelegenheit sein könnte, dass man sich damit eventuell beschäftigen könnte! Nein, man geht zu denjenigen, bei denen sich «Recht und Gesetz wie eine ewige Krankheit forterben», und lässt sich Aufschluss geben, ohne dass man den Anspruch darauf macht, über die Dinge, über die man Aufschluss bekommt, irgendwie selber nachzudenken. Denn man hält es so für richtig, die Autorität blindlings anzuerkennen. Man wird krank, man überhebt sich ganz und gar der Mühe, dabei irgendwie auch über die einfachsten Dinge etwas zu wissen. Wozu? Dazu haben wir ja die staatsabgestempelten Mediziner, und die haben sich mit unserem Leib zu beschäftigen. Uns geht dieser unser Leib eigentlich nicht das geringste an! Man will über irgendeine andere Frage entscheiden, man geht zu denen, die es wissen sollen: zu den Theologen, zu den Philosophen, zu dem oder jenem. ... und heute sind wir schon so weit, dass durch die brutalsten Machtsprüche der materialistischen Gelehrsamkeit aus der Welt geschafft werden solle alles dasjenige, was nicht materialistische Gelehrsamkeit ist. Eine Machtfrage ist es bereits geworden. Und unter denjenigen, die heute am schroffesten auch an die äußeren Mächte appellieren, um ihren äußeren Materialismus privilegiert und patentiert zu bekommen, sehen wir gerade diejenigen, die auf dem Boden der materialistischen Wissenschaft allein stehen. Darum handelt es sich, einzusehen, wie die Machtverhältnisse in der Welt walten. Es genügt nicht, dass wir uns bloß für unsere persönlichen Verhältnisse interessieren, sondern dass wir für die großen Menschheitsangelegenheiten Interesse entwickeln. Gewiss, wir werden als einzelne und auch als kleine Gesellschaft heute nicht besonders viel machen können, allein von solch kleinen Keimen muss die Sache ausgehen. Was nützt es, wenn heute viele sind, die über die offizielle Medizin sagen, sie haben kein Vertrauen zu ihr, und suchen auf allen andern Wegen dasjenige, zu dem sie Vertrauen haben. Darum handelt es sich zunächst nicht. Das alles ist nur persönliches Betreiben seiner eigenen Angelegenheiten. Worum es sich handelt, ist: ein Interesse dafür zu haben, dass neben der heutigen materialistischen Medizin berechtigt wird dasjenige, wozu man Vertrauen hat. ... Und das beweist, dass das, was man heute materialistische Naturwissenschaft nennt, durchaus nicht ausschließt das alleroberflächlichste Denken. Man kann ein ganz verwahrlostes Denken haben und heute ein großer Mann auf dem Gebiete der äußeren Naturwissenschaft sein. ... das muss man einsehen; und dass trotz der unermesslich großen Fortschritte der äußeren Naturwissenschaft das möglich geworden ist, dass gerade die größten Naturforscher des 19. Jahrhunderts, und bis in unsere Tage herein, die schlimmsten Dilettanten geworden sind in bezug auf alle Weltanschauungsfragen, und dass das der große Schaden der Zeit ist, dass unsere gegenwärtigen Menschen das nicht durchschauen - nicht durchschauen, dass die größten Naturforscher des 19. Jahrhunderts gerade die schlimmsten Dilettanten in Weltanschauungsfragen sein müssen, wenn sie sich ganz demjenigen überlassen, was als Geist in der materialistischen Naturanschauung waltet-, und dass die Menschen jenen großen Persönlichkeiten auch dann nachlaufen, wenn diese großen Persönlichkeiten nicht nur die Ergebnisse ihrer Laboratoriumsversuche und ihrer Klinikenuntersuchungen von sich geben, sondern wenn sie dies oder jenes von den Weltengeheimnissen sagen. Daher haben wir parallelgehend mit einer Popularisierung der Wissenschaft, die im höchsten Sinne nützlich ist, im höchsten Sinne vorteilhaft ist, zu gleicher Zeit ein Herunterkommen in allen  Weltanschauungsfragen, ein verwahrlostes Denken, das epidemienartig, seuchenartig überhand nimmt, weil es sich in alles, alles hineinfrisst, und weil es zuletzt zurückgeht auf die schlimmen Dilettantentume gerade derjenigen, die große Männer sind." 

Schon die Erzihung der Kinder läuft falsch; das Gegenteil der Freiheit wird «Freiheit» genannt: "Es wird angestrebt, dass der Mensch vom Kindesalter an in die materialistische Kultur eingefügt wird. Zum Herrn macht sich die materialistische Kultur schon über die zarte Kindesseele, indem sie dieser zarten Kindesseele die materialistische Schule aufdrängt, welche weniger durch den Inhalt desjenigen, was sie lehrt, als durch die Art, wie sie lehren muss, die ganze Seele materialistisch gefügig macht. Und solches Walten hüllt man in die Illusion der Zeit dadurch ein, dass man sagt: es werde dieses gefordert im Zeitalter der Liberalität und der Freiheit! Dasjenige, was das Gegenteil aller Freiheit ist, man nennt es Freiheit im materialistischen Zeitalter. Und man richtet die Dinge so ein, dass die Menschen kaum bemerken, dass das Gegenteil der Freiheit «Freiheit» genannt wird. Und diejenigen, die etwas von der Sache ahnen, möchten höchstens dieselbe Unfreiheit wiederum durch die gleiche, nur von der andern Seite herkommende Unfreiheit bekämpfen. Das oder jenes müsste verboten werden, sagen die einen, oder die andern wiederum liebäugeln mit jenen Mächten, die alles in die Hand nehmen, was wie das Blümlein auf dem Felde frei wachsen sollte."

Soweit ist es in Medizin und Wissenschaft schon gekommen, nichts anderes zu sagen als das, was im Sinne der materialistischen Weltenordnung patentiert ist, selbst die Suchmaschinen und sozialen Netzwerke machen mit: "Denn, geht die Welt so fort in ihrer Entwickelung, wie sie es im Sinne dieser materialistischen Impulse anstrebt, dann laufen wir allmählich in eine Entwickelung ein, in der man nicht nur demjenigen, der nicht patentiert ist, verbietet, irgend etwas für die menschliche Gesundheit zu tun, sondern in der man verbieten wird jedes Wort, das gesprochen wird über irgend etwas der Wissenschaft Angehörige, von einem andern als von einem solchen, der eine Art Gelübde getan hat, nichts anderes zu sagen als dasjenige, was im Sinne der materialistischen Weltenordnung patentiert ist. Heute verbietet man bloß noch vieles, wovon die Menschen den Zwang des Verbietens nicht empfinden. Aber wir gehen Zeiten entgegen, in denen ebenso wie etwa jedes unpatentierte Sorgen für die Heilung der Menschen, auch jedes Wort verboten werden wird, das gesprochen wird, außer auf einer Anstalt, die von den materialistisch entwickelten Mächten garantiert und patentiert ist." 

Kunstwerke wie die Sixtinische Madonna oder die Verklärung des Christus von Raffael - für einen Türken, der nichts anderes versteht als das, was im Koran ist, oder für materialistische Wissenschaftler, schwer zu verstehen: "Wenn die Menschen nur ein klein wenig denken würden! Stellen Sie sich einmal einen Menschen vor, der ganz und gar ein Türke ist und nichts anderes versteht als dasjenige, was im Koran ist, der niemals etwas gehört hat von Christus als dasjenige, dass er das Christentum zu bekämpfen hat, stellen Sie sich so einen richtigen Türken vor; ich will gar nicht einmal sagen einen Chinesen, sondern einen Türken und führen Sie ihn vor die Sixtinische Madonna und präsentieren Sie sie einfach, ohne dass man ihm eine Erklärung gibt, stellen Sie sich das vor! Selbstverständlich kann nur der ein Kunstwerk verstehen, der in der ganzen geistigen Strömung lebt, aus der heraus das Kunstwerk entstanden ist. So werden unsere Idealgestalt mit Ahriman und Luzifer nur diejenigen verstehen können, die in dieser Strömung darin sind. Das aber haben die Kunstwerke in aller Zeit gemein, dass sie nur verständlich sind für diejenigen, die innerhalb dieser Geistesströmung darin sind. Sie können nur innerhalb dieser Geistesströmung echte Kunstwerke sein, aber die geistige Richtung, die muss in ihnen liegen. Gerade so, wie der, der die Sixtinische Madonna versteht oder, sagen wir, die Verklärung des Christus von Raffael, wie der irgend etwas aus dieser Geistesströmung wissen muss, aus der das Bild erwachsen ist, so muss selbstverständlich derjenige, der irgend etwas in unserem Bau angeschaut hat, dasjenige in seiner Seele, in seinem Herzen haben, was zu unserer Geistesströmung gehört. Dann aber, wenn man das in der Seele hat, muss das Kunstwerk selber sprechen, dann braucht niemand irgend etwas darauf zu schreiben als Erklärung, einen Namen oder so etwas. ... Dann aber wirkt das Bild durch das, was es enthält, geradeso wie die Sixtinische Madonna für denjenigen, der die christliche Geschichte kennt, durch das, was das Bild enthält, wirkt, aber nicht wirkt auf den Türken. ... Das wollte ich vorzugsweise klarmachen, dass der Christus im Laufe der Erdenentwickelung derjenige Geist aus dem Weltenall war, der auf geistige Weise dasjenige gebracht hat, was zwar auf äußere Formweise veranlagt werden musste, was aber auf diese äußere Formweise nicht hat zu Ende kommen können, weil sonst der Mensch ein Automat der Liebe und der Menschengleichheit geworden wäre. Auf dem physischen Plan ist es einmal ein Grundgesetz, dass alles durch Gegensätzlichkeiten, alles durch Polaritäten wirken muss. Nicht hat einfach, wie eben eine kindliche Menschenweisheit sagen könnte, das göttliche Wirken heruntersenden können gleich im Anfange der Erdenentwickelung den Christus, denn dann wäre dieser Gegensatz des äußeren Zerstreuens und des inneren Sammeins nimmermehr entstanden. Unter diesem Gegensatz, unter dieser Polarität muss aber die Menschheit leben. Dann bringt man dem Christus die richtigen Empfindungen entgegen, so dass er immer mehr werden kann dasjenige Wesen, das unser eigenes Ich im Innersten ausfüllt, wenn man ihn ansieht als den Erretter der Erdenmenschheit aus der Zerstreuung heraus. Überall, wo man wirklich diese Vereinigung der ganzen Menschheit durch den Christus über die Erde hin aufzufassen in der Lage ist, da ist Christentum. Es wird in der Zukunft wenig davon abhängen, ob dasjenige, was der Christus ist, auch noch der Christus geheißen wird, aber davon wird viel abhängen, dass man in dem Christus den Vereinheitlicher der ganzen Menschheit auf einem geistigen Wege sucht und dass man sich abfindet mit dem Gedanken, dass äußere Mannigfaltigkeit immer größer und größer werden wird in der Welt." 

Die Hume-Kantsche Lehre als Nominalismus und Philosophie der protestantischen Kreise in Europa im Gegensatz zur Philosophie des Thomas von Aquino: "Und im Grunde genommen ist es die Hume-Kantsche Lehre, die auf dem Umwege durch den Phänomenalismus reiner Nominalismus geworden ist. Das Zentraldogma der Trinität, der drei göttlichen Personen, hing also am Realismus oder Nominalismus, an der einen oder der andern Auffassung des Wesens der Universalien. Sie werden daher begreifen, dass, als die Kantsche Philosophie immer mehr die Philosophie der protestantischen Kreise in Europa wurde, sich in den katholischen Kreisen eine Reaktion geltend machte. Und diese Reaktion bestand darin, dass man sich auf diesem Boden sagte, man müsse die alte Scholastik nun wiederum genau durchnehmen, müsse ergründen, was eigentlich die Scholastik gemeint habe. Kurz, man versuchte - weil man nicht auf eine neue Art zu einer Anschauung der geistigen Welt gelangen konnte -, die Scholastik zu rekonstruieren. Und eine reiche Literatur entstand, die sich lediglich die Aufgabe stellte, den Menschen die Scholastik wiederum zugänglich zu machen. Natürlich lebte diese Literatur nur unter den studierten katholischen Theologen, da aber in einem ausgebreiteten Maße. Und für diejenigen, die sich für alles interessieren, was in der Geisteskultur der Menschheit vor sich geht, ist es durchaus nicht nutzlos, ein wenig in die umfassende Literatur hineinzuschauen, die da zutage getreten ist. Schon aus dem Grund ist es nützlich, in diese neuscholastische Literatur hineinzuschauen, weil man sich dabei einmal eine Vorstellung machen kann, wie Schwarz und Weiß nebeneinander in der Welt leben kann - bitte, das Wort hat jetzt keinen Beigeschmack! Die ganze Art des Denkens, die ganze Art, die Welt anzuschauen, ist anders in der fortschreitenden Strömung der Philosophie, die sich etwa an Kant, Fichte, Hegel, oder schon früher an Cartesius, Malebranche, Hume, bis zu Mill und Spencer anschließt. Das ist eine ganz andere Gedankenforschung, das ist eine ganz andere Art, über die Welt zu denken, als dasjenige, was hervorgetreten ist zum Beispiel bei Gratry und bei den zahlreichen Neuscholastikern, die überall geschrieben haben, in Frankreich, in Spanien, in Italien, in Belgien, in England, in Deutschland; denn es existiert eben eine reiche neuscholastische Literatur in allen Ländern. Und alle Orden der katholischen Priesterschaft haben sich an den Diskussionen beteiligt. Besonders rege wurde das Studium der Scholastik vom Jahre 1879 an, denn da erschien die Enzyklika «Aeterni patris» von Papst Leo XIII. In dieser Enzyklika wurde den katholischen Theologen das Studium des Thomas von Aquino geradezu zur Pflicht gemacht. Seit jener Zeit ist eine reiche Literatur in Anlehnung an die Thomistik entstanden, und die Philosophie des Thomas von Aquino wurde eingehend studiert und interpretiert. Die ganze Strömung hatte aber schon früher begonnen, so dass man heute Bibliotheken anfüllen kann mit dem, was an sehr vielem Geistvollem in dieser Erneuerung des Thomismus entstanden ist. Da können Sie sich zum Beispiel aus einem solchen Buche wie «The origin of the human reason» oder aus manchem französischen Buch oder, wenn Sie das vorziehen, aus zahlreichen Werken der italienischen Jesuiten und Dominikaner unterrichten, mit welchem Scharfsinn diese Philosophie wieder getrieben worden ist. Viel Scharfsinn ist da in allen Ländern auf das Studium der Scholastik verwendet worden - ein Scharfsinn, von dem die Menschen, auch die, die heute Philosophie studieren, sich gewöhnlich gar keinen Begriff machen, weil sie nicht das nötige Interesse haben, auf alle Seiten der menschlichen Bestrebungen Aufmerksamkeit zu verwenden. Das Bedürfnis war von dieser Seite her entstanden, sich zum Kantianismus zu stellen, der ja dadurch, dass er insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts reiner Nominalismus wurde, der katholischen Theologie den Boden unter den Füßen entzieht." 

Man muss sich wieder besinnen auf das Bild des Heiligen Gral am Himmel. Die Mondsichel ist nämlich ursprünglich kein islamisches Symbol, sondern deutet auf die christlichen Grals-Mysterien hin, die durch Richard Wagner einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Dieser makrokosmischen Imagination des Manas (Geistselbst) im Menschen entspricht das reale makrokosmische Bild am Himmel: die schmale Sichel des abnehmenden Mondes, die die Kräfte der Geistessonne wie in einer Schale in sich trägt. Man kann es auch das Bild des Heiligen Gral am Himmel nennen. Der Wahre Heilige Geist "ist ein Spirituelles insofern, als er zwar jetzt ein Spirituelles darstellt, aber sich allmählich verwirklichen muss im menschlichen Zusammenleben in dem sozialen Gebilde, das während der Jupiter-, Venus-, Vulkanzeit entsteht, wo der Heilige Geist sich verkörpert, jetzt nicht in einem einzelnen Menschen, sondern in der ganzen Menschheit, in der Konfiguration der Gesellschaft. Aber er ist jetzt erst im Anfang." [20]
 

14. Die kurze Geschichte Russlands I; die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch; Heilige Hedwig und Heiligen Elisabeth von Thüringen; russische Regierungsweise der türkischen ähnlich;  totalitär-terroristische Organisation der "Opritschnina"; «Boris Godunow» und „Chowanschtschina“ von Modest Mussorgski 

Die ersten Kirchen und Klöster in Russland, die nach der Christianisierung gegründet wurden, hielten sich nicht allzu lange. Denn schon im 13. Jahrhundert kamen der islamisch-heidnische Tschingis-Khan (1155-1227) und danach sein Enkel Khan Batu (1208-1255) und verwüsteten Russland. Alle größeren Städte Zentralrusslands wurden zerstört. Dabei ging die Eroberung ungemein grausam vor sich, indem die Städte, Kirchen und Klöster ausgeraubt und niedergebrannt sowie von der Bevölkerung in den meisten Fällen alle, von den Jüngsten bis zu den Ältesten getötet wurden. Sehr bald nach dem ersten Einfall folgte der zweite (1240-1242), während dessen Kiew genommen, niedergebrannt sowie das ganze südliche Russland ausgeplündert wurde. Aufgehalten wurden die Tataren erst durch den Geist des Christentums. Aus diesem Grund fasste der keltische Erzengel den Entschluss, einen Teil der Geheimnisse um die Mysterien des Gral zu veröffentlichen in Form der Grals-Sage in Mittel- und Westeuropa. Dadurch gelang es, eine Art geistigen Walls in Europa zu errichten, der sich von Nordwesteuropa über das südliche Germanien bis Ungarn erstreckte. 

In jener Zeit stand besonders die in Schlesien lebende heilige Hedwig (1174-1243), die durch das von ihr begründete Kloster in Trbnitz mit einer Marienskulptur in der rechten Hand dargestellt wird und einem Tempelmodell in der linken,   unter den Einfluss des Geistes des esoterischen Christentums. Daraus ging die Legende hervor, dass es ihre Gebete waren, welche die Tataren veranlssten, nach dem Sieg bei Liegniz plötzlich zurückzukehren. Die Heilige Hedwig war auch eine Tante der Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231), welcher der Heilige Franziskus (1182-1226) durch die Vermittlung von Papst Gregor IX. seinen Mantel zum Zeichen ihrer geistigen Verbundung sandte. Diesen Mantel trug Elisabeth bis zum Ende ihres Lebens, und er wurde auf ihren Wunsch auch in ihr begraben. Das ist ein geheimnisvolles geistiges Band, das sich von Westen nach Osten zieht, von Franziskus über Elisabeth zu Hedwig, und das mit einer bestimmten Richtung von Inspirationen des Geistes esoterischen Christentums verbunden ist. 

Die Oper «Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronija» von Nicolai Rimski-Korsakoff (1844-1908) handelt von einer Stadt, die von den islamischen Tataren überfallen und zerstört wurde, als 1237 die Horden des Khan Batus in Russland einfielen und bis zur Stadt Wladimir vordrangen, die ebenfalls eingenommen und zerstört wurde. Der Fürst Georgij Wsewolodowitsch, der neben Kitesch auch beim Zusammenfluss von Wolga und Oka die Stadt Niznij Nowgorod (heute Gorki) und in ihr das große Verkündigungskloster gründete, musste vor den Horden ins Gebiet von Jaroslawl fliehen, wo die bekannte Schlacht am 4. März 1238 stattfand, in der den Mätyrertod erlitt. Nach der  ursprünglichen Legende wird die Stadt Kitesch als geistige Stadt wieder errichtet. Es handelt sich bei der Imagination des himmlischen Kitesch eigentlich um nichts anderes als die in dem osteuropäischen Volk lebende Ahnung davon, dass in den höheren Welten jenes mächtige übersinnliche Zentrum existiert, welches in Mittel- und Westeuropa das Grals-Zentrum oder die Grals-Burg genannt wurde. Betrachten wir nun von diesem Standpunkt aus den zweiten Teil der Kitesch-Legende, wo der innere Weg zu der unsichtbaren Stadt beschrieben wird, so finden wir durchaus Parallelen zur Grals-Legende. Auch die Grals-Burg ist nicht physisch sichtbar, sondern ein besonderer Bereich in der geistigen Welt, was von Chrestien de Troyes in seiner Erzählung sagt und Rudolf Steiner bestätigt. 

In der russischen Legende von der Stadt Kitesch befinden sich natürlich keine Hinweise auf den Amfortas- und Parzival-Weg, das heißt weder auf die Verstandes- oder Gemütsseele noch auf die Bewusstseinsseele. Denn in ihr ist nur der Ausgangspunkt der Entwicklung des ostslawischen Volkes gezeigt, seine Empfindungsseele, und das in ihrer besonderen Form als Einheitsseele sowie das Ziel der Entwicklung, das Geistselbst. Wie in der Grals-Legende ein entscheidender Kampf stattfindet zwischen den Kräften der Grals-Burg und denen des Schlosses Chastelmarveille, den dämonisch-ahrimanischen Kräften Klingsors, so heißt es auch in der Kitesch-Legende: Die Bewohner des himmlischen Kitesch wehklagen man Tag und Nacht über die Moskauer Herrschaft, "denn der Antischrist herrscht dort und alle seine hässlichen und unreinen Gesetze." Damals waren es die Tataren, die in Moskau herrschten, seit 1917 sind es die materialistisch-antichristlichen Bolschewisten und heute die dämonisch-ahrimanische Putin-Administration. 

Russland benötigt vom Westen die Früchte eines vergeistigten und christianisierten lebendigen geistigen Lebens. Es ist darauf angewiesen, sich in den ganzen Entwicklungsprozess der Menschheit hineinzustellen. Andere Länder erobern ist dabei keine Option, doch genau das macht die exoterische Geschichte Russlands aus: das tyrannisieren anderer Länder wie damals die Tataren.

Daher war weder die Zerstörung der Städte mit Mord und Plünderungen im Gefolge, noch die Unterwerfung des russischen Volkes und Landes durch die Tataren während der folgenden mehr als 200 Jahre (das Tatarenjoch währte von 1249 bis 1480) die verhängnisvollste Folge des asiatischen Überfalls. "Als das Verhängnisvollste erwies sich für die ganze weitere Entwicklung in Osteuropa das geistige Erbe, das die Tataren in Russland hinterließen, und das bestand in erster Linie aus der Idee des einheitlichen zentralisierten Staates mit einem absolut autokratischen Herrschaftsprinzip - nach Art der asiatischen Imperien - und mit einem allmächtigen Herrscher an der Spitze, etwas so wie in der goldenen Horde.

Darauf weist schon Rudolf Steiner hin (vgl. Kap. 16 bis 23). Darus geht die Erkenntnis hervor, dass der sich in den folgenden Jahrhunderten in Russland entwickelndene streng zentralisierte, absolutistische Staat, der während seiner ganzen weiteren Geschichte bis zum Stalinismus, bis zum Putinismus in der heutige Zeit  eine solch verhängnisvolle, zerstörerische Rolle spielte, sich innerlich im tiefsten Widerspruch zum wahren Wesen des ostslawischen Volkes befindet. Denn man kann sich kaum einen größeren Gegensatz vorstellen als die Idee des Einheitsstaates und die Grals-Stimmung in den Seelen der Osteuropäer, bzw. Ostslawen. 

Die Befreiung vom islamischen Tatarenjoch hat also nicht wirlich etwas geändert. Die Verachtung gegenüber der menschlichen Persönlichkeit und eine völlige Missachtung der Menschenwürde ist geblieben. Schon bei dem Überfall auf Nowgorod 1471 ging Iwan III. genauso vor wie die islamisierten Tataren: massenhaft Hinrichtungen, Progrome, Folterungen, hohe Steuern mit dem Ziel, ihre wirtschaftliche Macht und ihren Widerstand zu brechen. Durch derartige Strafexpeditionen gegen die Städte unterschieden sich die russischen Fürsten, was ihre Grausamkeit und ihre repressiven Methoden betrifft, kaum von den Überfällen der Tataren. Was Iwan III. nicht bewerstelligen konnte, das vollendete sein Sohn Wassilij (1479-1533), der mit Hilfe von List und Gewalt die letzen Füstentümer mit Moskau vereinigte. "Mit Hilfe von Drohungen und direktem Terror wurde so auch die ganze höhere Hierarchie der Kirche in kurzer Zeit  zu vollständigem Gehorsam gebracht.." Die höhere kirchliche Hierarchie wurde so mehr und mehr zum passiven Mittäter an den Ausschreitungen des Monarchen und seiner Helfer, so wie heute die russische Kirche den unsinnigen und grausamen Krieg gegen die Ukraine unterstützt.  Dabei gehörte die Ukraine ursprünglich gar nicht zu Russland sondern zu Litauen und Polen. Kiew war bereits 1362 von dem katholischen Litauen erobert worden, von dem es 1569 zu Polen überging. Erst 1654 wurde es von Russland geschluckt. 

1591 soll der britische Gesandte Giles Fletscher geschrieben habe, die russische "Regierungsweise ist der türkischen, die sie offenbar nachzuahmen versuchen, sehr ähnlich." 1565 schaffte Iwan Grosnyj eine neue politische Organisation, die sogenannte "Opritschnina", die zunächst dem persönlichen Schutz des Zaren dienen sollte, jedoch sehr bald von ihm in eine "allmächtige, totalitär-terroristische Organisation" verwandelt wurde. Die massenhaften Folterungen und Todesstrafen, die zur gewaltsamen Steuereinziehung vorgenommen wurden, beschleunigten die wirtschaftliche Katastrophe Moskaus noch mehr. Die "Opritschina" wuchs auf mehr als 10.000 Mann und sie unterschied sich "in ihren Methoden von Massenmord, Raub, Todestrafe und Folter praktisch in keiner Weise von dem Vorgehen der Tataren in früheren Jahrhunderten in Russland. Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, mit dem Kopf eines toten Hundes und einem Besen am Sattel als Zeichen wilder, grausamer Bosheit und unmenschlicher Vernichtung all derer, die sich dem Willen des Zaren ergaben, verbreiteten die Opritschniki in dem ganzen Gebiet Zentralrusslands einen absolut unbegrenzten Terror, der eine rasche, katastrophale Zerstörung alles wirtschaftlichen und kulturellen Lebens zur Folge hatte, so dass der Moskauer Staat der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in kürzester Zeit dem Russland des Tatareneinfalls glich." Danach setzte eine Massenauswanderung aus dem Zentrum dres Landes nach seiner Peripherie ein., Hauptsache weit entfernt von Moskau. Die unmittelbare Umgebung von Moskau war fast vollständig entvölkert. "Eine abermalige Verödung Zentralrusslands hatte begonnen." 

Auch Boris Godunow unterschied sich in seinem Streben nach Macht und im gnadenlosen Kampf mit seinen Gegenspielern, kaum, was ihre Grausamkeit betrifft, von den Methoden seiner Vorgänger. Die Ermordung des neunjährigen Zarewitsch in Uglitsch untergrub die Autorität von Godunow. Er hatte nach einem ersten erfolglosen Versuch, ihn zu vergiften, am 15. Mai 1591 von gedungenen Mördern erstechen lassen.  Alexander Puschkin entwarf 1824/25 eine Boris Godunow-Tragödie. Für die Quellenstudien verwendete er Karamsin's "Geschichte des russischen Staates". Puschkins Tragödie gewann den Mut zu ihrem sprunghaften Charakter, ihrem häufigen Wechsel der Schauplätze und ihren knappen Szenen aus Shakespeares Königsdramen. Da es für romantisch galt, Shakespeare als Vorbild zu nehmen, nannte Puschkin seine Versdichtung eine "wahrhaft romantische Tragödie". Auch Schiller mit seinem "Demetrius" und Hebbel starteten Versuche zu einem Drama. Tschaikowski, Dimitri Schostakowitsch und Rimsky-Korsakoff versuchten den Stoff musikalisch zu verarbeiten; so gibt es eine Schostakowitsch-Fassung, die 1966 in Augsburg aufgeführt wurde. Das Teatro alla Scala eröffnet 2022 die Saison mit «Boris Godunow» von Modest Mussorgski (1839-1881). «Boris Godunow», in der Urfassung fertiggestellt 1870 und danach mehrfach überarbeitet, bietet für einen Lügner, Mörder und Machtpolitiker den besten Anschauungsunterricht, "wobei das Besondere daran ist, dass der durch die Ermordung des legitimen Thronnachfolgers an die Macht gekommene Zar Boris nicht durch äußere Machenschaften, sondern durch seine Gewissensbisse zu Fall gebracht wird. Mussorgski stützte sich in seinem Libretto auf das gleichnamige Drama von Puschkin, dem wiederum Shakespeares „Macbeth“ Pate stand. Dessen Geistererscheinungen verlagert Puschkin konsequent ins Innere der Psyche, und daran hält sich auch Mussorgski. Godunows selbstquälerische Zweifel an der Macht, die in Phantasmagorien vom toten Zarewitsch münden und ihn angesichts des Todes zur Einsicht in sein sündhaftes Handeln führen, bilden die packenden Höhepunkte der Oper. Und diese Nachtzustände der Seele, die kein Licht der Vernunft erhellt und der durch keine Emanzipation beizukommen ist, ließen George Steiner in seinem klassisch gewordenen Buch „Der Tod der Tragödie“ zu dem Urteil kommen, dass «Boris Godunow» die bedeutendste Tragödie des neunzehnten Jahrhunderts sei. Dass sich das Ganze in einem bilderbuchhaft „finsteren“ Russland abspielt, trägt bei zur ungebrochenen Faszinationskraft des Werks zumal aus westlicher Sicht." Die russische Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina hat zwar seit Jahren immer wieder Beachtung gefunden, an den Staatsopern Hamburg und München, in Zürich und Glyndebourne, aber es bedurfte wohl der Bühne des Großen Festspielhauses in Salzburg und eines Regisseurs wie Simon McBurney, um der großen Welt klarzumachen, wer diese Frau ist, nämlich eine der bedeutendsten Sängerinnen und Darstellerinnen unserer Zeit. "Karyazina singt die Marfa in Modest Mussorgskis „Chowanschtschina“ bei den Osterfestspielen in Salzburg. Exakt zur gleichen Zeit, in der Richard Wagner die Figur der Kundry für seinen „Parsifal“ schuf, nämlich um 1880, entwarf auch Mussorgski mit Marfa eine Frauengestalt von vergleichbarer Zerrissenheit und Gemütstiefe. Marfa ist Botin und Spionin zwischen den Altgläubigen, die sich im siebzehnten Jahrhundert von der russisch-orthodoxen Kirche abgespalten haben, und den politisch rivalisierenden Fürsten: Iwan Chowanski, dem Führer der Schützenleibgarde des Zaren, den Strelitzen, und dem Westler Wassili Golizyn. Marfa ist eine Seherin wie Kassandra, eine Wahrsagerin und Hexe, eine liebende Frau, denn sie verzehrt sich nach Andrej Chowanski, dem Sohn des Fürsten. Man muss es gehört haben, wie Karyazina mit tief in die mittlere Baritonlage hinabreichenden Tönen, die unheimlich über das große Orchester hinwegtragen, dem Fürsten Golizyn (Matthew White singt ihn mit seidig blankem Ehrgeiz) die Zukunft voraussagt, seine Verbannung nämlich; wie sie mit üppig aufblühender Lyrik im Volkston ihre „sündige Liebe“ zu Andrej besingt, belauscht von der frommen Susanna (Allison Cook), um sie dann im nächsten Moment kehlig scharf von der Bühne zu fauchen; wie sie im Schlussbild, den Liebestod mit Andrej im religiösen Wahn der kollektiven Selbstverbrennung der Altgläubigen vorwegnehmend, sich in kindlich arglose Helle, gut zwei Oktaven über den Schlünden der Wahrsagerei, aufschwingt, als sei die Verschmelzung sexueller Erfüllung mit größter Gottesnähe der Durchbruch in eine zweite Unschuld. Das alles ist so grausig wie bezaubernd. Karyazina hat die stimmliche Eleganz einer Elina Garanca und die Glut einer Anita Rachvelishvili. Vermutlich erlebt sie hier als Marfa, vom Regisseur und vom Lichtkünstler Tom Visser emporgehoben, den Durchbruch zur ganz großen Karriere und wird für die nächsten Jahre zu den gefragtesten Stimmen für Carmen, Kundry und Dalila gehören. „Chowanschtschina“, bei seinem frühen Alkoholikertod von Mussorgski unvollendet hinterlassen, ist eines jener Kunstwerke, bei denen man spürt, dass Russland keine Belehrungen darüber nötig hat, was es sei. Es hat sich hier längst selbst begriffen, ohne dadurch an sich selbst etwas ändern zu können. Frei von den Sentimentalismen einer „russischen Seele“, ohne die Demagogie einer Schönheit, die die Welt erlösen soll, ist in „Chowanschtschina“ der Zusammenhang von politischer Despotie, religiösem Wahn und individueller Verantwortungslosigkeit der Bürger, die den Staat niemals zu ihrer Sache machen wollen, mit großer historischer Kenntnis und gestalterischer Schärfe erfasst. „Chowanschtschina“ beschreibt politische und mentale Strukturen von einer für Russland verheerenden Langlebigkeit. Esa-Pekka Salonen, der die Produktion in Salzburg dirigiert, sagte im Vorfeld, man müsse „Chowanski“ nur durch „Prigoschin“ und die Strelitzen durch die Söldnertruppe „Wagner“ ersetzen und fände dann von Mussorgski Vorgänge unserer jüngsten Vergangenheit beschrieben." Gespielt wird das Chorfinale von Igor Strawinski, nachdem man sonst der Orchesterfassung von Dimitri Schostakowitsch folgt. Strawinski gibt dem Ende musikalisch eine Versöhnlichkeit, die Mussorgski vielleicht nicht gewählt hätte. Vitalij Kowaljow ist ein prächtiger Bass als Choeanski, raumfüllend und Klangschön. Ain Anger steht ihm mit charismatischer Ausstrahlung und charaktervollen Bassstimme als Geistlicher Dossifej von den Altgläubigen gegenüber. Thomas Atkins als Andrej weist eine erstaunlich gute russische Diktion auf. Der episch-romantische Stil der "Gruppe der Fünf", der sich durchaus mit dem Richard Wagners und Franz Liszts vergleichen lässt, auch die Sprachgesten des Betens, Flehens, Fluchens, Spottens, die Klangfarben und Phrasierungen im instrumentalen Spiel werden von Salonen und dem finnischen Rundfunk-Sinfonieorchester gut herausgearbeitet. [21]
 
 

15. Mysterien der Drotten, Druiden und die Tempellegende 


Unsere mittelalterlichen Erzählungen - Parzival, Tafelrunde, Hartmann von Aue - zeigen uns alle, obgleich gewöhnlich nur dem äußeren Sinn nach verstanden, esoterische Gestaltungen mystischer Wahrheiten. Wo ist der Ursprung zu suchen? "Drotten oder Druiden waren uralte germanische Eingeweihte. In England bestanden sie bis zu Zeiten der Königin Elisabeth. Alles was wir in der Edda lesen können und in der uralten germanischen Sagenwelt finden können, geht zurück bis in die Tempel der Drotten oder Druiden. Der Dichter ist immer ein Druidenpriester. Die Sagen stellen nicht irgendein Symbol oder eine Allegorie dar, - dies auch, aber noch anderes. Beispiel: Wir kennen die Sage Baldurs, wissen, dass Baldur die Hoffnung der Götter ist, dass er vom Gotte Loki getötet wird mit dem Mistelzweig. Der Gott des Lichtes getötet! Diese ganze Erzählung hat tiefen Mysteriensinn, den jeder, der eingeweiht wurde, nicht nur lernte, sondern zu erleben hatte." 

Mysterien. Einweihung: "Der erste Akt war benannt das Aufsuchen des Leichnams Baldurs. Es wurde gedacht, dass Baldur immer lebendig ist. Das Aufsuchen bestand in einer völligen Aufklärung über die Natur des Menschen. Denn Baldur war der Mensch, wie er verlorengegangen ist. Einstmals lebte nicht der Mensch von heute, sondern ein anderer, der nicht differenziert war, nicht hinuntergedrückt bis zum Erleben der Leidenschaften, in einer feineren flüchtigen Materie. Baldur, der leuchtende Mensch. - Bei wirklichem Verständnis sind die Dinge, die uns als Symbol erscheinen, in höherem Sinne zu nehmen. Dieser Mensch, der nicht untergetaucht ist in das, was wir heute Materie nennen, ist Baldur. Er wohnt in einem jeden von uns. Der Druidenpriester musste in sich selbst diesen höheren Menschen suchen. ... Das Geheimnis aller Einweihung ist, den höheren Menschen in sich zu gebären. Was der Priester schneller durchmacht, werden die Menschen in langer Entwickelungsreihe durchmachen. Damit diese Druiden Führer der übrigen Menschen sein konnten, dazu mussten sie diese Einweihung empfangen. Der tiefer gestiegene Mensch muss nun die Materie überwinden und jenen höheren Zustand wieder erreichen. Diese Geburt des höheren Menschen verläuft in allen Mysterien in einer bestimmten gleichen Weise. Den in der Materie untergegangenen Menschen hatte man wieder zu beleben, durch eine Reihe von Erfahrungen musste man gehen, wirkliche Erfahrung, die wie kein sinnliches Erlebnis auf diesem Plan sein kann. Die Etappen. Die erste war, dass man vor den sogenannten Thron der Notwendigkeit geführt wurde. Man stand vor dem Abgrund; erfuhr wirklich an dem eigenen Leibe, wie es sich in den niederen Naturreichen lebt. Der Mensch ist Mineral und Pflanze, aber erfahren kann der gegenwärtige Mensch heute nicht, kann nicht erleben, was die elementaren Stoffe erleben, und doch rührt das Eherne, Zwingende in der Welt davon her, dass wir auch Mineralien, Pflanzen sind. Die nächste Stufe führte den Menschen vor alles das, was im Tierreich lebt. Alles, was an Leidenschaften, Begierden lebt, musste man durcheinanderwogen und -wirbeln sehen. Der Mensch musste das anschauen, weil die Einweihung den Zweck hat, hinter die Kulissen des Weltendaseins zu schauen. Der Mensch weiß nicht, dass durch seine physische Hülle nur verdeckt wird, was durch den astralen Raum wirbelt. Der Schleier der Maja ist eine wirkliche Hülle und wer eingeweiht wird, muss dahintersehen - die Hüllen fallen, klar [schauen] wird der Mensch. Das ist ein besonderer Moment: der Priester wurde gewahr, dass sie [die Hüllen] eingedämmt hatten Triebe, die, wenn sie losgelassen würden, furchtbar wären. Die dritte Stufe führte zur Anschauung der großen Natur. Das ist eine Stufe, die der Mensch ohne Vorbereitung noch sehr schwer begreiflich findet. dass da okkulte gewaltige Mächte ruhen und in diesen Naturkräften sich die Weltenleidenschaften ausdrücken, das ist etwas, was den Menschen aufmerksam macht, dass es Kräfte gibt, die er nicht einmal so erlebt wie sein eigenes Leid. Die nächste Prüfung nennt man die Übergabe der Schlange durch den Hierophanten. Man kann dies nur durch die Wirkungen erklären, die von hier ausgehen. Die Tantalussage erklärt sie uns. Die Gunst, im Rate der Götter zu sitzen, kann missbraucht werden. Es bedeutet eine Wirklichkeit, die den Menschen gewiss über sich selbst hinaushebt, aber an Gefahren bindet, die nicht übertrieben sind im Tantalidenfluch. In der Regel sagt der Mensch, er vermag nichts gegen die Naturgesetze. Diese sind Gedanken. Mit dem Gedanken, der nur ein schattenhafter Gehirngedanke ist, kann man nichts machen; mit dem schaffenden Gedanken, der die Weltendinge baut und konstruiert, dem produktiven, fruchtbaren, haben wir anstelle des passiven denjenigen, der durchsetzt ist mit spiritueller, geistiger Kraft. Eine Raupe ausgeblasen, ist Hülle der Raupe; vom [produktiven] Gedanken durchsetzt, ist sie die lebendige Raupe. In den  Hüllengedanken wird wirkende, schaffende Kraft gegossen, so dass der Priester imstande ist, nicht nur die Welt anzuschauen, sondern als Magier in ihr zu wirken. Die Gefahr ist, Missbrauch zu treiben. ... Dann musste er Verschwiegenheit schwören, ein blankes Schwert lag vor ihm und den stärksten Eid musste er schwören. Das hieß, dass der Mensch nunmehr schweigen würde über seine Erlebnisse gegenüber dem, der nicht eingeweiht war wie er. Diese eigentlichen Geheimnisse können unmöglich ohne weiteres mitgeteilt werden. Er [der Eingeweihte] hatte aber die Möglichkeit, die Sagen so zu gestalten, dass sie der Ausdruck des Ewigen sind. Konnte man in dieser Weise sich aussprechen, hatte man natürlich über seine Mitmenschen eine große Gewalt. Wer eine solche Sage formt, prägt etwas in den menschlichen Geist ein. Was man so spricht, wird wieder vergessen und nur das allerwenigste überdauert den Tod. Ewige Wahrheiten überdauern am längsten den Tod. Vom niederen Wissenschaftlichen überdauert sehr wenig den Tod. Das Ewige ja, und erscheint wieder in einer neuen Inkarnation. Der Druidenpriester sprach aus einem höheren Plan heraus. Waren seine Erzählungen der Ausdruck höherer Wahrheiten, wenn auch einfach, so drangen sie tief in die Seelen hinein. Er hatte einfache Menschen vor sich, aber die Wahrheiten drangen in die Seelen hinein und sie hatten etwas einverleibt, was wieder in neuen Inkarnationen geboren wird. Damals haben die Menschen Märchenwahrheiten erlebt; so haben wir heute einen präparierten Geistkörper und wenn wir heute höhere Wahrheiten begreifen, so ist es, weil wir präpariert sind. So hat diese Zeit, die im Jahre 60 aufhörte, das Geistesleben Europas vorbereitet, den Boden abgegeben, auf dem sich das Christentum hat aufbauen können. Ihre Lehren haben sich erhalten, und wer sucht, findet noch den Zugang zu dem, was in diesen Logen gelehrt wurde. ... Viele lesen die Edda und wissen nicht, dass sie eine Erzählung ist von dem, was sich in den alten Drottenmysterien wirklich ereignet hat. Eine ungeheure Macht lag in den Händen der alten Drottenpriester, über Leben und Tod. Es ist eine Wahrheit, dass alles im Laufe der Zeiten korrumpiert wird. Es war einst das Höchste, Heiligste. In den Zeiten, wo das Christentum sich ausbreitete, war vieles ausgeartet und es gab viele schwarze Magier, so dass das Christentum wie eine Erlösung war. Das alleinige Studium dieser alten Wahrheiten veranschaulicht fast den ganzen Okkultismus. Kein Stein wurde in dem Druidentempel auf den anderen gelegt wie heute, sondern genau nach astronomischen Maßen. Türen waren nach Himmelsmaß gebaut. Menschheitsbauer waren die Druidenpriester."

Tempelritter oder Templer, Jerusalem sollte der Mittelpunkt werden und der Felsendom sollte natürlich eine Templer-Kirche bleiben und nicht in eine Moschee umgewandelt werden: "Später, im Mittelalter, lebte die Idee des Salomonischen Tempels von neuem in den Tempelrittern auf, die den Gedanken des Tempels hinübertragen wollten in das Abendland. Aber man hat die Tempelritter damals nicht verstanden. (Gegen Jacob von Molay, Großmeister.) Wenn wir die Tempelritter verstehen wollen, müssen wir tief in die Geschichte der Menschheit hineinschauen. Was man in den Prozeßakten den Templern vorgeworfen hat, beruht nur auf einem großen Mißverständnis. Die Tempelritter sagten damals: Alles, was wir bisher erlebt haben, ist eine Vorbereitung zu dem, was der Erlöser gewollt hat. Denn sie sagten: Es gibt eine Zukunft des Christentums, eine neue Aufgabe. Und wir haben die Aufgabe, die verschiedenen Sekten des Mittelalters und die Menschen überhaupt auf jenes Zukünftige vorzubereiten, wo das Christentum in einer neuen Klarheit erstehen wird, in dem, was der Erlöser eigentlich gewollt hat. ... Wir müssen die Seelen der Menschen so lenken, dass ein echtes, wahres, reines Christentum zum Ausdruck kommt, in dem der Name des Höchsten seinen Wohnsitz hat. Jerusalem sollte der Mittelpunkt werden und von dort aus das Geheimnis über das Verhältnis des Menschen zu Christus in alle Welt strömen. Was als Symbol in dem Tempel dargestellt war, sollte eine lebendige Wirklichkeit werden."

Tafelrunde des Königs Artus, Geheimnis des Heiligen Grals, Templer, Dantes «Göttliche Komödie», Rosenkreuzer: "Diesen Zug des Mittelalters, der bei den Tempelrittern erscheint, finden wir auch in zwei Tafelrunden, der des Königs Artus und derjenigen des Heiligen Grals. Das alte Weltliche war in König Artus' Tafelrunde zu finden, während das eigentlich Geistliche der christlichen Ritterschaften in denjenigen vorbereitet werden sollte, die das Geheimnis des Heiligen Grals hüteten. Merkwürdig ist es, wie objektiv und ruhig die Menschen des Mittelalters über die aufgehende Macht (Frucht) und äußere Form des Christentums gedacht haben. Wenn Sie die Lehren der Templer verfolgen, so ist da etwas im Mittelpunkte, was als etwas Weibliches verehrt wurde. Dieses Weibliche nannte man die göttliche Sophia, die göttliche Weisheit. Manas ist das fünfte Prinzip, das geistige Selbst des Menschen, das aufgehen soll, dem ein Tempel errichtet werden sollte. Und wie das Fünfeck vom Eingang des Salomonischen Tempels den fünfgliedrigen Menschen charakterisiert, ebenso charakterisiert dieses Weibliche die Weisheit des Mittelalters. Dante hat mit seiner «Beatrice» nichts anderes als diese Weisheit zur Darstellung bringen wollen. Nur der versteht Dantes «Göttliche Komödie», der sie von dieser Seite betrachtet. Daher finden Sie auch bei Dante dieselben Symbole, die bei den Templern, den christlichen Ritterschaften, den Gralsrittern und so weiter zum Ausdruck kommen. Alles was geschehen soll, wird schon lange vorher von den großen Eingeweihten vorbereitet, die dasjenige, was in der Zukunft geschehen soll, in der Weise sagen, wie es in der Apokalypse geschehen ist, damit die Seelen vorbereitet werden für dieses Geschehen. ... Dann erst verstehen wir die Theosophie, wenn wir sie als Testament auffassen, das, was als der Salomonische Tempel aufgezeichnet und was als Zukünftiges zu erwarten ist, vorzubereiten. Vorbereiten sollen wir den neuen Bund anstelle des alten Bundes. Der alte ist der Bund des schöpferischen Gottes, wo das Göttliche am Menschentempel schafft. Der neue ist derjenige, wo der Mensch selbst den Weisheitstempel um das Göttliche herumhüllt, wo er ihn wieder herstellt, damit dieses Ich eine Zuflucht auf dieser Erde findet, wenn es befreit aus der Materie auferstehen wird. So tief sind die Symbole, und so war die Erziehung, die die Templer der Menschheit angedeihen lassen wollten. Die Rosenkreuzer sind nichts anderes als die Fortsetzer des Templerordens; sie wollten nichts anderes als die Tempelritter und was auch die Theosophie will: sie alle arbeiten am großen Tempel der Menschheit."  [22]
 

16. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister; Seelenart des Osteuropäers;  jene verlogene Gemeinschaft, von der das russische Volk jetzt regiert wird; Begabung der russischen Seele; Mitteleuropa ist dazu berufen, die Produktivität des Geistes hineinzutragen in den Osten; Russland würde die größte Sünde begehen, dass er sich an der für ihn westeuropäischen Kultur vergreift; das Festhalten an der orthodoxen Religion ist ein «in den Klauen des Luzifer sein»

Von Osten kommen die rohen Kräfte, die auf ein Zerstückeln, Zerstören der europäischen Kultur hinausgehen, zumindest was die russische Regierung betrifft, jene verlogene Gemeinschaft, von der das russische Volk jetzt regiert wird; Seelenart des Osteuropäers; was die Kultur des Westens geschaffen hat, muss der Osteuropäer aufnehmen und in sich dann weiter verarbeiten, sich befruchten lassen mit dem, was im Westen geschaffen wird; Begabung der russischen Seele, Begabung ohne Produktivität; Mitteleuropa ist dazu berufen, die Produktivität des Geistes hineinzutragen in den Osten; Es ist so in der Entwickelungsgeschichte der Menschheit, dass dasjenige am meisten zurückgestoßen, am meisten zurückgeworfen wird, was man zuletzt am allermeisten ersehnen und ertrachten muss. Das größte Unglück, das kommen könnte, wenn der Osten Europas, wenn Russland in diesem Vorgang einen Sieg erringen würde, das größte Unglück wäre dieses für Russland selber, das allergrößte Unglück, innerlich betrachtet, denn dieser Sieg müsste wieder rückgängig gemacht werden; dieser Sieg könnte mit seinen Wirkungen nicht bleiben. So stehen wir vor dem tragischen Augenblick der Entwickelungsgeschichte der Menschheit, dass sich der Osten vor etwas wehrt, was er in der Zukunft ersehnen wird, mit allen Kräften ersehnen wird. Denn er würde in einen vollständigen Niedergang verfallen, wenn er sich nicht befruchten ließe von dem geistigen Leben desjenigen, was für ihn der Westen ist, der unmittelbar angrenzende Westen. Und zwar muss dieser Westen im weiteren Verlaufe seiner Kultur dasjenige hervorbringen, was lebendiges Geistesleben ist, lebendiges Geistesleben. Dieses lebendige Geistesleben wird wie eine Geistessonne sein, die von Westen nach Osten, in einer dem Lauf der äußern Sonne entgegengesetzten Richtung, sich bewegen wird. Und der äußere russische Mensch wird immer mehr einsehen, wie wenig er durch sich selbst vermag, wie er darauf angewiesen ist, sich wirklich in den ganzen Entwickelungsprozess der Menschheit hineinzustellen; wie er die größte Sünde dadurch begeht, dass er sich an der für ihn westeuropäischen Kultur vergreift. [23]

"Sehen wir denn nicht, auch wenn wir nur oberflächlich blicken, ein drohendes Ungewitter, das sich von Osten herüber seit langer Zeit erhoben hat, über die neuere Bildung und Kultur Europas entbrennen? Und man muss wenigstens wissen, dass im Schöße dieses Ostens ganz gewaltige Kräfte wesen, von denen man schon sehen kann, dass sie so, wie sie sich jetzt geltend machen, im Grunde auf das Zerstückeln, das Zerstören der europäischen Kultur hinausgehen. In welchem Grade dies der Fall ist, das kann jetzt nur geahnt werden. Mit dem, was wir europäische Kultur und Zivilisation nennen, stehen wir in der fünften nachatlantischen Kulturperiode. Es ist die Kultur der Bewußtseinsseele, in deren Mitte Seelen unter uns sind, die der Menschheit etwas zu geben haben. Wenn wir darauf zurückblikken, was die griechisch-lateinische Kultur war, so ergibt sich uns diese griechisch-lateinische Kultur im wesentlichen, wenn auch in einer ganz andern Ausgestaltung, als ein Nachklang, eine auf einer höheren Stufe zutage tretende Wiederholung desjenigen, was auch schon in der alten Atlantis gelebt hat. Wenn es dort auch noch anders lebte, in der vierten nachatlantischen Kulturperiode ist eine Art Wiederholung davon eingetreten. Die fünfte nachatlantische Kulturperiode, in der wir stehen, ist eine Neuformation, ist etwas völlig Neues, was zu dem bisherigen Entwickelungsgang der Menschheit hinzugekommen ist. Solches sollen wir nicht bloß als abstrakte Wahrheit, als Theorie, sondern mit dem tiefsten und intensivsten menschlichen  Verantwortlichkeitsgefühl erfassen, und wir sollen uns auch klar darüber sein, dass in der Erdenentwickelung noch lange Zeiten werden ablaufen müssen, bis alles das aus den Herzen und Seelen der Menschen herausgekommen ist, was die göttliche Weltenordnung durch die fünfte nachatlantische Kulturperiode der Erdenmenschheit zu geben hat. In der vierten Kulturperiode ging als das bedeutendste Ereignis der ganzen Erdenentwickelung der Impuls des Mysteriums von Golgatha auf. So wie dieses Mysterium von Golgatha in der vierten Kulturperiode gewirkt hat, so wird es in der fünften nachatlantischen Kulturperiode nicht bloß weiterwirken. Dieser fünften Kulturperiode obliegt es, mit voller Geist-Erkenntnis, mit vollem Verständnis allmählich dem Mysterium von Golgatha entgegenzukommen, mit all den Erkenntniskräften der Seele; nicht nur mit den Kräften des Verstandes, den Kräften der bloß gefühlsmäßigen Frömmigkeit; nach und nach durch all das, was die Seele aus sich selbst hervorbringen kann an Erkenntnissen und Verständniskräften, den Christus, der durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist, zu erfassen. ... Es kommt wirklich nicht allein darauf an, dass wir Begriffe, Ideen und Vorstellungen über die geistigen Welten aufnehmen, sondern darauf, dass wir uns in einem bestimmten Leben in eine bestimmte Lebensart hineinleben als Mensch, indem wir als Menschen der fünften nachatlantischen Kulturperiode der sechsten und siebenten Kulturperiode entgegengehen. Es kommt darauf an, dass real überbrückt werde der Abgrund, der die Lebenden von den sogenannten Toten trennt, dass die Menschheit immer mehr und mehr eins wird, nicht nur insofern sie im Leibe inkarniert ist, sondern auch insofern sie diejenigen Formen des Daseins angenommen hat, die der Mensch zwischen Tod und neuer Geburt durchlebt. Nicht etwa dies bloß der Menschheit zu bringen, ist die Geisteswissenschaft da, sondern für das Leben, das die Erde braucht für den Rest dieser nachatlantischen Entwickelung, ist die Geisteswissenschaft der erste, ich möchte sagen, noch stammelnde Versuch, denn, was in der Geisteswissenschaft gegeben werden kann, ist ja im Grunde genommen jetzt noch ein Stammeln nur gegenüber dem, was zukünftige Menschheitsgeschlechter an Geisteswissenschaft erleben werden. Ich wollte durch diese Schilderung, die versucht, durch die Kraft des Herzens dasjenige begreiflich zu machen, was wir über die Verhältnisse von Leben und Tod denken können, Sie heute auf dieses nach dem Leben Hingeordnete der Geisteswissenschaft verweisen, damit Ihnen für ein anderes Verständnis als das Kopfverständnis, für das Herzensverständnis aufgehe, was wir eigentlich durch die geisteswissenschaftliche Vertiefung lebensvoll suchen, was also die Aufgabe der fünften nachatlantischen Kulturperiode ist. Ihr wird ja die sechste, ihr wird die siebente folgen. Man begreift aber erst so recht, was mit der mitteleuropäischen Kultur zu verteidigen ist, wenn man gerade diese mitteleuropäische Kultur innig vereint fühlt mit dem, was in der fünften Kulturperiode für die Menschheit errungen werden muss. Und dann kann etwas beginnen von dem, was ich am Anfang der heutigen Betrachtung genannt habe: ein Erweitern des Blickes über dasjenige, was unsere schicksaltragenden Zeiten in ihrem Schöße haben. Im Osten bereitet sich eine Art des Menschenlebens vor, welche für die Zukunft eine Bedeutung haben wird. Sie brauchen darüber nur nachzulesen in dem Zyklus über die Mission der Volksseelen, der einmal in Kristiania gehalten worden ist. Aber grundverschieden von der Seelenart, die gerade diejenige des Mitteleuropäers ist, ist schon die Seelenart des Osteuropäers, vom weiteren Orient gar nicht zu sprechen - grundverschieden. Und wir müssen schon durch dasjenige, was uns die Geisteswissenschaft sein soll, darauf kommen, uns für solche Sachen ein offenes Geistesauge zu schaffen. Was oftmals erzählt wird, dass einmal die Waräger von der russisch-slawischen Bevölkerung geholt worden wären, dass ihnen gesagt worden wäre: Wir haben ein schönes Land, aber wir haben keine Ordnung, kommt zu uns und macht uns Ordnung! Richtet uns eine Art von Staatswesen ein! - was so wie gemüthaft erzählt wird wie ein Ausgangspunkt der russischen Geschichte, ist ja nichts weiter als eine Legende ohne jeden historischen Hintergrund. Das hat niemals so stattgefunden. In Wahrheit sind diese Waräger ausgezogen, als Eroberer, und sind wahrhaftig nicht gerufen worden. Und dennoch bedeutet das, was so erzählt wird in der Geschichte, doch noch mehr, als es selbst bedeuten würde, wenn es einer historischen Wahrheit entsprechen würde. Denn es bedeutet etwas Prophetisches, etwas wirklich Prophetisches, etwas, was noch nicht geschehen ist, was aber in der Zukunft geschehen wird. Was sich im Osten entwickeln soll, wird sich nämlich so entwickeln müssen, dass die Fähigkeiten der östlichen Völker verwendet werden, um dasjenige, was die Kultur des Westens geschaffen hat, aufzunehmen und in sich dann weiter zu verarbeiten, sich befruchten zu lassen mit dem, was im Westen geschaffen wird. Dies wird in der Zukunft einmal die Aufgabe der östlichen Völker sein. Man kann mit einem kurzen Wort das Wesen gerade des russischen östlichen Volkes charakterisieren. Wenn wir das wirkliche Volk betrachten - nicht jene verlogene Gemeinschaft, von der das russische Volk jetzt regiert wird - , dann müssen wir uns klar sein darüber, dass die russische Seele einen ungeheuren Umfang von Begabung hat, dass sie gewissermaßen zu allem begabt ist; aber gerade indem sie ihre Mission in der Weltenund Menschheitsentwickelung immer mehr entfaltet, wird sich zeigen, dass etwas da sein kann in der Menschheit, was man nennen kann: Begabung ohne produktive Kraft. Die Begabung wird noch immer mehr werden, wird immer größer werden. Dasjenige aber, was zum Beispiel den Mitteleuropäer so auszeichnet, dass er seine Begabung vereinigt hat mit der geistigen Kraft, dass er hervorbringt jenes «Wer immer strebend sich bemüht...» und intim mit seinem Volksgeist lebt; dass er dasjenige, was er verstehen will, zugleich hervorbringen will, was so großartig in Fichtes Philosophie da ist, wo das Ich, um sich zu begreifen, sich fortwährend hervorbringen will - man wird erst später sehen, was für eine Größe diese Philosophie hat - , gerade dasjenige, was so Mitteleuropa auszeichnet, von dem ist das polarische Gegenteil in Russland, im Osten Europas vorhanden. Diese russischen Seelen sind absolut aufnehmend: sie haben die größte Begabung für das Aufnehmen, und wenn man bei ihnen von Produktivität spricht, so täuscht man sich. Sie sind dazu berufen, Begabung ohne Produktivität zu entwickeln. Selbst der Begriff ist heute schwer zu fassen, weil es dies in der Entwickelung noch nicht gegeben hat, sondern sich erst nach und nach entwickeln muss. Und in der Zukunft wird es so kommen, dass von Osten herüber an den Westen der Ruf ergeht: Wir haben ein schönes Land, aber keine Ordnung - denn die Unordnung wird immer noch größer werden -, kommt und macht Ordnung! - Mitteleuropa ist dazu berufen, die Produktivität des Geistes hineinzutragen in den Osten. Und was jetzt geschieht, das ist ein unvernünftiges Sich-Wehren gegen das, was in der Zukunft doch geschehen muss. Man will zertreten dasjenige, zu dem man einmal wird kommen müssen, um zu sagen: Kommt zu uns und macht Ordnung! - Es ist so in der Entwickelungsgeschichte der Menschheit, dass dasjenige am meisten zurückgestoßen, am meisten zurückgeworfen wird, was man zuletzt am allermeisten ersehnen und ertrachten muss. Das größte Unglück, das kommen könnte, wenn der Osten Europas, wenn Russland in diesem Vorgang einen Sieg erringen würde, das größte Unglück wäre dieses gar nicht für Mitteleuropa, sondern für Russland selber, das allergrößte Unglück, innerlich betrachtet, denn dieser Sieg müsste wieder rückgängig gemacht werden; dieser Sieg könnte mit seinen Wirkungen nicht bleiben. So stehen wir vor dem tragischen Augenblick der Entwickelungsgeschichte der Menschheit, dass sich der Osten vor etwas wehrt, was er in der Zukunft ersehnen wird, mit allen Kräften ersehnen wird. Denn er würde in einen vollständigen Niedergang verfallen, wenn er sich nicht befruchten ließe von dem geistigen Leben desjenigen, was für ihn der Westen ist, der unmittelbar angrenzende Westen. Und zwar muss dieser Westen im weiteren Verlaufe seiner Kultur dasjenige hervorbringen, was lebendiges Geistesleben ist, nicht bloß Idealismus, sondern lebendiges Geistesleben. Dieses lebendige Geistesleben wird wie eine Geistessonne sein, die von Westen nach Osten, in einer dem Lauf der äußern Sonne entgegengesetzten Richtung, sich bewegen wird. Und der äußere russische Mensch wird immer mehr einsehen, wie wenig er durch sich selbst vermag, wie er darauf angewiesen ist, sich wirklich in den ganzen Entwickelungsprozess der Menschheit hineinzustellen; wie er die größte Sünde dadurch begeht, dass er sich an der für ihn westeuropäischen Kultur vergreift." [24]

In der griechisch-orthodoxen Kirche war bis in das 6., 7. Jahrhundert ein guter Geist, aber das, was zu einer Zeit ein guter Geist ist, verwandelt sich in einen luziferischen Geist, wenn es über diese Zeit fortbehalten wird. Das Festhalten an der orthodoxen Religion ist ein «in den Klauen des Luzifer sein»; In Amerika besteht die Tendenz, eine Kultur zu entwickeln, die ganz untertaucht in das materialistische, das ahrimanische Element, die ganz durchsetzt wird - selbst da, wo nach Spiritualismus gestrebt wird - von rein materiellen Anschauungen; der Islam ist heute ahrimanisch geworden.

"Im Osten, in Asien und im europäischen Russland, waltet Luzifer durch die Kultur hindurch. Und obwohl, wie ich in dem Zyklus über die Mission der Volksseelen ausgeführt habe, das russische Element dazu berufen ist, in der weiteren Entwickelung das Geistselbst herauszubilden, so ist doch bei der russischen Kultur die Gefahr vorhanden, von Luzifer umstrickt zu werden. Sie ist auf dem Wege dazu. Das luziferische Prinzip besteht darinnen, dass gute Geister zurückbleiben. In der griechisch-orthodoxen Kirche war bis in das 6., 7. Jahrhundert ein guter Geist, aber das, was zu einer Zeit ein guter Geist ist, verwandelt sich in einen luziferischen Geist, wenn es über diese Zeit fortbehalten wird. Das Festhalten an der orthodoxen Religion ist ein «in den Klauen des Luzifer sein». Und viel intensiver noch ist das der Fall bei den geistigen Formen, welche sich im Orient entwickeln, die für Urzeiten ihre Berechtigung hatten. Dadurch, dass sie sich konservieren, laufen sie ein in das luziferische Element. Überall drüben im Osten finden wir bei sehr vielen Menschen, welche dort inkarniert sind, dass sie etwas durchzumachen haben in der Welt des Luziferischen. Und im Westen finden wir nach der weisen Weltenlenkung überall die Seelen eingetaucht in das ahrimanische Element. Am stärksten finden wir das in Amerika. In Amerika besteht die Tendenz, eine Kultur zu entwickeln, die ganz untertaucht in das materialistische, das ahrimanische Element, die ganz durchsetzt wird - selbst da, wo nach Spiritualismus gestrebt wird - von rein materiellen Anschauungen. Selbst da, wo man nach Geistigem strebt, will man dort die Geister handgreif lieh nach spiritistischer Art vor sich haben. Das wird immer stärker werden, und die Sehnsucht nach dem Handgreiflichen wird immer größer werden. Sie wird auch den Westen Europas nach und nach ergreifen. Da wird die Mission erfüllt werden, das ahrimanische Element einzuführen in die Kultur. Das meine ich mit den großen Gesichtspunkten: dass wir einsehen, wie wir in Mitteleuropa eingespannt sind zwischen dem luziferischen Prinzip des Ostens und dem ahrimanischen Prinzip des Westens, wie wir aber dazu berufen sind, uns aufzuschwingen zu den Kräften, welche dargestellt werden durch das Christus-Prinzip, das auf der einen Seite den Luzifer zum Brechen der Flügel bringt, durch die Überwindung des Ohnmachtsgefühls, und nach der andern Seite gegen Ahriman zu die ausstrahlenden Kräfte entwickelt, die zurückdrängen alle Furcht, die besteht vor dem Wissen von der geistigen Welt. Denn in Wahrheit ist das ahrimanische Element, welches durch die Welt pulsiert, nicht zurückzuhalten, es ist da. Auch das Mitteleuropäische wird von diesem ahrimanischen Element ergriffen. Nur muss man wissen, wie man sich zu ihm zu stellen hat, denn der Gang des ahrimanischen Elementes ist der Gang durch den Materialismus. Und dieser Gang durch den Materialismus muss sein, und es hat einen tiefen, einen weisheitsvollen Zusammenhang, warum dieser Gang durch den Materialismus sein muss. Denken Sie sich, dass doch dasjenige, was einseitige religiöse Bewegung ist - ich sage ausdrücklich «einseitige» religiöse Bewegung -, auch im Christentum da ist, und am stärksten ausgeprägt ist im Element des Jesuitismus. Bedenken Sie, dass das sich immer wendet gegen den wirklichen wissenschaftlichen Fortschritt. Die katholische Kirche hat doch erst im 19. Jahrhundert die Kopernikanische Weltanschauung offiziell anerkannt. Was äußere Wissenschaft ist, wird von der einseitigen Religion selbstverständlich bekämpft, das kann nicht anders sein. In diesem Bekämpfen von seiten der Religion gegenüber der äußeren Wissenschaft liegen zwei Impulse. Der eine Impuls ist der, dass die einseitige Religion wohl fühlt: In der Wissenschaft, die bloß mit Rücksicht auf die äußere Welt getrieben wird, bekundet sich Ahriman. Das ist das Berechtigte im Kampfe der Kirche. Nicht hinwegzuhalten ist Ahriman von der äußeren Wissenschaft, wenn sie nicht aufblickt zur spirituellen Weltanschauung; das ist das Berechtigte. Auf der andern Seite aber steht ein unberechtigter Impuls in dem Wenden der einseitigen Religion gegen die Wissenschaft. Diese einseitige religiöse Weltanschauung ist nämlich selbst beseelt, durchseelt möchte man sagen, besonders vom luziferischen Element. Denn nach religiöser Vertiefung streben und das wissenschaftliche Eindringen in geistige Welten hassen, das ist dasjenige, was Luzifer von dem Menschen will. Luzifer könnte nicht besser sein Ziel erreichen, als wenn alle Menschen bloß religiös wären. Dieses Religiöse hat einen ungeheuer starken egoistischen Einschlag. Denken Sie nur, wie die Menschen, die nicht nach dem geistigen Wissen streben, ihre Religion auffassen. Aus Egoismus heraus wollen sie selig werden, aus Egoismus ein Leben, wie sie es sich ausmalen, nach dem Tode führen! Aus Egoismus wollen sie nur einmal verkörpert sein in der Welt! In der einseitigen Religion ist der Egoismus auf die höchste Spitze getrieben: ein Egoismus der Seele, nicht bloß des Leibes. Die besten religiösen Aspirationen, die uns umgeben, stecken im Egoismus. Und wirklich, die frömmsten Leute, die uns durch ihre Frömmigkeit rühren - Luzifer ist es, der ihre religiösen Gefühle beherrscht. Luzifer ist es viel lieber, wenn er fromme Seelen bekommt, die einen Sinn haben für das Geistige, das Gute, das sie aus Egoismus anstreben. Denn er will nicht lauter Verbrecherseelen, er will gerade die frommen Seelen einführen in sein Element. So steht also auf der einen Seite das berechtigte, wissenschaftliche Element, welches sich eben auf der Schwelle nach dem Ahrimanischen hin bewegen würde, wenn es nicht zur geistigen Welt aufblickt, auf der andern Seite das luziferische Element, welches in egoistische Religiosität verfallen würde auch in Mitteleuropa, wenn nicht die spirituelle Weltanschauung ein geistiges Wissen hineinbringen würde. Das wird der Fortschritt im Christentum sein. So wird es uns gerade zum unendlich bedeutungsvollen Schatz unseres Gemütes, wenn wir uns mit der Erkenntnis durchdringen, dass wir wissend stehen zwischen dem, was da sein muss, dem Luziferischen und Ahrimanischen, dem man nicht entfliehen kann, das aber seine Macht verliert, wenn man es erkennt. Das ist die Eigentümlichkeit der geistigen Welt: Wenn man es erkennt, verliert es die Macht, durch die es die Menschen besessen macht. Luzifer und Ahriman sind unsichtbar. Bekommen wir eine Vorstellung von ihnen in Raum und Zeit, so verlieren sie ihre Macht über uns. Sie dürfen nicht glauben, dass dann, wenn ein böser Geist von einem Menschen geahnt wird durch hellsichtige Kraft, aber nicht geschaut wird, der Mensch etwas Schlimmes macht, wenn dieser Geist abgebildet oder plastisch dargestellt wird. Das ist richtig: Durch.die sinnliche Anschauung verliert der Geist seine Macht. Die Menschen werden nicht mehr nervös werden durch das geistige Hinstellen einer Figur, sondern es verliert dadurch der Geist als unsichtbare Macht seine Bedeutung, und wir stellen uns bewußt in sie hinein. Wie die Gottheit selbst Luzifer und Ahriman gebraucht, um von Ost und West die Welt in das richtige Geleise zu bringen, damit die Welt nicht eine unregelmäßige Entwickelung durchmacht, sondern wie durch Pendelbewegung fortschreitet, so läßt die Weltregierung das Luziferische vom Osten, das Ahrimanische vom Westen wirken. Sie setzt aber auch uns in Mitteleuropa die schwere, große Aufgabe, diese Pendelbewegung in der richtigen Weise zu betrachten. Dieses Pendel ist eigentlich ein Kahn, wie wenn an eine Pendeluhr ein Kahn angehängt wäre. Und in diesem Kahn sitzen die in Mitteleuropa in richtiger Weise hinstrebenden Seelen. Sie müssen wirklich hineintauchen und müssen wissen, diese Seelen, dass sie den richtigen Gleichgewichtspunkt erfassen müssen. Sie müssen das, was hinter der Schwelle des gewöhnlichen Bewußtseins liegt, erkennen, müssen es in ihr Bewußtsein aufnehmen. Und diese unsere jetzigen schweren Tage sind eine Mahnung vor allen Dingen an diejenigen, die schon etwas ahnen von dem, was der Welt in Zukunft bevorsteht. Nicht dass innerhalb des Krieges auf der einen oder andern Seite ein äußerer Sieg erfochten wird, nicht darauf allein kommt es an, sondern darauf kommt es an, wie gelebt werden wird nach diesem Siege. Denken Sie, wenn es dahin kommen würde, dass die mitteleuropäischen Völker siegen, dass aber auf dem Felde dieses Sieges die rein  materialistisch-ahrimanische Weltanschauung sich ausbreiten würde und diese festgehalten würde durch das luziferische Element - dann, wenn der Osten auf der einen Seite und der Westen auf der andern Seite in die mitteleuropäische Geistigkeit einbrechen würde, dann wäre auch ein äußerer Sieg nicht von Heil für dieses Mitteleuropa. Und es bricht seit Jahrhunderten, ohne dass die Menschen es merken, das ahrimanisch-luziferische Element ganz stark herein. Denken Sie nur einmal, wie es notwendig war, das orientalischluziferische Element abzulehnen in unserer mitteleuropäischen theosophischen Bewegung. Denn dasjenige, was wir von Osten bekamen als Theosophie, es war von Luzifer durchsetzt und führte ja auch in seinem Extrem zur Anerkennung eines äußeren Menschengötzen, eines physisch wiederverkörperten Christus. Das war der Kampf, den wir führen mussten gegen die unberechtigte Auslegung der theosophischen Weltauffassung. Aber auch darüber müssen wir uns klar sein, dass wir in Mitteleuropa in der richtigen Weise erkennen müssen, wie wir uns hineinzuversetzen haben in das, was der Menschheit in der Zukunft bevorsteht. Wir werden gerade durch das, was uns die Geisteswissenschaft sein kann, gerade durch das einsehen lernen, dass der Materialismus, die materialistische Weltanschauung sich nicht ausdehnen darf über das Gebiet, das für Mitteleuropa vorbereitet wird. Diejenigen werden streben müssen, dies zu verhindern, die etwas davon ahnen, dass eine geistige Weltanschauung, über Mitteleuropa hinströmend und von da aus ausstrahlend über die ganze Erde, sich wirklich verbreitet. Und denkbar wäre es ja, äußerlich denkbar als Hypothese, dass dieses Mitteleuropa nach einem Siege einer materialistischen Kultur dienen würde. Dann würde die Früchte dieses Sieges Ahriman einheimsen. Und dies muss verhindert werden. ... Da sehen wir, wie sich hineinnistet in die Seelen der Gegenwart dasjenige, was die mitteleuropäische Kultur dem Ahriman zuführen will. Und so muss man sagen: nicht dass gesiegt wird, sondern dass auf Grundlage des Sieges das Rechte siege, das ist es, worauf es ankommt. Wir haben auch in Mitteleuropa ein Schwergewicht hängen, selbst an einem Siege. Denn wir sind auch mit etwas, was stark luziferisch durchsetzt ist, sogar verbunden. Es war einmal der Segen Europas, dass über Südeuropa herüber die arabische, maurische Kultur sich ausbreitete. Für die damalige Zeit war vollberechtigt dasjenige, was aber heute ahrimanisch geworden ist. Wir sind mit dem Schwergewicht des Bündnisses mit den Osmanen belastet. Wir müssen da den richtigen Standpunkt finden und nicht etwa glauben, dass wir nach äußeren politischen Gesichtspunkten unsere Empfindungen einrichten können. Dasjenige, was in der äußeren Welt lebt, ist wahrhaftig nicht geeignet, das Ahrimanische abzuhalten. Die äußere Journalliteratur steuert direkt nach dem ahrimanischen Prinzip hin und übergießt mit Spott und Hohn dasjenige, was klar sehen will über die Mächte, die in unsere Welt hineinspielen. Und deshalb muss das, was uns in unserer Zeit erscheint unter dem Zeichen von Blut und Leid, uns als die große Mahnung erscheinen, die Seelen auf den Empfang desjenigen zu stimmen, was der Gegenwart aus dem geistigen Leben zufließen will. Und hinneigen müssen sich unsere Seelen zu demjenigen, was vorbereitet worden ist in der mitteleuropäischen Kultur besonders in der Art, dass es wirklich zum Ausdruck bringt, wie wir hineingestellt sind zwischen zwei pendelartig die Welt durchziehende Kraftelemente, wie wir aber das Gleichgewicht finden müssen. Klar muss uns sein, dass auf der einen Seite die Welt strebt nach ahrimanischer Verhärtung, danach strebt, im Feuer des rein Materiellen zu erstarren; dass sie nach der andern Seite strebt, in egoistischer Weise zu einem abstrakt Geistigen aufzusteigen. Nach der einen oder andern Seite hin zu folgen, würde dem mitteleuropäischen Menschen von Verderben sein. Bloß der an die äußeren Sinne gebundenen Wissenschaft folgen, würde uns dazu bringen, dass wir die Rosen vom Kreuze reißen und bloß hinschauen nach dem, was erstarrt. Wir würden allmählich eine Weltanschauung gewinnen, die den Menschen ganz abbringen würde von allem Hinblicken nach dem Geistigen; die ihn nur hinschauen lassen würde nach dem, was ahrimanisch erstarrt ist. Versuchen Sie, sich die Ideale der ahrimanischen Wissenschaft vorzustellen: Es ist eine Welt durcheinanderwirbelnder Atome, ein rein materielles Weltengebilde. Herauswerfen aus diesem Weltbild möchte man alles, was geistig ist." [25]
 

17. Von der Suche nach dem heiligen Gral; die Mondsichel als ursprünglich christliches Symbol; es muss am Osterfest dieses Bild des heiligen Gral am Himmel erscheinen, Wagners Parzival; Jungfrau von Orleans als durchchristete Sibylle; Johannes Kepler als durchchristeter Astrologe; Geistestaten des Christus  als ein großes Vorbild für die Religionseinigung der Erde 

Die Mondsichel mit der dazugehörigen dunklen Mondscheibe als ursprünglich christliches Symbol, Form der hostienartigen Scheibe, die zum Osterfest vom Himmel herunterkommt, in den Gral versenkt und erneuert wird, wie eine Verjüngungsnahrung, worauf von neuem auch Parzival durch den Klausner hingewiesen wird zum Gral, dessen Bedeutung für den Gral auch durch Wagners Parzival der Menschheit wiederum nahegelegt worden ist; es muss am Osterfest dieses Bild des heiligen Gral am Himmel erscheinen; Jungfrau von Orleans als durchchristete Sibylle; Johannes Kepler als durchchristeter Astrologe; der Christus-Impuls fließt gleichsam unterirdisch in den Untergründen der Seelen fort; oben geht das theologische Gezänk vor sich und bringt das hervor, was dann traditionelles Christentum wird; Weltenangelegenheiten, wie sie besorgt wurden vom Hof des Königs Artus aus, konnte man sich nahen mit den Kräften der Erde; den eigenen Angelegenheiten des Gral durfte man sich nicht nähern mit dem, was Wirkung der Erdenkräfte war, wie bei Amfortas es der Fall war; Erdenmutter Eva, dann erneuert erscheint in der jungfräulichen Mutter; Geistestaten des Christus  als ein großes Vorbild für die Religionseinigung der Erde

"Ich habe davon gesprochen, dass die Schrift am Himmel wirklich zu finden ist, welche nicht etwa der Gral selbst ist, welche auch nicht den Gral selbst gibt. Ich habe ausdrücklich betont - und solche Betonungen bitte ich durchaus ernst zu nehmen -, der Name des Gral wird durch die Schrift am Himmel gefunden, nicht der Gral selber. Ich habe darauf hingewiesen, dass sich ergibt in der goldglänzenden Mondessichel, die am Himmel steht und aus der sich heraushebt, wie jeder durch genaue Beobachtung sehen kann, der dunkle Teil des übrigen Mondes, von dem die goldglänzende Sichel wie abgegrenzt ist -, dass sich da in okkulter Schrift der Name Parzival ergibt. Nun muss ich, bevor wir in unserer Betrachtung weiterschreiten und versuchen werden, diese Figur am Himmel zu interpretieren, auf ein wichtiges Gesetz aufmerksam machen, auf eine wichtige Tatsache. Dasjenige, was hier als die goldglänzende Sichel entsteht, entsteht ja dadurch, dass die physischen Sonnenstrahlen auf den Mond auftreffen. Weil die Sonne von hierher scheint, beleuchtet sie den Mond auf dieser Seite, und der beleuchtete Teil erscheint als die goldglänzende Schale. In ihr ruht die dunkle Hostie: physisch, der unbeleuchtete Teil, der dunkel bleibende Teil, wohin die Sonnenstrahlen nicht dringen können; geistig noch etwas anderes. Wenn die Sonnenstrahlen auf den einen Teil des Mondes auffallen und goldglänzend zurückgeworfen werden, so geht trotzdem etwas durch die physische Materie durch. Das, was durchgeht, ist das in den Sonnenstrahlen lebende Geistige. Die geistige Kraft der Sonne wird nicht so wie die physische Kraft der Sonne aufgehalten und strahlt zurück. Sie geht durch, und indem sie durch die Kraft des Mondes aufgehalten wird, sehen wir gerade in dem, was hier in der Goldschale ruht, in Wirklichkeit die geistige Kraft der Sonne. So dass wir sagen können: In dem dunklen Teile des Mondes, den wir da sehen, schauen wir die geistige Kraft der Sonne. In dem goldglänzenden Teil, in dem Schalenteil, sehen wir die physische Kraft der Sonne, die als Strahlenkraft zurückgeworfen wird. Der Geist der Sonne ruht in der Schale der physischen Kraft der Sonne, wenn wir die Sonne also ansehen. So dass der Sonnengeist in Wahrheit ruht in der Mondenschale. Und jetzt nehmen wir alles zusammen, was wir über diesen Sonnengeist und seine Beziehung zum Christus jemals gesprochen haben, und es wird uns das als ein wichtiges Symbolum erscheinen, was der Mond physisch tut. Dadurch, dass er die Sonnenstrahlen zurückwirft und so die goldglänzende Schale hervorbringt, erscheint er uns als der Träger des Sonnengeistes: dieser ist drinnen in Form der hostienartigen Scheibe. Und nun erinnern wir uns daran, dass in der Parzivalsage betont wird, dass an jedem Karfreitag, also zum Osterfeste, vom Himmel herunterkommt die Hostie, in den Gral versenkt wird, erneuert wird, wie eine Verjüngungsnahrung in den Gral versenkt wird am Osterfest, wo von neuem auch Parzival durch den Klausner hingewiesen wird zum Gral, durch den Einsiedler, - am Osterfest, dessen Bedeutung für den Gral auch durch Wagners Parzival der Menschheit wiederum nahegelegt worden ist. Nun erinnern wir uns, dass in Gemäßheit einer alten Tradition, einer jener Traditionen, welche zu dem gehören, was ich gestern  angedeutet habe: zu dem in den Untergründen der Seele vor sich gehenden Fortwirken des Christus-Impulses, - dass in Gemäßheit dieser Tradition die Festsetzung des Osterfestes geschieht. Auf welchen Tag ist denn das Osterfest festgesetzt? Wenn die Frühlingssonne, also die in ihrer Kraft zunehmende Sonne - unser Symbolum für den Christus - ihren Tag, ihren Sonntag hat nach dem Frühlingsvollmond. Wie steht denn nun der Frühlingsvollmond am Himmel zum Osterfest? Wie muss er immer am Himmel stehen zum Osterfest? Nun, er muss beginnen, zum mindesten ein wenig, wenn er Vollmond war, Sichel zu werden. Etwas muss sichtbar werden von diesem dunklen Teile, etwas von dem Sonnengeiste, der seine Frühlingskraft bekommen hat, muss drinnen sein. Das heißt: nach einer alten Tradition muss am Osterfest dieses Bild des heiligen Gral am Himmel erscheinen. So muss es sein. Es kann also jeder das Bild des heiligen Gral am Osterfest schauen. Dazu ist das Osterfest nach einer uralten Tradition in entsprechender Weise eingesetzt. Nun versuchen wir uns noch weiter zu orientieren darüber, wie zustande gekommen sein mag - mehr auch durch den Verlauf, der in den Untergründen des Seelenlebens vor sich geht - alles dasjenige, was mit der Parzivalsage zusammenhängt. Wir haben schon gestern erwähnt: Die Kraft, die in den Sibyllen zum Vorschein kommt, sie muss gemildert werden, muss durchdrungen werden von dem Christus-Impuls, und in solch gemilderter Form muss sie nach und nach wieder heraufkommen, damit sie die Trägerin der geistigen Kultur der neueren Zeit werde. In gemilderter Form muss sie heraufkommen. Stellen wir die Frage auf: Hat Perceval - so wurde er ja bei Chrestien de Troyes genannt - etwas vernehmen können in sich selber von jener gleichsam in den Untergründen der Seele wirksamen Christus-Kraft? Wenn wir noch einmal zurückblicken auf den Urcharakter der althebräischen Geologie, dann tritt uns ja eines da immer wieder und wiederum entgegen. Den Geist der althebräischen Geologie begreifen wir nur, wenn wir gehörig ins Auge fassen, dass das ganze althebräische Altertum kraftvoll festzuhalten suchte an dem geologischen Charakter seiner Offenbarung. Ich habe schon charakterisiert in diesem Vortragszyklus, dass überall verfolgt werden kann, wie die Offenbarungen des althebräischen Altertums in den Tätigkeiten der Erde, in der geistigen Beweglichkeit der Erde gesucht werden müssen. Es ist das Streben zum Zurückweichen zu bringen, was in den Elementen von den Sternen her tätig ist und was so wirkt, dass der Einfluss der Sterne in den Elementen das zuerst hervorbringt, was dann die Sibyllenkraft geistig anregt. Berechtigt war das noch in der alten Astrologie des dritten nachatlantischen Zeitraumes; da hatte die Menschheit noch so viel vom Erbgut der alten Geistigkeit in sich, dass sie, indem sie sich den Elementen mit der Seele hingab, das Gute aufnahm durch die Offenbarungen der Sternenschrift. Im vierten nachatlantischen Zeitraum war gleichsam die Kraft der Sterne zurückgewichen vor den Elementen, die in die Erde, in die Atmosphäre und so weiter eindrangen, und der Einfluss der Elemente wurde so empfunden, dass der, welcher den Geist der Zeit verstand, namentlich als der vierte Zeitraum immer
weiter vorrückte, sich sagen musste: Hüten wir uns vor dem, was aus den Sternen kommt in die Elemente herein; denn das bewirkt so etwas wie die unrechten Sibyllenkräfte. Dadurch, dass der Christus-Impuls sich über die Erdenaura ergossen hat, sollten die Sibyllenkräfte wiederum harmonisiert, wiederum zu dem gemacht werden, was berechtigte Offenbarungen ergeben kann. Nicht gerne hat der wirklich Kundige des althebräischen Altertums hinaufgeschaut zu den Sternen, wenn er das Geistige geoffenbart haben wollte. Er hat sich an den Jahvegott gehalten, der zur Erdenentwickelung, zur Erdenevolution gehört und nur um diese zu befördern, ein Mondgott geworden ist, so dass er - wie ich das in der «Geheimwissenschaft» dargestellt habe - diese Funktion des Mondgottes übernommen hat. In den Mondfesten der Juden ist deutlich ausgedrückt, dass der «Herr der Erde» in seinem Abglanz symbolisch vom Mond herab erscheint. Aber gehe ja nicht weiter - so  war die Stimmung des Althebräertums dem Schüler gegenüber - gehe ja nicht weiter! Begnüge dich mit dem, was Jahve in seinem Mondsymbolum offenbart, gehe ja nicht weiter, denn es ist nicht die Zeit da, um etwas anderes, als was durch das Mondsymbolum zum Ausdruck kommt, aus den Elementen aufzunehmen. Das werden sonst ungerechte Sibyllenkräfte! - Wenn man alles das, was mitgebracht worden ist von der Saturn-, Sonnen-, Mondenentwickelung her für die Erdenentwickelung, zusammenfasst in seinem natürlichen Aspekt, so tritt es uns entgegen durch das althebräische Altertum symbolisiert in Eva. Eve - die Vokale sind ja niemals klar genannt im Hebräischen - Eve! Fügen Sie dazu das Zeichen für jene göttliche Wesenheit des althebräischen Altertums, welche der Lenker der Erdengeschicke ist, so haben Sie eine Form, die ebenso richtig ist wie jede andere: Jeve-Jahve, der im Mond sein Symbol habende Lenker der Erde. Mit dem verbunden, was von der Mondenentwickelung herübergekommen ist, mit dem Ergebnis der Mondenentwickelung für die Erdenentwickelung: der Erdenherr, verbunden mit der Erdenmutter, die in ihren Kräften ein Ergebnis der Mondenentwickelung ist. . . Jahve! Es geht also herüber aus dem althebräischen Altertum die geheimnisvolle Verbindung der Mondenkräfte, die ihren Rest zurückgelassen haben in dem uns astronomisch erscheinenden Mond und die ihre menschheitlichen Kräfte zurückgelassen haben in dem weiblichen Elemente des Menschendaseins. Die Verbindung des Erdenherrn mit der Mondenmutter kommt uns schon in dem Namen Jahve entgegen. Nun möchte ich zwei Tatsachen vor Ihre Seele hinstellen, die Sie aufmerksam darauf machen können, wie die Sibyllenkräfte sich verwandelt haben unter dem Einfluß des Christus-Impulses, sich verwandelt haben eben in den unterbewußten Tiefen des Seelenlebens. Auf eine Erscheinung, auf die ich vor drei Jahren - es ist ungefähr drei Jahre, fast auf den Tag hin - aufmerksam gemacht habe, möchte ich auch hier hinweisen, gleichsam auf eine unter dem Einfluss des Christus-Impulses verwandelte Sibylle. Ich habe in den Vorträgen, die Sie auch gedruckt finden unter dem Titel: «Okkulte Geschichte, Persönlichkeiten und Ereignisse der Weltgeschichte im Lichte der Geisteswissenschaft», hingewiesen auf die Erscheinung der Jungfrau von Orleans, habe darauf hingewiesen, wie tatsächlich von größtem Einflüsse auf die Geschicke Europas in der Folgezeit das war, was die Jungfrau von Orleans geleistet hat unter dem Einfluss ihrer Inspirationen, ihrer ganz vom Christus-Impuls durchdrungenen Inspirationen, die vom Herbste 1428 ab begannen. Man kann sich ja aus der äußeren Geschichte unterrichten, dass die Geschicke Europas ganz anders hätten verlaufen müssen ohne das Eingreifen der Jungfrau von Orleans dazumal; und nur ein ganz vorurteilsvoller Materialist, wie etwa Anatole Vrance, kann das Mysterienhafte, das dazumal in die Geschichte eingegriffen hat, ableugnen. Ich will hier nicht hinweisen auf das, was in der Geschichte überall zu lesen ist und was den, der diese Vorträge angehört hat, denn doch darauf verweisen kann, wie etwas von einer modernen Sibylle in der Jungfrau von Orleans erscheint. Es ist ja die Zeit - wir sind im 15. Jahrhundert -, wo der fünfte nachatlantische Zeitraum herauftritt, wo die Christus-Kraft immer mehr und mehr dazu kommen muss, aus den unterbewußten Seelengründen heraufzukommen. Wir sehen, wie milde, wie zart, wie eingetaucht in edelstes menschliches Seelenhaftes die Sibyllenkraft der Jungfrau von Orleans erscheint. Und ich möchte auch bei dieser Gelegenheit jenen Brief vorlesen, den ein Mann, der die Dinge miterlebt hat, geschrieben hat, weil aus diesem Briefe hervorgeht, welchen Eindruck die Sibyllennatur der Jungfrau von Orleans auf diejenigen machte, die Herz und Sinn dafür hatten. Ein Mann aus der Umgebung des Königs, den ja die Jungfrau von Orleans befreit hat, schreibt, nachdem er ausgeführt hat, was die Jungfrau von Orleans vollbracht hat: «Dieses und vieles andere hat die Jungfrau (von Orleans) vollführt und mit Gottes Hilfe wird sie noch Größeres verrichten. Das Mägdlein ist von anmutiger Schönheit und besitzt männliche Haltung, es spricht wenig und zeigt eine wunderbare Klugheit; in seinen Reden hat es eine gefällige feine Stimme nach Frauenart. Es isst mäßig, noch mäßiger trinkt es Wein. An schönen Rossen und Waffen hat es sein Gefallen. Bewaffnete und edle Männer liebt es sehr. Die Zusammenkunft und das Gespräch mit vielen ist der Jungfrau zuwider; sie fließt oft von Tränen über, liebt ein fröhliches Gesicht, erduldet unerhörte Arbeit, und in der Führung und Ertragung der Waffen ist sie so beharrlich, dass sie sechs Tage lang Tag und Nacht ohne Unterlaß vollständig gewappnet bleibt. Sie spricht: die Englischen hätten kein Recht an Frankreich, und darum habe sie, wie sie sagt, Gott gesandt, auf dass sie jene austreibe und überwinde, jedoch erst nach vorher geschehener Mahnung. Dem Könige erweist sie die höchste Verehrung; sie sagt, er sei von Gott geliebt und in besonderem Schutze, weshalb er auch erhalten werden würde. Vom Herzog von Orleans, Euerem Neffen, sagt sie, er werde auf wunderbare Weise befreit werden, jedoch erst, nachdem zuvor eine Mahnung an die Englischen, die ihn gefangen halten, zu seiner Befreiung geschehen sein werde. Und damit ich, erlauchter Fürst, meinem Bericht ein Ende mache: Noch Wunderbareres geschieht und ist geschehen, als ich Euch schreiben oder mit Worten ausdrücken kann. Während ich dies schreibe, ist die genannte Jungfrau schon nach der
Gegend der Stadt Reims in Champagne gezogen, wohin der König eilends zu seiner Salbung und Krönung unter Gottes Beistand aufgebrochen ist. Erlauchtester und großmächtigster Fürst und mein höchst zu verehrender Herr! Ich empfehle mich Euch sehr demütig, indem ich den Allerhöchsten bitte, dass er Euch behüte und Eure Wünsche erfülle. Geschrieben Biteromis, am 21. Tage des Monats Junius. Euer demütiger Diener Percival, Herr von Bonlamiulk, Rat und Kämmerer des Königs der Franzosen und des Herrn Herzogs von Orleans. Seneschal des Königs, gebürtig aus Berry.» So schreibt ein Percival über die Jungfrau an den Herzog von Mailand. Derjenige, der diese Percivalkundschaft, diesen Percivalbrief durchliest, der wird empfinden, wie hier eine durchchristete Sibylle beschrieben wird. Das ist das eine; das andere, worauf ich aufmerksam machen möchte, ist auch eine Tatsache aus der aufkommenden neueren Zeit im fünften nachatlantischen Zeitraum. Ich möchte aufmerksam darauf machen, was ein Mann schreibt, der, man möchte sagen, dazumal sich durchdrungen fühlte mit dem, was als neue Zeit heraufkam, und sich durchdrungen fühlen durfte. So fühlte er sich durchdrungen, dass er empfand, man darf wohl sagen, unbewußt empfand: Ja, es kommt wieder eine Zeit herauf, wo die alte Astrologie in neuer Gestalt, in durchchristeter Gestalt aufleben darf, wo man wiederum, wenn man es nur recht macht, wenn man es macht durchdrungen von dem Christus-Impuls, aufblicken darf zu den Sternen und sie fragen darf um ihre geistige Schrift. Es ist das zugleich ein Mann, wie Sie gleich sehen werden, der es tie£ empfindet, dass die Erde nicht bloß das ist, was uns die heutige materialistische Geologie vormachen will, etwas rein Physisches, Mineralogisches, sondern der fühlt, dass die Erde ein lebendiges Wesen ist, etwas, was nicht nur Körper hat, wie der heutige Materialist glauben machen will, sondern was Seele hat. Der Mann, von dem ich rede, er wußte es so, dass er fühlen durfte - wenn er auch, da es dazumal noch nicht die heutige Geisteswissenschaft gegeben hat, es nicht aussprechen konnte -: Der Christus-Impuls ist von der Seele der Erde in ihre Aura aufgenommen worden, und da darf der Mensch, der sich nun fühlt in der Erdenaura mit seiner Seele und den Christus-Impuls mitfühlt, wiederum zu dem, was in den Sternen geschrieben ist, hinaufblicken. Man tat es ja auch, man blickte auch hinauf. Wenn auch jede solche Annäherung viel Aberglaube mit sich brachte und gerade die alten Astronomen, durchdrungen von vielem Aberglauben, in jener Zeit auftraten, so sehen wir doch einen Mann, der tief verknüpft ist mit dem geistigen Leben der neueren Zeit, so sprechen: «Diese und unzählige andere Veränderungen und Phänomene, die in und auf der Erde vorgehen, sind so regelmäßig und abgemessen, dass man sie keiner blinden Ursache zuschreiben kann, und da die Planeten selbst nichts von den Winkeln wissen, welche ihre Strahlen auf der Erde bilden, so muss die Erde eine Seele haben. Die Erde ist ein Tier.» Aber er meint nicht ein Tier in gewöhnlichem Sinne, sondern einen lebendigen Organismus. «Man wird an ihr alles wahrnehmen, was den Teilen des tierischen Körpers analog ist. Pflanzen und Bäume sind ihr Haar, Metalle ihre Adern, das Meerwasser ihr Getränke. Die Erde hat eine bildende Kraft, eine Art Imagination, Bewegung, gewisse Krankheiten, und die Ebbe und Flut sind das Atemholen der Tiere. Die Seele der Erde scheint eine Art von Flamme zu sein, daher die unterirdische Wärme und daher keine Fortpflanzung ohne Wärme. Ein gewisses Bild des Tierkreises und des ganzen Firmamentes ist von Gott in die Seele der Erde gedrückt.» «Dies ist das Band des Himmlischen und des Irdischen, die Ursache der Sympathie zwischen Himmel und Erde; die Urbilder aller ihrer Bewegungen und Verrichtungen sind ihr von Gott, dem Schöpfer, eingepflanzt.» «Die Seele ist im Mittelpunkt der Erde, sendet Gestalten oder Abdrücke von sich nach allen Richtungen aus und empfindet auf diese Art alle harmonischen Veränderungen und Gegenstände außer ihr. - Wie es mit der Seele der Erde ist, ist es auch mit der Seele des Menschen. Alle mathematischen Ideen und Beweise zum Beispiel erzeugt die Seele aus sich selbst, sonst könnte sie nicht diesen hohen Grad von Gewißheit und Bestimmtheit haben.» «Die Planeten und ihre Aspekten haben Einfluss auf die Seelenkräfte des Menschen. Sie erregen Gemütsbewegungen und Leidenschaften
aller Art und dadurch oft die schrecklichsten Handlungen und Begebenheiten. Sie haben Einfluss auf die Konzeption der Geburt und dadurch auf das Temperament und den Charakter des Menschen, und darauf beruht ein großer Teil der Astrologie. - Wahrscheinlich verbreitet sich von der Sonne nicht nur Licht und Wärme in das ganze Weltall, sondern sie ist auch der Mittelpunkt und Sitz des reinen Verstandes und die Quelle der Harmonie im ganzen Weltall - und alle Planeten sind beseelt.» «In der ganzen Schöpfung findet sich eine herrliche wundervolle Harmonie, und zwar sowohl im Sinnlichen als im Übersinnlichen, in Ideen sowohl als in Sachen, im Reiche der Natur und der Gnade. Diese Harmonie findet sowohl in den Dingen selbst als auch in ihren Verhältnissen zueinander statt. Die höchste Harmonie ist Gott, und er hat allen Seelen eine innere Harmonie als sein Bild eingedrückt. Die Zahlen, die Figuren, die Gestirne, die Natur überhaupt harmonieren mit gewissen Geheimnissen der christlichen Religion. Wie es zum Exempel in dem Weltall drei ruhende Dinge: Sonne, Fixsterne und das Intermedium, gibt und alles übrige beweglich ist, so ist in dem einigen Gott: Vater, Sohn und Geist. Die Kugel stellt gleichfalls die Dreieinigkeit dar (der Vater ist das Zentrum, der Sohn die Oberfläche, der Geist die Gleichheit der Distanz des Zentrums von der Oberfläche - der Radius) sowie noch andere Geheimnisse. Ohne Geister und Seelen würde überall keine Harmonie sein. In den menschlichen Seelen finden sich harmonische Prädispositionen von unendlich mannigfaltiger Art. Die ganze Erde ist beseelt, und dadurch wird die große Harmonie sowohl auf der Erde als auch zwischen ihr und den Gestirnen hervorgebracht. Diese Seele wirkt durch den ganzen Erdkörper, hat aber in einem gewissen Teile derselben, so wie die menschliche Seele in dem Herzen, ihren Sitz; und von da gehen, wie von einem Fokus oder einer Quelle, ihre Wirkungen in den Ozean und die Atmosphäre der Erde aus. Daher die Sympathie zwischen der Erde und den Gestirnen, daher die regelmäßigen Naturwirkungen. dass die Erde wirklich eine Seele habe, zeigt die Beobachtung der Witterung und der Aspekten, durch welche sie jedesmal hervorgebracht wird, am deutlichsten. Unter gewissen Aspekten und Konstellationen wird die Luft immer unruhig; gibt es derselben keine oder wenige oder schnell vorübergehende, so bleibt sie ruhig.» Das schreibt ein Mann 1607, in dem lebt und pulsiert, als die neue Zeit heraufkommt, die durchchristete Astrologie, die nur ihren Schatten, den astrologischen Aberglauben, nach sich zieht. Das schreibt ein Mann, man darf sagen, aus dem allerfrömmsten Gemüt heraus, ein Mann, der es weiß, dass man ehemals die Kräfte, die aus der elementarischen Welt kommen, mit Recht - später mit Unrecht -, wir würden heute sagen, als Sibyllenkräfte verwendet hat. Denn der Mann sagt: Es kann nicht geleugnet werden, dass solche Geister - Geister meint er, die die Kommunikation bilden zwischen den Gestirnen und der Erde - sich festsetzen in den Elementen der Erde, was als Atmosphäre die Erde umgibt. «Es kann nicht geleugnet werden, dass solche Geister ehemals den Menschen durch Idole, Eichen, aus Hainen, Höhlen, durch Tiere und so weiter Orakel erteilt haben; und das Wahrsagen aus dem Vogelfluge war nicht bloß eine Kunst, Schwache zu betrügen. Jene Geister waren in der Direktion der Vögel durch die Luft tätig, durch welche dann mit Gottes Zulassung den Menschen vieles vorher angedeutet wurde. Noch heutzutage hört man Beispiele ominöser Vögel, wie der Eulen, Geier, Adler, Raben, nur dass die Beispiele desto seltener sind, je mehr sie verachtet werden. Denn jene Geister können es nicht leiden, dass sie verachtet werden, wie sie es nach Gottes Gesetz und der christlichen Lehre allerdings verdienen: sondern alsdann fliehen sie und schweigen. Da der Lügner von Anfang noch durch Tiere sprechen durfte und durch die Schlange mit der Eva redete, so verführte er das menschliche Geschlecht. Dies war auch seitdem immer ihre Sitte: So oft sie in Stimmen oder Vorbedeutungen, durch die Körper und Bewegungen der Tiere mit den Menschen reden konnten, so missbrauchten sie diese Macht, eigneten sich göttliche Verehrung zu und verführten die armen Menschen. Ob nun gleich Christus deswegen kam, um die Werke des Teufels zu zerstören, und diesen Geistern Stillschweigen auferlegte, und ob sie gleich ihre Tempel, Statuen, Haine, Höhlen und die lange besessene Erde verloren haben, so sind sie doch immer noch hier und da in der leeren Luft vorhanden und schreien unter Gottes Zulassung umher; öfters sind sie Zuchtruten Gottes, öfter läßt er den Menschen durch sie gewisse Dinge verkündigen.» Leise deutet der Mann an, wie die geistigen Offenbarungen durchchristet werden; denn er tut es in einer Gesinnung, die ja wahrhaftig durchchristet genannt werden kann. 1607 spricht dieser Mann so von den Umschwüngen, die in der geistigen "Welt stattgefunden haben. Wer ist der Mann? Ist es ein Mann, der keine Berechtigung hat mitzureden, den man überhören darf? Nein, es ist ein Mann, ohne den es keine heutige Astronomie und Physik gäbe: es ist  Johannes Kepler. Und raten möchte man den Menschen, die heute zugleich Materialisten oder Monisten sich nennen und auf Johannes Kepler als auf einen derjenigen hinweisen, die ihre Abgötter sein sollen, raten sollte man ihnen, dass sie diese Stelle bei Kepler sich einmal zu Gemüte führen. Die größten astronomischen Gesetze, die drei Keplerschen Gesetze, die die ganze heutige Astronomie beherrschen, sind von ihm. Aber so spricht er über das, was nach und nach heraufkommt mit dem fünften nachatlantischen Zeitraum, in die Erdenentwickelung hinein. Man muss sich nach und nach wiederum gewöhnen - und jetzt durchdrungen, durchsetzt mit dem neuen Impuls -, die geistigen Wirkungen, die mit den Sternen zusammenhängen, ein wenig zu erkennen. Was war es denn für eine Zeit, als Parzival hineintrat in die Gralsburg, noch unwissend, nicht zum Fragen bereit - nach der späteren Überlieferung, nach der Überlieferung, die Wolfram von Eschenbach aufgenommen hat? Was war es denn für eine Zeit, als Parzival hineintritt in die Gralsburg, Amfortas daliegt mit der Wunde und beim Eintritt des Parzival die Wunde unendliche Schmerzen bewirkt? In welcher Zeit trat Parzival ein in die Gralsburg? Die Sage erzählt uns: Es war Saturnzeit; der Saturn und die Sonne standen zugleich im Krebs, kulminierten. Da sehen wir, wie in die intimsten Wirkungen hinein gesucht wird dasjenige, was der Zusammenhang ist zwischen der Erde und den Sternen. Es war Saturnzeit! Und wenn wir nun forschen, wie und auf welche Weise Parzival nach und nach zu seinem Wissen kommt, was erfahren wir da? Wie ist er, dieser Parzival? Unwissend ist er über gewisse Dinge! Unwissend wird er erhalten. Über was für Dinge wird er unwissend erhalten? Nun, wir haben es ja gehört: Der Christus-Impuls fließt gleichsam unterirdisch in den Untergründen der Seelen fort; oben geht das theologische Gezänk vor sich und bringt das hervor, was dann traditionelles Christentum wird. Verfolgen wir die Person des Parzival, wie sie die Sage schildert: Nirgends weiß er von alledem etwas. Gerade von dem wird er ferngehalten, was da an der Oberfläche sich abgespielt hat. Das soll er alles nicht wissen. So ist er bewahrt vor alledem, was sich an der Oberfläche abgespielt hat. Das lernt er kennen aus Quellen, die aus den Untergründen der Seele schöpfen, wie wir gestern gehört haben: Zuerst, als er hinausreitet, unwissend, aus der Gralsburg, von dem Weibe, das den verstorbenen und in ihrem Schöße liegenden Bräutigam beweint; von dem Klausner, der mit mystischen Kräften in Zusammenhang gebracht ist; und von der Kraft des Gral -, denn am Karfreitag ist es, wo er zum Klausner hinkommt: ihm noch unbewußt wirkt schon die Kraft des Gral in ihn hinein. Es ist also einer, der von alledem, was oberbewußt vor sich gegangen ist, nichts gewußt hat; einer, der in Zusammenhang gebracht wird mit den gegen die neuere Zeit heraufkommenden unterbewußten Quellen; der aus diesen Quellen schöpfen soll. Einer ist es, dessen Herz und Seele in Unschuld unberührt von dem, was die Außenwelt an den Menschen heranbringt im menschlichen Leben, entgegennehmen soll das Geheimnis des Gral. Mit den höchsten, reinsten, edelsten Seelenkräften soll er das Geheimnis des Gral entgegennehmen. Er muss einem begegnen, der nicht gewachsen ist jenen Seelenkräften, die das Geheimnis des Gral vollständig erleben sollen: er muss dem Amfortas begegnen. Wir wissen es: Amfortas ist zwar zum Hüter des Gral ausersehen, aber er verfiel in die niederen Kräfte der menschlichen Natur. Und wie er in die niederen Kräfte der menschlichen Natur verfallen ist, um das handelt es sich dabei, denn das bringt er in Zusammenhang mit der Gralshüterschaft: aus Wollust und Eifersucht hat er seinen Gegner getötet. Diese Dinge alle sind selbstverständlich; und da immer wieder und wiederum die Dinge missverstanden werden, so muss hingewiesen werden darauf, dass die Anthroposophie keinen Asketismus lehren will. Viel Tieferes steckt dahinter. Es waren gleichsam natürliche Elementarkräfte, die sich nicht äußerten oder die nicht so in Betracht gezogen wurden, wie sie sich im gewöhnlichen Leben äußerten, sondern wie sie sich in ihrem Zusammenhang mit den geistigen Welten noch im dritten nachatlantischen Zeitraum äußerten. Das, was gleichsam im menschlichen Blut- und Nervensystem durch die Elemente pulsierte, erhob sich und empfing die Geheimnisse. Nicht um sinnliche Askese handelt es sich, sondern um das Gewahrwerden der heiligen Geheimnisse. Man konnte sie noch in der dritten nachatlantischen Kulturperiode entgegennehmen mit denselben Kräften, die sonst den Menschen auf der Erde beherrschen. Nun war die Zeit gekommen, wo sich die heiligen Geheimnisse nur den reinen unschuldigen Seelenkräften enthüllen, wenn der Mensch die Möglichkeit findet, sich zu erheben von dem, was ihn verbindet mit seinem Erdenberufe, von dem ihn auch die Anthroposophie nicht entfremden will. Aber erheben muss er sich von diesem Erdenberufe, von dem, was wirksam sein durfte in ihm in der Zeit der alten Astrologie. Erheben muss er sich, wenn er sich zu den alten Geheimnissen nach neuer Art hinfinden will. Das muss er mit den Kräften der unschuldigen Seele tun, die frei geworden ist von allem Irdischen. Gegenüber dem Gegensatz, den das althebräische Altertum geschaffen hat, muss ein anderer Gegensatz geschaffen werden. Das althebräische Altertum hat mit Strenge darauf hingewiesen: Nichts von den Sibyllenkräften, die berechtigt waren noch in der Astrologie, nichts von ihnen! Halten wir uns an den Erdengott Jahve! Dadurch entstand eine Abneigung gegen alle Offenbarung von oben, ein Hinnehmen aller Offenbarungen von unten, eine Furcht vor dem, was sich von den Himmeln offenbarte. Das musste eine Zeitlang auf der Erde herrschen; es musste eine Zeitlang auf der Erde ein gewisser Gegensatz gegen das sich geltend machen, was von oben kam. Und in solchen Kräften, wie die Sibyllenkräfte, sah man das unberechtigte Luziferische, das von oben kam. Jetzt aber, nachdem die Christus-Wesenheit sich niedergesenkt hatte in den Leib des Jesus von Nazareth, jetzt war das, was von oben kam, durchchristet; jetzt durfte man wiederum nach oben schauen, jetzt war etwas anderes geworden aus der Verbindung des Erdenherrn mit der Mondenmutter. Denn zum Erdenherrn, zum Erdengeist war der Christus geworden, der in die Erdenaura sich ergossen hatte. Weltenangelegenheiten, wie sie besorgt wurden vom Hof des Königs Artus aus, konnte man sich nahen mit den Kräften der Erde; den eigenen Angelegenheiten des Gral durfte man sich nicht nähern mit dem, was Wirkung der Erdenkräfte war, wie bei Amfortas es der Fall war. Schmerzlich musste der Mensch berührt werden, der sich mit solchen Kräften den Geheimnissen des Gral näherte. Und da die Gestirnwirkungen durchchristet waren, durfte ein solcher Mensch, der zwar von dem, was an der äußeren Oberfläche gezankt wurde, nichts in sich hereinbekommen hat, der aber durch sein Karma auf einem Punkt stand, wo seine Seele von Christus entgegengenommen werden konnte, - ein solcher Mensch durfte wiederum in Zusammenhang gedacht werden mit den Kräften, wie sie angedeutet sind in dem Symbolum Saturnzeit; das ist: Saturn und Sonne stehen gleichzeitig im Zeichen des Krebses. Der, in dem noch unterirdisch, noch in den unterbewußten Seelengründen, der Christus-Impuls wirkt, der Parzival kommt mit der Saturnkraft, und die Wunde brennt, wie sie noch nie gebrannt hat. So sehen wir, wie die neuere Zeit sich ankündigt. Parzivals Seele steht im Zusammenhang mit den unterbewußten, von der Christus- Aura durchzogenen geschichtlichen Impulsen, mit den Christus- Impulsen, auch als er es noch nicht weiß. Aber aufsteigen soll das nach und nach, was da unten gewaltet hat, was die Menschheitsgeschichte geführt hat. Daher muss er nach und nach verstehen lernen, was niemals wird verstanden werden, wenn man sich ihm nicht mit den unschuldigen, reinen Seelenkräften naht, was auch nie verstanden werden kann, wenn man sich ihm naht mit traditionellem Wissen, mit Gelehrsamkeit. Man kann es dann sehen - denn es ist ja heraufgekommen und fast so alltäglich geworden wie der Himmelsgral selber, der den Namen ausspricht -, aber es ist doch die Erneuerung, die Andersgestaltung dessen, wofür in seiner Zeit das althebräische Altertum gekämpft hat. Stellen wir uns hin vor die jungfräulich gedachte Mutter mit dem Christus im Schoß, und sprechen wir es dann aus: Wer heilig empfinden kann diesem Bilde gegenüber, der hat eine Empfindung von dem Gral. Alle anderen Lichter, alle anderen Götter überstrahlt die heilige Schale, die jetzt von dem Christus berührte Mondenmutter, die neue Eva, die Trägerin des Sonnengeistes Christus. Das «Was» bedenke, mehr bedenke «Wie»! Und schauen wir hinein in die Seele Parzivals, wie er, hinausreitend aus der Gralsburg, das Bild der Braut und des Bräutigams hat, das ihn in Zusammenhang bringt mit den unterbewußten Christus-Kräften; schauen wir hin, wie der Klausner zur Osterzeit, wo das Bild des Gral durch Sternenschrift an den Himmel geschrieben sein muss, seine unschuldige Seele unterrichtet; verfolgen wir ihn, wie er hinreitet - ich habe ausdrücklich gestern betont - durch Tag und Nacht, bei Tag die Natur anschauend, bei Nacht oftmals vor sich habend das Himmelszeichen des heiligen Gral, wie er hinreitet, vor sich die Mondessichel goldglänzend mit der Oblate, mit dem Christus-Geist, dem Sonnengeist darinnen; schauen wir, wie er vorbereitet wird auf seinen Weg, durch den Zusammenklang des Bildes der jungfräulichen Mutter mit dem Bräutigam-Sohn und des Zeichens der Himmelsschrift, zu verstehen das Geheimnis vom heiligen Gral; schauen wir, wie in seiner Seele zusammenwirkt das, was die Geschicke der Erde durchdrungen hat als der Christus- Impuls, mit der zu erneuernden Sternenschrift; schauen wir, wie verwandt alles ist, was durchchristet ist, mit den Sternenkräften ... er musste, da er zur Saturnzeit hat eintreten müssen, auch die Wunden desjenigen stärker brennen machen, der nicht in der richtigen Weise am Gral verweilte, des Amfortas. Das «Was» bedenke, mehr bedenke «Wie»! Denn nicht darum handelt es sich, dass wir solche Dinge mit diesen Worten, die ich jetzt gebraucht habe, oder mit anderen Worten charakterisieren. Dem Gral nähert man sich niemals ganz mit irgendwelchen Worten oder gar mit philosophischer Spekulation. Dem Gral nähert man sich, wenn man vermag, alle diese Worte in Empfindung zu verwandeln, und wenn man eben zu empfinden vermag, dass man die Summe alles Heiligen an diesem heiligen Gral zu fühlen hat: dass man zu fühlen hat den Zusammenfluss dessen, was herübergekommen ist vom Mond, was erst auftrat in der Erdenmutter Eva, dann erneuert erscheint in der jungfräulichen Mutter, was Erdenherr geworden ist im Jahvegott, was als neuer Erdenherr erscheint in dem Christus-Wesen, das in die Erdenaura sich ergossen hat. Man fühlt den Zusammenfluss desjenigen, was nun aus den Sternen herunterwirkt, durch die Sternenschrift symbolisiert, mit dieser irdischen Entwicklung der Menschheit. Wenn man das alles in Betracht zieht und es dann durchfühlt als den Zusammenklang der Menschheitsgeschichte mit der Sternenschrift, dann begreift man auch das Geheimnis, das ausgedrückt werden soll mit den Worten, die ja dem Parzival anvertraut worden sind, die in der Sage nachklingen: dass jedesmal, wenn ein Gralskönig, ein wirklich berufener Hüter des Gral stirbt, auf dem heiligen Gral der Name seines würdigen Nachfolgers erscheint. Da soll er gelesen werden, das heißt aufgefordert werden dazu, die Sternenschrift in neuer Gestalt wieder lesen zu lernen. Versuchen wir, meine lieben Freunde, uns würdig zu machen, diese Sternenschrift in neuer Gestalt wieder lesen zu lernen; versuchen wir es, sie so lesen zu lernen, wie sie uns jetzt gegeben werden muss. Denn im Grunde ist es nichts anderes als ein Lesen der Sternenschrift, wenn wir versuchen, uns die menschliche Evolution in Saturn-, Sonnen-, Mond-, Erden- bis zur Vulkanentwickelung auseinanderzulegen. Aber erkennen müssen wir, in welchen Zusammenhängen wir die Sternenschrift in unserer Zeit entziffern wollen. Machen wir uns dessen würdig! Denn nicht umsonst ist erzählt, dass der Gral zunächst wiederum hinweggetragen worden ist von seinem Ort, dass er für die nächste Zeit nicht äußerlich wahrnehmbar war. Betrachten wir es als ein erneuertes Suchen nach dem Gral, was wir in unserer Anthroposophie pflegen dürfen, und versuchen wir, die Bedeutung dessen kennenzulernen, was dazumal wie aus unterbewußten Seelengründen heraufsprach, was nach und nach erst herauftrat in das Bewußtsein der Menschen. Versuchen wir das allmählich in eine immer mehr bewußte Sprache umzuwandeln! Versuchen wir, eine Weisheit zu ergründen, die uns den Zusammenhang des Irdischen und des Himmlischen wiederum enthüllen kann, enthüllen kann ohne alte Tradition, so, wie wir sie versuchen zu finden, wie sie in der Gegenwart geoffenbart werden kann. Und dann lassen wir uns durchdrungen sein, meine lieben Freunde, mit alledem, was in uns Empfindung werden kann durch den Hinblick auf die Art, wie Parzival zu dem Gralsgeheimnis gekommen ist. Verschlossen blieb es dann wiederum, weil die Menschen zunächst im alleräußerlichsten Felde, im Felde der alieräußerlichsten Wissenschaft die Verbindung der Erde mit den kosmischen Mächten suchen mussten. Verstehen wir auch eine solche Erscheinung, dass ein Geist wie Kepler inzwischen Verständnis gefunden hat für das, was er mit seinen mathematisch-mechanischen Himmelsgesetzen sagen konnte, - aber wiederum musste in unterbewußte Seelengründe hinuntertauchen das, was er, wahrhaftig durchdrungen mit dem Christus-Impuls, hinzugefügt hat. Wenn wir heute sagen, was wir zu sagen wissen über unsere Erdenevolution und wie sie zusammenhängt mit dem Kosmos, so reden wir in seinem Sinne. Er sagt uns ja:  Wie es zum Exempel in dem Weltall drei ruhende Dinge: Sonne, Fixsterne und das Intermedium, gibt und alles übrige beweglich ist, so ist in dem einigen Gott: Vater, Sohn und Geist. Die Kugel stellt gleichfalls die Dreieinigkeit dar (der Vater ist das Zentrum, der Sohn die Oberfläche, der Geist die Gleichheit der Distanz des Zentrums von der Oberfläche - der Radius) sowie noch andere Geheimnisse. Ohne Geister und Seelen würde überall keine Harmonie sein. In den menschlichen Seelen finden sich harmonische Prädispositionen von unendlich mannigfaltiger Art. Die ganze Erde ist beseelt, und dadurch wird die große Harmonie sowohl auf der Erde als auch zwischen ihr und den Gestirnen hervorgebracht. Diese Seele wirkt durch den ganzen Erdkörper, hat aber in einem gewissen Teile derselben, so wie die menschliche Seele in dem Herzen, ihren Sitz; und von da gehen, wie von einem Fokus oder einer Quelle, ihre Wirkungen in den Ozean und die Atmosphäre der Erde aus. Daher die Sympathie zwischen der Erde und den Gestirnen, daher die regelmäßigen Naturwirkungen. dass die Erde wirklich eine Seele habe, zeigt die Beobachtung der Witterung und der Aspekten, durch welche sie jedesmal hervorgebracht wird, am deutlichsten. Unter gewissen Aspekten und Konstellationen wird die Luft immer unruhig, gibt es derselben keine, oder wenige, oder schnell vorübergehende, so bleibt sie ruhig.» «Diese und unzählige andere Veränderungen und Phänomene, die in und auf der Erde vorgehen, sind so regelmäßig und abgemessen, dass man sie keiner blinden Ursache zuschreiben kann, und da die Planeten selbst nichts von den Winkeln wissen, welche ihre Strahlen auf der Erde bilden, so muss die Erde eine Seele haben. Die Erde ist ein Tier. Man wird an ihr alles wahrnehmen, was den Teilen des tierischen Körpers analog ist. Pflanzen und Bäume sind ihr Haar, Metalle ihre Adern, das Meerwasser ihr Getränke. Die Erde hat eine bildende Kraft, eine Art Imagination, Bewegung, gewisse Krankheiten, und die Ebbe und Flut sind das Atemholen der Tiere. Die Seele der Erde scheint eine Art von Flamme zu sein, daher die unterirdische Wärme und daher keine Fortpflanzung ohne Wärme. Ein gewisses Bild des Tierkreises und des ganzen Firmamentes ist von Gott in die Seele der Erde gedrückt.» Und wir sehen es heute, wie dieses Bild des Tierkreises in die Seele der Erde, in die Aura der Erde gedrückt worden ist, und arbeiten uns allmählich durch bis zu dem anderen Teil der Keplerschen Weltanschauung: bis zu demjenigen Teile, der auch noch bleiben musste in den unterbewußten Seelengründen, der aber deutlich zeigt, dass dasjenige, was wir heute als eine Kosmologie geben können, eine Erfüllung ist. So tief begründet ist das in der Menschheitsevolution, was unsere Anthroposophie uns sein soll, so innig hängt es zusammen mit jener Mahnung, die vom heiligen Gral zu uns herübertönt. Und wenn wir Europa, das Abendland der alten Zeiten, betrachten und schauen in vor- und nachatlantische Zeiten, was in der nachatlantischen Zeit aufgelebt ist von Erinnerungen an atlantische Zeiten, wenn wir schauen, wie im Griechentum, im Apollodienst ein letzter Nachklang auftönt, dahingehend, dass er zeigte, wie durchchristet einstmals in den oberen Welten der spätere nathanische Jesus war, der dann heruntergestiegen ist, das Mysterium von Golgatha verrichtet hat - der durchchristete nathanische Jesus -, wenn wir das verfolgen und uns dann fragen: Woher kam er denn, der Christus? Wie zog er da, indem er von oben nach unten zog, um Erdenherr zu werden, wie zog er? Er zog von Westen nach dem Osten, vom Osten zog er wiederum nach dem Westen. Aus dem Bereiche der höheren Hierarchien selbst ist er in seine äußere Umhüllung heruntergekommen. Die Wesen der höheren Hierarchien haben ihn herabgetragen, ihnen gehörte er an. Schön erinnert uns die Parzivalsage daran, dass das so ist, indem sie sagt: Eine Engelschar brachte zu Titurel den heiligen Gral, das wahre Geheimnis von dem Christus Jesus, von dem Zusammenhang des Erdenherrn mit der jungfräulichen Mutter, und eine Engelschar wartet seiner wiederum im Bereich der höheren Hierarchien. Suchen wir ihn da, dann verstehen wir das Suchen unserer anthroposophischen Weltanschauung, dann dringen wir allmählich immer weiter und weiter vor zu einem Gefühl, zu einer Empfindung von dem Gestirnaspekt des heiligen Gral zu dem menschlichen Aspekt des heiligen Gral, zur Mutter mit dem Jesus, mit dem Christus. Damit haben wir versucht, meine lieben Freunde, ein wenig hinzuweisen in das Gebiet der Menschheitsgeschichte, insofern diese Menschheitsgeschichte von geistigen Kräften getragen ist. Und wenn Sie etwas empfunden haben von dem, was ich durch meine Worte nicht bloß in Ihrem Denken, sondern in Ihrem Gemüte habe anregen wollen, dann ist erreicht, was durch diesen Vortragszyklus hat gesagt sein wollen. Ich hätte ebensogut diesen Zyklus nennen können: «Von der Suche nach dem heiligen Gral.» Dem eigenen Urteil eines jeglichen Menschen mag es überlassen bleiben, ob mit dem, was hier gemeint ist unter dem Zusammenklang aller Religionen, wirklich die über die Erde hin verbreiteten Bekenntnisse sich einmal finden werden. Jedem Menschen mag es überlassen bleiben, für sich selbst das zu entscheiden. Und überlassen bleiben mag auch jeder Seele das Urteil darüber, ob das, was man Einheit der Religionen nennt, mit dem, was wir zu charakterisieren versuchten als die Aufsuchung des heiligen Gral, besser getroffen ist als manches andere, was von der Einheit der Religionen spricht, aber vielleicht etwas ganz anderes ist.  Wer an eng begrenztem Konfessionellem wird festhalten wollen, wird ja durch das, was gesagt worden ist, zunächst gewiss nicht überzeugt werden können. Das rührt davon her, dass er sein Ohr leiht dem, wovon wir gesehen haben, dass es sich nur an der Oberfläche zugetragen hat, dass es nur die Außenseite ist von den eigentlichen Christus-Taten, die geistiger Art sind. Wie einer durch sein Karma hingeführt worden ist zu diesen Geistestaten des Christus und deshalb als ein großes Vorbild für die Religionseinigung der Erde dasteht, wie Parzival dahingetrieben worden ist, das wollten wir uns vor die Seele führen und gedenken jener Fortsetzung der Parzivalsage, die da sagt, dass der Gral für die Zeit, für die er in Europa dann unsichtbar geworden ist, in das Gebiet des Priesters Johannes getragen worden ist, der sein Reich jenseits der Gebiete hatte, die von den Kreuzzüglern erreicht worden sind. Man verehrte in der Zeit der Kreuzzüge noch das Gebiet des Priesters Johannes, des Nachfolgers des Parzival, und nach der Art, wie man es suchte, muss man sagen: Wenn auch alles das in irdisch-geographischen Formeln ausgesprochen wurde, der Ort des Johannes ist im Grunde genommen nicht recht auf der Erde zu finden. Sollte das eine Ahnung in der europäischen Sage sein, die die Parzivalsage fortsetzen wollte, eine Ahnung davon, dass der Christus, in uns unbewußt, seit jener Zeit auch in den Untergründen des Orients wirkt und dass vielleicht das, was sich im Orient als Religionsstreitereien im Oberbewußtsein abspielt, ebenso überholt werden könnte von den Ausflüssen und Offenbarungen des wahren Christus- Impulses, wie das im Abendlande gemäß der Parzival-Offenbarung angefangen hat zu geschehen? Sollte das Sonnenlicht des Gral berufen sein, über alle Götter der Erde zu leuchten, wie es symbolisch angedeutet ist dadurch, dass, als die Jungfrau hereinbringt die goldglänzende Schale mit dem Geheimnisse des Gral darinnen, der Glanz des Gral die anderen Lichter überstrahlt? Sollten wir erwarten dürfen, dass - im Gegensatz zu dem, was man heute glaubt - die noch unbewußt wirkenden Christus-Kräfte in einer veränderten Form hinzukommen werden zu dem, was heute als Licht im Abendlande erschienen ist, gemäß dem alten Wort: Ex Oriente lux? Sollte das Licht mit Licht sich verbinden können? Dazu aber wird notwendig sein, dass wir vorbereitet sind, wir, die durch unser Karma gestellt sind auf den Boden jener geographischen, jener Kulturströmungen, über die hingegangen ist der Zug des Christus, schon als er durchchristet hat den Jesus von Nazareth in überirdischen Regionen, um nach dem Orient zu ziehen. Blicken wir hinauf und ahnen wir, dass durch unsere Höhen der Zug des Christus schon in seinen vorirdischen Offenbarungen gegangen ist. Machen wir uns fähig, ihn so zu verstehen, dass wir das nicht missverstehen, was er vielleicht einmal zu uns sprechen kann, wenn es an der Zeit ist, dass andere Bekenntnisse der Erde von seinen Impulsen durchflössen sein werden." [26]
 
 

18. Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen; Phrasentum und Unwahrheit, Illusionen und Phantasmen an Universitäten und Bildungseinrichtungen; Amerika, Europa, russische Kultur durchsetzt von deutschem Wesen; Geschichtsklitterung in der Türkei und in Russland früher und heute, um die Menschenköpfe so zu dressieren wie in einer islamischen Despotie; Russland eigentlich normannisch-germanischen Ursprungs, zwischenzeitlich unter dem Mongolenjoch; der monarchische Staatsgedanke, der durch das Mongolentum hereingetragen worden ist, hat seine tiefsten Wurzeln geschlagen, die bis heute sichtbar sind


Phrasentum und Unwahrheit, Illusionen und Phantasmen an Universitäten und Bildungseinrichtungen gab es nicht nur früher, auch heute ist es dort weit verbreitet, man sehe sich nur die islamistisch-antisemitischen und muslimfreundlichen Proteste an amerikanischen und europäischen Univeritäten an: "Sie glauben gar nicht, wo überall es heute nötig ist, die Begriffe von Wahrheit und Unwahrheit zu korrigieren. So tief verstrickt in Phrasentum und Unwahrheit, in Illusionen und Phantasmen ist schon einmal unsere Zeit. Deshalb muss es immer wieder betont werden, dass herausgekommen werden muss aus diesem Verstricktsein in diesen Vorstellungen. Und diese Vorstellungen, sie sind vorhanden namentlich auf dem Gebiete des Bildungswesens. Fangen Sie oben an und gehen Sie bis zum niedersten Schulwesen herunter, überall ist es notwendig: Medizin und Theologie und Jurisprudenz und Philosophie, und was alles sich noch darangegliedert hat an diesen Universitäten, dann das mittlere Schulwesen und alles mögliche, das ist dasjenige, was geeignet war, den Boden der Wahrheit zu untergraben und was die Leute am allermeisten mit Bezug auf dieses Untergraben des Bodens für die Wahrheit in Schlaf gelullt hat."

Amerika, Europa, russische Kultur durchsetzt von deutschem Wesen; Geschichtsklitterung in der Türkei und in Russland früher und heute, vor allem auf dem Umwege des sogenannten geschichtlichen Unterrichtes, um die Menschenköpfe so zu dressieren wie in einer islamischen Despotie; Marxismus ist in Russland äußerlich  zur Herrschaft gelangt, hat ebensoviele Leute da oder dort abgemurkst, wie der Bolschewismus in Russland abgemurkst hat, aber alle diese Ideen sind lediglich geeignet, Raubbau zu treiben; Russland eigentlich normannisch-germanischen Ursprungs, zwischenzeitlich unter dem Mongolenjoch; die islamischen Mongolen forderten hohe Tribute; das Mongolentum und Khanartige hat sich der Zar und später der aktuelle russische Präsident als Vorbild genommen; der Name Russe kommt eigentlich von Väringer, Waräger = Eidgenossen, die vom Lande Rhos, Schweden kamen: die Normannen traten seit 787 an der Küste Englands, bald auch des Frankenreiches plündernd auf. Seit der Mitte des 9. Jahrhunderts gingen sie zu Dauersiedlung und Staatengründungen über. Normannisch-Germanisches auch nach dem Osten hin: Schwedische Normannen, Waräger, Rus genannt, drangen Anfang des 9. Jahrhunderts in Russland vor. Rurik gründete 862 das Reich von Nowgorod am Ilmensee, 864 das Reich von Kiew. Unter dem Mongolenjoch sind die Russen vom Anfang des 13. Jahrhunderts, als die Mongolen in Russland einfallen und es beherrschen bis 1480

"Sehen Sie, es ist keineswegs die Möglichkeit vorhanden, dass sich jenes internationale Wesen, das ich Ihnen charakterisiert habe als die Stimmung des Proletariats, das vorzugsweise von marxistischen Ideen genährt ist, im weitesten Umfange natürlich marxistischen Ideen, wirklich über ganz Europa etwa verbreitet. Das ist eine Illusion des Proletariats. Und da das Proletariat eine gewisse Macht darstellen wird, so ist das eine sehr verderbliche Illusion des Proletariats. Übersehen wir  das nicht, dass das Schlimmste herauskommen würde, wenn diese Illusion des Proletariats über die Welt Herrschaft gewinnen würde, denn man wäre dann genötigt, diese Herrschaft wiederum zu überwinden.  Besser wäre es, wenn man sehen würde, wie sich die Dinge vorbereiten und wie den Dingen begegnet werden kann. Selbst angenommen, dass die Impulse des Proletariats in gewissen Gegenden zur Herrschaft gelangen,  was würde daraus geschehen? Nun gut, sie würden äußerlich  zur Herrschaft gelangen, man kann ebensoviele Leute da oder dort abmurksen, wie der Bolschewismus in Russland abgemurkst hat. Aber alle diese Ideen sind lediglich geeignet, Raubbau zu treiben, sind lediglich  geeignet, das Alte zu verzehren und Neues nicht zu begründen.  Wenn die Ideen des Proletariats soziale Gestaltung werden, sich einleben, so wird dasjenige, was an Werten da ist, nach und nach verbraucht werden, in einer schnellen Progression verbraucht werden. ... Man muss diese Dinge nicht nach den Urteilen, die sich obenhin bilden, betrachten, sondern man muss sie nach dem betrachten, wie der objektive  Gang der Ereignisse in der Menschheitsgeschichte unter dem Einfluss dieser Tatsache verläuft. Man käme eben, wenn diese soziale Ordnung  sich verbreitete, bei Null an, beim Nichts. Aber bevor dieses Nichts eintritt, treten die Reaktionen auf aus dem Unterbewußten der Menschen da oder dort, und in den sich ausbreitenden Proletarismus,  der marxistisch durchsetzt ist, muss sich überall in den verschiedensten  Zentren dasjenige wiederum hineinmischen, was in dem Glauben, in den Impulsen oder auch in den Illusionen oder selbst in den Narrheiten der Menschen durch Jahrhunderte, manchmal durch Jahrtausende sich vorbereitet hat. Es wird sich ja nicht hineinmischen  in derselben Gestalt, in der es da war, aber es wird sich hineinmischen  in verwandelter Gestalt. Daher muss man es kennen und muss in der   Lage sein, es in der richtigen Weise zu taxieren. Nun haben die Mächte, die jetzt zum Teil dem Untergang verfallen sind, zum Teil aber noch die Welt beherrschen, diese Mächte haben es sich ja immer zu ihrer mehr oder weniger bewußten oder unbewußten  Aufgabe gemacht, die Menschen zu täuschen. Was ist nicht alles getäuscht worden auf dem Umwege des sogenannten geschichtlichen Unterrichtes! In allen möglichen Ländern ist ja Geschichte nichts weiter als eine Legende, ist Geschichte nur dazu da, um die Menschenköpfe so zu dressieren, dass sie mit ihren Gedanken diejenige Richtung einschlagen, die den Machthabern angenehm erscheint und als die richtige erscheint. Aber die Zeit ist gekommen, wo sich die Menschen ihr eigenes Urteil werden bilden müssen. ...  Nehmen Sie ein Beispiel. Sie wissen, ich habe oft gesagt, dass in  Mitteleuropa vorzugsweise alle völkischen Impulse dadurch bedingt sind, dass in diesem Mitteleuropa der Volksgeist durch das Ich wirkt im Gegensatz zu den verschiedensten Gebieten Westeuropas. Aber das Ich hat die Eigentümlichkeit, dass es, ich möchte sagen, auf- und abkreist  unter den anderen Gebieten, die fest sind. Nehmen Sie also an:im Süden und Westen Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele,  Bewußtseinsseele, in der Mitte aber das Ich  Das Ich kann in der Bewußtseinsseele, in der Verstandesseele,  in der Empfindungsseele sein. Es pendelt gewissermaßen auf und ab, es  findet sich in alles hinein. Daher die Eigentümlichkeit: Wenn Sie nach dem Westen von Europa schauen, haben Sie, ich möchte sagen, scharfumrissene  Volkskonturen. Da ist scharfumrissenes Volkstum, Volkstum,  das Sie wirklich, ich möchte sagen, definieren können, das in einem guten Rahmen darinnen ist. Schauen Sie nach Mitteleuropa, vorzugsweise  zum deutschen Volke, so haben Sie ein nach allen möglichen  Seiten bestimmtes Wesen. Und jetzt verfolgen Sie die Geschichte, indem Sie diese Grundmaximen in der richtigen Weise beurteilen. Sehen Sie hin, wo Sie wollen, im Westen bis Amerika hinüber, im Osten bis nach Russland, und sehen Sie an, wie da überall deutsches Volkstum als Ferment gewirkt hat. Es geht in diese fremden Gebiete hinein, ist heute drinnen, wird in der Zukunft wirken, auch wenn es sich entnationalisiert hat, wie man sagt; es geht in diese Gebiete hinein, weil das Ich auf- und ab schwebt. Es verliert sich darinnen. Das finden Sie aus dem Grundwesen des Volkstums ganz genau heraus. Sehen Sie doch an, wie diese ganze russische Kultur durchsetzt ist von deutschem Wesen, wie Hunderttausende von Deutschen dort eingewandert sind im Laufe einer verhältnismäßig kurzen Zeit, wie sie bis in unendliche Tiefen hinein dem volksmäßigen Wesen das Gepräge gegeben haben. Sehen Sie nach dem ganzen Osten, so werden Sie überall dieses Gepräge finden, und gehen Sie selbst auf die Jahrhunderte zurück, fragen Sie heute an, gehen wir zum Beispiel nach Ungarn, wo angeblich eine magyarische Kultur ist. Diese magyarische Kultur beruht vielfach darauf, dass alles mögliche Deutsche dort als Ferment hineingegangen ist. Der ganze Nordrand Ungarns ist von den sogenannten Zipser-Deutschen bewohnt, die natürlich dann majorisiert, tyrannisiert, entnationalisiert worden sind, die Unsägliches gelitten haben, die aber ein Kulturferment abgaben. Gehen wir weiter nach dem Osten, Siebenbürgen, da finden wir die Siebenbürger Sachsen, die einst am Rhein gewohnt haben. Gehen wir weiter zu dem sogenannten Banat, da haben Sie die Schwaben, die aus dem Württembergischen eingewandert sind, die das Kulturferment abgegeben haben. Und würde ich Ihnen die Karte von Ungarn aufzeichnen, so würden Sie sehen hier den breiten Rand der in das Magyarentum hineingegangenen deutschen Menschen, hierin die Zipser-Deutschen, im Südosten die Siebenbürger Sachsen, hier im Banat die Schwaben, gar nicht gerechnet dasjenige, was an einzelnen da hineingegangen ist. Und das Eigentümliche dieses deutschen Volkstums besteht darin, dass es eben, weil sein Volksgeist durch das Ich wirkt, gewissermaßen äußerlich als Volk untergeht, aber ein Kulturferment bildet. Das ist dasjenige, was beitragen kann zur Beurteilung der wirksamen Kräfte. Das ist eine solch wirksame Kraft. ...Man darf zum Beispiel nicht vergessen, wenn man ein wichtig Mittuendes beurteilen will bei der künftigen europäischen Gestaltung, nämlich den europäischen Osten, dass gewissermaßen jeder nicht nur ein Ketzer war, sondern jeder in Lebensgefahr war, der in Russland über Russland die Wahrheit sprach in geschichtlicher Beziehung. Die russische Geschichte ist ja, zwar nicht viel mehr als die übrigen Geschichten, aber sie ist eben auch durchaus eine Geschichtslegende. So zum Beispiel kommt es denjenigen, die im gewöhnlichen Sinne russische Geschichte lernen, gar nicht zum Bewußtsein - was hier vor einigen Jahren entwickelt worden ist - , dass etwa zu derselben Zeit, als die Normannen im Westen Europas ihren Einfluss geltend machten, Normannisch-Germanisches auch nach dem Osten hin seinen Einfluss geltend machte. Und die russische Geschichte von heute hat ein Interesse daran, im Zurückgehen immer mehr und mehr zu zeigen, wie alles, alles von slawischen Menschen abstammt, von slawischen Elementen abstammt, auch ein Interesse zu verleugnen, dass das maßgebende Element, dasjenige Element, von dem heute noch tief beeinflusst ist, was im Osten ist, von Impulsen herkommt, die normannisch-germanischen Ursprungs sind. Man kommt ja mit der russischen Geschichte nicht viel weiter zurück, als dass man etwa den Leuten erzählt - nun ja, das ist, nicht wahr, der stereotype Satz, der immer wiederum gesagt wird - : Wir haben ein großes Land, aber wir haben keine Ordnung, kommt und beherrscht uns. - So ungefähr beginnt das, während in Wahrheit hingewiesen werden müsste darauf, dass dasjenige, was bis zum Einfall der Mongolen in Russland sich ausgebreitet hat, germanisch-normannischen Ursprungs war, germanisch-normannische soziale Konfiguration hatte. Das heißt aber so viel, dass sich in Russland damals etwas ausbreitete, was durch spätere Verhältnisse überwuchert worden ist, was, ich möchte sagen, in Reinkultur sich weiter erhalten und konserviert hat zum Beispiel innerhalb des sozialen Gefüges des Britischen Reiches. Da ist die gradlinige Fortentwickelung. Wenn Sie also die soziale Entwickelung des Britischen Reiches nehmen, so haben Sie die eine Strömung, die natürlich im Laufe der Jahrhunderte sich ändert, die heute aber die gradlinige Fortsetzung der alten normannisch-germanischen sozialen Konstitution ist. Sie haben im Osten nach Russland hin denselben Strom sich ausbreitend, aber unter dem Mongolenjoch, unter dem Mongoleneinfluss, möchte ich sagen, von einem gewissen Punkte ab abbrechend. Das heißt: Würde dasselbe, was zur Zeit Wilhelms des Eroberers unter normannisch-germanischem Einflüsse in der sozialen Struktur des Britischen Reiches vorbereitet worden ist und bis zum neunzehnten Jahrhundert sich so entwickelt hat, dass es die heutige Stellung in der Welt einnimmt, würde sich das in Russland weiterentwickelt haben, so würde Russland England ähnlich sein. Nun hat nirgends mehr als in Russland alles dasjenige, was gewirkt hat, tief in die Herzen und in die Seelen der Menschen hineingewirkt. Nun muss man nicht vergessen: Was ist es denn eigentlich, was da mit dem normannisch-germanischen Einflüsse kommt? - Dieser normannisch-germanische Einfluss hat, sich herausarbeitend, auch im Westen Gegenwirkungen gehabt. Ich sage: Hier hat ersieh gradlinig entwickelt, er hat sich am gradlinigsten entwickelt, aber er hat auch hier Gegenwirkungen gehabt. - Dasjenige, was er hier als Gegenwirkung gehabt hat, wovon er sich in einer gewissen Weise emanzipiert und was seine Entwickelungsströmung modifiziert hat, das ist auf der einen Seite die westliche römisch-katholische Kirche und das ist der Romanismus überhaupt, der ein abstrakt juristisches Element, ein abstrakt politisches Element in sich enthält. So dass wir zu dem völkischen Einfluss, von dem alle Ständegliederungen, alle Klassen- und Kastenbildung, wie sie sich innerhalb des britischen Wesens findet, herrühren, dasjenige hinzutreten sehen, was von der Kirche und was von dem Romanismus gekommen ist. Das wirkt alles darin, aber so, dass sich in einer gewissen Weise, aber frühzeitig, das britische Wesen emanzipiert hat von jenem tiefgehenden Einfluss der Kirche, der dann in Mitteleuropa weitergewirkt und gewuchert hat und heute noch wirkt und wuchert; dass sich verhältnismäßig aber weniger emanzipiert hat dieses Wesen von dem romanisch-abstrakten Elemente des juristisch-politischen Denkens. Die Wahrheit ist, dass dieses normannisch-germanische Element auch sich als Herrschaftselement, als dasjenige Element, was gerade die soziale Struktur angegeben hat, in die verschiedenen Slawengebiete, die ja seit ältesten Zeiten auf dem Boden des heutigen Russlands vorhanden waren, hineinerstreckt hat. ... Nun kam der Mongoleneinfall. Diese Mongolen, sie werden ja recht schlimm geschildert. Aber das Allerschlimmste, was sie getan haben, ist ja eigentlich doch das, dass sie hohe Tribute, Steuern eingefordert haben, und sie waren mehr oder weniger damit zufrieden, wenn ihnen die Leute die Steuern, natürlich namentlich in Gestalt von Naturalien, abgegeben haben. Dasjenige aber, was sie brachten - aber bitte das jetzt symptomatisch aufzufassen und nicht etwa zu meinen, ich sage, der Staatsgedanke käme von den Mongolen -, dasjenige, was sie damals gebracht haben also, symptomatisch aufgefasst, das ist der Staatsgedanke. Der monarchische Staatsgedanke, der kommt gerade aus diesem Wetterwinkel, aus dem die Mongolen auch gekommen sind, nur dass er nach dem weiteren Westen Europas schon früher gebracht worden ist. Er kommt aus jenem Wetterwinkel der Welt, den man findet, wenn man die von Asien sich herüberwälzende Kultur, oder meinetwillen sagen sie: barbarische Welle, verfolgt. Was in Russland geblieben ist von den Mongolen, das ist im wesentlichen die Meinung, daß ein einzelner Herrscher mit seinen Paladinen eine Art Staatsherrschaft auszuüben hat. Das ist im wesentlichen getragen gewesen von dem monarchischen Gedanken der Khane, und das ist dort übernommen worden. Im Westen von Europa ist es nur früher übernommen worden, aber es kam aus demselben Wetterwinkel. Und im wesentlichen war es ein tatarisch-mongolischer Gedanke, der das sogenannte Staatswesen in Russland zusammengefügt hat. Und so hat sich lange Zeit gerade in Russland dasjenige einflusslos gezeigt, was die Kultur des Westens ausgemacht hat von vielen Gesichtspunkten her: der Feudalismus, der eigentlich in Russland einflusslos war, weil sich mit Uberspringung des Feudalismus die Monarchie ausgebreitet hat, die immer im Westen gestört war zunächst durch den Feudalismus, durch die Feudalherren, die eigentlich die zentralmonarchische Gewalt immer bekämpften und die ein Gegenpol gegen die monarchische Gewalt waren. Die römische Kirche ist das zweite. Das ist ja unwirksam gewesen im Osten, weil schon im zehnten Jahrhundert die östliche Kirche sich getrennt hat von der westlichen Kirche. Die griechisch-römische, römisch- griechische Bildung ist auch, so wie sie im Westen gewirkt hat und sehr viel beigetragen hat zur Heranziehung des modernen Bürgertums, in Russland unwirksam gewesen. Daher hat gerade der monarchische Staatsgedanke, der durch das Mongolentum hereingetragen worden ist, da seine tiefsten Wurzeln geschlagen." [27]

Dass der monarchische Staatsgedanke, der durch das Mongolentum hereingetragen worden ist, in Russland seine tiefsten Wurzeln geschlagen hat, ist sogar heute noch sichtbar. Nach der Gründerin des feministischen Kunstkollektivs Pussy Riot, Nadya Tolokonnikova, die zur internationalen Protestikone und in ein russisches Straflager kam, versteht Putin "nur die Sprache der Macht“. 2023 hat Sie in der Videoperformance „Putin’s Ashes“ ein Abbild des russischen Diktators in Flammen aufgehen lassen und stellt dessen Asche jetzt als eine Art Memorabilia in Glasfläschchen gefüllt aus. Das hat sie auf Russlands Fahndungsliste gebracht. Auch hier zeigt sich das völlig unzeitgemäße Mongolentum. Auf die Frage wie es ihr damit gehe, antwortet sie: "Beschissen! Ich stehe schon seit ein paar Jahren auf Russlands Fahndungsliste, auch wegen meiner Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte. Aber jetzt hat mich die russische Regierung zusätzlich noch auf die internationale Fahndungsliste gesetzt. Interpol kooperiert zwar nicht mit Russland, wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine, aber Putin hat immer noch Deals mit bestimmten anderen Ländern am Laufen. Vielleicht bleibt mir nur noch Kanada. Da kann ich mir sicher sein, dass ich bei Grenzübertritt nicht nach Russland ausgeliefert werde. Aber bei den meisten anderen Ländern? Keine Ahnung. Ich weiß nicht mehr genau, wo ich hingehen kann, ohne meine Sicherheit zu gefährden. ... Das war mein dritter Streik und gleichzeitig der gefährlichste, weil ich im Prinzip ganz allein gegen die gesamte Strafkolonie kämpfen musste. Ich wollte die Arbeitsbedingungen im Lager verbessern. Schließlich mussten wir 16 Stunden am Tag schuften, ohne freien Tag, fast ganz ohne Bezahlung. Ich habe 30 Rubel im Monat gekriegt – das sind ungefähr 30 Cent. Die absurden Gehaltszettel, die diese Zwangsarbeit dokumentieren, waren schon in Linz Teil der Ausstellung. Jetzt stelle ich sie in Berlin wieder mit aus, weil ich schon damals nach unserer ungewollten Kaffee-und-Zigaretten-Performance im Nachbau meiner Zelle in Linz etwas skeptisch war, ob die begehbare Installation allein nicht bloß stumpfe Unterhaltung werden könnte. Ich hatte das Gefühl, wenn die Ausstellungsbesucher sich die Dokumente anschauen – besonders die über meinen Hungerstreik –, dann nehmen sie die Situation vielleicht ernster. ...  Niemand sollte für seine Kunst verprügelt und in den Knast gesteckt werden oder um seine Familie fürchten müssen. Punkt. ... Es gibt eine Sache, die man über Putin wissen muss: Er versteht nur die Sprache der Macht. Und genau das habe ich im Straflager gelernt. Zehn Monate lang versuchte ich, die beste Insassin zu sein – zu zeigen, dass ich kooperativ bin. Ich dachte: Wenn ich brav bin, lassen sie mich in Ruhe. Aber das Gegenteil passierte. Je mehr ich nachgab, desto mehr Freiheiten haben sie mir genommen. Am Ende hatte ich buchstäblich nichts mehr zu verlieren. Und genau in diesem Moment habe ich beschlossen zu kämpfen. Ich trat in den Hungerstreik. Und innerhalb eines Monats wurde ich in eine andere Haftanstalt verlegt, wo ich die restliche Zeit meiner Haft im Bett lag, Trauben aß und Victor Hugo las. Was ich am meisten bedauerte? Dass ich nicht früher rebelliert habe. Es ist einfach besser, Trauben zu essen und Victor Hugo zu lesen, als unter sklavenähnlichen Bedingungen Polizeiuniformen zu nähen. Wer es mit autoritärer Macht zu tun hat, muss klare Grenzen ziehen – und sie konsequent verteidigen. Wer glaubt, Putin würde bei der Ukraine stehen bleiben, ist naiv." 

Obwohl der Bolschewismus unter Stalin  in Russland schon so viele Menschen abgemurkst hatte, wurde ihm nach dem Krieg ganz Osteuropa mit dem Baltikum überlassen für stalinistischen Schulprogramme. "Was für ein Tag tiefer Trauer der 8. Mai 1945 für sie gewesen sei, erzählte mir die estnische Pianistin und Schriftstellerin Käbi Laretei, die mir fast eine zweite Mutter war, immer wieder. Durch ihren Vater Heinrich, den früheren Landwirtschaftsminister der ersten unabhängigen Republik Estland und deren letzten estnischen Botschafter in Schweden, erlebte Käbi das Kriegsende als zweiundzwanzigjährige Frau in Stockholm. ... Bevor Estland am 24. Februar 1918 erstmals unabhängig geworden war, hatte Heinrich Laretei in Sankt Petersburg eine Ausbildung zum Offizier absolviert – und zwar zusammen mit denselben Leuten, die nun Stalins Truppen befehligten. Lareteis Mühen galten einem einzigen Ziel: Churchill und den Alliierten begreiflich zu machen, dass das Baltikum nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie Finnland westlich gebunden bleiben müsse und nicht unter Russlands Einfluss geraten dürfe. Doch die Alliierten hatten Stalin schon bei der Konferenz von Jalta im Februar 1945 weitreichende Zugeständnisse bei der Ausdehnung von dessen Herrschaftssphäre gemacht. Auf der Potsdamer Konferenz wurde nicht nur das Baltikum, sondern ganz Mittelosteuropa preisgegeben, auch von Churchill. Die West-Alliierten segneten Stalins Teil der Beute aus dem Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 einfach ab. Die freie Welt überließ unter jenem Druck, den man „Realpolitik“ nennt, den halben Kontinent einem Massenmörder. ... „Der 8. Mai war für uns ein Trauertag“, wiederholte Käbi. „Wir wussten, dass unsere Heimat verkauft war. Wir würden nie wieder dorthin zurückkehren. Und was noch schlimmer war: Wir wussten, dass die Russen nun unsere Verwandten töten würden, unsere Schwestern und Brüder, unsere Tanten, Onkel und deren Kinder. Wir mussten darüber gar nicht spekulieren. Wir hatten ja erlebt, was die Russen nach dem ersten Einmarsch 1939 im Baltikum getan hatten.“ Auch meine Großmutter sagte: „Der 8. Mai war für uns ein Tag der Trauer.“ Sie hatte in einer Buchbinderei direkt unterhalb des Dombergs von Tallinn gearbeitet und gesehen, wie nach dem hektischen Abzug von Hitlers Truppen und noch vor dem erneuten Einmarsch der Russen am Abend desselben Tages für wenige Stunden die blau-schwarz-weiße Flagge Estlands auf der Spitze des symbolträchtigen Turmes Langer Hermann gehisst wurde. Das war umso bizarrer, als niemand glaubte, dass irgendjemand die Russen im Moment aufhalten würde. Vierzig Jahre später, während Gorbatschows Glasnost-Politik, wurde die Flagge abermals auf dem Langen Hermann gehisst, diesmal mit Erlaubnis Moskaus, als Zeichen des guten Willens von Gorbatschow. Oma fuhr in die Stadt, um die Flagge zu sehen, mit dem O-Bus dicht daran vorbei. Sie kam nach Hause, ohne die Flagge gesehen zu haben – Tränen hatten ihre Augen gefüllt und die schmutzigen Fenster des O-Busses ihr den letzten Rest der Sicht geraubt. Fast zur gleichen Zeit, im Dezember 1989, trafen sich westliche Staats- und Regierungschefs mit Gorbatschow auf Malta. Im Baltikum hieß es schnell: „Malta ist ein neues Jalta.“ Man fürchtete, dass die baltischen Staaten abermals der Willkür des Kremls ausgeliefert würden, begleitet von schönen Worten. Dank ihrer direkten Beziehungen zu Moskau hatten die Finnen 1944 unter schwierigen Bedingungen einen Waffenstillstand vereinbaren und einen eigenen finnischen Staat retten können, freilich in ständiger Angst vor dem, was Russland als Nächstes tun würde. Die baltischen Staaten gerieten dagegen direkt in den sowjetischen Terror: Inhaftierungen, Vergewaltigungen, Beschlagnahmungen von Eigentum, Verwüstungen, neue Deportationen, Liquidierung militärischer und intellektueller Eliten. Wer noch konnte, floh. Meine andere Großmutter lebte in Westestland, direkt am Meer, wo im Herbst 1944 der größte Strom von Flüchtlingen durchzog: „Die ganze Schilf am Strand war voller Koffer“, berichtete sie. „Koffer, große silberne Kerzenleuchter, Gemälde, kostbare Perserteppiche. Die Leute stiegen in möglichst kleine Boote und ließen alles am Strand zurück. Man wusste: Die Russen kommen und töten. Wenn wir es nicht schaffen, in Schweden Fuß zu fassen, dann kommen wir vielleicht zurück, wenn das große Blutbad vorbei ist.“ Aber der Kreml ließ sie nicht zurück. Stattdessen kamen die stalinistischen Schulprogramme mit ihren verordneten Erinnerungen, die Siegesparaden am 9.?Mai, die russischen Filme über den opferreichen Kampf gegen Hitler-Deutschland, mit Breschnew-Plakaten geschmückte Fahnenappelle auf Schulhöfen. Dass Zehntausende Esten auf der Flucht über die Ostsee ums Leben gekommen waren, wurde verschwiegen. ... In Tallinn erinnert heute das Memorial auf dem Marienberg, Maarjamäe, an den Massenmord Stalins an den Esten: Zigtausende Namen von Toten sind in schwarzen Stein graviert als Opfer eines Imperiums, das am 8. Mai triumphiert hatte. Deutschland trägt schwer an seiner Schuld für Krieg und Holocaust. Der 8.Mai ist gewiss kein einfaches Datum für dieses Land, in dem ich seit bald zwanzig Jahren lebe. Aber ich merke auch, dass durch diese Fixierung auf die erdrückende deutsche Schuld die ganze Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg, seine Ursachen und seine Profiteure, immer noch nicht im Westen angekommen ist." [28]
 

19. Kosmische und menschliche Geschichte VII-I; Auseinandersetzung zwischen Germanischem und Slawischem; Stehengeblieben ist der Osten, und starr, abstrakt geworden sind selbst seine Kultformen; es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element, der trostloseste abstrakteste Schematismus, das germanische besiegen würde; Fichte, Schiller, Dostojewskijs «Schuld und Sühne»; Idealismus Mitteleuropas statt Panslawismus

Auseinandersetzung zwischen Germanischem und Slawischem; Stehengeblieben ist der Osten, und starr, abstrakt geworden sind selbst seine Kultformen: "Man bedenke doch nur, dass die slawische Welt in gewissem Sinne ein Vorposten ist für dasjenige, was sechste Kulturepoche ist, ja dass in ihr der eigentliche Keim der sechsten Kulturepoche liegt. Man bedenke das nur recht in wahrem, echtem, geisteswissenschaftlichem Sinne. Dann wird man sich klar darüber sein, dass in diesem slawischen Element etwas Empfangendes liegen muss, etwas, was nichts mit diesem Ringen zu tun hat, was das eigene Ringen geradezu abweist. Man kann es mit Händen greifen. Während in Mitteleuropa die Seelen gekämpft haben, mit ihrem Inneren gekämpft haben, um im persönlichen Erringen eine Gott-Erfassung zu bekommen, konserviert das slawische Element die Religion, die Gott-Erfassung, den Kultus, der eben einmal da ist; es konserviert, es macht den Geist nicht innerlich lebendig, sondern lässt den Geist wie eine Wolke über sich hinziehen und lebt in dieser Wolke, bleibt dem Geist gegenüber mit der Persönlichkeit fremd. Nicht hat Mitteleuropa stehenbleiben können bei irgendeiner alten Form des äußeren Christentums, weil es ringen musste. Stehengeblieben ist der Osten, und starr, abstrakt geworden sind selbst seine Kultformen, weil er sich vorbereiten soll zum äußerlichen Aufnehmen, zum Annehmen desjenigen, was der Westen im persönlichen Erringen erwirbt, weil er nicht dazu bereitet ist, dieser Osten, im persönlichen Erringen die Dinge zu bekommen. Und wie will man nach dem Muster rein theoretischen Verstandes ein gegenseitiges Sich-Verstehen herbeiführen, wenn ganz verschiedene geistige Impulse vorliegen? Wie will man irgend etwas ausmachen über einen irgendwie gearteten Schiedsspruch zwischen zwei voneinander verschiedenen Geistesströmungen, die sich so verhalten, wie sich eben Differenziertes verhalten muss? Missverstehen Sie den Vergleich nicht: Wie will man ausmachen, ich möchte sagen, nach Elefantenart dasjenige, was Löwenbrauch ist? Die Ereignisse aber bilden sich heraus aus den ewigen Notwendigkeiten und laufen so ab, wie die ewigen Notwendigkeiten fließen. Sträuben musste sich der Osten gegen dasjenige, was für ihn notwendig war und immer notwendiger wird: die Verbindung mit dem Westen und seiner Kultur. Denn im Grunde genommen konnte ihm vor seiner Reifung gar nicht das rechte Verständnis gegeben sein. Und ein äußerer Ausdruck ist der Konflikt zwischen dem, was man das Germanentum, und dem, was man das Slawentum nennt, dasjenige, was sich im Grunde genommen erst vorbereitet und als eine lange Beunruhigung über dem europäischen Leben schweben wird: die Auseinandersetzung zwischen Germanischem und Slawischem. Man möchte sagen, wie sich ein Kind dagegen sträubt, die Errungenschaften der Alten zu lernen, so sträubt sich der Osten gegen die Errungenschaften des Westens, sträubt sich dagegen, sträubt sich so weit, dass er ihn hasst, selbst wenn er sich gezwungen fühlt, zuweilen seine Errungenschaften anzunehmen. Mit dem Lichte der Wahrheit in diese Dinge hineinzuleuchten erfordert eben etwas anderes als das, was man heute liebt; obwohl man dieses andere zuweilen verspürt, aber man ist abgeneigt, die Augen auf diese Dinge hin zu richten und sie wirklich aus ihren innersten Impulsen heraus zu verstehen. Denn wird man nur ein wenig von diesen innersten Impulsen berührt, dann hört bald vieles von dem Geschwätz auf, muss aufhören, was vollbracht wird und was bloß der Konfusion entspringt, der Konfusion, die in der äußeren Maja befangen bleiben will."

Es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element, der trostloseste abstrakteste Schematismus, das germanische besiegen würde: "Indem die eigentliche Mission der fünften Kulturepoche von dem germanischen Element übernommen worden ist, war dieses germanische Element dasjenige, welches für diese fünfte Kulturepoche das eigentliche Verständnis des Christentums im inneren Erringen in die Erdenevolution einzufügen hatte und noch haben wird. Und es wäre das größte Unglück geschehen, wenn auf die Dauer das germanische Element besiegt worden wäre von dem römischen, denn dann hätte nicht geschehen können, was durch die fünfte Kulturepoche geschehen ist: Dieses germanische Element hatte eben das persönliche Erringen darzuleben. Und es wäre das größte Unglück, wenn jemals das slawische Element das germanische besiegen würde. Merken Sie den Unterschied. Der trostloseste abstrakteste Schematismus wäre es, wenn man das als ein Unglück bezeichnen würde beim Übergang von der fünften zur sechsten Kulturepoche, was man als ein Unglück bezeichnen müsste beim Übergang von der vierten zur fünften Kulturepoche. Der Sieg der Römer würde bedeutet haben: das Unmöglichmachen der Mission der fünften Kulturepoche; der Sieg des slawischen Elementes würde ebenso diese Unmöglichkeit bedeuten für die sechste Kulturepoche. Denn nur im passiven Annehmen desjenigen, was die fünfte Kulturepoche hervorbringt, kann der Sinn der sechsten bestehen."

Fichte, Schiller: "Was Schönheit ist, haben gewiss auch andere Völker empfunden: so innig nachgedacht über die Schönheit und die Stellung der Schönheit im menschlichen Erleben, wie Schiller in seinen «Ästhetischen Briefen» darüber nachdachte, hat man nur in Mitteleuropa. Kämpfe ausgefochten haben gewiss auch andere Völker und werden es tun: so eingegriffen in einen Kampf, dass er die tiefsten philosophischen Impulse aufgerufen hat, um den Kampf mit diesen Impulsen zu durchseelen, wie das Fichte in seinen «Reden an die deutsche Nation» getan hat, das hat man nur in Mitteleuropa getan."
 

Das Christentum musste unter blödsinnigen Völkern wie den Türken viel erdulden, trotzdem ist nicht durch den Islam sondern durch das Christentum die Verwandlung geschehen, nicht zuletzt in Europa:  «Das furchtbare Schreckbild einer menschenfeindlichen Gottheit ist entflohen, sagten wir, und dem Menschengeschlechte Ruhe und Freiheit von diesem Schreckbilde erworben ... Die christliche Religion ganz allein ist es, welche dieses Wunder vollbracht, und durch jedes Opfer der ihr Ergebenen, und von ihr Ergriffenen durchgesetzt hat. Was diese, was der erhabene Stifter derselben, was seine nächsten Zeugen, was deren nächste Nachfolger lange Reihen von Jahrhunderten hindurch, bis auch auf uns, als späte Geburt, ihr das Wort kan, - gearbeitet und unter blödsinnigen und abergläubischen Völkern erduldet: ... Lediglich durch das Christentum, und durch das ungeheure Wunder, wodurch dieses entstand, und in die Welt eingeführt wurde, ist die Verwandlung geschehen.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», 1804/05, IV

Ein Religionssystem wie der Islam, das von einem falschen Propheten und einem willkürlich handelnden Gotte ausgeht, bezeichnet Fichte als «schwärmerisches Zaubersystem, in welchem Gott nicht als der Heilige, von dem getrennt zu sein, schon allein und ohne weitere Folge das höchste Elend ist, sondern als eine furchtbare, mit verderblichen Wirkungen drohende, Naturkraft betrachtet wird.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», VIII

«Despotie, - so wie diese Verfassung noch in Europa am türkischen Reiche, dem Auge des Beobachters daliegt: welches Reich, bei allem Fortschritte des Staates um dasselbe herum, noch bis diesen Augenblick in der allerältesten Epoche der Staatsentwicklung steht.» - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XII

Die ganze Geschichte der neueren Zeit, «deren wahres Prinzip die Manifestation des Christentums ist. ... Das Christentum ist, unserer Meinung nach, welche wir auch schon zu einer anderen Zeit freimütig geäußert, in seiner Lauterkeit, und seinem wahren Wesen, noch nie zu allgemeiner und öffentlicher Existenz gekommen, obwohl es in einzelnen Gemütern, hier und da, von jeher ein Leben gewonnen. ... Die Weltrolle des Christentums, - denn von dieser allein ist hier die Rede, - ist noch nicht geschlossen.» - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XIII

Administrationen wie die Panslavisten in Russland handeln nicht im Sinne des Christentums: «Alle christlichen Staaten stehen gegeneinander in dem Stande der wechselseitigen Anerkennung, und des ursprünglichen Friedens... Durch dieses Prinzip ist der Ausrottungskrieg zwischen christlichen Staaten unbedingt verboten. Nicht so mit nichchristlichen Staaten; diese haben nach demselben Prinzip keine anerkannte Existenz, und sie können nicht nur, sondern sie sollen auch verdrängt werden, aus dem Umkreise des christlichen Bodens.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XIII

Der Islam oder der «Muhamedismus» hatte nach Fichte «eben darum das Prinzip seines allmählichen Verderbens bei sich führend, und die ewig fortfließende Quelle der äußeren Vervollkommnung, welche das Christentum in sich hat, nicht aufnehmend. Bekehrungssüchtig ... des Schwertes wohl kundig, durch welches er vom Anfange an sich verbreitet hatte; aufgeblasen dem Christentume gegenüber... übrigens die, ursprünglich asiatische, stumme Ergebung, und die Despotie als politische Prinzipien, gleich dogmatisch hinstellend: geriet dieser Muhamedismus in Krieg mit dem Christentume, und war siegreicher Angreifer. Abgerechnet, dass er in einem beträchtlichen Länderstriche das Christentum austilgte, und sich selbst zur herrschenden Religion machte, wurden diese Siege dem Christentum durch den Umstand noch um so viel schmerzhafter, dass unter den verlorenen Ländern selbst dasjenige Land gehörte, wo das Christentum entsprungen war.» Nicht als Bürger dieses oder jenes Staates, sondern rein als Christen stürzten sich europäische Scharen nach jenen Ländern, um sie dem Muhamedismus abzukämpfen. Auch wenn der Erfolg dieser Unternehmungen ausfiel, «so viel Böses auch diesen Kreuzzügen Beurteiler nachsagen,... so bleiben sie doch immer die ewig denkwürdige Kraftäußerung eines christlichen Ganzen, als christlichen Ganzen, völlig unabhängig von der Einzelheit der Staaten, in die es zerfallen war. ... Später drang der Muhamedismus, der auch schon in den Zeiten des beginnenden christlichen Staates in den Sitz, der dem Christentume ausschließend bestimmt zu sein schien, in Europa, eingedrungen, und in demselben geschwächt, und vertrieben war, von einer anderen, und gefährlicheren Seite, unter einer frischen Nation, den Türken, ein in Europa, mit dem nicht verhehlten Zwecke, unaufhaltbar vorzudringen, und das Ganze sich zu unterwerfen. Da erwachte zum letzten Male, wenigstens in Reden und öffentlichen Schriften, die Besinnung, dass die Christen nur ein Staat seien, und nur ein Interesse hätten; bis endlich der gefürchtete Feind, in die Pläne der europäischen Politik verwickelt, in sich selber veraltete, und seiner inneren Auflösung entgegenzuwelken anfing.»  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XIII

Heute vergisst man, dass das «Christentum wahrhaft Prinzip geworden» ist für europäische, und andere Staaten. «Vom Christentume haben wir den ganzen Charakter der neuen Zeit, und die Art und Weise der Entwicklung dieses Charakters der Zeit, abgeleitet. Aber alles, was Prinzip der Erscheinung wird, geht eben darum in der Erscheinung verloren, und wird, dem äußeren Sinne unsichtbar, nur noch bemerklich dem schärferen Nachdenken. Inwiefern daher das Christentum wahrhaft Prinzip geworden, kommt es im deutlichen Bewusstsein der Zeitgenossen gar nicht mehr vor.» Manche fast gänzlich verblödeten Politiker wie Christian Wulf, das Sprachrohr der nicht integrierten Türken, die meinten der Islam gehöre zu Deutschland, haben den europäischen Gedanken schon vergessen. Solchen Leuten schreibt Fichte: «entdeckt man die Quelle nicht mehr, und schreibt z.B. dem Zufalle zu, was doch des Christentums ist.» Man vergisst dass Rechtslehre, Sittenlehre und die Wissenschaft / Philosophie auf das christliche Prinzip zurückgeht.  - Johann Gottlieb Fichte, «Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters», XV


Dostojewskijs «Schuld und Sühne»: "Gewiss, man braucht nicht die eigenartige Größe des Raskolnikow von Dostojewskij zu verkennen, aber das Hängen am Materiellen, an der Seele, die im Materiellen steckt und das Geistige außen lässt, das kontrastiert gewaltig gegen die Durchdringung von Geistigem und Materiellem... Es mag gewiss interessanter und sensationeller sein, die Seele anzuschauen, die nicht aus dem Materiellen heraus will und die Dostojewskij so grandios schildert, aber für den mitteleuropäischen Menschen bedeutet das Erkennen der Durchdringung des Geistigen und des Leiblichen ein Erkennen seiner ganzen Wesenheit und seiner ganzen Aufgabe. Auch da muss gerungen werden."

Idealismus Mitteleuropas statt Panslawismus: "In Wahrheit aber muss eingesehen werden, dass der Idealismus Mitteleuropas, so wie das Kind zum Manne, sich entwickeln muss zum Spiritualismus; denn dieser Idealismus Mitteleuropas ist das Kind des Spiritualismus, das Kind, das zum Spiritualismus werden soll. Als Fichte sprach, sprach er noch bloß vom Idealismus, aber von einem solchen Idealismus, der zum Spiritualismus hinstrebt. Dieser Impuls des Spiritualismus darf nicht aus der Erdenevolution verschwinden. Mit diesen einfachen Worten kann man vieles vom Sinne der Zeit zum Ausdruck bringen. Geahnt, gefühlt haben ja einzelne Menschen solche Dinge. Aber diese Ahnungen gehen vorüber, ohne in ihrer Tiefe genommen zu werden, ohne dass das Schwergewicht darin gesehen wird. Man versäumt, Nebensächliches an Hauptsächliches anzuknüpfen. Und darum handelt es sich, dass man die großen Linien nicht aus den Augen verliert, dass man wirklich sieht, was in den Strömungen, die über die Erdenentwickelung hingehen, das Wesentliche ist. Und zum Wesentlichsten kommen wir, wenn wir uns belehren lassen durch dasjenige, was diese Erdenentwickelung uns im spirituellen Lichte zeigt. In dem besonderen Fall, wenn wir wirklich ernst nehmen die Lehre von den aufeinanderfolgenden nachatlantischen Kulturepochen - immer wieder und wiederum muss es gesagt werden -, sollten die Menschen über jenen engen Standpunkt hinauskommen, welcher die Hauptsache nicht sehen kann. Lassen Sie mich ein Beispiel anführen. Unter uns ist es notwendig, auf solche Dinge aufmerksam zu machen. Nehmen wir an, es würde jemand heute das Folgende sagen, und versuchen wir dann, uns Gedanken darüber zu machen, dass jemand heute das sagen würde: Was mich betrifft, so bin ich keinen Augenblick im Zweifel, dass ein Konflikt zwischen der germanischen und slawischen Welt bevorsteht, dass derselbe sich entweder durch den Orient, speziell die Türkei, oder durch den Nationalitätenstreit in Österreich, vielleicht durch beide, entzünden, und dass Russland in demselben die Führerschaft auf der einen Seite übernehmen wird. Diese Macht bereitet sich schon jetzt auf die Eventualität vor; die nationalrussische Presse speit Feuer und Flamme gegen Deutschland. Die deutsche Presse lässt schon jetzt ihren Warnungsruf erschallen. Seitdem nach dem Krimkriege Russland sich sammelte, ist eine lange Zeit verflossen, und wie es scheint, wird es jetzt in Petersburg zweckmäßig gefunden, die orientalische Frage wieder einmal aufzunehmen. Wenn das Mittelmeer einst, nach dem mehr pompösen als wahren Ausdruck, «ein französischer See» werden sollte, so hat Russland die noch viel positivere Absicht, aus dem Schwarzen Meer einen «russischen See» und aus dem Marmarameer einen «russischen Teich» zu machen. Dass Konstantinopel eine russische Stadt, Griechenland ein direkter Vasallenstaat Russlands werden müsse, ist ein feststehender Zielpunkt der russischen Politik, die ihren Unterstützungshebel in der gemeinsamen Religion und in dem Panslawismus findet. Die Donau würde dann am Eisernen Tor etwa von dem russischen Schlagbaum geschlossen werden." [29]
 

20. Kosmische und menschliche Geschichte VII-II; Christus-Impuls wirkt nicht im Gezänk und Geschrei der Theologen; Konstantin gege Maxentius, Jungfrau von Orleans; Materialisten als falsche Propheten und Träumer; russisches Wesen, Missbrauch durch Panslawisten und Freimaurerorden; mitteleuropäisches, deutsches Wesen; Man schwört nicht mehr auf Gregors von Nazianz sondern auf Darwin; Literatur heute von Lügengeweben durchzogen


Christus-Impuls wirkt nicht im Gezänk und Geschrei der Theologen; Konstantin gegen Maxentius, Jungfrau von Orleans: "Der Christus-Impuls hat gewirkt. Aber wahrhaftig wirkte er am wenigsten in dem, was das Gezänk und Geschrei der Theologen war. Schlimm wäre es gewesen, wenn nur so viel von dem Christus-Impuls hätte hereinkommen können in die Erdenentwickelung, wie die Menschen begriffen haben in den verschiedenen Epochen mit ihrem Verstände. Aber ich habe darauf hingewiesen, wie der Christus-Impuls durch die Jahrhunderte in unbewußte Seelenkräfte gewirkt hat. Ich habe Ihnen geschildert, wie am 28. Oktober 312 Konstantin gegenüberstand dem Maxentius, und wie da eine Schlacht geschlagen wurde, durch die das Schicksal von Europa entschieden worden ist. Nicht durch die Kunst der Feldherren wurde diese Schlacht geschlagen, sondern durch dasjenige, was sich im Unterbewußtsein der Menschen zugetragen hat. Maxentius befragte die sibyllinischen Bücher. Die verführten ihn, statt seine Heere in Rom in Sicherheit zu lassen, sie aus den Toren Roms zu führen, den Heeren Konstantins entgegen. Konstantin aber hatte den Traum: das Monogramm Christi seinem Heere vorantragen zu lassen. Man folgte also nicht den Gescheitheiten der Feldherren, sondern man folgte Träumen, das heißt den Impulsen des Unterbewußtseins. Von dem, was daraus entstand, hat Europa seine Gestaltung bekommen. Nicht von dem leitete sich her die wirkliche Gestaltung des Christus-Impulses, worüber die Theologen zankten, sondern von dem, was der lebendige Christus auf den Feldern war, wo er wirken kann. Nicht die menschlichen Begriffe vom Christus - auf die kommt es nicht an - , sondern der lebendige Christus, der durch die Impulse wirkt, die die seinigen sind. Wenn ihn die Menschen nicht verstanden, ging er in das hinein, wo man nicht zu verstehen braucht, wo man in Träumen aufnimmt, was in die Willenssphäre übergehen soll. Und wiederum einmal war es in Europa, dass der Christus-Impuls hereingedrungen ist und Europa eine bestimmte Gestaltung gegeben hat: im 15. Jahrhundert, als durch das einfache Landmädchen, die Jungfrau von Orleans, Europa eine ganz andere Gestaltung bekommen hat. Hätte dazumal England über Frankreich gesiegt - was die Jungfrau von Orleans verhindert hat - , so wäre aller spatere geschichtliche Verlauf ein anderer geworden. Aber wahrhaftig, das Hirtenmädchen von Orleans hat nicht menschliche Weisheit gehabt, sondern in ihr hat gewirkt der Christus-Impuls durch seinen michaelischen Vorläufer, äußerlich zugunsten Frankreichs, in Wirklichkeit zugunsten Englands; denn England hätte sonst nicht die Entwickelung durchmachen können, die es durchgemacht hat. Aber es wirkte mit ungeheurer Deutlichkeit für denjenigen, der die Welt geistig durchschauen will, der Christus- Impuls dazumal in dasjenige hinein, was geschehen sollte."

Materialisten als falsche Propheten und Träumer: "Was sind denn die Materialisten eigentlich? Sie haben eine Weltanschauung, welche heute nicht der Wirklichkeit entspricht, welche aber einmal der Wirklichkeit entsprechen könnte bei den Menschen. Diese Materialisten sind Propheten, nur falsche Propheten! Sie träumen von einer Welt, die, wenn es nach ihnen ginge, in ihrem Sinne hergestellt werden könnte. Die Materialisten sind Träumer, aber man muss ihren Träumereien entgegenarbeiten. Wenn man einsehen wird, dass die Materialisten Träumer sind, dass man zu ihnen sagen muss: Ihr geht durch die Welt und seht die Wirklichkeit nicht, ihr träumt von einem Dasein, das höchstens durch eure  Einsichtslosigkeit gegenüber der Welt herbeigeführt werden könnte, ihr seid falsche Propheten, ihr macht euch allerlei Hirngespinste! - in dem Moment wird man den Materialismus richtig taxieren. Also das entgegengesetzte Urteil von dem, was die Materialisten, nun, sagen wir, von sich aus erträumen, das wird man haben müssen. Dann wird die Zeit gekommen sein, wo man die Geisteswissenschaft wirklich verstehen kann. In einem gewissen Sinne wird die Geisteswissenschaft schon von diesem Gesichtspunkte aus die Welt umgestalten." 

Russisches Wesen, Missbrauch durch Panslawisten, Slawophile, wie heute die russische Regierung, reden dem russischen Volke ein, dass es berufen sei, die europäische Kultur abzulösen und das russische Leben an deren Stelle zu setzen; Slawophilismus und der Panslawismus wirklich die aufgegangene Saat dessen, was viele gerade aus diesen Freimaurerorden gepflanzt haben. Unter der Maske, unter dem Mantel der Zeremonie wurden die Leute zunächst sozusagen benebelt, wurde ihnen allerlei Firlefanz vorgemacht, damit sie dann geneigt sein können für gewisse Pläne:  "Es ist so, dass der russische Mensch weniger produktiv, weniger schöpferisch in der eigenen Seele ist als der mitteleuropäische oder westeuropäische Mensch, dass er gewissermaßen darauf angewiesen ist, entgegenzunehmen und das Entgegengenommene zwar intensiv zu durchleben, aber es nicht aus Eigenem heraus selbständig weiter zu gestalten. So können Sie ja sehen, wie der russische Mensch die byzantinische Religion entgegengenommen und auf dem Standpunkt gelassen hat, auf dem sie war, als er sie entgegengenommen hat. Und heute kann man noch immer aus den Zeremonien der russischen Kirche ersehen, wie altorientalisches Wesen durch diese Zeremonien hindurchleuchtet. Man kann, ich möchte sagen, durch die Form der russischen Kirche auf uralt heiliges Orientalisches schauen und dieses uralt heilige Orientalische empfinden. ... Eine zweite Grundeigenschaft ist eine gewisse Abneigung des russischen Menschen gegen das, was wir die Durchdringung des Lebens mit Intellektualität nennen. Der russische Mensch liebt es nicht, eingespannt zu sein im sozialen Leben in viele genau umschriebene Gesetze. Er verlangt gewissermaßen eine Art willkürlichen Dahinlebens des Ich. Dass der Verstand ein Netz von Gesetzlichkeit ausspannt und daß sich dann der einzelne streng an solche Verstandesformen im sozialen Leben hält, das will der russische Mensch, praktisch wenigstens, nicht begreifen, wenn er auch theoretisch zuweilen darauf eingeht. Er fragt mehr nach dem, was das Ich aus der Eingebung des Augenblicks heraus gerade will. Ein drittes im Charakter des russischen Menschen ist - Herder insbesondere hat in gründlicher Weise darauf hingewiesen; die Slawophilen haben dann diese Herdersche Anschauung, also eine deutsche Anschauung, aufgenommen und bis zu einer Art von Größenwahn entwickelt -, dass der russische Mensch bewahrt hat dasjenige, was man überhaupt im ganzen orientalischen Wesen findet, eine gewisse Friedfertigkeit. So sonderbar es klingt, es ist schon im Wesen des russischen Menschen, denn der russische Mensch hat diesen Krieg nicht als solcher gemacht: den haben seine Machthaber angezettelt. Er hat eine gewisse Friedfertigkeit. ... Diese drei Eigenschaften sind auf der anderen Seite ganz besonders geeignet, missbraucht zu werden von denjenigen, die sie eben missbrauchen wollen. Man kann eine Anpassungsfähigkeit, wie sie der russische Mensch hat, sehr leicht, so wie die Slawophilen das getan haben und jetzt wiederum die Panslawisten es in reichem Maße tun, dazu verwenden, dem russischen Volke einzureden, dass es berufen sei, die abgelebte, greisenhafte, dem Tod doch verfallende europäische Kultur abzulösen und das russische Leben an deren Stelle zu setzen. Man kann wiederum, wenn man missbraucht die zweite Eigenschaft, die ich angeführt habe, dem russischen Menschen einreden, dass die ganze west- und mitteleuropäische Kultur greisenhaft geworden sei wegen ihrer besonderen Vorliebe zum Intellektualismus, zu einer gewissen Verstandesmäßigkeit, dass diese westeuropäische Kultur bar sei jedes wirklich wahren mystischen Zuges. Und man kann drittens, wenn man missbrauchen will die dritte Eigenschaft des russischen Volkes, die angeführt worden ist, gerade die friedlichste Eigenschaft verkehren dahin, dass man die sonst friedliche Masse organisiert und zum blutigsten Kampfe aufruft. Denn wirklich, die Gegensätze berühren sich in der Welt, und insbesondere solche Gegensätze, von denen hier die Rede ist. Dasjenige aber, was das russische Volk zu bedeuten hat im Entwickelungsgange der europäischen Kultur, das hängt nicht zusammen mit dem, was jetzt russische Machthaber aus diesem russischen Volke machen, sondern das hängt zusammen mit den genannten drei Eigenschaften. Und diese genannten drei Eigenschaften bestimmen daher das russische Wesen, eine gewisse Verbindung einzugehen mit dem mitteleuropäischen, westeuropäischen Wesen. Weil das russische Volkswesen anpassungsfähig ist, ist es zunächst berufen, dasjenige, wovon wir oft gesprochen haben, was es zu leisten hat im sechsten nachatlantischen Kulturzeitraum, zunächst nicht durch Schöpferisches, sondern durch sein Erleben zu leisten, indem es aufnimmt das, was ihm vom Westen kommt. Eine Art von geistiger Ehe habe ich es oftmals genannt, Jahre, ja ich darf sagen, Jahrzehnte vor dem Ausbruch dieses Krieges, eine Art Ehe, die notwendig ist zwischen dem mitteleuropäischen Wesen und zwischen dem russischen Wesen in bezug auf die seelische Entwickelung. ... Diese Strömungen, sagen wir zum Beispiel die östliche der Slawophilen, auf die ich in dem genannten Schriftchen hingewiesen habe, wurzeln aber viel tiefer. Am Ende des 18. Jahrhunderts schon, und namentlich am Ende des 19. Jahrhunderts, aber auch schon Jahrzehnte früher, haben besonders die westlichen Freimaurerorden größeren Einfluss auf das russische Geistesleben gehabt, haben da hinübergepflanzt, haben da infiziert, eingeimpft dasjenige, was da auftauchen sollte. Und in vieler Beziehung ist der Slawophilismus und der Panslawismus wirklich die aufgegangene Saat dessen, was viele gerade aus diesen Freimaurerorden gepflanzt haben. Unter der Maske, unter dem Mantel der Zeremonie wurden die Leute zunächst sozusagen benebelt, wurde ihnen allerlei Firlefanz vorgemacht, damit sie dann geneigt sein können für gewisse Pläne. Und welche Dinge gespielt haben im Osten Europas von dieser westlichen Seite, davon wird sich die Menschheit dann, wenn einmal an die Stelle der kriegerischen andere Ereignisse getreten sein werden, entsprechend überzeugen!"

Mitteleuropäisches, deutsches Wesen: "Sehen Sie, dieses mitteleuropäische Wesen ist ein solches, das in ganz anderer Art national ist als irgendein anderes Volkstum in der ganzen Menschheitsentwickelung. Nehmen Sie alle westeuropäischen Völker: Sie sind gewissermaßen national aus dem Blute heraus. Der Deutsche ist national aus der Seele heraus. Der Deutsche ist national, indem er sich unablässig bestrebt, gewisse Inhalte des Seelenlebens aus dem allgemeinen Seelenleben herauszuheben und in die eigene Seele hinein zu verpflanzen. Daher erleben wir innerhalb des deutschen Wesens etwas so Großes, wie die Goetheschen Kunstwerke, die Herdersche Geschichtsbetrachtung oder die Weltanschauungsbestrebungen Hegels, Scbellings, Fichtes sind. ... Wenn man die Weltanschauung Schellings, Fichtes und Hegels betrachtet, so ist es, wie wenn das ganze Volk meditieren würde. Man fühlt sich immer hineingestellt in das Volkstum, aber in das Seelische des Volkstums, wenn man vom deutschen Volkstum spricht. Man kann von deutschem Volkstum nicht anders sprechen, als indem man auf die seelischen Eigenschaften dieses deutschen Volkstums Rücksicht nimmt, auf dasjenige, was erstrebt werden muss. Und es ist innerhalb des Deutschtums unmöglich, wie es in England möglich ist, dass die Wissenschaft auf der einen Seite existiert und auf der anderen Seite diese Wissenschaft den Glauben durchaus links liegen lassen will. Das ist innerhalb des deutschen Volkstums auf die Dauer nicht möglich. Der Deutsche will Einheit haben. Er will eine Geistigkeit haben, die voll auf dem Boden der Wissenschaftlichkeit stehen kann, und er will eine Wissenschaft haben, welche sich zu rechtfertigen weiß vor dem geistigen Leben. Am offensten tritt ja dieser Gegensatz zutage in der Goetheschen und in der Newtonschen Farbenlehre. Seit mehr als dreißig Jahren bemühe ich mich, die Goethesche Farbenlehre zur Geltung zu bringen gegenüber der Newtonschen. Während die Goethesche Farbenlehre ganz hervorgeht aus dem tiefen Verwachsensein der Seele mit der Welt, geht die Newtonsche von der mechanischen Betrachtung der Welt aus und erstrebt nichts anderes. Und die Physik ist heute so verengländert, dass sie gar nicht merkt, um was es sich auf diesem Gebiet handelt, dass sie selbstverständlich jeden für einen Dummkopf ansieht, der die Goethesche Farbenlehre ernst nimmt. Es ist innerhalb des deutschen Volkstums ein Streben zur Geistigkeit hin. Daher ist man auch verpflichtet innerhalb des deutschen Volkstums, zu rechnen mit demjenigen, was in heißem Seelenstreben von den Besten dieses Volkes, von denen, die wir schon genannt haben, und von denjenigen, die wir morgen wieder nennen werden, gerade als ein Weg zur Geisteswissenschaft hin gesucht worden ist. Aber es kann dann dieses deutsche Volkstum nicht anders als sachlich streben, der Sache selbst zugewendet sein. Das ist dasjenige, was englisches, französisches Wesen nicht so verstehen kann. Der Franzose will ein schönes Wort haben, in eine schöne Phrase alles geprägt haben, und ist dann zufrieden. Der Engländer will nachfragen, wo der Nutzen von einem Wissen oder dergleichen liegt. Dass aber erstrebtes Wissen etwas ist, was aus der Seele herauswachsen muss wie die Blüte aus der Pflanze, ohne das der Mensch sich nicht als ein ganzer Mensch fühlt, das verstehen weder die Franzosen - als Franzosen selbstverständlich, vom einzelnen ist nicht die Rede - , noch verstehen es die Angelsachsen. Dasjenige, was seit dem Griechentum, das ein Höchstes geleistet hat für die vierte nachatlantische Kulturperiode, zu leisten ist an Herausgestaltung des seelischen Erlebens in eine Ideenwelt hinein, das ist Aufgabe des deutschen Wesens. Und man braucht wirklich kein Nationaler im engherzigen Sinne zu sein, sondern ein ganz objektiver Betrachter des Entwickelungsganges der Menschheit, wenn man dieses hervorhebt. Und Sie wissen ja auch: Ich hebe es nicht erst bei Gelegenheit dieses Krieges hervor, sondern diese Betrachtungen lagen in vielem darin, was seit Jahren, seit anderthalb Jahrzehnten unter uns von mir gesagt worden ist. Dadurch aber, dass dieses deutsche Wesen so ist, dadurch ist es aus seelisch-sachlichen Gründen berufen, die angedeutete seelische Ehe einzugehen mit dem russischen Osten. Und niemals wird die Kulturaufgabe der Zukunft anders erfüllt werden können, als indem die russische Anpassungsfähigkeit das annimmt, was aus dem deutschen Volkstum heraus kommen kann. Und alle Kulturentwickelung der Zukunft ist eine Frage dieser Verbindung Mitteleuropas mit Osteuropa."

Man schwört nicht mehr auf Gregors von Nazianz sondern auf Darwin; Literatur heute von Lügengeweben durchzogen: "Denn der Unterschied ist ja nicht der, dass man heute an ein eigenes Urteil glaubt, während man zur Zeit der Kirchenväter sich eben auf die Kirchenväter verlassen hat, sondern der Unterschied ist ein ganz anderer. Zu Tertullians, Gregors von Nazianz Zeiten, da waren diese die Kirchenväter, und auf sie haben die Leute geschworen. Heute schwören namentlich diejenigen, die Monistenvereine oder Vereine für eugenetische Weltanschauung oder ähnlich schöne Dinge gründen, auf den heiligen Darwin, den heiligen Haeckel oder auf den heiligen Helmholtz. Es ist - nur auf einem etwas anderen Gebiete - ganz dasselbe! Man nennt es nicht heilig, aber das macht ja den Unterschied nicht aus. Also die Leute lesen Haeckel und haben, wenn er so Karl Ernst von Baer anführt, die Meinung: Nun ja, man sieht schon, dieser große Naturforscher Karl Ernst von Baer war in bezug auf die Ablehnung jeder geistigen Welt mit Haeckel vollständig einig. Ich möchte manchem, der heute, nachdem er so ein bißchen hineingerochen hat in Haeckels, in Darwins Bücher, raten, bevor er daran geht, eine Filiale für einen Monistenverein zu gründen, mancherlei anderes vorher zu tun: so zum Beispiel wenn Haeckel Ernst von Baer anführt, selber einmal Karl Ernst von Baer in die Hand zu nehmen und zu lesen. Ich will Ihnen nur eine Stelle aus Karl Ernst von Baer vorlesen, wo er sich darüber ausspricht, wie es mit der geistigen Welt im Verhältnis zur Erdenwelt bestellt ist. Da sagt Baer: «Der Erdkörper ist nur das Samenbeet, auf welchem das geistige Erbteil des Menschen wuchert, und die Geschichte der Natur ist nur die Geschichte fortschreitender Siege des Geistigen über den Stoff. Das ist der Grundgedanke der Schöpfung, dem zu Gefallen, nein, zu dessen Erreichung sie Individuen und Zeugungs-Reihen schwinden lässt und die Gegenwart auf dem Gerüste einer unermeßlichen Vergangenheit erhebt.» Was sagt also dieser Baer? Der Erdenkörper, die Erde ist das Samenbeet, und da hinein werden versenkt die geistigen Keime, damit sie sich umhüllen. - Die reine Wahrheit hat dieser Baer gesagt im Beginne des 19. Jahrhunderts! Ernst Haeckel sucht sich diejenigen Sätze von Baer heraus, die ihm genehm sind. Diejenigen, die nichts tun, als höchstens Monistenvereine begründen, um die Weltenweisheit zu befördern, die wissen ja von alledem nichts anderes, als was Haeckel über Baer sagt, und leben in der Lüge weiter, ohne auch nur die leiseste Neigung dazu zu haben, sich von der Sache, die zugrunde liegt, selbst zu überzeugen. Von solchen Lügengeweben ist heute unsere Literatur überall durchzogen. Und überall kommt, namentlich in unserer populären wissenschaftlichen Literatur, das über Europa ausgegossene Streben nach möglichster Verwaschenheit und Verspieltheit, könnte man sogar sagen, der geistigen Bestrebungen und eine möglichste Ungeneigtheit zum Ausdruck, mit klaren, sicheren Menschenurteilen in diese Dinge
hineinzuschauen und zu urteilen." [30]
 

21. Kosmische und menschliche Geschichte VII-III; Unsterblichkeitslehre des Aristoteles, Plato war in die Mysterien eingeweiht und Aristoteles nicht; Verfall der Mysterien; Im Römertum erscheint das Gegenteil des Griechentums; «Parusie»; Nero als erster Psychoanalytiker, er vergötterte das Leibliche; Schillers Antrittsrede, Geistesleben in Europa hervorgebracht durch Herder, Schiller, Goethe, durch die Romantiker; Amerikaner, Asiaten; Geister der Hindernisse und der Verwirrung; materialistische Sozialdemokraten, Leninismus und Trotzkismus

Unsterblichkeitslehre des Aristoteles, Plato war in die Mysterien eingeweiht und Aristoteles nicht; Verfall der Mysterien: "Und das ist in der Tat die wahre Unsterblichkeitslehre des Aristoteles, des größten Denkers der Griechenwelt, dass der Mensch nur hier zwischen Geburt und Tod ein vollständiger, ein vollkommener Mensch ist. Geht er durch die Pforte des Todes, so ist er nur ein Stück des Menschen; er ist zwar unsterblich, aber auf Kosten dessen, dass er kein ganzer Mensch mehr ist. Das ist in der Tat dasjenige, womit das Griechentum seine Schönheit, seine Harmonie zu bezahlen hatte, dass es in dasjenige Menschenalter hineinkam - Sie wissen, verglichen mit dem menschlichen Lebensalter - , wo man aus dem Inneren herauf zwar die Seele verspüren konnte, wo man aber noch nicht das Leben der Seele in der geistigen Welt schauen konnte, wo man von der Seele sagen musste: sie ist nach dem Tode kein vollständiger Mensch mehr. Nur denjenigen, die in die Mysterien eingeweiht wurden, denen also Erkenntniskräfte einverleibt wurden, die über das Normale hinausgingen, enthüllte sich dasjenige, was die Seele durchlebt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Das ist ja der große Unterschied zwischen Plato und Aristoteles, dass Plato in die Mysterien eingeweiht war und Aristoteles nicht. Daher muss Plato in ganz anderem Sinne verstanden werden als Aristoteles, der zum «Chimborasso des Denkens» kam, aber nicht zu den Geheimnissen der geistigen Welt dringen konnte. Daher kam es, dass diejenigen, welche die Macht hatten in diesem Zeitalter, nach etwas anderem strebten als das, was man im normalen Menschenleben erreichen kann. Wer waren die Männer, die die Macht hatten, die in der Lage waren, diese Macht zu entwickeln? Gewiss, es gab eine große, bedeutsame Welt der Initiation, die durch die Mysterien da und dorthin ausgebreitet war und die damalige Kulturwelt erfüllte; aber diese Mysterien, sie gaben den Menschen dasjenige, von dem Plato sagte, dass es die Menschen über den Schlamm der Vergänglichkeit hinweghebe. Diejenigen, welche die Macht hatten in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum, suchten vor allen Dingen nach einem solchen in der Seele, wodurch sie teilnehmen konnten an der geistigen Welt. Nach dem allgemeinen Menschheitskarma musste man im Sinne des Initiationsprinzips der damaligen Zeit normalerweise warten, bis man in die Mysterien hereingeholt wurde. In Griechenland war das allgemein üblich. Das brauchten die römischen Cäsaren nicht. Die römischen Cäsaren, die sich allmählich zur Beherrschung der damaligen Welt aufwarfen, die konnten ihre Macht dazu verwenden, sich einweihen zu lassen in die Mysterien. Und so sehen wir denn, dass schon von Augustus an die römischen Cäsaren die Initiation anstrebten, einfach durch ihre Machtfülle. Sie zwangen die eine oder andere Priesterschaft, sie in die Mysterien einzuweihen. So dass in diesem vierten Zeitraum eine eigentümliche Erscheinung zu beobachten ist: Wir haben auf der einen Seite das Mysterienprinzip, das Mysterienwissen, das noch da war, das aber allmählich hinschwand, allmählich niederging - ich habe öfter geschildert, warum das so kommen musste: weil eben das Mysterium von Golgatha an die Stelle trat - , auf der anderen Seite wurden die Priester gezwungen, ihre Geheimnisse den römischen Cäsaren zu enthüllen. Augustus war der erste Kaiser, der eingeweiht wurde im vierten nachatlantischen Zeitraum; aber auch seine Nachfolger waren solche Eingeweihte, solche Initiierte. Sie unterschieden sich in ihrem Wesen von den anderen Initiierten, die auf Grund moralischer Eigenschaften, moralischer Entwickelung namentlich, in die Mysterien eingeweiht waren. Die römischen Cäsaren wurden auf Grund ihrer Machtfülle eingeweiht dadurch, dass sie die Priesterschaften zwingen konnten, ihnen ihre Geheimnisse zu enthüllen."

Im Römertum erscheint das Gegenteil des Griechentums; «Parusie» (Wiederkunft Christi): "Das sind keine Mythen, das sind historische Dinge. Daher auch die Aufzüge, in denen Caligula als Bacchus mit Thyrsus und Epheukranz sich vor dem Volke zeigte, weil er das Bewußtsein hatte, dass er sich verwandeln dürfe in diejenigen Gestalten, die er als Abbilder der Götter kannte. Als Herkules erschien er mit der Keule und der Löwenhaut, als Merkur mit dem Hermesstab, als Apollo mit der Strahlenkrone und von Chören umgeben. So trat er auf, um seinem Volke das Bewußtsein beizubringen, dass er zu den Göttern und nicht zu den Menschen gehöre. So war es in jener Zeit, in welcher, möchte man sagen, sich in der römischen Welt das minder gute Bild dessen zeigte, was in der Griechenwelt groß war. Natürlich sah das niemand besser ein als solch ein Caligula oder andere initiierte Kaiser wie Commodus und andere. Caligula hörte einmal, dass eine Gerichtsverhandlung stattgefunden hatte, in der ein Richter einen Angeklagten zum Tode verurteilte. Und als ihm die Sache, da es ein besonderer Fall war, berichtet wurde, da sagte er: Ebensogut hätte der Richter zum Tode verurteilt werden können, denn er sei ebenso viel wert wie der andere. - So sah er die moralische Verfassung seiner Zeit an. Im Römertum erscheint wirklich das Gegenteil des Griechentums. Man hat gar keine Vorstellung mehr von der inneren Verfassung des Römertums der Cäsarenzeit. Man muss sich aber eine Vorstellung davon verschaffen, denn das ist eine der Wurzeln, aus denen unsere neue, unsere fünfte Kulturepoche im Fortströmen sich entwickelt hat. Auch Nero war ein solcher Eingeweihter, ein initiierter Kaiser. Und dadurch gerade konnte Nero etwas ganz Besonderes einsehen. Diejenigen, die in die Mysterien eingeweiht waren in der damaligen Zeit, wußten: die Entwickelung ist bis zu einem gewissen Punkte abwärts gegangen; sie muss wiederum aufsteigen, aber sie muss sich auch mehr vergeistigen. Das ist ja in Wirklichkeit dasjenige, was gemeint ist mit der «Parusie», mit dem neuen Zeitalter, von dem auch der Christus Jesus spricht. Wenn Sie das, was in all diesen alten Kulturepochen bis zum Griechentum lebendig ist, vergleichen mit der späteren Zeit, so finden Sie: In diesen alten Kulturepochen offenbart sich in einer gewissen Weise durch das Körperliche noch das Seelisch-Geistige. Dann hört das auf; es offenbart sich nicht mehr, es muss jetzt durch anderes gesucht werden. Wenn der Mensch durch das, was er mit Augen sehen, mit Ohren hören kann, das Geistig-Seelische suchen will, so kann er es nicht mehr finden. Die Reiche der Himmel, sie offenbarten sich früher durch die Leiber, jetzt müssen sie im Geiste heraufkommen. Die Reiche der Himmel müssen nahe kommen. Das ist die Prophetie des Täufers Johannes. Das ist auch, was der Christus Jesus mit der Parusie meint. Nur stehen in einer gewissen Weise die Theologen bis heute noch immer auf dem sonderbaren Standpunkte, dass sie glauben, der Christus hätte mit der Parusie gemeint, die Erde müsse sich physisch verwandeln. Auch die Blavatsky tadelt den Ausspruch des Christus Jesus über die Parusie, das Heraufkommen der Reiche der Himmel, indem sie sagt: Da wurde vorausgesagt, daß die Reiche der Himmel auf die Erde kommen, das Getreide ist aber nicht besser geworden; die Weintrauben sind nicht reicher als früher; es sind keine Himmel auf die Erde gekommen. - Alle die Leute, die so reden, verstehen nicht, was gemeint ist. Was der Christus Jesus gemeint hat, was Johannes gemeint hat, das war schon gekommen: die Reiche der Himmel waren schon auf die Erde herabgekommen, indem der Christus selber sich in dem Jesus von Nazareth verkörpert hatte. Der Vorgang ist durchaus als ein geistiger aufzufassen."

Nero als erster Psychoanalytiker, er vergötterte das Leibliche: "Er wollte die Erneuerung nicht zulassen, die durch das Mysterium von Golgatha kam. Nur war er, wenn er auch ein Wahnsinniger war, doch ein Genie. Durch seine Machtfülle hatte er sich seine Initiation erzwungen, daher waren alle die Ideen groß bei ihm, größer als sie bei anderen sind, die nicht diese Vorbedingung hatten. Daher ist Nero auch in einem gewissen Sinn der erste Psychoanalytiker, aber ein großzügiger, nicht ein Psychoanalytiker wie diejenigen, die Freud oder anders heißen. Denn Nero vergötterte das Leibliche, indem er wirklich wie der Psychoanalytiker aus dem Unterbewußten das Geistig-Seelische heraufholen wollte. Der heutige Psychoanalytiker sagt: Was ist denn da unten in der Seele? Enttäuschungen, allerlei verglommenes Leben und so weiter - , und dann sagt er: Der animalische Grundschlamm der Seele ist da unten, viel Schönes ist da unten nicht. - Wenn man heute den Psychoanalytiker hört, so ist es so, wie wenn ein Mensch einen Acker beschreibt, der eben gedüngt worden und dann bebaut worden ist mit den Saaten für die nächste Zeit, aber der Mensch sieht nur den Dünger, den Mist. So sieht der Psychoanalytiker nur das in der Seele, was wirklich Mist ist, vergleichsweise gesprochen, selbstverständlich. Er sieht nicht das Ewige in der Seele, das, was von Leben zu Leben geht. Daher ist die Psychoanalyse so gefährlich, weil sie zwar zu dem Unterbewußten hinuntergeht, aber statt des seelisch-geistigen Wesenskernes den animalischen Grundschlamm sieht, wie wenn man nicht die keimende Saat, sondern nur den Mist sieht. Nero war ein großer Psychoanalytiker, indem er sagte: Im Menschen ist überhaupt nichts anderes als der animalische Grundschlamm, alles andere ist einfach Schein; früher war es anders, als die Menschen noch dem Göttlichen nahe waren, aber jetzt besteht der Mensch nur noch aus diesem animalischen Grundschlamm, es gibt auch nicht einen kleinsten Teil, der keusch ist, alles ist verlottert im Menschen - , so sagte Nero. Man sieht daraus, man fühlt gerade bei denjenigen, die auf diese Weise sich die Initiation erzwungen hatten, das Materialistisch werden der Welt. Man übersetzte ja überhaupt das alte, spirituelle Initiationsprinzip in diesen Kreisen recht ins Materielle. Als Commodus, der sich nicht nur zum Initiierten, sondern zum Initiator machte, einem, den er selbst zu initiieren hatte, den symbolischen Schlag geben wollte, da schlug er ihn gleich tot. Statt ihn dem geistigen Tod, das heißt der Auferweckung zu überliefern, schlug er ihn tot! So Commodus, der Initiator. Es ist das eine historische Tatsache." 

Schillers Antrittsrede, dass in der Zukunft die Völker Europas zwar allerlei Händel miteinander haben werden, aber dass sie sich nicht mehr zerfleischen können; dazu sei doch die Menschheit zu fortgeschritten:"Unsere Kinder und jungen Leute lernen heute Geschichte. In der heutigen Zeit und schon seit langem haben sich die Menschen daran gewöhnt, Geschichte zu lernen, das heißt das, was sie als Geschichte ansehen. Aber wieviel haben die Menschen von der Geschichte gelernt? Nun ja, die Menschen sind heute sehr häufig aufgerufen gegenüber den Ereignissen, die als Elementarereignisse in jeder Stunde eintreten, sich zu fragen: Was lehrt uns darüber die Geschichte? - Die Phrase kann man ja immer wieder und wiederum lesen: Aus der Geschichte kann man dies oder jenes lernen. - Die Menschen lernen eben nichts von der Wirklichkeit. Noch nie hätte man von der Wirklichkeit so viel lernen können wie in den letzten dreieinhalb Jahren. Aber unzählige Menschen verschlafen diese unendlich bedeutungsvolle Wirklichkeit. Als diese katastrophalen Ereignisse begonnen haben, da haben sich sehr gescheite Leute, die geglaubt haben, gerade von der Geschichte viel gelernt zu haben, darüber ausgesprochen, wie lange diese Kriegsereignisse, wie sie sie nennen, dauern könnten. Mit den Gründen, die sie haben konnten, haben sie auch das belegen können, was sie ausgesprochen haben; sie haben gesagt: Vier bis sechs Monate; länger kann nach den Kenntnissen, die man haben kann, diese Kriegskatastrophe gar nicht dauern. - Es waren durchaus Fachleute, die sich so ausgesprochen haben. Nun, die Tatsachen kamen anders. Und man braucht wahrhaftig kein unbedeutender Geist zu sein, um, verführt durch das, was man in der neueren Zeit Geschichte nennt, so zu urteilen. Ein wahrhaftig nicht unbedeutender Mensch hat im Jahre 1789 seine Geschichtsprofessur an der Universität angetreten und eine Antrittsrede gehalten, in der dieser wahrhaftig gar nicht unbedeutende Mensch dazumal gesagt hat, die Geschichte lehre, es sei sehr wahrscheinlich, dass in der Zukunft die Völker Europas zwar allerlei Händel miteinander haben werden, aber dass sie sich nicht mehr zerfleischen können; dazu sei doch die Menschheit zu fortgeschritten. 1789 hat ein nicht unbedeutender Mensch, hat Friedrich Schiller diesen Ausspruch bei Antritt seiner Professur getan aus der Geschichtsbetrachtung heraus, der sich selbst Schiller hingeben konnte, mit Recht. Aber was folgte auf dasjenige, was Schiller da gesagt hat? Die Französische Revolution; die großen Kriege im Anfang des 19. Jahrhunderts. Und wenn es eine Lehre der Geschichte wäre, dass die Menschen Europas als Mitglieder einer großen Familie sich niemals wieder zerfleischen könnten, dann wären alle Ereignisse der Gegenwart erst recht unmöglich. So sonderbar es klingt, notwendig ist es, über diese Dinge umzulernen. Dasjenige, was man Geschichte genannt hat, ist eben gar nicht Geschichte. Im geschichtlichen Leben der Menschen wirken die Kräfte mit, die die übersinnlichen sind. In das geschichtliche Leben wirken die Toten herein, und ein Urteil aus der Geschichte wird sich erst dann ergeben, wenn dieses Urteil auf geisteswissenschaftlicher Grundlage gefaßt wird. Solange dies nicht geschieht, wird die Geschichte niemals etwas lehren, wird die Geschichte niemals eine praktische Wissenschaft, wird sie niemals geeignet sein, Maximen abzugeben für dasjenige, was zu geschehen hat. Daher steht der Mensch heute so hilflos den Ereignissen gegenüber, weil es notwendig ist in unserer Zeit, dass geisteswissenschaftliche Maximen zu praktischen Lebensgrundlagen gemacht werden. Solange dies nicht geschieht, werden die katastrophalen Ereignisse nicht in Wahrheit überwunden werden können."

Das Geistesleben in Europa hervorgebracht durch Herder, Schiller, Goethe, durch die Romantiker, kann eine wahre, konkrete geistige Betrachtung der Welt werden; hat es Amerika, Asien und selbst Mitteleuropa schon dahin gebracht, Goethe wirklich als solchen Quell anzuerkennen?: "Gerade dem führenden Orientalen wird niemals imponieren, was die europäische Naturwissenschaft zum Beispiel gibt; es wird ihm niemals imponieren, was die europäische Industrie hervorbringt, wenn er es auch in äußerlicher Weise, wie der Japaner, annehmen wird; es wird ihm niemals imponieren dasjenige, was die europäische Organisation zu bewirken vermag. Denn er ist sich bewußt: das alles stellt zum wirklichen Wesen der Dinge kein Verhältnis her. Dieses Verhältnis fühlt er hergestellt zwischen seiner Seele und der Seele des Weltenalls. Er fühlt sich der Seele des Weltenalls geistig verwandt. Dessen seien wir uns nur ganz klar. Mit demjenigen, was gleichkommt solcher Betrachtungsweise, wie wir sie heute hier oder sonst gepflogen haben, würde sich der Orientale ganz anders zu stellen wissen als mit dem europäischen Maschinenwesen, mit der europäischen Organisation, mit der europäischen äußeren Verstandeswissenschaft. Und man darf schon einmal, so sonderbar es aussieht, auch den Sinn darauf lenken: Was würde der Orient sagen, wenn er wissen könnte, dass aus dem, was das Geistesleben in Europa hervorgebracht hat durch Herder, Schiller, Goethe, durch die Romantiker, eine wahre, konkrete geistige Betrachtung der Welt werden kann, die zu der orientalischen Geistesbetrachtung etwas Besonderes hinzugibt, das der Orientale durch seine Anlage nicht finden kann, das er aber schätzen könnte, mit dem er zusammengehen könnte? - Gewiss, Sie können sagen: Goethe ist ja genügend der ganzen Welt bekannt, und die Führer des orientalischen Geisteslebens können auch Goethe kennenlernen, und Goethe ist ein Quell, ein unendlicher Quell für das geistige Leben Mitteleuropas. - Wahr ist das alles, durchaus wahr. Aber hat es Mitteleuropa schon dahin gebracht, Goethe wirklich als solchen Quell anzuerkennen? Man könnte vieles über diesen Punkt reden. Der Orientale sieht auf dasjenige, was Mitteleuropa aus Goethe hat machen können. Nun könnte vieles angeführt werden; nur als Beispiel will ich eines anführen: Mitteleuropa hat gewußt, die wichtigsten Impulse Goethes mit Stillschweigen zu übergehen, aber es hat eine Goethe-Geseilschaft. In einem wahrhaft höchst günstigen Zeitpunkte ist diese Goethe-Gesellschaft begründet worden. Der Ausgangspunkt war ein vorzüglicher. Man kann sagen, wenige Konstellationen waren für solche Dinge so günstig wie diese am Ende der achtziger Jahre. Als der letzte Nachkomme Goethes einer Fürstin den Nachlass übergab, da hätte alles gut eingeleitet werden können, wäre auch gut in Angriff genommen worden, gab einen Anfangsimpuls, von dem man hätte glauben können: jetzt wird man die geistigen Quellen aus Goethe herausholen! Es ist vieles geschehen, auch die Goethe-Gesellschaft ist dazumal gegründet worden. Aber nehmen wir einmal den Orientalen, der da fragt: Wir haben im Orient ein Leben, welches die Seele unmittelbar an die Weltenseele anschließt. Da drüben haben sie Organisationen von staatlichen, von gesellschaftlichen Verhältnissen, da drüben haben sie Maschinen und eine Industrie, haben eine Wissenschaft, die in der Schule gelehrt wird und mit ungeheurer Autorität auf die Seelen drückt; aber sie haben keine Beziehung der Seele des Menschen zur Seele des Weltenalls. - Wüßte er, welche Beziehungen latent daliegen, wüßte er, was sein könnte nach dem, was an Goethe erlebt werden könnte, er würde anders reden und denken und empfinden. Aber was sieht er? Nun, er fragt sich vielleicht: Ja, dieses Mitteleuropa hat es dahin gebracht, eine Goethe-Gesellschaft zu begründen, um einen seiner allergrößten Geister zu ehren. Es hat es aber auch dahin gebracht, zum Präsidenten dieser Goethe-Gesellschaft heute einen ehemaligen Finanzminister zu haben. - Es ist nur symbolisch für vieles. Man kann sagen: Es muss in unserer Seele der Impuls leben, die Welt wissen zu machen: Aus dem Quell des deutschen Geistes kann dasjenige hervorgehen, was die Impulse der Geisteswissenschaft sind. Die werden nicht übersehen werden drüben im Orient. Würden sie übersehen, dann würde sich als historischer Impuls im Orient bilden müssen das Urteil: Diese mitteleuropäische Kultur ist eigentlich der Menschheit schädlich. - Und dieses Urteil hat sich in hohem Grade festgesetzt. Es würde ganz gewiss korrigiert, wenn gewußt würde, dass dieses mitteleuropäische Geistesleben imstande ist, selbst das Mechanischste des Mechanismus in Schönheit, in Seele umzugießen durch jene Impulse, die es in sich hat, und die es zum wirklichen Erkennen und zum wirklichen Verarbeiten des Übersinnlichen ausgestalten kann. So könnte es eigentlich nach der einen Seite hin wirken. Und blicken wir nach der anderen Seite: Im Westen, in Amerika betrachtet man nicht nur das mitteleuropäische, sondern das ganze europäische Leben auch so, wie man es nur von der Außenseite kennenlernen kann, weil man natürlich nicht nur die Goethe-Gesellschaft mit dem gewesenen Finanzminister an der Spitze, sondern auch die anderen Dinge in einer ähnlichen Weise sieht, nicht aber, was in den Seelen so leben kann wie das, was heute durch unsere Seelen gezogen ist. Während man im Orient sagt: Dieses Europa, dieses europäische Leben ist schädlich - , findet man es drüben in Amerika überflüssig. Denn Maschinen bauen, Industrieorganisation treiben, Goethe-Gesellschaften begründen mit Leuten, die von Goethe-Wissenschaft so viel verstehen, wie dasjenige ist, was man beim Zusammenstellen von Finanzbudgets nötig hat, das können die Amerikaner auch. Aber das, was aus Goethe als tiefster Quell spirituellen Lebens fließt, das können die Amerikaner nicht; das können sie nur dann haben, wenn sie es von den Mitteleuropäern nehmen." 

Kampf des Michael mit dem Drachen, den Geistern der Hindernisse, die auch für Stammeszusammenhänge und Rassenzusammenhänge zuständig waren und nun die Absicht haben Verwirrung zu stiften: "Es ist auf einem besonderen Gebiet in einer besonderen Sphäre die Ausgestaltung dessen, was sonst öfter in der Entwickelung der Menschheit geschieht, und was von denen, die solche Dinge noch zu beobachten wußten, immer bezeichnet worden ist als ein Kampf des Michael mit dem Drachen. Auf den verschiedensten Gebieten haben solche Kämpfe normal fortschreitender geistiger Wesenheiten der höheren Hierarchien gegen Geister der Hindernisse, der Hemmnisse stattgefunden. Für die Kulturentwickelung der Menschheit hat ein solcher Kampf in geistigen Höhen, und zwar in denjenigen geistigen Höhen, die unmittelbar an die Erde angrenzen, stattgefunden in den Jahrzehnten von den vierziger Jahren bis zum Ende der siebziger Jahre. Damals, 1879, endete dieser Kampf mit einem Sieg, wenn man so sagen will, der guten Mächte gegen gewisse Geister der Hindernisse, die damals - man kann das schon so ausdrücken - aus den geistigen Welten heruntergestürzt worden sind in die irdischen Verhältnisse, so dass sie seither in den irdischen Verhältnissen wirken und weben. Man hat innerhalb desjenigen, was sich in der geistigen Menschheitsentwickelung ausbildet, Geister der Hindernisse, die erst mit dem Ende der siebziger Jahre als besiegte Geister, besiegt für die obere Welt, in die untere Welt hinuntergestürzt worden sind und nunmehr in den Menschen walten. Wenn man hinblicken will auf diese Geister der Hindernisse, diese Geister ahrimanischer Natur, mit denen diejenigen Geister, die man michaelische Geister nennen kann, einen starken Kampf ausgefochten haben, so muss man sagen: Diese ahrimanischen Geister hatten in verflossenen Zeiten der Menschheitsentwickelung ihre gute Bedeutung, sie hatten ihre Aufgaben in verflossenen Zeiten der Geistesentwickelung. Diese Aufgaben vollzogen sich so, dass sie geleitet wurden von guten höheren Geistern. Wir dürfen uns die sogenannten bösen Geister nicht so vorstellen, dass wir denken, man müsse sie nur fliehen, um sie möglichst loszuwerden. Das ist nämlich das beste Mittel, sie an sich zu heften, wenn man sie in egoistischer Weise loswerden will, man hat sich vielmehr vorzustellen, dass diese sogenannten bösen Geister eben auch im Dienste der weisen Weltordnung stehen. Wenn sie nur an ihren richtigen Ort gestellt werden, dann verrichten sie Dienste, die notwendig sind im Sinne der weisen Weltordnung. Und so kann man sagen: Durch Jahrhunderte, ja durch Jahrtausende verrichteten diese Geister ahrimanischer Natur die Aufgabe, die Menschen zu gliedern in diejenigen Gemeinschaftszusammenhänge, die mit den Banden des Blutes zu tun haben. Die Menschen hängen ja in ihren irdischen Verbänden so zusammen, daß die Bande des Blutes auch gewisse Bande der Liebe auslösen, bewirken. Die Menschen gliedern sich in Familienzusammenhänge, in Stammeszusammenhänge, in Völkerzusammenhänge, in Rassenzusammenhänge. Alle diese Dinge unterliegen ja gewissen Gesetzen der Zeiten. Diese werden dirigiert von Wesenheiten der höheren Welten. Dasjenige, was die Menschheit spezialisiert hat, was die Menschheit so gegliedert hat, dass dieser Gliederung das Blut zugrunde liegt, das wurde von diesen ahrimanischen Geistern, aber unter der Leitung von guten Geistern, gelenkt. Nun sollte aber ein anderes Zeitalter eintreten. Solange die Menschen gewissermaßen durch das Blut geführt wurden, konnte der Mensch nicht in der Weise, wie es öfter angedeutet worden ist, sein Geschick selbst in die Hand nehmen. Dazu war notwendig, dass der Dienst von diesen ahrimanischen Geistern, so wie er war, aus der geistigen Welt ausgeschaltet wurde. Diese Geister wollten zunächst aus der geistigen Welt her ihre Tätigkeit der Gliederung der Menschen nach dem Blute fortsetzen; aber die Menschheit sollte zu einer mehr allgemeinen Auffassung ihres gesamten Geistes getrieben werden. Dasjenige, was öfter gerade auf unserem Gebiet gesagt wird, dass die Menschheit sich als eine Gesamtheit über die Erde hin zu begreifen habe, das ist wahrhaftig keine Phrase, sondern eine neuzeitliche Notwendigkeit. Und dem liegt eben die Tatsache zugrunde, dass ein starker, intensiver Kampf stattgefunden hat zwischen den michaelischen Geistern und den Geistern ahrimanischer Natur, welche früher die Menschen differenziert haben nach dem Blute. Dieser Kampf hat damit geendet, dass die ahrimanischen Wesenheiten heruntergestoßen worden sind und nunmehr unter den Menschen walten. Unter den Menschen werden sie Verwirrung stiften, denn das ist nach dieser Besiegung ihre Absicht: Verwirrung zu stiften mit alledem, was aus allerlei Begriffen und Ideen, die mit Blutsbanden, Blutsverwandtschaften zusammenhängen, gesogen werden kann. Besonders wichtig ist eben, dass seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in alledem, was der Mensch hier auf dem physischen Plan durch Gedanken und Empfindungen wirken kann, diese Impulse mit tätig sind, und dass man die Wirklichkeit nicht versteht, wenn man diese Impulse nicht mit in Rechnung zieht. Die Art und Weise, wie heute gesprochen wird über gewisse Völkerbeziehungen und dergleichen, ist verwirrt worden durch diese ahrimanischen Geister, die von dem Geiste Michael besiegt worden sind. Ich habe ja öfter erwähnt, dass wir schon sagen dürfen: Wir haben seit dem Ende der siebziger Jahre das sogenannte Michaelische Zeitalter. Michael haben wir als Zeitgeist anzusehen, der Gabriel als Zeitgeist abgelöst hat. Das bedeutet sehr viel: Michael als Zeitgeist! Die Zeitgeister, die in den früheren Jahrhunderten da waren, haben anders gewirkt als dieser Zeitgeist. Die anderen Zeitgeister, die in die Menschheitsentwickelung hineinwirkten in früheren Jahrhunderten, haben doch noch mehr oder weniger ins Unterbewußte hineingewirkt. Die Aufgabe des Zeitgeistes Michael, der seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in den Menschheitsgeschicken wirkt, ist diese: immer mehr und mehr im menschlichen Bewußtsein selbst dasjenige auszulösen, was in der Erdenentwickelung geschehen soll. Dieser michaelische Zeitgeist ist nämlich eigentlich heruntergestiegen und wirkt auf dem physischen Erdenplan. Mit alledem hängt etwas zusammen für unsere Zeit, das man ungemein leicht mißverstehen kann. Unsere Zeit ist eine sehr, sehr zwiespältige. Unsere Zeit könnte man, wenn man sie so oberflächlich bezeichnet, leicht eine bloß materialistische nennen. Das ist sie aber nicht allein; die Sache liegt viel komplizierter. Im ganzen kann man sagen: Diese neuere Zeit ist ihrem Grundcharakter nach außerordentlich spirituell, gerade außerordentlich spirituell. Und spirituellere Begriffe, spirituellere Vorstellungen als diejenigen sind, die durch die neuere Naturwissenschaft an die Oberfläche gebracht wurden, hat es in der Menschheitsentwickelung überhaupt noch nicht gegeben. Nur sind diese Begriffe - wenn ich mich so ausdrücken darf - dünn, sind abstrakt. Sie sind in sich, ihrer Substanz nach, durchaus geistig; aber sie sind nicht geeignet, so wie sie auftreten, wenn sie nicht richtig behandelt  werden, Geistiges auszudrücken. Diese naturwissenschaftlichen Begriffe, die heute aller Bildung eingeimpft werden, sind ein sehr zweischneidiges Schwert, wenn ich dieses paradoxe Gleichnis gebrauchen darf. Man kann sie so brauchen, wie sie heute von der akademischen Wissenschaft gebraucht werden. Da sind sie zwar spirituell, werden aber nur angewendet auf die äußere materielle Welt, ihre Spiritualität wird verleugnet. Man kann aber diese naturwissenschaftlichen Begriffe auch so anwenden, dass man sie als Meditationsstoff verwendet, dass man darüber meditiert. Dann führen sie am sichersten in die geistige Welt hinein. Würden diejenigen, die heute eine naturwissenschaftliche Weltanschauung haben, nicht zu faul sein, um ihre Begriffe meditativ anzuwenden, so würden diese Menschen mit naturwissenschaftlicher Weltanschauung sehr bald in die Geisteswissenschaft hineinkommen. Nicht an dem Inhalt der naturwissenschaftlichen Vorstellungen, sondern an der Art und Weise ihrer Behandlung liegt es. Die Begriffe sind fein, sind intim, aber die Anwendung durch die Menschen ist eine im materialistischen Sinne gehaltene. Das ist allerdings nicht so ohne weiteres in allen Einzelheiten gleich klarzumachen, aber wir müssen uns verständigen; daher müssen wir schon manche solcher Wahrheiten gewissermaßen nur durch eine Spiegelung an uns herantreten lassen. So leben die Menschen in Begriffen, in Vorstellungen, in Ideen, die dünn sind, die, ich möchte sagen, ganz destillierter Geist sind, so dass man nur eine starke Kraft anzuwenden braucht, um von ihnen zur Geisteswissenschaft zu kommen; und diese Begriffe sind diejenigen, die gerade durch das Michaelische Zeitalter in die Menschheitsentwickelung hineinkommen sollen. Es sind aber auch diejenigen, die am meisten verwirrt werden durch die angedeuteten, man kann schon sagen, vom Himmel auf die Erde gestoßenen, im Himmel von Michael überwundenen ahrimanischen Geister der Hindernisse. Sie treten ja auf so unzähligen Gebieten auf, wo der Mensch heute glaubt, ganz richtig zu denken, ganz richtig zu sinnen, wo er aber der Verwirrung dieser Geister in einem hohen Maße ausgesetzt ist."

Naturwissenschaft analphabetisch in bezug auf die Erkenntnis der Welt; Verjüngung statt mit Kant früh greisenhaft werden: "Unsere Naturwissenschaft ist ja großartig, aber sie ist analphabetisch in bezug auf die Erkenntnis der Welt. Sie geht so vor wie jemand, der die Seiten eines Buches nicht liest, sondern beschreibt: A ist so, B ist so - , der also nicht liest, sondern bloß die Buchstaben beschreibt. Man muss aber zum Lesen vorschreiten, man muss verstehen, die Gestalten der Natur nicht bloß so zu beschreiben, wie es die Naturwissenschaft macht, sondern sie zu deuten in ihren Beziehungen, in ihren Übergängen. Dann kommt man aus dem Lesen der Naturgestalten und Naturerscheinungen zum Enträtseln des Sinnes der Welt. Gewiss, die Menschen, die so etwas heute hören und mit ihren dicken Köpfen ganz in dem Analphabetismus drinnenstecken, die finden eine solche Sache, wenn man sie sagt, ganz schauderhaft. Davon könnte man gute Beispiele anführen, wie man etwas schauderhaft findet, was so vom menschlichen Skelett hergeholt ist, was aber auf den ganzen menschlichen Organismus ausgedehnt werden kann. Der Mensch ist eine Zwienatur, und diese Zwienatur drückt sich schon aus in dem durchgreifenden Gegensatz des Hauptes und des übrigen Organismus. ... Heute fängt das erst an, immer schlimmer und schlimmer wird es werden. Die Menschen werden früh greisenhaft werden, weil sie höchstens gedächtnismäßig sich an das erinnern werden, was sie nur für den Kopf aufgenommen haben, und was so nur bis zum siebenundzwanzigsten Jahre eine Bedeutung hat. Nachher bleibt es stehen, Unbrauchbares, an das man sich zurückerinnert; und der Mensch altert. Er wird früh innerlich seelisch-geistig alt, weil die Kopfbildung nicht geeignet ist, überzufließen in die viermal langsamere Herzensentwickelung. Diese Dinge müssen berücksichtigt werden. Sollen sie aber berücksichtigt werden, dann muss unsere Schulerziehung eine total andere werden, dann muss sie anstelle der toten Begriffe, die heute überall herrschen, lebendige Begriffe haben. Bei einer Kant-Laplaceschen Theorie werden sich die Menschen immer so zurückerinnern, dass sie dabei vergreisen. Das, was wirklich ist: der geistig-seelische Ausgangspunkt unseres Weltenalls, aus dem sich das Physische erst herausentwickelt hat, das wird, wenn es richtig in den Unterrichtsstoff verarbeitet wird, ein lebenslänglicher Quell der Verjüngung sein. Und möglich ist es, den Unterrichtsstoff nicht bloß durch Methodisches, sondern durch völlige Umarbeitung im anthroposophischen Sinn so zu gestalten, dass der Mensch sein ganzes Leben hindurch etwas hat, an das er sich nicht nur gedankenmäßig zurückerinnert, sondern was ein lebenslänglicher Quell fortwährender Verjüngung ist. Das muss bewußt erreicht werden, dass die Menschen nicht, wenn sie kaum fünfzig Jahre alt sind, Greise sind, sondern dass sie innerlich seelisch von dem noch zehren können, was sie in der Jugend aufgenommen haben; dass sie einen Erfrischungsquell, einen Erfrischungstrank an dem haben können, was sie als Kind aufgenommen haben. Dann muss es aber so gegeben werden, dass es nicht bloß taugt für die Kopfentwickelung, sondern dass es taugt für die Entwickelung des ganzen menschlichen Organismus, die drei- bis viermal langsamer vor sich geht als die Kopf entwickelung. Solche Dinge einsehen heißt: dasjenige, was bei dem Naturwissenschafter und deshalb auch bei unserer Allgemeinbildung tote Begriffe sind, beleben. Unterschätzen Sie nicht die große soziale Bedeutung dessen, was damit gesagt ist. Sie könnten ja glauben, das habe nur Bedeutung da, wo die Naturwissenschaft im engeren Sinne wirkt. Das ist nicht wahr. Die Naturwissenschaft wirkt ja auf die ganze heutige Bildung, auf die ganze Breite der heutigen Menschheitsentwickelung. Diese naturwissenschaftlichen Begriffe dehnen sich aus bis in die Sonntagsblättchen hinein; und selbst derjenige, der nur aus seinem Sonntagsblättchen heraus alles dasjenige aufnimmt, was seinen Glauben heute ausmacht, den wirklichen und wahrhaftigen Glauben, den er seiner Kirche oder seinem Amte gegenüber heuchelt, der ist heute infiziert durch die Naturwissenschaft, die nur Totes liefern kann, wenn auch dieses Tote in der geistigsten Weise betrachtet werden mag. Diese Dinge müssen klar durchschaut werden." 

Materialistische Sozialdemokraten und Sozialisten, Leninismus und Trotzkismus wirkt zerstörend, wie man noch heute in Russland sehen kann; wenn eine Lüge existiert, die man nicht als Lüge ansieht, so ändert das nichts an der Wirkung; sie wirkt in der realen Welt als Lüge: "Aber was bildet man bei den Sozialdemokraten für eine Weltanschauung aus? Eine, die nur arbeitet mit denselben Begriffen, welche in die Maschinen hineingeheimnisst sind; eine Weltanschauung, die Anschauungen über die Welt nur ausbildet in dem Mechanischen: historischen Materialismus, materialistische Geschichtsauffassung, materialistische Auffassung des menschlichen Zusammenlebens. Sie können ja über diese Begriffe in jeder sozialistischen Zeitschrift nachlesen. Das tun ja die meisten nicht, aber das würde, um sich zu informieren, ganz nützlich sein. Diejenigen Menschen, die in die Maschinen hineingedrängt worden sind, die von morgens bis abends mit nichts anderem zu tun haben, und die, wenn sie am Abend von den Maschinen wegkommen, es wieder zu tun haben mit einer gesellschaftlichen Einrichtung, die eigentlich ein Abbild der Maschine ist, die haben eine Weltanschauung, welche die Welt so ansieht, als wenn sie eine Maschine wäre. Sie haben eine Weltanschauung ausgebildet, welche mit nichts Individuellem rechnet, welche alles über den ausgleichenden Begriff des Toten spannt. Man hat ein recht gutes, ein wahres Sprichwort: Der Tod macht alles gleich - ; aber man könnte auch sagen: Eine Weltanschauung, welche sich nur mit dem Maschinellen, dem Toten beschäftigt, macht auch alles gleich, löscht alles individuelle Dasein, alles Leben aus. - So würde alles individuelle Dasein, alles Leben ausgelöscht durch diejenige Weltanschauung, die von der Maschine her ihr Ideal nähme. Solange die Sache nicht sengerig wurde, hat man diese Dinge träumend, schlafend über sich ergehen lassen, hat sich so verhalten, dass man alle Weltanschauungsfragen abgelehnt hat und allmählich den Zusammenhang verloren hat mit all den Impulsen, die das menschliche Gemeinschaftsleben, das menschliche Erziehungsleben in verständnisvoller Weise durchdringen können. Und im Grunde genommen ist in der neueren Zeit in Weltanschauungsfragen nur da gearbeitet worden, wo man maschinelle Begriffe hatte. Auch die Wissenschaft gab ja nur maschinelle Begriffe her. Wenn Sie das Buch von Theodor Ziehen, das für die moderne Wissenschaft ein Musterbuch ist, nehmen und die Schlusskapitel lesen, so werden Sie sehen, dass er ja auch zu denjenigen gehört, welche sagen: Naturwissenschaft kann nicht zu Begriffen kommen, die Ethik, Moral, Ästhetik hergeben; aber nachher werden doch Begriffe ausgebildet, welche besagen, dass alles, was nicht Naturwissenschaft ist, nur erträumtes Zeug sei. Zwischen den Zeilen wird doch alles das, was nicht naturwissenschaftlich ist, verleumdet. Da sagt Theodor Ziehen am Schlüsse zwar noch gnädig: Begriffe wie Freiheit, wie Ethik, Moral und so weiter, die müssen ja von anderen Seiten kommen; nur den Begriff der Verantwortung, den müsste eigentlich die wirkliche Wissenschaft ablehnen. Verantwortlich könne der Mensch ebensowenig sein, wie irgendeine Blume für ihre Hässlichkeit verantwortlich gemacht werden könne. - Das ist naturwissenschaftlich absolut richtig, wenn man einseitig auf dem Boden der Naturwissenschaft steht, wenn man bloße Begriffe des Toten anwendet. Aber man wendet dann eben Begriffe an, die nicht einmal zu dem Lebendigen kommen, erst recht nicht zum Ich. ... Eine Theorie, die aus der toten Maschine heraus als soziale Weltanschauungstheorie gemacht worden ist, wirkt, wenn sie ins Leben eingeführt wird, nicht aufbauend, sondern zerstörend. Die Menschheit hat sich nicht entschlossen, dies zu begreifen; sie muss es daher am Extremsten erleben. Denn, was ist geschehen? In demjenigen Gebiete, wo einstmals Quellen ungeheurer Zukunftsimpulse aufgehen werden, im Osten, wirkt die Toten-Theorie, die Fortsetzung der maschinellen Weltanschauung in sozialen Anschauungen, im Leninismus und Trotzkismus, zerstörend. Betrachten Sie die Sache nur ganz ernst. Derjenige, der nur das Tote gelten lässt, auch im Menschen nur das Tote gelten lässt, mag er auch ein so großer Gelehrter sein wie Theodor Ziehen, wenn er über das Ich, über die Verantwortlichkeit so redet wie Theodor Ziehen, dann ist sein richtiger gesellschaftlicher Interpret nicht er selbst - der sich das nicht getraut -, sondern Lenin und Trotzkij sind diejenigen, die die richtige Konsequenz ziehen für die menschliche Gesellschaft. Was Lenin und Trotzkij ausführen, das sind die Konsequenzen desjenigen, was von der rein naturwissenschaftlichen Weltanschauung schon gepflegt wird. Weil diese naturwissenschaftliche Weltanschauung aber Kompromisse schließt mit dem, was nicht Konsequenz dieser Weltanschauung ist, nur deshalb wird sie, weil sie eben nicht die Konsequenz zieht, nicht Leninismus und Trotzkismus. Darauf kommt es aber auch an, dass die Dinge dem Sinne der Wirklichkeit nach genommen werden. Was nicht wahr ist, das wirkt als etwas Objektives. Gedanken sind Wirklichkeiten, sind nicht bloße Begriffe. Man kann nicht nur sagen: Auch wenn kein Mensch von einer Lüge etwas weiß, so wirkt sie doch als Macht. - Das ist wahr, aber noch etwas anderes ist wahr: Wenn eine Lüge existiert, die man nicht als Lüge ansieht, so ändert das nichts an der Wirkung; sie wirkt in der realen Welt als Lüge. Und sie mag noch so gut gemeint sein, sie wirkt doch als Lüge." [31]
 

22. Kosmische und menschliche Geschichte VI - I; Mitteleuropa zwischen Ost und West, Wirkung der byzantinischen Religionsformen in Russland,  eigentliche Friedfertigkeit der Russen, heute nur eine Karikatur der Russen, irregeführt durch seine «Intelligenzija»; Fichtes «höherer Sinn», Schellings «intellektuelle Anschauung», «Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge», «Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums», «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung», «Die Gottheiten von Samothrake»; Lorenz Oken und Schellings «System der gesamten Philosophie»; Ätherleib als Rohmaterial, Denken nicht unnötig, weder für die physische noch für die geistige Welt; «Die Brüder Karamasow» von Dostojewskij, «Karamasowschtschina»


Wirkung der byzantinischen Religionsformen in Russland; Herder, eigentliche Friedfertigkeit der Russen, heute nur eine Karikatur der Russen,  irregeführt durch seine «Intelligenzija»: "Nun ist oftmals, wenn die Menschheitsentwickelung erörtert worden ist, darauf aufmerksam gemacht worden, wie unser fünfter nachatlantischer Kulturzeitraum, in dem wir leben, die Aufgabe hat, die Bewußtseinsseele herauszubilden aus den allgemeinen Anlagen der Menschenseele, und wie dann im sechsten nachatlantischen Zeitraum das Geistselbst wird herausgearbeitet werden müssen. Und es ist darauf aufmerksam gemacht worden, wie wesentlich mitwirken müssen gewisse menschheitliche Anlagen, die gerade im Osten Europas, heute noch schlummernd und schlafend, bei dem russischen Volke zu finden sind, wenn in einer entsprechenden Weise gerade in richtiger Art der sechste nachatlantische Kulturzeitraum wirksam werden soll. Und da ist es nötig, dass gewisse Eigenschaften, die in der russischen Volksseele so tief begründet sind, dass wirklich der russische Mensch, wenn er nicht irregeführt werden wird durch seine «Intelligenzija», in seiner Seele tief durchstrahlt ist von diesen Eigenschaften. Auf solche Eigenschaften ist da aufmerksam zu machen. Diese russische Volksseele hat in ihrer ganzen Art etwas, man könnte es fast nennen Weibliches, etwas Anschmiegungsfähiges, etwas, was sich leicht eignet, dasjenige aufzunehmen, was die Kulturentwickelung gebracht hat. Damit steht ja im Zusammenhang, dass der russische Mensch aufnimmt und im Verlaufe der Entwickelung, die er durchgemacht hat, immer aufgenommen hat das, was aus alten Zeiten als die mehr orientalisch gefärbten, byzantinischen Religionsformen die russische Kultur durchströmt. Wenig innerlich produktiv, wenig innerlich schöpferisch ist die russische Volksseele bisher, aber im eminentesten Sinne aufnahmefähig. Daher kann auch so wenig von einer Fortentwickelung der russisch-orthodoxen Religion in den Jahrhunderten gesprochen werden, in denen diese russisch-byzantinisch orientierte Religion unter den Russen gewirkt hat. Wer eine Zeremonie in der russischen Kirche mitmacht, und wäre es auch nur vorübergehend, der kann empfinden, wie unendlich viel von orientalisch-Aurahaftem diese Zeremonien durchströmt, wie gewissermaßen Aurenhaftes fühlbar hereingetragen wird in die unmittelbare Gegenwart. Das ist das eine. Ein Zweites: In dieser russischen Volksseele liegt enthalten, dass der einzelne russische Mensch wenig Sinn hat für dasjenige, was in Westund Mitteleuropa für die Durchgliederung des sozialen Lebens und dessen Weiterentwickelung schon einmal notwendig ist an Gedankenformen. Eine Notwendigkeit, die damit angedeutet ist, besteht ja, lag vor zum Beispiel mit der Übernahme des streng juristischen Denkens in die europäische soziale Ordnung. Aber für dieses Durchzogensein des sozialen Lebens mit Gedankenformen hat der russische Mensch wenig Verständnis. Das beirrt ihn in dem, was er das freie gefühlsmäßige Ausleben seines Schicksals nennen möchte. Er möchte nicht durch irgendwelche in die äußere soziale Struktur eingeflochtenen Gedankenformen beirrt sein. Und ein dritter Zug ist der, welcher Herder so angezogen hat und der schon einmal wirklich innig verbunden ist mit dem, was man russische Volksseele nennen kann. Denn entdeckt wurde dieser Zug nicht in Russland selber, das heißt, betont begrifflich herausgehoben wurde er nicht in Russland, sondern ursprünglich von Herder, wie der Slawismus und der Panslawismus überhaupt von Herder außerordentlich viel entlehnt hat; wiederum ein Beweis für die Anschmiegefähigkeit des Russentums. Der dritte Zug ist also der einer gewissen Friedfertigkeit, eines nichtaggressiven Wesens in bezug auf das Geistesleben, eines mehr passiv sich hingebenden Wesens. Das aggressive Eintreten für irgendwelche Dogmen oder dergleichen liegt dem russischen Volkstum fern. Das ist eine dritte Eigenschaft. Natürlich können solche Eigenschaften durch verschiedene Umstände - gerade das bringt ja die Kompliziertheit des Menschenlebens mit sich - in ihr Gegenteil verkehrt werden, und durch jene Volksverführer, mit denen man es jetzt zu tun hat, sind fast alle diese drei Züge unmittelbar in ihr Gegenteil verkehrt. Dem, der in der Geisteswissenschaft darinsteht, sollte das nicht irgendwie wunderbar erscheinen. So sieht man aber - und wir würden es noch viel mehr sehen, wenn wir das jetzt nur in ein paar Strichen Angedeutete ausführlicher studieren könnten -, dass da im Osten Europas ein Material vorhanden ist, das gewissermaßen zusammenfließen muss mit dem, was im Westen Europas aus einer viel aktiveren Entwickelung herauskommt. In dem Westen Europas sind geradezu die entgegengesetzten Charakterzüge zu ergreifen. Es wurde darauf hingewiesen, was da aus einer gewissen aktiven Entwickelung heraus der Menschheit bis in unseren fünften nachatlantischen Zeitraum herein hat gebracht werden können und was ihr weiter gebracht werden muss, wenn solche Dinge nicht verschlafen werden, wie sie zum Beispiel auch gestern wiederum in meinem Vortrag über einen verklungenen Ton des deutschen Geisteslebens gekennzeichnet worden sind. Für denjenigen, der nun wirklich unbefangen die Entwickelung des geistigen Lebens betrachten kann - unbefangen auch dann, wenn es sich ihm ja zunächst in der äußeren physischen Wirklichkeit, gerade in der Gegenwart, in den furchtbarsten Zerrbildern, in Karikaturen darbietet -, der die inneren Triebkräfte dieses Geisteslebens betrachten kann, ist es aber doch klar, daß durch eine gewisse Tatsache gerade dasjenige, was im mitteleuropäischen Geistesleben vorhanden ist, eine Art Ehe eingehen muss mit dem, was aus den russischen natürlichen Anlagen herausfließt. Eine Art Zusammenwirken muss stattfinden zwischen dem, was in Mitteleuropa, ich möchte sagen, durch die Eigenart dieses mitteleuropäischen Geisteslebens gezeugt werden kann, und dem, was aufgenommen werden kann durch gewisse rein natürliche Eigenschaften des europäischen Ostens.... Und wir können weiter zurückblicken. Diese westeuropäischen Orden haben ihre Abgesandten vom Beginn des 19. Jahrhunderts an in Russland drüben gehabt. Die Leute werden sagen, in Russland hat man die maurerischen Orden oder dergleichen nicht geduldet. - Um so mehr haben sie im Geheimen geblüht und um so stärkere Früchte haben sie getragen, und derjenige, der einmal die Geschichte der Slawophilen und des Panslawismus studieren wird, der wird die Quellen
in jenen russischen Geheimbünden zu suchen haben. Wenn man einen erwischt hat, hat man ihn ja da- oder dorthin geschickt oder füsiliert; aber stattgefunden hat es, dass der Ihnen charakterisierte westeuropäische Okkultismus verbunden wurde mit dem russischen Geistesleben." [18]

Fichtes «höherer Sinn», Schellings «intellektuelle Anschauung», «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung», «Die Gottheiten von Samothrake»  "Fichte spricht, wie ich es oftmals angeführt habe, von einem «höheren Sinn». Goethe spricht von «anschauender Urteilskraft». Schelling spricht davon, dass sich die Seele erheben müsse, wenn sie wirklich in die Geheimnisse des Daseins hineinblicken will, zu dem, was er «intellektuelle Anschauung» nennt. Um die Dinge genauer zu verstehen, muss man auch aufmerksam machen auf etwas, was Schelling im Alter noch geleistet hat in den ungeheuer tiefsinnigen Werken «Philosophie der Mythologie» und «Philosophie der Offenbarung». Ein tiefes Erfassen des Christentums lebt in diesen Werken, die heute noch nicht verstanden werden. Eine geistige Auffassung der Welt lebt in einer Schrift wie zum Beispiel «Die Gottheiten von Samothrake», wo Schelling versucht, in die Mysterien der samothrakischen Kabiren einzudringen. Eigentlich tritt nirgends im neueren Geistesleben so stark das Bewußtsein auf, dass man es im Christentum nicht zu tun habe mit einer Summe von Dogmen, dass das eigentlich Nebensache ist, was als christliche Dogmen gepflegt wird, sondern dass die Hauptsache ist, dass das Christus-Ereignis, das Mysterium von Golgatha stattgefunden hat, nirgends tritt einem das so stark entgegen wie in Schellings «Philosophie der Offenbarung». Das alles ist entwickelungsfähig, das alles muss zu jener Entwickelung führen, die wir so oft vorgezeichnet haben, wenn wir auf das, was im fünften nachatlantischen Zeitraum gerade durch Mitteleuropa geleistet werden muss, denkend hinblicken."

 
Über die Organisation bzw. Evolution der Erde: «Die Erde selbst wird Tier und Pflanze, und es ist eben die zu Tier und Pflanze gewordene Erde, die wir jetzt in den Organisationen erblicken.... Die jetzt vor uns liegende unorganisch scheinende Materie ist freilich nicht die, woraus Tiere und Pflanzen geworden sind, denn sie ist vielmehr dasjenige von der Erde, was nicht Tier und Pflanze werden oder sich bis zu dem Punkt verwandeln konnte, wo es organisch wurde, also das Residuum der organischen Metamorphose; wie Steffens sich vorstellt, das nach außen gekehrte Knochengerüste der ganzen organischen Welt.» - Schelling, «System der gesamten Philosophie», 1801

Zum Wahnsinn der materialistischen Wissenschaftler: «Nachdem die Materie diesem Tode sich gefügt hatte, so blieb, um den letzten Zeugen ihres Lebens zu verbannen, nichts übrig, als jenen allgemeinen Geist der Natur, die Form aller Formen, das Licht, zu einem gleichen körperlichen Wesen zu machen und mechanisch, wie alles, zu trennen; da auf diese Weise das Leben in allen Organen des Ganzen erloschen, und auch die lebendigen Erscheinungen der Körper untereinander auf tote Bewegungen zurückgeführt waren, so war nun der höchste und letzte Gipfel übrig, nämlich der Versuch, diese bis in ihr Innerstes erstorbene Natur mechanisch ins Leben zurückzuführen, welches Bestreben in den nachfolgenden Zeiten Materialismus hieß, und wenn der Wahnsinn desselben nicht so viel vermochte, die, welche ihn erkannten, zur ersten Quelle zurückzuleiten, wenn er vielmehr nur dazu diente, den Tod der Materie noch weiter zu bestätigen und außer Zweifel zu setzen, so hat er statt dessen eine Rohheit der Vorstellung von der Natur und ihrem Wesen hervorgebracht, in Bezug auf welche jene sonst roh genannten Völker ehrwürdig werden, welche die Sonne, die Gestirne, das Licht, oder Tiere oder einzelne Naturkörper anbeten.» - Schelling, «Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge», 1802/1842 

Stumpfheit und trostloses «Asyl der Unwissenheit» der materialistischen Ärzte und Wissenschaftler: «So ist z.B. die Newtinsche Optik angeblich ganz auf Erfahrungen gegründet und nichtsdestoweniger in ihrer Grundansicht, so wie in allen ihren weiteren Folgerungen, als falsch erkennbar, sobald man zuvörderst die Idee des Lichtes hat. - So mag allerdings die vorgebliche Erfahrung der Ärzte in manchen Punkten der richtigen aus Ideen geflossenen Theorie widerstreiten; allein wenn z.B. der Arzt selbst erst die Symptome der Krankheit schafft, und diese dann für freiwillige Naturwirkungen ausgibt, so ist hier ohne Zweifel keine reine Erfahrung: vuelmehr hätte der Arzt die Krankheit gleich nach der richtigen, aus Ideen fließenden Ansicht behandelt, so wären ihm jene Erscheinungen gar nicht entstanden. ... (Biotech-Mediziner) auf die man anwenden möchte, was zu seiner Zeit Galens von dem großen Haufen der Ärzte gesagt hat: so ungeübt und ungebildet und dabei so frech und schnell im Beweisen, wenn schon nicht wissen, was ein Beweis ist - wie soll man mit diesen vernunftlosen Wesen noch länger streiten und seine Zeit an ihren Erbärmlichkeiten verlieren!» - Schelling, «Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums», 1803/1830 
 

Lorenz Oken und Schellings «System der gesamten Philosophie»; Ätherleib als Rohmaterial, Denken nicht unnötig, weder für die physische noch für die geistige Welt: "Da liegt eine eigentümliche Sache vor. Da trat innerhalb der Weltanschauungs-Entwickelung Europas um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert das auf, was man, genauer ausgeführt, bei solchen Persönlichkeiten wie zum Beispiel Oken findet. Der Naturforscher Oken konnte nach dem Standpunkt der damaligen Zeit noch nicht vom Ätherleib sprechen; das lag ihm fern. Aber bei ihm findet sich zum Beispiel der merkwürdige Satz: Das Tierreich ist der ausgebreitete Mensch. - Das heißt, er hatte eine Phantasiekonzeption von der Wahrheit. Diese Vorstellung trat dazumal, als sich die großen Gedanken der mitteleuropäischen Weltanschauung ausbildeten, in seinen geistigen Gesichtskreis herein. Das ist sehr interessant! Diese Vorstellung trat zum Beispiel auch in den Gesichtskreis von Schelling, und bei Schelling finden Sie auch diesen Satz. Und denjenigen, die auf die genialen, aber selbstverständlich noch nicht abgeschlossenen Gedanken zunächst nicht eingehen konnten - weil die genauen Tatsachen eben nicht gesagt werden konnten - , denen ging es dazumal ganz schrecklich. Bei Oken muss man sich vorstellen, dass das, was er noch nicht wissen konnte, in Form einer genialen Konzeption in seiner Seele lebte. Man möchte sagen, er hatte das Gefühl: Die einzelnen Glieder des Menschen sind eigentlich aus Tiergestalten zusammengesetzt. - Er hatte auch den Mut, so etwas auszusprechen, aber darüber, dass er so etwas aussprach, waren die gelehrten Philister furchtbar skandalisiert. Er hatte sich zum Beispiel auch gefragt: Was ist die Zunge? - Er konnte nicht wissen, dass man da einen Ätherleib braucht, und nun sagte er: Die Zunge ist ein Tintenfisch.-Gewiss, es liegt diesem Ausspruch das zugrunde, was ich eben auseinandergesetzt habe. Aber denken Sie sich nun das ganze gelehrte Philistertum der Behauptung gegenüber: Die menschliche Zunge ist ein Tintenfisch! Wenn man den Gang des menschlichen Geisteslebens einsehen will, so muss man schon weitherzig werden. Man muss sich klar darüber sein, dass etwas, das vielleicht sogar ausschauen kann wie ein Unsinn, eine große Wahrheit in sich bergen kann. Und so gliederte Oken dann den Menschen so ein: Die Zunge ist ein Tintenfisch, andere Organe sind etwas anderes und so weiter. - Im Grunde genommen war es ja nur die genauere Wiederholung desjenigen, was in uralter menschlicher Anschauung vorhanden war, wo man nur die Haupttypen heraushob und den Menschen nach den vier Haupttiergruppen gliederte: Löwe, Adler, Engel und Kalb. Also man kann schon sagen: So einfach liegt die Sache doch nicht, sondern der Mensch hat in seinem Ätherleib schon das ganze Tierreich eigentlich in sich. Er trägt es, wie der Philosoph sagen würde, der Möglichkeit nach in sich. - Nun müssen Sie allerdings etwas ins Auge fassen, damit die Sache nicht einseitig wird. Wenn das nicht stattfinden würde, was wir jetzt angeführt haben, dass - außerdem, dass der physische Leib diese ganze Tierheit zusammenhält - noch die Angeloi, Archangeloi und Archai ihre Kräfte betätigen, so würde ja, wenn der Mensch durch die Pforte des Todes geht und den physischen Leib ablegt, das eintreten müssen, was ich gerade beschrieben habe: es würde wirklich in diesem Falle, wenn der Ätherleib entlassen würde nach den paar Tagen von dem Astralleib und dem Ich, das herausfallen, elastisch, in die Welt, und es würde die ganze ätherische Tierwelt aus der menschlichen Ätherwelt entstehen. Das ist aber in der Erfahrung nicht der Fall. Das entsteht nicht. Das geht nicht hervor aus dem Menschen, sondern der Ätherleib löst sich los in einer ganz anderen Form. Er löst sich los und wird dem allgemeinen Weltenäther einverwoben. Was liegt da eigentlich vor? Nun, es arbeiten eben an unserem Ätherleib die Wesenheiten aus der Hierarchie der Angeloi, der Archangeloi und der Archai, und die lassen es nicht dazu kommen, dass das ganze Wesen des Ätherleibes sich in das Tierreich zersplittert. Was geschieht da eigentlich? Sehen Sie, was da geschieht, möchte ich Ihnen so beschreiben, daß ich zunächst einmal an einen Vergleich appelliere. Wir Menschen auf der Erde arbeiten, wir machen zum Beispiel Maschinen aus Holz oder aus Eisen. Das Holz oder das Eisen sind unsere stofflichen Grundlagen, und dann arbeiten wir Holz oder Eisen zu Maschinen zusammen. Die Anordnung des Stoffes, das ist unsere Arbeit, die Anordnung des Holzes oder des Eisens, aber das Eisen oder das Holz selber müssen wir der Erde entnehmen. Wir brauchen diese Rohmaterialien, wir entnehmen sie aus einem Reich, das unter unserem Menschenreich ist. Wenn Sie sich nun vorstellen, dass über uns leben die Angeloi, Archangeloi, Archai, so sind sie auch nicht im Weltenall dazu da, um fortwährend «Sonntagsruhe» zu pflegen, sondern sie haben ihre Arbeit, sie haben ihre Leistungen zu tun. - Was arbeiten denn Angeloi, Archangeloi, Archai eigentlich? Wenn sie arbeiten, dann werden sie auch ein Material brauchen, wie wir Holz und Eisen aus der Erde heraus brauchen, und sie werden dieses Material zu bearbeiten haben. Das Material für die Angeloi, Archangeloi und Archai, das sind unsere Ätherleiber! Was für uns Holz und Eisen der Erde ist, wenn wir es zu Maschinen verarbeiten, das sind unsere Ätherleiber für die Angeloi, Archangeloi, Archai; daran arbeiten sie. Und während wir Menschen hier auf der Erde herumgehen und gewissermaßen den Gedanken haben, wenn wir ihn überhaupt haben: Wir tragen da in uns unseren Ätherleib und wir tragen ihn so mit uns als unser Eigentum wie unsere Lunge -, ist um uns herum betätigt dieses ganze Wesen der Angeloi, Archangeloi und Archai, und arbeitet Gebilde für die geistige Welt heraus, die dort gebraucht werden für unser Leben. Sie arbeiten aus diesem Ätherleib heraus das, was in der geistigen Welt gebraucht wird. Mit wessen Hilfe arbeiten diese höheren Wesenheiten? Nun, unser Leben hindurch denken wir; von dem Moment ab, wo wir zum Denken kommen, bis zum Tode, denken wir. Das Wesentliche beim Denken, wie Sie zum Beispiel auch dem gestrigen öffentlichen Vortrage entnehmen konnten, besteht gerade darinnen, daß das Denken im Ätherleibe webt und lebt. Es webt und lebt dann nur fort in dem physischen Leibe. Wir glauben im physischen Leibesleben, dass das nun unser Eigentum allein ist, was wir da als unsere Gedanken bilden. Aber was wir da haben von unseren Gedanken, was wir in unseren Gedanken ausbilden und an was wir uns erinnern können, das ist gewissermaßen nur die innere Seite unseres Denklebens. Von außen arbeiten gerade mit Bezug auf den Ätherleib an unserem ganzen Denkleben die Angeloi, Archangeloi und Archai, und es ist nicht unnötig, dass wir denken als Menschen. Unnötig ist es ja schon nicht für die physische Erde, aber es ist auch nicht unnötig für den Kosmos. Denn was wir durch unser Denken verändern in unserem Ätherleib zwischen unserer Geburt und unserem Tode, das wird als Material benützt und nach höheren Gesichtspunkten ausgearbeitet. Während unseres Lebens, während wir als denkende Wesen durch die Welt gehen und unser Gedankenleben nur von innen sehen, wird von den Angeloi, Archangeloi, Archai gearbeitet an unseren Gedanken, damit nach unserem Tode das zustande komme, was sie dann dem Weltenäther einverleiben können. Wenn unser Astralleib und unser Ich den Ätherleib ablegen, da nähen sie - wenn ich den groben Ausdruck gebrauchen darf - dem Kosmos das Gewebe unseres Ätherleibes ein, das im wesentlichen zustande gekommen ist durch die Art, wie wir gedacht haben im Leben. Das gehört von jetzt ab dazu zu dem Kosmos. Wir leben als Mensch nicht bloß für uns, wir leben als Mensch für den ganzen Kosmos. Wir wissen ja, nach unserer Erde soll Jupiter, Venus, Vulkan entstehen. Das muss alles vorbereitet werden, das muss alles als Kräfte dem Kosmos einver woben werden. Dazu ist Arbeit nötig. Zu dieser Arbeit gehört zum Beispiel das, was ich jetzt eben ausgeführt habe: dass die Angeloi, Archangeloi, Archai in Gemäßheit unserer Gedanken tätig sind. Ein etwas anderes Material sind dumme Gedanken, die wir während unseres Lebens haben, ein etwas anderes Material sind gescheite Gedanken. Aber je nachdem wir ihnen das als Material liefern, werden da diese - grob gesprochen - «ätherischen Maschinen» ausgearbeitet, die dann dazu da sind, dass die Entwickelung im Kosmos weitergeht. Wenn also unser Ätherleib nach dem Tode dem Kosmos übergeben wird, so wird zugleich übergeben die Arbeit der Wesen der drei genannten Hierarchien." [32]

«Die Brüder Karamasow» von Dostojewskij als auseinandergezogene Menschheit, «Karamasowschtschina»: "Lesen Sie einmal - es ist ein anschauliches Beispiel - «Die Brüder Karamasow» von Dostojewskij. In diesen «Brüdern Karamasow» kommen unter anderen Gestalten vier Persönlichkeiten vor, die vier Söhne des alten Karamasow, Dmitrij Karamasow, Iwan Karamasow, Aljoscha Karamasow, Smerdjakow Karamasow. Es ist sehr merkwürdig, wie dieser Roman Dostojewskijs gerade in Mitteleuropa gewirkt hat. Ich müsste viel sprechen darüber, wenn ich die ganze Art und Weise darlegen wollte, wie aus dem Menschenleben so etwas hervorgeht und durch eine Seele, wie die Dostojewskij-Seele war, zieht und solches Werk wird wie «Die Brüder Karamasow». Aber ich will nur soviel sagen: Man kann große Bewunderung haben für die eindringliche psychologische Kunst - so nennen sie ja wohl viele Leute der Gegenwart, weil heute so wenig bekannt ist, was wirkliche psychologische Kunst ist -, auch für eine gewisse eindringliche feine Beobachtung des Lebens; trotzdem, wer es vielleicht dazu gebracht hat, geisteswissenschaftliche Begriffe und Vorstellungen nicht so aufzunehmen, dass er lernt: der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib und Ich, auf einer Tafel aufgeschrieben oder, wie man es früher gemacht hat, mit Farben, daß man es sich merken kann, wer das also nicht so aufnimmt, sondern sich allmählich durchdringt mit diesen Gliedern der Menschennatur, so wie wir es im Laufe der Jahre versuchen, der hat ein unbehagliches Gefühl gegenüber der ja vielfach chaotischen Schilderung in den «Brüdern Karamasow». Da ist allerdings vieles, das, wenn man nur auf das Äußere sieht, schon feine Lebensbeobachtung genannt werden kann, zum Beispiel, dass der älteste Karamasow von einer anderen Mutter ist, mit ganz anderen Charaktereigenschaften als die beiden mittleren Brüder, der Iwan, der Aljoscha, und dass der vierte, der eigentlich eine Art Kind ist, wieder von einer ganz anderen Mutter abstammt. Der alte Karamasow ist ja ein außerordentlich großer, ganz phänomenaler Lump, der alle möglichen Lebensallotria treibt, so dass dieser Smerdjakow eine ganz eigentümliche Person zur Mutter hat. Man weiß eigentlich gar nicht von ihm, dass er der Sohn des alten Karamasow ist. - Aber ich will ja nicht den Roman erzählen, doch wenn man das auch einmal in dieser Weise betrachtet, wer die Mütter der vier Brüder Karamasow waren, so kann man das Gefühl haben: da steckt überall etwas dahinter! Und es ist schon so, ein mitteleuropäischer Mensch würde nicht so schildern. Ein mitteleuropäischer Mensch schildert viel, viel bewußter, und daher bringt er nicht so viele ganz unterbewußte Faktoren in seine Schilderungen hinein wie Dostojewskij. Er stellt mehr zusammen, und da er nur das zusammenstellt, was er mehr oder weniger weiß, so ist er natürlich weniger reich als ein Dostojewskij, der nicht auf das hingeht, was er weiß, sondern vom Leben abschreibt. Aber das Leben ist reicher, als die Menschenseele weiß, durch das, was da als Geist dahinter ist. Und nun bekommt man dem allem gegenüber ein solches Gefühl: Da ist durch einen unendlich chaotischen Geist, durch einen Geist, der ja durch seine Epilepsie ganz chaotisch gemacht worden ist, durch eine ganz krankhafte Seele vieles gezogen, und zwar deshalb, weil in unserem Zeitalter gleichsam die Natur das Menschenleben geneigt macht, das eine oder das andere zu offenbaren. Und dann kann man darauf kommen, wenn man sich eine richtige Empfindung, eine reale Vorstellung verschafft hat von dem, was man unter physischem Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich versteht, dass in den vier Brüdern Karamasow menschliche Wesenheiten dastehen, die man richtig begreift, wenn man sagt: In dem einen liegt ein Mensch vor, in dem mehr das eine Glied der menschlichen Natur, der physische Leib, wirkt, zur Wirkung gekommen ist; in dem anderen der Brüder liegt mehr eine menschliche Wesenheit vor, wo der Ätherleib zur Wirkung gekommen ist, in dem dritten Bruder mehr der Astralleib, in dem vierten Bruder mehr das Ich. So ist es wirklich, wenn Sie diesen Roman Dostojewskijs «Die Brüder Karamasow» nehmen und diese vier Brüder innerlich betrachten, dass Sie sich sagen können: In all dem, was da als Menschenstrudel auf den Dichter wirkt und ihn anleitet, mehr aus einem Unbewußten heraus zu schildern, wirken diese vier verschiedenen Glieder der Menschennatur so, dass bei dem einen das Ich, bei dem anderen der Astralleib und so weiter die Oberhand hat, so dass diese vier Brüder Karamasow gleichsam die auseinandergezogene Menschheit sind, wie das Tierreich der auseinandergezogene Ätherleib ist. Und da findet man, wenn man einzugehen vermag auf eine solche Sache, in Smerdjakow Karamasow den physischen Leib vorwiegend, in Iwan Karamasow den Ätherleib, in Aljoscha den Astralleib, in Dmitri das Vorwiegen des Ich. Wenn das auch zunächst sonderbar ist, aber es ist eben nach realen Anschauungen geschaut, nicht wie man es konstruieren würde; konstruieren würde man es wahrscheinlich ganz anders, aber so ist es, wenn man die Dinge in der Wirklichkeit sieht. So liegt hier das Eigentümliche vor, dass ein Dichter, der vorzugsweise aus dem Unterbewußten heraus schafft und sogar ein chaotisches Seelenleben durch seine Epilepsie hat, hingestoßen wird nach der Wirklichkeit, außerdem noch verwandt wird in seinem astralischen Leibe, also wiederum in seinem Unterbewußten, mit dem, was durch die Welt webt und lebt. Denn, meine lieben Freunde, wir dürfen es schon glauben, dass man nicht umsonst, wie Dostojewski), bereits unter dem Galgen steht und wartet, dass man gehängt wird - vorher sind die anderen gehängt worden; man wartet und ist bereit, gehängt zu werden - , und im allerletzten Augenblick kommt noch die Begnadigung! Es ist das allerdings etwas, was in einer Menschenseele andere Empfindungen auslöst, als ausgelöst werden können in einer Menschenseele, die das nicht durchgemacht hat: im nächsten Augenblick gehängt werden zu können. Man muss das schon berücksichtigen. Das alles aber zeigt uns, wie dadurch, ich möchte sagen, die Wirklichkeit gerade auf eine solche Seele in unserer Zeit so wirken konnte, dass diese Seele nun chaotisch durch das ganze Romanwerk hindurch wirklich vier Brüder schildert, die in dieser Weise ausgestattet sind, wie ich es Ihnen geschildert habe, und die man nur versteht, wenn man dieses weiß und empfinden kann. Dann wird man zum Beispiel begreifen, warum derjenige, der den Ätherleib vorwiegend hat, und derjenige, der den physischen Leib vorwiegend hat, warum diese gerade abstammen müssen auch von einer Person, die wiederholt gewisse hysterische Anfälle hat. Und so klaren sich alle Einzelheiten wunderbar auf, wenn man dies berücksichtigt. ... Dass manches in der Menschheitsentwickelung anders werden muss, das werden Sie daraus erkennen, dass ich Ihnen diese zwei Tatsachen zusammengestellt habe: auf der einen Seite habe ich Ihnen gezeigt, was im Menschen ist, auf der anderen Seite, wie man Dinge, die sich wirklich jetzt vollziehen, sehen muss. Wenn ein Mensch, der nichts gelernt hat vom Mikroskopieren, ins Mikroskop hineinschaut, so sieht er doch gewöhnlich nichts. So sieht der Mensch auch gewöhnlich nichts, wenn er so ins Leben schaut, das 19. Jahrhundert im Osten betrachtet und bemerkt, dass da auch ein Dostojewskij gelebt und «Die Brüder Karamasow » geschrieben hat. Und weil in dem, was in den «Brüdern Karamasow» von Dostojewskij da ist, das unterirdische Element lebt, weil das wirklich in ihm vorhanden ist - mit dem, was da wiederum im Osten vorhanden ist - , so ist es auch zum Bewußtsein gekommen im Osten, dass man eine gewisse Art, sich ins Leben hineinzustellen, genannt hat «Karamasowschtschina». Dasjenige, was so gelebt wird wie das Leben der Brüder Karamasow, ist die Karamasowschtschina." [33]
 

23. Kosmische und menschliche Geschichte VI - II; Mitteleuropa; die materialistische Biotech-Medizin wird den Leib medizinisch so behandeln, dass eine materialistische Gesinnung in die Kinder übergeht und die Seele hinwegkuriert, weil sie als eine Krankheit gilt; Kampf gegen die Lüge unseres Zeitalters; Verschlafen der Ereignisse; spirituelles Leben der Romantik, 1848, hätte viele Katastrophen verhindern können; heute betreiben nicht nur die Muslime Götzendienst, sondern auch die anderen materialistischen Priester; Wirkung des Geistes ohne Bewusstsein, dann verwandelt sich dieses Geistige in schlechte Kräfte

Die materialistische Biotech-Medizin wird den Leib medizinisch so behandeln, dass eine materialistische Gesinnung in die Kinder übergeht und die Seele hinwegkuriert, weil sie als eine Krankheit gilt: "Eine monistische Weltanschauung strebt dahin, auch noch die Seele abzuschaffen, und wer da meint, der naturwissenschaftliche Monismus habe soviel Toleranz - wie man das Wort heute nimmt - , dass er es nicht dazu bringen würde, ein Konzil abzuhalten und die Seele zu verbieten, der denkt falsch. Die Tendenz geht schon dahin, zu dem Geist auch noch die Seele abzuschaffen. Und diejenigen, die heute die kleinen Monistlein sind, werden sich zu ganz großen Monisten auswachsen wollen, und wenn sie es auch verschmähen, Konzilien abzuhalten, denn sie sind ja freie Geister, weil sie sich frei gemacht haben meistens von allem Geiste, wenn sie es auch verschmähen, Konzilien abzuhalten, so werden sie eben einbürgern lassen einen gewissen Usus. Und es wird kommen - lassen Sie das nicht einen Witz sein! -, dass die Seele abgeschafft wird. Zu den verschiedenen Heilmitteln, zu den leiblichen Heilmitteln, die es heute gibt, wird eine Reihe von anderen treten, die dazu bestimmt sein werden, diejenigen damit zu behandeln, die von so etwas Phantastischem, wie Geist und Seele, reden; die wird man kurieren, denen wird man Medizinen eingeben, damit sie nicht mehr vom Geist und von der Seele reden. Den Geist brauchte man bloß abzuschaffen; die Seele wird man nur dadurch den Menschen austreiben können, dass man den Leib medizinisch richtig behandelt. So grotesk das heute erscheint, die Tendenz einer gewissen Richtung geht dahin, Mittel zu erfinden, durch die man dem Kinde allerlei Zeug einimpft, wodurch seine leibliche Organisation so herabgelähmt wird, dass materialistische Gesinnung ganz gut in ihm lebt, und es gar nicht darauf kommt, die alte Idee von Seele und Geist als etwas anderes zu behandeln denn als etwas, an das die alten Zeiten geglaubt haben und in das hineinzusehen es ein großes Ergötzen ist. Solche Dinge zu sagen, gilt natürlich für sehr viele Menschen heute als Verrücktheit; aber wenn man nicht den Mut hat, diese Dinge sich zu gestehen, so wird man niemals die Energie finden, die geisteswissenschaftliche Spiritualität in den Seelen zur Entfaltung, zur Entfachung zu bringen. Daher muss zu dieser Tendenz, die ich eben charakterisiert habe, die auch noch die Seele hinwegkuriert, weil sie als eine Krankheit gelten wird, die andere hinzutreten: die Tendenz, nun wieder energisch geltend zu machen, dass der Mensch zum Leib und zur Seele hinzu auch den Geist in sich trägt. Dazu wäre allerdings notwendig, dass Erkenntnis vom Geiste Platz greift, dass Geisteswissenschaft sich wirklich einlebt, dass erkannt wird von dem Menschen, was zu seinem Wesen gehört, wenn er durch die Pforte des Todes gegangen ist. Und eines von den alten Volkssprichwörtern, die so oft alte gute Anschauungen in die neue Zeit herauftragen, ist dieses: Im Tode sind alle gleich - , weil da alle Geist werden, und weil die Idee der Gleichheit diejenige ist, die dem Geist entspricht. Gleichheit den Geistern! Nicht durcheinandermuddeln kann man die drei Ideen - Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit - , sondern man muss wissen im Konkreten, der Wirklichkeit nach, was der Mensch ist, und dass er frei sein soll nach der Seele, brüderlich nach dem Leibe, dass die Menschen gleich sein müssen nach dem Geiste. Denn die Ungleichheit, die unter den Menschen existiert, das ist jene Spezialisierung, die durch Leib und Seele herbeigeführt wird, indem der Geist sich in Leib und Seele spezialisiert. Pneumatologie, Geistlehre, Geistanschauung ist die Grundlage für die Gleichheitsidee. Und so haben wir die merkwürdige Tatsache vor uns, dass am Ende des 18. Jahrhunderts in alle Welt chaotisch hinausgeschrien wurde die Idee von Brüderlichkeit, Freiheit, Gleichheit, dass aber allmählich verstanden werden muss, wie die Ideen von Brüderlichkeit, Freiheit und Gleichheit nur verwirklicht werden können, wenn man auch imstande ist, die Erkenntnis des dreifachen Wesens des Menschen nach Leib, Seele und Geist in die Wirklichkeit hineinzutragen." [34]

Kampf gegen die Lüge unseres Zeitalters; Verschlafen der Ereignisse; spirituelles Leben der Romantik, 1848, hätte viele Katastrophen verhindern können: "Und so haben wir seit dem Ende der siebziger Jahre ein Zwiefaches. Wir haben auf der einen Seite für diejenigen, von denen man sagen könnte, dass sie guten Willens sind - wenn man den Ausdruck im bedingten Sinne versteht - , wir haben seit dem Jahre 1879 auf der Erde die Herrschaft des Zeitgeistes Michael, der einen befähigt, spiritualisierte Begriffe, ein spiritualisiertes Geistesleben zu bekommen. Und wir haben auf der Erde die widerstrebenden Geister, die einen dazu verführen, die Geistigkeit der Gegenwart abzuleugnen. Wenn man gegen den Materialismus der Gegenwart kämpft, so sollte man sich immer bewußt sein, dass man nicht kämpfen soll gegen das Gute unseres Zeitalters, sondern dass man kämpft gegen die Lüge unseres Zeitalters. Denn es sind im wesentlichen Lügengeister, welche vom Himmel auf die Erde gestoßen worden sind, jene Geister, welche vorläufig auch als Geister der Hindernisse verhindern, dass gerade in dem Erfassen des naturgemäßen Daseins das Spirituelle gesucht werde. Wenn man die Menschen kennenlernt, welche in der Zeit nach dem Jahre 1841 von der geistigen Welt zur irdischen Inkarnation heruntergestiegen und seither wiederum verstorben sind, so sieht man in der Tat, wie, ich möchte sagen, von der anderen Seite der Welt diese Dinge aufgefasst werden. Und man kann dann vieles korrigieren von dem, was ja hier in der physischen Welt sehr schwer zu durchschauen ist. Als im Beginn des 20. Jahrhunderts sich allmählich gezeigt hat, wie es notwendig ist, wiederum auf die verschiedensten Gebiete des Geistes im Leben hinzuweisen, da waren diejenigen, die so hingewiesen haben, wesentlich solche Menschen, die nach dem Jahre 1848, nach 1840 eigentlich schon, mitgemacht hatten den harten Kampf, der vom Erzengel Michael geführt worden ist in der geistigen Welt, und der 1879 geendet hat mit dem Herunterstoßen der widerstrebenden Geister in das Leben auf der Erde, wo sie mit den Menschen zusammen sind. Und im wesentlichen ist es ein Mitkämpfen mit dem Erzengel Michael, wenn man sich gegen diese Geister auflehnt, wenn man sucht, sie aus dem Felde zu schlagen. ... Und das Verschlafen der Ereignisse, das ist geradezu ein Grundzug unserer Zeit. Die Menschen gehen wie schlafend an den Ereignissen vorbei, und man konnte die Beobachtung machen, daß ein Ereignis, je einschneidender, je tiefbedeutsamer es hereintritt auf den physischen Plan, desto mehr von den Menschen verschlafen wird. Der März 1917 - wenn ich auf Konkretes nur andeutungsweise hinweisen darf - war etwas so Gewaltiges in seiner Anlage, wird so bedeutende Dinge nach sich ziehen, von denen sich heute die Menschheit noch nichts träumen lässt, dass es geradezu grotesk ist, wie wenig die Menschen verstehen, dass es heute notwendig ist, fast alle Urteile zu revidieren, fast alles dasjenige, was je vor 1914 von den Menschen geglaubt worden ist, einer Revision zu unterziehen. ... der materialistische Sinn der Menschen war zu stark. So hat man zu dem falschesten gegriffen, zu dem man greifen konnte dazumal. Man sah ein: Spirituelles Leben muss in die Menschheit hineinkommen. Das zeigte sich ganz klar. Denn in den vierziger Jahren waren viele, welche die Zeichen der Zeit verstanden, davon überzeugt, spirituelles Leben müsse in die Menschheit hineinkommen. Wäre dieses spirituelle Leben vom Anfang der vierziger Jahre an in die Menschheit hineingekommen, viele Katastrophen wären dieser Menschheit erspart geblieben. Denn das, was sich vollzogen hat, hätte sich trotzdem vollzogen, aber in anderer Form. Was karmisch notwendig ist, das geschieht, aber es kann sich in verschiedenen Formen abspielen. Das muss man immer festhalten. ... Deshalb - weil zur rechten Zeit nicht begriffen worden ist, wie die Entwickelung geschehen muss - ist das katastrophale Zeitalter, ist unsere schwere Gegenwart notwendig geworden. Ohne diese schwere Gegenwart wäre die Menschheit noch tiefer hineingesunken in den Unglauben an sich selbst. Noch mehr wäre sie dazu gekommen, zwar Spirituelles zu entwickeln, aber dieses Spirituelle abzulehnen." [35]

Heute betreiben nicht nur die Muslime Götzendienst, sondern auch die anderen materialistischen Priester: "Sie nennen es das Zusammensein des Menschen mit Gott. In Wirklichkeit ist es das Zusammensein des Menschen mit sich selbst, mit seinem Selbst, wie es war vor der Geburt. Nennt man es Gott und fordert die Menschen auf, es  anzubeten, so fordert man die Menschen auf, sich selber anzubeten. Götzendienst mit sich selbst ist heute vielfach dasjenige, was als Religion gefeiert wird. Das auszusprechen ist heute notwendig, weil es den ganzen Ernst der Wirklichkeit bezeichnet. Aber es ist zu gleicher Zeit unbequem, weil es ja hinweist auf die ungeheuer tiefgehende Lebenslüge, die unser Leben durchzieht. Zu dieser Lebenslüge hat im wesentlichen dasjenige geführt, was ich schon hier erwähnt habe: dass im Jahre 869 auf dem achten allgemeinen ökumenischen Konzil von Konstantinopel der Geist abgeschafft worden ist. Ich habe erwähnt, dass die philosophischen, vorurteilslosen Leute, die von der sogenannten voraussetzungslosen Wissenschaft ausgehen, heute davon sprechen, der Mensch bestehe aus Leib und Seele. In Wahrheit besteht er aus Leib, Seele und Geist. Aber im Jahr 869 ist verboten worden, vom Geist zu sprechen. Und es ist ja nichts, nichts so sehr vermieden von den christlichen Philosophen des Mittelalters, als von der sogenannten Trichotomie, von dem Geist zu sprechen. Sobald man aber die Trichotomie verließ, von welcher zum Beispiel noch ausgegangen war Dionysios der Areopagite, von dem noch Abschriften angefertigt worden sind im 6. Jahrhundert, die noch alle von den höheren Hierarchien sprechen, sobald man Abschied nahm von dem, was man auch in der heutigen Zeit so eifrig bekämpft... und Rücksicht nahm auf die Bequemlichkeit des Intellekts, war man auch dazu verurteilt, allmählich von etwas zu sprechen, was eigentlich seelisch in eine furchtbare Lebenslüge hineinführt." [36]

Wirkung des Geistes ohne Bewusstsein, dann verwandelt sich dieses Geistige in schlechte Kräfte: "Es ist den Menschen vollständig unbekannt, dass erwartungsvoll die Hoffnung lebt, das Leben berge Geheimnisse, die sich nach und nach offenbaren. Es würde aber viel bedeuten, wenn das in unsere Erziehung hineinkäme. Dann würde man den Willen haben, nach und nach dasjenige zu erlösen, was in unseren Leib und in unser Schicksal hineinverzaubert ist. Allerdings, man wird die Kultur, wie sie sich allmählich entwickelt hat, in einem ganz besonderen Lichte sehen müssen, wenn man sich über solche Dinge wird aufklären wollen. Man wird sich fragen müssen: Wie findet man eigentlich den richtigen Standpunkt, um das, was in uns verzaubert liegt, nach und nach zu erlösen? - Ja, man wird sich vielleicht sogar etwas anderes noch als Frage vorlegen müssen: Warum soll man denn das, was man in Verzauberung in sich hat, erlösen? Ist es nicht viel bequemer, das da unten dem Fleisch und den Nerven und dem Blut zu überlassen? Da kann es ja ruhen, bis man stirbt, und in die andere Welt hineinkommen; da kann es ja sein Dasein fristen. Man überlässt den Nerven, den Muskeln, dem Schicksal, was in einem verzaubert liegt. Warum soll man denn das erlösen? - Man soll und muss es aus dem Grund erlösen, weil der Geist auf seinem Wege ganz bestimmten Gesetzen unterliegt. Dasjenige, was uns mitgegeben wird als Erbgut aus geistigen Welten, das will heraus, will aus seiner Gefangenschaft befreit sein. Und das tritt ein, indem es aufgenommen wird in das Bewußtsein. Was im Leib und im Schicksale liegt, will heraufwandern in unser Bewußtsein. Es hat seinen richtigen Hort in unserem Bewußtsein. Es soll in unserem Bewußtsein leben, nicht verzaubert in unserem Nervensystem und Blutsystem, in unseren Muskeln oder in unseren Knochen. Denn bleibt es in den Nerven, Muskeln, Knochen oder in dem unbestimmten, nur erlittenen Schicksal, dann verwandelt sich dieses Geistige in etwas anderes: in schlechte Kräfte. Es ist dazu bestimmt, durch das Bewußtsein ins Leben getragen zu werden. Bleibt es außer dem Bewußtsein mit dem Menschen vereint, so verwandelt es sich entweder in luziferische oder in ahrimanische Kräfte, es wird Ahriman oder Luzifer nach und nach übergeben."

Psychologen, die Intelligenz- und Begabtenprüfungen durchführen und heute vor allem muslimische Extremisten wieder in die Freiheit entlassen und für unbedenklich erklären: "Sie treiben Experimentalpsychologie, sie experimentieren an den Menschen herum, um das Seelische zu erforschen. Nun, in der allerletzten Zeit haben sich diese Menschen auch über die Jugend hergemacht. Weil man eigentlich nicht mehr zurechtkommt mit dem alten Examenwesen und der alten sozialen Ordnung, macht man sich über die Jugend her und prüft die Begabungen, damit, wie man sagt - das ist ja an hervorragenden Stellen schon gesagt worden - , der rechte Mann an den rechten Platz gestellt wird. Da muss man selbstverständlich schon beim Kinde anfangen, um zu prüfen, wie man den Rechten findet. Man prüft zunächst die Auffassungsfähigkeit, indem man allerlei Experimente anstellt: wie schnell ein Kind das oder jenes errät, was irgendein unbestimmtes Zeug ist, in das es einen Sinn hineinlegen soll. Man prüft dann die Intelligenz, man prüft das Gedächtnis. Die Intelligenz zum Beispiel dadurch, dass man zwei möglichst unzusammenhängende Worte dem Kinde oder dem jungen Menschen vorlegt, sagen wir zum Beispiel «Spiegel» und «Räuber». Und dann weist man so eine Anzahl von jungen Leuten, deren Intelligenz man prüfen will, an, diese Worte sinnvoll zu verbinden, zu sagen, was sie zwischen diese Worte Spiegel und Räuber hineinsetzen wollen. Der eine setzt hinein: Auch ein Räuber kann sich, wenn er sich im Spiegel sieht, selber begucken. - Den betrachtet man als den Unintelligentesten. Ein anderer denkt sich aus: Derjenige, der von dem Räuber bestohlen oder gar getötet werden soll, hat einen Spiegel; da sieht er von weitem den Räuber herankommen und er kann sich retten. - Das ist ein intelligenterer Knabe oder ein intelligenteres Mädchen. Es liegen jetzt Zeitschriften auf, in denen man diese haarsträubenden Methoden, die Intelligenz zu prüfen, geschildert findet; sie werden als eine besondere Errungenschaft der Gegenwart entwickelt und analysiert. Auf diese Weise wird das Gedächtnis, wird die Intelligenz geprüft. Man geht da statistisch vor. Derjenige, der am meisten erzählt hat von dem, was zum Beispiel zwischen Räuber und Spiegel sich ereignen kann, bei dem werden zwei oder mehr Zeichen gemacht, wie bei der Zensur, und wer dann die meisten Strichelchen hat, wer am meisten geistvolle Zusammenhänge hat finden können, der ist der Intelligenteste. Das ist der Mann oder die Frau, die irgendwie an besonderen Hochschulen durch alle möglichen Unterstützungen zu fördern sind, und dergleichen mehr. Das Charakteristische bei diesen Dingen, die heute wirklich als eine besondere Errungenschaft der Menschheit gerühmt werden - und die wackersten Pädagogen setzen sich mit all ihrer Energie für diese Begabtenprüfungen ein -, ist, dass man überhaupt auf diese Weise an das Seelische nicht herankommt, sondern nur im Menschen prüft, was ahrimanisch in seiner Körperlichkeit ruht, dass man auf diese Weise nur prüft, wie stark Ahriman sich entwickeln kann durch den einen oder anderen jungen Menschen. Was man einführen wird auf diese Weise in die menschliche Kultur, das werden die ahrimanischen Impulse sein. Aber solchen Illusionen, solchen Täuschungen gibt man sich heute hin."

Engherzigkeit der Interessen; kosmische Symphonie: "Auf dem Gebiete des Fühlens bringt die materialistische Kultur Engherzigkeit, Philistrosität hervor. Ins Riesengroße sich auszuwachsen, dazu ist die Philistrosität unserer materialistischen Kultur eigentlich ganz besonders veranlagt. Engherzigkeit der Interessen! Im engsten Kreise möchten sich die Menschen immer mehr und mehr abschließen. Aber der Mensch ist heute nicht mehr dazu berufen, im engsten Kreise sich einzuschließen, er ist heute dazu berufen, zu erkennen, wie er ein Ton ist in der großen kosmischen Symphonie." [37]
 
 

24. Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste; Tolstoj und Dostojewskij als inkarnierte Deutschenhasser, Dostojewskij, der nichts Spirituelles aus der westeuropäischer Kultur aufnehmen wollte, Kunst mit Ausschluss alles Geistigen nur hysterische Wiedergabe des Wirklichen; «Die Brüder Karamasow»; was die Welt in die Verblödung hineinführt; Kunstsumpf der Gegenwart; Unterschiede der verschiedenen Religionen; Osteuropa, slawische Völker, russisches Volk im Gegensatz zu West- und Mitteleuropa; Russland im Säuglingsalter; Träumerisches ohne Logik, H. P. Blavatsky; Bestreben in Amerika, (z.B. Unterdrückung des Denkens bei Facebook /Meta), alles individuelle Denken zu unterdrücken, wie in der rein materialistischen Medizin, wo der Mensch wie eine Maschine behandelt wird; offizielle Vertreter des Christentums lehnen ein wirkliches Begreifen des Mysteriums von Golgatha ab


Alles, was in der Wirklichkeit ist, kann Gegenstand der Kunst werden; Tolstoi und Dostojewski als inkarnierte Deutschenhasser, Dostojewski, der nichts Spirituelles aus der westeuropäischer Kultur aufnehmen wollte, Kunst mit Ausschluss alles Geistigen ist nur eine hysterische Wiedergabe des Wirklichen, «Die Brüder Karamasow»; psychiatrischer Standpunkt, der die  Welt in die Verblödung hineinführt; Kunstsumpf der Gegenwart: "Es ist selbstverständlich nicht das Geringste dagegen einzuwenden, auch solche Gestalten in der Kunst zu verwenden, denn alles, was in der Wirklichkeit ist, kann Gegenstand der Kunst werden. Aber auf das Wie kommt es an, nicht auf das Was, sie müssen dann durchdrungen sein von dem Weben und Wesen des Geistigen. Durch die eigentümlichen Verhältnisse, die ich oftmals hier besonders in bezug auf die russische Kultur auseinandergesetzt habe, hat sich gerade in Dostojewski dasjenige zum Ausdruck gebracht, was die Menschheitsentwickelung sein muss, wenn im russischen Leben noch Spiritualität walten wird rein durch das Fortentwickeln der natürlichen Verhältnisse, wie ich es neulich im Gegensatz stellte zu den spirituellen Verhältnissen. Dostojewski war ja vom Anfange an der inkarnierte Deutschenhasser, der es sich instinktiv zur Aufgabe gemacht hat, nur ja nichts in seine Seele hereinfließen zu lassen von westeuropäischer Kultur, der nur dabei stehen bleiben wollte, im Taumel die Weltengestalten zu erfassen, die an ihm vorüberzogen, und der sorgfältig vermied, irgend etwas Spirituelles in dem physischen Menschengewoge zu schauen, das vor seiner Seele auf und ab wogte, und der, statt aus den Tiefen des Seelischen heraus die Gestalten zu fassen, sie aus den Untergründen der rein physischen Natur, die bei ihm selber krankhaft war, herausbrachte. Und das wirkte dann auf die Menschen, die vergessen hatten die Möglichkeit, heraufzukommen in das Geistige. Das wirkte auf die Menschen, dass noch eine Natur ihr, ich möchte sagen, krankhaftes Brodeln und Kochen, das in den Eingeweiden des Menschen wirkt, umzugestalten in der Lage war in der Kunst mit Ausschluss alles Geistigen. Das wirkte. Sonst würde natürlich die bloße Schilderung eben eine Schilderung, eine Beschreibung sein, würde strohern und hölzern sein. Aber dadurch, dass es aus einem Unterbewußtsein, das krankhaft, das hysterisch wirkt, heraus kommt, dadurch ist es interessant geworden, sogar in vieler Beziehung sehr interessant, namentlich durch jene Paradoxie, welche herauskommt, wenn man sich ohne einen Funken von spirituellem Leben, ich möchte sagen, mit Gemüt, denn das ist ja bei Dostojewski in höchstem Maße vorhanden, überlässt dem bloß physischen Dasein der Welt. Und so ist denn in «Die Brüder Karamasow» hineinverwoben jene merkwürdige Episode von dem Großinquisitor, der uns vorgestellt wird so, dass vor ihm der wiederverkörperte Christus auftritt, so dass also einem Großinquisitor - es wird das so dargestellt, dass Iwan Karamasow diese Novelle geschrieben hat, und sie wird dann eingefügt in die «Brüder Karamasow» -, dem rechten Mann des orthodoxen Christentums seiner Zeit, denn er weiß, was im Christentum webt und lebt für seine Zeit, der wiederverkörperte Christus gegenübertritt. Nun denken Sie sich den Mann des Christentums, den rechten Mann der Orthodoxie, dem wiederverkörperten Christus selber gegenüberstehend. Was kann er anderes tun, der Großinquisitor, der das «rechte» Christentum vertritt, als selbstverständlich den Christus, der wiederverkörpert auftritt, einsperren zu lassen! Das ist das erste, das er tut. Dann hat er Inquisition zu üben, er hat ihn zu verhören. Es stellt sich auch heraus, dass der Großinquisitor, der die Religion im rechten Sinne vertritt, der weiß, was dem Christentum nottut in unserer Zeit, erkennt: Es ist der Christus wiedergekommen. Da sagt er: Ja, du bist wohl der Christus - ich kann das nur ungefähr darstellen -, aber in die Angelegenheit des Christentums, die wir zu vertreten haben, hast du jetzt nicht hineinzureden, davon verstehst du jetzt ganz und gar nichts. Dasjenige, was du geleistet hast: Hat es den Menschen irgend etwas gebracht, was sie glücklich gemacht hätte ? Wir mussten erst aus dem, was du in solcher Einseitigkeit, in solch unpraktischer Art an die Menschen herangebracht hast, das Rechte machen. Würde nur dein Christentum unter die Menschen gekommen sein, dann würden die Menschen nicht jenes Heil in dem Christentum gefunden haben, das wir ihnen gebracht haben. Denn man braucht, wenn man den Menschen wirklich Heil bringen will, eine Lehre, die auf den Menschen wirkt. Du hast geglaubt, dass die Lehre auch wahr sein muss. Mit solchen Dingen kann man aber den Menschen gegenüber nichts anfangen. Vor allen Dingen kommt es darauf an, dass die Menschen die Lehre glauben, dass sie ihnen so gegeben wird, dass sie gezwungen werden zu glauben. Autorität haben wir begründet. Ja, es blieb wirklich nichts anderes übrig, als den wiederverkörperten Christus der Inquisition zu überliefern. Denn man kann doch in dem Christentum, das der Großinquisitor vertritt, den Christus nicht brauchen, wenn er sich unseligerweise wieder darin verkörpern sollte, nicht wahr ? Es ist eine grandiose Idee, noch grandioser ausgeführt. Aber sie ist hineingestellt in eine Dichtung, die nur eine hysterische Wiedergabe des Wirklichen ist, so dass nichts dabei herauskommt von den großen Impulsen, die durch das Weltengeschehen gehen, dass gar nichts anschaulich wird von irgend etwas Spirituellem bei Dostojewski, sondern nur jene Äußerlichkeit des Christus wiederverkörpert da auftritt und von dem Großinquisitor gewissermaßen zerschmettert wird. Mit vielen anderen Dingen sind solche Dinge verwandt, und ich möchte sagen: Es gehört sich für diejenigen, die Geisteswissenschaft in ihrem Nerv verstehen wollen, diese Verwandtschaft zu fühlen, nicht allzuleicht die Dinge des Lebens zu nehmen. Nicht wahr, wozu wir es gebracht haben, das kann ja durch mancherlei charakterisiert werden. Man braucht zum Beispel nur an zwei Bücher zu denken, die vor gar nicht allzu langer Zeit erschienen sind, wovon  das eine heißt: «Jesus, eine psycho-pathologische Studie», und das andere: «Jesus Christus vom psychiatrischen Standpunkte aus betrachtet ». Da wird dasjenige, was in den Evangelien steht, so betrachtet, dass es hingeschleppt wird vor die Aufstellungen des Psychiaters der Gegenwart und nachgesehen wird, wie man die einzelnen Evangelien-Stellen, namentlich die Worte des Christus Jesus selber, dadurch erklären kann, dass man eben den pathologischen Zustand dieser Persönlichkeit, die da am Ausgangspunkt der neueren Entwickelung gestanden hat, die krankhafte Psyche des Christus Jesus ins Auge fasst. Der Irrenarzt, der Christus als einen abnormen Menschen prüft nach den Regeln der modernen Psychiatrie - er ist schon da! Es gibt Bücher darüber. Mit diesen Erscheinungen sollte man doch zusammenhalten dasjenige, was einem sonst auch vor die Seele geleitet werden könnte. Wie viele Menschen gibt es demgegenüber, die den ganzen Sumpf, die ganze Verblödung einer solchen Geisteskultur wirklich fühlen, so fühlen, dass sie sie bis in ihre einzelnen Verzweigungen hinein verfolgen wollen ? muss man es denn nicht immer wieder und wiederum erleben: Da ist irgendwo ein großer Psychiater, die Leute laufen ihm zu. Er schreibt epochemachende Werke über die Psychiatrie, wird als ein großer Psychiater angesehen. Schüler oder Kollegen von ihm sind es, in gar nicht weiter Abzweigung, die eine psychopathologische Studie nicht nur über Goethe, Schiller, Nietzsche und allerlei Leute, die irgendeine Bedeutung gehabt haben und zur geschichtlichen Anerkennung gekommen sind, schreiben, sondern auch über den Christus Jesus selber! Und indem wir mit all der erheuchelten, ich will nicht sagen Ehrfurcht, mit all dem zwar nicht erheuchelten, aber gedankenlosen Autoritäts-Glauben die Schwelle eines Psychiaters oder irgendeines anderen naturwissenschaftlichen  Weltanschauers überschreiten, bewegen wir uns in derselben Strömung, die, zu einem Extrem, zu einer Karikatur ausgebildet, die Welt in die Verblödung hineinführt. Die Lebenszusammenhänge klar sehen zu wollen, das ist ja gewiß etwas, was auf der einen Seite, gegen die Bequemlichkeiten des Lebens gehalten, gerne gemieden wird, was aber notwendig ist, angefacht zu werden. Wir kommen wahrhaftig nicht dadurch vorwärts, dass wir uns zusammensetzen und mit einer gewissen Sensationslust oder mystischen Schwärmerei Geisteswissenschaft auf uns wirken lassen, sondern dadurch kommen wir vorwärts, dass diese Geisteswissenschaft in uns lebendig wird, dass wir das Leben nach dem betrachten lernen, was sie in uns an Impulsen wirken kann. Wir sind noch nicht Geisteswissenschafter dadurch, dass wir uns jede Woche einmal das, was über Elementargeister, über Hierarchien und so weiter gesagt werden kann, wie einen kalten Schauer oder wie einen warmen Schauer - ich weiß nicht, wie das ist! - über den Rücken laufen lassen, sondern dadurch werden wir wirkliche Geisteswissenschafter, dass die Dinge in uns lebendig werden, dass wir sie in alle Einzelheiten des Lebens hineintragen können und dass wir wirklich auch soweit kommen können, dass uns zum Beispiel vor dem Kunstsumpf der Gegenwart deshalb, weil wir Geisteswissenschafter sind, ekeln kann, wenn wir nicht etwa auf dem Standpunkt stehen, dass wir ja als Theosophen verpflichtet sind, allgemeine Menschenliebe walten zu lassen und wir deshalb auch das Versumpfte und Schlechte selbstverständlich nicht mit dem wahren Namen belegen dürfen. Es ist merkwürdig, wie die Menschen ungeneigt sind in der Gegenwart, wirklich die Augen aufzumachen. Freilich, es ist nicht immer die Schuld des einzelnen, sondern es ist die Schuld des ganzen geistigen Lebens der Gegenwart. Es wird dem einzelnen recht schwer gemacht, deutlich zu sehen, denn die ganze öffentliche Erziehung geht vielfach darauf hin, solche Dinge, wie diejenigen sind, auf die sich gerade heute an diesem herausgerissenen episodischen Abend aufmerksam machen wollte, zu übergehen. So wie man sonst sagt, man wird auf etwas gestoßen, so werden Menschen gleichsam vorbeigezogen, nicht darauf gestoßen, sondern weggezogen von den Dingen. Wir leben jetzt wirklich auch in dieser Beziehung in einer der größten Schulzeiten der Menschenentwickelung drinnen und dürfen nicht, ich möchte sagen, einfach unempindlich sein gegenüber der Schule, die wir in dieser Beziehung durchleben. Denken Sie doch nur einmal, wie man es zustande gebracht hat, vor kurzer Zeit noch alles, ich möchte sagen, durcheinander zu genießen, ohne einzugehen auf die Art und Weise, wie sich die Menschen der heutigen Gegenwart gegenüberstehen. Zum Beispiel darf das Prinzip, dass keine Unterschiede existieren, ja nicht dahin führen, wie ich schon einmal oder öfter gesagt habe, alle Differenzierungen zu verwischen, alles unklar zu machen, so wie es von der Leiterin der «Theosophical Society» geschehen ist, die sich bemüht hat, die Unterschiede der verschiedenen Religionen möglichst auszulöschen, so dass nur noch das Hindu-Wesen etwa in besonderer Glorie prangen konnte. Aber sonst hat sie die Sache ausgelöscht nach einer Logik, die ich ja öfter verglichen habe damit, dass einer sagt: Ich muss alles dasjenige, was als Zutaten auf dem Tische steht, in gleicher Weise als Zutaten behandeln und nicht auf die Unterschiede sehen. So würde dieses Verfahren, alle Religionen gleich zu behandeln, keinen Unterschied zwischen ihnen zu sehen, ebenso sein, wie wenn einer sagte: Salz ist ist eine Speisezutat, Zucker eine Speisezutat, Pfeffer auch, denn alles ist das gleiche, alles ist Speisezutat. Man soll nur versuchen, ob es das gleiche ist: man pfeffere sich den Kaffee und zuckere sich die Suppe ... Dieselbe Logik liegt aber zugrunde auf jener Seite, es liegt zugrunde die Unfähigkeit, die konkrete Entwicklung zu sehen. Und so werden viele Dinge eben so genommen, dass man auch schon alles tut, um, ich möchte sagen, die Menschen in einen Taumel, in einen Traum, in einen Rausch hineinzureiten. Man wird, wenn man solche Dinge sagt, nur allzu leicht missverstanden. Deshalb sage ich ausdrücklich: Jeder, der mich längere Zeit gehört hat, weiß, welche Größe ich in Tolstoi sehe. Aber deshalb sollte niemals vergessen werden, wie in Tolstoi selbstverständlich etwas lebt, was nicht grau in grau neben das Westeuropäische hingestellt werden darf. Ich habe früher öfter auf solche Unterschiede aufmerksam gemacht bei Vorträgen über Tolstoi. Man kann die Größe eines Menschen wie Tolstoi deshalb doch anerkennen und braucht nicht das etwa zu tun, was nun bei Tolstoi wirklich geschehen ist. Hätte man nämlich Tolstoi einigermaßen aufmerksam gelesen in der Zeit, wo er viel gelesen worden ist, namentlich wo seine umfassenden Werke, seine ersten großen Kunstwerke gelesen worden sind, so hätte man vielleicht - vielleicht, sage ich - sich gesagt: Da haben wir einen großen Geist des Ostens, der aber voller bittersten Hasses und voller Verachtung sogar vom Deutschtum spricht. - Man hat es nicht getan, wie Sie wissen, man hat das gar nicht bemerkt. Warum nicht? Weil die ersten Übersetzer Tolstois ins Deutsche diese Stellen weggelassen oder anders gestellt haben, so dass, bis auf die Übersetzung, die dann Raphael Löwenfeld gemacht hat, die erst den richtigen Tolstoi gegeben hat, die aber zu spät kam, die deutsche Literatur einen gefälschten Tolstoi hatte. Es handelt sich darum, dass man die Dinge wirklich weiß, oder aber nicht urteilt! Aber worüber man urteilt, das sollte man wirklich kennen. Man braucht Tolstoi nicht zu überschätzen. Man kann dasjenige, was er ist, gerade daraus herausfinden, dass er erstens eine Größe, zweitens eine Natur war, die ganz aus seinem Volkstum heraus sich gebildet hat. Aber man sollte sich ganz klar sein darüber, dass man nicht einfach dasjenige machen darf, was die Zwerg-Kritiker des verpesteten Journalismus der Gegenwart so sehr häufig tun, die, während sie auf der einen Seite diesen oder jenen groß nennen, meinetwillen den Goethe oder den Schiller, mit denselben Worten zum Beispiel Dostojewski groß nennen, ohne dass sie ein Gefühl dafür hervorrufen, dass gegenüber, sagen wir, dem «Wilhelm Meister» oder den «Wahlverwandtschaften» oder auch nur gegenüber solchen Dingen, wie sie Lienhard geschaffen hat, Dostojewski, selbst «Die Brüder Karamasow», für dasjenige, was wir als ästhetische Prinzipien haben müssen aus früherer Zeit, dennoch Hintertreppen-Literatur ist. Zum klaren, präzisen, konkreten Urteilen bringt es einen, wenn man hineinsieht in dasjenige, was ist, und wir leben heute in einer Zeit, wo wir unser Urteil schärfen müssen, wo wir hineinsehen müssen in dasjenige, was ist. Wir leben heute in einer Zeit, in der mit jedem Tage der Hass der Völker gegeneinander größer wird. Man sollte verstehen lernen, wenn man urteilen will, wie dieser Hass sich herausentwickelte aus dem, was lange, lange da war. Das sind Dinge, die einmal ausgesprochen werden müssen, damit wirklich ein bißchen unter uns eine Empfindung entsteht dafür, welche Bedeutung das geisteswissenschaftliche Streben haben sollte." [38]

Osteuropa, slawische Völker, russisches Volk im Gegensatz zu West- und Mitteleuropa; Träumerisches ohne Logik, H. P. Blavatsky in okkulter Gefangenschaft, innere Opposition ihres Russentums gegen ein Abhängigmachen des Russentums von dem westeuropäischen und amerikanischen Wesen; Russland im Säuglingsalter; britischer Okkultismus will Mitteleuropa gar nicht zu beachten: "Und dabei muss man dann Rücksicht darauf nehmen, inwiefern vermöge des Volkseigentümlichen das russische Volk abweicht von den mittleren und westlichen Völkern Europas. Die mittleren und westlichen Völker Europas sind ja die Fortsetzer und in gewissem Sinne auch die schöpferischen Neugestalter der Kultur, die hervorgegangen ist aus dem vierten nachatlantischen, dem griechisch-lateinischen Kulturzeitraum. Was da gelebt hat in diesem griechisch-lateinischen Kulturzeitraum, wird durch Mittel- und Westeuropa fortgesetzt. Das kann nur fortgesetzt werden, konnte nur fortgesetzt werden dadurch, dass in diesem West- und Mitteleuropa ganz besonders die physischen Leiber sich ausbildeten zu besonderen Instrumenten auch für geistiges Wirken, für Denken, Fühlen und Wollen. Was Denken, Fühlen und Wollen zustande bringen konnten durch das Instrument des physischen Leibes, das sollte in West- und Mitteleuropa vorzugsweise herauskommen. Anders in Osteuropa bei den slawischen Völkern und insbesondere beim russischen Volk. Man kann sagen: in der Weise den physischen Leib durchzumechanisieren, wie das in West- und Mitteleuropa der Fall ist, das kann überhaupt beim russischen Volk, insof erne dieses Volk in seinem Volkstume drinnen bleibt, nicht stattfinden. Man kann mit westeuropäischer Wissenschaft überhaupt das russische Volk nicht verstehen, wenn man es wirklich verstehen will. Man kann es nur verstehen, wenn man weiß: es gibt einen Ätherleib. Denn das Charakteristische gerade des russischen Volkstums besteht darinnen, dass die wichtigste Betätigung des Lebens nicht so in den physischen Leib hineingeht, wie in West- und Mitteleuropa, sondern mehr im Ätherleib sich abspielt und gar nicht so sehr den physischen Leib durchdringt. Es hat im russischen Volkstum der Ätherleib eine viel, viel größere Bedeutung, als er jetzt noch hat für das Volkstum West- und Mitteleuropas und auch für das amerikanische Volkstum; für dieses letztere ganz besonders. Daher kann innerhalb des russischen Volkstums - des Volkstums, nicht der regierenden Kreise -, niemals sich in demselben Grade ein unmittelbar starkes Ich ausbilden, wie das in West- und Mitteleuropa bei den Menschen der Fall ist, sondern das Ich wird immer mit einer gewissen Traum-Umflorung da sein, wird immer etwas von Träumerischem haben. Denn so wie das Ich jetzt noch im fünften nachatlantischen Zeitraum in den Menschen lebt, so ist es bedingt durch die geschilderte besondere Ausbildung des physischen Leibes. Während dieses fünften nachatlantischen Zeitraums soll das russische Volkstum gar nicht soweit kommen, das Ich als solches unmittelbar auszubilden. Es soll gar nicht mit dem, was im Ätherleibe da lebt und webt, sich hineinprägen in den physischen Leib. Natürlich, die Worte retouchieren immer ein bißchen, weil ja unsere Worte noch nicht für Geistiges geprägt sind. Wenn man sagt: traumhaft, so kann natürlich jemand kommen, der materialistisch denkt, und kann anführen, dass die Leute gar nicht träumen und so weiter. Aber das sind ja alles äußerliche Einwände, die mit dem Werdegang, wie er sich nun wirklich abspielt, gar nichts zu tun haben. Daher kann man sagen, dass dasjenige, was in diesem russischen Volkstum als Volkstum veranlagt ist, gegenwärtig überhaupt noch nicht zur äußeren Offenbarung kommen kann, dass diesem russischen Volkstum vorläufig von außen aufgeprägt ist dasjenige, was seine Eigenschaften zuweilen in ganz entgegengesetzter Weise als sie sind, zur Tat werden lässt, zur Ausbildung bringt. Aus diesem russischen Volkstum ist zum großen Teil hervorgewachsen diese H. P. Blavatsky. Daraus wird es verständlich, dass bei ihr in einem ungeheuren Maße der Ätherleib in seiner Tätigkeit alle physische Tätigkeit, insofern sie Erkenntnistätigkeit ist, überwog. Wir haben daher im wesentlichen in H. P. Blavatsky eine Persönlichkeit, die in ihrem Ätherleibe vieles, unendlich vieles erleben kann. Das ist natürlich etwas ganz anderes, als was man durch Denken und Erkennen mit Hilfe des Gehirns erleben kann. Sie kann also, ich möchte sagen, einfach dadurch, dass sie herausgewachsen ist aus dem russischen Volkstum, in ihrem Ätherleibe Unendliches erleben. Aber es ist damit verknüpft, dass ihr die Eigenschaften fehlten - und die fehlten ihr ja tatsächlich -, die der Westeuropäer schon einmal nicht entbehren will, wenn er von den geistigen Welten irgend etwas geoffenbart haben soll. Es fehlte Blavatsky alle Möglichkeit, logisch zu denken, ihre Erkenntnisse logisch zu gruppieren, irgendwie zwei Dinge so nacheinander zu sagen, dass das eine aus dem andern folgte; so dass man bei dem, was sie durch ihre inneren Schauungen im Ätherleibe zustande brachte, wenn man sie übersetzen will in das, was man ja selbstverständlich hat als west- und mitteleuropäischer Mensch, immer das Gefühlt hat, dass einem eigentlich ein Mühlrad im Kopfe herumgeht. Man muss schon selber abgeneigt sein einem gewissen ernsten Denken, wenn man nicht wahrhaben will, dass einem bei dem, was Blavatsky hervorgebracht hat, ein Mühlrad im Kopfe herumgehe. Aber das hindert nicht, dass dasjenige, was sich bei ihr durchdrängte durch den Ätherleib, was bei ihr durch ihre ätherische Erkenntnisfähigkeit in ungeordneter Weise auftrat, selbstverständlich bedeutsame Offenbarungen enthalten kann aus der geistigen Welt. Nur muss man Kritik haben, man muss die Möglichkeit haben, die Dinge so aufzunehmen, wie sie schon einmal sind, nämlich so, dass man sie nicht liest wie etwa ein wissenschaftliches oder sonst irgendein Buch, das in unserem heutigen Geistesleben einen normalen Platz hat. So war also gerade in der Zeit, in der eigentlich die Menschheit, ich möchte sagen, durch den höchstgespannten Materialismus gehen sollte, eine solche Persönlichkeit vorhanden. Da sind wir einfach vor eine Tatsache gestellt: Eine Persönlichkeit ist vorhanden, die hervorgegangen ist aus osteuropäischem Volkstum, die aber auch in ihrer Vererbungsströmung, in ihrem Blut doch noch, ich möchte sagen, einen Stich von Mitteleuropäertum hatte - in ihrer Abstammung ist ja das sehr leicht nachzuweisen. Also es war schon das vorhanden, aber überflutet vom osteuropäischen Element, was in Mitteleuropa führt zum logischen Wesen, und was namentlich zur Willensinitiative führt, die ja der Russe als Angehöriger seines Volkes gar nicht hat. - Nun, was ist geschehen ? Wenn wir so die zwei äußersten Pole, möchte ich sagen, zusammenfassen, so können wir sagen: Das, was zuletzt geschehen ist - nicht wahr, wir haben ja lauter englische Bücher von Blavatsky -, ist, dass dasjenige, was vermöge ihres Wurzeins im Russentum aus dem Ätherleibe der Blavatsky herauskommen konnte, eingefasst worden ist von englischem Wesen, vom Engländertum, und aus englischer Verarbeitung in den Büchern der Blavatsky erscheint. So liegt es vor. Das Wichtige ist nur alles dasjenige, was dazwischen geschehen ist. Um nun zu verstehen, was dazwischen geschehen ist, muss man sich klar sein darüber, dass im Westen Europas, namentlich ausgehend von britischem Wesen, ein weitgehendes Arbeiten in okkulter Wissenschaft immer vorhanden war. Soweit eigentlich von englischer Geschichte gesprochen werden kann: ein weitgehendes Arbeiten in Okkultismus war immer vorhanden. Mitteleuropa hat eigentlich wirklich durch die ganze Entwickelung seiner geistigen Kultur keinen rechten Begriff davon, wie einschneidend okkultes Wesen und okkultes Arbeiten von den britischen Landesteilen immer ausgegangen ist und sich verbreitet hat über Westeuropa, auch über Südeuropa und so weiter. Nun muss man, wenn man verstehen will, wie die Dinge eigentlich liegen, sich diesen, namentlich britisch gefärbten Okkultismus ein wenig ansehen. Also dieser britisch gefärbte Okkultismus ist durchaus vorhanden. Dasjenige, was die Leute äußerlich wissen von allerlei Hochgrad-Orden schottischer Maurerei und so weiter, das sind eigentlich nur die Außenseiten, die der Welt gezeigt werden. Aber hinter diesen Außenseiten stehen nun wirklich umfassend arbeitende okkulte Schulen, und diese okkulten Schulen haben in einem viel höheren Maße, als das in Mitteleuropa der Fall ist, die alten okkulten Traditionen und alten okkulten Strömungen in sich aufgenommen. In Mitteleuropa - das haben Sie ja schon aus meinen verschiedenen öffentlichen Vorträgen gesehen - strebt man mehr danach und musste mehr danach streben, aus der eigenen Geistigkeit heraus aufzusteigen zu einem spirituellen Erkennen, zu einem Erkennen der spirituellen Welten. Da hat man sich weniger angelehnt an das von anderen Seiten, namentlich von älteren okkulten Schulen Überkommene. Wir können die Jahrhunderte zurückgehen, namentlich bis zum Anfang des siebzehnten Jahrhunderts, da finden wir namentlich über England, Schottland und Irland - über Irland weniger, aber über Schottland - ausgebreitet solche okkulten Gemeinschaften, die in sich fortgepflanzt haben dasjenige, was okkultes Wissen in den ältesten Zeiten war, das sie aber in einer gewissen Weise umgestaltet haben. Will man den Grund zu dieser Umgestaltung so recht einsehen, so muss man wissen, dass der vierte nachatlantische Zeitraum, der also das Griechentum, das Römertum und so weiter umfaßte und bis zum Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts eigentlich gedauert hat, in sich zu verarbeiten hatte auf rein menschliche Weise das, was in früheren Zeiträumen als geistige Offenbarung da war: Was der Mensch in Offenbarungen empfangen hat, das sollte da geistig verarbeitet werden in diesem vierten Zeitraum. Dann kam der fünfte nachatlantische Zeitraum, der genau eben mit dem Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts beginnt. Da sollte der Mensch mehr seine Blicke auf die Außenwelt richten, mehr auf dem physischen Plane leben, weniger neue Begriffe ausarbeiten. Alle Begriffe, die wir heute in der Welt haben, sind ja Begriffe aus dem vierten nachatlantischen Zeitraum, die sind ja alle herübergekommen. Neue Begriffe sind seit dem fünfzehnten Jahrhundert überhaupt nicht gebildet worden. Kein einziger wirklich neuer Begriff ist gebildet worden; es sind nur die alten Begriffe angewendet worden in neuer Art auf die Vorgänge. Der Darwinismus hat nicht etwa einen neuen Entwickelungsbegriff heraufgebracht, er ist nur angewandt worden auf gewisse Vorgänge. Also kein einziger neuer Begriff ist entstanden seit dem Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts, die sind alle im vierten nachatlantischen Zeiträume entstanden. Der fünfte nachatlantische Zeitraum sollte den Blick auf die äußere physische Welt, auf den physischen Plan richten. Für diese Aufgabe war aber besonders vorbereitet das britische Volk. Und gerade durch die Art und Weise, wie sich seine Eigentümlichkeit verhältnismäßig spät herausgebildet hat auf den Britischen Inseln, war das britische Volk zu dieser Aufgabe besonders geeignet. Im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts drohte da etwas. Es drohte da, dass eine Art von Konfusion entstehen sollte. Das rein physische Streben des Britentums drohte konfundiert zu werden mit einem viel spirituelleren, mit einem von uralten Zeiten herein befruchteten spirituellen Leben. Es war das in der Zeit, als Landesteile des französischen Reiches noch hinübergehörten zur englischen Herrschaft, wo also die englische Herrschaft noch herüberging über den Kanal in französische Landesteile herein. dass da eine wirkliche Scheidung eintrat, das wurde aus der geistigen Welt heraus mitbewirkt durch das Erscheinen der Jeanne d'Arc, der Jungfrau von Orleans, die gerade deshalb, weil sie gewissermaßen aus der geistigen Welt heraus Ordnung zu schaffen hatte im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts, ja auch im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts erschien. Und wirklich, das ganze äußere Wesen Europas hängt ab, wie ich schon einmal hier geschildert habe, von diesem Auftreten der Jungfrau von Orleans. Damals wurde die Scheidung zwischen französischem Wesen und britischem Wesen genau vollzogen. Vorher war es ja so, dass vielfach die unter den sagenhaften, aber eigentlich okkult gemeinten Hengist und Horsa von Mitteleuropa nach den Britischen Inseln hinüberwandernden Angeln und Sachsen eigentlich beherrscht wurden von normannisch-romanischem, namentlich romanischem Element und eine untergeordnete Schichte bildeten. Gerade dasjenige britische Wesen, das heute tonangebend ist, tonangebend geworden ist namentlich seit dem siebzehnten Jahrhundert, das bildete eine so starke Unterschicht, dass, als das  französische Element da noch herrschend war, als gewissermaßen der französische Geist noch hinüberwirkte auf die britische Insel, es da eine Aristokratie dort gab, die im tiefsten Sinne alles dasjenige verachtete, was nur von Angeln und Sachsen abstammte. Es war zum Beispiel ein ganz gebräuchlicher Ausdruck, namentlich im zehnten, elften, zwölften Jahrhundert, dass, wenn ein Mensch aus dieser Oberschicht, die damals noch im gegenüberliegenden Frankreich lebte, in der französisch-normannisches Blut lebte, fluchen wollte, er sagte: Gott verdamm' mich zu einem Engländer! Das war ein Fluch, den man oftmals hören konnte. Also man wollte, wenn  man ein angesehener Mensch sein wollte, nur ja kein Engländer sein auf der britischen Insel. Das änderte sich erst gründlich, nachdem, wie gesagt, jene Scheidung sich vollzogen hatte und das Engländertum nun heraufkam. Nun spielten sich ja die verschiedensten Vorgänge ab - es würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, wollte ich sie schildern -, hinter denen tiefgehende geistige Kräfte walten: die Kriege der Weißen und der Roten Rose. Aber wichtig ist, dass im Beginne des siebzehnten Jahrhunderts, als schon Shakespeare seine Dramen geschaffen hatte, die ja, insoferne sie Königs- Dramen sind, insbesondere die Rosen-Kriege behandeln - in den Shakespeare-Dramen lebt ja der ganze Kampf der Roten und Weißen Rose -, dass Ende des sechzehnten und im Beginne des siebzehnten Jahrhunderts eine Seele in einem physischen Leib sich im britischen Reich inkarnierte, die äußerlich nicht sehr Bedeutsames wirkte, die aber weithin ungeheuer anregend wirkte. Besonders anregend konnte diese Seele wirken, die sich in einem britischen Leibe inkarnierte, in dem im Grunde genommen wenig britisches Blut war, sondern mehr französisches und schottisches Blut durcheinanderwirkte. Und von dieser Seele ging eigentlich dasjenige aus, was den Anstoß gegeben hat sowohl zu dem äußeren britischen Geistesleben, wie auch zu dem okkulten britischen Geistesleben. Und so bildete sich, natürlich mit verschiedenen Zwischenvorgängen, die zu schildern jetzt zu weit führen würde, dieses okkulte britische Geistesleben aus. Nun sagte ich Ihnen, dieses Geistesleben setzte fort die okkulten Strömungen des vierten nachatlantischen Zeitraums. Man wußte da ungeheuer viel, weil hier gerade der Boden dafür war, dass die Körper am meisten Bedeutung hatten, dass der Ätherleib am wenigsten tätig war und dass der physische Leib als ein Instrument angesehen wurde für alles geistige Leben. Gerade dadurch gab es da keine Möglichkeit, in diesen okkulten Schulen selber irgendwie viel zu erfahren aus der geistigen Welt. Aber man bewahrte in den okkulten Schulen die alten Traditionen, man bewahrte dasjenige, was überliefert war durch die alten hellseherischen Beobachter und suchte es mit den Begriffen zu durchdringen. Und so entstand da eine okkulte Wissenschaft, welche eigentlich nur arbeitete mit den Erfahrungen der im vierten und sogar noch im dritten nachatlantischen Zeitraum vorhandenen Hellseher, aber dieses, was da durch Hellseher zustande gekommen war, durcharbeitete mit rein physischen Begriffen, mit dem Begriffsmaterial, das man hat, wenn man eben nur durch den physischen Leib denkt. So entstand eine eigentümliche okkulte Wissenschaft, die aber wirklich sich über alle Gebiete des Lebens erstreckt. Es ist nun interessant, vor allen Dingen gewisse Kapitel dieser okkulten Wissenschaft - wie gesagt, ich erzähle Ihnen lauter Tatsachen - ein wenig näher sich anzusehen. Und das ist dasjenige, was gelehrt wurde über das Schicksal der europäischen Völker. Das bildete sogar ein wesentliches Kapitel in diesen okkulten Schulen. Ich will Ihnen versuchen zu charakterisieren, was da gelehrt wurde über das Schicksal der europäischen Völker. Da wurde gesagt: Es war ein vierter nachatlantischer Zeitraum da - das hatte man aus der Tradition, aus der Überlieferung -, dieser vierte nachatlantische Zeitraum strotzte von geistigem Leben, er hatte hervorgebracht die Begriffswelt für die Menschen, die Anschauungen über soziale Einrichtungen, alles mögliche hatte er hervorgebracht, er strotzte von geistigem Leben. Er hatte sich ausgebildet im Süden Europas auf der griechischen Halbinsel, auf der italischen Halbinsel, strahlte von da aus. Die Völker Mitteleuropas, Westeuropas, die waren in der Zeit, als die Blüte des vierten nachatlantischen Zeitraumes schon da war, noch in ihrer Kindheit, Säuglinge gewissermaßen der Menschheit in geistiger Beziehung. - Ich erzähle nur, was da gelehrt wird. - Also die mittel- und westeuropäischen Völker waren Säuglinge in bezug auf das geistige Leben, Säuglinge gegenüber dem, was ausstrahlen konnte von den Kulturergebnissen des vierten nachatlantischen Zeitraums. Und nach und nach haben sich diese mittelund westeuropäischen Völker aus dem Säuglingstum herausgearbeitet, sind gewissermaßen bis in die Zeit der Renaissance und der Reformation herein reifer und reifer geworden; womit nicht eigentlich die deutsche Reformation gemeint war, sondern namentlich die englische Reformation unter Jakob I. und so weiter. Sie haben sich also losgemacht, diese mittel- und westeuropäischen Völker. Und nun entstand ein ganz bestimmtes Dogma, ein Dogma innerhalb dieser okkulten Schulen, an dem mit eiserner Gläubigkeit festgehalten wird. Das ist das Dogma, dass abzulösen hat im fünften nachatlantischen Zeitraum die angelsächsische Kultur die griechischlateinische Kultur. Also das wurde immer wieder und wiederum eingeschärft: Es gibt einen vierten nachatlantischen Zeitraum und einen fünften nachatlantischen Zeitraum. Tonangebend für den vierten nachatlantischen Zeitraum ist das griechisch-lateinische Wesen; tonangebend für den fünften nachatlantischen Zeitraum muss dasjenige sein, was aus der Natur des Angelsachsenrums fließt. Das  Angelsachsentum muss geistig regieren den fünften nachatlantischen Zeitraum. Und alles, was gedacht wird in bezug auf Menschheitsentwickelung, müsse so gedacht werden, dass dieses Dogma sich verwirklichen könne. Im Osten Europas - so wird in diesen Schulen gelehrt - leben die Menschen heute in denselben Zuständen, in denen die mittel- und westeuropäischen Völker, die dann gipfeln im Angelsachsentum, lebten, als sie das griechisch-lateinische Wesen von den Römern überliefert erhielten. Im Osten von Europa leben die slawischen Völker heute im Säuglingsalter, und jeder, der zu diesen Schulen gehört, sieht dieses osteuropäische Wesen und Volkstum an als im Säuglingsalter lebend und betrachtet nun dasjenige, was künftig geschehen muss, so, dass nunmehr diese osteuropäischen Völker sich in einer ähnlichen Weise aus dem Säuglingsalter herausarbeiten müssen zu einem späteren Lebensalter wie früher die mittel- und westeuropäischen. Aber - und das sind sogar die Worte, die man in jenen Schulen sagt, die ich Ihnen jetzt erzählen darf - gerade so, wie die Römer die Amme waren in geistiger Beziehung von West- und Mitteleuropa, so muss das Angelsachsentum die Amme  sein für das osteuropäische Wesen, muss dieses osteuropäische Wesen aus dem Säuglingstum in das spätere geistige Lebensalter hinüberführen. Man schildert dann im einzelnen, wie sich, ähnlich wie sich differenziert haben die germanischen Völker in gotische und so weiter, die slawischen Völker sich differenzieren. Man schildert, indem man nun aus dem Vorhandensein der inneren Kräfte auf gewisse Zukunftsgestaltungen hinweist, wie in Russland selber es ganz besonders bezeugt würde, dass da das Volk im Säuglingsalter lebt, weil eine Anzahl eigentlich sich nur örtlich fühlender Gemeinden, genau wie es einmal in Mittel- und Westeuropa war, da seien, die nur künstlich zusammengehalten werden durch ein Staatsband; wie anderseits ein Volk, das nur durch seine Religion zusammengehalten wird, die Polen, dazu berufen wäre - wie gesagt, ich erzähle nur Tatsachen, wie es wirklich gelehrt wird in diesen Schulen -, zuletzt doch wieder, trotz ihrer Bestrebungen, in das russische Wesen eingefügt zu werden. Man schwört in diesen Schulen geradezu darauf, dass das ganze Polentum wiederum in das russische Wesen eingeschoben werden muss. Man sagt zum Beispiel - wiederum geradezu wörtlich -: Da bildeten sich im Anschluss an das untere Donautal einzelne slawische Völkerschaften in abgeschlossenen Reichen. Über dieses Entstehen von slawischen Völkerschaften in abgeschlossenen Reichen wurde immer wieder, wie es eben beim Lehren geschieht, in diesen Schulen gesagt: Es bildeten sich solche unabhängige slawische Volksstaaten, die werden aber nur dauern bis zum nächsten großen europäischen Kriege, der da kommen wird. - Das heißt, man lehrte überall den großen europäischen Krieg, der alles durcheinander bringen wird. Nur so lange würde die Unabhängigkeit dieser slawischen Staaten dauern. Und man stellt dann die Sache so dar, als ob sich finden werde ein in der Gegenwart noch nicht Vorhandenes - Sie müssen bedenken, dass ich von Lehren rede, die durch die Jahrhunderte schon gegeben wurden, also von einer vergangenen Gegenwart aus rede ich für die Zukunft, die aber heute die Leute zum Teil eingetreten finden -, und dass in der Zukunft sich finden müsse nach und nach eine ganz andere Art des Zusammenhaltens dieser aus dem Säuglings- in das Jugendalter tretenden osteuropäischen Völker. Das waren also Lehren, die immer gegeben worden sind, die immer da waren, und Lehren, die nun wirklich nicht bloß als Theorie genommen wurden, sondern so eingebläut wurden denjenigen, die zu den betreffenden Schulen gehört haben, dass zahlreiche Menschen sich fanden, die das äußere Leben so zu gestalten versuchten, so zu beeinflussen versuchten, dass verschiedentlich im Sinne dieser Lehren sich auch wirklich die Tatsachen gestalten. Und da wäre es nun interessant, historische Tatsachen anzuführen, die zeigen würden, wie die Tatsachen im Zusammenhange geschaffen werden. Da haben die Menschen in der Regel überhaupt keinen Begriff davon, dass Dinge, die nebeneinander auftreten, eigentlich zusammen gedacht sind und gewissermaßen zusammen veranstaltet sind. In solchen weitumfassenden und in tonangebende Kreise hinaufreichenden
okkulten Verbrüderungen wie diejenigen im Britischen Reiche, von denen ich spreche, und die gewissermaßen ihre Anhängsel haben in ganz Westeuropa und auch in Italien, weiß man, was der eine zu tun hat, was der andere zu tun hat, und wie man wirkt im Leben. Da weiß man ganz gut, was es bedeutet - ich will Ihnen einen konkreten Fall erwähnen -, wenn man auf der einen Seite versucht, dass Staatsmänner Englands nach und nach befreundet werden mit gewissen Staatsmännern eines kleineren Donaustaates, der ein Teil Österreichs ist. Man weiß ganz gut, was das bedeutet, wenn man die Sache so arrangiert, dass da gewissermaßen ein freundschaftliches Verhältnis sich herausbildet und ein gewisser Glaube an die Sicherheit gewisser Einrichtungen im Britischen Reich gerade in einem Donaustaat sich bildet und dass sich so sehr die Ansicht festsetzt, dass das gute Einrichtungen sind. Aber das macht man nicht bloß für sich; sondern daneben macht man das andere, dass man zum Beispiel ein wirksames Buch erscheinen lässt, in dem man ganz besonders schimpft über das Volk, das in diesem Staate lebt, so dass man das, was man auf der einen Seite hinstellt, auf der anderen Seite aus den Angeln hebt. So etwas hat eine Bedeutung, wenn es methodisch gemacht wird, dass man auf der einen Seite Freundschaft züchtet, die eine gewisse volkstümliche Bedeutung gewinnen kann, auf der anderen Seite die Schattenseiten des betreffenden Volkes besonders hervorhebt. Es ist das, Sie können sagen, ein teuflisches Beginnen; aber ahrimanische Kräfte walten ja in diesem ganzen Vorgehen. So wird es eben gemacht, mit allen diesen Dingen, die scheinbar nebeneinander einhergehen. Ein Mitglied einer solchen Verbrüderung schreibt ein Buch, das wirksam ist, das eine fürchterliche Bewegung hervorruft, und ein anderer bemüht sich, einen Kreis zu gewinnen, in dem er Freundschaft züchtet. So wird zwischen den Zeilen des Lebens gewirkt. Man weiß dann gar nicht, wenn man so ahnungslos das äußere Leben betrachtet, wie die Menschen wirken, die im Zusammenhange mit gerade so gearteten Verbrüderungen sind, die darauf ausgehen, ein gewisses Volkstum, wie in diesem Fall das Britentum, zum herrschenden, zum tonangebenden zu machen. Nun denken Sie sich einmal hineingestellt in diese okkulte Verbrüderungswirtschaft eine Persönlichkeit wie die Blavatsky. Diejenigen, die solchen okkulten Verbrüderungen angehören und das ganze Wesen des Okkultismus kannten aus den Überlieferungen, wenn auch nicht aus irgend einer fruchtbaren Intuition heraus, erfahren von dem Dasein einer solchen Persönlichkeit. Den ganz gescheiten Leuten, die nichts wissen vom Okkultismus, denen ist natürlich die Blavatsky eine Persönlichkeit, die ein wenig barock, ein wenig abnorm ist. Aber das ist sie nicht für die Okkultisten, wenn es auch Okkultisten der ahrimanischen Linie sind, wie diejenigen, von denen ich gesprochen habe. Das ist sie für solche Leute nicht. Die wissen: Wenn in einer Zeit, die so geartet ist, eine solche Wesenheit auftritt, so tritt sie heraus aus allen Entwickelungskräften des Menschentums; da bedeutet das etwas, dass hineingesetzt wird in die Zeit eine Persönlichkeit, bei der der Ätherleib in der geschilderten Weise tätig sein kann. Nun ist es aber eine ganz eigentümliche Zeit, in der das alles geschieht und sich abspielt. Sehen Sie, es ist doch eine Zeit, in der man mit dem denkbar größten Misstrauen denjenigen entgegenkommt, die da über die geistige Welt so einfach sprechen. Leuten, die sich, wie es bei uns aus den oft geschilderten Gründen geschehen soll, einfach hinstellen und über die geistige Welt sprechen, mit Gründen sprechen über die geistige Welt, wird man in unserer Zeit, selbstverständlich wiederum aus vielen angeführten Gründen, nicht so ohne weiteres glauben. Aber so ganz im Sinne des bloßen, ehrlichen Wahrheitsstrebens zu wirken, das lag ja nicht im Interesse der britischen, vom Britentum sich ausbreitenden okkulten Verbrüderungen. In ihrem Sinne lag es vor allen Dingen, dass der Welt mitgeteilt werden sollten geistige Wahrheiten, also Wahrheiten, die aus der geistigen Welt heraus kamen, aber in einer viel handgreiflicheren Weise. Diese Wahrheiten sollten aber günstig sein den Theorien, die dort wie ein Dogma vom herrschenden Angelsachsentum der fünften nachatlantischen Zeit gelehrt wurden. Und so entstand in den sechziger und Anfang der siebziger Jahre die Tendenz bei diesen okkulten Verbrüderungen des Westens, die Blavatsky dazu zu benützen, vor die Welt geistige Wahrheiten hinzustellen, aber solche geistigen Wahrheiten, von denen man sagen konnte: Seht ihr, die kommen nicht aus einem ganz gewöhnlichen menschlichen Gehirn heraus, sondern die kommen heraus aus einem Ätherleib, und noch dazu als reines Zukunftselement aus einem Ätherleib, der innerhalb derjenigen Volksmasse sich gebildet hat, die ja die Grundlage enthält für die sechste nachatlantische Zeit. Aber weil dieses Zukunftselement eben in der fünften nachatlantischen Zeit sich noch nicht vollständig selber in der Hand hat, so dachte man, kann man nun die ganze Sache so einrichten, dass man die Blavatsky, die ja nicht ein gewöhnliches Medium, sondern das ist, was ich geschildert habe, die aber dennoch durch die gewöhnlichen medialen Kräfte zu beeinflussen ist, so beeinflusse, dass aus ihr nicht dasjenige herauskam, was heraus kam, wenn sie sich ganz selbst überlassen war, sondern dasjenige, wovon die britischen Verbrüderungen wollen, dass es herauskommen soll. Dann treten nicht sie, diese britischen Verbrüderungen, vor die Welt und kündigen einfach an, das Britentum soll herrschen, sondern dann zeigen sie: Seht ihr, da hat sich eine Persönlichkeit in die Welt hereingestellt, wir tun nichts dazu, aus ihrem eigenen Ätherleibe heraus bringt sie als Imagination eine neue Wissenschaft, ganz neue Begriffe. - Aber diese neuen Begriffe sollten durch den Einfluss, den diese okkulten Verbrüderungen hatten, genau so formuliert werden, so gestaltet werden, dass sie dazu führten, im Angelsachsentum das maßgebende Element der fünften nachatlantischen Zeit zu zeigen. Das entstand nun als Ziel. Und man glaubte nach seinem Dogma, dass man da ganz richtig verfährt; denn man nahm ja eine Russin, eine russische Seele, behandelte sie wie einen Säugling und benahm sich gegen sie wie eine Amme mit dem westeuropäischen Okkultismus. Es lag also der ganze Vorgang ganz im Dogma drinnen. Die Absicht war also, vor die Welt hinzustellen eine neue okkulte Wissenschaft, die aber den westlichen Brüderschaften geeignet erschien für dasjenige, was sie als ihre Spezialzwecke wollten. Die ganze Sache wäre gut gegangen, wenn die Blavatsky eine bloße Russin gewesen wäre und daher alles mit ihr hätte gemacht werden können, was eventuell mit einer bloßen Russin hätte gemacht werden können. Aber ich sagte, es war ein gewisser Stich von mitteleuropäischem Wesen in ihr. Sie war doch eine viel zu selbständige Natur. Und so kam es denn - ich kann jetzt nicht im einzelnen die verschiedenen Winkelzüge aufzeigen, die man machte, um das zu erreichen, was ich schildere, das würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen -, dass sie diese verschiedenen Winkelzüge immer und immer durchkreuzte. Darauf wäre sie nicht eingegangen, denn natürlich kamen ihr alle die Dinge zum Bewußtsein, die in ihrem Ätherleibe lebten, es wäre ihr nicht eingefallen, etwa nach London zu gehen in irgendeine okkulte Brüderschaft und sich da als ein höheres Medium ausbilden zu lassen. Dann wäre ja alles gut gegangen, selbstverständlich im Sinne der okkulten Brüderschaften; aber darauf würde sie nie eingegangen sein. Nachdem sie nun zunächst eine ganz ordentliche, schöne Leitung gehabt hat und vieles in ihr sich entwickelt hat, was auf sehr gutem Wege war, wurde die ganze Sache so gelenkt, dass sie eintrat in einen Hochgrad-Orden in Paris, der aber abhängig war von britischokkultistischen Strömungen. Da sollte sie präpariert werden, so dass aus ihrer Seele dasjenige herauskam, was man wallte. Aber es war eben der Stich in ihr, von dem ich gesprochen habe. Und dadurch durchkreuzte sie jetzt, nachdem sie schon früher einiges durchkreuzt hatte, die Absichten, die man mit ihr gehabt hat. Sie stellte Bedingungen in diesem Orden, die ganz und gar nicht erfüllt werden können, die unmöglich zu erfüllen sind in einem Orden, der nicht ungeheuren Sturm hervorrufen will. Und die Folge davon war, dass, als kaum die Prozedur begonnen hatte, sie wieder ausgeschlossen worden ist. Aber sie hat immerhin - denn sie hatte doch ihren eigenen Kopf bis zu einem gewissen Grade - einiges Bedeutsame aufgenommen gerade von den mancherlei Geheimnissen, die auf die geschilderte Weise in solchen okkulten Orden eben vorhanden sind. Dann war in ihr das entstanden, was ich nennen möchte: sie hat Geschmack bekommen an der ganzen Rolle. Sie bekam doch in gewissem Sinne Geschmack daran, nun eine ganz allererste okkulte Rolle zu spielen. Aber sie wollte nicht bloß ein höheres Medium sein, sie wollte die ganze Sache selber dirigieren. Und da kam es dann dazu, dass sie in einen amerikanischen Orden eintrat. Man kann wirklich gar nicht einmal erzählen, was sie alles anstellen wollte und zum Teil schon inauguriert hatte in diesem amerikanischen okkulten Orden. Nun war sie da drinnen, hat unzählige Geheimnisse  erfahren, von denen man bis dahin niemand anderem als dem, der hochgraduiert war, Mitteilungen gemacht hat. Man hatte ja eine bestimmte Absicht, und unter dieser Absicht arbeitete man noch immer. Das alles führte dazu, dass sie nun aber auch in ihr Bewußtsein herein eine Unsumme von Wissen bekommen hatte. Denken Sie, jetzt hatte man eine ganz neue Situation geschaffen! Jetzt gab es eine Persönlichkeit, die unendlich viel von dem wußte, was man als das okkulte Wissen geheimer Orden bis dahin ganz gut verwahrt hatte. Das war eine ganz neue Situation. Solch eine Situation war im Grunde genommen noch nicht da! Nun machte sie aber in Amerika etwas, was unmöglich machte, dass sie in dem Orden drinnen geblieben wäre oder weiter gewirkt hätte, denn sie zeigte sogleich, dass sie dieses okkulte Wissen, das sie erlangt hatte, in einer Weise anwenden wollte, womit sich die Orden nicht einverstanden erklären konnten. Es war ganz unmöglich, sich damit einverstanden zu erklären, es wäre eine heillose Verwirrung herausgekommen, wenn man sie nun hätte weiter machen lassen, wie man im Deutschen sagt. Da griff man zu einem Mittel, welches wirklich sehr, sehr selten angewendet wird, und das ein sehr bedenkliches Mittel ist. Man griff zu dem Mittel, die gute, arme Blavatsky - die also, wie Sie sehen, ein Spielball der verschiedensten Mächte war, die auf sie einwirkten -, wie man sagt, in okkulte Gefangenschaft zu setzen. Diese okkulte Gefangenschaft besteht darinnen - man erreicht das durch gewisse Mittel zeremonieller Magie -, dass man bewirkt, dass alles dasjenige, was die betreffende Seele entwickelt, nur bis zu einer gewissen Sphäre geht und dann zurückgeworfen wird. So dass der Betreffende alles dasjenige, was er in sich entwickelt, nur selber sieht, dass er es nicht irgendwie der Außenwelt mitzuteilen vermag, dass er es ganz nur in sich selber verarbeiten kann. Es ist das eine sehr eigentümliche Sache, aber es wurde beschlossen, das über Blavatsky zu verhängen, um sie unschädlich zu machen, so dass sie nicht der Welt alle möglichen Dinge mitteile, sondern es sollte ihr ganzes Streben zurückgeworfen werden. Rückwerfen des Strebens oder okkulte Gefangenschaft nennt man das. 1879, auf einer von Okkultisten der verschiedensten Länder besuchten okkultistischen Versammlung wurde dies beschlossen und über die Blavatsky verhängt. Und so lebte jetzt eine größere Anzahl von Jahren Blavatsky wirklich in okkulter Gefangenschaft. Wie die äußeren Lebensverhältnisse in der Zeit liefen, die da nebenher gingen, das ist nicht notwendig zu erzählen, denn derjenige, der die Sache äußerlich betrachtet, braucht ja von alledem, was ich jetzt erzähle, überhaupt gar nichts zu sehen. Nun handelte es sich für gewisse, jetzt indische Okkultisten, darum, sie aus dieser okkulten Gefangenschaft zu befreien. Und jetzt beginnt eigentlich die Zeit, wo Blavatsky erst ins indische Fahrwasser gekommen ist. Alles das, was ich Ihnen bisher erzählt habe, ist eigentlich Vorgeschichte der Blavatsky. Die Entwickelung davon, von den Zeiten an, von denen die Leute wissen, die beginnt eigentlich erst jetzt. Und alles, was die Blavatsky schwer Begreifliches an sich hat, hängt mit dem, was ich geschildert habe, zusammen. Gewisse indische Okkultisten, die nun wiederum ihrerseits das Bestreben hatten, sie vor dem britischen Wesen zu retten, wendeten nun ihrerseits gewisse Mittel an, um die okkulte Gefangenschaft aufzulösen. Das wurde sogar durchaus im Einklänge mit denjenigen gemacht, die früher die okkulte Gefangenschaft über die Blavatsky verhängt hatten. Und für die Blavatsky war die Folge davon, dass gewissermaßen in ihre Seele jetzt alles hereinströmte, was nur mit indischem Okkultismus zusammenhing. Ich muss immer wieder betonen: Man hat es wirklich mit sich offenbarenden Geheimnissen der geistigen Welt zu tun, die nur, ich möchte sagen, in allerlei verzerrten Bildern und Karikaturen zum Vorschein kommen, die man aber nicht so ansprechen darf, als ob nicht große okkulte Geheimnisse durch sie zutage treten. Selbstverständlich kamen jetzt mit den ungeheuren Kräften, die in der Blavatsky walteten schon durch ihre Anlagen und dann durch alles das, was sie noch durchgemacht hatte, die indischen okkulten Wahrheiten in einem ganz besonderen Maße durch sie zum Vorschein. So haben wir in der Blavatsky den konkreten Fall, dass, als eine solche Seele erscheint, wie die Blavatsky es ist, britisches, das Angelsachsentum zum herrschenden Element machen wollendes Wesen, britischer Okkultismus sich bemüht, mit dem, was er heute noch als einen Säugling ansieht, weiter zu kommen. Alles das geht darauf aus, Mitteleuropa vollständig zu übersehen, Mitteleuropa gar nicht zu beachten, über Mitteleuropa hinwegzugehen. Man redet wirklich so, wie ich es Ihnen erzählt habe, und betrachtet diese Strömung, die ich so oft als die mitteleuropäische Strömung geschildert habe, als etwas, was gewissermaßen bei der ganzen Prozedur überrannt werden muss. So kam ein selbstverständlich in vieler Beziehung anfechtbares okkultes Wissen, das, ich möchte sagen, kaleidoskopartig in allen möglichen Farben schillerte, durch die Blavatsky zum Vorschein. Und immer wirkten in diesen Okkultismen - wie Sie ja meiner ganzen Schilderung entnehmen können - politische Intentionen, politische Absichten herein. Denn sowohl die Bedingung, die von Blavatsky in Paris gestellt worden war, war in einer politischen Absicht gestellt, wie namentlich auch dasjenige, was sie in Amerika anzetteln wollte, durchaus in politischer Absicht war. Soll ich die beiden Absichten, die Blavatsky in Paris und in Amerika gehabt hat, ein wenig charakterisieren, so muss ich sagen: Es war die innere Opposition ihres Russentums gegen ein Abhängigmachen des Russentums von dem westeuropäischen und amerikanischen Wesen. Daher stellte sie auch in Paris eine Bedingung, die nicht erfüllt werden kann und eine politische Umwälzung oder Umgestaltung in Frankreich bedingt hätte. In Amerika stellte sie die Bedingung nicht selber, sondern da ließ sie sich ein mit jemandem, der gewissermaßen in Politik groß geworden war, mit Oleott, um allerlei politische Machinationen zu bewirken, aber mit Hilfe des überall vorgeschobenen Okkultismus. Alle diese Dinge gingen dahin, das auszuführen, was unter der Leitung des maskierten, ursprünglichen Leiters der Blavatsky - über diese Leiter ist ja überhaupt sehr schwer zu sprechen - anders angestrebt wurde. Der ursprüngliche Leiter wollte durchaus Blavatsky in ein richtiges Fahrwasser bringen; dann aber wurde er abgelöst durch einen Leiter, der alles eher war als dasjenige, was die Blavatsky einen Mahatma nannte, alles andere eher. Und so entstand durch die verschiedensten Kräfte, die da zusammenwirkten, ein verworrenes, aber unzählige große, gewaltige Wahrheiten
enthaltendes Schriftmaterial durch die Blavatsky in ihrer «Secret Doctrine». Es war dieses Schriftenmaterial auch geeignet, in Mitteleuropa sehr viel zu wirken." 

Wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, um alles individuelle Denken zu unterdrücken, (z.B.  Unterdrückung des Denkens in dem schwachsinnigen sozialen Netzwerk Facebook /Meta), wie in der rein materialistischen Medizin (z.B. Biotech-Medizin), wo der Mensch wie eine Maschine behandelt wird; die borniertesten Freimaureronkels, Iliuminaten: "Der größere Teil der Menschheit wird seinen Einfluss von Amerika, von dem Westen herüber haben, und der geht einer anderen Entwickelung entgegen. Der geht jener Entwickelung entgegen, die heute sich erst in den idealistischen Spuren, gegenüber dem, was da kommt, in sympathischen Anfängen zeigt. Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt. Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken. Auf der einen Seite ist ein Anfang dazu gegeben in dem, was heute die rein materialistische Medizin macht, wo ja auch nicht mehr die Seele wirken darf, wo nur auf Grundlage des äußeren Experiments der Mensch wie eine Maschine behandelt wird. ... Also in diese ganze Entwickelung muss sich auch die geisteswissenschaftliche Entwickelung hineinstellen. Das muss sie klar und objektiv durchschauen. Sie muss sich klar sein, dass das, was heute wie ein Paradoxon erscheint, geschehen wird: ungefähr im Jahre 2200 und einigen Jahren wird eine Unterdrückung des Denkens in größtem Maßstabe auf der Welt losgehen, in weitestem Umfange. Und in diese Perspektive hinein muss gearbeitet werden durch Geisteswissenschaft. Es muss soviel gefunden werden - und es wird gefunden werden -, dass ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese Tendenzen da sein kann in der Weltenentwickelung. Also wir sind da, sagte ich, erst im Anfange, und es wird immer mehr und mehr kommen. Gewiss, bis zu einem gewissen Grade aber nur, können heute die sechs höheren Grade eben wirklich durchgearbeitet werden. Nun, statt dessen aber kann man ein ganz anderes Spiel treiben. Statt dessen kann man das Spiel treiben, dass man Leute die drei ersten Grade bloß symbolisch durchmachen lässt. Und es gibt ja heute in der Tat Bruderschaften, in denen nicht mehr gegeben wird als Symbole. Ja, die Leute sind sogar stolz darauf, dass nicht mehr gegeben wird als Symbole. Sie werden aufgenommen in den ersten Grad, befördert in den zweiten Grad, in den dritten Grad, und sie lernen eigentiich nur die Symbolik, ohne irgend etwas Geisteswissenschaftliches in sich aufzunehmen. Und oftmals, wenn man Leute fragt, ob sie denn nun wirklich so zufrieden sind damit, dass sie gewisse Zeremonien und Handgriffe lernen, Zeichen lernen, dass sie sehen, dass gewisse symbolische Handlungen um sie herum im Tempelraum vollbracht werden, dann sagen sogar viele: Ach ja, wir sind gerade damit zufrieden, dann braucht man sich nichts Besonderes bei den Sachen zu denken, dann kann jeder die Auslegung haben, welche er will. - Aber der astralische Leib, er wirkt in den Ätherleib hinein ein wirkliches Wissen, und sie erzeugen also Leute auf diese Weise, die in ihrem Ätherleib ein umfassendes Wissen haben. Und gehen Sie heute die - verzeihen Sie den Ausdruck, aber man muss ja manchmal treffende Ausdrücke gebrauchen - borniertesten Freimaureronkels durch, dann werden Sie sehen, dass diese in ihrem Ätherleib - nicht in ihrem physischen Leib, in ihrem bewußten Wissen, sondern in ihrem Ätherleib - ein ungeheures Wissen haben, besonders wenn sie es bis zum dritten Grad gebracht haben. Ein ungeheures unterbewußtes Wissen haben sie. Dieses Wissen, das durch Symbolik eben überliefert werden kann, das kann nun verwendet werden in der angedeuteten Weise redlich und unredlich. Und sehen Sie, nun gibt es ja die verschiedensten okkulten Verbindungen, wiederum, ich möchte sagen, in zwei Polen. Der eine Pol, der trägt einen weltlich-christlichen Charakter, der andere Pol trägt einen kirchlich-christlichen Charakter. Ebenso wie man die Freimaurer zu rechnen hat zu dem weltlich-christlichen Charakter der symbolischen Verbrüderungen, hat man die Jesuiten zu rechnen zu der kirchlich-symbolischen Verbindung. Denn der Jesuit wird ebenso durch drei Grade durchgeführt, ebenso mit einer Symbolik versehen, und er lernt gerade durch diese Symbolik jenes ungeheuer Wirksame in seiner Sprache. Daher sind jesuitische Kanzelredner so ungeheuer wirksam, weil sie wissen, wie man eine Rede aufbaut, damit man wirken kann gerade auf die ungebildete Masse, wie man hintereinander gewisse Steigerungen macht. Es ist manchmal so, dass es dem gebildeten Menschen ungemein trivial vorkommt, aber es ist ungeheuer wirksam. ... Und nun gibt es auch wiederum von dieser Sorte natürlich die verschiedensten Schattierungen, so wie auf der anderen Seite nicht alle okkulten Verbrüderungen maurerische Verbrüderungen sind. Es gibt ja sogar in Deutschland hier die Iliuminaten und dergleichen. Aber nun gehen sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite über die drei unteren Grade die drei anderen hinaus. Es sind die drei oberen. Die die höheren Grade haben, und diejenigen, die die Inhaber der besonders hohen Grade sind bei gewissen Bruderschaften - selbstverständlich nicht bei allen, nur bei gewissen Bruderschaften -, die bilden eine Art Gemeinschaft, so dass es zum Beispiel durchaus möglich ist, dass ein Oberer einer Jesuitengemeinde zu einer solchen Gesellschaft dazugehört. Die Jesuiten bekämpfen selbstverständlich aufs wütendste die freimaurerischen Gemeinden, die freimaurerischen Gemeinden bekämpfen aufs wütendste die Jesuiten-Gemeinden; aber Obere der Freimaurer und Obere der Jesuiten-Gemeinde gehören den höheren Graden einer besonderen  Bruderschaft an, bilden einen Staat im Staat, der die anderen umfasst. Denken Sie sich, was man in der Welt wirken kann, wenn man so wirken kann, dass man auf der einen Seite zum Beispiel der Obere einer freimaurerischen Gemeinde ist, die also als Instrument dient, um zu wirken, und man sich verständigen kann mit dem Oberen einer Jesuiten-Gemeinschaft, um eine einheitliche Handlung vorzunehmen, die nur vorgenommen werden kann, wenn man einen solchen  Apparat zur Verfügung hat: Auf der einen Seite lässt man los die Brüder Freimaurer, die durch alle Kanäle irgend etwas furchtbar stark vertreten. Das muss vertreten werden. Wenn man aber nur auf der einen Seite die Stiere loslässt, dann, nicht wahr, wird es nichts. Man muss auf der anderen Seite die Sache bekämpfen lassen mit demselben Feuer, mit demselben Enthusiasmus. Denken Sie, was man wirken kann, wenn man einen solchen Apparat zur Verfügung hat! In einer besonders wirksamen Weise zum Beispiel ist gewirkt worden mit einem solchen Apparat, der zu gleicher Zeit Jesuiten und Freimaurerisches in Bewegung setzte, ohne dass man auf der Jesuitenseite und ohne dass man auf der freimaurerischen Seite etwas wußte davon, in einem gewissen Lande, das ja so etwa im Nordwesten von Europa liegt, zwischen Holland und Frankreich. Da waren besonders starke Wirkungen ausgegangen - nicht in der allerletzten Zeit, aber lange Zeit hindurch -, die sich sowohl der einen wie der anderen Strömung bedienten und die gar mancherlei wirken konnten." [39]

Am Christentum arbeiten heute allzuviele von derjenigen herum, die nicht einmal so viel Verstandnis vom Christentum haben wie Türken; offizielle Vertreter des Christentums lehnen ein wirkliches Begreifen des Mysteriums von Golgatha ab:  "Ich habe Ihnen aus dem Koran vorgelesen! Die 19. Sure aus dem Koran habe ich Ihnen vorgelesen, und jeder echte Türke glaubt soviel von Jesus, als in dieser 19. Sure des Koran steht. Damit aber ist uns der Beweis geliefert, dass zahlreiche von denen, die sich unter uns Christen nennen, von diesem Christentum nicht einmal soviel wissen und glauben, dass sie die Berechtigung hätten, sich Türken zu nennen. Man muss schon in unserer Zeit der Wahrheit ins Antlitz schauen. Wer nicht glauben kann, dass es sich um ein Ereignis handelt, das nur aus dem Geiste zu verstehen ist, der ist nicht einmal Türke, viel weniger ein Christ, und er sagt nicht die Wahrheit, wenn er sich einen Christen nennt. Er müsste wissen, dass ein Türke mehr vom Christentum glaubt als er selber. ... Weil aber am Christentum heute allzuviele derjenigen herumarbeiten, die nicht einmal das Recht haben, sich Türken zu nennen - wie wir streng nachgewiesen haben -, so ist es kein Wunder, wenn durch die offiziellen Vertreter des Christentums ein wirkliches Begreifen des Mysteriums von Golgatha gerade abgelehnt wird." [40]
 

25. Kosmische und menschliche Geschichte IV - I, ; Das sogenannte «Testament Peters des Großen»; freimaurerischer und jesuitischer Einfluss in Russland; Strömung des alten Slawentums mit befreiender Wirkung aber zu gleicher Zeit vernichtend für den Russizismus, bzw. das Russentum der rechtsradikalen Panslawisten; Suggestionierung des slawischen Gemütes mit Hilfe des Testamentes Peters des Große; geistiges Chaos im Balkan nicht zuletzt durch Russizismus und mohammedanische Südslawen; Dante; Goethe nicht in einem Staatsgefüge groß geworden; 1848, die Idealisten wollten ursprünglich Deutschland ohne Krieg in einem gemeinsamen Reichs- oder Staatengebilde zusammenfassen; die Deutsche Reichsgründung auch heilsam für die anderen Völker, als Bollwerk gegen Russland; Mitteleuropäisches Wesen oft missverstanden; Goethes Evolutionstheorie im Gegensatz zum Darwinismus; materialistischen Medizin


Russland versuchte schon damals Unruhe zu stiften in Osteuropa, den Balkanstaaten: "Es gab durch Jahrzehnte hindurch ein «Slawisches Wohltätigkeitskomitee», welches unter dem Protektorate der russischen Regierung stand. Nicht wahr, was kann es denn Schöneres geben, als ein «Slawisches Wohltätigkeitskomitee» unter dem Protektorate einer mächtigen Regierung? Ich will Ihnen nun ein kleines Briefchen vorlesen, das mit diesem Komitee zu tun hat, und das datiert ist vom 5.Dezember 1887. In diesem Briefchen steht folgendes: «Der Präsident des Petersburger Komitees der Slawischen Wohltätigkeitgesellschaft hat sich an den Minister der Äußeren mit der Bitte um Waffen und Munition für die Expedition Nabokow gewendet.» Also nicht um Hemdchen und Höschen für Kinder, sondern um Munition für eine gewisse Expedition, die zusammenhing mit der Erregung von Revolutionen in den einzelnen Staaten der Balkanländer! Daraus sehen Sie vielleicht, wie dasjenige, was, nicht wahr, eine Lüge ist - die realisierte Lüge -, im öffentlichen Leben schwimmt. Ein «Wohltätigkeitskomitee» - harmlos selbstverständlich, ja anerkennenswert! - betreibt die Geschäfte der verschiedenen mit der russischen Regierung zusammenhängenden revolutionären Komitees, die die Aufgabe haben, die Balkanstaaten zu durchwühlen."

Das sogenannte «Testament Peters des Großen»;  freimaurerischer und jesuitischer Einfluss: ""Nun gibt es eine solche Suggestion im Großen, die ganz wunderbar gewirkt hat, wirkt und weiter wirken wird: das ist das sogenannte «Testament Peters des Großen». Sie kennen die Geschichte Peters des Großen, Sie wissen, wie dieser Peter der Große bemüht war, westliches Leben in Russland einzuführen. Das brauche ich Ihnen nicht zu schildern, Sie können es in jedem Konversationslexikon nachlesen. Ich will hier nicht äußere Geschichte schildern, auch nicht für das eine oder andere Sympathien entwickeln, sondern nur, zunächst in elementarer Weise, auf gewisse Tatsachen hinweisen. Nun gilt vieles von jenem Peter dem Großen, nur das nicht, dass er jenes Testament verfasst hat. Dieses Testament ist in bezug auf Peter den Großen eine Fälschung, es rührt nicht von ihm her, sondern erschien einmal, wie solche Dinge erscheinen, aus allerlei Untergründen heraus. Es wurde in die Menschheitsentwickelung hineingeworfen, war einmal da, hat nichts zu tun mit Peter dem Großen, wohl aber mit andern Untergründen, und wirkt überzeugend, denn es vindiziert Russland - ich sage nicht: dem slawischen Volke, sondern Russland - seine Zukunft in der Weise, dass sich Russland auszudehnen hat über den Balkan und über Konstantinopel, über die Dardanellen und so weiter. Das alles steht in dem Testament Peters des Großen. Man wird so berührt von diesem Testament Peters des Großen, dass man sich sagt: Die Sache ist wahrhaftig keine Stümperei, sondern sie ist mit einem großen, genialischen Zug in die Welt gesetzt! - Ich denke noch immer zuweilen daran, welchen Eindruck dieses Testament Peters des Großen einmal machte, als ich in einem Lehrkurse, den ich zu halten hatte, es gleichsam seminaristisch mit einzelnen Schülern durchnahm, um zu zeigen, welches die Tragweite der einzelnen Paragraphen dieses Testaments und ihr Einfluss auf die Kulturentwickelung Europas ist. Nun handelt es sich, wenn man durch so etwas wirken will, immer darum, dass man nicht bloß eine Strömung erregt, sondern die eine Strömung immer durchkreuzt sein lässt von einer andern, und sich diese beiden Strömungen in irgendeiner Weise gegenseitig beeinflussen. Man erlangt nämlich nicht viel, wenn man mit einer Strömung gewissermaßen nur geradeaus läuft; sondern man muss manchmal von der Seite her ein Licht werfen können auf diese Strömung, damit sich manches verwirrt, damit sich manche Spuren verwischen, damit sich manches in ein undurchdringliches Dickicht hinein verliert. Dieses ist sehr wichtig. Daher kommt es auch, dass gewisse okkulte Strömungen, welche sich diese oder jene Aufgabe setzen, sich zuweilen ganz entgegengesetzte Aufgaben setzen. Diese entgegengesetzten Aufgaben wirken so, dass gewissermaßen alle Spuren verwischt werden. Ich könnte auf eine Stelle in Europa hinweisen, auf die einmal in einer bestimmten Zeit, als es sich um Bedeutungsvolles handelte, sogenannte Freimaurerei, sögenannte geheime Gesellschaften einen großen Einfluss hatten, das heißt, es handelten gewisse Menschen unter dem suggestiven Einfluss gewisser Freimaurergesellschaften, hinter denen aber ein okkulter Hintergrund war. Dann handelte es sich darum, diese Spuren an dieser Stelle unklar zu machen. Daher leitete man an dieselbe Stelle etwas jesuitischen Einfluss,  so dass sich freimaurerischer und jesuitischer Einfluss trafen, denn es gibt durchaus höhere Stellen, die ebensogut Freimaurer wie Jesuiten sind, Imperien, die sich sowohl des Instruments des Jesuitismus wie der Freimaurerei bedienen können, um durch das Zusammenwirken beider zu erreichen, was sie erreichen wollen. Man darf nicht glauben, dass es nicht Menschen in der Welt geben kann, die beides zugleich sind: Jesuit und Freimaurer. Diese sind eben darüber hinaus, bloß nach der einen Seite hin zu wirken. Sie wissen, wie man die Verhältnisse von verschiedenen Seiten her anfassen muss, wenn man sie in eine bestimmte Richtung schieben will. Ich sage das, um, wiederum in elementarer Weise, auf gewisse Zusammenhänge hinzuweisen. Nun, Peter der Große - kommen wir noch einmal zu ihm zurück - führte Westliches ein in Russland. Vielen echten Slawenseelen ist alles, was gerade Peter der Große als westliches Element nach Russland gebracht hat, tief verhasst, sie haben eine tiefe Antipathie dagegen. Das ist wohl besonders stark geworden während dieser Kriegszeit, war aber immer vorhanden. Auf der andern Seite existiert das Testament Peters des Großen, das zwar nicht von ihm ist, sondern irgendwie aufgetaucht ist, und das zu gleicher Zeit geeignet ist, sich jetzt nicht eines einzelnen Menschen suggestiv zu bedienen, sondern ganzer slawischer Zusammenhänge, eine große Suggestion auf ganze Volksmassen hin auszuüben, in denen zugleich die Antipathie gegen den Westen lebt, der ihnen symbolisiert ist in dem Namen Peters des Großen. Wir haben da in einer, ich möchte sagen, historisch genialen Weise zwei Dinge zu gleicher Zeit: Sympathie mit dem Testament Peters des Großen und Antipathie mit allem Westlichen - sehr schön durcheinander wirkend, so durcheinander wirkend, dass diese Durcheinanderwirkung eben außerordentlich wirksam werden kann. Damit haben wir auf eine andere Seite dieser Strömung im Osten hingewiesen. Ich werde im weiteren Verlauf zeigen, wie, nachdem man jahrelang eine solche Strömung vorbereitet hat, sie dann von einem bestimmten Momente an benützt werden kann. Dann hat man eine solche Strömung, in die man gleichsam zwei Nebenströmungen hat hineinlaufen lassen. Man rechnete, sagte ich gleich im Eingang, mit langen Zeiträumen. Hat man eine solche Strömung gerichtet, so dass sie zu etwas geworden ist, so kann sie dann benützt werden. Wir wollen uns aber noch in anderer Weise vorbereiten. Ich möchte Ihnen eine andere Strömung zeigen, die nun im Westen neben derjenigen einhergeht, die gewissermaßen das bisher reifste politische Denken für den fünften nachatlantischen Zeitraum aus sich heraus hervorgebracht hat. Diese andere Strömung hat sich mehr im Okkulten gehalten und nur zuweilen, hineingeheimnisst in allerlei öffentliche  Wirksamkeiten, ihren okkulten Untergrund gezeigt. Da muss ich wiederum auf gewisse okkulte Brüderschaften des Westens hinweisen, welche sich vor allen Dingen dadurch charakterisieren, dass sie solche Verhältnisse, wie ich sie jetzt geschildert habe, genau kennen und ihre Schüler davon unterrichten, wie es um die fünfte, um die sechste nachatlantische Entwickelungsperiode steht und was da für Kräfte mitspielen: wie das eine als Klugheitselement, das andere als völkisches Element wirkt, und die zugleich ihren Schülern zeigen, wie man solche Dinge zu dem einen oder andern benützen kann. Nun ist bei solchen okkultistischen Richtungen, die sich, wie gesagt, in Brüderschaften ausleben, eine Grundlehre diese, dass dasselbe, was das römische Volk für die vierte nachatlantische Zeit war, die englisch sprechenden Menschen für die fünfte nachatlantische Zeit sind. Das ist eine Grundlehre bei diesen okkulten Verbrüderungen, und zwar sagt man, es müsse unter allen Umständen mit folgendem gerechnet werden: Das lateinische Element ist dasjenige, auf das zuerst der Blick gerichtet werden muss. Es bringt sich in den verschiedenen romanischen Kulturen und Völkerschaften zum Ausdruck - ich lehre nichts von mir aus, sondern wiederhole nur die Lehre, die da immer gegeben worden ist - und ist dazu bestimmt, immer mehr und mehr in den Materialismus der Wissenschaft, in den Materialismus des Lebens, in den Materialismus der Religion zu versinken. Um das braucht man sich als solches nicht zu kümmern, denn das wird sich selber durch die Dekadenz, in die es fällt, auflösen. Man muss also, sagt man, sein Hauptaugenmerk darauf richten, dass dasjenige, was man die lateinische Rasse nennt, in voller Auflösung begriffen ist, ein untergehendes Element ist, und dass man die Aufgabe hat, mit Bedacht alles so einzurichten und zu unternehmen, damit das lateinische Element untergehe. Diese Anschauung geht so weit, dass man sagt: In alle politischen Impulse, aber auch in alle okkulten und religiösen Impulse müssen diejenigen Kräfte aufgenommen werden, die das lateinische Element auf die schiefe Ebene hinunterführen. Dabei darf man selbstverständlich äußerlich zeigen, was man will; aber was dazu dient, die Welt von diesem lateinischen Element gewissermaßen leer zu machen, muss unterstützt werden. Man sagt, es ist eben dem fünften nachatlantischen Zeitraum die Aufgabe zuerteilt, es vor seinem Ende so weit zu bringen, dass, ebenso wie am Ende des vierten nachatlantischen Zeitraums, alles von der romanischen Kultur durchdrungen war, am Ende des fünften vom Westen her alles durchdrungen sein muss von der Kultur, welche sich ergeben soll aus den englisch sprechenden Völkern. - Ich spreche nur von dem, was als Lehre vorhanden war und vorhanden ist in jenen okkulten Brüderschaften, und was in entsprechender Weise herausgeleitet werden kann und herausgeleitet worden ist. Daneben wurde immer gelehrt, dass ebenso wie das germanisch-britische Element, wie man dort sagt, den Römern entgegentrat, so das slawische Element dem englischen Element entgegentreten wird, denn das ist dier Gang der Welt. Nur findet gewissermaßen eine Umdrehung um einen Winkel von neunzig Grad statt. Während das romanische Element vom Norden her impulsiert wurde, findet nun der Impuls vom Osten her nach dem Westen statt. Wir müssen uns nun klar sein, dass in vielem, was nun öffentlich gelesen werden kann, was gedruckt wird, was sonst irgendwie hineinsickert in das menschliche Zusammenleben, solche Dinge hineinfließen. Man hat schon die Mittel und Wege, sie so einfließen zu lassen, dass man das nicht erkennt, was ich jetzt erzählt habe. Denn denken Sie, wenn in gewissen Gegenden bekannt würde, was ich erzählt habe - es wäre natürlich undenkbar! Man sagt eben die Dinge anders; es handelt sich ja darum, dass man einen suggestiven Einfluss ausüben kann. Und man tut sagend und sagt tuend, und man kann oftmals dasjenige tun, was entgegengesetzt ausschaut von dem, was eigentlich geschehen soll und was man wirklich tut. Betrachten Sie solche Dinge, wie ich sie jetzt skizzenhaft geschildert habe, wie eine Art geistiger Atmosphäre; denn dass sie eine Art geistiger Atmosphäre sind, dafür wird schon gesorgt. Man kann da oder dort etwas recht Harmloses lesen, aber zwischen den Zeilen - und dieser Begriff «zwischen den Zeilen» kann dabei etwas recht Reales sein - liest man etwas ganz anderes mit, erfährt etwas ganz anderes, schaut etwas ganz anderes an. Nun sind die Menschen hineinversetzt in diese Atmosphäre, ihre Gedanken bilden sich danach. Manchmal nehmen die Gedanken der gescheitesten Leute ganz besondere Formen an. Will man also Menschen beurteilen, wie sie denken, so genügt es nicht, den Enthusiasmus der Unaufmerksamkeit zu entwickeln, von dem ich jetzt öfters gesprochen habe, sondern man muss aufmerksam sein für das, was als Atmosphäre da ist, in der die Menschen leben. Denn das ist etwas Konkretes, nicht jenes Nebulose, Abstrakte, von dem viele Leute reden und was sie Einfluss des Milieus nennen, wie zum Beispiel Eucken, der vom Einfluss des Milieus spricht und nicht bemerkt, dass er bei seiner ganzen Charakteristik auf der einen Seite sagt: Das Milieu macht den Menschen - , und auf der andern: Das Milieu wird von den Menschen gemacht - , was nichts anderes heißt als: Ich will mich an meinem eigenen Haarschopf in die Höhe heben. - Von diesem Gesichtspunkte aus muss man das Darinnenstehen der Menschen ansehen in dem, was man als Milieu bezeichnet. Dieses Milieu geht eben ganz konkret aus gewissen Strömungen hervor. Es ist nicht das Unbestimmte, das viele Leute meinen. Nehmen wir wiederum einen konkreten Fall. Sie müssen verzeihen, aber ich sagte Ihnen schon letzten Montag: Bequem kann ich es Ihnen nicht machen, Sie müssen auch auf einzelne Dinge eingehen - , den Zusammenhang werden Sie morgen einsehen. Ich möchte Ihnen einzelne Stellen vorlesen aus einem Briefe, den Mitrofanoff, Geschichtsprofessor in St. Petersburg, Mitte April 1914 geschrieben hat an einen Deutschen, der sein Lehrer war und mit dem er befreundet geblieben ist. Diesen Mitrofanoff müssen Sie sich also als in den verschiedenen Strömungen drinnenstehend denken. Im April 1914 schreibt Mitrofanoff einen Brief, in dem folgende Stellen vorkommen: « . . . die Missstimmung gegen die Deutschen ist in jedermanns Seele und Munde, und selten, dünkt es mir, war die öffentliche Meinung einstimmiger.» Eine besonders interessante Stelle ist nun die folgende. Ich bitte Sie, auf diese Stelle recht achtzugeben, aber nicht wegen des Namens, der darin vorkommt; man kann Sympathien oder Antipathien haben in bezug auf diese Persönlichkeit. Ich will nur auf das Formale, was da lebt, aufmerksam  machen. «Es ist vielleicht der größte politische Fehler Bismarcks gewesen, dass er nicht mehr russisch sein wollte, als es die russischen Diplomaten waren, welche aus Schwäche und Unverständnis die Interessen ihres Vaterlandes auf dem Kongresse schnöde preisgaben.» Denken Sie sich, das ist doch ein herrliches Verlangen! Der Mann wirft dem Bismarck vor, er hätte russischer sein sollen als die russischen Staatsmänner, die damals auf dem Berliner Kongreß waren! Deshalb muss man die Landsleute dieses Bismarcks hassen! Über die Sache mag jeder denken, wie er will; aber dieser Satz ist jedenfalls etwas außerordentlich Originelles. Gerade weil der gute Professor von St. Petersburg sich solchen Gedanken hingibt, kann er auch folgendes schreiben: «Als Reaktion» - gegen dasjenige, was als Dreibund in Mitteleuropa entstand - «wurde der Zweibund geschlossen, und Russland wurde dadurch mit dem rachedurstigen Frankreich verbunden, anstatt dem Dreibund zuzugehören.» . . . «Für Russland ist die Balkanfrage keine guerre de luxe, kein abenteuerlicher Traum der Slavophilen: ihre Lösung ist eine unzweifelhaft ökonomische und politische Notwendigkeit. Das ganze russische Budget ist auf der Ausfuhr nach dem Auslande basiert; wird die Kommerz-Bilanz passiv, so ist der russische Schatz bankrott, indem er nicht imstande sein wird, die Zinsen seiner enormen auswärtigen Schulden zu bezahlen. Und 2/s dieser Ausfuhr gehen durch die südlichen Häfen und weiter durch die beiden türkischen Meerengen. Ist dieser Ausgang einmal geschlossen, so stockt der russische Handel, und die ökonomischen Folgen dieser Sperre wären unabsehbar: der letzte türkisch-italienische Krieg hat es hinreichend gezeigt. Nur der Besitz des Bosporus und der Dardanellen kann diesem unerträglichen Zustande ein Ende bereiten, weil die Existenz einer Weltmacht wie Russland von Zufällen und fremder Willkür nicht abhängen darf. Andererseits kann Russland unmöglich gegenüber dem Schicksal der Südslaven auf der Balkanhalbinsel sich ganz gleichgültig verhalten. Die kleinen Balkanstaaten sind erstens eine Rückendeckung für die Meerengen und zweitens wurde im Laufe der Jahrhunderte zuviel russischen Blutes und zuviel russischen Goldes für die Balkanhelden verwendet, um die ganze Sache jetzt fahren zu lassen: es wäre ein moralischer und politischer Selbstmord für jede russische Regierung.» Halten Sie das zusammen mit einigem, was ich über das Slawische Wohltätigkeitskomitee gesagt habe. Zuviel russischen Goldes wurde verwendet! Mitrofanoff fährt fort: «Man darf natürlich nicht die Bedeutung der panslavistischen Idee zu hoch anschlagen, aber sie existiert und lebt zweifellos, und die Slavophilen-Demonstrationen im Jahre 1913 auf den Straßen so vieler russischer Städte, wo sogar die oppositionellen Elemente sich beteiligten, geben einen prägnanten Ausdruck dafür.» Dann wird in diesem Briefe vom April 1914 zusammengefasst: «Noch einmal: der Drang nach Süden ist eine historische, politische und ökonomische Notwendigkeit, und der fremde Staat, der sich diesem Drange widersetzt, ist eo ipso ein feindlicher Staat. Inzwischen geht der Dreibund konsequent auf diesem Pfade des Krieges. In Österreich hält man auch den Drang nach Süden für eine historische Notwendigkeit, und die Österreicher haben von ihrem Standpunkte ebenso recht, wie von dem ihrigen die Russen. Die mächtige Habsburgische Monarchie hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert drei Richtungen, in welchen sie sich ausdehnen konnte: nach Italien, nach Deutschland und nach der Balkanhalbinsel. Nach dem Jahre 1866 ist nur noch der letzte Weg übrig geblieben; Bismarck hat wieder, diesmal vielleicht ohne es zu wollen, Österreich und Russland zum entscheidenden Kampfe gegeneinander gestellt, und indem er den Dreibund schloss, stellte er die Kräfte des Deutschen Reiches Österreich zur Verfügung. Österreich hat es natürlicherweise ausgenützt: überall und bei jeder Gelegenheit, wenn es sich um die Balkanen handelte, fanden die Russen Österreich auf ihrem Wege. Die Annexion von Bosnien und Herzegowina, welche in Russland einen tiefen Eindruck machte, war eigentlich nur eine Seite in dem dicken Buch der russisch-österreichischen Feindschaft. So groß war die Empörung, so deutlich trat die Gefahr heran, dass sogar die überaus friedliebende russische Regierung, trotz der noch zu dieser Zeit zerrütteten Finanzen, zum Kriege bereit war.» Er meint im Jahre 1908. «Aber der <Nibelunge> an der Spree hob drohend die gepanzerte Faust, und Russland, seiner Bundesgenossen nicht sicher, musste nachgeben. Im Jahre 1913 erschien die Verwirklichung der slavischrussischen Idee endlich ganz nahe: die Türken wurden aufs Haupt geschlagen, die siegreichen Südslaven drangen bis nach Saloniki und Konstantinopel; noch einen kleinen Ruck und die Sache war fertig.» Dieser Brief ist ganz interessant, denn er macht auf manches Merkwürdige aufmerksam. So zum Beispiel ereifert sich der Herr darüber: «Die Essener Werkstätten schickten der türkischen Artillerie ihre Kanonen, den Geschützen von Creuzot zwar nicht ebenbürtig, aber doch sehr gut gemacht; und was die Hauptsache ist, - deutsche Instruktoren drillten die Feldarmee der Osmanen.» . . . «Es ist den Russen jetzt klar geworden:» - April 1914 - «wenn alles so verbleibt, wie es jetzt ist, geht der Weg nach Konstantinopel durch Berlin. Wien ist eigentlich eine sekundäre Frage.» April 1914! Dann wird allerlei ausgeführt, was deutlich zeigt, dass in diesem Kopf etwas wie ein Traum von dem lebt, was in kurzer Zeit geschehen soll. Ob sich der betreffende Kopf das so nahe gedacht hat, ist eine andere Frage; aber der betreffende Kopf - selbstverständlich mit seinem Rumpf und Gliedmaßen - besuchte nun seinen Lehrer in Berlin. Da sprachen sie allerlei, und ich will von dem, was da gesprochen wurde, auch noch einiges anführen. Der Professor der Geschichte sagte: «Wenn Ihr uns nicht Konstantinopel lasst, ist der Krieg unvermeidlich.» Dabei wiederholte er immer: Selbstverständlich bleiben die Deutschen die von Gott eingesetzten Lehrer des russischen Volkes, und dass wir nur Frieden zu halten brauchen - dass die Deutschen nur Frieden zu halten brauchen - um durch geistige innere Überlegenheit zu erobern. Aber glaubet nicht, dass Ihr uns besiegen könntet. Ich besitze auf meinem Gute in Saratow ein Haus, das meine Vorfahren seit Hunderten von Jahren bewohnt haben; aber mit eigenen Händen würde ich es anzünden, ehe ich zuließe, dass deutsche Soldaten sich darin einquartierten. Warum der Krieg? Wir könnten uns doch ganz gut miteinander vertragen, indem wir Österreich mit ihm - Deutschland - teilten und Deutsch-Österreich zum Deutschen Reiche zögen, also der andere Teil von Österreich zu Russland käme! Das ist im Juni 1914! Man könnte in mancherlei Weise zeigen, wie sich die Gedankenformen in dem entsprechenden Milieu bilden. Mancherlei ist in der letzten Zeit geschehen, was Verwunderung erregen konnte. Was geschieht, geht zuweilen da, wo mehr autokratische Formen herrschen, von einzelnen Stellen aus, an andern Orten mehr von Volksströmungen. Man darf niemals generalisieren, denn da ist es so, an einer andern Stelle ist es anders. So könnte man zum Beispiel auch fragen: Worauf beruhte denn dieses eigentümliche, rätselhafte Vorgehen eines Staates wie Rumänien? Ich will hier nicht von dem, was den letzten Anstoß gegeben hat, sprechen, aber ich will von der Strömung sprechen. Allerdings nicht so, wie man es jetzt vielfach findet da, wo man «historisch» darstellt; denn diese Historie, die sich allmählich vom 19. ins 20. Jahrhundert herein gebildet hat, ist keinen Schuss Pulver wert. Eine wirkliche Historie muss symptomatisch vorgehen, muss die einzelnen Situationen zeigen, die von Blitzlichtern beleuchtet werden. Auf ein solches Blitzlicht möchte ich noch hinweisen. Die Kenner der Verhältnisse wissen, dass in Rumänien vieles rätselhaft war seit einiger Zeit; das hängt damit zusammen, dass man im ganzen Osten mit einer bestimmten Voraussetzung rechnete, die wie eine suggestive Vorstellung ungemein viele beherrschte. Ich will sie Ihnen nicht aus Eindrücken heraus charakterisieren, sondern Ihnen nur  Äußerungen mitteilen, die - ich will Ihnen nicht etwas Unbestimmtes erzählen - der Minister des Innern von 1913, Take Jonescu, zu einem Herrn Redlich gemacht hat. Er sagte ungefähr wörtlich, dass nach seiner Meinung die österreichisch-ungarische Monarchie nicht länger existieren werde als bis zum Tode Franz Josefs, und der müsse doch bald sterben. Dann würde es sich darum handeln, diese Monarchie in ihre einzelnen Stücke zu zerteilen. - Das war eine fest eingewurzelte Meinung, und dieser Meinung entsprechend hat man seine ganzen Gedanken nach einer bestimmten Richtung hin geordnet. Das war wiederum eine solche Suggestion, die weitverbreitet war. In einem von einem Russen geschriebenen Artikel wird die Frage aufgeworfen, was Russland jetzt noch von Frankreich haben könne, und es wird auseinandergesetzt, dass Russland eigentlich von Frankreich gar nicht mehr viel für seine eigentlichen Pläne haben könne, dass Russland das Opfer von Frankreich werden müsse, wenn die Dinge nicht anders werden. In diesem Artikel, welchen Fürst Kotschubey geschrieben hat, und der im Pariser «Correspondent» vom 26. Juni 1914 veröffentlicht worden ist - ich nehme nicht einen beliebigen Artikel, sondern den eines bekannten Mannes, der sich gründlich in das, was im Milieu lebte, eingewurzelt hatte - , wirft der Verfasser auch die Frage auf, ob es nicht vielleicht für Russland besser gewesen wäre, nicht mehr auf das französische Bündnis zu bauen, sondern sich wieder an Deutschland anzuhängen. Diese Möglichkeit erörtert der Fürst Kotschubey. Aber es war, sagt er, unausführbar wegen des französisch-russischen Bündnisses, welches Russland zum ständigen Gegner Deutschlands, seines mächtigen Westnachbarn, machte. - In diesem Kopfe spiegelt sich also die Sache so, dass Russland zum Gegner Deutschlands gemacht wird durch den Druck des französischen Bündnisses, wodurch für Russland die Alternative entstand, entweder seinem Bunde mit Frankreich zugunsten einer Annäherung an Deutschland zu entsagen, oder seinen Plan der östlichen Ausbreitung, nach Asien, fallen zu lassen. Und dann sagt er weiter: «Aber welches auch die Überraschungen sein mögen, die uns diese Zukunft aufbewahrt, das eine ist schon jetzt gewiss, dass die Triple-Entente nur dann eine wirkliche politische Verbindung sein würde, wenn Frankreich den dreijährigen Militärdienst durchsetzte und England die allgemeine Wehrpflicht einführte.» Juni 1914! So wird von diesem Fürsten die Triple-Alliance, die sich allmählich gebildet hatte, angesehen; denn mit dem französischen Bündnis allein, meint er, ginge es nicht mehr. Wohl müssten die Franzosen recht stark sein, aber das genüge noch nicht: England muss die allgemeine Wehrpflicht einführen! Sie sehen, der Gedanke ist so umspannend, dass zu seiner Verwirklichung vor Kriegsausbruch keine Zeit mehr war; aber die allgemeine Wehrpflicht in England ist doch eingeführt worden. Will man die realen Verhältnisse in der Welt verstehen, so genügt es nicht, beliebig das oder jenes herauszugreifen, sondern man entwickelt den Willen, auf das hinzuschauen, auf was es ankommt. Ein Mensch kann ja etwas viel Wichtigeres sagen als hundert andere, die wie die Blinden von der Farbe reden und nur nachsprechen, und deren Worte keine Wirkung haben. Ich versuchte Ihnen also zunächst auf der einen Seite darzustellen, wie sich konkrete Milieus bilden, auf der andern Seite wenigstens ein paar Beispiele anzuführen, welche zeigen, wie die Menschen in die Milieus hineingestellt sind, und wie man dieses Milieu kennenlernen muss, wenn man Gedanken verstehen will, die da oder dort geäußert werden. Es ist schon notwendig, sich wenigstens einmal gründlich mit der Forderung zu durchdringen, die an das Leben gestellt werden muss, so wie es sich heute entwickelt: nicht den Enthusiasmus der Unaufmerksamkeit auszubilden, sondern gewissermaßen den Enthusiasmus der Aufmerksamkeit." 

Strömung des alten Slawentums mit befreiender Wirkung aber zu gleicher Zeit vernichtend für den Russizismus, bzw. das Russentum der rechtsradikalen Panslawisten, die sich auf das Testament Peters des Großen berufen und den Slawismus durch den Russizismus vernichten wollen: "Erinnern wir uns an das, was gestern über die slawische Welt, über das slawische Gemüt gesagt worden ist. Durch das Testament Peters des Großen, das etwa im Jahre 1813, vielleicht auch etwas früher, auftrat und mit Grund so verbreitet wird, als wenn es von Peter dem Großen selber herrührte, wird gewissermaßen eine naturgemäße Strömung wie die slawische Gemütsströmung ergriffen, um sie suggestiv zu lenken und zu leiten. Wohin leiten? In die Bahnen des Russizismus, so, dass das alte Slawentum gewissermaßen als Träger der russischen Staatsidee erscheint! Weil das so ist, muss auch voll unterschieden werden zwischen dem Geistigen des Slawentums, dem, was als Strömung des alten Slawentums existiert, und demjenigen, was wie ein äußeres Gefäß sich herrichten möchte, um dieses ganze Slawentum aufzunehmen: der Russizismus, das Russentum. Man muss nun nicht vergessen, dass eine große Anzahl von slawischen Volksstämmen, Volksstammesteilen wenigstens, innerhalb des Rahmens der österreichisch-ungarischen Monarchie leben. Die österreichisch- ungarische Monarchie hat ja - lassen Sie mich die Finger zu Hilfe nehmen, um zu zählen - Deutsche, Tschechen, Slawonen, Slowaken, Serbokroaten, Kroaten, Polen, Rumänen, Ruthenen, Magyaren, Italiener und Serben innerhalb ihrer Grenzen wohnen. Sie sehen, viel mehr Völkerschaften als die Schweiz. Das, was da lebt, kann nur derjenige erkennen, der einmal innerhalb dieser Völkerschaften längere Zeit wirklich mit den Ereignissen mitgelebt und die verschiedenen Strömungen verstanden hat, die innerhalb dessen, was Österreich-Ungarn genannt wird, wirksam waren. Insofern es sich um das Slawische handelt, so ist in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine durch alles hindurchgehende Bestrebung die gewesen, die Möglichkeit zu finden, wie die verschiedenen slawischen Völkerschaften in Frieden und in Freiheit miteinander leben können. Die ganze Geschichte Österreich- Ungarns in den letzten Jahrzehnten, mit all den scharfen Kämpfen, ist nur zu verstehen, wenn man sie fasst als Versuch, das Prinzip der Individualisierung der einzelnen Stämme zu verwirklichen. Diese ist natürlich schwierig, weil ja die Leute nicht so bequem nebeneinander leben, sondern vielfach ineinandergeschachtelt sind. Unter den Deutschen Österreichs gibt es sehr viele, welche auch das Heil der Deutschen gerade darin sehen, die einzelnen Slawenstämme in Österreich möglichst zu individualisieren, das heißt, eine Form zu suchen, wie sie selbständig und frei sich individuell entwickeln können. dass solche Dinge nicht schnell gefunden werden können, ist selbstverständliches braucht Zeit; aber es ist immerhin eine solche Bewegung durchaus vorhanden. Wir haben sodann neben diesen innerhalb des Rahmens von Österreich- Ungarn vereinigten Slawenstämmen die Balkanslawen, welche lange Zeit unter türkischer Herrschaft waren, die sie jedoch in den  letzten Jahrzehnten abgestreift haben, um einzelne Staaten zu begründen: Bulgarien, Serbien, Montenegro und so weiter. Was sich außer diesen als das im Geistesleben am weitesten vorgeschrittene polnischslawische Volk findet, ist schon gestern von mir erwähnt worden. Ich will Sie jetzt nur auf die wichtigsten Verteilungen aufmerksam machen, denn ich kann diese Dinge auch nur nach und nach entwickeln. In all diesen slawischen Völkern und Volksstämmen lebt dasjenige, was ich gestern als das einheitliche elementarische völkische Element bezeichnet habe, und was eben eine Vorbereitung für die Zukunft ist. Warum war, zunächst äußerlich angesehen, jener Franz Ferdinand von einer gewissen Bedeutung? Darum, weil er mit seinem Wesen, durch seine ganzen Neigungen - das Äußere müssen Sie aber symbolisch auffassen für etwas, was innerlich lebte - der äußere Ausdruck für gewisse Strömungen war. In seinem Wesen lebte etwas, was, sobald es sich nur hätte ganz befreien können, der individuellen Entwickelung des Slawentums außerordentlich verständnisvoll entgegenkam. Man kann ihn geradezu einen intensiven Freund des Slawentums nennen, und er hatte Verständnis - vielleicht müsste ich sagen: dasjenige, was in ihm lebte, was ihm selber nicht voll bewußt war, hatte Verständnis dafür, was für Formen das Zusammenleben der Slawen annehmen muss, wenn sie sich individuell entwickeln sollen. Man muss nun ins Auge fassen, dass das Karma es so gefügt hat, dass der Gang dieses Karmas ein höchst eigentümlicher ist. Man darf nicht vergessen: es war einmal ein Thronfolger da, Erzherzog Rudolf, auf den große Hoffnungen gesetzt waren, insbesondere nach jener Richtung, in welcher viele liberale und freigeistige Menschen der Gegenwart denken. Es war denjenigen, welche die Verhältnisse und den Menschen kannten, klar, dass durch seine Seele etwas wirkte, was Übertragung dessen, was ich gestern englisches politisches Denken, englische Gedankenformen für die Art und Weise, Staaten zu verwalten, genannt habe, auf österreichische Verhältnisse gebracht hätte. Das erwartete man von ihm, dem waren auch seine Neigungen zugetan. Aber Sie wissen, wie das Karma gewirkt hat, und wie das, was da hätte geschehen sollen, verunmöglicht worden ist. Nun war das andere möglich, dass ein sich in ganz anderer Richtung bewegender Mann bedeutsam werden konnte. Und da ist es wirklich nicht ohne Bedeutung, wenn darauf aufmerksam gemacht wird: «Hier hatte er es nur versprechen können, sein Leben war nur eine Voranzeige; jetzt erst kann es sich begeben. Ich habe ihn mir nie als einen konstitutionellen Monarchen denken können, mit Parlamentarismus und dem ganzen Humbug.» So aber hätte man sich gerade den andern denken müssen! Sie sehen, das Karma ist an der Arbeit, und wir müssen dieses Karma so an der Arbeit erblicken, um zu noch höheren Höhen des Verständnisses aufsteigen zu können. Das, was hätte eingerichtet werden sollen und können - jetzt nicht nach dem Willen dieser oder jener Menschen, sondern nach den Intentionen der Weltenevolution -, was hätte eingeleitet werden können durch diese, das Slawentum mit Verständnis beobachtende Seele - ich will jetzt vorläufig nur abstrakt charakterisieren - das wäre wirklich gerade für das Slawentum von befreiender Wirkung gewesen. Aber es wäre zu gleicher Zeit vernichtend gewesen für dasjenige, was der Russizismus mit dem Slawentum will. Denn der Russizismus will das Slawentum in seinen Rahmen fassen und es als sein Werkzeug benützen. Er will es fassen in das Testament Peters des Großen. Wie schnell solche Dinge sich verwirklichen, das hängt natürlich von mancherlei Nebenströmungen und Nebenumständen ab. Aber wichtig ist, einen richtigen Blick zu haben für das, was sich nach einer bestimmten Richtung hin anbahnt. Es ist daher selbstverständlich, dass ein Verständnis für dasjenige, was sich da eigentlich wob, nur diejenigen haben konnten, welche das Slawentum etwas tiefer betrachteten, und dass den gesunden Bestrebungen entgegengearbeitet werden musste von jenen, die eigentlich den Slawismus durch den Russizismus vernichten wollen. Besonders heikel, besonders penibel werden die Dinge, wenn sie in Strömungen hineingreifen und mit Mitteln rechnen, die eben mit denen der okkulten Strömungen zusammenhängen, und solche Gesellschaften gibt es weit über die Erde hin. Manche sind tiefere Gesellschaften, wie diejenigen, die wir morgen noch kennenlernen wollen. Manche sind nur berührt, aber trotzdem sie nur berührt sind, müssen sie, gerade weil sie berührt sind, immerhin schon als Gefäße aufgefasst werden, durch welche okkulte Strömungen hindurchgehen. Und die Gesellschaft, deren Auflösung nach dem Tode des Erzherzogs Franz Ferdinand verlangt wurde, die serbische «Narodna Odbrana», war die genaue Fortsetzung einer früheren ganz okkultistischen Gesellschaft, die nur ein wenig ihre Methode geändert hatte. Ich will eben nur Tatsachen erzählen. Damit haben Sie eine Berührung gegeben zwischen politischen Bestrebungen und einer okkulten Gesellschaft, die ihr Aktionszentrum zwar in Serbien hatte, ihre Fäden aber überallhin erstreckte, wo es Slawen gab, und die mit den mannigfaltigsten andern Gesellschaften im Zusammenhang stand, vor allen Dingen aber einen inneren Zusammenhang hatte mit westlichen Gesellschaften. Daher kann man in einer solchen Gesellschaft Dinge lehren, die zusammenhängen mit den okkultistischen Wirkungen, die durch die Welt gehen. Warum müssen wir so mancherlei Umwege machen, um auch nur einigermaßen zu einem Verständnis dessen zu kommen, was wir eigentlich verstehen müssen? Wundern Sie sich nicht, dass so mancherlei Umwege gemacht werden müssen, denn gar leicht entsteht ein oberflächliches Urteilen, wenn man Einsichten anwenden will auf unmittelbare Vorgänge, in denen man mit Sympathien und Antipathien darinsteckt; gar leicht entstehen da falsche Vorstellungen und Missverständnisse. Denn wie geschieht es einem oft? Man hat seine Sympathien und Antipathien, zu denen selbstverständlich jeder sein gutes Recht hat, in der Seele; aber man hat oftmals Grund, sich diese nicht einzugestehen, sondern sich, ich will nicht gerade sagen etwas vorzumachen, aber sich in die Autosuggestion zu versetzen, man urteile objektiv. Würde man sich ruhig gestehen: Ich habe diese oder jene Sympathien, so würde man die Wahrheit eingestehen; aber indem man «objektiv» urteilen will, gesteht man sich nicht die Wahrheit, sondern betäubt sich gewissermaßen über die Wahrheit hinweg."

Suggestionierung des slawischen Gemütes mit Hilfe des Testamentes Peters des Große; geistiges Chaos auf dem Balkan nicht zuletzt durch Russizismus und mohammedanische Südslawen: "Während dieser aus der slawischen Kraft des Balkan heraus ohne Hilfe Österreichs und Russlands eine Balkanföderation schaffen wollte, handelte es sich für diejenigen, zu deren Führern unter anderen Jovan Ristitsch gehörte, darum, unter allen Umständen Serbien in den Dienst desjenigen zu stellen, was von Russland ausgeht, um durch Suggestionierung des slawischen Gemütes mit Hilfe des Testamentes Peters des Großen einen Rahmen zu schaffen für den Russizismus. Von diesem letzteren, von der Omladina beeinflussten Elemente, wurde damals die Parole ausgegeben, es müsse eine Bewegung in die Welt gesetzt werden, um den Bestrebungen Michaels entgegenzuwirken, und Russland müsse unter allen Umständen für Serbien dieselbe Rolle spielen, die Frankreich bei der Schöpfung des neuen Italiens für Piemont gespielt hatte. So wie Frankreich seine Dienste geleistet hatte, um Piemont in das moderne Italien überzuleiten, so sollte Russland Serbien dienen, damit Serbien auf dem Balkan auf der andern Seite des Adriatischen Meeres etwas würde, aber nur unter der Führung desjenigen, was einbezogen werden sollte in die geheimnisvollen Impulse des Testamentes Peters des Großen. Nun gibt es im ganzen etwa sechs Millionen Serben. Davon leben nur dreieinhalb Millionen in Serbien und Montenegro; zweieinhalb Millionen sind in früheren Zeiten nach Österreich eingewandert. Alles dies ist umringt und durchsetzt von vier Millionen katholischer und einer halben Million mohammedanischer Südslawen. Sie werden einsehen, dass da Kollisionen herauskommen müssen. Machen Sie sich eine Vorstellung davon, was da an geistigem Chaos ineinanderlebt, und was es heißt, in dieses Chaos hinein eine bestimmte Bewegung zu leiten, wie die der Omladina es war. Da kann man verschiedenes machen, wenn man die Dinge in der richtigen Weise benützt. Und diejenigen, welche mit solchen Mitteln arbeiten, wie es bei der Omladina der Fall war, die stellen immer die eine Strömung gegen die andere, so dass sich etwas daraus ergibt. So kam es, dass Michael Obrenowitsch eine furchtbare Gegnerschaft fand und dass diese Gegnerschaft eine Möglichkeit erlangte, wirksam gegen ihn zu arbeiten, indem man außerhalb Serbiens, in Ungarn, eine gegnerische Bewegung mit gegnerischer Presse organisierte. Wenn Sie verstehen, dass die Omladina nicht bloß in Serbien war, sondern Verbindungen in allen Staaten Mitteleuropas hatte, so werden Sie begreifen, dass man selbstverständlich, wenn es einmal nötig war, die Omladina in Serbien schweigen lassen und statt dessen allerlei von außen her organisieren konnte. Dadurch hielt man sich die Möglichkeit offen, im Fall, dass die Sache irgendwie ruchbar wurde, zu sagen: Der fremde Staat hat das organisiert. - Diese Möglichkeit musste man sich immer offenhalten. Zu alldem kam, dass Michael Obrenowitsch beim Volke sehr beliebt war, und dass das wirklich eine elementare Liebe war. Das ist auch eine okkulte Kraft. Dieser Liebe des Volkes musste man schon entweder eine gleiche Liebe entgegensetzen - das konnte man aber natürlich nicht so ohne weiteres - oder aber etwas, das revolutionierte. So kam es, dass in die verschiedenen mit der Omladina zusammenhängenden Bestrebungen die dynastische Gegnerschaft der Obrenowitsch und der Karageorgewitsch hineinwirkte. Die Karageorgewitsch saßen in Genf, hatten in den verschiedensten Gegenden Europas Schulden und strebten den serbischen Thron für sich an. Sie hatten Gelegenheit, mit den verschiedensten Gesellschaften Europas, deren es ja zahlreiche gibt, und mit den in diesen Gesellschaften wirkenden Impulsen bekanntzuwerden. Durch ein gewisses Hand-in-Hand-Arbeiten, namentlich wenn man solche Mittel zur Verfügung hat, wie ich sie angedeutet habe, kann man verschiedenes machen. Man richtet dann die Verhältnisse so ein, dass man von verschiedenen Orten aus, die in verschiedenen Staaten liegen müssen, das Verschiedenste bewirken kann. So richtete sich der Alexander Karageorgewitsch eine Vermögensverwaltung ein in Szegedin in Ungarn. Dieser Vermögensverwalter, der war, nun ja, ein Bankier. Zu verwalten hatte er nichts Besonderes, aber er hat eines Tages eine Anzahl Sträflinge beeinflusst - man macht das mit Sträflingen oder ähnlichen Elementen -, und diese Sträflinge haben am 10. Juni 1868 den Michael ermordet. Das war die erste Etappe, um in einer gewissen Richtung weiterzukommen. Am 10. Juni 1868 wurde also Michael Obrenowitsch ermordet. Der einzige männliche Nachfolger des Michael, ein Neffe, war ein sehr armer Kerl, außerdem fast noch ein Knabe, und aller Einfluss kam nun in die Hände des vorhin genannten Jovan Ristitsch, der so recht der Typus einer gewissen Art von Politikern war, ein großer Politiker von einem gewissen Gesichtspunkt aus. Da Ristitsch all die Dinge auch in seinen Werken vertreten hat, so kann den äußeren Wegen, auf denen er seine inneren Absichten ausführen wollte, nachgegangen werden. Vor allen Dingen stellte er als obersten Grundsatz auf, dass Serbien stets nur den Impulsen Russlands zu folgen hätte, dass dies aber nicht immer offen zu geschehen brauche. Wenn den russischen Impulsen dadurch besser gedient wäre, dass man einige Konzessionen macht und freundnachbarliche Ausgleiche sucht zur habsburgischen Monarchie, so solle man ruhig auch einmal dies oder jenes zusammen mit Österreich gegen Russland unternehmen. Denn es handelte sich darum, in Wirklichkeit alles im Dienste Russlands zu tun. Um dies zu tun, musste man eben zum Schein zuweilen mit den andern gehen. Das war für ihn oberster Grundsatz. Es war Ristitsch nun vor allem darum zu tun, sich festzusetzen und Anhängerschaft zu gewinnen. Das war schwer, denn den Milan Obrenowitsch liebten die Serben nicht, und es durfte natürlich niemand die geheimen Fäden auch nur ahnen, durch welche Ristitsch selber mit der Ermordung des Michael Obrenowitsch zusammenhing. Man kann solchen Dingen sehr ferne stehen und ihnen doch nahe stehen. Man muss dann die Fäden verwischen. Das konnte er dadurch, dass er es auf eine gewisse Weise erreichte, dass in Serbien verbreitet wurde, der Mord an Michael Obrenowitsch sei in Ungarn angezettelt worden, sei eigentlich von den Magyaren verschuldet. Das wurde ihm auch in den Kreisen, auf die es ankam, durchaus geglaubt. Nun lief in die Strömung, auf die ich hier hinweise, noch eine andere hinein, die von zehn Menschen im Jahre 1880 gegründet worden ist. Sie sollte im Einklänge mit andern europäischen Strömungen wirken und wurde daher in Zürich gegründet. Einer der zehn hat das Programm dieser «Brüderschaft der Zehn», zu der auch Nikola Paschitsch gehörte, entworfen. In diesem Programm heißt es: «Die Vereinigung aller Serben setzt die Zertrümmerung der Türkei und die Zertrümmerung Österreich-Ungarns, die Beseitigung der Staatlichkeit Montenegros und Volksfreiheit in Serbien voraus.» Das war also ein ganz bestimmtes Programm dieser Zehn, das 1880 ausgearbeitet worden ist. Es handelte sich dann darum, dieses Programm immer mehr und mehr in die radikale Strömung des Ristitsch hineinzuarbeiten, der ja nun die richtige Persönlichkeit an der richtigen Stelle war: mit dem minderjährigen Milan war eben er, Ristitsch, der Machthaber. Das ging also sehr gut zusammen. Für gewisse Strömungen handelt es sich immer darum, den richtigen Mann an der richtigen Stelle zu gewinnen, um durch ihn das Mannigfaltigste zu erreichen. Der Universitätsprofessor Jovan Skerlitsch, der auch mit dieser radikalen Richtung in Verbindung stand, schrieb zum Beispiel: «Die Freiheit des serbischen Volkes und die Existenz Österreich-Ungarns schließen sich aus.» Ich will nur Tatsachen erzählen, durchaus nicht bestreiten, dass für einen Serben, von seinem Standpunkte aus, ein solches Programm durchaus möglich ist. Als dann Milan Obrenowitsch volljährig wurde, brachten es die Umstände mit sich, dass er sich von dieser radikalen Strömung freimachen wollte. Er wollte serbischen Patriotismus treiben, aber im Einverständnisse mit Österreich-Ungarn. Nun wirkten in der Folgezeit immer ineinander auf der einen Seite die zwar schwachen, aber doch vorhandenen Impulse, die von Milan Obrenowitsch ausgingen, und auf der andern Seite alles das, was zusammenhing mit der Prätendentschaft der Karageorgewitsch. Merkwürdig ist, dass zur Krönung Alexanders III. von Russland niemand von der Dynastie der Obrenowitsch eingeladen wurde, dagegen Peter Karageorgewitsch, der Prätendent, der später auf den serbischen Thron kam. Noch intimer sollten die Bande zwischen Russland und dem Balkan dadurch geknüpft werden, dass man zu gegebener Zeit Peter Karageorgewitsch mit der ältesten Tochter des Nikita von Montenegro verheiratete, was diesem gar nicht besonders angenehm war, weil er selber gern nach den Obrenowitsch den serbischen Thron bestiegen hätte. Man gab aber von russischer Seite eine Million als Mitgift, die selbstverständlich der alte Nikita einsteckte; für solche Künste hatte er ja einiges Verständnis. Mit der äußeren Geschichte will ich Sie hier nicht weiter behelligen, nur erwähnen - in diese Zeit fällt der unglückliche Krieg Serbiens gegen Bulgarien - , dass, nachdem Serbien diesen Krieg verloren hatte, nur das entschiedene Eintreten Österreich-Ungarns für Serbien bewirkte, dass dieses seinen Gebietsstand bewahren konnte. Das alles war aber für die Partei der Omladma gleichgültig; für die handelte es sich nur darum, die Strömung zu unterstützen, welche den Slawismus in den Russizismus einzufangen hatte. Diese Partei konnte gut arbeiten. Serben, nicht Ausländer, haben eine merkwürdige Statistik aufgestellt, welche allerdings «Statistik» ist, man kann ruhig vieles abziehen; aber, selbst wenn nur die Hälfte davon wahr ist, so ist es noch bezeichnend genug. Es wird behauptet, dass diese radikale Partei der Omladinisten von 1883 bis 1887 sich sehr stark ausbreiten konnte, weil sie in dieser Zeit dreihundertvierundsechzig politische Morde beging, um diejenigen, die nicht da zu sein hatten auf dem physischen Plan, wenn diese Partei sich weiter ausbreiten sollte, nicht als Störenfriede zu haben. Wie gesagt, das ist nicht von Auswärtigen angegeben, sondern von Serben selber: dreihundertvierundsechzig politische Morde von 1883 bis 1887! "Wenn auch nur die Hälfte wahr ist, so ist es immerhin genug. Einen weiteren großen Aufschwung nahm diese Partei in den neunziger Jahren. Es gab einen mächtigen Ruck, nachdem man schon lange systematisch gearbeitet hatte, als eines Tages in den neunziger Jahren sämtliche serbischen Städte im Fahnenschmuck prangten. Dies erregte in Österreich großes Aufsehen. Was war geschehen? Es war der Tag, an dem das Bündnis zwischen Russland und Frankreich perfekt geworden war! In der gleichen Woche waren hinter dem Rücken der Dynastie Obrenowitsch hunderttausend Gewehre in Frankreich für die radikale Partei bestellt worden. Es war die gleiche Zeit, in der eine Persönlichkeit auf den Plan trat, durch die vieles hindurchwirkte, für deren Stellung man aber außerordentlich schwer die Zustimmung der maßgebenden Kreise erhalten konnte. Diese Persönlichkeit war von Rußland aus für bestimmte Zwecke ins Auge gefaßt. Die Partei, die die Omladina fortsetzte, genierte sich jedoch, gerade eine solche Persönlichkeit in einer solchen Stellung zu einem bedeutsamen Instrument zu machen. Das war den Serben denn doch zuviel. Es handelt sich um Draga Maschin, welche Alexander Obrenowitsch 1886 zunächst zu seiner Maitresse erheben durfte. Dazumal betrat also diese Persönlichkeit den Plan der Ereignisse, und ein Freund der Dynastie Obrenowitsch, Viadan Georgewitsch, hat ein sehr bedeutsames, schönes Buch geschrieben, aus dem man viel lernen kann: «Das Ende der Obrenowitsch.» Ich empfehle Ihnen besonders das eine Kapitel in diesem Buche, in dem Sie sehen, wenn es auch nur von Georgewitsch sozusagen unbewußt vorsichtig angedeutet ist, wie sonderbar die Fäden der Weltgeschichte gehen. Georgewitsch erzählt da von dem eigentümlichen Besuche, den er bei Draga Maschin hat machen müssen, da sie ja eine wichtige Persönlichkeit war, und er weist darauf hin, wie der Zauber, den sie wirklich auf diejenigen ausübte, auf die sie Zauber auszuüben hatte, ausging von einer ganz bestimmten Parfümmischung, die jedenfalls in der entsprechenden Weise auf die Individualität der zu suggestionierenden Persönlichkeit abgestimmt war. Sie werden manchen, auch im okkultistischen Sinn wichtigen Wink für das Gebiet der niederen Zauberkünste bekommen, wenn Sie die umschleierte Darstellung von Viadan Georgewitsch in diesem Kapitel seines dicken Buches mit Verständnis lesen. Sie werden erstaunt sein, wieviel dadurch erreicht werden kann, dass diejenigen, die etwas erreichen wollen, im Hintergrund bleiben und das, was zunächst zu geschehen hat, den Verführungskünsten einer Frau überlassen wird, welche die Kunst der Parfümmischung beherrscht. Diese hat ja schon im 17. Jahrhundert an mancherlei Höfen eine große Rolle in der Politik gespielt, und man kann eigentlich die Geschichte gewisser Zeiten nicht wirklich schreiben, wenn man nicht gleichzeitig auch Fachmann ist in der Kenntnis gewisser Parfümwirkungen in der Geschichte gewisser Zeiten und gewisser Perioden. Dann kam ein Ereignis, das immerhin einiges Licht warf auf sonderbare karmische Zusammenhänge. Die Partei, die ich Ihnen charakterisiert habe, arbeitete weiter. Man brachte es dahin, dass endlich wiederum durch eine solche Anzettelung, wie wir sie schon charakterisiert haben, ein Attentatsversuch gegen den längst zurückgetretenen Milan stattfand, der aber noch immer eine Rolle spielte, und mit dem man namentlich allerlei Rollen spielte. Dazumal wurde Nikola Paschitsch - Sie kennen den Namen - auch mit zum Tode verurteilt. Seine Rettung verdankte er damals nur der Tatsache, dass Kaiser Franz Josef Einspruch gegen seine Hinrichtung erhob. Sie wissen, Paschitsch ist der Name jenes Mannes, der beim Kriegsausbruch serbischer Ministerpräsident war. Bei allen diesen Dingen handelte es sich um etwas, was notwendig geworden war. Denken Sie, dass man dasjenige, was man erreichen wollte, nicht erreichen konnte,wenn die Obrenowitsch geblieben wären. Es musste also unter russischer Protektion Karageorgewitsch auf den Thron kommen. Nun stand aber Draga Maschin, die mittlerweile den Alexander geheiratet hatte, auch unter russischer Protektion. Draga Maschin war jedoch mittlerweile der radikalen Partei höchst unbequem geworden, sie wurde als eine Schande empfunden. Aber alles das war etwas, mit dem man durchaus rechnete, denn von der Seite, die sie herangebracht hatte, handelte es sich nicht etwa darum, just diese angenehme Persönlichkeit mit den Parfümkünsten auf den Thron von Serbien zu bringen, sondern darum, die Dynastie Obrenowitsch in ihrem Repräsentanten, Alexander, unmöglich zu machen. Man musste sie daher erst lächerlich, unmöglich machen, man musste die Draga Maschin zur Königin gemacht haben, um sie nachher umbringen zu können. Es handelte sich eben darum, gerade denen zu dienen, denen Draga Maschin äußerlich höchst unbequem war, aber um sie dann  wegzubekommen, musste man die ganze Komödie einleiten, und die Draga musste sie spielen. Auf die Einzelheiten, die bis zur Vorspiegelung guter Hoffnung auf einen künftigen Thronfolger ging, der niemals im Anzüge war, will ich nicht weiter eingehen. Nur darauf will ich hinweisen, dass ganz sonderbare Persönlichkeiten aufgegriffen wurden, die Verbindungen herzustellen hatten zwischen Genf, wo sich die Karageorgewitsch aufhielten, und dem Balkan, und auch noch verschiedene weitere Verbindungen. Peter Karageorgewitsch hatte die Weisung bekommen, sich still in Genf zu halten und sich nicht zu rühren. Dagegen waren eine ganze Reihe von Unterhändlern an die verschiedensten Orte verteilt, welche im Sinne von Russland die ganze Aktion zu leiten, der ganzen Aktion ein Gesicht zu geben hatten. Ich möchte Sie hier an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass den Persönlichkeiten, die irgend etwas in diesen Zusammenhängen tun, oft keine besondere Bedeutung beizumessen ist. So gab es zum Beispiel in diesem Falle einen wichtigen Unterhändler, einen Montenegriner, der eine große Rolle spielte bei den gemeinsamen Unternehmungen Rußlands und der Karageorgewitsch. Dem kam es aber gar nicht darauf an, der radikalen serbischen Partei oder sonst irgend jemandem zu dienen. Das hat er später dadurch namentlich gezeigt, dass er die zahlreichen Briefe, die er in dieser verhängnisvollen Sache mit Peter Karageorgewitsch gewechselt hat, 1907 in Wien zum Kauf anbot. So musste der gute Karageorgewitsch selber hundertfünfzigtausend Franken schwitzen, um diese Briefe wieder zurückzukaufen. Ich will auf diese Dinge nur leicht hindeuten, aber wenn einmal die Geschichte geschrieben werden wird - und sie wird einmal geschrieben werden - von dem, was sich dazumal in Wien im Restaurant Hopfner, am 22. Januar 1903 in Linz, im April in Mödling im Hotel Biegler abgespielt hat, wenn man einmal erfahren wird, wie jenes Dokument zustande gekommen ist, durch welches Karageorgewitsch sich verpflichtete, nichts gegen die Mörder von Alexander Obrenowitsch und Draga Maschin zu unternehmen, wenn er auf den Thron kommen sollte, dann wird das ein Kapitel sein, das auf vieles Licht werfen wird. Namentlich wird das wichtig sein, was am 22. Januar 1903 in Linz von Peter Karageorgewitsch unterschrieben worden ist, und die Besprechung, die einige im Dienste dieser Sache stehende Offiziere im Gasthause Kolaratz in Belgrad hatten. Nach all diesen Präliminarien wurde im Juli 1903 der in der Welt in anderer Weise bekanntgewordene Mord in Belgrad durchgeführt. Bei diesem Morde spielte eine wichtige Rolle ein gewisser Leutnant Voja Tankosic. Es ist nicht bedeutungslos, dass dazumal der Anführer einer der Gruppen, welche verteilt waren, um die verschiedenen Anhänger des Alexander Obrenowitsch und der Draga Maschin zu ermorden, Leutnant Voja Tankosic war; denn Sie wissen vielleicht, dass nach den von Österreich aus gemachten Erhebungen sich unter den Persönlichkeiten, von denen der Mord am Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajewo organisiert worden ist, ein gewisser Major Tankosic genannt wurde. Es ist derselbe Voja Tankosic, der mittlerweile zum Major befördert worden war, der seinerzeit die Aufgabe hatte, die beiden Brüder Lunjevitza, die Brüder der Draga Maschin, zu ermorden, und dann, nachdem er mittlerweile zum Major avanciert war, die Rolle, die ja in der Welt bekanntgeworden ist, bei der Ermordung des Franz Ferdinand zu spielen. Es ist wichtig, dergestalt an realen Objekten die Zusammenhänge zu sehen und darauf hinzuweisen, wie das eine in dem Folgenden weiter fortwirkt. Nun war also die Dynastie der Obrenowitsch weggeräumt und es handelte sich darum, wie Karageorgewitsch auf den serbischen Thron gebracht werden sollte. Paschitsch zum Beispiel war noch nicht so weit, wenn er auch in allem darin steckte, sogleich damit einverstanden zu sein, dass Karageorgewitsch auf den Thron stieg, Paschitsch wollte dazumal einen Engländer auf den serbischen Thron befördern. Aber selbst im Osten Europas war man nicht überall derselben Meinung. So kann zum Beispiel historisch nachgewiesen werden, dass nach Bekanntwerden der Ermordung des letzten Obrenowitsch die Großfürstin Militza sich vernehmen ließ: Trinken wir auf das Wohl des Königs Nikita von Serbien. - Es bestand also in diesen Kreisen auch die Tendenz, den Nikita von Montenegro auf den serbischen Thron zu bringen. Als es aber zur Entscheidung kam, erschien der damalige russische Geschäftsträger in Belgrad, Tscharikoff, und erklärte wörtlich: Ich bin gekommen, um mitzuteilen, dass meine Regierung nur dann einverstanden sein wird, wenn bei der morgigen Königswahl Prinz Karageorgewitsch einstimmig zum König von Serbien gewählt wird. Ich habe Sie nun auf eine Reihe von Tatsachen hingewiesen, welche Ihnen zeigen sollen, wie Dinge wirken, wenn sie in gewisse Bäche geleitet werden. Man muss schon eine konkrete Vorstellung von dem haben, was in der Welt geschieht. Nun, ich will, ich möchte sagen, symptomatisch vorgehen. Es können sich ja die Dinge dann erst zu einem Bilde vereinigen und uns einen Aufstieg zu den Grundwahrheiten der Sache ergeben, wenn wir auf mancherlei eingehen. Bei alledem muss ich immer wieder betonen: Standpunkte kann man haben, und jeden Standpunkt kann man begreifen; aber man muss sich bewusst sein, man hat dann eben diesen oder jenen Standpunkt zu haben, und nicht so tun, als ob man von einem höheren Forum aus urteile." [41]

Dante und Carducci, der große Dante-Kenner: "Hinter Carducci, und aus diesem besondren Grunde führe ich ihn an, steht nun auch das, was man in Italien «Massonieri» nennt, und was mit all den okkulten Verbrüderungen zusammenhängt, auf die ich Sie aufmerksam gemacht habe. Carduccis theoretische Auseinandersetzungen über reale Dinge des Lebens sind daher bis zu einem gewissen Grade von einer solchen tieferen Erkenntnis getragen. Ich will nicht behaupten, dass er diese tiefere Erkenntnis überall auf den Markt gestellt hätte, oder dass er irgendwie Okkultist gewesen wäre; aber in dem, was er sagt, steckt doch manches, was auf allerlei geheimnisvollen Kanälen zu ihm gekommen ist. Nun sagt Carducci: In Dante wirken drei Elemente zusammen, und nur durch das Zusammenwirken dieser drei Elemente konnte Dantes Wesenheit das werden, was sie war. Erstens durch gewisse Glieder seiner Abstammung ein altetruskisches Element. Von diesem habe Dante dasjenige erhalten, was ihm die übersinnlichen Welten erschlossen hat, dadurch konnte er in so tiefer Weise über die übersinnlichen Welten sprechen. Zweitens liege in ihm das romanische Element, welches ihn das rechte Verhältnis gewinnen lässt zu dem Leben des Tages und das Ausgehen von gewissen Rechtsbegriffen. Und als drittes, sagt Carducci, liegt in Dante das germanische Element. Von diesem hat er die Kühnheit und Frische der Anschauung, einen gewissen Freimut und festes Eintreten für dasjenige, was er sich vorgesetzt hat. Aus diesen drei Elementen setzt Carducci das Seelenleben Dantes zusammen. Das erste weist uns hin auf Altkeltisches, das ihn irgendwie durchblutet und ihn zurückführt in den dritten nachatlantischen Zeitraum, denn das Keltische im Norden führt zurück in dasjenige, was wir kennengelernt haben als den dritten nachatlantischen Zeitraum. Dann finden wir den vierten nachatlantischen Zeitraum im romanischen, den fünften im germanischen Elemente. Aus den drei Zeiträumen und ihren Impulsen setzt Carducci die Elemente in Dantes Seele zusammen, so dass wir also wirklich drei Schichten haben, welche nebeneinander oder vielmehr übereinander gelagert sind: dritter, vierter, fünfter Zeitraum, keltisch, romanisch, germanisch. Gute Dante-Forscher haben viele Bemühungen angestellt, um dahinterzukommen, wie Dante von der geistigen Welt aus sein Blut in der Weise hat mischen können, dass es ein derartig zusammengesetztes wurde. Sie haben es natürlich nicht mit diesen Worten ausgesprochen, wie ich es jetzt sage, aber sie haben diese Bemühungen angestellt, und manches ist, wie man glaubt, dadurch zustande gekommen, dass ein gutes Stück von Dantes Vorfahrenschaft in Graubünden zu finden ist. Das kann die Geschichte schon bis zu einem gewissen Grade bestätigen: Nach allen Windrichtungen hin, aber auch nach dieser Gegend, wo so viel Blutmischung stattgefunden hat, weist der Vorfahrenzug Dantes hin. Wir sehen so, wie an einer einzelnen Persönlichkeit das merkwürdige Zusammenwirken der drei Schichten europäischer Menschheitsentwickelung zutage tritt. Und Sie sehen, ein Mann wie Carducci, der dieses Urteil nicht gefällt hat unter dem Einfluss der heutigen völkischen Tollheit, sondern aus einer gewissen Objektivität heraus, weist auf dasjenige hin, was bei Dante zugrunde liegt. Damit berühren wir schon Verhältnisse, die dort, wo man die Realitäten des Lebens kennt, sehr wohl bekannt sind, mit denen man rechnet, und die man auch als Kräfte benützen will, wenn man dieses oder jenes tut. Diese Verhältnisse sind den okkulten Verbrüderungen keineswegs unbekannt, weder den rechtmäßigen noch jenen andern, die das Geheimwissen nach der einen oder andern Richtung hin in den Dienst irgendeines Gruppenegoismus stellen. Denn das Geheimnis von dem Zusammenwirken der drei aufeinanderfolgenden Schichten, das ja hauptsächlich für Europa eine große Bedeutung hat, wird in allen okkulten Brüderschaften, die dieses Namens wert sind, mit großer Sorgfalt besprochen, nur natürlich in der einen oder andern Weise zuweilen auch ablenkend von dem, was man die gute Richtung nennen kann." [42]

Despotische Regierung in Russland, Balkanslawen als Loslösungen aus dem Türkenreich, Zukunftsexperimenten bestimmter Bruderschaften der westlichen Freimaurerei: "Es leben, so wird gesagt, im Osten unter einer dem Untergange zuführenden despotischen Regierung eine Anzahl einzelner Volksstämme, die in ähnlicher Weise wie damals die Germanen, als das Römische Reich sich nach Norden ausbreitete, eben noch nicht Völker, sondern erst Volksstämme sind. Diese Volksstämme bilden die einzelnen Elemente des sogenannten slawischen Volkes, das heute nur in äußerlicher Weise zusammengehalten wird durch eine wegzufegende despotische Regierung. - Ich brauche die Ausdrücke, die in diesen okkulten Brüderschaften üblich sind. dass man es wirklich mit Völkerstämmen zu tun hat - nach allem Guten, was ich über die Slawen gesagt habe, darf ich in Parenthese auch dieses bemerken -, geht zum Beispiel auch daraus hervor, dass, als im Jahre 1848 in Prag der Slawische Kongress stattfand und jeder Slawenstamm in seiner eigenen Sprache sprechen wollte, sich dies als undurchführbar erwies, weil sie sich nicht verstanden; so mussten sie die deutsche Schriftsprache sprechen. Ich sage das nicht zum Lachen, sondern nur um zu charakterisieren, dass es doch eine gewisse Bedeutung hat, was da im Westen über die Slawen gelehrt wird. Des weiteren sagt man in den englischen Brüderschaften, dass die Polen vor den übrigen Slawen insofern etwas voraus haben, indem sie auf einer verhältnismäßig hohen Kulturstufe religiöses und sonstiges Kulturleben einheitlich ausgebildet haben. Man schildert dann ein wenig die Schicksale der Polen, behauptet aber, dass sie eigentlich zum Russischen Reiche gehören. Dann weist man auf die Balkanslawen hin, von denen man sagt, sie hätten sich von den Bedrückungen der Türkei befreit, und einzelne Slawenstaaten konstituiert, welche aber - und das war ein immer wiederholter Satz - in dieser Form nur bestehen sollten bis zum nächsten großen europäischen Krieg. Insbesondere in den neunziger Jahren wurde in diesen Brüderschaften der große europäische Krieg als in nächster Zukunft bevorstehend hingestellt und besonders in Zusammenhang gebracht mit Evolutionsimpulsen, die von den Balkanslawen auszugehen hätten, und die damit charakterisiert wurden, dass diese Staaten, die sich als Loslösungen aus dem Türkenreich gebildet haben, in andere Formen überzugehen hätten. Nur bis zum großen europäischen Krieg, sagte man, würden diese Balkanslawen ihre Selbständigkeit behalten können, dann würden sie zu ganz andern Schicksalen überzugehen haben. Diese Völkerschaften sind jetzt, so lehrt man, im Säuglingsalter, und da man sie für die zukünftige sechste und die Britannier für die fünfte Unterrasse erklärt, so deutet man damit schon an, dass die Britannier ihnen gegenüber denselben Rang einzunehmen haben, den einst die Römer gegenüber den nördlichen germanischen Völkerschaften einnahmen, also zunächst Amme sein müssen; in der Ammenschaft liegt die allererste Aufgabe. Diese Ammenschaft wird in dem Augenblicke endigen, so sagt man, wo diese Völker soweit gekommen sein werden, dass das Russische Reich nicht mehr bestehen wird, sondern diese Völker aus ihren eigenen intelligenten Anlagen heraus sich besondere Formen schaffen werden. Aber es muss nach und nach anstelle der Amme selbstverständlich der Vormund treten, das heißt, es muss sich im Westen aus denen, die die eigentliche fünfte Unterrasse bilden, eine Art von Papsttum entwickeln. Da muss sich ja die Spiritualität besonders stark entwickeln und so, wie sich das Papsttum zu Mitteleuropa verhalten hat, so muss sich eine Konfiguration bilden, welche vom Westen her nach dem Osten hinüber umfassend wirkt, und das muss dazu führen, dass der Osten benützt wird, um gewisse Einrichtungen dort zu schaffen, in ähnlicher Weise wie das Papsttum in Europa seine Einrichtungen geschaffen hatte. Selbstverständlich ist man seitdem um eine Unterrasse vorgeschritten, und während das Papsttum in der verschiedensten Weise Kirchen, kirchliche Gemeinden gegründet hat, so hat das westliche Papsttum, das sich aus dem Britannismus heraus entwickeln wird, die Aufgabe, im Osten ganz bestimmte ökonomische Experimente durchzuführen, das heißt, eine gewisse Form des ökonomischen Zusammenlebens in sozialistischer Weise einzurichten, von der man annimmt, dass sie im Westen, weil der die fünfte, noch nicht die sechste Unterrasse darstellt, nicht durchführbar ist. Man muss, zunächst experimentell, den Osten zu solchen Zukunftsexperimenten benützen. Politische, geistige, ökonomische Experimente müssen durchgeführt werden. Natürlich ist man nicht so töricht, zu sagen, dass die Herrschaft des Westens ewig dauern werde, denn das würde kein ernsthafter Schüler des Okkultismus glauben. Aber man ist sich durchaus klar darüber, dass so, wie man eben zuerst den Ammendienst versieht, sich aus diesem Ammendienst der Vormundsdienst, das heißt, eine Art zukünftigen Papsttums seitens der westlichen Kultur ergeben muss. Ich habe referiert, meine lieben Freunde! Diese Dinge stecken in den Lehren der westlichen Freimaurerei ganz tief darinnen, und es handelt sich darum, zu erkennen, ob gerade die einflussreichen Lehren, von denen ich jetzt gesprochen habe, solche sind, welche nun wirklich zum Heile der allgemeinen Menschheit in der Menschheitsevolution begründet sind, oder ob man sie in einer gewissen Weise korrigiert sich zu denken hat. Darum handelt es sich. Wir werden auf alle diese Dinge noch zurückkommen. Nun möchte ich noch bemerken, dass gewisse Stufen der Entwickelung wirklich nicht bloß ausphantasiert sind, sondern dass man, je tiefer man auf die realen Tatsachen eingeht, auch im Äußeren nachweisen kann, was man zuerst okkultistisch gefunden hat. Die äußere Wissenschaft ist auch heute schon durchaus daran, gewisse Lehren zu finden, welche bezeugen, dass man es mit solchen aufeinanderfolgenden Stufen der Entwickelung zu tun hat. dass wirklich etwas Richtiges in dem steckt, was der Okkultist sagt, kann heute schon aus einzelnen Symptomen der äußeren Wissenschaft konstatiert werden, man muss nur den guten Willen dazu haben."

1848; die Idealisten wollten ursprünglich Deutschland ohne Krieg in einem gemeinsamen Reichs- oder Staatengebilde zusammenfassen, im Gegensatz zu Bismarck und dem Preussentum; Entstehungsursachen des Krieges 1870/71: "Es entstand nun aber aus Impulsen, die zunächst rein innerlich waren, bei den Bewohnern Mitteleuropas im Laufe des 19. Jahrhunderts die Tendenz, nun auch eine Art von Staat haben zu wollen. Diese Tendenz bildete sich zunächst in einer ganz intensiv idealistischen Weise aus, und wer die Entwickelung des 19. Jahrhunderts kennt, weiß, dass der Staatsgedanke, von dem die Bewohner Mitteleuropas ergriffen waren, zunächst vor allen Dingen verankert war in den Köpfen von lauter Idealisten, von Leuten, welche vielleicht mehr idealistisch als praktisch waren, und die insbesondere in bezug auf Staatsgedanklichkeit eben durchaus unpraktisch waren im Vergleich zu den praktischen Westlern. So sehen wir die Bestrebungen, die idealistisch waren, zum Zusammenfassen der mitteleuropäisch-deutschen Völker zu einem Deutschen Reich sich entwickeln. Wir sehen sie namentlich im Jahre 1848 bestimmte Formen annehmen, die ein durchaus idealistisches Gepräge haben. Aber weil nun einmal das 19. Jahrhundert das Zeitalter des Materialismus war, so hat dasjenige, was ein idealistisches Gepräge hatte, kein besonderes Glück gehabt, weniger durch völkische Schuld als durch das, was eben im 19. Jahrhundert als Materialismus heraufgekommen war. Und nun handelte es sich darum, dasjenige, was auf idealistische Weise nicht zu erringen war, auf praktische Weise zu erringen, das heißt so zu erringen, wie es sonst auch errungen worden ist in der bisherigen europäischen Geschichte. Denn wodurch sind Staaten entstanden? Durch Kriege sind Staaten entstanden, durch alle diejenigen Dinge sind Staaten entstanden, wodurch 1864 bis 1870 auch das Deutsche Reich entstanden ist. Wer diese Zeiten miterlebt hat, weiß, wieviel Schmerz in den Herzen derjenigen war, welche dazumal, als das neuere Deutsche Reich gegründet worden ist, noch erfüllt waren mit den Ideen des Jahres 1848, wo man aus der Empfindung, aus dem Gefühl und aus dem Ideal heraus dieses Reich hat begründen wollen. Es gab in den sechziger, siebziger Jahren Leute, die zur sogenannten Großdeutschen Partei gehörten, und dann die Kleindeutschen. Die Großdeutsche Partei stand zu den alten idealistischen Prinzipien und wollte aus idealen Grundlagen und Impulsen heraus eine solche Reichsgründung erlangen. Diese Großdeutschen wollten nichts erobern, sondern alles, was deutsch ist, in einem gemeinsamen Reichs- oder Staatengebilde zusammenfassen. Wer denkt, dass diese Großdeutschen auch nur das Allergeringste erobern wollten, der kennt einfach den Grad des völkischen Idealismus nicht, der in ihnen gelebt hat. Die Großdeutschen waren lange Zeit hindurch enragierte, unversöhnliche Gegner der sogenannten Kleindeutschen, die unter Bismarck das gegenwärtige Deutsche Reich begründet haben, das heißt das Deutsche Reich unter der Führung Preußens. Aber sie haben sich mit dem Kleindeutschen Reiche ausgesöhnt, weil sie zum Schluss einsahen, dass in Mitteleuropa die Dinge im 19. Jahrhundert nicht anders vor sich gehen konnten, als sie sonst auch vor sich gegangen waren. Man söhnte sich damit aus, weil man sich sagte: So wie Frankreich und England gegründet worden sind, so musste eben auch Deutschland gegründet werden. Auf diese Weise haben sich die Großdeutschen allmählich mit dem, was ganz und gar gegen ihr Ideal war, ausgesöhnt. Diese Dinge muss man in Betracht ziehen. Des weiteren ist zu bedenken: Welche Ansicht man über die Ereignisse, die sich zwischen 1866 und 1870/71 abgespielt haben, auch haben mag, wie man auch denken mag über Schuld oder Gegenteil von Schuld an dem Krieg von 1870, das eine darf nicht vergessen werden, dass auf französischer Seite das Bestreben war, die deutsche Reichsgründung zu verhindern, dass man die ganze Politik daraufhin anlegte, dass eine deutsche Reichsgründung nicht stattfinden sollte. Selbstverständlich kann so etwas, wie man sagt, dementiert werden, aber die Dinge, die dementiert werden, bleiben ja deshalb doch wahr. Wenn ich französische oder englische Seite sage, meine ich niemals das Völkische, sondern den Zusammenhalt derjenigen, die in der betreffenden Zeit, wie man sagt, am Ruder sind, die Leute, welche die äußeren Ereignisse machen. Über die spanische Erbfolge, über eine französische oder deutsche Kriegspartei mögen die Leute denken, wie sie wollen; aber darüber kann eigentlich kein Streit sein, dass es in Frankreich Leute gab, welche sich alle Mühe gaben, das Urteil zur Wirklichkeit zu machen: Es sei mit der «Gloire» des französischen Staates nicht vereinbar, dass in Mitteleuropa ein selbständiges Deutsches Reich entstehe. Dieses gehört mit zu den Entstehungsursachen des Siebziger Krieges. Und als Gegenstoß hat sich dazumal der Impuls entwickelt, über den man wieder denken kann, wie man will: dass man nur durch ebendieselben Mittel, durch die Frankreich sein Reich gegründet hat, das Deutsche Reich auch gründen kann, nämlich indem man Krieg führt gegen den Nachbarstaat. Diese Dinge muss man eben nur ganz kaltblütig ins Auge fassen."

Die Deutsche Reichsgründung auch heilsam für die anderen Völker, auch als Bollwerk gegen Russland: " Nun will ich gar nichts beschönigen, sondern Ihnen nur ein Urteil vorlesen, das gleich bei der Begründung des Reiches gefällt worden ist, und zwar in der Zeit, die ich bereits erwähnt habe. Ich sagte: Versetzen wir uns in den Dezember 1870. Bei dem, was ich Ihnen jetzt vorlesen werde, könnte mancher vielleicht - verzeihen Sie den trivialen Ausdruck - richtig aus der Haut fahren und sagen: Nun, da sieht man, was für Vorstellungen sich die Menschen in bezug auf die Wichtigkeit dieses Deutschen Reiches machen! Man sieht gleich: wie es noch gar nicht entstanden, sondern erst im Entstehen war, wurde es schon so hingestellt, als ob es nicht nur zum Heil der Deutschen, sondern ganz Europas oder sogar der ganzen Welt notwendig wäre, ja sogar zum Heil der Franzosen selber. Also damit Sie sehen, dass ich nichts beschönige, will ich Ihnen ein Urteil gerade aus dem Jahre 1870 vorlesen. Es lautet: «Seit vierhundert Jahren ist Frankreich den Deutschen der böseste Nachbar, der je ein Volk belästigt hat; schamlos und raubsüchtig, immer nach Angriff lüstern, unersättlich und unversöhnlich. Deutschland blieb lange geduldig; heute wäre es töricht, wenn es nicht den Sieg ausnützte und sich eine Grenze sicherte, die ihm den Frieden verbürgt. Welches Gesetz ermächtigt denn die Franzosen, das einst geraubte Gut zu behalten, wenn der Bestohlene sie fest am Kragen hat? Frankreich winselt über drohende Ehrenkränkung. Wird seine Ehre etwa durch die Weigerung gewahrt, die von ihm zerschlagenen Fensterscheiben zu bezahlen? Niemals schien uns Frankreich so sinnlos und bis zur Verächtlichkeit erbärmlich wie in dieser Stunde, da es sich sträubt, Wahrheit zu erkennen, und selbst bereitetes Unglück würdig hinzunehmen. Minister, die sich, mit falscher Siegesverkündigung und anderer Lüge als Ballast, in Luftballons aus dem Staube machen, eine Regierung, die lieber das Blutopfer des Volkes verlängern als auf ihr Diktatorrecht in dem wunderlichsten Zerrbild einer Republik, das je erdacht ward, verzichten will, ganze Hochgebirge aus Lug und Trug, um deren Gipfel die Vorstellung nebelt, Frankreich sei das neue Zion, aus dem das Licht übermenschlicher Allweisheit in die Welt strahlt: nie sah unser Auge auf ein großes Volk solche Schmach gehäuft. Bismarck wird vom Elsass und von Lothringen soviel nehmen, wie ihm beliebt. Das wird gut für ihn, für uns, für die ganze Welt und am Ende auch für Frankreich sein. Das große, ernstlich besonnene Planen dieses im höchsten Sinne fähigen Staatsmannes strebt ruhig einem Zweck zu: der Wohlfahrt Deutschlands. Die ist vereinbar mit dem friedlichen Glück aller Länder. Das deutsche Volk ist ernsthaft, hat ein großes Herz und den Willen zum Frieden und zur Geisteshelle; wenn es seine Einheit gestaltet und auf dem Platz, wo bisher das leichtsinnige, reizbare, ehrgeizige, streitsüchtige Frankreich herrschte, Germania des Festlandes Königin wird, sehen wir Ereignis werden, was die Hoffnung, den Wunsch einer Welt erfüllt. Die Entstehung des starken deutschen Reiches schafft eine neue Lage. Wenn die Militärstaaten Frankreich und Russland sich verbündeten, konnten sie das zersplitterte Deutschland, das zwischen ihnen lag, vernichten. Jetzt erst wird ihre Willkür durch eine feste Schranke gehemmt...» Und jetzt will ich ein Wort auslassen aus einem Grunde, den Sie gleich einsehen werden: «Was alle englischen Staatsmänner ersehnten, tritt aus dem Bereich des Gedankens in die Wirklichkeit...» Man könnte nun allerdings fragen: Ist das nicht Größenwahn? Meine lieben Freunde, ich habe Ihnen soeben einen Leitartikel vorgelesen, der im Dezember 1870 in der «Times» gestanden hat und habe nur im letzten Satze ein Wort ausgelassen. Der vollständige Satz lautet: «Jetzt erst wird ihre Willkür durch eine feste Schranke gehemmt. Die kräftige Zentralmacht, die alle englischen Staatsmänner ersehnten, tritt aus dem Bereich des Gedankens in die Wirklichkeit.» Sie sehen, es ist doch notwendig, die Dinge ein wenig ins Auge zu fassen, wie sie in Wirklichkeit sind. Denn wer die «Times» heute liest, sollte auch ein wenig das Urteil der «Times» vom Dezember 1870 berücksichtigen. Und vielleicht würde man sogar sonderbare Anschauungen bekommen über die allergräßlichste Phrase, die jemals geprägt worden ist, nämlich über die des «deutschen Militarismus», wenn man ein wenig darüber nachdenken würde, dass damals von englischer Seite gesagt wurde: Die Entstehung des starken Deutschen Reiches schafft eine neue Lage. Wenn die Militärstaaten Frankreich und Russland sich verbündeten, könnten sie das zersplitterte Deutschland, das zwischen ihnen lag, vernichten."

Russizismus, Weltkriege und Testament Peters des Großen: "In Russland konnte man sich einzig und allein bei denjenigen, die den Russizismus vertreten, etwas Großes von einem künftigen europäischen Krieg versprechen, nämlich wenigstens teilweise das Testament Peters des Großen zu verwirklichen. Außerdem konnte man sich viel Leid, aber nicht gerade ein Leid versprechen, auf das der Russizismus viel gibt."

Mitteleuropäisches Wesen oft missverstanden; Goethes Evolutionstheorie im Gegensatz zum Darwinismus: "Es geschieht ja überhaupt sehr leicht, dass mitteleuropäisches Wesen missverstanden wird. Wirkliches mitteleuropäisches Wesen wird jetzt noch in Westeuropa fast immer missverstanden. Wie sollte das auch anders sein? Die Bildung Mitteleuropas war so sehr vom französischen Elemente durchdrungen, dass eines der größten, bedeutendsten Werke, die den Ton angegeben haben in der größten deutschen Zeit, Lessings «Laokoon», sogar das Schicksal gehabt hat, dass Lessing sich überlegte, ob er das Buch französisch oder deutsch schreiben solle. Die gebildetsten Leute des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa haben schlecht deutsch und gut französisch geschrieben. Das muss man nicht vergessen. Und im 19. Jahrhundert stand Mitteleuropa vor der großen Gefahr, ganz zu verengländern, ganz durchdrungen zu werden von englischem Wesen. Es ist kein Wunder, wenn man dieses mitteleuropäische Wesen so schlecht kennt, da es ja immerfort von allen Seiten her überflutet wird, auch in geistiger Beziehung. Bedenken Sie nur, was Goethe als Evolutionstheorie der Tiere und Pflanzen geliefert hat. Das ist wirklich um eine Stufe hoher als der materialistische Darwinismus, so wie gemäß dem Lautverschiebungsgesetz das Deutsche um eine Stufe höher liegt als das Gotisch-Englische. Aber in Deutschland selber ist der materialistische Darwinismus vom Glücke begünstigt gewesen, nicht das eigentlich deutsche Goethesche. Es ist also gar nicht zu verwundern, dass man das deutsche Wesen schlecht versteht und dass man sich keine Mühe gibt, dieses deutsche Wesen auch wirklich so zu verstehen, wie es verstanden werden muss, wenn man ihm gerecht werden will. Nun, wie gesagt, namentlich in politischen Wissenschaften war alles beeinflusst von englischer Gedankenrichtung. Aber was dringend notwendig wird, ist eine gewisse Selbsterkenntnis der Volkstümer. Und ehe es nicht zu dieser Selbsterkenntnis kommt, zu der nun nicht Herbert Spencer und John Stuart Mill ausreichen, sondern der Geisteswissenschaft zugrunde liegen muss, und das Empfinden dessen, was durch die Geisteswissenschaft gegeben ist, eher kann kein Heil entstehen. ... Das Deutsche hat die Eigentümlichkeit, nicht bis zum Worte zu gehen mit dem Gedanken. Und nur durch diese Tatsache sind Philosophen, die sonst nirgends in der Welt möglich gewesen wären, wie Fichte, Schellingy Hegel, möglich geworden, dass das Deutsche nicht bis zum Worte den Gedanken trägt, sondern den Gedanken im Gedanken erhält. Dadurch aber werden sich die Menschen sehr leicht missverstehen können. Denn ein wirklich richtiges Übersetzen ist ja nicht möglich, ist immer nur Surrogat. Es gibt keine Möglichkeit, das, was Hegel gesagt hat, auch auf englisch zu sagen oder auf französisch. Das ist ganz ausgeschlossen, solche Übersetzungen können immer nur ein Surrogat sein. Eine Verständnismöglichkeit ist nur dadurch vorhanden, dass gewisse romanische Grundelemente noch durchgängig sind, denn ob man sagt «association», französisch, oder «association», englisch, ist gleich, das geht alles zurück auf das Romanische. In solchen Dingen werden Brücken gebaut. Aber jedes Volkstum hat seine besondere Mission, und man kann ihm nur beikommen aus der Sehnsucht heraus, zu einem solchen Verständnis zu gelangen."

Materialistischen Medizin: "Ich habe schon gesagt, man darf dem heutigen Geisteswissenschafter nicht einwenden: Auf dem Gebiete des Krankheitswesens könntest du deine Kunst zeigen! - Da müsste man ihm erst die Beine frei machen! Solange alles okkupiert ist von der materialistischen Medizin, ist es unmöglich, auch nur im einzelnen etwas zu tun. Hier muss man wirklich christlich, das heißt, paulinisch sein und wissen, dass die Sünde von dem Gesetz kommt, und nicht umgekehrt das Gesetz von der Sünde."  [43]
 

26. Kosmische und menschliche Geschichte IV - II, Ingävonen, jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark, Tacitus, Herta- oder Erda- oder Nertus-Sage, «Wanen», «wissendes Traumesbewußtsein»; «Walpurgisnacht»; Freia; Von der Sternenwelt zur Erde heruntergekommen; die Erde als ein erhabenes Geistwesen; die Botschaft ist zweiteilig: «Offenbarung des Göttlichen aus den Höhen» - «Friede in den Erdenseelen, die eines guten Willens sind»; unter der Maske des Monotheismus verbirgt sich Vielgötterei; Rudolf von Hohenems, der Gute Gerhard, Zeitgenosse des Wolfram von Eschenbach; Chinesentum in Europa


Ingävonen,  jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark, Tacitus, Herta- oder Erda- oder Nertus-Sage, «Wanen», «wissendes Traumesbewußtsein»; «Walpurgisnacht»; Freia: "Dort ungefähr, wo die jütische Halbinsel mit dem heutigen Dänemark ist, da war das Zentrum, von dem in jenen alten Zeiten bedeutende Mysterienimpulse ausgingen. Und diese Mysterienimpulse hingen damit zusammen - das mag der heutige Verstand beurteilen, wie er will -, dass noch im 3. Jahrtausend vor unserer christlichen Zeitrechnung in diesem Norden bei bestimmten Stämmen nur derjenige als ein wirklich erdenwürdiger Mensch angesehen wurde, der in gewissen Wochen der Winterszeit geboren war. Das kam daher, daß von jener geheimnisvollen Mysterienstätte auf der jütischen Halbinsel unter den Stämmen, die sich damals die Ingävonen nannten, oder von den Römern wenigstens, von Tacitus, die Ingävonen genannt wurden, der Tempelpriester den Impuls gab, dass nur zu einer bestimmten Zeit - im ersten Viertel des Jahres - die geschlechtliche Verbindung der Menschen stattfinden sollte. Jede geschlechtliche Verbindung der Menschen außer der Zeit, die von dieser Mysterienstätte aus verfügt wurde, war verpönt; und derjenige war ein minderwertiger Mensch innerhalb dieses Stammes der Ingävonen, der nicht in der Zeit der finstersten Nächte, in der kältesten Zeit, gegen unser Neujahr hin geboren wurde. Denn der Impuls von jener Mysterienstätte ging aus in der Zeit, in welcher der erste Vollmond nach der Frühlingssonnenwende war. Da nur durfte unter jenen Menschen, die sich wirklich verbunden glauben sollten mit den geistigen Welten, so wie es des Menschen würdig war, in dieser Zeit allein durfte eine geschlechtliche Verbindung stattfinden. Dadurch, dass die Kräfte, die in eine solche geschlechtliche Verbindung hineingehen, in der ganzen übrigen Zeit für die Kraftentwickelung des Menschen aufgespart wurden, wurde jene eigentümliche Stärke entwickelt, welche - wenigstens noch in den Nachklängen - Tacitus zu bewundern hatte, der ein Jahrhundert nach dem Stattfinden des Mysteriums von Golgatha schrieb. So erlebten jene, die dem Stamme der Ingävonen angehörten, in besonders intensiver Weise - die andern germanischen Stämme in abgeschwächter Art - in der ersten Vollmondzeit nach der Frühlingssonnenwende den Vorgang der Empfängnis: nicht im Wachbewußtsein, sondern in einer Art von Traumverkündung. Sie wußten jedoch, was das zu bedeuten hat im Zusammenhange des Menschengeheimnisses mit den Himmelsgeheimnissen. Ein geistiges Wesen erschien der Empfangenden und verkündete ihr wie in einem Gesichte den Menschen, der durch sie auf die Erde kommen sollte. Kein Bewußtsein gab es, sondern nur ein Halbbewußtsein in der Sphäre, welche die Menschenseelen erlebten, wenn das Hereintreten des Menschen in die physisch-irdische Welt sich vollzieht. Unterbewußt wußte man sich regiert von Göttern, die dann den Namen der «Wanen» erhielten, was zusammenhängt mit «wähnen», mit demjenigen, was nicht bei äußerem vollen intellektuellen Bewußtsein verläuft, sondern in «wissendem  Traumesbewußtsein». Dasjenige, was zu einer Zeit da war, und was für diese Zeit angemessen war, das erhält sich oftmals in späteren Zeiten in äußeren Symbolen. Und so hat die Tatsache, dass in diesen alten Zeiten das heilige Geheimnis der Menschwerdung ins Unterbewußte gehüllt war und dazu geführt hat, dass alle Geburten zusammengedrängt waren in einen bestimmten Teil der Winterszeit, so dass es wie sündhaft angesehen wurde, wenn auch zu einer andern Zeit ein Mensch geboren wurde, sich gewissermaßen erhalten in dem, wovon im Grunde genommen nur Splitter in das spätere Bewußtsein übergegangen sind, Splitter, deren Sinn bisher keine Gelehrsamkeit enthüllt hat. Ja, diese gesteht offen ihre Ohnmacht ein, sie zu enthüllen. Splitter haben sich erhalten in der sogenannten Herta- oder Erda- oder Nertus-Sage. Denn im Grunde genommen ist alles, was man in äußerer Beziehung über die Nertus-Sage weiß, mit Ausnahme einiger Notizen, im Tacitus enthalten, der über den Nertus- oder Herta-Dienst das Folgende berichtet: «Die Reudigner, Avionen, Angeln, Variner, Eudosen, Suardonen, Nuithonen - deutsche Völker zwischen Flüssen und Wäldern wohnend» - das sind ungefähr die einzelnen Stämme, die zu den Ingävonen gehören - «verehren insbesondere die Nertus, das ist: die Mutter Erde, und glauben, dass sie sich in die menschlichen Dinge mischt und zu den Völkern gefahren kommt.» In alten Zeiten wußte aus dem religiösen Dienst der Wanen heraus jede Frau, die der Erde einen Erdenbürger geben sollte, in ihrem Traumbewußtsein, dass ihr die Göttin, die später als Nertus verehrt wurde, erscheinen würde. Die Gottheit wurde aber nicht eigentlich weiblich, sondern mann-weiblich vorgestellt, Nertus ist nur später durch eine Korruption vollständig zum weiblichen Prinzip geworden. Gerade so, wie der Maria der Erzengel Gabriel sich näherte, so näherte sich in den alten Zeiten die Nertus auf ihrem Wagen derjenigen, die der Erde einen Erdenbürger geben sollte. Das sahen im Geiste die betreffenden Frauen. Später, als der Mysterienimpuls in dieser Art längst verglommen war, feierte man dieses Ereignis im Nachklang, im Symbolum, und das sah noch Tacitus und beschreibt es wie folgt: «Auf einer Insel des Ozeans ist ein heiliger Hain und in ihm steht ihr geweihter Wagen mit einem Teppich bedeckt. Nur allein der Priester darf ihm nahen.» Diesen Priester dachte man sich eben als den Eingeweihten des Herta- Mysteriums. «Dieser weiß es, wann die Göttin im heiligen Wagen erscheint. Er ahnt die Gegenwart der Göttin in ihrem Heiligtume und begleitet in tiefer Ehrfurcht ihren von Kühen gezogenen Wagen. Da gibt es denn fröhliche Tage und Feste an allen Stätten, welche die Göttin ihres Besuches und Aufenthaltes würdigt. Da ist froher Tag und Hochzeit. Da wird kein Krieg gestritten, keine Waffe ergriffen, das Eisen verschlossen. Nur Friede und Ruhe ist dann bekannt und gewünscht, bis die Göttin, des Umganges mit Sterblichen satt, von demselben Priester in ihr Heiligtum zurückgeführt wird.» So war auch wirklich die Vision. In solchen alten Urkunden werden die Dinge recht genau geschildert, die Menschen verstehen sie nur nicht. «Da ist froher Tag und Hochzeit. Da war kein Krieg gestritten, keine Waffe ergriffen, das Eisen verschlossen.» So war es in der Tat in der Zeit, die jetzt unsere Osterzeit ist, wenn die Menschen aus dem inneren Seelenleben heraus die Zeit der Erdenfruchtbarkeit auch für sich gekommen glauben mussten und jene Seelen empfangen wurden, die dann in der Zeit geboren wurden, die jetzt unsere Weihnachtszeit ist. Zur Osterzeit war die Empfängniszeit. Und hierauf bezog sich, weil man das Ganze als kosmisch-heiliges Mysterium ansah, dasjenige, was später sein Symbolum in dem Nertus-Dienst gefunden hat. Das Ganze aber war gehüllt in das Unterbewußte, hat nicht herauf gedurft in das Bewußtsein. Das klingt durch, indem Tacitus jenen Dienst schildert: «Nur Friede und Ruhe ist dann bekannt und gewünscht, bis die Göttin, des Umganges mit Sterblichen satt, von demselben Priester in ihr Heiligtum zurückgeführt wird. Hierauf wird der Wagen und Teppich und die Göttin selbst in einem verborgenen See gewaschen. Den Dienst dabei verrichten Sklaven, welche sogleich jener See verschlingt. » - Als Pfand, damit alles, was um diese Dinge weiß, in die Nacht des Unbewußten hinuntersinke. - «Ein heimlicher Schrecken und ein heiliges Dunkel waltet über ein Wesen, das nur Todesopfer schauen dürfen.» Von allem, was in der Welt eintritt, bildet sich auch ein luziferisches und ein ahrimanisches Gegenbild. Dasjenige, was im Ingävonen-Sinne das in der geregelten Menschheitsevolution Liegende war, das bezog sich auf die Zeit des ersten Vollmonds nach der Frühlingssonnenwende. Aber was in alten Zeiten durch das Vorrücken der Tagundnachtgleiche als traumhaftes Erleben aus alten Zeiten zurückgeblieben war, wurde immer mehr in eine spätere Zeit verlegt und war dadurch ahrimanisch geworden. Wenn also das, was im echten Herta-Dienste in alten Zeiten gedacht worden ist, um ungefähr vier Wochen später verlegt wurde, so war es ahrimanisch geworden. Dieses Ahrimanischgewordensein bedeutete also, dass auf unrechtmäßige Weise - zur unrechtmäßigen Zeit- der Zusammenhang, die Verbindung der Menschenfrau mit der geistigen Welt gesucht worden war. Das blieb dann festgehalten in der Walpurgisnacht vom 30.April auf den l.Mai! Nur eine ahrimanische Zeitversetzung haben wir da zu sehen. Sie wissen, luziferische Zeitversetzung geht zurück; das Ahrimanische erscheint umgekehrt, weil es mit dem Vorrücken der Tagundnachtgleiche zusammenhängt: das Zurückgebliebene erscheint in diesem Fall später. Dasjenige also, was die ahrimanische, die mephistophelische Kehrseite des Herta-Dienstes war, die Verkehrung ins Teuflische, ist später zur «Walpurgisnacht» geworden, die mit dem urältesten Mysterienwesen zusammenhängt, von der sich nur eben der schwache Nachklang dann erhalten hat. Vieles von diesem Mysterienwesen lebte, wenn man die Sache richtig versteht, gerade in den skandinavischen Mysterien weiter. Dort gibt es statt der Nerta einen Gott Friggo, der seiner Symbolik nach - aber man muss es zuerst aus der Geisteswissenschaft wissen - geradezu zum Verräter wird dessen, was da eigentlich zugrunde lag. Und noch eines war da, das erwähnt sein soll in bezug auf diese Mysterienbräuche. Sie können sich denken: Wenn seit der Zeit des Frühlingsvollmondes bis in die Winterszeit hinein also die Menschenfrucht  herangereift war, gab es in der Regel ein solches Menschenwesen, das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde. Dieses Menschenwesen, das als erstes in der Heiligen Nacht geboren wurde unter den Stämmen der Ingävonen - in ältesten Zeiten war dies in jedem dritten Jahre der Fall -, das wurde zum Führer auserkoren, wenn es dreißig Jahre alt geworden war, und es sollte drei Jahre Führer bleiben, nur drei Jahre. Was dann mit ihm geschah, darf ich vielleicht in späterer Zeit einmal mitteilen. Forscht man ganz genau nach, so ist nicht nur Frigg, Frei, Freia gewissermaßen bloß eine Art Nebenbedeutung für die Nertus, ebenso wie der nordische Nört, sondern es ist auch der Name Ing selber, von dem her die Ingävonen sich nennen, ein Nebenname für die Nertus. Die mit diesem Mysterium Verbundenen, sie nannten sich die zum Gotte oder zur Göttin Ing Gehörigen: Ingävonen. In der äußeren Welt sind eben nur Splitter geblieben von dem, was da eigentlich lebte. Einer der Splitter sind die Worte des Tacitus, die ich Ihnen mitgeteilt habe. Ein anderer Splitter ist das berühmte angelsächsische Runenlied, welches nur wenige Zeilen enthält. Diese berühmten Zeilen, die heute jeder Philologe der Germanistik studiert, kennt, deren Sinn aber keiner versteht, lauten etwa so: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen. Später ging er nach Osten. Über die Wogen schritt er, und der Wagen rollte ihm nach.» In diesem angelsächsischen Runenlied ist ein Nachklang dessen enthalten, was geschehen war: was man in dem alten Mysterienbrauch hatte von der Osterempfängnis im Hinblick auf die Weihnachtsgeburtszeit. Was da geschah in der geistigen Welt, man wußte es vor allen Dingen auf der dänischen Halbinsel. Daher sagt das Runenlied mit Recht: «Ing wurde zuerst bei den Männern der Ostdänen gesehen.» Dann kamen immer mehr und mehr die Zeiten, wo dieses alte Wissen in die Korruption verfiel, wo nur Nachklänge, Symbolik vorhanden war, wo überhaupt innerhalb der Menschheitsentwickelung mehr das aus den warmen Ländern Stammende sich verbreitete. Und aus den warmen Ländern stammt dasjenige, was nicht, wie in den kalten Ländern, damit zusammenhängt, dass die Jahreszeit eine innige Beziehung hat zu dem, was der Mensch in seinem Innern erlebt. Es kam die Ausstreuung der Menschenfrucht über das ganze Jahr hin, die selbstverständlich in diesen Gegenden auch schon da war im alten atavistischen Hellsehen, wenn auch noch von den alten Prinzipien durchdrungen, als in der kalten Gegend die Wanengötter herrschten und in den südlichen Gegenden die Tempelmysterien schon längst an die Stelle der Naturmysterien getreten waren. Es kam das schon nach Norden, noch vermischt mit dem Alten, als die Wanengötter ersetzt wurden durch die Asengötter. Wie die Wanengötter zusammenhängen mit dem «wähnen», so die Asengötter mit dem Sein, das heißt mit dem Sein in der äußeren, der materiellen Welt, das der äußere Verstand ergreifen will. Und als die nordischen Menschen eingetreten waren in ein Zeitalter, in welchem der Verstand des einzelnen anfing, sich geltend zu machen, als die Äsen an die Stelle der Wänen, der Wanen getreten waren, da korrumpierte sich die alte Mysteriensitte. Sie zog hinüber in einzelne verstreute Mysteriengemeinschaften des Ostens. Und nur einer noch - derjenige, in dem erneuert werden sollte der ganze Sinn der Erde - , nur einer, in dem der Christus wohnen sollte, der sollte das in sich vereinigen, was einstmals Inhalt der nordischen Mysterien war."

Die Erde als ein erhabenes Geistwesen; die Botschaft ist zweiteilig: «Offenbarung des Göttlichen aus den Höhen» - «Friede in den Erdenseelen, die eines guten Willens sind.»: "Die Erde ist nicht nur ein großes Lebewesen, sie ist ein erhabenes Geistwesen. Und wie das größte Menschengenie im späteren Alter nicht da stehen könnte, wo es steht, wenn es sich nicht durch Kindheit und Jugend in entsprechender Weise entwickelt hätte, so hätte das Mysterium von Golgatha nicht stattfinden können, es hätte das Göttliche sich nicht mit der Erdenentwickelung vereinigen können, wenn nicht im Anfange der Erdentage in anderer, aber auch in göttlicher Weise Göttliches auf die Erde heruntergestiegen wäre. Anders, als sie später verstanden werden konnte, war die Offenbarung des Göttlichen aus den Höhen im alten Nertus-Dienste; aber sie war da. In dieser alten Weisheit ist zwar eine atavistische Erkenntnis enthalten, aber eine unendlich höhere als in dem, was heute in so brutaler Weise als materialistische Weltanschauung die Menschheit vertiert, erkenntnismäßig vertiert. Beim Christentum handelt es sich um eine Tatsache, nicht um eine Theorie. Die Theorie muss folgen, sie ist für das menschliche Bewußtsein, das sich im weiteren Verlauf der Erdenevolution ergeben soll, wichtig; aber das Christentum als solches, das Mysterium von Golgatha, ist als Tatsache vorhanden, und es handelte sich darum, dass gerade in die unterbewußten Strömungen das Christentum zunächst eintrat. Das war noch möglich in Vorderasien in der Zeit, als Christus mit der Erde sich vereinigte. Hirten, ähnliche Leute wie die, unter denen der Nertus-Dienst gelebt hat, sind auch im Lukas-Evangelium geschildert. Ich kann Ihnen das alles nur skizzenhaft andeuten. Könnten wir lange darüber reden, so würde sich gerade das, was ich Ihnen heute zu sagen habe, als tief begründet ergeben. Weil der Mensch aus geistigen Höhen heruntergestiegen ist, darum vollzog sich die Offenbarung des Göttlichen aus den himmlischen Höhen. Es musste so gesprochen werden zu denen, welche aus der alten Weisheit das Schicksal des Menschen verbunden wußten mit demjenigen, was in den Sternen von den Himmeln lebt. Dasjenige aber, was auf der Erde leben soll durch den Eintritt des Christus in einen Erdenmenschen, es wird erst nach und nach verstanden werden müssen. Die Botschaft ist zweigliedrig, zweiteilig: «Offenbarung des Göttlichen aus den Höhen» - «Friede in den Erdenseelen, die eines guten Willens sind.» Ohne diesen zweiten Teil hat Weihnachten, das Fest der Geburt des Christus, keinen Sinn!"  [44]

Unter der Maske des Monotheismus verbirgt sich Vielgötterei: "Und kommen wir ganz nach dem Osten, wo sich die Zukunft vorbereitet, da werden Sie natürlich zahlreiche Menschen finden, welche in den kommenden Entscheidungen Gottesurteile sehen. Denn der russische Mensch wird nicht wie der Mensch des Westens heute fern davon sein, ein Gottesurteil zu sehen in dem, was sich vollzieht. Diesen Dingen muss man mit aller Objektivität ins Auge schauen. Dann nur ist man wahr, dann nur verbindet man mit den Worten heute einen Sinn. Das aber ist die Aufgabe der Menschheit, dass sie wiederum lerne, mit den Worten einen Sinn zu verbinden. Ich habe Sie vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, wie heute geradezu, ich möchte sagen, religiös gezüchtet wird die Gedanken- und Empfindungslosigkeit, indem man nicht wissen will, dass die modernen Religionen, indem sie von «Gott» sprechen, eigentlich nur von einem Engelwesen, von einem Angelos sprechen. Wenn der moderne Mensch «Gott» sagt, meint er nur seinen Engel, denjenigen Engel, der ihn durchs Leben weist. Und er redet sich bloß ein, dass er von einem höheren Wesen als einem Engelwesen spricht. Die Maja ist, dass der heutige Monotheismus von einem einzigen Gotte spricht, die Wirklichkeit, vom geistigen Gesichtspunkte angesehen, ist, dass im Grunde genommen die Menschheit die Tendenz hat, von so viel Göttern zu sprechen, als es Menschen auf der Erde gibt, weil jeder nur von seinem Engel spricht. Also die absoluteste Vielgötterei ist diejenige, die sich unter der Maske des Monotheismus verbirgt, daher auch die modernsten Religionen vor der Gefahr stehen, sich zu atomisieren, indem jeder nur seine Gottesidee vertritt, seinen Standpunkt. Woher kommt das? Das kommt daher, dass wir heute, im fünften nachatlantischen Zeitraum, isoliert stehen von der geistigen Welt. Das Bewußtsein ist nur in der Menschheitssphäre."

Lippenbekenntnisse der heutigen Priester, die das Ostergeheimnis nicht mehr verstehen: "Wie viele Vertreter der heutigen Religion glauben in ihrem Herzen, nicht bloß mit ihren Lippen, sondern in ihrem Herzen an die wirkliche Auferstehung - sie können ja nur glauben, wenn sie sie begreifen -, an das Ostergeheimnis? Wie viele Priester? Die modernen Priester und Pfarrei sehen schon ihre ganze Aufgeklärtheit darin, dass sie das Ostergeheimnis, das Auferstehungsgeheimnis wegleugnen, es irgendwie wegdiskutieren, wegsophistizieren; und wenn sie irgendeinen Grund finden, nicht daran glauben zu müssen, so sind sie ungeheuer froh. Zunächst ist die Christus-Idee, die untrennbar ist von dem Auferstehungsgeheimnis, verdogmatisiert worden; dann aber ist sie allmählich in die Diskussion verfallen, und die Tendenz besteht, das Auferstehungsmysterium vollständig fallen zu lassen. Aber auch das Geburtsmysterium will man nicht verstehen. Man will sich nicht einlassen darauf, weil man es in seiner ganzen Tiefe, eben in seinem Mysteriencharakter, nicht mehr gelten lassen will. Man will es nur in seinem animalen Charakter gelten lassen; man will sich nicht bewußt sein, dass etwas Geistiges herabsteigt. Im dritten nachatlantischen Zeitraum haben die Menschen noch dieses Geistige herabsteigen sehen, aber mit einer andern Bewußtseinslage. Weder Geburt noch Tod des Christus Jesus will eigentlich dasjenige, was man moderne Religion, modernes Christentum nennt, noch verstehen. Einige wollen noch dogmatisch daran glauben, daran festhalten; aber ein Verständnis dieser Dinge, das über den bloßen Wortschall hinausgeht, ist heute nur durch Geisteswissenschaft möglich. Dazu ist es aber notwendig, den Horizont des Begreifens zu erweitern. Aber es besteht ein Fliehen der Wahrheit, man flieht förmlich dasjenige, was zum Verstehen der Dinge führen kann." 

Der Gute Gerhard; Zeitgenosse des Wolfram von Eschenbach: Rudolf von Hohenems; Landwege bilden die Vermittlung zwischen dem Orient und dem Okzident; Englands Seemacht: "Da wird uns erzählt aus der Zeit etwa des 10. Jahrhunderts, wo also noch die Seelenverfassung des vierten nachatlantischen Zeitraumes herrschend war. Wir haben gesehen, wie bei dem Kaiser Otto mit dem roten Barte die geistige Welt hereinwirkt. Sein ganzes Leben wird umgewandelt dadurch, daß er von der geistigen Welt aus aufmerksam gemacht wird auf den Guten Gerhard. Von diesem Guten Gerhard soll er lernen Gottesfurcht, wahre Frömmigkeit, und daß man nicht erwarten soll, für dasjenige, was man auf der Erde hier getan hat, einen recht egoistischen Segen vom Himmel zu erhalten. Aber er wird von der geistigen Welt aus hingewiesen darauf, diesen Guten Gerhard aufzusuchen. Das ist das eine: das Hereinspielen der geistigen Welt. Wer die Zeit wirklich kennt, nicht nur aus der äußeren Geschichte, wie man sie heute darstellt, sondern so, wie sie war, der weiß, daß solches Hereinspielen der geistigen Welt in realen Visionen, wie das erzählt wird von diesem Kaiser Otto dem Roten, in der damaligen Zeit gang und gäbe war, und daß die geistigen Impulse durchaus ihre bedeutungsvolle Rolle gespielt haben. Derjenige, der diese Geschichte aufgeschrieben hat, sagt nun ausdrücklich folgendes: Er habe in seiner Jugend noch viele andere Geschichten geschrieben, wie es auch andere seiner Zeitgenossen getan haben. Der Mann, der die Geschichte vom Guten Gerhard niedergeschrieben hat, ist ungefähr ein Zeitgenosse des Wolfram von Eschenbach: Rudolf von Hohenems. Er sagt, dass er noch anderes geschrieben hat, aber das habe er alles vernichtet, und zwar aus dem Grunde, weil das Märchengeschichten gewesen wären. Diese Geschichte aber, die ja im äußeren Sinne auch nicht historisch ist, das heißt, nicht in unseren heutigen, nur die physische Maja in Betracht ziehenden Geschichtsbüchern stehen könnte, die betrachtet er als streng historisch, als kein Märchen. Er erzählt sie zwar so, dass man sie nicht vergleichen kann mit der äußeren, rein physischen Geschichte; aber er erzählt wahrer als die äußere, rein physische Geschichte sein kann, die ja im Grunde genommen Maja ist. Er erzählt eben für den vierten nachatlantischen Zeitraum. Sie wissen, denn ich habe es gerade bei diesen Auseinandersetzungen immer wiederholt, es handelt sich da nicht um Parteinahme für das oder jenes, sondern um die Darstellung von Tatsachen, die die Unterlagen bilden sollen, um die Dinge beurteilen zu können. Nur derjenige, der nicht objektiv sein will, wird der Darstellung, die ich versuchen werde, Nichtobjektivität vorwerfen. Von jemandem, der nicht objektiv sein will, ist natürlich nicht zu verlangen, dass er dasjenige, was objektiv ist, als objektiv ansieht. Nicht nur darauf kommt es an bei dieser Erzählung von dem Guten Gerhard, dass die geistige Welt hereinspielt, sondern darauf, dass aus der geistigen Welt einer leitenden, führenden Persönlichkeit der Impuls gegeben wird, sich an ein Mitglied der kommerziellen Welt, der Kaufmannswelt zu wenden. Und in der Tat, das Historische an der Sache ist, dass in Mitteleuropa in jener Zeit bei den Mitgliedern jenes Hauses, aus dem der Rote Otto war, gerade das Kaufmännische der Städte protegiert worden ist. Es war für Europa die Zeit des Heranwachsens des kaufmännischen Wesens. Nun müssten wir in Betracht ziehen, dass wir in eine Zeit versetzt werden, in welcher von einer Seeverbindung zwischen dem Orient und dem Okzident nicht gesprochen werden konnte; die Handelswege waren durchaus Landwege. Solche kommerziellen Leute wie der Gute Gerhard, der, wie Sie wissen, in Köln wohnte, vermittelten auf Landwegen die Handelsverbindungen von Köln bis hinüber in den Orient und wieder zurück. Wenn sie Schiffe benützten, so war dies im Grunde genommen von untergeordneter Bedeutung; das Wesentliche waren die Landwege. Daher waren auch die Schiffsverbindungen im Grunde genommen nichts anderes als, ich möchte sagen, Versuche, mit den Mitteln der primitiven Schiffahrt das zu erreichen, was in viel umfänglicherer Art damals auf Landwegen vonstatten ging. Wir haben es also hauptsächlich mit den Landwegen zu tun, und erst mit den allerersten Anfängen der Schiffahrt. Das ist eben das Charakteristische, dass wir auf diesen Zeitpunkt gewiesen werden. Die umfängliche Schiffahrt kam erst viel später. Und nun sehen Sie, wie da ein ganz aus der Natur der Dinge herauskommender Gegensatz geschaffen wird. Es ist ganz natürlich, dass, solange die Landwege die Vermittlung bildeten zwischen dem Orient und dem Okzident, die mitteleuropäischen Länder tonangebend waren; das ist ganz selbstverständlich. Das Leben in diesen mitteleuropäischen Ländern richtete sich auch nach diesen Dingen ein. Es war ganz anders als später. Und vieles ist auf diesem Wege auch mit Bezug auf die geistige Kultur vermittelt worden. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Landwege durch die Seeverbindung abgelöst. Die weitere Entwickelung war nun, wie Sie wissen, so, dass England allmählich diese Seeverbindungen aus verschiedenen Händen in einer Hand zusammengefasst hat. - Die Spanier, die Holländer, die Franzosen sind als seefahrende Völker überwunden worden, und alles ist zusammengefasst worden unter der immensen Herrschaft, die ein Viertel der gesamten trokkenen, das heißt, nicht vom Meere bedeckten Erdoberfläche umfasst, und allmählich dazu auch die Herrschaft über das Meer. Wenn Sie dazu annehmen, dass richtig ist, was ich Ihnen vor einiger Zeit gesagt habe, daß in den heranwachsenden und namentlich seit Jakob I. besonders groß werdenden okkulten Brüderschaften seit Jahrhunderten wie eine selbstverständliche Wahrheit gelehrt worden ist, dass an die angelsächsische Rasse - so sagt man eben in diesem Zusammenhange, das habe ich schon auseinandergesetzt - alle Weltherrschaft der fünften nachatlantischen Zeit übergehen müsse, so werden Sie System finden in diesem Überwinden und gewissermaßen Ausrotten der Seeherrschaft der andern. Und wenn man dazunimmt, was ich auch schon angedeutet habe, dass gelehrt wurde und wird: Diese fünfte nachatlantische Rasse der englisch sprechenden Völker, wie man sagt, muss überwinden die Völker der lateinischen Rasse, - so werden Sie das Systematische in den geschichtlichen Vorgängen schon sehen. Die Hauptsache, auf die es ankommt, ist zunächst das Wechselspiel zwischen den englisch sprechenden Völkern und den irgendwie lateinisch sprechenden Völkern. Man versteht die neuere Geschichte nicht, wenn man nicht weiß, dass es vor allen Dingen darauf ankommt - und dass die Dinge so dirigiert werden -, zugunsten der englisch sprechenden Bevölkerung die Weltenerscheinungen so einzurichten, dass der Einfluss der in irgendeiner Weise lateinisch sprechenden Bevölkerung aufhört. Unter gewissen Umständen kann man solch ein Aufhören am besten dadurch bewirken, dass man eine Zeitlang den andern fördert und ihn dadurch in seine Gewalt bekommt. Dadurch kann man vielleicht am besten dazu beitragen, dass man ihn aufsaugt. In jenen okkulten Brüderschaften, auf die ich in verschiedener Weise gedeutet habe, wird Mitteleuropa keine besondere Bedeutung beigemessen; denn so gescheit ist man auch, um zu wissen, dass zum Beispiel Deutschland nur ein Dreiunddreißigstel der gesamten trockenen, das heißt, vom Lande bedeckten Erde besitzt. Das ist wirklich recht wenig im Vergleich zu einem Viertel der gesamten, vom Lande bedeckten Erde, wobei noch die Herrschaft über das Meer dazukommt. Mitteleuropa ist also nicht die Gegend, auf die man einen besonderen Wert legt. Einen besonderen Wert legte man jedoch, insbesondere in den Zeiten, in denen sich vorbereitete, was in der Gegenwart geschieht, auf die Überwindung aller derjenigen Impulse, die sich im Lateinertum zur Ausbildung bringen." [45]

Chinesentum in Europa; Folgen des Opiumkriegs: "Ich habe - und daraus werden Sie ersehen, dass diese Vorträge, die ich in den letzten Wochen hier gehalten habe, nicht ohne Zusammenhang sind - vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass John Stuart Mill und mit ihm zusammen der russische Philosoph und Politiker Herzen darauf hingedeutet haben, dass in Europa in vieler Beziehung eine Art Chinesentum beginnt, dass Europa «verchinat» wird. Ich habe die Bemerkung dazumal nicht umsonst gemacht. Denn wenn John Stuart Mill, der schon ein guter Beobachter war, findet, dass in seiner Umgebung bei den Menschen merkwürdige chinesische Eigentümlichkeiten sich zeigen, so hat er damit schon in einer gewissen Beziehung Recht. Nun betrachten Sie das Folgende: Seelen sind da, welche durch ihre vorhergehenden Bedingungen hintendieren, in chinesischen Leibern im 19. Jahrhundert oder im Anfange des 20. Jahrhunderts verkörpert zu werden. Nun, da die chinesische Bevölkerung lange nicht jene Zahl hat wie in früheren Zeiten, so können ohnedies nicht alle chinesischen Seelen dort verkörpert werden; aber in Europa, wo sich in den letzten Zeiten die Bevölkerung physisch wesentlich vermehrt hat, können viele Seelen untergebracht werden, die eigentlich dazu bestimmt sind, in chinesische Leiber hineinverkörpert zu werden. Da haben Sie den einen Grund, warum eine Chinesierung Europas von feinen Beobachtern wohl bemerkt wird. Aber das hätte nicht genügt, um Europa so zu präparieren, damit jenes europäische Karma herauskommt, welches eben herauskommen sollte; sondern es handelte sich darum, gewissermaßen den großen Gesetzen des Daseins nach einer gewissen Seite hin zu Hilfe zu kommen. Wenn man nun durch lange Zeiten hindurch dasjenige bewirkt, wovon ich Ihnen gestern Andeutungen gemacht habe: dass man viele Leiber einer ganzen Volksmasse ausmergelt, - dann bringt man es dahin, dass im Laufe der Zeit da unten Leiber entstehen, zu denen die Seelen nicht hingehen, die erst zu ihnen hintendiert haben. Dadurch, dass man die chinesischen Leiber «veropiumt» und Generationen erzeugt hat, welche unter dem Einfluss der Opiumkräfte entstanden sind, hat man die Chinesen dazu verurteilt, zum Teil sehr unreife, sehr untergeordnete Seelen, über deren Qualitäten ich nicht sprechen will, in sich aufzunehmen. Dafür aber wurden diejenigen Seelen, die sich selber für chinesische Leiber bestimmt hatten, verhindert, in diese veropiumten Leiber zu gehen. Diese wurden nach Europa abgeleitet, um da innerhalb der europäischen Bevölkerung dasjenige hervorzurufen, was dann jene feinen Beobachter, die ich anführte, wohl gemerkt haben. Sie sehen daher: ein solches Ereignis auf dem physischen Plan wie der Opiumkrieg, hat sehr wohl seinen geistigen Hintergrund. Er ist nicht nur für das da, wozu er zunächst da war, nämlich, dass sich Leute um Millionen bereichert haben, sondern er ist auch da, um gewisse Seelen, die sonst aus der geistigen Welt zur Verstärkung der europäischen Kulturkräfte in der jetzigen Zeit herabgekommen wären, zu verhindern, sich schon jetzt zu inkarnieren, und dafür chinesische Seelen in europäische Leiber zu praktizieren. So paradox das erscheint, es ist doch so. Es ist doch so, dass das wichtige, folgenschwere Ereignis Tatsache geworden ist, dass bei einer großen Anzahl europäischer Menschen jenes Nichtzusammenstimmen des Seelischen mit dem Leiblichen bewirkt worden ist, welches ich eben angedeutet habe. Und durch das Nichtzusammenstimmen des Seelischen mit dem Leiblichen wird immer auch hervorgerufen eine Unmöglichkeit, die Werkzeuge des Leiblichen in entsprechender Weise zu gebrauchen. Daher die Möglichkeit, mit dem Irrtum zu wirtschaften. Mit dem Irrtum kann man nicht so leicht wirtschaften, wenn derjenige, der den Irrtum durchschaut, nicht gewissermaßen durch ein festgefügtes Zeitgepräge zum Predigen in der Wüste verurteilt ist. So sehen Sie, dass ich das, was ich Ihnen gestern erzählte, wahrhaftig nicht aus dem Grunde erzählte, um in irgendeiner abscheulichen Weise gerade dieses Ereignis in bezug auf ein Volkstum zu charakterisieren; sondern um ein Beispiel zu liefern, wie durch das, was von Menschen hier auf dem physischen Plan getan wird, tiefgreifende Änderungen auch in der geistigen Evolution der Menschheit hervorgerufen werden. Und glauben Sie nicht, dass ich alles, was ich Ihnen erzählt habe über Zentren des Irrtums, über die Art und Weise, wie heute Täuschungen, Betäubungen hervorgerufen werden, zu meinem Vergnügen erzählt habe; sondern um eben weiter zu charakterisieren, wie gerade in unserer materialistischen Zeit vieles beschaffen ist. Und heute versuchte ich, Ihnen einen der Gründe anzuführen, die sich ergeben, wenn man dasjenige, was durch Menschen geschieht, nicht bloß in seinem physischen Verlauf betrachtet, sondern wenn man es ansieht mit Bezug auf seinen okkulten Hintergrund. Da bedeutet eben so etwas wie jener Opiumkrieg tatsächlich eine Umlagerung des seelischen Elementes von dem einen Punkt der Erde, wo es hingehört, und wo es vielleicht hätte nützlich werden können, weil es in Leiber gekommen wäre, in die es gepaßt hätte, auf einen andern Punkt der Erde, wo es ein Werkzeug sein kann für Mächte, die es durchaus in der einen oder andern Weise in ihrer Art, nun, sagen wir, nicht gut mit der Menschheit meinen. Wir müssen uns klar sein, dass der äußere Kulturhistoriker selbstverständlich nur eine Degenerierung gewisser Kreise des chinesischen Volkstumes als Wirkung des Opiumkrieges feststellen muss. Derjenige aber, der geistige Kulturgeschichte ins Auge fasst, muss tiefer schauen und sehen, was dadurch in der ganzen Menschheit bewirkt wird. Denn nur in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum, der von Materialismus ganz durchsetzt ist, ist eine Betrachtung möglich, die geradezu
tief ahrimanisch ist, die aber heute alles Denken und alle Ideen durchsetzt: nämlich, dass man sich dem Glauben hingibt, es könne bei einem Teil der Menschen irgend etwas Rechtes oder Unrechtes geschehen, was nicht auf die ganze Menschheit wirke. Dasjenige, was in bezug auf einen Teil geschieht, oder von einem Teil getan wird, wird stets dadurch, dass sich die Kräfte hinter den Kulissen des physischen Daseins in einer gewissen Weise anordnen, der ganzen Menschheitsevolution zukommen. Erst im sechsten nachatlantischen Zeitraum kann diejenige Verantwortung bei den Menschen einigermaßen allgemein werden, die dahin geht, dass ein jeder für das, was er tut, sich nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Menschheit gegenüber verantwortlich fühlt. Heute stehen wir in jener Katastrophenstimmung aus dem Grunde drinnen, weil das gerade Gegenteil das Allgemeine ist, und sich die Menschheit anschickt, aus den Anschauungen der gegenwärtigen Zeit die gegenteilige Betrachtungsweise geradezu als die richtige allmählich herauszukristallisieren. Also das sei ein Beispiel, um Ihnen zu zeigen, dass das, was auf dem physischen Plan geschieht, wahrhaftig seine Wirkungen bis in die geistige Welt hineinerstreckt und somit nicht nur für den physischen Plan Bedeutung hat, sondern seinen Widerhall in den Geschehnissen der geistigen Welt, und damit der ganzen Welt hervorruft." [46]
 
 

27. Die kurze Geschichte Russlands II; Staatsmaschinerie von Peter bis Stalin; "Gefängnis der Völker"; Dostojewskij und die Slawophilen; Solowjow und die deutsche Romantik; Tolstoj und der Kantianismus bzw. Islam; Vormongolisches Russland, Peter I. als Vorläufer der Bolschewisten 


In Russland kommt es immer mal wieder vor, dass dem Zaren unliebsame Organisationen verfolgt werden, wie zum Beispiel Personen katholischen Glaubens, die nach der "Zeit der Wirren" entweder getötet oder aus dem Lande vertrieben wurden. Selbst Peter der große, der nur Verachtung für die christliche Religion übrig hatte, nur eine geringe Bildung besaß und dem jegliche humanitären oder überhaupt kulturellen Errungenschaften seiner Zeit völlig fremd waren, kannte nur zwei Interessen: die Technik und das Kriegswesen, und da besonders den Flottenbau, wobei er sich für die Wissenschaft nur insoweit interessierte, als sie für militärische Angelegenheiten verwendet werden konnte. So stellte er eine riesige Armee in Osteuropa auf, "dabei bestand ihre Ordnung darin, dass in der Regel die Soldaten in Fesseln geschlagen statt ausgebildet wurden und, um seine Flucht zu verhindern, jedem Rekruten ein kreuzförmiges Mal mit einem heißen Eusen in die linke Hand gebrannt wurde. Auch kamen die Soldaten nach vielen Wochen des Marschierens für die Nacht ins Gefängnis, und man ernährte sie so schlecht, dass viele, ohne je das Ziel zu erreichen, schon auf dem Weg vor Hunger oder wegen Krankheit starben."

Wenn es im 16. Jahrhundert noch möglich war, vor den Ausschreitungen Iwans des Schrecklichen und seiner Umgebung zu fliehen, so war es jetzt praktisch unmöglich, sich vor der gut organisierten Staatsmaschinerie Peters des großen zu retten. "Das bis zum hohen Norden und nach Sibirien ausgespannte Netz, um Flüchtlinge zu fangen und zu bestrafen, rief immer häufiger massenhafte Selbstverbrennungen als Gegenmaßnahme hervor, besonders unter den Altgläubigen. Ganze Dörfer mit Frauen und Kindern und Alten zogen es vor, den freiwilligen Feuertod zu erleiden, als sich der 'dämonischen Macht' unterzuordnen oder einen Kompromiss mit ihr zu schließen. Allein in der Zeit von 1675 bis 1691 fanden nach annähernder Schätzung mehr als zwanzigtausend Fälle von Selbstverbrennung statt."

Im Jahre 1703 wurde nach dem Sieg über die Schweden an der Newa-Mündung St. Petersburg gegründet, die zukünftige Hauptstand, die nach den Plänen Peters eine Art "viertes Roms" werden sollte. "Historisch ging die Begründung von Petersburg der Proklamation von Moskau zum 'dritten Rom' voraus, die in zwei Etappen vollzogen wurde. Im Jahr 1472 vermählte sich Zar Iwan III. mit der Nichte des letzten byzantinischen Kaisers Sophie (Zoe) Paläolog, womit der erste Schritt dazu gemacht war, dass Moskau zum einzigen Nachfolger Konstantinopels wurde. (Sophie Paläolog lebte zu dieser Zeit im Exil in Rom, da Konstantinopel bereits 1453 von den Türken erobert worden war.) Als äußeres Zeichen dafür wurde der byzantinische doppelköpfige Adler als kaiserliches Symbol in das Moskauer Wappen eingefügt. Und nur etwas mehr als ein halbes Jahrhundert später proklamierte Iwan der Schreckliche, der sich selbstherrlich erster russischer Zar und unmittelbarer Nachfahre der römischen Caesaren genannt hatte, erstmals öffentlich Moskau als 'drittes Rom' und führte damit diese Vorstellung in die russische Geschichte ein. So haben wir auf dem ganzen Weg vom ersten bis zum vierten Rom, das heißt von Konstantin I., der das Christentum zur offiziellen Religion des römischen Imperiums erklärte, bis zu Peter I., der es endgültig in Russland den Staatsinteressen unterordnete (Errichtung der Synode), eine historische Entwicklung, in deren Verlauf alle geistigen Impulse mehr und mehr von den politischen verdunkelt werden."

Das Ziel Peters war es die Bevölkerung unter die "pausenlose und unbedingte Kontrolle des Staatsapparates" zu bringen. Dabei unterschieden sich die Arbeitsbedingungen nur wenig von den Lebensbedingungen der Sklaven im alten Rom. In einer Zeit, da überall in Europa die Bauern begannen, sich von der Macht ihrer feudalen Herren zu befreien, vollzog sich im Osten eine entschiedene und unumkehrbare Wendung hin zur Versklavung der überwiegenden Mehrzahl der Bevölkerung. Das Land wurde zu einem gigantischen "Militär-Arbeitslager". Neunzig Prozent der Staatseinnahmen wurden für Rüstung ausgegeben. "So betrat das russische Imperium infolge der von Peter durchgeführten 'Modernisierung' der Armee, der Einrichtung einer Kriegsflotte und einer eigenen Waffenindustrie den Weg der Militarisierung", den es seitdem bis ins 21. Jahrhundert (Mit Ausnahme der Gorbatschow-Zeit) nie mehr verlassen hat. Beim Vergleich von Peter I. mit Iwan dem Schrecklichen, aben beide ihre Söhne ermorden lassen. "So tötet Iwan Grosnyj seinen Sohn in einem Anfall von durch nichts zu zügelnder, wilder, tierischer Wut. Peter dagegen ist während vieler Wochen bei allen Verhören seines Sohnes anwesend, beteiligt sich sogar selbst an den Folterungen, wälzt jedoch die Verantwortung für den Mord auf die äußere juristische Instanz ab. So wird sein Sohn Alexej nach dem deutlichen, jedoch nicht direkt ausgesprochenenen Willen des Vaters vom Senat als Staatsverbrecher zum Tode verurteilt.. - In diese Reihe der Sohnesmörder kann man auch Stalin einordnen. Als während des zweiten Weltkrieges der von ihm gehasste Sohn aus erster Ehe in Gefangenschaft geraten war und ihm vorgeschlagen wurde, ihn gegen einen deutschen General auszutauschen, erwiderte er: 'Wir tauschen keine Soldaten gegen Generäle aus' und verdammte so seinen Sohn zu einem qualvollen Tod.. Aber solches geschah bereits zu Beginn des bolschewistischen Terrors. Die Haupthenker konnten Millionen völlig unschuldiger Menschen von ihrem stillen Arbeitskabinett aus töten, ohne sich vom Schreibtisch zu erheben. ... Ähnliches wiederholte sich noch zweimal in Russland im 20. Jahrhundert: unter Lenin, in der Zeit des sog. 'Kriegskommunismus' und der 'Getreideablieferungspflicht' (1918-1920), als spezielle Einheiten von 'Arbeitern' in die Dörfer gingen, um die Lebensmittel für die Bedürfnisse der 'Revolution' bei der Bevölkerung zu konfiszieren. Die häufige Anwendung solcher Methoden und eine große Missernte an der Wolga führten 1920/21 zu einer schrecklichen Hungersnot, bei der ungefähr fünf Millionen Menschen in Russland starben; und unter Stalin, von den dreißiger Jahren an, infolge der das ganze Land durchziehenden Errichtung eines Systems von Arbeitslagern. ... Von der Zeit Peters an nimmt die Leibeigenschaft in Russland einen besonders abstoßenden und unmenschlichen Charakter an. Ein allgemeiner öffentlicher Handel mit Leibeigenen breitet sich aus, der unbarmherzig Eltern und Kinder, Braut und Bräutigam, Bruder und Schwester trennt. Aber die schlimmsten Folgen für die weitere Ausbreitung der offiziellen Sklaverei in Russland hatte wohl die Einführung der Kategorie der sogenannten 'Staatssklven' durch Peter, die nicht das Eigentum des einen oder anderen konkrten Besitzers waren, sondern Staatseigentum. So verwandelte sich nun das, was noch letzte Züge menschlicher gegenseitiger Beziehungen zwischen dem Herrn und dem Knecht trug, in eine unpersönliche unmenschliche Staatsmaschinerie. Diese 'Neuerung' hatte zur Folge, dass Fabrikbesitzer zum Beispiel ganze Dörfer kaufen konnten, um die Zahl der Arbeiter zu vermehren." Obwohl all diese Reformen der Masse des Volkes nur mehr Leiden und hoffnungslose Knechtschaft brachte, blieb das Volk dem eigenen inneren Wesen, einer Art "Grals-Stimmung" in seiner Seele treu. In der Politik wurde das "Gespenst des alten, heidnischen Rom immer deutlicher und bedrohlicher sichtbar."

Peters Imperium wurde später unter Nikolaus I. "Gefängnis der Völker" genannt, in dem bis heute nicht nur osteuropäische Länder wie Weißrussland, Ukraine, Georgien, Moldawien, und später auch Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechien Slowakei, Ostdeutschland usw. gefangen gehalten wurden sondern auch asiatische Länder. "So nahm auch von Peters Zeit an jede weitere territoriale Vergrößerung des russischen Staates den Charakter einer offenen imperialen, man könnte auch sagen, kolonialen Expansion an, die nichts mit dem wahren Wesen und den geistig-historischen Aufgaben Osteuropas gemein hat und allen in seinem Machtbereich geratenden Völkern Unterdrückung und Leiden brachte." Die Slawophilen wollten Konstantinopel erobern, und einen einheitlichen allslawischen Staat mit Moskau an der Spitze, was auch Stalin nach dem zweiten Weltkrieg anstrebte. Im 19. Jahrhundert war einer der aktivsten Vertreter dieser Idee der russische Schriftsteller und Slawophile N.J. Danilewskij, und selbst Dostojewskij waren diese Ideen nicht fremd. Auch spricht die große Zahl der Kriege mit den Türken für sich selbst: Es gab allein sieben zwischen 1711 und 1878, wobei das russische Heer in dem Krieg von 1828, nach der Befreiung Griechenlands von den Türken, bis 1829 fast bis Konstantinopel vorrückte. 

Nicht unschuldig an der Entwicklung sind vollkommen dekadent gewordene Freimaurer- und Geheimgesellschaften, die Peters Testament dankbar angenommen haben und den Gedanken verfolgen "von der Vernichtung Mitteleuropas durch die Schaffung eines neuen Imperiums im Osten und seine darauffolgende Opposition zum westlichen Imperium, einem der zentralen 'Dogmen' der westlichen Geheimgesellschaften und der von ihnen geförderten Entwicklung." 

Was den Impuls des "falschen Demetrius" betrifft, so war der Schriftsteller Joseph de Maistre (1754-1812), der als offizeller Gesandter des Königtums Sardinien viele Jahre am russischen Hof lebte, sein Hauptvertreter im 18./19. Jahrhundert bis er vertieben wurde. Diese Auseinandersetzungen mit den Jesuiten wurden dokumentiert von dem Slawophilen Samarin (1818-1876), was später von Dostojewskij in der "Erzählung vom Großinquisitor" festgehalten wird. Bei den Slawophilen fehlte es an spirituellen Ideen, weshalb sie zur orthodoxen Kirche zurückkehrten. Die europäisch orientierten Philosophen wie Solowjow interessierten sich dagegen für die deutsche Romantik, die sich an der katholischen Kirche orientierte. Sogar bei Goethe zeigt sich der Einfkuss zum Beispiel in der letzten Szene des "Faust II". 

Während sich Dostojewskij also an der orthodoxen Kirche orientierte, fiel Tolstoj später ganz vom Glauben ab und konvertierte sogar zum Islam. Logisch, dass es zum Konflikt zwischen Solowjow und Tolstoj kommt. Solowjow strebte nicht einen Idealismus an, der die Relation von Ethik und Metaphysik leugnet; eine derartige Konzeption ist nach Kant, jene Tolstojs mit seinem engen Rationalismus, der später vom Neukantianismus der Schulen von Baden und Marburg und eines Husserl aufgegriffen wurden. Wladimir Solowjows Konzeption war eine andere: Er verband Ethik mit Kosmologie und Geschichtsphilosophie; bei ihm handelt es sich um einen Idealismus nach Plato und Plotin, Schelling, Hegel, Schopenhauer. Eine neue Zeitung wurde gegründet "Der Neue Weg" (Novy Put). Man protestierte gegen die Reduktion des Christentums auf die Ethik. Denn dies sei der beste Weg zum Tolstojismus, der zum Fatalismus des Islams führt. Die Orient-Christen, also die Ur-Christen, zum Beispiel in der Provinz Galatien im kleinasiatischen Bergland (heute Türkei), haben, als sie noch die Mehrheit in Ägypten, Syrien, Libanon Türkei etc. stellten, einst - wie heute die europäischen Christen - Muslime toleriert. Später haben Muslime die Christen verfolgt und herausgedrängt, bis sie zur Minderheit wurden. Das gleiche könnte Europa und Russland passieren, wenn das Versagen der westlichen Politiker und Kirchenvertreter beibehalten wird. Für Solowjow ist nicht - wie für Tolstoi - der Monotheismus des Islams die Lösung, sondern das ursprüngliche Christentum. Tolstoj war - im Gegensatz zu den deutschen Idealisten und Romantikern - der Ansicht, Kant formuliere in philosophischer Sprache christliche Wahrheiten, spreche über den Sinn des Lebens und verbinde "die logisch nicht erklärbaren Grundlagen menschlicher Erkenntnis zu einem harmonischen Ganzen." Von wirklicher Harmonie kann aber nicht die Rede sein. Tolstoj übersah, dass Kants Ansicht zur mechanistischen Naturerkenntnis und Atheismus, allenfalls Monotheismus führt. In späteren Jahren wendete sich Tolstoj - nachdem er exkommuniziert wurde - dem Islam zu. Tolstoys an Kant geschulte Lehre von einem dem Menschen immanenten, von kirchlichen Dogmen und Sakramenten unabhängigen Religiosität sowie sein Pazifismus waren der Grund, warum die orthodoxe Kirche ihn als ihren schlimmsten inneren Feind ansah. Der orthodoxe Denker Pawel Florenski nannte Kant einen "Pfeiler des Hasses wider Gott", der sich der mechanistischen Naturerkenntnis verschrieben habe. 

In seiner Arbeit "La Russie et l'eglise universelle" entwickelt Solowjow die Idee der Vereinigung der östlichen und der westlichen Kirche auf der Grundlage des Vorrangs und der höchsten Autorität des römischen Papstes innerhalb der östlichen (russisch-orthodoxen) Kirche. Er ist der Überzeugung. dass die katholische Kirche dem eigentlichen Christentum näher steht als die in ihren Dogmen erstarrte russisch-orthodoxe Kirche. Durch die unverhüllte Sympathie für den Katholizismus konnte diese Arbeit von Wladimir Solowjow nicht zu seinen Lebzeiten in Eussland herausgegeben werden. Da sie ursprünglich  auf französisch geschrieben worden war, wurde sie erstmals im Jahre 1888 in Frankreich veröffentlicht und rief sogleich großes Interesse hervor. Ebenso lässt Wladimir Solowjow in der "kurzen Erzählung vom Antichrist", seiner letzten Arbeit, den Vertreter der orthodoxen Kirche, den Starez Johannes, und den Repräsentanten des Protestantismus, den Professor Pauli, das Zepter der obersten Gewalt und der Leitung der Menschheit dem Repräsentanten des Katholizismus, dem Papst Peter, übergeben. 

Im vormongolischen Russland gab es noch ein Verbundensein mit dem Christus-Impuls und eine gewisse "Grals-Stimmung". Danach gab es eigentlich nur noch orientalische Despoten auf dem russischen Thron. Bezeichnend ist, dass Tolstoj in seiner idiotischen Philosophie ganz vom Glauben abfällt und aine Art Muslim wird. Peter I. gilt mit seinen Reformen als ein direkter Vorläufer der Bolschewisten, die zwei Jahrhunderte später an die Macht kamen. [47]

Anmerkungen

[1] Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters 2025 , 24, Nr. 1632 und Sergej O. Prokofieff 1989: Die geistigen Quellen Osteuropas und die künftigen Mysterien des Heiligen Gral, Dornach; Friedrich Oberkogler 1978, Richard Wagner. Vom Ring zum Gral, Stuttgart; Rudolf Meyer 1980: Zum Raum wird hier die Zeit. Die Gralsgeschichte, Stuttgart; zu: Skythianos, Buddha, Zarathustra vgl. Rudolf Steiner 1909: «Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi», neun Vorträge,  insbesondere der neunte Vortrag in München vom 31. August 1909 und der fünfte vom 27. August 1909, GA 113, Dornach und den Vortrag Rudolf Steiners vom 14. November 1909 in Stuttgart; in «Die tieferen Geheimnisse des Menschheitswerdens im Lichte der Evangelien», GA 117, Ib., 1982; Ders. 1914/1912: «Der Zusammenhang des Menschen mit der elementaren Welt. Kalevala, die Welt als Ergebnis von Gleichgewichtswirkungen», insbes. der erste Vortrag vom 9. 11. 2014 und vom 11.4.1912,  GA 158, sieben Vorträge, Ib., 1968, 1993; «Die Entstehung des Gewissens», Vortrag vom 2. Mai 1910 in: Ders. 1909/1910: «Der Christus-Impuls und die Entwicklung des Ich-Bewußtseins», sieben Vorträge, gehalten in Berlin, GA 116, Ib., Ders. 1910: «Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhange mit der germanisch-nordischen Mythologie»; GA 121, elf Vorträge, Ib. , 1950, 1982, insbes. die Vorträge vom 12.6.1910, 14-16.6.1910; Ders. 1924: «Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge», sechster Band, fünfzehn Vorträge, GA 240, Ib. 1992, bes. die Vorträge vom 16.4.1924, 19-20.7.1924, 14.8.1924, 27.8.1924 ; Ders. 1910/11: «Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums», GA 124, dreizehn Vorträge, Ib., 1995, 1999; Ders. 1916: «Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls»; GA 165, dreizehn Vorträge, Ib. 1968, 2006; Ders. 1904-1906: «Die Tempellegende und die Goldene Legende als symbolischer Ausdruck vergangener und zukünftiger Entwickelungsgeheimnisse des Menschen», insbes. die Vorträge vom 30. 11. 1904 und vom 22. 5 1905, GA 93, Zwanzig Vorträge, 1970, 1991; Ders. 1915: «Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister», Vortrag vom 13. und 15. 3.1915, Fünfzehn Vorträge, GA 159, Ib. 1980; Ders. 1903/1914: «Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral», sechs Vorträge, Vortrag vom 2.1.1914, GA 149, Ib., 1977, 1987; Ders. 1918, «Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen», Vortrag vom 23.11.1918; GA 185a, acht Vorträge, Ib.,1963, 2004; Ders. 1914-1921: «Kosmische und menschliche Geschichte VII, Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges», Vorträge vom 13.2.1915, vom 12. und 15.3. 1916; 15.5.1916, 23.-24..2.1918, GA 174b, sechzehn Vorträge, Ib., 1974, 1994; Ders. 1914/18: «Kosmische und menschliche Geschichte VI, Mitteleuropa zwischen Ost und West», Vorträge 18.3.1916, 20.3.1916,  GA 174a, zwölf Vorträge, Ib., 1971, 1982; Ders. 1916: «Gegenwärtiges und Vergangenes im Menschengeiste», Vorträge vom 13.2.1916, 28.31916, 4.4.1916 und 16.5. 1916, GA 167, zwölf Vorträge, 1962; Ders. 1916: «Kosmische und menschliche Geschichte IV, Zeitgeschichtliche Betrachtungen I, das Karma der Unwahrhaftigkeit»,  Vörträge vom 9-11.12., 17.-18, 21.12., 25.12. 1916, GA 173, dreizehn Vorträge, Ib., 1966, 1978; vgl. auch Kurse Nr. 661 Philosophie der Geschichte I, Nr. 686 Philosophie der Geschichte II, Nr. 687 Philosophie der Geschichte III, Nr. 687 Philosophie der Geschichte IV, Nr. 687 Philosophie der Geschichte V, Nr. 691 Philosophie der Geschichte VINr. 553 Friedrich Schiller I-II, Nr. 675 Friedrich Schiller III, Nr. 681 Wissenschaftslehre III, Nr. 682 Wissenschaftslehre IV, Nr. 683 Wissenschaftslehre V, Nr. 684 Wissenschaftslehre VI, Nr. 685 Wissenschaftslehre VII, 7-10, Akademie der Kunst und Philosophie / Académie des sciences
[2] Ib. 
[3] Ib. 
[4] Ib.; zu: Der große finnische Komponist Sibelius hat eine «Lemminkäinen» Suite komponiert, vier Stücke aus Kalevala, Symphonische Dichtungen für Orchester, vgl. Kurs Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Ib.
[5] Ib. 
[6] Ib. 
[7] Ib. 
[8] Ib. 
[9] Ib. 
[10] Ib. 
[11] Ib. 
[12] Ib. 
[13] Ib.; zu: früher gab es die Bilder: Oben die scholastischen Dominikaner mit ihren Büchern dastehend, unten die heidnisch-muslimische Weisheit, dargestellt durch Averroes, Avicenna und so weiter, die zu ihren Füßen zertreten werden, heute wird man dieses Bild im Geiste haben müssen, vgl. italienischer Maler; Bilder, den Thomas von Aquin darstellend, Averroes unter seinen Füßen gibt es viele, z.B. Giovanni di Paolo, St. Thomas Aquinas Confounding Averroës, The Triumph of St. Thomas Aquinas, by Francesco Traini, Panel, Santa Catarina, Pisa, Andrea di Bonaiuto, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über arabische Philosophen, Santa Maria Novella 1366 fresco, Filippino Lippi, 1457-1504, Triumph of St Thomas Aquinas, 1489-91. Fresco. Santa Maria sopra Minerva, Rome. Early Renaissance, Benozzo Gozzoli, der Triumph des Hl. Thomas von Aquin über Averroës, Louvre, Paris
[14] Ib. 
[15] Ib. 
[16] Ib. 
[17] Ib. 
[18] Ib. 
[19] Ib. 
[20] Ib. 
[21] Ib.; zu: Die Oper «Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronija» von Nicolai Rimski-Korsakoff (1844-1908) handelt von einer Stadt, die von den islamischen Tataren überfallen und zerstört wurde, als 1237 die Horden des Khan Batus in Russland einfielen und bis zur Stadt Wladimir vordrangen, die ebenfalls eingenommen und zerstört wurde. Der Fürst Georgij Wsewolodowitsch, der neben Kitesch auch beim Zusammenfluss von Wolga und Oka die Stadt Niznij Nowgorod (heute Gorki) und in ihr das große Verkündigungskloster gründete, musste vor den Horden ins Gebiet von Jaroslawl fliehen, wo die bekannte Schlacht am 4. März 1238 stattfand, in der den Mätyrertod erlitt. Nach der  ursprünglichen Legende wird die Stadt Kitesch als geistige Stadt wieder errichtet. Es handelt sich bei der Imagination des himmlischen Kitesch eigentlich um nichts anderes als die in dem osteuropäischen Volk lebende Ahnung davon, dass in den höheren Welten jenes mächtige übersinnliche Zentrum existiert, welches in Mittel- und Westeuropa das Grals-Zentrum oder die Grals-Burg genannt wurde, vgl. Kurs Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Ib. ; zur Geschichte Russlands, zu Mussorgskis «Boris Godunow» und „Chowanschtschina“ vgl. Anm. 1, Wissenschaftsbriefe / Science Review Letters 2025, 24, Nr. 1629; 2024, 23, Nr. 1562; 2022, 21, Nr. 1385 und FAZ 2025, Nr. 90; FAZ 2022, Nr. 287; sowie Kurse Nr. 506 Wladimir Solowjew, Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 691 Philosophie der Geschichte VI, 14, Ib.
[22] Ib. ; zu Dantes «Göttliche Komödie», vgl. Kurse Nr. 562 Dante Alighieri I-II, Nr. 672 Dante Alighieri III, Ib.
[23] Ib. 
[24] Ib. 
[25] Ib. 
[26] Ib.; zu: Die Mondsichel mit der dazugehörigen dunklen Mondscheibe als ursprünglich christliches Symbol, Form der hostienartigen Scheibe, die zum Osterfest vom Himmel herunterkommt, in den Gral versenkt und erneuert wird, wie eine Verjüngungsnahrung, worauf von neuem auch Parzival durch den Klausner hingewiesen wird zum Gral, dessen Bedeutung für den Gral auch durch Wagners Parzival der Menschheit wiederum nahegelegt worden ist; es muss am Osterfest dieses Bild des heiligen Gral am Himmel erscheinen, vergl. Anm. 22 und Kurse Nr. 669 Romantische Kunst und Philosophie II, Nr. 559 Wolfram von Eschenbach, Nr. 320 Romanische Kunst und Architektur, Ib. 
[27] Ib. 
[28] Ib.; vgl. Interview mit Nadya Tolokonnikova in der FAS 2025, Nr. 18; FAZ 2025, Nr. 103; Juri Reinvere 2025: Wir waren die abgesegnete Beute Stalins. Aus der erhofften Freiheit wurde nichts, denn die Alliierten hatten sich in Jalta darauf geeinigt, nach der deutschen Niederlage Osteuropa unter sowjetischen Einfluss zu stellen: Wie das Kriegsende 1945 im Baltikum empfunden wurde, Frankfurt
[29] Ib. 
[30] Ib. 
[31] Ib. 
[32] Ib. 
[33] Ib.; zu Dostojewskij, vergl. Kurs Nr. 550 Fjodor M. Dostojewskij I-II, Ib. 
[34] Ib. 
[35] Ib. 
[36] Ib. 
[37] Ib. 
[38] Ib. 
[39] Ib. 
[40] Ib. 
[41] Ib. 
[42] Ib. 
[43] Ib. 
[44] Ib. 
[45] Ib. 
[46] Ib. 
[47] Ib. 
 
 

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Letzte Bearbeitung:06.06.2025